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Veröffentlicht am 13.10.2016

Konnte mich nicht ganz überzeugen

Super unkühl, Alter!
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Inhalt:
Memo erfährt durch Zufall, dass der Mann, den er fast 16 Jahre lang für seinen spießigen Vater gehalten hat, gar nicht sein richtiger Vater ist. Er bringt in Erfahrung, dass sein leiblicher Vater ...

Inhalt:
Memo erfährt durch Zufall, dass der Mann, den er fast 16 Jahre lang für seinen spießigen Vater gehalten hat, gar nicht sein richtiger Vater ist. Er bringt in Erfahrung, dass sein leiblicher Vater nicht etwa der erhoffte Promi oder Spitzensportler ist, sondern ein türkisch-stämmiger unbeliebter Sportlehrer an einer Problem-Schule. Außerdem sitzt er im Rollstuhl und damit ist er alles in allem der uncoolste Vater ist, den man sich vorstellen kann.

Protagonisten
Michael, genannt Memo, ist knapp 16, Schüler und lebt in Hamburg. Er ist begeisterter Longboarder und seine große Leidenschaft ist die Musik. Gerne würde er mal Skifahren, aber alles, was nur annähernd „gefährlich“ ist, unterbinden seine Eltern. Auch ihre eigene Abenteuerlust hält sich in Grenzen, lieber fahren sie Jahr für Jahr in den gleichen Ort zum Campen.

Sein Freund Bodo, genannt Bobo, fühlt sich in seiner eigenen Familie eher unwohl und ist deswegen froh, wenn er einen Grund hat, um unterwegs sein zu können. Als Memo vom Geheimnis seiner Eltern erfährt, ist Bobo derjenige, der als Einziger an ihn heran kommt.

Meinung zum Buch
Ich habe mich ein wenig schwer damit getan, in die Geschichte hinein zu kommen, aber nach den ersten rund 25 Seiten hat sich das gelegt.

Es war spannend, zu erleben, wie Memo reagiert, nachdem er mit angehört hat, was seine Eltern ihm jahrelang verheimlicht haben. In Bobo hat er einen Freund, der ihn unterstützt und ihm Halt gibt. Im Gegensatz dazu machen Memos Eltern alles noch schlimmer, weil sie mit der neuen Situation überhaupt nicht umgehen können. Man möchte meinen, dass Erwachsene dazu eher in der Lage sind, als ein 16jähriger, aber hier reagiert Memo sehr viel reifer.

Gefallen hat mir, dass Adnan Maral hier einen Bogen über viele Themen gespannt hat: von der Bedeutung der Familie und von Freundschaft, über Sport und Hobbies bis hin zu Behinderung und Mobbing.

Aber während der erste Teil der Geschichte bis zu dem Zeitpunkt, an dem Memo zum ersten Mal die Schule, an der sein Vater unterrichtet, betritt, sehr ausführlich war, ging es mir danach zu schnell. Vielleicht hätte der Autor darauf verzichten sollen, die Schule in einem sozial schwachen Umfeld darzustellen und dafür von vorne herein der Vater-Sohn-Beziehung einen höheren Stellenwert einräumen sollen. Am Ende wurde ich hier zwar wieder versöhnt, aber zwischendurch hat es mich schon gestört, dass das erste Kennenlernen innerhalb von Minuten abgehandelt und gescheitert war. Vor allem hatte ich nach dem Klappentext erwartet, dass dieses Scheitern von Memo ausgeht, doch das Verhalten seines leiblichen Vaters hat viel dazu beigetragen, dass es schief gegangen ist.

Wer dieses Jugendbuch in die Hand nimmt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass Adnan Maral mit der Sprache der Jugend spielt, das mag für einen Erwachsenen etwas gewöhnungsbedürftig sein und ich gestehe, die Anreden wie „Digga“ haben mich manchmal genervt.

Positiv hervorheben möchte ich noch, dass der Autor einige Liedtextzeilen hat einfließen lassen, die zu den jeweiligen Situationen passen und diese hat er jeweils mit einem You-Tube-Link versehen.

Ganz überzeugen konnte mich das Buch trotz des Pluspunkte und des versöhnlichen Endes nicht, daher vergebe ich 3,5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.10.2016

Unterhaltsamer Frauenroman

In der Liebe und beim Bügeln ist alles erlaubt
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Inhalt
Victoria hat ihren Heimatort verlassen und ist mittlerweile in der Vorstandsetage einer Bank angekommen. Kontakt zu ihren Mitschülern von früher hat sie keinen mehr und daher findet die Einladung ...

Inhalt
Victoria hat ihren Heimatort verlassen und ist mittlerweile in der Vorstandsetage einer Bank angekommen. Kontakt zu ihren Mitschülern von früher hat sie keinen mehr und daher findet die Einladung zum Klassentreffen auch keine Beachtung.

