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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2019

Was für eine Frau!

BECOMING
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Michelle Obama war mir schon immer sympathisch und stach für mich positiv aus der Masse der amerikanischen prominenten Frauen hervor. Eine Frau, die mitten im Leben steht, die Dinge anpackt und die scheinbar ...

Michelle Obama war mir schon immer sympathisch und stach für mich positiv aus der Masse der amerikanischen prominenten Frauen hervor. Eine Frau, die mitten im Leben steht, die Dinge anpackt und die scheinbar trotz ihrer Stellung als First Lady nahbar geblieben war… das war der Eindruck, den ich von ihr hatte, bevor ich ihre Biografie als Hörbuch gehört habe.
Das Schöne ist: auch nach dem Hören habe ich diesen Eindruck nicht revidieren müssen – ganz im Gegenteil. Ich bin beeindruckt von dem, was sie erreicht hat, wie sie mit Widrigkeiten und Schicksalsschlägen umgegangen ist und von ihrer zielstrebigen Art – denn als schwarze Frau hatte sie es weiß Gott nicht immer leicht.

Interessiert hat mich vor allem – da bin ich doch ein wenig „Gossip girl“ - das Leben und der Alltag im Weißen Haus (sofern man dort überhaupt einen Alltag haben kann). Davon erfährt man im letzten Drittel des Buches sehr viel und neben ihrer eigenen Autobiografie ist das Buch natürlich auch ein Stück weit eine Biografie ihres Mannes Barack. Und das aus einem Blickwinkel, so nah und privat, wie ihn nur die Ehefrau haben kann. Ich gebe zu, ich fand das sehr interessant. Wie Barack und sie mit Herausforderungen umgehen, wie sie politische Krisen gemeistert haben – aber auch wie sie sich als Paar fast verloren hätten oder Michelle wegen ihres unerfüllten Kinderwunsches Mitte der 1990er Jahre eine tiefe persönliche Krise durchmachen musste.

Als die Familie Obama nach 8 Jahren Regierungszeit das Weiße Haus räumen musste, weil eine Wiederwahl nach den Regeln in Amerika nicht möglich ist, fand ich das damals sehr schade. Jetzt weiß ich, dass es zwar für die Welt ein Segen gewesen wäre, die Obamas länger dort zu sehen – aber auch, dass es für die persönliche Situation dieser zwei Menschen sicher gut war, nach diesen 8 unglaublich anstrengenden Jahren ein Stück herunterfahren und sich regenerieren zu können.

Mich würde interessieren, ob sie das Buch tatsächlich allein geschrieben hat (was ich vermute) oder ob sie sich – wie das in prominenten Kreisen heute üblich ist – eines Co-Autors bedient hat. Sie erzählt sehr strukturiert und nachvollziehbar – so, dass es die breite Masse der Leute anspricht, aber ohne dabei in Plattitüden und Klischees abzudriften. Ich finde, es ist ihr sehr gut gelungen, die Menschen anzusprechen und auf die ihr wichtigen Probleme aufmerksam zu machen: Diskriminierung von Farbigen und Frauen, Frauenbildung weltweit, gesunde Ernährung etc. Und es ist ihr gelungen, dass ein nun ein „rundes“ Bild von einer wirklich beeindruckenden Frau habe, deren Lebens- und Schaffensweg ich auf jeden Fall weiterverfolgen werde.

Veröffentlicht am 06.01.2019

Der Titel ist wohl anders gemeint als man zunächst annimmt

Jahre aus Seide
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Ich hatte mir ja unter „Jahre aus Seide – das Schicksal einer Familie“ einen Roman vorgestellt, der in der Tradition der derzeit populären Unterhaltungsliteratur von einer Fabrikantendynastie oder ähnlichem ...

Ich hatte mir ja unter „Jahre aus Seide – das Schicksal einer Familie“ einen Roman vorgestellt, der in der Tradition der derzeit populären Unterhaltungsliteratur von einer Fabrikantendynastie oder ähnlichem erzählt. Insofern hatte ich den Titel wörtlich genommen und den Klappentext so interpretiert, dass er in dieses Schema passt. Nach dem Lesen muss ich nun sagen: ich habe das alles falsch gedeutet. Die tatsächliche Seide, die im Klappentext als Ruth’s große Faszination beschrieben wird, spielt im Buch eine kaum wahrnehmbare Rolle. Die „Jahre aus Seide“ sind wohl eher metaphorisch gemeint, da das scheinbare Lebensglück von Martha, Karl und ihren Töchtern Ruth und Ilse so zart und dünn wie Seide ist und schnell Schaden nehmen kann. Denn die Familie ist jüdischer Abstammung, auch wenn das Judentum nicht in strenger Form ausgelebt wird. Und das ist im Deutschland der 1930er Jahre ein Glück, das sehr schnell zerreißen kann. Insofern finde ich den Titel gut gewählt, auch wenn ich ihn missgedeutet habe.

