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Veröffentlicht am 20.01.2021

Tiefgründig und außergewöhnlich

Erinnerungen aus Glas
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Die Handlung beginnt in den Niederlanden um das Jahr 1942. Josie, ihr Bruder Samuel und Freund Klaas lernen das jüdische Mädchen Eliese kennen. Als der Nationalsozialismus in Holland die Oberhand ergreift, ...

Die Handlung beginnt in den Niederlanden um das Jahr 1942. Josie, ihr Bruder Samuel und Freund Klaas lernen das jüdische Mädchen Eliese kennen. Als der Nationalsozialismus in Holland die Oberhand ergreift, reist Eliese nach England aus und heiratet den amerikanischen Geschäftsmann William Kingston. Schon bald erwartet sie ein Kind von ihm.

Samuel arbeitet in einer Bank und ist heimlich im Untergrund für den Widerstand tätig. Auch seine Schwester Josie engagiert sich als Botin, während sie offiziell ihren Dienst in der Kinderkrippe leistet, die einem Theater gegenüber liegt, das nun aber für den Aufenthalt der jüdischen Mitbürger bis zu ihrer Deportation herhalten muss.
Eliese, die zwischenzeitlich nach Amsterdam zurückgekehrt ist, muss die jüdische Bevölkerung in diesem umgebauten Theater vor deren Deportation registrieren. Josie und Eliese kommen auf die Idee wenigstens einige der jüdischen Kinder vor der ungewissen Zukunft zu retten. Unter größter Geheimhaltung und einigen wohlwollenden Familien und mutigen Menschen die sich unter Lebensgefahr bereit erklärten die Kinder kurzfristig aufzunehmen und auch bei deren Weitertransport in die Sicherheit zu
helfen, gelingt ihnen die Rettung von einigen hundert Kindern.

Ein zweiter Erzählstrang des Romans setzt mehr als 75 Jahre später in Amerika damit ein, dass die Geschichte von Ava Drake erzählt wird, die für die Kingston Stiftung nach Uganda fliegt um die Bishara-Kaffeeplantage zu besuchen. Dort lernt sie Landon und später in Amerika deren Großmutter kennen, die nun schon 94 Jahre ist und als junge Frau an der Rettung der Kinder in Amsterdam beteiligt war. Der atemberaubende Zusammenhang beider Erzählstränge ist ein ganz besonderes und berührendes Erlebnis, das ich auf keinen Fall auch nur andeuten möchte.
Nur so viel sei gesagt: Melanie Dobson hat mit dem Roman "Erinnerungen aus Glas" eine emotional herzergreifende Geschichte erzählt, die mehr als nur lesenswert ist. Was die Story ganz besonders macht ist die Tatsache, dass diese auf eine reale Geschichte zurückgeht, was das Gelesene um so schwerer und berührender macht. Die sehr schöne, einfühlsame Sprache billiert durch ihre eindrucksvoll plastische und im besten Sinne bildgewaltige Erzählung, deren Story von bemerkenswert herausgearbeiteten und lebensecht agierenden Charakteren getragen wird.
Obschon die grausamen Taten der Nazis und deren finanzielle Unterstützung durch Industrielle größtenteils bekannt ist, kommen auch hier für mich recht überraschende neue Aspekte hinzu. So wusste ich nicht, dass die Nazis auch durch amerikanische Geschäftsmänner großzügig unterstützt wurden.

Die besonders wertvollen Themen des Roman zeigen auf beeindruckende Weise was Vergebung, Nächstenliebe und herausragende Hilfsbereitschaft, die bis zur Selbstaufgabe geht, durch beherzte Menschen auch in schlimmsten Zeiten bewirken kann.
Der Roman weist so viele sympathische Protagonisten auf, dass es schwerfällt echte Lieblingscharaktere zu benennen. Mein Herz eroberten sofort, die mutige Josie, aber auch Mrs. West und natürlich Landon sowie Ava, ganz selbstverständlich wuchs mir auch das afrikanische Mädchen Faith sofort an's Herz.
Dieser historische Roman ist, schon aufgrund seiner Authentizität, außergewöhnlich und sehr lesenswert. Bestimmt ist seine Lektüre schon durch den realen Hintergrund keine leichte Kost. Doch erfährt der Leser auch von Menschen die füreinander kämpfen und ihr Leben für das Gute riskieren. Sieht man nicht gerade in ihren beherzten, selbstlosen Taten unter Lebensgefahr, den Beweis für die mutspendende Existenz Gottes und den Segen den er uns durch sie und ihre kühnen Taten zuteil werden lässt?

