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Veröffentlicht am 20.02.2022

Emotionale Achterbahnfahrt

Jeder Tag für dich
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Ich weiß nicht genau, was meine Erwartungen an „Jeder Tag für dich“ waren, ich weiß nur, dass ich nicht auf die emotionale Achterbahnfahrt vorbereitet war, durch die mich Abbie Greaves geschickt hat.
Der ...

Ich weiß nicht genau, was meine Erwartungen an „Jeder Tag für dich“ waren, ich weiß nur, dass ich nicht auf die emotionale Achterbahnfahrt vorbereitet war, durch die mich Abbie Greaves geschickt hat.
Der Klappentext hatte mich angesprochen und ich wollte unbedingt wissen, warum sich ein Mensch 7 Jahre lang mit einem „Komm nach Hause, Jim“ Schild an den Bahnhof stellt. Kein „Wo ist Jim?“ sondern eine direkte Botschaft „Komm nach Hause“. Dieses Unterfangen erschien mir zwar süß aber gleichzeitig sinnlos. Wieso sollte der verschollene Jim plötzlich am Bahnhof stehen und das Schild lesen? Mein Interesse war geweckt und ich begann zu lesen. Am Anfang wirkte der Schreibstil und die Hauptfigur Mary ein wenig naiv auf mich und ich benötigte ein paar Kapitel um so richtig in die Geschichte einzutauchen.
Erzählt wird auf zwei Zeitebenen.
In der Gegenwart kämpft die junge Journalistin Alice um ihren Job. Als sie zufällig auf Mary mit ihrem Schild trifft, wittert sie eine Story, die ihr zum erhofften Erfolg verhelfen könnte.
In der Vergangenheit begleiten wir Mary und Jim vom ersten Kennenlernen durch ihre Beziehung. Alles ging wahnsinnig schnell bei den beiden. Vom ersten Tag an ist Jim voller kitschiger Gefühlsbekundungen, schon nach dem dritten Treffen zieht Mary zu ihrer neuen Liebe. Die Beschreibungen sind voller Zuckerwatte und rosa Wolken – bis zu dem Augenblick, als die Stimmung kippt. Die Geschichte wird von Kapitel zu Kapitel düsterer und aufwühlender.
Abbie Greaves erzählt über Verlust, davon, wie sehr es einen Menschen prägt, wenn jemand plötzlich aus dem Leben verschwindet. Sie schreibt von Alkoholmissbrauch, fehlendem Selbstwertgefühl und Depressionen. Davon, wie schwierig es ist, sich einzugestehen, dass man Hilfe benötigt und wie belastend diese Situation für die Familienangehörigen sind.
„Jeder Tag für dich“ geht unter die Haut, es ist ein Buch voller Tiefgang und weit entfernt von der leichten Lektüre, die ich erwartet hatte.
Ich durchlief verschiedene Emotionen beim Lesen. Hoffnung und Trauer wechseln sich ab. Dies ist ein Liebesroman, aber keiner nach Schema F. Am Ende ist alles irgendwie gut aber auch wieder nicht und ich las die letzten Zeilen mit einer Träne im Auge.
Für mich war dies ein toller, sehr besonderer Roman und ich bin sehr froh, ihn gelesen zu haben!

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Unbedingt als Hörbuch hören!

Immer wieder Gerner
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GSZS gucke ich zwar schon seit vielen Jahren nicht mehr. Jedoch verfolge ich noch über Social Media die News des Schauspielers, der in der Soap meinen Lieblingscharakter spielt.
Die Biographie von Wolfgang ...