Ausgerechnet zum Zeitpunkt des Klassentreffens muss sie dann wegen eines Todesfalles doch zu ihrer Mutter fahren. Als sie direkt am Bahnhof auf eine alte Freundin und beim Beerdigungskaffee auf ihren Jugendschwarm Michael trifft, gibt dies den Ausschlag dafür, dass sie kurzfristig doch noch beim Klassentreffen landet.

Michael hat sie in ihrer Jugend nicht wahrgenommen, aber bei Vicky kribbelt es direkt, als sie ihn wieder sieht und auch ihr Schwarm hat plötzlich Augen für sie.

Protagonistin
Dr. Victoria Weinmorgen ist als Quotenfrau in den Vorstand einer Düsseldorfer Bank eingezogen und lebt für ihren Beruf. Nachdem sie von ihrem Verlobten betrogen wurde, hat sie sich von dem Gedanken an eine Familie mehr oder weniger verabschiedet.

Zu ihren engsten Freunden gehören ihr Nachbar Daniel und ihre Kollegin Eva. Ihr Vater ist bereits vor einigen Jahren verstorben und ihre Mutter lebt im Sauerland, den Kontakt halten die beiden über Skype.

Die Protagonistin Vicky war mir sofort sympathisch. Sie ist weder eine typische Karrierefrau noch Single aus Überzeugung, es hat sich bisher einfach so ergeben. Durch das Klassentreffen stellt sie fest, dass es doch den (die) einen oder anderen gegeben hat, mit dem sie sich mehr verbunden fühlte und für den es sich gelohnt hätte, den Kontakt zu halten, was sie künftig auch tun will.

Handlung
„In der Liebe und beim Bügeln ist alles erlaubt“ ist für mich kein typischer Liebesroman. Zwar spielt die Beziehung zwischen Vicky und Michael eine größere Rolle in der Geschichte, doch Sabine Zett geht beispielsweise auch auf das Thema Freundschaften ein. Der Karrierefrau geht auf, dass sie in Düsseldorf vielfach nur oberflächliche Freundschaften pflegt, aber ihre Jugendfreunde mehr oder weniger vergessen hat. Mir hat gut gefallen, wie die Clique sich wiederfindet und auch sofort wieder auf einer Wellenlänge liegt. Gerade das Klassentreffen und das Aufeinandertreffen mit echten Freunden waren Momente, mit denen ich mich sofort identifizieren konnte. Spaß gemacht haben mir auch die teilweise etwas verdrehten Weisheiten die Vickys Zugehfrau zum Besten gibt.

Der Roman ist modern gehalten. Das sieht man nicht nur an der Quotenfrau, die mit ihrer Mutter skyped, sondern beispielsweise auch an den Handy-Fotoalben, die beim Klassentreffen eine wichtige Rolle spielen.

Der Fortgang des Handlungsstrangs um Vickys Mutter war für mich so vorhersehbar, wie das Gefühlschaos, in das Vicky gestürzt wird, was aber der Geschichte keinen Abbruch getan hat. Das Kribbeln eines Liebesromanes hat hier gefehlt, aber da dieses Buch – wie ich oben bereits erwähnt habe – für ich kein typischer Liebesroman ist, hat mir das auch nicht gefehlt. Insgesamt habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt, der Roman war witzig und kurzweilig.

Cover
Das Cover und der Titel sind zunächst erklärungsbedürftig, ergeben sich aber aus dem Buch. Der Titel findet sich in den Sprichwörtern wieder, die Victorias Haushaltshilfe so liebt. Der Elefant steht stellvertretend für Michael, der mit Nachnamen Rüsselberg heißt, was Vicky in ihrer Jugend dazu veranlasst hat, Elefanten in ihre Schulhefte zu malen.

Fazit
Wer auf der Suche nach einem unterhaltsamen Frauenroman ist, dem kann ich dieses Buch empfehlen. Wer allerdings auf die ganz großen Gefühle wartet, der dürfte hier eher enttäuscht werden.

Veröffentlicht am 13.10.2016

Ein Top-Thriller, doch für den Sprecher gibt es einen Stern Abzug

Fenster zum Tod
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Inhalt
Thomas Kilbride sieht sich gerade in New York um, als ihn etwas stutzig macht: Im oberen Stockwerk eines Hauses beobachtet er ein Ding, das aussieht wie ein Kopf, über den eine Plastiktüte gezogen ...

