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Veröffentlicht am 03.04.2024

Mehr eine gehaltvolle Mahlzeit als ein schneller Imbiss

Papyrus
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Hingerissen von Titel, Cover und Klappentext war ich mehr als bereit, mich in der Welt der Bücher zu verlieren. Denn was ist für einen Bücherwurm schöner als ein gutes Buch? Ein gutes Buch über Bücher!

Leider ...

Hingerissen von Titel, Cover und Klappentext war ich mehr als bereit, mich in der Welt der Bücher zu verlieren. Denn was ist für einen Bücherwurm schöner als ein gutes Buch? Ein gutes Buch über Bücher!

Leider entwickelte sich Papyrus irgendwann zu meiner Nemesis.
Dieses unschuldig wirkende Buch verschleiert durch die optische Aufmachung total, was für ein seitenlanges Werk sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt. Dies sorgte für die erste Überraschung. Aber ein Buch kann ja eigentlich nicht genug Seiten haben, deswegen stürzte ich mich mit Begeisterung auf die ersten Abschnitte.
Und wurde direkt von Vallejos Schreibstil gefangen genommen. Ich hatte sehr viel Spaß dabei, die Anfänge dieses Buches zu entdecken. Das geschriebene Wort, Bücher, das Sammeln von Informationen, Bücher, das Bereitstellen von Informationen und wieder Bücher. Genau die richtigen Elemente für jemanden wie mich. Schließlich studiere ich das ganze sogar, also nicht Geschichte wie man meinen könnte, sondern Informationswissenschaft.
Schleichend aber merkte ich, dass ich das Buch vollkommen falsch eingeschätzt hatte. Ich hatte auf Grund des äußeren Auftretens viel mehr mit einer anekdotenbehafteten Geschichte gerechnet, aber Papyrus ist viel mehr ein umfangreiches Sachbuch. An sich kein Thema, aber ich merkte schnell, wie sich mein Leseverhalten und dadurch das Tempo veränderten. Ich nahm das Buch immer mal wieder zur Hand, um ein paar Kapitel zu lesen, blieb aber nicht wie sonst am Buch kleben und verschlang einfach mal so hunderte von Seiten in einer Sitzung. Das hätte das Buch auch nicht verdient. Aber ich saß nun wirklich sehr lange an diesem Werk. Was ich sonst stark kritisieren würde, ist hier eher positiv hervorzuheben. Es ist kein schneller Imbiss, sondern eine Mahlzeit, bei der man häufig das Besteck weglegt und gesättigt den Tisch verlässt.
Das Einzige, was ich kritisiere, ist die teils sehr repetitive Art. Längen sind bei einem solchen Buch vollkommen in Ordnung, aber hier waren es an zu vielen Stellen Längen, die nur wegen Wiederholungen entstanden sind. Ja, vielleicht sind diese Wiederholungen gut, wenn das Buch zu lange nicht mehr gelesen wurde und bestimmt halfen sie unterbewusst auch mir ab und an, auf den richtigen Weg wieder zu finden. Wenn man jedoch innerhalb einer Sitzung mehrmals Wiederholungen liest, wird es ermüdend. Ein wahrlich schwieriger Balanceakt, der leider nicht vollkommen gelungen ist.
Alles in allem aber ist Papyrus ein wunderbares Werk, das zum Schmökern einlädt.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

zu großer Hype, Logikfehler und Enttäuschung

The Serpent and the Wings of Night (Crowns of Nyaxia 1)
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Das Buch war wie an einem Sonntag aufzuwachen. Anfangs ist man voller Vorfreude auf den freien Tag (ohne Verpflichtungen), dann lässt man sich bei einem gemütlichen Frühstück fallen, genießt das Leben ...

Das Buch war wie an einem Sonntag aufzuwachen. Anfangs ist man voller Vorfreude auf den freien Tag (ohne Verpflichtungen), dann lässt man sich bei einem gemütlichen Frühstück fallen, genießt das Leben und das Wetter und irgendwann erinnert man sich, dass morgen Montag ist und schon ist die Achterbahn der Laune auf dem Bergrücken angekommen, um wieder in die Tiefe zu rauschen. (Metaphorisch gesprochen, ich mag meine Arbeit tatsächlich ganz gerne, aber Montage sind schon echt ätzend).
Tja, genau so war „The Serpent and the Wings of Night” für mich.