GSZS gucke ich zwar schon seit vielen Jahren nicht mehr. Jedoch verfolge ich noch über Social Media die News des Schauspielers, der in der Soap meinen Lieblingscharakter spielt.
Die Biographie von Wolfgang Bahro sollte man unbedingt als Hörbuch hören. Er liest sein Buch selbst und zwar auf eine unglaublich witzige und unterhaltsame Art. Er hat ein großartiges Talent Stimmen zu imitieren und ich musste immer wieder lachen, wenn er andere Prominente wie zum Beispiel Dieter Hallervorden, Günther Pfitzmann oder Jogi Löw nachgemacht hat.
Bahro plaudert aus dem Nähkästchen, wir begleiten ihn hinter die Kulissen von GZSZ, zu seinen sonstigen Theater- und Filmprojekten, so wie zu Conventions und sogar in den Urlaub.
Seine Paraderolle Jo Gerner nimmt einen großen Teil des Buches ein. Insgesamt gelingt es der Biographie jedoch gut, einen Abriss über das Leben von Wolfgang Bahro zu geben.
Die ersten zwei Drittel haben mir wirklich gut gefallen. Gegen Ende, als es um seine Sammlerleidenschaft und seine Urlaubsreisen geht, fand ich das Buch ein wenig mit Nichtigkeiten in die Länge gezogen und auch nicht mehr so witzig wie am Anfang.
Gerne empfehle ich das Buch denjenigen weiter, die mehr über den Menschen Wolfgang Bahro oder einfach nur über den Alltag eines (Soap)-Schauspielers erfahren möchten.

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Schwer zu bewerten

Die Vertraute
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Es fällt mir wirklich schwer, Gilly Macmillans neuen Roman „Die Vertraute“ zu benoten. 90 % des Buches fand ich super. Die Autorin hält die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite sehr hoch. Die ...

Es fällt mir wirklich schwer, Gilly Macmillans neuen Roman „Die Vertraute“ zu benoten. 90 % des Buches fand ich super. Die Autorin hält die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite sehr hoch. Die Kapitel sind kurz und man kommt schnell in einen Leserausch, zusätzlich ist der Schreibstil sehr bildhaft und atmosphärisch. In meinem Kopf entstanden nicht nur die Umgebung und die Charaktere, ich entwickelte zusätzlich auch noch am laufenden Band neue Theorien. Die Geschichte ist undurchsichtig und perfekt zum miträtseln.
Lucy war schon immer ein einsamer Mensch. Seit sie ein Kind ist, spricht sie mit ihrer imaginären Freundin und auch jetzt, als Erwachsene, ist Eliza ihre tägliche Begleiterin, sie hat sie sogar zur Hauptfigur in ihrer erfolgreichen Krimiserie gemacht. Von ihren Mitmenschen wird Lucy häufig ausgenutzt, allen voran von ihrem Mann Dan, einem unfassbar schrecklichen Menschen, der der sie nur mit Geringschätzung behandelt.
Ich mochte Lucy trotz all der Probleme, die sich im Verlauf der Geschichte herauskristallisieren und trotz der vielen Verdächtigungen, die gegen sie im Raum stehen. Mir war sie sympathisch und ich wünschte mir, dass sie zumindest einen netten Menschen in ihrem Leben hätte. Es hat mich traurig gemacht, wie sie von jeden, sei es einer ehemaligen Vermieterin oder den neuen Nachbarn behandelt wurde.
Als Lucy 9 Jahre alt war, ist ihr Bruder Teddy bei einem nächtlichen Ausflug verschwunden. Ein Ereignis, von dem sie sich nie erholt hat, welches sie allerdings erfolgreich verdrängen konnte.
Doch jetzt, zurück an dem Ort des Geschehens, lässt die Vergangenheit sie nicht mehr los. Sie versucht, sich ihren Erinnerungen zu stellen um Teddy endlich zu finden.
Gilly Macmillan spielt gekonnt mit dem Leser. Kann man Lucy trauen oder nicht? Sie deutet mehrere Möglichkeiten an und meine Nerven waren gespannt wie Drahtseile. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, musste unbedingt wissen, wie es ausgeht.
Ich war mir sicher, dass ich den Roman mit 5 Sternen bewerten werde. Dann dann – ich habe keine Ahnung was die Autorin geritten hat – lässt sie die Spannung, die sie Seite für Seite immer weiter aufgebaut hat, einfach verpuffen. Zur Vermeidung von Spoilern kann ich mich leider nicht besonders ausführlich zum Manko des Buches äußern außer, dass der Schluss zutiefst unbefriedigend ist und es im Grunde sinnlos macht, „Die Vertraute“ überhaupt zu lesen.
Einfach schade und für mich nicht nachvollziehbar, warum sich Gilly Macmillan zu dieser Fahrt an die Wand entschieden hat.
Trotzdem gebe ich in der Gesamtwertung 4 Sterne, weil ich bis zum fatalen Ende gut unterhalten wurde.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Ein würdiges Jubiläum