Ich muss sagen – ich hatte vollkommen andere Erwartungen an den Inhalt des Romans und deshalb fällt es mir schwer, die tatsächliche Geschichte zu bewerten. Das Buch ist auf jeden Fall lesenswert, da es meiner Meinung nach den Alltag jüdischstämmiger Deutscher vor dem 2. Weltkrieg gut einfängt. Allerdings fand ich die erste Hälfte sehr langwierig (dem Grunde nach wird die ganze Zeit ein gutbürgerlicher Familienalltag beschrieben), während es dann im letzten Drittel des Buches plötzlich sehr turbulent wird. Im Klappentext wird von Ruth als Hauptfigur gesprochen, dennoch hatte ich das Gefühl, dass ihre Mutter Martha genauso die Protagonistin hätte sein können. Es gibt hier kein klares Gewicht, wer Hauptperson des Buches sein soll (dies kristallisiert sich bestimmt eher im zweiten und dritten Teil der Trilogie heraus).

Einige Passagen waren mir nicht recht nachvollziehbar, z. B. am Anfang, als Karl ewig überlegte, wie er dem Mechaniker Aretz helfen könne. Ich habe nach den beschriebenen Gegebenheiten sofort gedacht „mach ihn doch einfach zu deinem neuen Chauffeur“, aber bis dieser Geistesblitz im Buch dann tatsächlich kam, dauerte es gefühlt ewig… da hab ich mich gefragt, ob man mich für dumm verkaufen will. Es war wirklich auffällig, in welche Richtung es gehen soll und dann kommt ein erfolgreicher Geschäftsmann wie Karl nicht auf diese Idee? Hm…

In der zweiten Hälfte des Buches erfährt man so nebenher, dass es Martha psychisch so schlecht ging, dass sie eine Nervenheilanstalt aufsuchen musste – ein wirklicher Einschnitt ins Familienleben. Was wirklich dazu geführt hat, erschließt sich dem Leser aber nicht, denn vorher wurde Martha immer als zupackende, starke Frau und Mutter beschrieben, die ihren Haushalt im Griff hat und ihrem Mann eine Stütze ist. Ihre Zweifel oder Ängste werden lediglich zart angedeutet – hier wäre es für mich interessant gewesen, die Entwicklung in Marthas Persönlichkeit miterleben zu können. Leider ist das auf der Strecke geblieben.

Zwar habe ich den Alltag jüdischer Familien anhand dieses Romans gut nacherleben können, aber die Ungereimtheiten und Schwächen der Geschichte konnten das nicht ganz aufwiegen. Deshalb ist es für mich ein „ja, war okay“ –Buch mit einer Bewertung von 3 Sternen. Ob ich die weiteren Teile ebenfalls lesen werde, kann ich noch nicht sagen.

Veröffentlicht am 31.12.2018

Downton Abbey in Hinterpommern

Gut Greifenau - Abendglanz
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Ich merke gerade, dass die Überschrift meiner Rezension irgendwie abwertend verstanden werden könnte… aber nein, so ist sie auf keinen Fall gemeint, sondern durchweg positiv! Der Auftakt zu dieser neuen ...

Ich merke gerade, dass die Überschrift meiner Rezension irgendwie abwertend verstanden werden könnte… aber nein, so ist sie auf keinen Fall gemeint, sondern durchweg positiv! Der Auftakt zu dieser neuen Saga ist aus meiner Sicht sehr gut gelungen und hat mir an den Weihnachtsfeiertagen wunderbare Lesestunden beschert! Es ist einfach eine runde Sache und Freunde solcher historischen Geschichten werden mit Sicherheit ihre Freude an diesem Buch (und wahrscheinlich der ganzen Reihe) haben!

Wie bei Downton Abbey geht es hier nicht nur um die Schicksale der adeligen Gutsherren, sondern auch die der Angestellten. Während Konstantin, der älteste Sohn des Gutsbesitzers, sich in die reformbegeisterte Dorflehrerin verliebt, versucht Kutscher Albert das Rätsel um seine Herkunft zu lösen. Auch die Nebenfiguren sind mit Liebe und historischen Details gezeichnet und es macht einfach Spaß, mit ihnen die interessante Zeit vor dem 1. Weltkrieg zu erleben.

Das Manko an diesem Buch aus meiner Sicht: das Ende ist in sich nicht abgeschlossen und abrupt. Es ist, als hätte die Autorin willkürlich an irgendeiner Stelle den Stift fallen lassen. Natürlich weiß man, dass es im nächsten Band („Nachtfeuer“) nahtlos weitergehen wird. Aber für mich zeigt sich schriftstellerisches Können auch darin, dass man entweder einen wirklich guten Cliffhanger hinbekommt oder aber ein in sich geschlossenes Ende, das dennoch Lust auf mehr macht. Dieses Ende war für mich leider weder Fisch noch Fleisch.

