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Veröffentlicht am 07.09.2020

Ein großartiger Krimi voller Spannung, Witz und Charme!

Rory Shy, der schüchterne Detektiv (Rory Shy, der schüchterne Detektiv, Bd. 1)
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Bei einem Blick in das neue Programm des Ueberreuter Verlags ist mir „Rory Shy“ sofort ins Auge gesprungen. Sieht das Cover nicht toll aus? Also ich finde es wunderhübsch. Ich liebe diese winterliche Stimmung, ...

Bei einem Blick in das neue Programm des Ueberreuter Verlags ist mir „Rory Shy“ sofort ins Auge gesprungen. Sieht das Cover nicht toll aus? Also ich finde es wunderhübsch. Ich liebe diese winterliche Stimmung, die es verströmt. Nachdem ich mir den Klappentext durchgelesen hatte, war ich nur noch mehr Feuer und Flamme für das Buch. Kinderkrimis, in denen toughe junge Detektive spannende Fälle lösen, lese ich für mein Leben gerne. Für mich stand daher umgehend fest: „Rory Shy, der schüchterne Detektiv“ muss ich unbedingt lesen!

Die 12-jährige Matilda wünscht sich nichts mehr als eine erfolgreiche Detektivin zu sein. So wie ihr großes Idol Rory Shy. Rory Shy ist ein sehr berühmter Detektiv, der bisher jedes schwierige Rätsel geknackt hat und mittlerweile eine riesige Fangemeinde besitzt. Wie aber schafft er es nur, all diese spektakulären Fälle zu lösen? Rory Shy ist der wohl schüchternste Mensch, den es gibt. Ihm ist es sehr unangenehm, Zeugen zu verhören, er geniert sich davor, mit Informanten zu sprechen und er besitzt viel zu viel Anstand, um verdächtige Personen nach einem Alibi zu fragen. Irgendwie gelingt es ihm aber trotz seiner extremen Schüchternheit dennoch jedes Mal, einen Fall mit Erfolg abzuschließen. Sein neuester Fall stellt allerdings auch Meisterdetektiv Rory Shy vor Herausforderungen. Was für ein Glück, dass er Matilda über den Weg läuft. Oder besser gesagt: Sie ihm. Matilda dreht gerade eine Runde mit ihrem Cockerspaniel Doktor Herkenrath, als sie plötzlich über den schüchternen Ermittler stolpert. Sie hilft ihm aus einer äußert misslichen Lage und zum Dank willigt er ein, sie zu seiner Assistentin zu machen. Das, so wird sich sehr schnell zeigen, war genau die richtige Entscheidung. Matilda hat überhaupt kein Problem damit, Leute zu befragen. Ihr besonderes Talent ist die wörtliche Rede und sie versteht sich bestens darin, ihre Gabe gekonnt einzusetzen. Die Zwei ergänzen sich perfekt und gemeinsam versuchen die beiden nun, das Geheimnis der verschwundenen Perle der Milliardärin Charlotte Sprudel zu lüften. Ob sie diesen kniffligen Fall wohl lösen werden?

Dies war mein erstes Werk aus der Feder von Oliver Schlick und es wird definitiv nicht mein letztes gewesen sein. Mir hat das Buch wahnsinnig gut gefallen, sogar besser als erwartet. In meinen Augen ist Oliver Schlick mit „Rory Shy, der schüchterne Detektiv“ eine ganz famose Kriminalgeschichte für Jung und Alt geglückt, die uns Leser von den ersten Seiten an verzaubert und große Lust auf mehr macht!

Meine Begeisterung für das Buch war schon immens groß, als ich es das erste Mal aufschlug und mich diese tolle doppelseitige Illustration auf dem Vorsatzpapier anlachte, die die wichtigsten Figuren zeigt. Die Geschichte selbst ist nicht bebildert (bis auf ein kleines, putziges Eichhörnchen unten auf den Seiten), aber das vordere und auch das hintere Vorsatzpapier ist wirklich hinreißend gestaltet. Die Aufmachung haben wir übrigens Fiete Koch zu verdanken. Mir war der Name bisher vollkommen unbekannt, muss ich gestehen. Muss unbedingt noch mal schauen, was für Bücher er sonst noch illustriert hat. Mir gefällt sein lustiger Zeichenstil total gut.

Als ich schließlich mit dem Schmökern loslegte, war es sofort komplett um mich geschehen. Von dem grandiosen Schreibstil war ich auf Anhieb ganz begeistert und da mich die Handlung von Anfang bis Ende durchgehend fesseln konnte, bin ich nur so durch die Seiten geflogen und habe das Buch für meinen Geschmack leider viel zu schnell wieder beendet.

Wovon ich euch endlos etwas vorschwärmen könnte, sind die ausgefallenen Figuren und damit verbunden der erstklassige Humor. Hach, was habe ich mich beim Lesen amüsiert. Allein schon der liebe (und seeehr schüchterne) Rory Shy hat mir mit seiner unnachahmlichen Art ständig die Gesichtsmuskeln auseinander gezogen. Rory Shy ist einfach nur der Knaller, sag ich euch. (Und seine besonderen und streng geheimen Fähigkeiten sind ganz erstaunlich und wundersam. Mehr dazu verrate ich allerdings nicht, hehe.)

Die weiteren außergewöhnlichen Figuren haben mir allerdings auch immerzu jede Menge breite Schmunzler entlockt. Da hätten wir zum Beispiel Charlotte Sprudel, die ebenfalls seeehr schüchtern ist. Die Dialoge zwischen ihr und Rory Shy sind einfach nur zum Schießen komisch. Bei den beiden wird verlegen geräuspert und gestottert und sich entschuldigt ohne Ende. Und im „Ähm“ sagen sind die beiden ebenfalls wahre Meister, grins.

