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Veröffentlicht am 20.02.2023

Ein ungewöhnliches, kluges und einzigartiges Buch

Morgen, morgen und wieder morgen
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„Morgen, morgen, und wieder morgen“ ist ein Buch, das optisch eigentlich so gar nicht in mein Beuteschema passt und gerade deshalb einen ungeheuren Reiz auf mich ausgewirkt hat. Der Gedanke, dass das Buch ...

„Morgen, morgen, und wieder morgen“ ist ein Buch, das optisch eigentlich so gar nicht in mein Beuteschema passt und gerade deshalb einen ungeheuren Reiz auf mich ausgewirkt hat. Der Gedanke, dass das Buch in den 90ern spielt hatte das Buch dann schon in der englischen Fassung auf meine Wunschliste katapultiert, dass ich mein Glück dann kaum fassen konnte, als ich dann ein Rezi-Exemplar vom Verlag erhalten habe.

Zum Inhalt



Die Protagonisten dieses Romans sind Sadie und Sam. Beide haben sich als junge Teenager kennengelernt und ihre Liebe für Computerspiele hat sie schon damals tief verbunden. Nachdem sie sich einige Jahre nicht gesehen haben und Mitte der 90er Jahre durch Zufall wieder auf einander treffen, beginnen sie selbst, Computerspiele zu entwickeln. Gemeinsam mit Sams Mitbewohner Marks starten sie eine ungewöhnliche Karriere.

Meine Gedanken



Jetzt muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich zwar das ein oder andere Spiel gespielt habe, aber mein Interesse an Computern noch nie besonders groß war und selbst Computerspiele konnten mich nie so vom Hocker reißen. Wenn man dieses Buch liest, taucht man tiefer in die Welt der Computerspiele ein, als ich es mir jemals hätte vorstellen wollen – und ich habe es geliebt. Das Verhältnis zwischen Sadie und Sam ist einzigartig beschrieben, so dass ich nachdem ich das Buch fertig hatte, hemmungslos geschluchzt habe. Nicht, weil das Ende so furchtbar traurig war, sondern weil ich nicht wollte, dass das Buch zu Ende ist. Ich wollte mehr von ihnen lesen.

Anbei mal ein paar Zitate, die das Verhältnis zwischen Sadie und Sam beschreiben:

Was er für Sadie Green empfand, war mehr als Liebe. Es musste ein anderes Wort dafür geben. (S. 238).

Ich hatte das Gefühl, dass die beiden sich besser kennen, als sich selbst und doch ist es ihnen stets sehr schwer gefallen, über ihre Gefühle zu sprechen. So heißt es

Wir spielen Spiele, und wir reden über Spiele und darüber, Spiele zu machen. Wir kennen uns überhaupt nicht. (S. 297)

Und auch die anderen Charaktere im Buch sind mir so ans Herz gewachsen – allen voran Marks. Während Sadie und Sam mit hoher Wahrscheinlichkeit in meinem Freundeskreis nicht die meisten Sympathiepunkte sammeln könnten, würden Marks alle lieben. Und ich glaube, dass er genau das ist, ein Bindeglied zwischen Sadie und Sam. Als ziemlich am Ende dann auch ein Verweis auf den Titel des Buches durch Marks für die Lesenden aufgeklärt wurde, konnte ich meine Emotionen nicht mehr an mich halten.

Es ist bestimmt eins der Bücher, deren Inhalt, Charakterentwicklung und auch Verlauf der Geschichte für mich immer einzigartig bleiben werden. Hier wird nicht mit platten Plattitüden gearbeitet, für mich war absolut gar nichts voraussehbar, so dass ich jedem neuen Kapitel entgegen gefiebert habe. Die Autorin schafft es mit ihrer flüssigen, pointierten Art nicht nur, dass die Seiten an einem vorbei rauschen, ohne dass man mitbekommt, dass man 600 Seiten weg geatmet hat, nein – die Charaktere wirken so ehrlich, nerdig, verschroben und dadurch so realistisch, dass ich das Gefühl hatte, sie am Ende wie gute Freunde zu kennen. Für mich ist das Buch zu recht schon in der englischen Fassung gehypt und ich freue mich schon jetzt auf einen neuen Roman aus der Feder von Gabrielle Zevin.

