Profilbild von Ceciliasophie

Ceciliasophie

Lesejury Star
offline

Ceciliasophie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Ceciliasophie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.04.2022

Ein absolutes Wohlfühlbuch

Der vergessene Geschmack von Glück
0

„Der vergessen Geschmack von Glück“ ist ein absolutes Wohlfühlbuch und ich habe wirklich jede Minute, die ich dieses Buch gelesen habe, sehr genossen.

In erster Linie liegt dies daran, dass mit spürbarer ...

„Der vergessen Geschmack von Glück“ ist ein absolutes Wohlfühlbuch und ich habe wirklich jede Minute, die ich dieses Buch gelesen habe, sehr genossen.

In erster Linie liegt dies daran, dass mit spürbarer Hingabe und Detailverliebtheit über qualitative Lebensmittel, der Zubereitung und das Essen dieser geschrieben wurde. Ich liebes es zu kochen und ich liebe es zu essen. Meine Eltern sind beide begnadete Köche und mein Bruder machte die Leidenschaft unserer Familie zum Beruf, in dem er eine Ausbildung als Koch in der gehobenen Gastronomie absolvierte. Und das Niveau unserer familiären Küche wurde seitdem noch einmal mehr angehoben.
All die vielen sehr detailreichen Schilderungen der Zubereitung und der Komposition der Lebensmittel haben mich total begeistert. Ich könnte an dieser Stelle noch hunderte Zeilen darüber schreiben, wie gut ich die sehr authentischen Beschreibungen, wie es in einer Großküche zugehen kann, fand. Doch man könnte den Eindruck gewinnen, das Buch würde nur aus Passagen bestehen, in denen Essen zubereitet wird. Dabei liegt der Fokus der Geschichte natürlich nicht darauf, sondern auf den tollen Charakteren und ihrer Geschichte.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen Anna-Greta Olsson, einer fabelhaften Köchin und Besitzerin eines Hotels auf einer kleinen Insel in den Jahren 1911-1913, und dem jungen, von der Leidenschaft verlassenen Koch Leif Söderberg, der rund hundert Jahre später auf eben diese Insel gelangt.
Der Perspektivwechsel hat mir sehr gut gefallen, ich mochte sowohl den Erzählstrang rund um Anna-Greta und den von Leif sehr gerne. Wirklich passend wechselten die Perspektiven immer wieder, erzeugten dadurch viel Spannung und fütterten den Leser mit genau der richtigen Dosierung an neuen Informationen.
Die Nebencharaktere sind teilweise etwas farblos, aber auf den knapp 350 Seiten, die sich wirklich sehr schnell lesen lassen, fehlt etwas der Platz, um ihnen mehr Tiefe und Raum zu bieten. Wobei dies auch nicht beabsichtigt ist, sie sind kleine Instrumente für den Plot. Natürlich sind das alle Nebencharaktere in jedem Buch, es ist angenehmer, wenn man als Leser nicht einen solchen Eindruck bekommt, indem diesen Charakteren einfach ein wenig Entfaltungsmöglichkeiten geboten wird. Aber hier ist es eher passend, die Geschichte fokussiert sich einfach sehr auf einzelne Charaktere.
Ein paar Charaktere sind etwas klischeehaft beschrieben, es passt zur Geschichte und zur Handlung und stört nicht wirklich, aber an sich mag ich es weniger, wenn Charaktere sehr in schwarz und weiß gehalten sind.

Neben den kulinarischen Beschreibungen gefielen mir die über die Natur der kleinen schwedischen Insel besonders gut. Sehr atmosphärisch wurde über das Meer und die Fauna der Insel geschrieben. Generell mochte ich den Schreibstil sehr gerne.
Auch die Kapitelüberschriften, die immer bestimmte Phrasen des Kapitels waren, fand ich unterhaltsam. Eine echt schöne Art, Kapitel zu benennen. Nur die Kapitel von Anna-Greta Olsson waren anders beschrieben, jedoch auch anders nummeriert.

Das Buch ist als Fantasy eingeordnet, doch würde ich es nicht als solches bezeichnen. Es gab kleinere, fiktive Erscheinungen, die jedoch nicht das Buch dominierten. Vielmehr ist es ein Roman mit einer Ahnung von fiktiven Elementen.