Da ich nicht zu viel verraten möchte und finde, dass man die vielen zauberhaften Charaktere besser ohne viel Vorwissen kennenlernen sollte, werde ich euch über die Nebenfiguren nun mal nichts weiter erzählen. Stellt euch einfach mal darauf, dass ihr in dem Buch die Bekanntschaft mit so einigen herrlich kuriosen Gestalten machen dürft, die euch mit ihren witzigen Eigenarten bestens unterhalten werden.

Von wem ich euch dann aber doch unbedingt noch berichten möchte, ist Matilda, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren. Matilda war so eine Buchheldin, wie ich sie in Kinderbüchern ganz besonders liebe: Pfiffig, schlagfertig und sympathisch. Ich fand Matilda wundervoll und habe sie für ihr großes Selbstbewusstsein, ihren Scharfsinn und ihr beeindruckendes Talent im Reden zutiefst bewundert.

Auch mit dem Setting und vor allem mit der Atmosphäre konnte das Buch vollends bei mir punkten. Die riesige Villa der Milliardärin Charlotte Sprudel wird echt cool beschrieben und da das Buch Ende Dezember spielt, wird man beim Lesen so richtig schön in Winterstimmung versetzt. Das winterliche Cover verspricht da eindeutig nicht zu viel, das könnt ihr mir glauben. Für die kalte Jahreszeit kann ich das Buch daher ganz besonders empfehlen.

Was ich auch nur loben kann, ist die Erzählweise. Von Oliver Schlicks Schreibstil bin ich wirklich ganz hingerissen. Er ist humorvoll, packend und liest sich unheimlich gut. Da die Kapitel zudem angenehm kurz sind, kann man eigentlich gar nicht anders als das Buch zu inhalieren.

Auch von der Handlung bin ich hellauf begeistert. Ich war durchweg am mitfiebern und herumrätseln und hatte bis zum Schluss keinen Plan, wer nur der Täter sein könnte. Oliver Schlick versteht sich wahrlich hervorragend darin, uns Leser bis zum Schluss im Dunklen tappen zu lassen. In der Villa von Charlotte Sprudel treiben so einige suspekte Personen ihr Unwesen, sodass es wirklich überhaupt nicht einfach ist, einen Verdächtigen ausfindig zu machen.

Enden tut die Geschichte sehr abgeschlossen, aber Potenzial für eine Fortsetzung ist durchaus vorhanden. Also ich hoffe sehr, dass es sich bei dem Buch um einen Reihenauftakt handelt und es noch ein Wiedersehen mit Rory Shy, Matilda und Co. geben wird. Über weitere aufregende und höchst amüsante Fälle dieses originellen Ermittlerduos würde ich mich riesig freuen!

Fazit: Ein großartiges Krimiabenteuer voller Spannung, Witz und Charme!
Hach, was für ein Spaß! Mir hat „Rory Shy, der schüchterne Detektiv“ genau das beschert, was ein richtig guter Detektivroman ab 10 Jahren für mich ausmacht: Ein unglaublich packender und unterhaltsamer Kriminalfall voller Rätsel und Mysterien, der auch Erwachsene ordentlich mitraten lässt; eine gewitzte junge Buchheldin, die man sofort ins Herz schließen muss und viele weitere wunderbar schräge Figuren. Ich habe fabelhafte Lesestunden mit dem Buch verbracht und kann nur sagen: Unbedingt lesen! Vor allem für den Winter ist „Rory Shy, der schüchterne Detektiv“ die perfekte Lektüre. Von mir gibt es sehr gerne volle 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Ein witziger und schaurig-schöner (Vor-) Lesespaß für Jung und Alt!

Memento Monstrum (Bd. 1)
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Als ich das erste Mal von „Memento Monstrum“ hörte, war es sofort um mich geschehen. Sieht das Cover nicht umwerfend und unglaublich niedlich aus? Also ich bin ganz hin und weg von dieser bezaubernden ...

Als ich das erste Mal von „Memento Monstrum“ hörte, war es sofort um mich geschehen. Sieht das Cover nicht umwerfend und unglaublich niedlich aus? Also ich bin ganz hin und weg von dieser bezaubernden Aufmachung. Das Cover ist wahrlich der reinste Augenschmaus. Da die Bücher von Jochen Till mittlerweile absolute Must-Haves für mich sind und ich zudem ein großer Fan von der großartigen Zeichenkunst der Wiebke Rauers bin, stand für mich umgehend fest: „Memento Monstrum“ muss ich unbedingt lesen! Ich ließ das Buch daher nur zu gerne bei mir einziehen.

Graf Vlad Dracula kann es nicht fassen. Seine Frau verlässt ihn - für zwei volle Tage! Gemeinsam mit seiner Tochter wird sie sich einen schönen zweitägigen Wellness-Urlaub in Paris machen. Und er? Ihn erwartet zu Hause ein wahres Horrorwochenende. Zwei ganze Tage muss er auf seine drei Enkelkinder aufpassen und sie bespaßen. Wie soll er das nur schaffen?
Als er es sich zusammen mit seinen Enkeln in der hauseigenen großen Bibliothek gemütlich macht, fällt den Kindern beim Bücherhaus bauen ein altes Fotoalbum in die Hände. Die Drei sind sofort Feuer und Flamme und bitten ihren Großvater darum, dass er ihnen Geschichten aus seinem (sehr langen) Leben erzählt. (Opa Dracula zählt mittlerweile stolze 589 Jahre.)
So beginnt Graf Dracula also zu berichten. Er erzählt von seiner Begegnung mit der hinreißenden Yeti, die sich nichts sehnlicher wünschte, als eine Primaballerina zu werden; von seinem allerersten Haustier; von der Mumie namens Jack, die in Wahrheit gar keine war und von dem äußerst musikalischen Werwolf Archibald. Und nicht zu vergessen: Von Van Helsing, der einfach nicht locker lässt und ihm ständig mit seinem Holzpflock auflauert. Sein Ziel: Graf Dracula töten.

