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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2018

Psychologie eines Verbrechens

Die Rivalin
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Die Hauptrollen in diesem Thriller spielen zwei Frauen: Agatha, die in einem Supermarkt arbeitet und gerade so um die Runden kommt. Und Meg, die vermeintlich alles hat: einen erfolgreichen und gutaussehenden ...

Die Hauptrollen in diesem Thriller spielen zwei Frauen: Agatha, die in einem Supermarkt arbeitet und gerade so um die Runden kommt. Und Meg, die vermeintlich alles hat: einen erfolgreichen und gutaussehenden Mann, zwei süße Kinder und ein drittes unterwegs, und ein schönes Heim. Agatha, die ebenfalls einen Babybauch vor sich herträgt, versucht sich mit der netten Mit-Schwangeren anzufreunden. Die unterschiedlichen Lebenssituationen sind dabei kein Hindernis. Man könnte also meinen, da haben sich zwei gesucht und gefunden – wie es so vielen werdenden Müttern im Yoga- oder Geburtsvorbereitungskurs geht.

Aber dann wird offenbar, was man nicht für möglich hält und Robotham fühlt sich gut in den komplexen Charakter von Agatha ein. Als Leser war ich hin- und hergerissen zwischen Mitgefühl, Mitleid, Gerechtigkeitsempfinden und fassungslosem Kopfschütteln. Ich hatte recht schnell eine Vermutung, was hier eigentlich im Gange ist und lag damit auch richtig. Das Interessante ist, welche Motive dahinterstecken bzw. welche persönliche Vergangenheit dazu führt. Es geht in diesem Buch wohl weniger darum, ein Verbrechen zu beschreiben als darum, es zu begründen. Das hat Robotham aus meiner Sicht gut hinbekommen.

Im ersten Drittel wusste ich noch nicht so recht, wo das Buch hinwill, aber nach einer gewissen „Einlesezeit“ wurde es wirklich spannend. Den Schreibstil des Autors mag ich ohnehin – er erzählt nicht zu detailreich, aber trotzdem gut nachvollziehbar. Keine Schachtelsätze, aber auch keine abgehackten Bruchstücke.

Für mich ein guter Thriller, trotzdem bin ich von seiner Reihe um Joe O’Loughlin und Vincent Ruiz noch etwas mehr angetan als von diesem Buch hier.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Ein dunkles Geheimnis wird gelüftet

Die Frauen am Fluss
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Kennen Sie das Gefühl, wenn man alles klar vor sich sieht und dann durch ein winziges Detail ein Sachverhalt in ein komplett neues Licht gerückt wird? Mit einem solchen Überraschungsmoment arbeitet Katherine ...

Kennen Sie das Gefühl, wenn man alles klar vor sich sieht und dann durch ein winziges Detail ein Sachverhalt in ein komplett neues Licht gerückt wird? Mit einem solchen Überraschungsmoment arbeitet Katherine Webb in ihrem neuen Roman „Die Frauen am Fluss“. Das ist ein cleverer Schachzug, der dem Buch eine neue Dimension verleiht und es zum Ende hin richtig spannend macht.

Leider stehen die ersten zwei Drittel des Buches im Gegensatz zu diesem interessanten Ende. Da hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte nicht so richtig in Fahrt kommt. Besonders auf den ersten 50 Seiten hatte ich mit den vielen Personen und Namen zu kämpfen, während erstmal (und auch auf vielen weiteren Seiten) noch nicht viel passierte… deshalb bin ich ein wenig zwiegespalten, was meine Meinung zu diesem Roman angeht. Einige Vor-Rezensenten haben geschrieben, man solle trotz einiger Längen dran bleiben, da es sich lohnt. Dem stimme ich zu. Aber es hat schon echt lange gedauert, bis ich wirklich mitgerissen war von der Geschichte.

Und damit unterscheidet sich das Buch auch von Webbs vorherigen Roman „Das Versprechen der Wüste“, der mich von Anfang an mitgenommen hat. Im Vergleich dazu war es für mich einfach ein großer Unterschied, weshalb ich mich diesmal für „nur“ 3 Sterne entschieden habe.

Veröffentlicht am 25.06.2018

Wunderbar erzählter Roman über eine besondere Freundschaft

Ein Pfundskerl namens George
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Colin Campbells Buch über seine Freundschaft zu George, dem riesigen Neufundländer, besticht für mich vor allem durch seine schöne Erzählweise. Colin klingt sehr ehrlich in diesem Buch und scheut sich ...

Colin Campbells Buch über seine Freundschaft zu George, dem riesigen Neufundländer, besticht für mich vor allem durch seine schöne Erzählweise. Colin klingt sehr ehrlich in diesem Buch und scheut sich auch nicht zuzugeben, dass ihn die Trennung von seiner Frau so sehr aus der Bahn geworfen hat, dass er professionelle psychologische Betreuung in Anspruch nehmen musste. Um die Leere in Haus und Herz zu kompensieren, rät ihm ein Freund zu einem Hund. Colin versucht es – und schenkt einem Hund aus schwierigen Verhältnissen eine zweite Chance auf Liebe. Nach einem holprigen Start lernt er, dass die Liebe, die er dem Tier gibt, hundertfach zu ihm zurückkommt, denn George wird zu seinem treuen Gefährten.

Es ist einfach toll zu lesen, wie Colin durch die Aufgabe, George ein Heim zu bieten und ihn zu erziehen, wieder aus seiner Lebenskrise herausfindet. Und es ist noch toller zu lesen, wie George von einem verängstigten Nervenbündel zu einem fröhlichen und unbeschwerten Tier wird, das sich in seiner Haut und seiner Umgebung rundum wohl fühlt. Dass die beiden am Schluss sogar zusammen surfen gehen und an einem Spaß-Surf-Wettbewerb für Hunde teilnehmen, ist noch das i-Tüpfelchen dieses Buches.