Das Ende überrascht nicht wirklich. Große Plottwists gibt es nicht, es ist eigentlich schon zu Beginn der Lektüre klar, wie das Buch enden wird. Aber das fand ich total ok, eigentlich sogar recht schön. Es ist ein „feel good“-Buch, das mich aus der Hektik des Alltags riss und das ich in den ruhigen Minuten des Tages genießen konnte.

Ich bin sehr angetan von dem Buch, auch wenn es einzelne kleine Schwachstellen hat. Aber über diese kann ich sehr gut hinwegsehen, schließlich hat mich der Rest des Buches einfach begeistern können. Wer auf der Suche nach einem tollen Buch zum Abschalten ist und etwas Leidenschaft für gutes Essen hat, dem kann ich das Buch wärmstens empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2022

Tolle Basis für Neueinsteiger:innen in die Welt der Finanzen

Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest
0

Von Finanzfluss bin ich bereits seit etlichen Jahren ein großer Fan. Die Videos von Thomas Kehl haben mir schon viele Themen der Finanzwelt nähergebracht und auch der gleichnamige Podcast läuft bei mir ...

Von Finanzfluss bin ich bereits seit etlichen Jahren ein großer Fan. Die Videos von Thomas Kehl haben mir schon viele Themen der Finanzwelt nähergebracht und auch der gleichnamige Podcast läuft bei mir immer mal wieder sporadisch.
Generell bin ich sehr interessiert an meinen Finanzen und kümmere mich seit ein paar Jahren sehr aktiv um mein Portfolio. Eben auch dank der hilfreichen Informationsbasis, die ich mir unteranderem durch Finanzfluss geschaffen habe.
Auf die Umsetzung des Themas in Form eines Buches war ich sehr gespannt.

Im Allgemeinen ist das Buch sehr geeignet für Neueinsteiger:innen und Personen, die sich bisher noch nicht tiefergehend mit der Welt der Aktien, Geldanlage und Finanzen auseinandergesetzt haben.
Verständlich und sehr vereinfacht werden dem Leser oder der Leserin alle wichtigen Aspekte nähergebracht, die ihm dabei helfen werden, sich in der Finanzwelt besser zurechtzufinden.
Beginnend mit den Basics, was es eigentlich für Geldanlagen gibt, hin zu ETFs zielt das Buch darauf ab, dem Leser oder der Leserin das Wissen an die Hand zu geben, um sich mit seiner oder ihrer eigenen finanziellen Situation auseinanderzusetzen.
Thomas Kehl ruft nicht fordernd, aber bestimmt dazu auf, mit dem Investieren zu beginnen. In welcher Form auch immer. Immer wieder wird durch Rechenbeispiele aufgezeigt, wie viel Unterscheid es beim Endvermögen ausmacht, ab wann man beginnt zu investieren, mit welcher Sparquote und welche Auswirkungen ein Sparbooster haben können.
Doch es geht nicht immer nur um die aktive Besparung von Geldanlagen wie zum Beispiel Aktien. Thomas Kehl ruft auch zu einer gewissen Mündigkeit auf. Dazu, sich selber mit den eigenen Finanzen auseinanderzusetzen, ein Haushaltsbuch zu führen, um die eigene finanzielle Situation besser einschätzen zu können. Er erklärt, was für Versicherungen wir auf jeden Fall haben sollten und auf welche man (rein finanziell betrachtet) eventuell verzichten kann. Immer erklärend, aber niemals belehrend.
Für Personen, die bereits Erfahrungen auf dem Gebiet haben, wird das Buch zu wenig tiefgreifend sein. Dennoch schadet es auf keinen Fall, einfach mal das Buch aufzuschlagen und eventuell das ein oder andere Thema nochmal nachzulesen.
Für Einsteiger:innen bietet der Inhalt eine perfekte Ausgangslage, um sich aktiv mit Finanzen auseinanderzusetzen.

Empfehlen kann ich alle Lernkanäle von Finanzfluss. Ob man sich nun für die Videos, den Podcast, das Buch oder eben eine Verbindung aus den drei verschiedenen Typen entscheidet, hängt sehr von den persönlichen Vorlieben ab. Ich mag die Mischung wirklich gerne und finde es toll, das Buch nun immer gleich griffbereit zu haben, um etwas nachzulesen. Ich lerne am besten, wenn ich etwas darüber lesen kann, um mir gleich Notizen neben dem Text zu machen, etwas zu highlighten oder kleine Page Marker an wichtigen Stellen anzukleben. Normaler Weise würde ich niemals in einem Buch, das ich nicht zum Lernen für die Uni gekauft habe, mit Stiften arbeiten, aber hier habe ich mir wirklich viele Dinge angestrichen und markiert, zum Beispiel, wie sich die Sparrate am besten errechnen lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.04.2022

Mehr als nur eine toll recherchierte Sage!