Graf Dracula – wer hat nicht schon von ihm gehört? Auch Geschichten von Yetis, Werwölfen und Mumien dürften den meisten wohl bekannt sein. Aber, haltet euch fest: Alles, was ihr über diese ganzen schauerlichen Kreaturen wisst, ist Humbug! Ja, echt! Graf Dracula ist gar kein böser Vampir – er ist ein liebevoller und ziemlich cooler Großvater und total sympathischer Kerl. Der Yeti aus dem Himalaya ist in Wahrheit eine charmante Yetidame und Werwölfe sind ganz klar nicht immer die blutrünstigen Bestien, wie uns stets weisgemacht wird. Ihr glaubt mir nicht? Lest „Memento Monstrum“ - dann seht ihr, dass ich euch keine Lügenmärchen erzähle. Jochen Till ist es irgendwie gelungen, an die wahren Memoiren des berühmten Graf Dracula heranzukommen und da er dieses erstaunliche Wissen nicht für sich behalten wollte, hat er uns daran teilhaben lassen. Genial, oder?
In „Memento Monstrum“ werdet ihr das große Vergnügen haben, Graf Dracula höchstpersönlich kennenzulernen sowie seine drei äußerst charmanten Enkelkinder: Rhesus, Vira und Globine.
Ihr werdet zudem in den Genuss von vier ganz famosen Geschichten kommen, die sowohl Graf Dracula als auch so einige Monster in einem völlig neuen Licht dastehen lassen. Und als wäre das nicht schon brillant genug (ja, es kommt tatsächlich noch besser): Wir erfahren endlich, was es wirklich mit dem Meisterdetektiv Sherlock Holmes auf sich hat und dass die Beatles vor ihrer großen Karriere mit einem echten Monster musiziert haben. Na, neugierig geworden? Worauf wartet ihr dann noch? Schnappt euch „Memento Monstrum“ und legt los mit dem Schmökern! Ich wünsche euch ein monstermäßig gutes Lesevergnügen. :D

Monstermäßig gut – das ist „Memento Monstrum“. Ihr könnt mir glauben: Das prächtige Cover verspricht eindeutig nicht zu viel. Auch das, was zwischen den augenschmeichelnden Buchdeckeln schlummert, ist wundervoll. Wie ich es von Jochen Till gewohnt bin, hat er mal wieder eine höchst amüsantes und sehr fantasievolles Kinderbuch geschrieben, das Groß und Klein bestens unterhält und für die schönsten (Vor-) Lesestunden sorgt.
Auch Wiebke Rauers hat mal wieder einen grandiosen Job gemacht und Bilder aufs Papier gezaubert, an denen man sich einfach nicht sattsehen kann.

Mir hat „Memento Monstrum“ ein richtig tolles Leseerlebnis beschert. Die vier Erzählungen aus Graf Draculas Leben fand ich einfach nur herrlich; ich bin da aus dem Schmunzeln oft gar nicht mehr herausgekommen. Welche Geschichte ich am liebsten mochte? Hm, schwierig. Vermutlich die erste, in der es uns zu Beginn ins viktorianische London verschlägt und wir Yeti kennenlernen dürfen. Bei der Story hat‘s mir die Atmosphäre irgendwie voll angetan.

Vom Verlag wird „Memento Monstrum“ für Leser ab 9 Jahren empfohlen und dieser Empfehlung schließe ich mich gerne an. Allerdings muss ich sagen, dass mir persönlich der Spannungsbogen der Handlung für ein Buch dieser Altersklasse ein kleines bisschen zu niedrig war. Langweilig ist die Geschichte natürlich nicht, aber insgesamt habe ich sie einfach als ein wenig zu ruhig empfunden. Bis auf diesen Punkt bin ich aber wirklich hellauf begeistert von „Memento Monstrum“.

Besonders gut gefallen hat mir, wie das Buch aufgebaut ist. Es kommt zu ständigen Wechseln zwischen Graf Draculas Berichten und der Gegenwart, was durch zwei verschiedene Schriftfarben prima kenntlich gemacht wurde. Die Enkelkinder werden ihren Opa während des Erzählens öfters unterbrechen, um Fragen zu stellen oder die Geschichten zu kommentieren. Die Gespräche, die dabei entstehen, sind, wie die vier Monsterstories, zum schmunzeln schön.

Richtig klasse fand ich auch, dass das Buch so einige wichtige Botschaften vermittelt. Auf eine kindgerechte und monsterhaft gute Weise wird verdeutlicht, dass man an seinen Träumen und Wünschen festhalten und niemals aufgeben sollte. Man kann alles werden, was man möchte, man darf sich einfach nicht von seinem Weg abbringen lassen und muss an sich selbst glauben. Auch das Thema Vorurteile kommt zur Sprache. So realisiert Rhesus, dass Werwölfe nicht immer die bösen Monster sind, die er aus seinem Handyspiel kennt, sondern dass es auch sehr freundliche Werwölfe gibt.

Was dann natürlich auf gar keinen Fall unerwähnt bleiben darf, sind die fantastischen Illustrationen von Wiebke Rauers. Egal ob die kleinen Zeichnungen von Krabbeltieren, die etwas größeren oder die wenigen doppelseitigen Illustrationen – ich bin von allen farbigen Bildern ganz hin und weg. Sie sind so wunderbar witzig und zuckersüß und schaffen eine ganz besondere, schaurig-schöne Stimmung.