Einen herzlichen Dank an Francke Verlag für das hervorragende Buch und Vorablesen.de.

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Veröffentlicht am 19.01.2021

Wölfe in der Stadt?

Die Wölfe vor den Toren
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Im sechsten Teil der Romanserie "Die Wölfe vor den Toren" von Astrid Fritz muss Serafina wieder einen recht kniffligen Fall lösen.
Die Handlung setzt im bitter kalten Februar des Jahres 1418 ein. Der ungewöhnlich ...

Im sechsten Teil der Romanserie "Die Wölfe vor den Toren" von Astrid Fritz muss Serafina wieder einen recht kniffligen Fall lösen.
Die Handlung setzt im bitter kalten Februar des Jahres 1418 ein. Der ungewöhnlich starke Winter lässt die Menschen leiden. Die ausgehungerten Wölfe heulen nachts und reißen schon bald die ersten Schafe, schließlich fällt diesen Raubtieren auch der erste Mensch zum Opfer: Der kleine Badersohn Jörgelin. Der Schock in der Gemeinde ist gewaltig. Schon bald kommt unter den Bewohnern der Siedlung die Meinung auf, dass dieses Verbrechen nur von einem Werwolf begangen werden konnte. Bald darauf
wird auch die junge Heilerin Mia getötet. Doch auch sie ist nicht das letzte Opfer. Sind wirklich nur die Wölfe an all diesen Todesfällen schuld?

Mit viel Spürsinn und Einfühlungsvermögen fragt Serafina die Leute aus, stellt Vermutungen an und verfolgt eisern ihre Spur. Ihr Mann Achatz ist sehr klug und lässt sich allzuschnell von Serafina dazu verleiten ebenfalls diesem Fall auf den Grund gehen zu wollen. Der Aberglaube der Siedler lenkt den Verdacht jedoch auf die falschen Menschen.

Astrid Fritz begeistert mit jedem einzelnen Teil dieser bemerkenswerten Serafina - Serie. Ich lese die historischen Romane der Autorin sehr gerne. Ihr markanter, schwungvoller Schreibstil garantiert eine mühelose und sehr unterhaltsame Lektüre. Die von ihr geschaffenen Charaktere wirken lebendig und tragen die Story in bester Weise, es fällt einem leicht mit ihnen zu fühlen, rätseln, hoffen und zu trauern. Die spannenden Einblicke in das mittelalterliche Leben werden durch atemberaubende Kulissen zu einem vollendeten, eindrucksvollen Gesamtwerk abgerundet.
Besonders schön und hilfreich empfand ich das Personenregister am Anfang des Romans, welches das Lesen sehr erleichtert.
Ich freue mich schon heute auf den kommenden Teil mit der pfiffigen Serafina.
Einen herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für den sehr gelungenen und spannenden Roman.

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Veröffentlicht am 15.01.2021

Die Trauerverarbeitung ist notwendig

Der Tag, an dem die Zeit stillstand
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Der sehr berührende Roman "Der Tag, an dem die Zeit still stand " von Katie Ganshert bereitete mir ein nachhaltig schönes Leseerlebnis.
Die junge Frau Autumn Manning ist die einzige Überlebende eines Anschlags ...

Der sehr berührende Roman "Der Tag, an dem die Zeit still stand " von Katie Ganshert bereitete mir ein nachhaltig schönes Leseerlebnis.
Die junge Frau Autumn Manning ist die einzige Überlebende eines Anschlags auf die Chicagoer Hochbahn.
Einundzwanzig Menschen wurden durch dieses abscheuliche Verbrechen in den Tod gerissen.

Autumn wird von starken Schuldgefühlen heimgesucht. Noch ein Jahr nach diesem Albtraum wird sie immer noch nicht mit der Frage fertig, 'warum ausgereichet sie überlebte', während die vielen anderen Menschen sterben mussten.
Eines Tages erhält sie einen Brief von der zwölfjährigen Reese Elliott, die ihre Mutter Vivian bei dem Anschlag verlor. Reese bittet Autumn ein Erinnerungsvideo von ihrer Mutter anzufertigen. Seltsam ist dabei, dass Paul, der Vater von Reese, strikt gegen ein solches Video ist. Paul, der beruflich als Ehetherapeut arbeitet, hat Gründe dafür, die er nicht preis geben will.
Autumn entschließt sich jedoch gemeinsam mit Reese auf Spurensuche zu gehen und stößt schließlich auf ein Geheimnis. Wird die Wahrheit, Pauls Existenz zerstören?