Schildmaid
0

Mit nordischer Mythologie habe ich bisher wenige Berührungspunkte gehabt. Aufgewachsen bin ich mit den griechischen und römischen Sagen (den von Peter Kaempfe sensationell vertonten geschrieben von Dimiter ...

Mit nordischer Mythologie habe ich bisher wenige Berührungspunkte gehabt. Aufgewachsen bin ich mit den griechischen und römischen Sagen (den von Peter Kaempfe sensationell vertonten geschrieben von Dimiter Inkiow) und denen blieb ich weiter befeuert durch Latein und Alt-Griechisch auf dem Gymnasium bis heute treu. Einzig die Erzählung der nordischen Mythen und Sagen von Neil Gaiman brachten mir diese etwas näher.
Und ich muss gestehen, dass ich trotz reichlicher Bemühungen immer noch zu schnell und zu einfach in Schubladen-Denken verfalle. Nordische Sagen hatten für mich bisher einen eher negativen Beigeschmack, sie wirkten mir zu rau, teils zu brutal. Bestärkt wurde ich in meiner eigenen beschränkten Sichtweise dadurch, dass diese Mythologie immer wieder durch rechte Ideologien missbraucht und instrumentalisiert wird.

Aber wenn sich ein Autorenduo wie die Vögte an ein Buch setzt, dann weiß ich inzwischen aus Erfahrung, dass ich eine Geschichte geliefert bekomme, die voller fantastischer Elemente die Leser:innen in ihren Bann zieht, gesellschaftskritisch ohne mit dem Finger erhoben auf Missstände hinweist, mit Vorurteilen aufräumt und dabei dann auch noch eine absolut fesselnde Lesezeit bietet.

„Schildmaid“ ist eine Sage, angelehnt an die Sagen der nordischen Mythologie und nimmt Leser:innen gleich sehr atmosphärisch in Empfang. Der Schreibstil ist ganz anders, als ich ihn erwartet habe und anders als ich ihn so kenne. Stilistisch wirkt er vor allem durch die allwissende Erzählperspektive und den kurzen Beschreibungen weniger wichtiger Charaktere wie eine Geschichte, die schon wiederholte Male erzählt wurde. Wie eine Nacherzählung oder Sage, also sehr passend und wunderbar geschrieben. Ich mochte den Schreibstil sehr!
Die kurzen Kapitel, die mal ein paar Seiten, oft aber auch nur ein paar Absätze lang sind, sind wohl typisch für die nordischen Sagen und ich finde es wirklich toll, wie viel Zeit spürbar in die Recherche geflossen ist. Das ist noch an weiteren Stellen im Buch und um das Buch herum zu merken.
Zum Beispiel gibt es keine Karte, obwohl diese bei dem Abenteuer der Schildmaid manchmal ganz nett gewesen wäre. Aber das Autorenduo hat sich dagegen entschieden, da es unter anderem im Viking Age keine Karten gab. Ein weiterer, kleiner Detailpunkt, der zur tollen Atmosphäre beiträgt! An dieser Stelle seien einmal die Social Media Kanäle und die Website empfohlen, auf denen sich wirklich viele weitere Hintergrundinformationen zum Buch finden lassen. Unter anderem auch,