Ich habe mich unheimlich auf dieses Buch gefreut. Durch Booktok und Bookstagram habe ich die englische Ausgabe schon vor Monaten auf meine Wunschliste gesetzt und fieberte der deutschen Übersetzung entgegen, die ja auch erstaunlich schnell publiziert wurde.
Wie eine Irre habe ich mich auf das Buch gestürzt, weil ich so hohe Erwartungen hatte. Auf Social Media wurde es quasi in den Himmel gelobt und als der neue Star nach Fourth Wing gefeiert. Manchmal hat man Glück mit Hype-Büchern, manchmal eben eher weniger.

Dabei finde ich den grundlegenden Plot eigentlich echt spannend und interessant, aber die vielen Logikfehler haben mir das Buch leider versaut.
Ich versuche, so wenig wie möglich auf den Inhalt einzugehen, kann aber in dieser Rezension leider nicht so subtil bleiben wie ich gerne würde.
Deswegen setze ich ab hier eine Spoiler Warnung!

Entweder Battle Royal oder Prüfungen, aber das Durchmischen dieser beiden „Prüfungsformen“ hat einfach überhaupt nicht funktioniert. Ich verstehe, dass die Autorin so – sehr plump – versucht, Spannung zu erzeugen. Leider widerspricht sie sich durch die Verwendung beider Elemente einfach selber. Denn warum sollte ich meine Gegner:innen am Leben lassen und sie nicht von Anfang an eliminieren? Wenn alle sich gegenseitig umbringen dürfen, warum dann nicht die eigene Chance auf den Sieg steigern indem gleich zu Beginn alle umgebracht werden und es ein „survival of the fittest“-Wettkampf a la Hunger Games wird? Diese Möglichkeit neben den eigentlichen Prüfungen ist eine vollkommene Fehlentscheidung gewesen.

Die Charaktere fand ich alle mäßig interessant. Vincent war noch am spannendsten und ich habe in anderen Rezensionen auf Goodreads häufig die Kritik gelesen, dass viel erzählt, aber wenig gezeigt wird. Und das finde ich eine wirklich passende Beschreibung. Über Vincent wird super viel erzählt, aber handfest etwas mitbekommen tut Oraya (und damit wir Lesenden) leider nicht.
Oraya selber ist eine sehr gewollte Mischung aus Katniss und Feyre, die für mich leider nicht funktioniert hat. Katniss ist einfach nicht nachzuahmen und Feyre ist nun wirklich kein Charakter, der gut ausgearbeitet ist und den ich in noch mehr Büchern sehen möchte. Oraya hatte viele tolle Momente, in denen ich sehr mit ihr mitfühlen konnte und in denen ich sie als Charakter echt ganz gut fand, dann gab es aber leider ab und an Szenen, in denen sie unfassbar naiv war, obwohl sie doch so tough rüberkommen soll. Insgesamt aber mochte ich sie als Protagonistin.
Die Nebencharaktere fand ich eigentlich ganz spannend, wenn auch teilweise etwas klischeebehaftet. Hier bin ich neugierig, was der nächste Band so bringen wird.

Worldbuilding ist leider überhaupt nicht vorhanden. Es klingt immer durch, als ob die Autorin wirklich tolle Ideen hatte, aber es fehlt grundlegend an Substanz, um die Welt und die Charaktere irgendwie greifbar zu machen. Ja, es gab vereinzelt Szenen, die das Umfeld beschrieben, aber an keiner Stelle wurden diese Szenen weiter ausgebaut. Ich lege großen Wert auf ein vernünftiges Worldbuilding und bin hier sehr enttäuscht. Vielleicht liefert die Autorin dies aber noch in den nächsten Bänden nach.