Autumn beginnt ihre Recherchearbeit damit, alle Angehörigen der Opfer aufzusuchen, um diese auf ihr Projekt "Erinnerungsvideo" aufmerksam zu machen. Es überrascht sie sehr, dass die Begeisterung bei allen Beteiligten groß ist, denn das Video stellt eine Möglichkeit dar, sich gemeinsam an die schöne Zeit mit den Verstorbenen zu erinnern. Durch die kurzen Interviews erhält Autumn Einblick in die unterschiedlichen Leben der Opfer.
Die Angehörigen merken recht schnell, dass es befreiend sein kann den Schmerz durch eine gemeinsame Erinnerung an die schönen Momente aufzuarbeiten. Auch Autumn verlor ihre Mutter schon in jungen Jahren und kann sich somit sehr gut in den Verlust der Hinterbliebenen einfühlen.

Der sehr gelungene Roman von Katie Ganshert vermittelt seine atemberaubende Story über eine geschickt ausgearbeitete, atmosphärisch dichte Erzählweise, die mit großer Tiefe und vielen Emotionen vollkommen überzeugt.
Die von der Autorin hervorragend für die jeweilige Rolle geschaffenen Charaktere transportieren die Botschaft des Romans direkt in die Herzen ihrer Leser.
Autumn ist ein nachdenklicher und herzlicher Mensch, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe. Reese versucht sich als junger Teenager ein Andenken an ihre geliebte Mutter zu konservieren. Die Angst des Vergessens treibt sie dazu an jede noch so kleine Möglichkeit wie einen Strohhalm zu ergreifen, nur um ja nicht das Andenken an ihre Mutter verblassen zu sehen.
Die sehr wertvollen tröstenden christlichen Botschaften ziehen sich, einem roten Band gleich, durch das ganze Buch hindurch und bieten dem Leser Denkanstöße und Hilfen für das eigene Leben an.

Der christlich ausgerichtete Roman bietet über seinen flüssigen, leicht lesbaren und mühelos verständlichen Stil eine ausgezeichnete
Unterhaltung. Die emotionalen Momente für die Hinterbliebenen haben mich sehr berührt, ohne aber zu schwer zu belasten, denn der Autorin gelang es sehr gut, dem Leser die in der Story nachvollziebare Hoffnung auf Gott und die damit verbundene Verarbeitung der schrecklichen Geschehnisse als beste Lösung miterleben zu lassen.
Diesen sehr wertvollen Roman kann ich daher nur sehr empfehlen.

Einen herzlichen Dank an Francke Buch für die Publikation dieses beeindruckenden Romans.

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Veröffentlicht am 12.01.2021

Die Entstehung der Douglas-Parfümerie

Die Douglas-Schwestern
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Der spannende Roman "Die Douglas - Schwestern " von Charlotte Jacobi beschreibt die ungewöhnlichen und risikoreichen Wege die zwei Schwestern gehen, um es in einer Männer dominierten Epoche zu wagen eine ...

Der spannende Roman "Die Douglas - Schwestern " von Charlotte Jacobi beschreibt die ungewöhnlichen und risikoreichen Wege die zwei Schwestern gehen, um es in einer Männer dominierten Epoche zu wagen eine eigene "Parfümerie Douglas" ins Leben zu rufen.

Maria und Anna Carstens versprechen sich schon in Kindertagen, dass sie einmal eine Parfümerie eröffnen würden. Seit Marie in jungen Jahren ein Parfüm geschenkt bekam, ist sie von diesem für sie überwältigenden Ereignis geradezu verzaubert. Ihr Vater und ihre Großmutter befürworten die Träume einer eigenen Parfümerie; einzig ihre Mutter ist davon gar nicht überzeugt.
Kaum erwachsen geworden, eröffnen Maria und Anna Carstens im Jahr 1910 in Hamburg doch ihre so lange erträumte Parfümerie, die ihre Kunden mit wunderschönen Flakons und betörenden Düften anlockt.