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Genialer erster Teil der Reihe

Rising Bahia
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"Rising Bahia“ war das erste Buch, das ich von Mo Schneyder gelesen habe, obwohl ich ein weiteres Buch bereits zu Hause stehen habe, dass ich ebenfalls zeitnah lesen möchte. Hier hatte mich das Cover absolut ...

"Rising Bahia“ war das erste Buch, das ich von Mo Schneyder gelesen habe, obwohl ich ein weiteres Buch bereits zu Hause stehen habe, dass ich ebenfalls zeitnah lesen möchte. Hier hatte mich das Cover absolut umgehauen – wie genial ist das denn? Und dann ist das Buch von einer noch nicht bekannten Autorin? Ich glaube, jeder große Verlag kann neidisch sein auf dieses Buch!

Was mich aber richtig gefreut hat war, dass ich das Buch selbst richtig gut fand. Im Mittelpunt der Handlung steht die junge Juliana, die in Deutschland mit ihren beiden Müttern lebt. Da sie selbst noch nicht genau weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte, geht sie nach Brasilien, um in einer Favela als Lehrerin zu arbeiten, doch schnell merkt sie, dass Brasilien sie auf eine Weise beansprucht, mit der sie ganz und gar nicht gerechnet hat. Es fängt mit dem verbotenen Kampftanz Capoeira und dem Wissen um die Orishas, den verbotenen Göttern. Ist sie wirklich nur Gast in diesem Land, oder hat sie einen Teil von sich gefunden, der hierher gehört?

Die Schreibe der Autorin ist sehr flüssig, so dass ich das Buch auch relativ schnell gelesen hatte. Es gibt im Buch zwar eine Stelle, wo ich mir wünschte, dass das Buch ein Kapitel mehr gehabt hätte, aber da mir der Rest des Buches einfach fantastisch gefallen hat, bewirkt das nicht, dass ich dem Buch weniger Punkte geben möchte. Es war stellenweise wirklich super spannend, lustig, traurig – alles was ein wirklich gutes Buch eben so braucht!

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Veröffentlicht am 04.05.2022

Tolle Lebensgeschichte!

Endlich Nora!
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Heute morgen habe ich "Endlich Nora!" der Autorin Nora Dahmer ausgelesen und möchte mich an dieser Stelle für das Buch bei ihr bedanken.

Es handelt sich um die Autobiographie der Autorin, die ihren Weg ...

Heute morgen habe ich "Endlich Nora!" der Autorin Nora Dahmer ausgelesen und möchte mich an dieser Stelle für das Buch bei ihr bedanken.

Es handelt sich um die Autobiographie der Autorin, die ihren Weg aus einem im Inneren zerrissenen Schattendasein in die Welt beschreibt. Menschen sind bekanntlich die besten Schauspieler in ihrem eigenen Theaterstück und so hat auch Nora Dahmer über Jahrzehnte ein Leben geführt, das sie im Grunde gar nicht führen wollte. Und auch ihr Körper hat dagegen rebelliert. Irgendwann kam der Punkt, an dem eins klar war: So kann es nicht weitergehen, sie muss auf die Signale des Körpers und auf ihr Herz hören und sie wagt den Schritt nach außen und outet sich als trans Frau.

Doch gestützt von einer sehr stabilen Familie und der damit verbundenen Liebe ist es möglich, jeden Weg mit Bravour zu meistern. Ihr Lebensbericht ist so voller positiver Energie, dass er bestimmt vielen betroffenen trans Menschen, aber auch Freunden und Familie von betroffenen Personen eine große Hilfe sein können. Ich denke aber auch, dass das Buch für Menschen interessant ist, die sich schlicht für das Thema Transidentität interessieren. Daher sage ich DANKE an die Autorin für die Möglichkeit, mit diesem Buch an ihren Erfahrungen teilhaben zu dürfen. Sie macht Mut und Hoffnung, dass die Gesellschaft tatsächlich dazu gelernt hat und das tut gut.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Schöne Neuausgabe des Klassikers von Galsworthy

Die Forsyte Saga
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Fazit

Ich hatte zunächst ein paar Schwierigkeiten beim Einstieg. Zum einen gibt es wirklich sehr viele Charaktere, die gefühlt zeitgleich auf den Plan treten, zum anderen ist mir die Identifizierung mit ...