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Für den Jubiläumsfall ihrer Taunuskrimi-Reihe hat sich Nele Neuhaus eine Umgebung ausgesucht, in der sich jeder Leser automatisch wohlfühlt. Die Handlung spielt in der Welt der Bücher, insbesondere der ...

Für den Jubiläumsfall ihrer Taunuskrimi-Reihe hat sich Nele Neuhaus eine Umgebung ausgesucht, in der sich jeder Leser automatisch wohlfühlt. Die Handlung spielt in der Welt der Bücher, insbesondere der fiktive Verlag Winterscheid steht im Zentrum und so erhält man nebenbei ein paar Einblicke in die Abläufe, bevor ein Buch auf den Markt kommt. Ich fand dieses Setting sehr interessant, vor allem, da auch immer wieder real existierende Verlage und Parallelen zu bekannten Bestsellern eingeflochten wurden. Pias Exmann Henning ist mittlerweile Krimiautor und schreibt die Taunusreihe. Im Universum von Sander und Bodenstein existieren die Bücher also auch, sogar mit identischen Titeln aber mit anderen Charakternamen. Eine Idee, die ich extrem witzig und originell finde. Die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit vermischen sich, selbst die Personen im Buch kommen teilweise durcheinander und irgendwie hatte man beim Lesen das Gefühl, dass alles real ist und nicht nur ausgedacht.
Nach so vielen Jahren, in denen ich die Reihe begleite, fühlt es sich tatsächlich immer ein wenig wie Heimkommen an, wenn ein neuer Krimi erscheint.
Ich kann das komplette Team vom K11 Hofheim, allen voran natürlich Oliver und Pia, ausgesprochen gut leiden. Henning Kirchhof, den ich in früheren Bänden eher zickig empfunden habe, kam dieses Mal ungewohnt attraktiv rüber und ich habe begonnen, ein wenig für ihn zu schwärmen.
Der Fall selber befasst sich mit einer Clique, in der nacheinander zwei Personen ums Leben kommen. Es ist toll, wenn man über Jahrzehnte hinweg mit den selben Leuten befreundet ist, doch je tiefer die Polizei gräbt, desto klarer wird, dass alles nur Fassade ist. Diese angeblichen Freunde sind voller Neid und Hass. Mit jeder Enthüllung wurde man fassungsloser über das Ausmaß der Lügen.
Schon aufgrund der Größe der Clique gibt es hier viele Personen, die für die Geschichte eine Rolle spielen. Trotzdem war es für mich leicht, den Überblick zu behalten. Mehrmals dachte ich, das Verbrechen wäre schon aufgeklärt und jedes Mal überraschte mich Nele Neuhaus mit neuen Fragen und Details.
Zu keiner Zeit war mir beim Lesen des 520 Seiten starken Krimis langweilig. Ich war wirklich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ich liebe diese Reihe einfach und freue mich auch immer, wenn es im Privatleben der Ermittler neue Entwicklungen gibt.
Oliver wird gleich von mehreren schwerwiegenden Problemen gebeutelt und ich kann nur sagen „Hut ab!“, wie er alles meistert.
Im nächsten Band würde ich gerne wieder etwas mehr von Pia und ihrem Zoodirektor erfahren.
Dieser 10. Fall hat mir ausgesprochen gut gefallen und war ein richtiges Highlight für mich.