Die mit diesem Roman verbundene Zeitreise in die spannende Epoche mit all ihren sozialen Umbrüchen und Verschiebungen ist rund um gelungen.
Das Autorenduo entführt seine Leser nicht nur zu den Geschehnissen rund um die Weltausstellung in Paris, sondern lässt das Herz auch in einer Begegnung mit Coco Chanel, Helena Rubinstein, Gertrude Stein, und natürlich der russischen Zarenfamilie höher schlagen. Diese Persönlichkeiten, deren Vorlieben und ihr Leben garantiert ein zugleich interessantes, lehrreiches als auch faszinierendes Lesevergnügen.
Die fürchterlichen Einschnitte des ersten Weltkriegs, seine menschlichen Verluste aber auch finanziellen Tragödien lassen an so mancher Stelle die Tränen fließen.

In der Hörbuchfassung gestaltet die Stimme von Uta Simone das Hörbuch zu einem ganz besonderen Erlebnis und schenkte mir viele schöne Stunden ausgezeichneter Unterhaltung.
Ich kann jedem, der historisch sehr gut ausgearbeitete Romane schätzt dieses faszinierende Buch empfehlen.
Einen herzlichen Dank an Steinbach sprechende Bücher für dieses einmalig und hervorragend gelungene Hörbuch.

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Emma und Marlene behaupten sich als Krankenschwestern

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
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Der Roman "Kinderklinik Weißensee " von Antonia Blum ist ein mitreißender, sehr informativer Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite fasziniert.
Die Schwestern Marlene und Emma verlieren schon ...

Der Roman "Kinderklinik Weißensee " von Antonia Blum ist ein mitreißender, sehr informativer Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite fasziniert.
Die Schwestern Marlene und Emma verlieren schon in sehr jungen Jahren ihre liebe Mutter. Bedauerlicherweise werden sie in ein Weisenhaus überstellt, doch hält jemand seine schützende Hand über sie. Nur durch diese günstige Fügung werden Marlene und Emma als Elevinnen in der Kinderklinik Weißensee aufgenommen, wo sie zunächst ein Jahr Ausbildung zum Beruf der Krankenschwester erhalten sollen. Normalerweise kommen als Elevinnen nur "höhere Töchter" in Betracht. Schon recht bald erfährt die Oberin der Kinderklinik, dass Marlene und Emma Weisenkinder sind, wodurch es für beide deshalb nicht leicht ist, die Ausbildung zusammen mit den "höheren Töchtern" zu bestehen.

Emma ist eine zarte Seele. Zunächst ist sie daher ängstlich und schüchtern, doch als in die Kinderklinik der junge Fritz eingeliefert wird, wächst sie über sich hinaus und kämpft mit all ihrer Kraft für ihn und seine Gesundheit.
Marlene, die ältere der beiden Schwestern ist sehr wißbegierig, optimistisch und recht talentiert. Zu Beginn ihrer gemeinsamen Zeit in der Kinderklinik schützt sie Emma vor den Anfeindungen der anderen Schwestern. Später verliebt sie sich in Dr. Maximilian von Weilert, der sie in ihrem Traum unterstützt Medizin zu studieren. Die Mutter Maximilians sieht die Liebe zwischen ihrem Sohn und dem Waisenkind Marlene nicht gerne und unterbindet den Kontakt ihres Sohnes zu Marlene.
Auch mit Emma kommt es wegen einer Liebelei zur Entzweiung, bis Emma die Wahrheit über ihren Geliebten erkennt.
Der außergewöhniche Roman berührt seine Leser zu tiefst. Die vielen von der damaligen Gesellschaft aufgebauten Hürden und die damit verbundene Verachtung für die Schwestern, die von den Menschen nur deswegen mit Verachtung erniedrigt wurden, weil sie weder Vater noch Mutter hatten, ist aus heutiger Sicht einfach nur schrecklich. Es galt in der damaligen Zeit tatsächlich als Makel Waise zu sein. Die damit verbundenen emotional tief bewegenden Erlebnisse der beiden Schwestern berühren den Leser durch die sehr schöne Sprache und Erzählkunst der Autorin. Jede Seite habe ich daher mit Spannung und Hingabe gelesen: Ich hoffte,
bangte und freute mich mit den Schwestern mit. Die beeindruckende Story wird durch authentisch herausgearbeitete Charaktere vor hervorragend recherchierter historischer Kulisse in Szene gesetzt. Antonia Blum schrieb den Roman in Anlehnung an die tatsächlich existierende "Kinderklinik in Weißensee". Noch kann man die Überreste der bekannten Kinderklinik sehen.
Einen ganz besonders herzlichen Dank an Antonia Blum für den beeindruckenden und ausgezeichnet gut geschriebenen Roman, den ich mit ganzem Herzen und nachdrücklich empfehlen kann.

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