Und nun habe ich, sehr ungewöhnlich für mich, abschweifend viel über das Buch geschrieben und sehr wenig über die Charaktere und den Inhalt. Aber bei manchen Bücher muss in einer Rezension etwas weiter ausgeholt werden, damit all die tollen Punkte Erwähnung finden.
Es wimmelt in diesem Buch nur so von interessanten und facettenreichen Charakteren. Nicht alle können natürlich mit derselben Akribie beschrieben werden, schließlich befinden sich fast 20 Personen auf der Schildmaid. Aber ausgewählte Frauen und ihr Schicksal werden tiefergehend beschrieben.
Allen voran natürlich Eyvor, die Erbauerin des Schiffes. Oder Dineke, eine Navigatorin.
In vielen Frauen habe ich mich wiedergefunden, andere waren mir fremd. Aber fasziniert war ich immer. Und neugierig auf mehr!
Denn Judith und Christian Vogt schaffen es auf wirklich spielerische Art und Weise Themen in ihre Geschichten einfließen zu lassen, die vielleicht unwichtig erscheinen, aber einen echten Impact darstellen. Ich hätte ein Buch lesen können, in dem sich eine Gruppe von Frauen aufmacht, um ihr Schicksal selber in die Hand zu nehmen und dabei Irrungen und Wirrungen, Gefahren und göttlichen Einmischungen begegnen müssen.
Aber die Schildmaid ist eben ein Ort, an dem gesellschaftliche Themen, die sonst wenig Beachtung finden oder in den Hintergrund gedrängt werden, endlich einen Platz finden.
Und so habe ich ein Buch gelesen, in dem Themen wie Transsexualität, Identitätsfindung, Selbstbestimmung und Inklusion.
Und was eine Familie zu einer Familie macht, welche Familienbilder es gibt, welche es geben sollte, was Mutterschaft sein kann.
Wie wichtig es ist, immer weiter zu lernen und anderen zuzuhören. Ob mit der Stimme und Ohren, oder mit den Händen und Gebärden.
Und was für eine furchtbare Tragödie eine Krankheit wie Endometriose sein kann.
Ich kann es noch immer nicht glauben, dass all dies plus natürlich die eigentliche Handlung auf gerade einmal knapp 400 Seiten gepasst hat und ziehe meinen imaginären Hut vor den Vögten.

Mein Text wird diesem Buch nicht gerecht. Also bleibt mir an dieser Stelle nur noch eines: Lest dieses Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.04.2022

zu viele kleinere Schwachstellen, ein No Go, aber tolle Nebencharaktere

Summer of Hearts and Souls
0

Ich durfte „Summer of Hearts & Souls” im Zuge eines Lesewochenendes bei lovelybooks frühzeitig lesen und bin dafür sehr dankbar.

Colleen Hoover ist eine der wenigen Autor:innen, die selbst mir die Tränen ...

Ich durfte „Summer of Hearts & Souls” im Zuge eines Lesewochenendes bei lovelybooks frühzeitig lesen und bin dafür sehr dankbar.

Colleen Hoover ist eine der wenigen Autor:innen, die selbst mir die Tränen mal in die Augen treiben und Herzschmerz pur fühlen lassen. Ich gehe immer ganz unvorbereitet an ihre Bücher ran, also lese mir weder Rezensionen noch den Klappentext der Bücher durch. Es gibt ohnehin immer mindestens einen Plottwist, der den Charakteren und mir als Leserin den Boden unter den Füßen wegzieht und ich liebe es, wenn ich den Plottwist nicht schon durch zu viele Informationen vorab habe kommen sehen.

Ganz unvorbereitet stolperte ich also in die Geschichte rund um Beyah und die hat es wirklich in sich.
Aufgewachsen in einem Trailer Park mit einer drogensüchtigen Mutter führt Beyah kein einfaches Leben. Nach einem tragischen Schicksalsschlag zieht sie zu ihrem Vater und seiner neuen Familie nach Texas, die sehr vermögend sind. Dort lernt sie Samson kennen, der als einziger ihr Herz zum Stolpern bringt.

Ach man, das war einfach nichts für mich. Nach all den wirklich tollen Büchern musste es ja irgendwann mal ein Colleen Hoover Buch geben, das mir weniger gefällt. Neben kleineren Dingen gibt es aber hier wirklich eine große Problematik, weswegen ich das Buch wirklich nicht gut fand.

Beyahs Geschichte und Vergangenheit hat mich wahnsinnig mitgenommen. Als ein Familienmensch mit einer sehr intakten Familie schmerzte es mich sehr zu lesen, wie Beyah sich schon als Kind alleine durchs Leben kämpfen musste.
Ich mochte sie auf Anhieb wirklich gerne. Angekommen bei der neuen Familie ihres Vaters erlebt sie eine Familienzusammengehörigkeit, die ihr bis dahin fremd war. Und lernt Samson kennen. Ich habe sonst echt meine Probleme mit den männlichen Hauptcharakteren in solchen Büchern, da ich sie unglaublich austauschbar finde. Hier muss ich aber gestehen, dass mir Samson als Charakter echt gut gefallen hat, abgesehen von einigen Dingen, die hier aber zu viel spoilern würden. Aber er war für mich ein interessanter Charakter.
Das Problem zwischen den beiden ist einfach das Tempo. Mir ging es viel zu schnell, dass die beiden Gefühle füreinander entwickelten und zu liebesduseligen Pubertierenden ohne Hirn mutierten, die nur noch Augen füreinander haben. Für das Tempo wurden sie einfach viel zu häufig als Charaktere dargestellt, die anderen nicht so schnell vertrauen und sie nicht so einfach in ihr Leben lassen. Als hätte sich in beiden der rosarote Schalter umgelegt.
Samsons Liebe zum Meer und Sonnenaufgängen habe ich ehrlich gesagt deutlich mehr gefühlt als die Beziehung der beiden.
Die Nebencharaktere haben mir wiederum sehr gut gefallen. Vor allem Sara, Beyahs Stiefschwester, fand ich einfach nur toll.

