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Veröffentlicht am 17.01.2024

Ich habe es echt geliebt

Whiskey Chaser
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Um einem Skandal zu entfliehen und ordentlich in Selbstmitleid zu baden, reist Devlin nach Bootleg Springs in West Virginia und hütet das Haus seiner Großmutter, während diese mit ihrer Partnerin eine ...

Um einem Skandal zu entfliehen und ordentlich in Selbstmitleid zu baden, reist Devlin nach Bootleg Springs in West Virginia und hütet das Haus seiner Großmutter, während diese mit ihrer Partnerin eine Weltreise macht. Devlin hätte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass einfach so seine unbeschreiblich energiegeladene, umwerfende Nachbarin in seinem Haus auftaucht, um ihm ihre Hilfe anzubieten. Scarlett Bodine gehört zu den alteingesessenen Bewohnern von Bootleg Springs und hat es sich fest vorgenommen, Devlin wieder aufzubauen – auf die Bootleg-Art eben. Das bedeutet, sie schleift ihn zu allen möglichen Bootleg-Aktivitäten mit und zwingt ihn dazu, Spaß zu haben. Doch was, wenn ihn sein wahres Leben wieder einholt?


Ich muss vornewegschicken, dass ich dieses Buch total geliebt habe! Scarlett ist einfach eine Naturgewalt und Bootleg ein Ort, den man lieben muss.

Obwohl Scarlett Bodine kein leichtes Leben hatte, ist sie ein Mensch, der unglaublich viel Freude versprüht. Sie will alle in ihrer Umgebung glücklich sehen und das schließt auch ihren neuen Nachbarn mit ein. Allerdings will sich Scarlett nicht binden, sie hat ihrer Mutter versprochen, erst mit 30 zu heiraten und hat deswegen nur Spaß mit Männern. Und diesen Spaß hätte sie auch gern mit Devlin, wenn er denn wüsste, was Spaß eigentlich ist und ihre Brüder ihn nicht vorher umbringen.

Devlin musste zuletzt einige Enttäuschungen hinnehmen. Seine Frau hat ihn mit einem Kollegen betrogen und seine politische Karriere steht auf der Kippe, dabei ist sie doch das, was seine Eltern sich immer von ihm gewünscht haben. Noch nie wurde Devlin gefragt, ob sie auch das ist, was er will, bis Scarlett in seinem Leben auftaucht. Und recht bald gibt es etwas, das er noch mehr will, als die Politik: Scarlett.

Bootleg ist so ein Ort, wie Stars Hollow. Jeder kennt jeden und alle sind mehr oder weniger verrückt. Es gibt irre Traditionen und extrem viel zu lachen und zu staunen. Die Stadt ist stolz auf ihre Geschichte (in der es überwiegend um Selbstgebrannten geht) und ihre Traditionen (bei denen es auch überwiegend um Selbstgebrannten geht) und auf ihre eigene Form der Gerechtigkeit „Gerechtigkeit alla Bootleg!“, die vor allem gern von den Bodines ausgerufen wird. Es ist ein Ort zum Verlieben, in dem man sich sofort wohlfühlt.
Auch Scarlett ist so ein Mensch, den man trotz seiner Fehler einfach nur mögen kann. Sie ist feurig und wild aber auch lieb und führsorglich.


Fazit: Ich habe das Buch wirklich geliebt. Ja, es war zu einem großen Teil vorhersehbar, aber es kommt eine tolle Wendung, die man so nicht erwartet hätte. Es gab auch einen Teil, den ich weniger gern mochte, weil mir da zu viele Klischees bemüht wurden, aber am Ende ist Bootleg eben Bootleg und geht seinen eigenen Weg, ebenso wie die Charaktere.

Obwohl mir nicht absolut alles an dem Buch zu 100% gefallen hat, bekommt es von mir 5 Sterne, weil es mich von Anfang bis Ende verzaubert hat. Bootleg ist ein Ort, an den man sofort auswandern möchte und die Charaktere sind unglaublich sympathisch und schräg und liebenswert.

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Veröffentlicht am 01.01.2024

Fast hätte es zum Highlight gereicht - aber ich fand es trotzdem noch mega

Endling
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2041: Zoe ist Biologin mit Leib und Seele. Ihr Fachgebiet sind Käfer und andere Krabbelviecher. Durch das aktuelle Artensterben und den Klimawandel ist ihre Arbeit wichtiger denn je. Doch als ihre Mutter ...