Inhalt
Thomas Kilbride sieht sich gerade in New York um, als ihn etwas stutzig macht: Im oberen Stockwerk eines Hauses beobachtet er ein Ding, das aussieht wie ein Kopf, über den eine Plastiktüte gezogen wird. Da Thomas seine Spaziergänge nicht etwa im realen Leben macht, sondern online auf Whirl360 – das darf man sich als eine Art begehbares Google-Earth vorstellen – ruft er seinen Bruder Ray zu Hilfe. Ray zweifelt an der Theorie seines psychisch kranken Bruders, doch um Thomas zu beruhigen, muss er nach New York fahren, um sich das Fenster aus der Nähe anzuschauen. Dort steht er allerdings vor verschlossenen Türen und findet auch keinen Hinweis darauf, dass in der Wohnung ein Mord geschehen sein könnte. Doch nur weil Ray nichts sieht, bedeutet das nicht, dass er nicht gesehen wird und so beginnt eine Jagd, auf die niemand vorbereitet war.

Protagonisten
Thomas Kilbride war schon in seiner Kindheit ein Sonderling. Während er früher noch Landkarten gesammelt hat, verbringt er heute den ganzen Tag vor dem PC und lebt in einer virtuellen Welt. Mit seiner Begabung, sich alles merken zu können, durchstreift er online die ganze Welt, Stadt für Stadt, Straße für Straße, in der Überzeugung, dass eines Tages alle Karten dieser Welt verschwunden sind und die CIA dann auf ihn zurück greift, weil er alle Städte in seinem Kopf hat. Er ist ein sehr liebenswerter Protagonist mit einem kindlichen Gemüt, der trotzdem ernst genommen werden möchte.

Ray Kilbride ist Illustrator und lebt bereits seit Jahren sein eigenes Leben. Nach dem überraschenden Unfalltod seines Vaters muss er in das Haus seiner Familie nach Promise Falls zurück kehren, vieles regeln und vor allem versuchen, seinen Bruder in einem Heim unterzubringen. Alleine damit ist er zunächst überfordert, doch Thomas Überzeugung, einen Mord beobachtet zu haben, bringt noch größere Probleme mit sich. Er behandelt seinen Bruder sehr rücksichtsvoll und versucht alles, um auf ihn einzugehen.

Ihm zur Seite steht eine frühere Schulkameradin, Julie, die als Reporterin für die regionale Zeitung arbeitet. Sie findet einen ganz anderen Zugang zu Thomas als sein Bruder und hilft ihm gelegentlich in dieser Beziehung auf die Sprünge. Auch bei der Recherchen der beiden Brüder steht sie diesen hilfreich zur Seite.

Meine Meinung
Der Titel des Hörbuches hat mich sofort an den Film „Das Fenster zum Hof“ von Alfred Hitchcock erinnert, doch während der Protagonist im Film aufgrund einer Verletzung nur am Fenster sitzen und die Menschen beobachten kann, ist es bei Thomas Kilbride ein virtuelles Fenster und seine Handlungsmöglichkeiten sind dadurch noch eingeschränkter.

Während der Hörer zunächst die beiden ungleichen Brüder kennen lernt und auch nach und nach erfährt, wie schwierig die Beziehung zwischen den beiden ist, springt Linwood Barclay dann von Kapitel zu Kapitel, teils unter Zuhilfenahme von Zeitsprüngen, zu neuen Handelnden und neuen Schauplätzen bis der Hörer der Meinung ist, ein komplexes Bild davon zu haben, was passiert ist – von dem Zeitpunkt an, als der Aufnahmewagen durch New York fuhr und das verhängnisvolle Bild aufgenommen hat bis zu dem Moment, in dem Thomas das Bild entdeckt hat.

Doch dann bringt der Autor eine Wendung ein, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe und steigert die Spannung so noch weiter. Er macht weder vor Politikern Halt, noch vor der Mafia, weitet seine Geschichte immer weiter aus und schafft es dabei, dass man als Hörer jederzeit den Überblick darüber behält, wo man sich gerade befindet und ob die Situation in der Gegenwart spielt oder in der Vergangenheit.

Mich hat dieser Thriller von der ersten bis zur letzten Minute in seinen Bann gezogen. Der Fortgang der Handlung ist logisch aufgebaut und ist ohne Schwächen. Die Charaktere sind ebenfalls bestens herausgearbeitet. Der Sprecher Frank Arnold versucht jedem, eine eigene Stimme zu geben, was ihm im Grunde auch gelungen ist, allerdings bedient er sich manchmal unterschiedlicher Lautstärken und das hat mir nicht gefallen. Während ich bei Thomas – aufgrund seiner Erkrankung – noch davon ausgegangen bin, dass dieser etwas lauter spricht, hatte ich manchmal den Eindruck, dass andere Handelnde sich anschreien, dabei war es nur die Stimme, die der Sprecher ihnen verliehen hat. Tatsächlich war ich davon hin und wieder so genervt, dass ich einem absolut überzeugenden Thriller, dem ich als Buch vermutlich fünf von fünf Sterne gegeben hätte, für das Hörbuch einen Stern abziehe.