Was mich aber sehr gestört hat und was für mich ein absolutes No Go ist, waren die vielen Verherrlichungen von Gewalt. Einem Nebencharakter wird nonchalant mit körperlicher Gewalt gedroht, Beyahs Vater verpasst einem der Charaktere eine Ohrfeige und droht regelmäßig mit einem erneuten Zuschlagen, Samson selbst wird auch gewalttätig und körperlich übergriffig. Und all diese Taten werden erklärt und es wird versucht, sie ins rechte Licht zu rücken (a la „der tut ja nichts, der wollte mich nur beschützen“) und dabei fast glorifiziert. Ich finde es unglaublich, dass Colleen Hoover diese Taten so darstellt und bin fassungslos, welches Weltbild hier kommentarlos vermittelt wird.

Das Buch versprach so viel, wurde den eigenen Ansprüchen nicht gerecht und schwankte immer wieder zwischen Drama und Strandlektüre. Der Beginn ist so tragisch und herzzerreißend, zur Mitte hin wird sich Zeit gelassen für die Entfaltung und Entwicklung der Charaktere und am Ende wird gefühlt der gesamte Strang an einzelnen Plots innerhalb von zwei Seiten abgehandelt.
Ich wusste nach zwei Dritteln des Buches, das mich das Ende nicht zufrieden stellen würde. Viel zu schnell wurde die gesamte Dramatik, von der das Buch vorher gelebt hat, in einen Topf geworfen und schnell abgehandelt. Das Tempo passte einfach überhaupt nicht zusammen.
Beyahs eigene Entwicklung wird viel zu wenig thematisiert und Samsons Geschichte wird viel zu viel Platz eingeräumt.
Leider war nahezu jeder Punkt absolut vorhersehbar, weswegen das letzte Drittel des Buches nicht mehr wirklich spannend war und kaum neue Details aufgedeckt wurden.

Ich mag Colleen Hoovers Bücher an sich wirklich gerne, aber dieses kann ich einfach nicht empfehlen.

TW von mir, deswegen wahrscheinlich sehr unvollständig, aber deutsche Verlage sehen sich ja leider nicht in der Lage dazu: körperliche Gewalt, Essstörung, Drogenkonsum, Tod; weitere TW lassen sich in der TW database zum Originaltitle „Heart Bones“ finden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.03.2022

Zu viele Fragen, zu wenige Antworten

Four Houses of Oxford, Band 1: Brich die Regeln (Epische Romantasy für alle Fans des TikTok-Trends Dark Academia)
0

Der Einstieg in die Geschichte gefiel mir noch relativ gut. Es werden schon zu Beginn viele Fragen aufgeworfen, die eine spannende Handlung versprechen.
Gefreut habe ich mich vor allem über Oxford als ...

Der Einstieg in die Geschichte gefiel mir noch relativ gut. Es werden schon zu Beginn viele Fragen aufgeworfen, die eine spannende Handlung versprechen.
Gefreut habe ich mich vor allem über Oxford als Handlungsort, für meinen Geschmack aber wurde der Ort nicht wirklich ausgeschöpft. Da immer wieder von „Dark Academia“ die Rede war, hatte ich mir noch ein wenig mehr Details und Beschreibungen gewünscht, um die Atmosphäre des Ortes mehr zu unterstreichen. Und vor allem deutlich mehr Uni-Feeling, denn Harper hat eigentlich alles gemacht, aber studiert hat sie die gesamte Zeit über gar nicht. Insgesamt wird in vielleicht fünf Sätzen etwas relevantes über die Uni erzählt und dann auch nur, dass ihr Tutor ihr Materialien vorbeigebracht hat. Ich wünschte, mein Studium wäre auch nur vor den Seminarräumen auftauchen, dann vor Beginn wieder verschwinden und durch Zauberhand die Kurse bestehen ohne einmal in die Bücher beziehungsweise Materialien zu gucken.