Fazit: Ein humorvolles und monströs gutes Lesevergnügen für die ganze Familie! Ich bin eindeutig nicht mit den falschen Erwartungen an „Memento Monstrum“ herangegangen – mir hat es unheimlich viel Spaß gemacht, in dieses Buch abzutauchen und beim Durchschmökern die erstaunlichsten Dinge über Graf Draculas Leben zu erfahren. Jochen Tills witziger Erzählstil ist mal wieder allererste Sahne und die traumhaft schönen Illustrationen von Wiebke Rauers machen dieses Buch zu einem richtigen Schatz. Ihr könnt mir glauben – das wunderhübsche Cover verspricht definitiv nicht zu viel. Mir persönlich war der Spannungsfaktor insgesamt ein klein wenig zu niedrig, aber ansonsten bin ich wirklich einfach nur begeistert von den ziemlich wahren Memoiren von Graf Dracula. Ob Jung oder Alt, ob zum Vor- oder zum Selberlesen – ich kann „Memento Monstrum“ wärmstens empfehlen und vergebe 4,5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 06.09.2020

Humorvoll und herzzerreißend zugleich - ein wunderschönes und zutiefst berührendes Buch!

Adresse unbekannt - Nominiert zum Deutschen Jugendliteraturpreis
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Als ich das erste Mal über „Adresse unbekannt“ stolperte, konnte das originelle Cover meine Neugierde sofort wecken. Da mich auch der Klappentext umgehend überzeugen konnte, stand für mich sehr schnell ...

Als ich das erste Mal über „Adresse unbekannt“ stolperte, konnte das originelle Cover meine Neugierde sofort wecken. Da mich auch der Klappentext umgehend überzeugen konnte, stand für mich sehr schnell fest: Das Buch muss ich unbedingt lesen! Die Autorin Susin Nielsen kannte ich bisher nur vom Namen her. „Adresse unbekannt“ sollte also die große Ehre haben, mein erstes Werk von ihr zu werden.

Früher hat Felix mit seiner alleinerziehenden Mutter Astrid in einer Eigentumswohnung gelebt, aber da Astrid nicht gut darin ist, Jobs zu behalten und das Geld immer knapper wurde, landen die beiden über einige Zwischenstationen schließlich in einem alten VW-Bus. Den Sommer über in einem alten Camper durch Kanada touren – das klingt für Felix zunächst nach einem richtig aufregenden Abenteuer. Eigentlich sollte der Bus auch nur vorübergehend ihr neues Zuhause sein, aber aus der geplanten Zeit wird sehr schnell mehr werden. Und damit auch die Probleme. Da Astrid ziemlich chaotisch ist und kein Blatt vor den Mund nimmt, bleibt ihre Suche nach einem längerfristigen Job ergebnislos. Felix, der inzwischen fast 13 Jahre alt ist, hasst seine aktuelle Wohnsituation. Er will endlich wieder ein Klo und ein richtiges Bett haben, er sehnt sich nach Privatsphäre und einfach nach einem Ort, den er wirklich als ein Zuhause bezeichnen kann. Ein Zuhause mit einer Adresse. Besonders schwer zu schaffen macht ihm, dass er seinen Freunden gegenüber nicht ehrlich sein kann und ihnen ständig was vorflunkern muss. Anders als seine Mutter, die es mit der Wahrheit stets nicht so genau nimmt, belastet ihn das Lügen sehr. Ein Gutes haben Astrids beeindruckende Talente fürs Lügen und Schauspielern aber: Ihr ist es tatsächlich gelungen, ihren Sohn auf seine Traumschule zu bekommen. Die Schule ist wenigstens ein Lichtblick in Felix sehr schwierigem Leben. Sie stellt ihn allerdings auch vor Herausforderungen, schließlich darf niemand erfahren, dass er zusammen mit seiner Mutter (und seiner Rennmaus Horatio) in einem alten Bus wohnt. Als die Wahrheit irgendwann doch noch herauskommt, erkennt Felix, dass er richtig gute Freunde an seiner Seite hat, auf die er sich jederzeit verlassen kann.

Was für ein großartiges und wunderschönes Buch! Ich hatte mir ja schon gedacht, dass mich „Adresse unbekannt“ begeistern wird – der Klappentext klang einfach so, so gut. Dass mich mein erstes Werk aus der Feder von Susin Nielsen aber dermaßen umhauen würde, hätte ich dann doch nicht erwartet. Für mich hat sich „Adresse unbekannt“ zu einem absoluten Highlight, wenn nicht sogar Jahreshighlight entwickelt. Innerhalb eines Tages habe ich das Buch durchgesuchtet und eine unvergessliche Zeit damit verbracht.

Ich habe fabelhaft in die Handlung hineingefunden. Eigentlich wollte ich abends, kurz vor dem Schlafengehen, nur mal ein bisschen in „Adresse unbekannt“ reinlesen, war dann aber von Beginn an so gefesselt von der Story, dass ich gute 100 Seiten in einem Rutsch inhaliert habe. Das Buch liest sich wahnsinnig gut; Susin Nielsen hat einen exzellenten Schreibstil. Er ist mitreißend, humorvoll und so wunderbar emotional und warmherzig. Da zudem die Kapitel angenehm kurz sind, kann man bei diesem Buch eigentlich gar nicht anders, als nur so durch die Seiten fliegen.

