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Veröffentlicht am 12.07.2020

Technokratische Dystopie oder erschreckende Zukunft?

The Circle
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Mae sitzt in einem Kleinstadt-Job fest. Heißersehnt bekommt sie über Beziehungen die Möglichkeit bei dem IT-Riesen und Sozialen Netzwerk "The Circle" anzufangen. Euphorisch stolpert sie in eine Unternehmenskultur, ...

Mae sitzt in einem Kleinstadt-Job fest. Heißersehnt bekommt sie über Beziehungen die Möglichkeit bei dem IT-Riesen und Sozialen Netzwerk "The Circle" anzufangen. Euphorisch stolpert sie in eine Unternehmenskultur, welche Verbrechen über permanente Live-Videoüberwachung abzuschaffen versucht und ebenso glaubt, dass es für jedes Problem eine Technologie zu entwickeln gibt. Ist Privatsphäre damit überholt?

Die Gesellschaftskritik ist sehr nah dran an der realen Unternehmenskultur der IT-Riesen der USA, deren Macht mit jeder Minute wäscht. Sehr gut dargestellt wird der soziale Zwang, Technologien zu nutzen, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Ebenso hat mich die Beschreibung der Charaktere stark an reale Silicon Valley Lichtgestalten und IT-Begeisterte erinnert, die gewollt unsympatisch blieben. Die leichte englische Sprache und der moderne Schreibstil haben mich zusammen mit der zugänglichen Beschreibung einer möglichen Technokratie bis zur letzten Seite gefesselt.

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Veröffentlicht am 07.07.2020

Nervenkitzel Countdown mit Längen in der Mitte

Der Augensammler
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Der Serienmörder bekannt als "Augensammler" entführt Kinder und lässt deren Vätern 45 Stunden Zeit, um sie aus einem Versteck vor dem Tod zu retten. Der Ex-Polizist und Journalist Alexander Zorbach gerät ...

Der Serienmörder bekannt als "Augensammler" entführt Kinder und lässt deren Vätern 45 Stunden Zeit, um sie aus einem Versteck vor dem Tod zu retten. Der Ex-Polizist und Journalist Alexander Zorbach gerät gemeinsam mit einem blinden Medium Alina Gregoriev in den Fall hinein. Eine Ermittlung gegen die Zeit beginnt.

Die Spannung baut sich im ersten Drittel des Buches gut auf: Zumal die rückwärts laufenden Buchseiten und die Nennung der verbleibenden Zeit stets Spannung und Nervenkitzel erzeugen. Jedoch flacht im Mittelteil die Spannung ab und ich musste mich durchringen dran zu bleiben, bis endlich auf dem letzten Drittel wieder die anfängliche Spannung aufkommt. Das Ende ist großartig zuspitzend, macht die Erzählung rund und zeigt, wie clever die Fäden gestrickt wurden. Die Romanfiguren waren leider mittelmäßig und mir gleichgültig. Jedoch trugen die Personen als Schachfiguren zumindest in der Figurenkonstellation einen prägenden Teil zur Geschichte bei. Thematisch konnte ich der Vater-Sohn Beziehungsproblematik nicht viel Neues abgewinnen. Der Schreibstil ist einfach und lenkt nicht von der Handlung ab. Original fand ich die formale und inhaltliche Gestaltung der ablaufenden Zeit in Form der absteigenden Buchseiten.

Ich wünschte, der Mittelteil wäre nicht so langweilig gewesen, den eigentlich waren die Kapitel immer mit knackigen Cliffhängern beendet. Daher mein Appell an die Lesenden den Mittelteil durchstehen, um den Spaß am Ende nicht zu verpassen.

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Veröffentlicht am 07.07.2020

Menschen, die sich für griechische Götter halten

Die geheime Geschichte
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Der Coming-Of-Age-Roman ist eine rückblickende Erzählung des Mordes an Bunny, einem Student an einer Privatuniversität in Vermont. Zaghaft enthüllt der unzuverlässige Erzähler Richard, der als Stipendiat ...

Der Coming-Of-Age-Roman ist eine rückblickende Erzählung des Mordes an Bunny, einem Student an einer Privatuniversität in Vermont. Zaghaft enthüllt der unzuverlässige Erzähler Richard, der als Stipendiat eine Außenseiterrolle einnimmt, die Motive und überschlagenen Ereignisse, die zum finalen Mord führen. Das Buch beginnt überraschenderweise mit dem Eingeständnis des Mordes an Bunny. Es lässt die Leser*innen so in der fortwährenden bösen Vorahnung, ja Gewissheit, dass dieser Student im Verlauf der geheimen Geschichte – ausgerechnet von seinen Freuden ermordet wird. Eine griechische Tragödie par ecellence!

Als Leserin mit einer Vorliebe für Mord und Suspense war dieses Buch ein echter Glücksgriff. Ich weiß zu Beginn, zwar wer Opfer und Mörder ist, jedoch fehlt das Motiv. Dies lässt mich als Leserin nun ständig auf der Hut sein: warum, wann und wie wird der Mord passieren? Beim Lesen entwickelte ich zugleich Sympathie und Abneigung zu den Charakteren. Die Charaktere sind weder Helden noch Monster – Sie sind Menschen, die sich für griechische Götter halten. Die Studierenden sind trotz ihrer privilegierten Lage, an dieser Universität studieren zu können, nicht fähig sich ein Leben nach dem Studium aufzubauen oder irgendwelche Fähigkeiten anzueignen. Sie trinken und philosophieren in den Tag hinein, ohne an den Morgen zu denken. Sie begeistert alles Ästhetische, sie sind Genießer.

Das Thema des Buches ist die priviligierte Akademiker-Gesellschaft, die Manipulation, Selbstdarstellung, das Blenden, die Täuschung, der Verrat, das Leben der Menschen mit- und gegeneinander. Es ist gewiss keine leichte Lektüre. Die Sprache ist poetisch, melancholisch, dunkel und passend zur morbiden Thematik des Verrats. Der Schreibstil ist voller Details, Beschreibungen und kleinen Erkenntnissen zur Welt des schönen Glanzes.

Das Buch ist ein perfekt inszenierter Kunstgenuss, mit gewollt bitteren, moralischen Nachgeschmack.

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