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Veröffentlicht am 27.07.2017

Enttäuschende Fortsetzung

Der silberne Adler
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Bei diesem historischen Roman handelt es sich um den zweiten Band der Forgotten-Legion-Chronicles. Der erste Teil der Reihe von Ben Kane trägt den Titel "Die vergessene Legion".
Beide Titel sind bei Bastei ...

Bei diesem historischen Roman handelt es sich um den zweiten Band der Forgotten-Legion-Chronicles. Der erste Teil der Reihe von Ben Kane trägt den Titel "Die vergessene Legion".
Beide Titel sind bei Bastei Lübbe Taschenbuch erschienen. Dieser zweite Teil wurde im Dezember 2016 veröffentlicht.
Der dritte Teil der Reihe "Der blutige Weg" erscheint Ende August 2017.

Die Handlung beginnt 53 v.Chr. und erzählt die Geschichte der sogenannten vergessenen Legion weiter. Romulus, Brennus und Tarquinius weilen mit dem Rest der Legion in Parthien und dienen den dortigen Herrschern als Soldaten. Doch es droht nicht nur Gefahr von außerhalb, auch innerhalb der Legion haben die drei nicht nur Freunde. Romulus Zwillingsschwester Fabiola kämpft indes in Italia um ihr überleben und macht sich dabei Feinde.

Zunächst einmal war ich positiv überrascht davon, dass in dem Buch eine Karte enthalten ist. Leider hat sich jedoch beim Lesen herausgestellt, dass die von den Protagonisten besuchten Orte dort zum Teil nicht eingezeichnet sind. Das hat mich dann doch etwas enttäuscht, denn ich hatte gehofft den Weg der Protagonisten so verfolgen zu können.
Zudem sei erwähnt, dass im Anhang ein anscheinend recht umfangreiches Glossar zu finden ist. Mehr kann ich darüber nicht sagen, denn ich habe es so gut wie nie verwendet.

Zum Inhalt des Buches: Hier muss ich sagen, dass ich sehr gut in das Buch hereingekommen bin, obwohl ich den ersten Teil der Reihe zu Beginn letzten Jahres gelesen habe. Kane versteht es sehr gut, die relevanten Informationen aus dem ersten Teil einzuflechten, ohne das komplette erste Buch nachzuerzählen. So hat man schnell die wichtigen Sachen wieder parat und findet sich auch gut in der Handlung wieder.
Leider hatte ich beim weiteren Lesen des Buches das Gefühl, das Kane einen Marathon an Ereignissen hinter sich bringen will. Ständig passiert irgendwas - es bleibt kaum einmal Zeit zum Luft holen. Mir persönlich war diese dauernde Aneinanderreihung von Ereignissen zu viel. Ich hätte mir wirklich das ein oder andere ruhigere Kapitel gewünscht, um die ganze Handlung einfach etwas zu entschleunigen. Insbesondere auch bei Fabiola hätte man gerne etwas kürzen können.
Dementsprechend wurde es mir auch inhaltlich etwas zu viel von allem. Fabiola benimmt sich zwischendurch wie ein kleines Mädchen, Romulus und Brennus sind unbesiegbar und Tarquinius rettet alle und sieht alles. Es scheint mir einfach alles zu überfrachtet. Nur Caesar kommt nicht so gut weg in diesem Roman. Zwar ist mir durchaus bewusst, dass Caesar ein Machtmensch war und dementsprechend wohl auch rücksichtslos gewesen ist, doch gefällt mir das Bild, das hier von ihm gezeichnet wird irgendwie so gar nicht. Leider kommt auch sein Talent als Rhetoriker gar nicht zur Geltung.
Schade fand ich auch die historischen Ungenauigkeiten, die mir beim Lesen aufgefallen sind. Nachdem ich extra gegoogelt habe, ob es den Suez-Kanal oder etwas vergleichbares damals schon gab, wird mir dann im Nachwort gesagt, dass es so eigentlich gar nicht gewesen sein kann. Da hätte ich mir dann doch eine andere Lösung gewünscht, als eben ein offensichtlich fragwürdiges römisches Schiff im Roten Meer.
Schließlich muss ich noch kurz auf die Sprache eingehen. Ich weiß nicht, ob es am Autor oder am Übersetzer lag, jedenfalls ergaben die Sätze häufig einfach keinen Sinn. Die Kausalität mancher Aussagen hat einfach nicht gepasst, sodass man sich gefragt hat, was der eine Satzteil denn mit dem anderen zu tun haben soll. Was soll z.B. der Satz "Obwohl in regelmäßigen Abständen Gehöfte auftauchten, war ihr das Land vollkommen fremd." von S. 478 aussagen? Für mich macht dieser Satz absolut keinen Sinn und auch im Zusammenhang des Abschnittes wurde es nicht besser.
Schließlich scheint der Autor ein besonderes Faible für Adjektive zu haben. So wird Romulus zuweilen als "der junge Römer" betitelt und das leider ganze Absätze über. Bei Fabiola wird hingegen immer wieder darauf hingewiesen, wie schön sie doch ist, und wie perfekt ihr Körper. Auch hier wäre weniger einfach mehr gewesen. Was spricht dagegen einfach mal die guten alten Personalpronomen zu verwenden?

Alles in allem war dieser zweite Teil der Reihe ein für mich eher mittelmäßiger Roman und ich zweifle noch ernsthaft daran, ob ich den dritten Teil noch lesen werde. Ich gebe dem Buch 2 Sterne