Mit unserem Hauptprotagonisten konnte das Buch ebenfalls sofort bei mir punkten. Felix war mir auf Anhieb sympathisch. Er ist ein unheimlich lieber, tapferer und beeindruckend intelligenter Junge, den man einfach augenblicklich ins Herz schließen muss. Da wir alles seiner Sicht in der Ich-Perspektive erfahren und sein Fühlen und Gedanken unfassbar feinfühlig und authentisch dargestellt wird, gelingt es einem als Leser spielend leicht, sich in Felix hineinzuversetzen. Mir jedenfalls ist dies hervorragend geglückt. Ich habe sehr oft unendlich mit Felix mitgelitten und hätte ihn an vielen Stellen am liebsten ganz fest in Arm genommen und ihm gesagt, dass alles bestimmt wieder gut werden wird. Zugleich bin ich manchmal aus dem Schmunzeln aber auch gar nicht mehr herausgekommen. Wie es der Autorin gelungen ist, eine ungemein schwere Thematik auf eine leichte und witzige Weise zu behandeln, ohne dass sie an Ernsthaftigkeit oder Authentizität verliert, ist einfach nur famos. 

Susin Nielsen spricht in „Adresse unbekannt“ ausgesprochen viele wichtige und teils auch sehr schwierige Themen an. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Obdachlosigkeit, aber auch andere brisante Punkte kommen zur Sprache wie Depressionen, Verlust (Tod eines Haustiers), Diebstahl, Diversität, Homosexualität, Vertrauensbruch und auch Suizid und Vergewaltigung werden ganz leicht thematisiert. Die Geschichte handelt aber natürlich auch von sehr schönen Dingen wie Freundschaft, Familie, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft. In dem Buch steckt echt viel und Susin Nielsen ist es meiner Ansicht nach fantastisch gelungen, die Handlung an keiner einzigen Stelle zu überladen oder schwer werden zu lassen. Alles harmoniert perfekt miteinander und die Geschehnisse bleiben stets vollkommen kindgerecht.

Vom Verlag wird „Adresse unbekannt“ für Leser ab 11 Jahren empfohlen und dieser Altersempfehlung schließe ich mich an. Ich möchte allerdings noch mal darauf hinweisen, dass die Handlung insgesamt schon sehr traurig und bedrückend ist, trotz der Situationskomik und des herzerwärmenden und Hoffnung schenkenden Endes. Das Thema Heimatlosigkeit mag auf eine altersgerechte und auch unterhaltsame Weise behandelt werden, aber beschönigt wird dennoch selten etwas. Hunger, mangelnde Hygiene, Felix‘ Scham, weil er oft müffelt oder seine Notdurft in Park verrichten muss, seine Wut darüber, dass Astrid lügt, stiehlt und betrügt, seine Sorge, weil seine Mutter immer depressiver wird, seine Angst, dass jemand davon erfahren könnte, dass sie in einem Bus hausen und er deswegen von seiner Mutter getrennt und in eine Pflegefamilie gesteckt wird, seine große Verzweiflung...Das Buch hat fraglos eine Menge Tiefgang und geht richtig unter die Haut. Ich musste beim Lesen sehr oft ziemlich schwer schlucken und manchmal hatte ich sogar auch ein bisschen Pipi in den Augen. Aber wie gesagt, ich habe die Handlung an keiner Stelle als zu beklemmend oder heftig empfunden. Ich denke daher schon, dass „Adresse unbekannt“ für Leser ab 11 Jahren geeignet ist. Und für Erwachsene ist diese berührende und ergreifende Geschichte ebenfalls absolut lesenswert!

Obwohl meine Rezension schon so lang ist, möchte ich unbedingt noch kurz was zu den weiteren Charakteren sagen. Wie Felix, so wurden auch die Nebenfiguren erstklassig ausgearbeitet. Da hätten wir zum Beispiel Felix' Mom, die er immer Astrid nennen soll. Obwohl ich mich über Astrid stellenweise tierisch aufgeregt habe, mochte ich sie dennoch recht gerne. Wen ich neben Felix ganz besonders fest in mein Herz geschlossen habe, sind seine Freunde Dylan und die kratzbürstige Winnie Wu. Dylan fand ich einfach nur spitze und Winnie ist ebenfalls eine Marke für sich. Über Winnies sehr spezielle Art habe ich mich öfters köstlich amüsiert, grins.

Am liebsten würde ich noch auf viel mehr Charaktere eingehen, aber ich glaube, dann würde meine Rezi wirklich zu lang werden. Stellt euch einfach mal darauf ein, dass ihr im Verlauf der Geschichte die Bekanntschaft mit vielen außergewöhnlichen Figuren machen dürft, die allesamt dazu beitragen, dass ihr wundervolle Lesestunden mit dem Buch verbringen werdet.

Fazit: Ein phänomenales Buch voller Feingefühl, Herzschmerz und Humor! Susin Nielsen hat mit „Adresse unbekannt“ einen grandiosen Jugendroman aufs Papier gebracht, mit welchem sie mir ein richtiges Highlight beschert hat. Die Geschichte ist unglaublich einfühlsam, witzig und spannend geschrieben und klingt noch sehr lange in einem nach. Susin Nielsen behandelt das ernste Thema Obdachlosigkeit auf eine unnachahmliche Weise, von der man einfach begeistert sein muss. Ich jedenfalls bin es. Ich kann euch „Adresse unbekannt“ wirklich nur ans Herz legen – dieses Buch verdient es einfach, von ganz vielen Menschen gelesen und geliebt zu werden. Von mir gibt es nur zu gerne volle 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Spannend, abenteuerlich, märchenhaft schön!

Bittermonds Bucht
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Da mir „Monty, Castor und der Findelfuchs“ von Maike Harel so gut gefallen hat, war meine Neugierde sofort geweckt als ich das erste Mal von ihrem neuen Buch aus dem Hummelburg Verlag hörte. In das wunderhübsche ...

Da mir „Monty, Castor und der Findelfuchs“ von Maike Harel so gut gefallen hat, war meine Neugierde sofort geweckt als ich das erste Mal von ihrem neuen Buch aus dem Hummelburg Verlag hörte. In das wunderhübsche Cover hatte ich mich auf den ersten Blick verliebt und da mich auch der Klappentext umgehend überzeugen konnte, zögerte ich keine Sekunde lang, sondern ließ „Bittermonds Bucht“ nur zu gerne bei mir einziehen.  