Das Magiesystem ist nicht verständlich und lässt viele Fragezeichen in meinem Kopf zurück. Ich hoffe darauf, dass hier Fragen im nächsten Band geklärt werden. Aber irgendwie hat irgendwer manchmal Fähigkeiten aber auch nicht immer und eigentlich nützen den Vampiren diese Fähigkeiten auch gar nicht, weil Oraya siegt natürlich immer über alle.

Und nun ein ganz persönlicher Punkt zum Worldbuilding, der mich einfach nicht loslässt und mich mit jeder neuen Vampirgeschichte mehr nervt: Warum zur Hölle sind denn all die Städte der Vampire für Menschen ausgelegt? Mein Gott, die haben Flügel (und protzen a la ACOTAR auch hier ziemlich mit diesen rum), warum sollten die denn Flure, Haustüren auf Straßenniveau, Straßen generell haben?! Warum nicht hohe Türme mit den Türen an der Fassade?! Mit jedem Flur, den Oraya in diesem Buch runterlief, wurde ich wütender über diesen Punkt. Und es waren wirklich viele Flure.

Der Plot ist zwar spannend, aber wirklich alles ist unheimlich vorhersehbar und wirkliche Überraschungen und Plottwists gab es nicht.
Was ich aber gut fand war, dass zwischenzeitlich viel Zeit verstrich. Es ist keines dieser Bücher, bei denen die Protagonistin ganz plötzlich sich in kürzester Zeit Fähigkeiten aneignet und quasi mühelos die Strapazen übersteht. Ganz im Gegenteil, phasenweise wurde genannt, dass drei Wochen Zeit zwischen den Prüfungen verstrichen, die Oraya zum Trainieren nutze. Das gefiel mir wirklich sehr gut.
Außerdem ist der Ton der Geschichte unheimlich brutal. Keine rosarote Brille, kein hinter den Berg halten. Es geht um Gewalt, Tod, Unterdrückung, Zwang und Kontrollverlust. Ungeschönt und teilweise sehr bildhaft. Hier passte der Schreibstil gut zur Geschichte und zum Setting.

Wenn das Beste, was man über ein gelesenes Buch zu sagen hat ist, dass man den Preis super fair fand, dann lief da inhaltlich doch einiges schief – und auf dem Buchmarkt vielleicht auch. Aber ich bin immer noch erstaunt darüber, dass dieses wirklich schön und aufwendig gestaltete Buch „nur“ 18€ kostet und nicht wie von anderen Verlagen gleich bei fast 30€ veranschlagt wird (looking at you, dtv…).
Ich wollte das Buch wirklich mögen, fand den Anfang sehr stark, ab dem ersten Drittel fiel die Kurve in meinem Fall dann aber rapide und stetig ab.
Ich erhoffe mir von dem nächsten Band, dass viele offene Fragen geklärt werden und sowohl die Welt als auch das Magiesystem noch besser beschrieben werden.

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Veröffentlicht am 14.02.2024

Romantasy im vermeintlichen Sci-Fi-Gewand

Star Bringer
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Sci-Fi muss für mich persönlich nicht immer mit komplexer Technik, durchdachten und detaillierten Beschreibungen von Raumschiffen oder Physik lastigen Erklärungen der Umgebung zu tun haben. Ja, ich bevorzuge ...