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Veröffentlicht am 06.02.2022

Kriegsgeschichte mit weniger bekannten Themen

Die Klänge der Freiheit
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Ich habe schon sehr viele Romane gelesen, die während des zweiten Weltkriegs spielen, so eine Geschichte wie in „Die Klänge der Freiheit“ hatte ich bisher allerdings tatsächlich noch nicht in den Fingern ...

Ich habe schon sehr viele Romane gelesen, die während des zweiten Weltkriegs spielen, so eine Geschichte wie in „Die Klänge der Freiheit“ hatte ich bisher allerdings tatsächlich noch nicht in den Fingern gehabt.
Dies war mein erstes Buch von Tara Haigh und ich fand es einfach großartig. Im Mittelpunkt steht die junge Inge, die DRK Schwester wird, um „etwas von der Welt zu sehen“. Ihr großer Traum ist ein Einsatz in Afrika. Stattdessen wird sie zur Ostfront nach Russland geschickt. Inge und die anderen Schwestern sind schockiert. Der Arbeitsalltag hat überhaupt nichts mit den Werbeplakaten des DRK's zu tun. Sie werden mit Blut, Tod, Triage, Mangel an Hygiene und Medikamenten sowie Arbeitszeiten rund um die Uhr konfrontiert.
Als klar wird, dass Deutschland die Ostfront nicht länger halten kann, geht Inge zusammen mit dem Nazi Heinrich Preuss, der Gefallen an ihr gefunden hat, nach Italien, wo sie ein neues Lazarett aufbauen soll.
Tara Haigh beschreibt die Grauen und die Sinnlosigkeit des Krieges sehr bildhaft. Was mich besonders schockiert hat war, wie sehr die Menschen belogen und mit zensierten Nachrichten in falscher Sicherheit gewiegt wurden.
Sowohl in Russland als auch in Italien treffen die unterschiedlichsten Personen aufeinander. Linientreue Menschen, die fest an den Endsieg glauben, Soldaten, die komplett desillusioniert sind und andere, die für den Frieden kämpfen.
Zu Beginn des Romans ist Inge ein etwas naives Mädchen, die aus einem behüteten Zuhause stammt und gerne auf ihrer Geige spielt. Mit der Ankunft in Russland wird sie sehr schnell erwachsen und entwickelt eine enorme Kraft. Ich war sehr beeindruckt, wie sie sich an die neuen Situationen angepasst und den Patienten und Kollegen Mut gegeben hat. Ich konnte sie sehr gut leiden und habe gefesselt ihren Weg verfolgt.
Mir hat besonders gefallen, dass Tara Haigh sich auf weniger bekannte Themen konzentriert hat. Die Handlung spielt nicht in Deutschland und die geschichtlichen Details, die sie aus Russland und Italien beschreibt, haben mich sehr betroffen gemacht.
Der Wechsel nach Italien ist zunächst wie ein Aufatmen. Pasta, tolle Landschaften... doch der Krieg zerstört auch diese Idylle.
Heinrich Preuss wird immer wieder als Wolf im Schafspelz beschrieben und so kam er bei mir auch an. Auch wenn er sich nach außen freundlich gibt, wird er von einer gefährlichen Aura umgeben. Mir war dieser Mensch unangenehm, gleichzeitig war er ein toller Charakter, der der Geschichte eine gute Würze gegeben hat.
Was ich persönlich in diesem Roman nicht gebraucht hätte, war die Liebesgeschichte. Im Gegensatz zu den sonstigen Beschreibungen kam Lorenzo sehr blass rüber und ich fand die Beziehung ziemlich konstruiert.
Auf den letzten 100 Seiten drückt Tara Haigh noch einmal richtig auf Gaspedal und die Ereignisse überschlagen sich nur noch so.
Ich fand dieses Buch wirklich sehr gelungen. 525 eng beschriebene Seiten, die jede Minute meiner Freizeit wert waren!

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