Fazit

Ich hatte zunächst ein paar Schwierigkeiten beim Einstieg. Zum einen gibt es wirklich sehr viele Charaktere, die gefühlt zeitgleich auf den Plan treten, zum anderen ist mir die Identifizierung mit den Protagonisten schwer gefallen, da ich zunächst nicht ausmachen konnte, wer im Mittelpunkt steht und wer nur Nebencharakter ist. Der Stammbaum hat zumindest ersteres erheblich vereinfacht.

Da ich regelmäßig Klassiker lese, daher war mir vorab klar, dass die Schreibe des Autors nicht mit der aktueller Autoren vergleichbar sein kann. Im Vergleich zu anderen Autoren seiner Zeit muss ich jedoch gestehen, dass Galsworthys Schreibe zwar flüssig ist und man daher auch alle drei Bücher in relativ kurzer Zeit lesen kann. Aber stets hatte ich beim Lesen eine gewisse Distanz zu den Charakteren, die auch nach der kompletten Lektüre des Werks nicht geschmolzen ist. Galsworthy lässt nicht zu, dass sich die Leserschaft ein eigenes Bild zu den Charakteren oder der Handlung machen, da er stets alles bewertend beschreibt bzw. ankündigt. Dies ist wohl der negativste Punkt an der Reihe. Alles in allem jedoch habe ich Lektüre sehr genossen und die neue Aufmachung ist sowohl optisch als auch qualitativ sehr gelungen.

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Veröffentlicht am 21.12.2021

Interessanter Fokus auf eine düstere Zeit

Unwert - Der Weg des Kirschmädchens
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Innerhalb einer Leserunde habe ich gerade das Buch "Unwert - Der Weg des Kirschmädchens" von Yasmin Alinaghi ausgelesen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und es ist schön, dass sie immer mal wieder ...

Innerhalb einer Leserunde habe ich gerade das Buch "Unwert - Der Weg des Kirschmädchens" von Yasmin Alinaghi ausgelesen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und es ist schön, dass sie immer mal wieder die Mundart einfließen lässt.

In dem mit dreihundert Seiten für einen historischen Roman eher schmalen Buch geht es um die dreizehnjärige Käthe, die auf einem kleinen Bauernhof in der hessischen Gemeinde Gudenshain aufwächst. Nachdem ihr Mutter im Kindbett gestorben und ihr Vater in einem Siechenheim wohnt, ist sie zunächst froh, dass sie auf dem Hof bleiben darf - sie hilft überall aus, wo sie gebraucht wird, nicht zuletzt bei der Kirschernte. Doch einer der Erntehelfer, ein Mann namens Zorres, vergeht sich mehrfach an ihr, so dass ihr Leben einer Hölle gleicht.

Was ich nicht erwartet hatte, jedoch keineswegs im negativen Sinn ist die weitere Entwicklung der Handlung. Ich hatte damit gerechnet, dass der Roman sich darum dreht, wie Käthe aus den Fängen von Zorres entkommt, doch vielmehr wird thematisiert, wie mit einigen jungen Frauen und Mädchen in Käthes Situation zur Zeit des Naziregimes umgegangen wird.

Thematisch hatte mich da Buch daher sehr in den Bann geschlagen, lediglich die Beschreibung der Protagonistin hätte für meinen Geschmack ein klein wenig ausführlicher sein können, doch das ist ja Geschmackssache. Ich werde auf jeden Fall den Buchmarkt im Auge behalten, sollte hier die Geschichte fortgesetzt werden.

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