Von solchen Geschichten darf es ruhig mehr geben!

Veröffentlicht am 18.06.2018

Ein weiterer Nordseeroman – entspannte Urlaubslektüre, bietet aber kaum Neues

Mein wunderbarer Buchladen am Inselweg
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Der Roman ist die richtige Urlaubslektüre für Nordseereisende. Schauplatz der Handlung ist – weitestgehend – die ostfriesische Insel Spiekeroog. Auf diese Insel verschlägt es die Journalistin Frieke durch ...

Der Roman ist die richtige Urlaubslektüre für Nordseereisende. Schauplatz der Handlung ist – weitestgehend – die ostfriesische Insel Spiekeroog. Auf diese Insel verschlägt es die Journalistin Frieke durch einen Auftrag der Zeitschrift, für die sie arbeitet. Sie kommt in einer Ferienwohnung unter, die im gleichen Haus ist wie die titelgebende Buchhandlung. Aber leider nimmt die Buchhandlung bei weitem nicht so viel Raum im Buch ein wie der Titel vermuten lässt. Ich, die hier eine etwas andere Geschichte erwartet hatte, war dadurch ein wenig enttäuscht. Der Titel spricht von „Meine Buchhandlung“, daher hätte ich gedacht, dass es darum geht wie Frieke in die Arbeit in der Buchhandlung hineinrutscht. Dies ist aber im Buch nur eine kleine Nebenhandlung, denn die Buchhandlung wird – bis kurz vor Ende der Geschichte – von einem älteren Ehepaar betrieben. Dem Laden kommt damit leider nicht die Bedeutung zu, die im Titel suggeriert wird.

Ab und zu habe ich in dem Buch auch Logikfehler gefunden, z. B. als Friekes Vater zu ihr sagt „Und darum bist du hier. Wegen dem Buchhändler.“ Dabei ist offensichtlich, dass um den Ornithologen geht. Es müsste also heißen „Wegen dem Vogelkundler“ bzw. eigentlich sogar „wegen des...“ (kommt nicht nach „wegen“ der 2. Fall?). Oder der Satz „...den beißend kalten Wind, der den Regen fast senkrecht vor sich hertrieb.“ Dann kann der Wind so dolle nicht sein, denn sonst würde er den Regen fast waagerecht vor sich hertreiben... Solche Dinge sind mir öfters aufgefallen und ich bin der Meinung, sowas sollte mit einem guten Lektorat nicht passieren. Wurde hier vielleicht husch, husch noch schnell ein Buch vorm Beginn der Sommersaison fertig gestellt? Ich bin an dieser Stelle vielleicht zu kritisch, aber mir ist es halt aufgefallen, und ich habe beim Lesen gestockt, die Sätze jeweils mehrfach gelesen, und das hat dann den Lesefluss schon gestört – eben weil es nicht nur einmal vorkam.

Die Geschichte an sich ist für mich recht vorhersehbar gewesen und wurde leider kaum durch frische Ideen aufgepeppt. Es ist aus meiner Sicht ein nettes Buch für den Urlaub oder zum Entspannen, wenn man sich ein wenig „berieseln“ lassen möchte, und es werden sicherlich viele Leute ihre Freude daran haben, wenn sie es mit diesem Hintergrund lesen. Da ich aber schon sehr viele ähnliche Geschichten gelesen habe und sich das Buch nicht davon abheben kann, kann ich nicht mehr als 3 Sterne dafür vergeben.

Veröffentlicht am 14.06.2018

Wenn’s um die Wurst geht, versteht der Fickel keinen Spaß!

Grillwetter
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Ehrlich gesagt – wenn die berühmte Thüringer Rostbratwurst in Gefahr ist, würde ich auch unter Aufbietung aller Kräfte versuchen, das wohlschmeckende Kulturgut vor der Ausrottung zu retten Deshalb kann ...

Ehrlich gesagt – wenn die berühmte Thüringer Rostbratwurst in Gefahr ist, würde ich auch unter Aufbietung aller Kräfte versuchen, das wohlschmeckende Kulturgut vor der Ausrottung zu retten Deshalb kann ich es schon irgendwie verstehen, dass der träge Anwalt Fickel in seinem 4. Fall zur Hochform aufläuft und sogar seine neue Flamme ein ums andere Mal versetzt.

Hans-Henner Hess hat mal wieder einen humorvollen und zuweilen auch kuriosen Kriminalroman geschrieben, der – wie immer – von seinen drolligen Figuren und der zuweilen eingestreuten Ostalgie lebt, die man als Thüringer nun mal mitbringt. Ich als Sächsin kann den Nationalstolz schon verstehen, denn wo der Thüringer seine Wurscht verteidigt, würde ich für den Dresdner Christstollen oder meine heißgeliebte Eierschecke kämpfen Vielleicht kann der Herr Hess den Herrn Fickel demnächst ja mal ins Nachbarbundesland schicken? hüstel

Okay, zurück zum Buch: der Fickel rutscht mal wieder mehr oder weniger bewusst in eine Kriminalgeschichte hinein und es ist eine Wonne, ihn bei seinen Ermittlungen zu begleiten. Er wirkt ständig leicht überfordert, aber trotzdem irgendwie sympathisch. Eine große Rolle nimmt diesmal auch seine Exfrau, die (mittlerweile) Leitende Oberstaatsanwältin Gundelwein, ein. Ihre Midlife Crisis ist fast genauso amüsant wie das Herumgestochere vom Fickel im undurchsichtigen Insolvenzrecht.

Also, kurz gesagt: einfach lesen!