Der Junge Jukka hat schon immer zusammen mit Käpt‘n Bittermond in dessen einsamer Bucht gelebt. Die Welt, die außerhalb der Bucht existiert, kennt der Junge nicht. Auch anderen Menschen ist er noch nie begegnet. Dies soll sich ändern, als die fahrende Händlerin Kandidel und ihre Tochter Lila eines Tages auftauchen. Jukka findet schnell heraus, dass sich Bittermond und Kandidel von früher kennen – sie waren sogar ein Liebespaar gewesen. Ihre Gefühle zueinander scheinen noch nicht erloschen zu sein, auch das wird sofort klar. Mutter und Tochter beschließen in der Bucht zu bleiben und Jukka und Lila werden sich in dieser Zeit anfreunden. Mit der ruhigen Zeit soll es allerdings jäh vorbei sein, als Kandidel Bittermonds größten Schatz stiehlt und mit ihm spurlos verschwindet. Jukka und Lila fassen augenblicklich den Entschluss, ihr zu folgen und das gestohlene Gläserne Herz zurückzuholen. Ihre Reise ist aber alles andere als ungefährlich. Ein unvergessliches Abenteuer beginnt...

Cover und Klappentext haben mir eindeutig nicht zu viel versprochen – mir hat auch mein zweites Werk aus der Feder von Maike Harel unheimlich gut gefallen! In meinen Augen ist der deutschen Autorin mit „Bittermonds Bucht“ ein großartiger Kinderroman geglückt, der uns Leser von Anfang bis Ende mit einer traumhaft schönen Atmosphäre verzaubert und die Herzen aller Fantasy- und Abenteuerfreunde höherschlagen lässt. Solltet ihr gerne in Kinderbücher abtauchen, die etwas herrlich Zeitloses an sich haben und euch auf eine ereignisreiche Reise voller Gefahren und Überraschungen mitnehmen, dann kann ich euch nur nahe legen, „Bittermonds Bucht“ zu lesen.

Ehe es für uns Leser groß auf Reisen geht, dürfen wir zunächst einige Zeit in Bittermonds Bucht verbringen und das Leben von Jukka und Käpt‘n Bittermond kennenlernen. Mich persönlich hat der sehr ruhige Beginn nicht groß gestört, allerdings könnte ich mir vorstellen, dass er für die Zielgruppe vielleicht etwas zu langatmig sein könnte. Das ist aber auch nur meine Ansicht, vielleicht täusche ich mich ja auch.
Für mich jedenfalls hat sich auch der etwas gemächliche Start hervorragend lesen lassen. Maike Harel hat einen bezaubernden Schreibstil. Er ist locker, leicht und bildhaft und absolut geeignet für Leser ab 10 Jahren.
Ich war von den anschaulichen und magischen Beschreibungen der Kulisse vom ersten Moment an ganz hin und weg und unseren liebenswerten Buchhelden Jukka, aus dessen Sicht wir alles in der dritten Person erfahren, habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Auch Bittermond war mir auf Anhieb sympathisch, trotz seines etwas brummigen und geheimniskrämerischen Verhaltens. Dass der Käpt‘n etwas zu verbergen und Jukka über seine Herkunft vollkommen im Dunklen gelassen hat, wird sofort deutlich. Warum aber verheimlicht er so viel? Wieso hat er Jukka so abgeschottet von allem großgezogen? Jukka hat wirklich gar keine Ahnung von der Welt, die außerhalb der Bucht existiert. Er ist noch nie einem Mädchen begegnen, er kann nicht lesen oder schreiben und Dinge, die für andere selbstverständlich sind, sind ihm völlig fremd.
Ihr könnt euch sicher denken, dass der liebe Jukka aufgrund seiner enormen Wissenslücken auf die toughe Lila zunächst einen etwas dümmlichen Eindruck macht. ;)

Lila und ihre Mutter Kandidel werden ebenfalls sehr früh im Buch ihren Auftritt haben und wie Jukka und Bittermond, so mochte ich auch dieses außergewöhnliche Mutter-Tochter-Duo sofort unglaublich gerne. Vor allem Lila fand ich spitze. Über ihre schlagfertige und ziemlich dickköpfige Art habe ich mich stellenweise köstlich amüsiert und das Zusammenspiel zwischen ihr und Jukka hat mich ganz besonders gut unterhalten. Da bin ich aus dem Schmunzeln oft gar nicht mehr herausgekommen.
Lila und Jukka können sich anfangs nicht so wirklich riechen, aber da Mutter und Tochter beschließen in der Bucht zu bleiben (zur Verwunderung von Lila), freunden sich die beiden Kinder doch noch an und werden sehr schnell die allerbesten Freunde. 

Nachdem Kandidel spurlos verschwunden ist und sich Jukka und Lila auf die Suche nach ihr machen, geht das Abenteuer so richtig los. Ab da wollte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Gemeinsam mit den beiden Kindern erlebt man als Leser ein aufregendes Erlebnis nach dem nächsten: Die Kinder werden auf sprechende Erdmännchen treffen und von ihnen gefangengehalten werden, sie werden auf ihrem Weg ständig von einem gefährlichen Grässgreif verfolgt werden (seltsamerweise scheint er es auf Jukka abgesehen zu haben), sie werden die faszinierendsten Orte besuchen und mit jeder Menge Hürden und Problemen zu kämpfen haben. Ich kann euch versprechen: Bei dieser packenden und abenteuerlichen Reise kann man als Leser gar nicht anders als durchweg mitzufiebern und zu staunen. Die Welt, die Maike Harel in ihrem neuen Buch erschaffen hat, ist einfach nur fantastisch und die Stimmung, die durch die Kulisse zustande kommt, haftet etwas wunderbar Märchenhaftes an. Da ich ein großer Märchenliebhaber bin, hat es mich riesig gefreut, dass „Bittermonds Bucht“ so tolle Märchen-Vibes verströmt. :)

Da ich zudem ein großer Fan von Karten in Büchern bin, war ich richtig happy als entdeckte, dass das vordere und hintere Vorsatzpapier eine hinreißende Landkarte zeigt, auf der die wichtigsten Orte eingezeichnet sind. Ganz verliebt bin ich auch in die kleinen schwarz-weiß Illustrationen an den Kapitelanfängen. Die Florentine Prechtel, der wir auch das umwerfende Cover zu verdanken haben, kann einfach so wunderschön zeichnen! Ich mag ihren unverkennbaren Zeichenstil wahnsinnig gerne.

Ich habe insgesamt zauberhafte Lesestunden mit „Bittermonds Bucht“ verbracht. Da mich auch das Ende komplett überzeugen konnte, habe ich das Buch mit einem richtig zufriedenen und glücklichen Gefühl wieder zuklappen können. Eine Fortsetzung wird es sehr wahrscheinlich nicht geben, zumindest gehe ich sehr stark von davon aus, dass es sich bei „Bittermonds Bucht“ um einen Einzeltitel handelt. Über ein Wiedersehen mit Jukka, Lila und Co. würde ich mich aber natürlich sehr freuen!

Fazit: Eine spannende und märchenhafte Reise voller Fantasie und Abenteuer! Auf „Bittermonds Bucht“ habe ich mich definitiv zurecht so sehr gefreut – mir hat der neue Kinderroman von Maike Harel ein wundervolles Leseerlebnis beschert. In das Setting, die Atmosphäre und die Gestaltung des Buches habe ich mich sofort verliebt und unsere zwei mutigen Freunde habe ich nur zu gerne auf ihrem Weg begleitet. Ein wirklich ganz toller Abenteuerschmöker über Freundschaft, die Suche nach der eigenen Herkunft und Zusammenhalt, der nicht nur für Kinder ab 10 Jahren lesenswert ist, sondern auch deutlich ältere Bücherwürmer begeistern wird. Ich kann „Bittermonds Bucht“ wärmstens empfehlen und vergebe 4,5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Humorvoll, einfühlsam, nachhaltig süß und so, so schön!

Nachhaltig verliebt
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Die Bücher von Chantal Schreiber sind mittlerweile absolute Must-Reads für mich. Als ich das erste Mal von ihrem neuen Jugendbuch aus dem Schneiderbuch Verlag hörte, stand für mich daher natürlich sofort ...

Die Bücher von Chantal Schreiber sind mittlerweile absolute Must-Reads für mich. Als ich das erste Mal von ihrem neuen Jugendbuch aus dem Schneiderbuch Verlag hörte, stand für mich daher natürlich sofort fest, dass ich es unbedingt lesen muss. Auf „Nachhaltig verliebt“ war ich schon wahnsinnig gespannt!

Da die Mutter für eine Weile in die USA reisen muss, um sich dort um die Erbschaft der verstorbenen Tante Gertrude zu kümmern, übernehmen die fast 15-jährige Zoe und ihr großer Bruder Jack das Familienunternehmen: Das Fill up, ein kleiner Zero Waste-Laden, in dem es nur vegane Produkte gibt und in dem sehr auf Nachhaltigkeit geachtet wird. Zoe kommt die viele Arbeit gerade recht. Ihr Ex Milo lässt sich einfach nicht aus ihrem Kopf vertreiben und das, wo er sie mit seinen abwertenden Bemerkungen über ihre Figur so extrem verletzt und verunsichert hat. Seit Milos Äußerungen versteckt Zoe ihre weibliche Figur nur noch in sehr weiten Klamotten und auch im Chor hält sie sich zurück, obwohl ihre Solostimme atemberaubend ist. Doch dann taucht plötzlich der schnuckelige Leon im Laden auf, der sie ganz anders wahrzunehmen scheint als sie selbst. Dank Leon gelingt es Zoe so langsam über Milo hinwegzukommen. Ist Leon aber wirklich ehrlich zu ihr? Hat er tatsächlich Interesse an Zoe oder verfolgt er andere Absichten?

Kennt ihr das, wenn ihr mit einem Buch beginnt und einfach schon nach den ersten paar Seiten wisst, dass ihr es lieben werdet? Mir erging es so mit „Nachhaltig verliebt“. Mir hat der neue Roman von Chantal Schreiber nur mal wieder vor Augen geführt, dass ich ihre Bücher zurecht so unsagbar gerne mag. Der österreichischen Autorin ist mit „Nachhaltig verliebt“ ein erneuter zauberhafter Feel-Good-Roman geglückt, in dem man sich einfach hineinfallen lassen und von Anfang bis Ende pudelwohl fühlen kann.

Was ich mal wieder gar nicht oft genug loben kann, ist der Sprachstil von Chantal Schreiber. Ich liebe ihre packende und humorvolle Art zu schreiben und suchte ihre Bücher immer so richtig weg, da sie sich so angenehm, fluffig-leicht und unterhaltsam lesen lassen. Auch „Nachhaltig verliebt“ bin ich nur so durch die Seiten geflogen und mich dabei stellenweise köstlich amüsiert. Dank der vielen spritzigen Dialoge bin aus dem Schmunzeln oft gar nicht mehr herausgekommen; vor allem die äußerst vergnüglichen WhatsApp Konversationen haben mir öfters ein Grinsen auf die Lippen gezaubert. Die ulkigen Avocadowitze zwischen Zoe und Leon fand ich einfach nur herrlich und dass die Textnachrichten Emojis enthalten, hat mich mega gefreut. (Chantal, du weißt, ich liebe Emojis! ;D ) 
Da zudem alles sehr bildhaft beschrieben wird, hatte ich beim Lesen richtiggehend das Gefühl, gemeinsam mit Zoe und Co im urigen Fill up zu stehen und alles live mitzuerleben.

Mit den Figuren konnte Chantal Schreiber ebenfalls mal wieder vollends bei mir punkten. Unsere Hauptprotagonistin Zoe, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren, war mir auf Anhieb sympathisch. Ich mochte ihre liebenswürdige und ehrliche Art vom ersten Moment an unfassbar gerne und dank der einfühlsamen und glaubhaften Darstellung ihres Gefühls- und Gedankenlebens konnte mich jederzeit mühelos in sie hineinzuversetzen. Zoe wirkte auf mich einfach so echt, was mir ganz besonders gut gefallen hat.

Auch die weiteren Charaktere wachsen einem unheimlich schnell ans Herz und werden absolut authentisch dargestellt. Das ist in meinen Augen eine ganz große Stärke von Chantal Schreiber: Liebenswerte Figuren zu erschaffen, die wie aus dem Leben gegriffen wirken.
Als Leser haben wir das große Vergnügen, im Verlauf des Buches die Bekanntschaft von vielen wunderbaren Personen zu machen. Da hätten wir zum Beispiel Zoes großen Bruder Jack und ihre Mom, die man - wie Zoe - für ihr vorbildliches Engagement, die Umwelt schützen und ihre unendliche Begeisterung für ihren Laden einfach lieben und bewundern muss. Oder Leon, ein sehr witziger und attraktiver junger Mann, an den definitiv nicht nur unsere Protagonistin ihr Herz verloren hat (meines hat er auch im Sturm erobert, seufz). Und Nico, ein super nettes Mädel, die so schön tough drauf ist und mit der ich mich im Real-Life garantiert auf Anhieb total gut verstehen würde. Nico und Zoe werden sich im Park kennenlernen (was sie ihren Hunden zu verdanken haben) und sehr schnell richtig dicke Freundinnen werden.

Zusammen mit den vielen Charakteren erlebt man als Leser eine unvergessliche Zeit, bei der man einfach nicht möchte, dass sie vorbeigeht, weil sie so unglaublich schön ist. Ich bin mir sehr sicher, dass die Geschichte jeden Leser nachhaltig verzaubern wird und viele den großen Wunsch verspüren werden, nach dem Beenden des Buches gleich noch einmal darin abzutauchen.
„Nachhaltig verliebt“ handelt von Liebe, Familie, Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt. Von Enttäuschung, Vergebung, Hilfsbereitschaft, Selbstakzeptanz und, klar, natürlich auch von ganz viel Nachhaltigkeit. In dem Buch steckt wirklich eine Menge, die Geschichte wirkt aber an keiner einziger Stelle zu überladen. Für mich jedenfalls war einfach alles rundum stimmig. 
Besonders gut gefallen hat mir, wie Chantal Schreiber das Thema Nachhaltigkeit verpackt hat. Ohne in irgendeiner Weise belehrend oder so zu wirken, sondern einfach so, dass man zum Nachdenken angeregt wird und tolle Tipps erhält, wie man einen guten veganen Lebensstil führen und die Umwelt schonen kann. Mir ist beim Lesen richtig bewusst geworden, dass ich, Schande über mich, viel zu wenig auf Nachhaltigkeit achte. Das muss ich unbedingt ändern! Echt schade, dass es in meinem Ort keinen coolen Zero Waste-Laden wie das Fill up gibt. Liebe Familie Becker: Solltet ihr irgendwann mal in Erwägung ziehen, zu expandieren, dann eröffnet doch bitte ganz in meiner Nähe ein weiteres Fill up. :D
Und liebe Chantal Schreiber: Bitte, bitte schreibe eine Fortsetzung zu „Nachhaltig verliebt“! Ich mag mich einfach noch nicht von Zoe und Co. verabschieden. Über ein Wiedersehen mit ihnen würde ich mich riesig freuen!

Was dann natürlich auf gar keinen Fall unerwähnt bleiben darf, sind die Gestaltung und die Verarbeitung des Buches. Sieht das Cover nicht bezaubernd aus? Also ich finde es wunderhübsch.
Große Klasse finde ich natürlich auch, dass „Nachhaltig verliebt“ auf umweltfreundlichen Papier gedruckt wurde und das beim Kauf eines jeden Exemplars 1 Euro als Klimaspende an die Organisation Prima Klima geht. Eine wundervolle Aktion, oder? Also ich bin einfach nur begeistert von diesem Buch und kann nur sagen: Kauft es, lest es, genießt es und liebt es!

Fazit: Ein wunderschönes Wohlfühlbuch voller Witz, Nachhaltigkeit und einer charmanten Portion an Avocados! Chantal Schreiber hat es mal wieder geschafft, mich mit einem ihrer Bücher komplett zu verzaubern. Die vielen herzlichen Charaktere habe ich ganz fest in mein Herz geschlossen, in die Geschichte mit ihrer fabelhaften Themenvielfalt habe ich mich sofort verliebt, von dem einzigartigen Zero Waste-Laden der Familie Familie Becker bin ich hellauf begeistert und die urkomischen Avocadochats zwischen Zoe und Leon habe ich beim Lesen so richtig gefeiert. Ein wirklich ganz tolles Buch, das einen überrascht, mitfühlen und mitfiebern lässt, immerzu zum schmunzeln bringt und viele großartige Denkanstöße liefert! Egal ob Jung oder Alt – ich kann „Nachhaltig verliebt“ absolut empfehlen und vergebe sehr gerne volle 5 von 5 Sternen!

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