2041: Zoe ist Biologin mit Leib und Seele. Ihr Fachgebiet sind Käfer und andere Krabbelviecher. Durch das aktuelle Artensterben und den Klimawandel ist ihre Arbeit wichtiger denn je. Doch als ihre Mutter auf „Kur“ (Entzug) geht, muss sie nach Hause fahren und sich um ihre Tante Auguste und ihre jüngere Schwester Hanna kümmern. Seit der letzten Pandemie bei der Zoes Vater, Augustes Bruder, starb (und noch ein paar andere enge Freunde) verlässt Auguste ihre Wohnung im Obergeschoss des Familienhauses nicht mehr. Überhaupt erwartet Zoe Zuhause in Frankfurt ein emotionales Trümmerfeld.
Doch als die beste Freundin ihrer Tante spurlos verschwindet, müssen die drei unterschiedlichen Frauen zusammenhalten.


Die Zukunftsvision in diesem Buch finde ich gleichermaßen erschreckend und alles andere als unrealistisch. Wir sehen schon heute erste Anzeichen davon und es wirkt wirklich so, als steuerten wir direkt auf diese Art von Zukunft zu. Nicht nur bezogen auf den Klimawandel, sondern auch auf die herrschenden Rechten (Erstarken der AfD, immer öfter offene Fremdenfeindlichkeit) und der Einschränkung von Frauenrechten (Abtreibungsverbote in den USA und Polen, nach wie vor massenhaft Femizide, die als Familiendramen verharmlost werden).
Manches baut sich dabei toll im Buch auf - zum Beispiel die Frauenfeindlichkeit, die erst nur leicht anklingt, in Kommentaren von Zoe aber mit der Zeit immer deutlicher wird, auch in ihren Folgen.
Anderes bekommt man direkt präsentiert, wie den Klimawandel und das Artensterben. Ich liebe es, wie dabei Dinge aus unserer jetzigen Gegenwart eingeflochten werden, wie Erinnerungen an Corona.

Ja, es ist eine düstere Zukunftsvision, die uns hier präsentiert wird, aber vielleicht müssen wir das alle mal schwarz auf weiß gelesen haben, um zu verstehen, was nötig wäre, um das abzuwenden - politisch ganz klar, aber auch, was das eigene Leben anbelangt. Ein Beispiel: wer macht heute noch einen Corona-Test, wenn er sich krank fühlt? Oder wer trägt noch Maske? Wer ist bereit, etwas von seinem Wohlstand und Überkonsum zu opfern oder wenigstens einzuschränken?

Ich finde es super wie diese großen Themen mit den „kleinen“ Themen aus Zoes Umfeld verbunden werden. Wie die dystopischen Elemente einfach eingeflochten werden, als wäre das normal - was es für Zoe ja auch ist.
Zoe ist auch keine Rebellenführerin oder so, aber sie ist auch nicht regimetreu. Z.B. gibt sie in einem Darknet Forum Frauen Ratschläge zur Verhütung und Abtreibung - beides verboten. Die meisten Verbote berühren Zoe nicht direkt in ihrem Alltag, aber sie sind präsent und werden zunehmend präsenter.

Hanna ging mir stellenweise arg auf die Nerven. Ich empfand sie als sehr egoistisch. Ja, sie hat gelitten und ja, es war bestimmt nicht leicht mit ihrer Mutter und Tante, aber sie war auch kein kleines Kind mehr und wie sie ständig ihrer Schwester vorwirft, nicht für sie dagewesen zu sein, nervt. Was hätte sie denn machen sollen? Alles hinwerfen, um ihr die Hand zu halten?


Fazit: Mir gefiel das Buch wirklich mega gut. Ich mochte es sehr, wie die dystopischen Elemente eingewoben wurden und beiläufig Erwähnung fanden. Manchmal wirkt Zoes Leben ganz normal und es könnte fast in unserer Gegenwart stattfinden, dann wieder kommen Elemente, die einem den stattgefundenen Klimawandel präsentieren oder die gesellschaftlichen Veränderungen, die leider nur zu möglich erscheinen.