Das ist aber auch schon alles, was ich an dem Buch kritisieren kann. Band zwei liegt schon bereit und ich freu mich drauf!

Veröffentlicht am 31.12.2018

Die „kings of cliffhanger“ haben wieder zugeschlagen!

Die Opfer, die man bringt
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Bei den Krimis von Hjorth & Rosenfeldt freue ich mich regelmäßig nicht nur darauf, die Lösung eines verzwickten Falls präsentiert zu bekommen, sondern kann mich auch darauf verlassen, dass es einen spektakulären ...

Bei den Krimis von Hjorth & Rosenfeldt freue ich mich regelmäßig nicht nur darauf, die Lösung eines verzwickten Falls präsentiert zu bekommen, sondern kann mich auch darauf verlassen, dass es einen spektakulären Cliffhanger geben wird, der mich dem nächsten Band entgegenfiebern lässt. Und auch diesmal haben mich die beiden Skandinavier nicht enttäuscht! Beim Ende des letzten Teils dachte ich, noch außergewöhnlicher geht es kaum – und wurde eines Besseren belehrt. Ich frag mich, wo die zwei Schriftsteller bloß die Ideen hernehmen, um sich immer wieder selbst zu übertreffen!? So langsam kommt die Reihe von den Ideen her an meine heißgeliebte und von Kritikerlob überschüttete Sherlock-Reihe der BBC heran

Der Nachteil einer solchen Entwicklung: bald lassen sich die Bücher wahrscheinlich nicht mehr außerhalb der Reihe lesen. Wer als Unbedarfter zu diesem oder einem der nächsten Romane greift, wird es wahrscheinlich schwer haben. Zu viele Entwicklungen innerhalb des Teams sind nachzuvollziehen, zu viele Wendungen hat man als Fan dieser Romane in den Vorgängerbänden schon miterlebt – es wird langsam einfach zu komplex, um es einem unbeleckten Leser noch verständlich machen zu können. Obwohl ich sagen muss, dass man in diesem Buch schon versucht hat, alle bisherigen (wichtigen) Ereignisse noch einmal kurz einzustreuen und zu erläutern. Das hilft einem selbst dann, wenn man die Vorgängerbücher kennt, denn man kann sich einfach nicht über Jahre detailliert die Vorgänge merken.

Die Bücher und speziell auch dieser Roman werden immer mehr von den zwischenmenschlichen Entwicklungen im Ermittlerteam beherrscht. Diese nehmen mindestens so viel Raum ein wie der Fall an sich. Ich als Fan der Reihe finde das super, andere mögen das anders sehen. Und so gibt es diesmal am Schluss wieder einen bzw. sogar zwei Cliffhanger, einen in Bezug auf Sebastian (Hammer!) und einen in Bezug auf ein anderes Teammitglied (wo soll das nur hinführen???). Ich kann es jedenfalls WIEDER kaum erwarten, dass der nächste Hjorth&Rosenfeldt erscheint – und ich hoffe sehr, dass es nicht wieder so lange dauert wie bis zu diesem Buch!


Veröffentlicht am 26.12.2018

Niedliche weihnachtliche Geschichte

Die Liebe kommt auf Samtpfoten
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Dieses Buch hat mich in der Vorweihnachtszeit gut unterhalten. Es hat alles, was ein Unterhaltungsroman braucht – eine Liebesgeschichte, ein paar Verwicklungen, ein bisschen Neuschnee und als i-Tüpfelchen ...

Dieses Buch hat mich in der Vorweihnachtszeit gut unterhalten. Es hat alles, was ein Unterhaltungsroman braucht – eine Liebesgeschichte, ein paar Verwicklungen, ein bisschen Neuschnee und als i-Tüpfelchen eine kleine, süße und offenbar sehr clevere Katze. Als Samtpfoten-Fan kam mir das Buch daher gerade recht für die Weihnachtszeit. Kaila ist der Star des Buches und konnte mich mit ihrer erhabenen, kätzischen Art auch wirklich überzeugen. Die aus ihrer Sicht geschriebenen Szenen sorgten immer wieder für ein Schmunzeln und in vielen Szenen konnte ich eigene Katzenerfahrungen wiederfinden.

Über fast die ganze Länge des Buches konnte mich die Geschichte wirklich überzeugen. Nur auf den letzten 20 Seiten hat es mich leider ein wenig enttäuscht – das Ende war mir irgendwie zu abrupt und zu dramatisch aufgezogen. Im Gegenzug konnte ich mir nicht vorstellen, dass die Protagonisten mit einer solchen persönlichen Katastrophe so locker umgehen, wie es am Ende des Romans geschildert wurde. Irgendwie kam mir das Ende deshalb nicht „rund“ vor und das ist auch der Grund für den Abzug eines Sterns.

Trotzdem halte ich diese süße Story für gute Unterhaltung zum Fest – deshalb 4 Sterne und eine Leseempfehlung.