Sci-Fi muss für mich persönlich nicht immer mit komplexer Technik, durchdachten und detaillierten Beschreibungen von Raumschiffen oder Physik lastigen Erklärungen der Umgebung zu tun haben. Ja, ich bevorzuge solche ausgeklügelten Geschichten und finde es grandios mitzubekommen, welche Gedanken sich Autor:innen gemacht haben. Aber es MUSS nicht jedes Sci-Fi Buch so sein, es kann auch ab und an einfach eine spannende Geschichte mit unserem oder einem fremden Weltall als Handlungsort sein.
Was ich dann nur auch erwarte ist, dass sich die Autor:innen dann trotzdem spürbar Gedanken um diesen Handlungsort gemacht haben und es nicht einfach eine x-beliebige, austauschbare Geschichte ist, die als Setting nur ein nettes, neues Gewand übergestülpt bekommen hat.
Leider war das hier aber genau der Fall. Betrachtet man nämlich einmal nur unseren Planeten, so fällt (zum Glück!) die Fülle an Kulturen und Sprachen auf. Dehnt man dies nun einmal auf ein ganzes, bevölkertes Universum aus, muss es einfach unzählige Variationen, Lebensarten, Gebräuche und Kulturen geben. Wer dies wirklich mit viel Feingefühl umgesetzt hat, ist Becky Chambers, deren Bücher ich an dieser Stelle wirklich uneingeschränkt empfehlen kann. Für mich fühlte es sich in diesem Buch einfach nach Faulheit der Autorin an, dass merkwürdiger Weise es eine allgemein gültige Sprache gibt, die alle sprechen und verstehen. Auf fast 700 Seiten hätte man auch einfach drei Absätze für ein Gerät unterbringen können, dass die verschiedenen Sprachen übersetzt. Aber das wäre ja leider mit Worldbuilding verbunden und dass die Autorin dies nicht kann, hat sie ja schon mit ihrer Crave-Reihe bewiesen. Mini-Rant over.

Abgesehen vom Worldbuilding fand ich das Hörbuch wirklich in Ordnung. Es ist keine Geschichte, die mich total vom Hocker gerissen hat und die mir lange in Erinnerung bleiben wird, aber ich habe mich immer drauf gefreut, das Hörbuch hören zu können und den Charakteren auf ihrer Reise weiter zu folgen. Das Buch fällt für mich eindeutig in die Kategorie „kann man mal mitnehmen, muss man aber nicht“.

Die Charaktere waren ok. Ich fand sie alle weder sympathisch, noch total unsympathisch. Sie sind nur echt unglaublich klischeebeladen, aber nach Crave habe ich um ehrlich zu sein auch nichts anderes erwartet.
Da wäre die Prinzessin, die nur an schöne Kleider denkt und schockiert ist, wenn sich nicht an die Etikette gehalten wird. Der Draufgänger, der der geborene Anführer-Typ ist, eine tragische Vergangenheit hat und sowieso unnahbar, verdammt attraktiv und brutal ist. Der beste Freund von ihm, der ein Sonnenschein ist und natürlich alle Frauen bezirzen kann. Eine Priesterin, die die Unschuld vom Lande ist, aber eigentlich den Zwängen ihrer Position ausbrechen möchte. Das weibliche Gegenstück zum Draufgänger, böse, mit spitzer Zunge und gefährlich. Ach ja und zwei eher unwichtige Typen, aber es braucht schließlich einen mit Grips, der das Raumschiff reparieren kann und die Priesterin braucht einen Leibwächter.
Tada, schon ist die Crew komplett.
Ahh und natürlich werden sie von jeder großen Instanz des Universums gejagt, aber zum Glück ist ihr Raumschiff irgendwie magisch und Bibbidi-bobbidi-boo entkommen sie aus jeder noch so aussichtslosen Lage.
Was mir hingegen wirklich gut gefallen hat, war die Einbindung von queeren Charakteren in die Geschichte.

Ich tendiere dazu, Liebesbeziehungen, wenn sie in mir keine Gefühle wecken, einfach zu überlesen und dadurch auch nie zu kommentieren. Fast wäre dies mir hier auch passiert. Dabei fand ich den Anfang und die ersten Gefühle gar nicht mal schlecht beschrieben, ganz im Gegenteil. Ich mochte die Art und Weise, wie bestimmte Charaktere sich langsam näherkamen. Leider wandelte es sich viel zu schnell im Laufe der Geschichte, das Tempo fand ich so nicht mehr richtig und es fühlte sich etwas zu sehr nach Insta-Love an.
Was sich auch nicht wirklich richtig anfühlten, waren die veschiedenen Sex-Szenen. Ich verstehe den Trend nicht, jede Geschichte in ein Smut-Buch verwandeln zu müssen. Ja, ich finde es toll, dass Sex in Büchern mehr thematisiert wird und sich die Buchwelt ganz offen dafür zeigt. Und es muss auch echt nicht immer Blümchen-Sex sein, aber es muss sich für mich persönlich trotzdem noch natürlich anfühlen. Ich hatte an vielen Stellen mehr das Gefühl, die Charaktere schauen sich nur in die Augen – blutend, verletzt, in gefährlichen Situationen – und plötzlich fliegen die Klamotten durch die Gegend. Es fühlte sich an vielen Stellen vollkommen willkürlich und erzwungen an.