Der gelegentliche Perspektivwechsel zwischen Harper und Finley hat mir gut gefallen. Ich mag es sehr, wenn man als Leser einen tieferen Einblick in die Charaktere bekommt und durch die Verwendung des Perspektivwechsel konnte ich Finley ein wenig besser verstehen und etwas über seine Vergangenheit und Gedanken lernen. Ein guter Kniff, den die Autorin passend umgesetzt hat.
Leider reichte aber Finleys Perspektive nicht aus, um ihn greifbarer zu machen. Er hat so viel durchleben müssen und eigentlich müssten schon alleine deswegen Emotionen genug vorhanden sein, aber er wirkt auf mich einfach austauschbar. Wenn ich versuche, ein Bild von ihm vor meinem inneren Augen entstehen zu lassen, passiert einfach nichts. Er wirkt einfach wie ein Hohlkörper, dem nicht genug Leben eingehaucht wurde.
Harper gefiel mir ganz gut als Protagonistin, sie hat mehr Tiefe als Charakter als Finley. Dennoch gab es viele Punkte, die mich an ihr störten, weshalb ich nicht wirklich einen Zugang zu ihr gefunden habe. Ihr Selbstbewusstsein fand ich toll, aber sie wirkte gleichzeitig sehr sprunghaft. An sehr vielen Stellen dachte sie das eine, handelte dann jedoch vollkommen gegensätzlich und blieb sich ihren eigenen Prinzipien nicht treu.

Absolut nicht nachvollziehbar fand ich das Verhalten von Finley und Harper. Beide kämpfen um ihren Herzenswunsch, um Dinge, die ihnen wirklich unheimlich wichtig sind. Und beide Wünsche finde ich an der Stelle tatsächlich absolut verständlich, da es größere, sehnsüchtigere Fragen sind, auf die sie eine Antwort erhalten wollen und diese bisher von niemanden gelöst werden konnten.
Aber sie setzen all das so leichtsinnig und dumm aufs Spiel. Warum zum Teufel reißen die beiden sich nicht mal fünf Minuten zusammen, halten sich an die Regeln, spielen das Spiel der vier Farben ordentlich mit und geben sich das Versprechen, danach mit der Vergangenheit aufzuräumen und an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten? Ach ja, dann würde es keinen Plot mehr geben.
Bei mir kamen einfach keine Emotionen auf, die ganze Liebesdramatik wirkte platt, vorschnell und gefühllos. Da waren bei den Freundschaften zu Lexie und Cece deutlich mehr Emotionen zu spüren, die auch bei mir als Leserin ankamen.

Die zu Beginn angesprochenen Fragen, die viel Spannung versprachen, frustrierten mich leider immer mehr. Denn weder Harper noch Finley finden auf die Fragen Antworten und als Leser sitzt man einfach auf dem Trockenen. Warum wird wer weswegen als Mitgleid der vier Farben bestimmt? Woher kommen die Kräfte? Warum unternimmt die Uni nichts dagegen? Wie viele Mitglieder haben die vier Farben? Verliert man die Kräfte, sobald man die Uni verlässt oder rennen in der Weltgeschichte lauter Menschen mit den vier Fähigkeiten rum? Wie funktioniert das Magiesystem? Wer sind Harpers Eltern? Was passierte mit Finley Freund? Wer ist X?
Die meisten dieser Fragen wurden schon zu Beginn des Buches aufgeworfen und künstlich Spannung erzeugt, da sich die Beantwortung nur in die Länge zog. Und keine Frage wurde bisher beantwortet.
Ich bin eingefleischte Fantasy Leserin und schätze Bücher sehr, die über ein ausgeklügeltes Magiesystem verfügen, das dem Leser Stück für Stück nähergebracht wird. Diese Art der „Magie“ finde ich einfach nur enttäuschend.

Ach, das ist echt schade. Ich wollte das Buch echt mögen, aber leider hat es für mich einfach nicht gereicht. Ich fand das Buch nicht gut, aber ich würde nicht ausschließen, dass ich den zweiten Band nicht doch auch lesen werde. Ich mag es einfach überhaupt nicht, mit unbeantworteten Fragen alleine gelassen zu werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere