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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2016

Ein Ermittler, der das Herz auf dem rechten Fleck hat

Der Wintertransfer (Scott Manson, Bd. 1)
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Inhalt
Der Originaltitel des Buches lautet „January Window“ und steht für die Zeitspanne, in der in der Winterpause Spieler eingekauft werden können, ein Wintertransfer also. Scott Manson, seines Zeichens ...

Inhalt
Der Originaltitel des Buches lautet „January Window“ und steht für die Zeitspanne, in der in der Winterpause Spieler eingekauft werden können, ein Wintertransfer also. Scott Manson, seines Zeichens Co-Trainer von London City, hat in der Zeit schon genug zu tun, als ein alter Weggefährte sich umbringt und der Cheftrainer kurze Zeit später ebenfalls tot ist. Er wird vom Eigentümer des Vereins zum neuen Cheftrainer ernannt und soll gleichzeitig der Polizei zuvorkommen und den Mörder finden, um einen Presseauflauf zu verhindern.

Meine Meinung zum Buch
Ich bin der Meinung, wer hier mit einem Thriller rund um Fußball rechnet, liegt falsch. Philipp Kerr hat ein Buch über Fußball geschrieben und darin einen Thriller abspielen lassen. Er nimmt sich mit viel Ironie die komplette Bandbreite vor, die dieser Sport zu bieten hat: Die Korruption innerhalb der FIFA, russische Oligarchen, die sich in Vereine einkaufen, Spieler, die immer mehr Wert auf ihr Äußeres legen, Spielerberater, die mehr sich selbst, als ihre Spieler vertreten, die Vergabe der WM nach Katar, das Verhalten von Spielerfrauen, luxuriöse VIP-Logen für VIPs, die nicht wegen des Fußballs in Stadion kommen … und immer wieder hatte ich das Gefühl, dass der Autor auf ganz bestimmte Personen abzielt und „jede Ähnlichkeit mit noch lebenden oder bereits verstorbenen Personen“ eben nicht rein zufällig ist.

Der Protagonist Scott Manson hat mir gut gefallen, er hat das Herz auf dem rechten Fleck und hat sich nicht in den Strudel um Geld und Macht hineinziehen lassen, sondern ist er selbst geblieben. Er saß längere Zeit unschuldig im Gefängnis und hat daher ein etwas gestörtes Verhältnis zum Rechtsstaat, weshalb er die privaten Ermittlungen gerne übernimmt.

Was mir nicht gefallen hat, was die Entwicklung der Polizistin, zu der Scott ein Vertrauensverhältnis aufbaut. Schlussendlich hat Philipp Kerr sie naiv und dümmlich dastehen lassen, was bestimmt nicht notwendig gewesen wäre. Aber das ist wirklich der einzige Minuspunkt.

Veröffentlicht am 16.10.2016

Gelegentlich war ich vom Protagonisten genervt

Arschkarte
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Inhalt
Timo arbeitet in einer Werbeagentur und war bis vor eineinhalb Jahren mit Lena zusammen. Dann ist Lena ausgezogen, genau eine Wohnung weiter, zu Timos Nachbar. Und nun darf der Gehörnte sich stellenweise ...

Inhalt
Timo arbeitet in einer Werbeagentur und war bis vor eineinhalb Jahren mit Lena zusammen. Dann ist Lena ausgezogen, genau eine Wohnung weiter, zu Timos Nachbar. Und nun darf der Gehörnte sich stellenweise mehrmals täglich anhören, wie gut die beiden harmonieren, zumindest in der Horizontalen. Aber Timo weigert sich standhaft, derjenige zu sein, der nachgibt und deswegen zieht er nicht aus. Stattdessen macht er sich auf die Suche nach der Frau fürs Leben.

Meine Meinung zum Hörbuch
Timo mimt nach außen hin den Coolen, aber gar nicht so tief in seinem Herzen sehnt er sich nach einer perfekten Beziehung. Auf seiner Suche begegnet er den verschiedensten Frauen. Da wären beispielsweise der Traum seiner schlaflosen Nächte, seine anbetungswürdige Arbeitskollegin, eine Frau, mir der er vom ersten Momemt an auf einer Wellenlänge liegt und zwei Mädels, die nicht abgeneigt sind, mal eine Nacht in einem fremden Bett zu landen. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Irgendeinen Haken, der sie nicht zu der Frau macht, mit der Timo den Rest seines Lebens verbringen will oder kann.

Ich gebe zu, stellenweise war ich von Timo ziemlich genervt, weil er vom Autoren sehr übertrieben dargestellt wird. In der Anfangsphase habe ich sogar mehrfach darüber nachgedacht, das Hörbuch abzubrechen. Was mich davon abgehalten hat, war Timos ganz eigener Humor, ironisch, sarkastisch, er mag nicht jedermanns Sache sein, mir aber liegt er. Und natürlich die Stimme von Andreas Pietschmann, den ich als Schauspieler sehr mag und der mich als Hörbuchsprecher hier absolut überzeugen konnte.

Leider reichte es am Ende nur für 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 16.10.2016

Vielfältige Auswahl

Und es waren Hirten
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Aufbau des Buches
Jedes der 13. Krippenspiele wird zunächst kurz zusammengefasst, es folgen Bemerkungen zu Anzahl und Alter der mitwirkenden Personen, erforderliche Requisiten, Besonderheiten, Dauer der ...

Aufbau des Buches
Jedes der 13. Krippenspiele wird zunächst kurz zusammengefasst, es folgen Bemerkungen zu Anzahl und Alter der mitwirkenden Personen, erforderliche Requisiten, Besonderheiten, Dauer der Aufführung und danach das jeweilige Krippenspiel an sich.

Meine Meinung zum Buch
Die Auswahl ist sehr vielfältig, sowohl, was das Alter der Mitwirkenden, als auch deren Anzahl betrifft. Was mir gut gefallen hat ist, dass viele Sätze kurz gehalten sind, was gerade für die Jüngeren das Text lernen vereinfacht. Durch die kurzen Texte kann eine Rolle auch auf mehrere Personen aufgeteilt werden, so dass die Anzahl der Mitwirkenden problemlos erhöht werden kann.

Die Krippenspiele waren für mich alle komplett neu, ich kannte noch keines davon aus meinen Recherchen im Netz.

Heruntergerechnet zahlt man 1 Euro pro Krippenspiel, ich bin der Meinung, das Geld ist hier gut angelegt. Allerdings sollte man sich im Klaren darüber sein, dass nicht alle 13 Krippenspiele auf die eigenen Anforderungen passen können, weil eben die Auswahl zu vielfältig ist. Wir beispielsweise können nur etwa vier Stücke verwenden, weil die Texte für unsere Kleinen ansonsten zu schwer zum Lernen sind oder zu wenige Kinder teilnehmen können. Ich muss aber dazu sagen, dass wir seit Jahren über 30 Kinder und Jugendliche im Alter von 3 – 12 Jahre mit im Boot haben.

Mich hat die Auswahl und der Aufbau insgesamt überzeugt.

Veröffentlicht am 16.10.2016

Sehr gelungen

Küsse haben keine Kalorien
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Inhalt
Allison „Ali“ Thomas ist auf eine ganz eigene Weise berühmt. Als ihre Mutter, eine bekannte Schauspielerin, mit ihr schwanger war, hat sie eine siebenstellige Gage in den Wind geschossen und sich ...

Inhalt
Allison „Ali“ Thomas ist auf eine ganz eigene Weise berühmt. Als ihre Mutter, eine bekannte Schauspielerin, mit ihr schwanger war, hat sie eine siebenstellige Gage in den Wind geschossen und sich für ihr Kind entschieden. Allison ist das „Millionen-Dollar-Baby“ – und das seit dreißig Jahren. Um sich selbst zu verwirklichen, hat sie ein kleines Geschäft aufgebaut, in dem sie ihre Backwaren verkauft.

Handwerker Matt Baker, der ihr hilft, den Laden zu renovieren, rennt offensichtlich vor etwas davon und damit ist er genau der Typ Mann, auf den Ali abfährt, denn sie verliebt sich bevorzugt in gefallene Männer und Sorgenkinder.

Doch dieses Mal will Ali nicht darauf herein fallen, viel zu oft wurde sie von den Männern ausgenutzt. Doch sie kommt gegen die Gefühle, die Matt in ihr geweckt hat, nicht an. Matt seinerseits verbietet sich seine Gefühle, denn er weiß, dass er nie lange an einem Ort bleibt.

Meinung zum Buch
Ali war mir von Beginn an sympathisch, trotz der Belastung, die Tochter ihrer berühmten Mutter zu sein, hat sie sich ein eigenes Leben mit einem florierenden Geschäft aufgebaut.

Matt wirkte stellenweise etwas überheblich, je mehr man als Leser aber hinter seine Fassade blicken kann, desto verständlicher wird sein Verhalten.

Alis Mutter Elizabeth mochte ich anfänglich gar nicht, aber auch sie hat sich im Laufe der Geschichte zu einer liebenswerten Person entwickelt. Dass es sich bei ihrem Haustier um ein Schwein handelt, mit dem sie sich auch in der Öffentlichkeit zeigt, war für mich jedoch bis zum Ende gewöhnungsbedürftig.

Die Idee zur Handlung finde ich sehr gelungen, auch wenn der Verlauf der Geschichte keine wirklichen Überraschungen mit sich bringt. „Küsse haben keine Kalorien“ ist ein Buch, bei dem sich die Geschichte im Kopf wie ein Film abspult, weil der Schreibstil von Susan Mallery sehr bildhaft schreibt.

Ich vergebe fünf von fünf Sterne für einen kurzweiligen und unterhaltsamen Frauenroman. Das wird bestimmt nicht das letzte Buch sein, dass ich von Susan Mallery gelesen habe.

Veröffentlicht am 16.10.2016

Mehrfach abgebrochen und doch zu Ende gehört

Endgültig
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Inhalt
Jenny Aaron gehörte einer Eliteeinheit an, bevor sie während eines Einsatzes in Barcelona verunglückt und erblindet ist. In den folgenden fünf Jahren hat sie ihr Gehör perfektioniert und gilt als ...

Inhalt
Jenny Aaron gehörte einer Eliteeinheit an, bevor sie während eines Einsatzes in Barcelona verunglückt und erblindet ist. In den folgenden fünf Jahren hat sie ihr Gehör perfektioniert und gilt als geschätzte Vernehmungsspezialistin beim BKA in Wiesbaden.

Als ein Tatverdächtiger in Berlin nur mit ihr sprechen möchte, kehrt sie an ihre alte Wirkungsstätte zurück und trifft dort nicht nur auf ihre alten Kollegen, sondern auch auf Geister der Vergangenheit. Schnell wird klar, dass jemand es auf sie abgesehen hat und Jenny Aaron steht ein schlimmer Tag bevor.

Cover
Auf dem Cover ist der Titel des Buches in einzelnen Buchstaben zu sehen. Die gelben Punkte stellen den Titel in Blindenschrift (Braille) dar. Die Punkte sind leicht erhöht, also haptisch wahrnehmbar und somit auch als Braille lesbar.

Meine Gedanken zum Hörbuch:
Ich falle direkt mit der Tür ins Haus: Dieses Hörbuch habe ich mehrfach abgebrochen und dann doch wieder weiter gehört, weil ich aufgrund der zahlreichen guten Bewertungen darauf gewartet habe, dass mich das Hörbuch noch überzeugt.

Der Schreibstil von Andreas Pflüger ist eher anspruchsvoll und wechselt zwischen kurzen abgehackten Sätzen und ausschweifenden Erklärungen. Er verwendet verschiedene Handlungsebenen. Ein Handlungsstrang spielt in der Gegenwart und beschäftigt sich mit dem aktuellen Fall, zu dem Jenny Aaron hinzugezogen wird. Es gibt außerdem viele Rückblicke auf verschiedene Einsätze an denen die Protagonistin beteiligt war, wobei der Autor es nicht dabei belässt, einfach zu erzählen, was damals passiert ist, sondern er wiederholt die Rückblicke und führt sie weiter fort. Verpackt hat Andreas Pflüger dies oftmals in Erinnerungsfetzen, die Jenny Aaron durch den Kopf schießen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Jenny sich beispielsweise nach fünf Jahren immer noch nicht an alle Ereignisse in Barcelona erinnern kann und außerdem durch ihre Blindheit das Gefühl bekommen hat, dass ihr die Vergangenheit, an die sie sich erinnern konnte, stückweise verloren geht.

Diese Idee, diese Erinnerungen als Grundlage für verschiedene Handlungsebenen aufzugreifen, hat mir gut gefallen, wobei ich es stellenweise als schwierig empfand, die Geschehnisse und Personen sofort richtig zuzuordnen, da die Sprünge kreuz und quer verliefen und nicht immer sofort auszumachen war, um welche Person es gerade geht. Einige Zeitsprünge waren für den Fortgang der Geschichte auf jeden Fall notwendig, während ich andere eher als Seitenfüller bezeichnen würde.

Sehr interessant fand ich die Einblicke in das Leben der Protagonistin Jenny Aaron und ihren Umgang mit der Blindheit. Schnalzen zur Ortung, Schritte zählen zur besseren Orientierung, riechen, fühlen, Nuancen in der Stimme unterscheiden, sie wendet alles an und gewährt hier einen Blick „dahinter“. Sie ist sehr zielstrebig, was nichts Schlechtes ist, aber rückblickend gesehen, wurde sie zu perfekt dargestellt, sie wirkt irgendwann übermenschlich und war mir dann zu unglaubwürdig. Sie lebt nach den Regeln des Bushidō, von denen ich – zugegeben – vor diesem Hörbuch noch nie gehört habe. Es handelt sich dabei um moralische Grundsätze oder auch einen Verhaltenskodex. Der Bushidō hat einen wesentlichen Teil des Lebens der Protagonistin eingenommen und wurde daher auch ausführlich und immer wieder aufgegriffen. Bei einem Buch hätte ich die entsprechenden Seiten mit Sicherheit überblättert, beim Hörbuch ist man aber gezwungen, sich alles anzuhören.

Die Sprecherin Nina Kunzendorf empfand ich bei diesem Hörbuch als sehr gewöhnungsbedürftig. Sie hat gerne einmal Buchstaben verschluckt und liest sehr monoton. Der Wechsel der handelnden Personen, Sprünge in der Zeit und Sprünge in der Perspektive sind alleine durch die gleichbleibenden Stimme nicht zu unterscheiden und – für mich ein Novum, denn das hatte ich bisher noch nie: man kann hören, wenn sie eine Seite umgeblättert hat.

Schreibstil und Hörbuchsprecherin sind der Grund dafür, dass ich das Hörbuch nicht nebenher beim Fahren hören konnte. Ich musste mehrfach zurück springen und hören, was ich am Tag zuvor bereits gehört hatte, um mich zurecht zu finden. Auch das ist mir noch bei keinem anderen Hörbuch passiert.

Was mich außerdem inhaltlich gestört hat, sind die zahlreichen Zigaretten, die in diesem Buch geraucht wurden, aber gut, das ist ein persönlicher Eindruck und soll nicht in die Bewertung einfließen.

Gut gefallen hat mir die Eliteeinheit, das gute Verhältnis untereinander, das Gefühl, dass Kollegen auch Familie sein können und die Tatsache, dass Vertrauen alles ist . Doch leider reicht das nicht, um für das Hörbuch mehr als drei von fünf Sterne zu vergeben.