Was mir sehr gut gefallen hat war, dass verschiedene Sprecher:innen im Hörbuch zu hören waren. Sie verliehen den Charakteren dann ein wenig mehr Leben und Abgrenzung zu den anderen.

Für mich ist das Buch ganz allgemein kein Sci-Fi, sondern eine rosane Prinzessinnen-Geschichte, die aus Versehen auf einem Raumschiff spielt, aber eigentlich auch gut in ein Glitzerschloss von Disney passt.

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Veröffentlicht am 10.02.2024

Ich bleibe lieber beim Gesellschaftsspiel

Catan
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"Catan" von Klaus Teuber als Hörbuch zu erleben, war für mich eine zwiegespaltene Erfahrung.
Ich kenne natürlich das Brettspiel in seinen verschiedenen Variationen, habe mit meiner Familie und Freund:innen ...

"Catan" von Klaus Teuber als Hörbuch zu erleben, war für mich eine zwiegespaltene Erfahrung.
Ich kenne natürlich das Brettspiel in seinen verschiedenen Variationen, habe mit meiner Familie und Freund:innen sowohl analog als auch digital schon so manchen Wettkampf um Ressourcen geführt und fand die Vorstellung, eine Geschichte aus diesem Brettspiel-Universum zu erleben, wirklich faszinierend.

Die Geschichte entführt die Leser:innen (oder wie in meinem Fall Hörer:innen) nach Norwegen in das Jahr 860, in eine Zeit der Wikinger und Siedler, die auf der Suche nach einem besseren Leben sind. Die Handlung folgt den Halbbrüdern Thorolf, Yngvi und Digur sowie vorwiegend Asla, einer Tochter des Wikingerfürsten Halldor. Durch Verstrickungen bleibt den Charakteren nichts anderes übrig, als ihre Gemeinschaften zu verlassen und sich in ein unbekanntes Land namens Catan aufzumachen, um dort ein neues Leben zu beginnen. Der Neustart in Catan verspricht ressourcenreiches Land, friedliche Einwohner:innen, eine Insel voller Herausforderungen und Möglichkeiten also. Aber er verspricht auch eine beschwerliche Reise.

Ich mochte die ruhige Stimme von Alexander Bandilla an sich sehr gerne. Er liest wirklich toll vor und passte perfekt zur Geschichte. Durch die eher monotone Stimme passten für mich manchmal erzeugte Stimmung und eigentliche Stimmung der Handlung nicht immer deckungsgleich zusammen.

Die Geschichte selbst bietet eine interessante Mischung aus Abenteuer mit historischem Hintergrund. Besonders faszinierend fand ich die Beschreibung der Ankunft und des Aufbaus der Siedlung auf Catan, die viele Parallelen zum gleichnamigen Brettspiel aufweist. Allerdings zieht sich die Handlung an einigen Stellen und benötigt viel Zeit, um zu den eigentlichen Höhepunkten zu gelangen und sich zu entwickeln.
Meist folgte ich dem Hörbuch sehr aufmerksam und gespannt, aber leider war mir die Handlung manchmal echt zu zäh beziehungsweise trat diese zu sehr auf der Stelle. Catan ist mitunter auch nicht ein Spiel, das auf dem Zenit des Spannungsbogens stattfindet, es ist mitunter gemütlich und phasenweise kann auch mal weniger passieren. Was im Spiel aber gedeckt wird durch die Interaktion mit dem Mitspieler:innen war im Buchformat leider so nicht vorhanden beziehungsweise nicht möglich.

Ich lese eher selten historische Romane, aber wenn ich mal an einem dran bin, schwanke ich immer zwischen „Information Overload“ oder „na, das ist aber mit einem Weichzeichner geschrieben worden“. Leider war bei diesem Werk eher zweiteres an vereinzelten Stellen der Fall. Als Leser:in wird man am laufenden Band mit Informationen und historischen Hintergründen versorgt, die Dosis fand ich super und auch wirklich spannend. Aber Catan wirkt wie eine Utopie. Wie eine Vorstellung aus moderner Sicht, die dem Setting übergestülpt wurde. Hier hätte sich Klaus Teuber vielleicht etwas mehr an der sehr harten Realität der damaligen Zeit orientieren können oder, wenn der Bezug zum Spiel eingebracht werden soll, an wirklich Auseinandersetzungen der Spielenden. Vielleicht geht es in anderen Familien deutlich harmonischer zu als in meiner Familie, bei der ausnahmslos jede Partei gewinnen möchte und der anderen die Butter auf dem Brot nicht gönnt.

Insgesamt ist "Catan" als Hörbuch eine solide Wahl für Fans von historischen Abenteuergeschichten oder dem gleichnamigen Brettspiel. Ich persönlich werde eher dem Spiel weiterhin treu bleiben und die Reihe fürs erste nicht weiter verfolgen. Der zweite Band ist auf jeden Fall seit Oktober 2023 erhältlich.


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Veröffentlicht am 08.02.2024

Wie gewohnt mit viel Humor, Fantasie und Charme

Der Spurenfinder
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Marc-Uwe kann eigentlich schreiben und vertonen, was er will. Ich werde immer alles kaufen und gut finden, ich bin viel zu indoktriniert, schließlich schlafe ich seit 2009 zu seinen Hörbüchern ein. Und ...

Marc-Uwe kann eigentlich schreiben und vertonen, was er will. Ich werde immer alles kaufen und gut finden, ich bin viel zu indoktriniert, schließlich schlafe ich seit 2009 zu seinen Hörbüchern ein. Und natürlich habe ich auch dieses neue Werk von Marc-Uwe aufgesaugt wie ein Schwamm. Nachdem eines der Kapitel bereits bei einer Lesung von ihm vorgestellt wurde, habe ich mich auf den Spurenfinder gefreut – natürlich nur in Originalvertonung, ich könnte seine Bücher niemals als Printausgabe besitzen. Denn nichts geht über sein Talent für Sprache, Rhythmus und Erzählton.

Elos von Bergen und seine Kinder erleben ein fantastisches Abenteuer nach dem nächsten. Der Spannungsbogen nimmt niemals ab, bis zum Ende hin reiht sich ein Plottwist an den nächsten oder jagt eine (skurrile) Situation die nächste. Für mich Unterhaltung pur bis zur letzten Sekunde.

Natürlich ist der Erzählton wie auch schon beim Känguru und Qualityland locker-flockig, humorvoll und ein Comic Relief folgt immer gleich auf eine spannendere Stelle.
Ich habe keine eigenen Kinder, in anderen (eher negativen) Rezensionen habe ich vorwiegend gelesen, dass es sich um ein Kinderbuch handeln würde. Ich würde das Buch vom Ton her eher ab 12 Jahren verorten, finde es aber stellenweise schon brutal und etwas spannend. Es kommt wohl wie immer einfach ganz auf das Kind an, aber so seicht und leicht wie das Känguru ist diese Geschichte nicht immer.
Ich finde das Hörbuch eigentlich super geeignet für eine lange, gemeinsame Reise, bei der man das Hörbuch zusammen genießen kann. Mit fast 8 Stunden ist es eine gute Begleitung für lange Auto- oder Bahnfahrten und somit hat gleich die ganze Familie was von der Geschichte.
Ungeachtet der vermeintlichen Genre-Einordnung finde ich das Buch jedoch grundlegend geeignet für jede Leserschaft. Ein bisschen Witz und Humor im Alltag ist doch schließlich immer gut, vor allem, wenn dies dann noch gepaart mit ein wenig Fantasy und Krimi ist.

Der Cliffhanger am Ende lässt mich sehr auf ein weiteres Abenteuer von und mit Elos und seinen Kindern hoffen!

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