Ich mochte Zoe sehr gern. Sie ist Biologin mit Leib und Seele und das merkt man. Sie ist nicht gerade sozial unbeholfen, aber gut ist sie im Umgang mit anderen nun auch wieder nicht. Ihre Tante Auguste sorgte gleichermaßen für Lacher und zeigte einem eindrucksvoll, wie drastische Veränderungen Menschen beeinflussen und traumatisieren können. Zoes Schwester Hanna ging mir tendenziell eher auf die Nerven. Ich fand sie sehr egoistisch und immer wieder auch nervig. Aber sie ist ein Teenager und wird daher gut und „echt“ dargestellt.

Gegen Ende ging mir manches etwas schnell. Mir fehlten richtige Erklärungen. Ich hätte mir gewünscht, dass man da richtige Antworten bekommt oder einen Epilog. Das hat das Buch vom Highlight-Thron geschubst. Aber ich habe es trotzdem echt geliebt zu lesen. Von mir bekommt das Buch volle 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Ich habs echt geliebt

Sugar Daddy Issues
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Sugar ist etwas ganz Besonderes. Sie ist ein Sugar-Baby – nein, daher kommt der Spitzname nicht. Menschen nennen sie schon immer gern Sugar, weil sie so süß ist und jeden um den Finger wickeln kann. Sugar ...

Sugar ist etwas ganz Besonderes. Sie ist ein Sugar-Baby – nein, daher kommt der Spitzname nicht. Menschen nennen sie schon immer gern Sugar, weil sie so süß ist und jeden um den Finger wickeln kann. Sugar weiß ganz genau was sie will und nimmt es sich. Sie steht auf ältere Männer und hat kein Problem damit, deren sexuelle Wünsche für Geld zu erfüllen, solange sie neben dem Geld auch etwas davon hat, nämlich Orgasmen. Nebenher hat sie noch ab und an was mit ihrem Chef von der Sugar-Babe-Agentur (er ist einfach zu gut mit seiner Zunge!) und mit ihrem Chef aus ihrem Tageslicht-Job – er muss nicht einmal dafür bezahlen.
Problematisch wird es allerdings als genau dieser Chef Wind davon bekommt, was Sugar so in ihrer Freizeit treibt und recht besitzergreifend reagiert, während Sugar gleichzeitig in einen Mordfall verwickelt wird. Oje …


Ich habe das Buch echt geliebt. Ja, nicht alle Handlungen, die beschrieben wurden, fand ich jetzt besonders heiß oder toll, das ist eben einfach Geschmackssache, aber alles wurde ernstgenommen. Sugar war meiner Meinung nach eine super Protagonistin. Sie ist keine Heilige, aber sie ist eine selbstbewusste Frau, die ihre Sexualität frei auslebt und sich nicht von der Gesellschaft oder überhaupt irgendjemandem etwas vorschreiben lässt. Sie prostituiert sich, weil sie das so will. Sie nimmt nur Kunden an, deren Vorlieben mit ihren übereinstimmen, oder die sie nicht total abtörnen und sie steht zu dem, was sie mag.
Gleichzeitig lässt sie sich aber auch nicht vom gängigen moralischen Kompass einschränken. Ja, sie hat etwas mit mehreren Männern gleichzeitig, na und? Sie hat keinem versprochen exklusiv zu sein.

Interessant wird es, als ihr Chef mitbekommt, was Sugar so in ihrer Freizeit treibt und darauf eher ungehalten reagiert. Er will ihr einziger Sugar-Daddy sein, ihr einziger Kunde. Er wäre sogar bereit, ihr so viel zu zahlen, wie sie mit allen anderen einnimmt, aber Sugar weigert sich, dieses Angebot anzunehmen und schon beginnt ein Machtkampf der Extraklasse.

Gleichzeitig wird Sugar in einen Mordfall verwickelt, der ganz viele Fragen aufwirft und dem Buch ganz viel Spannung verpasst. Es wird echt interessant und ich fand die Wendungen und Auflösungen sehr gut.


Fazit: Ich fand das Buch wirklich mega. Ich habe Sugar als Protagonistin gleichzeitig gemocht und ein bisschen verehrt, weil sie so zu sich und ihren Vorlieben stand. Sie ist eine Powerfrau.

Ja, nicht alle Vorlieben, die im Buch vorkamen fand ich es total heiß, aber es war jetzt auch nichts so Extremes dabei, dass mich das komplett aus dem Buch geworfen hätte.

Durch die mehreren Ebenen, auf denen die Geschichte spielt, bekommt man viel geboten und ich habe das Buch geradezu inhaliert. Von mir gibt es 5 Sterne und eine dicke Leseempfehlung, wenn man es auch mal etwas expliziter mag.

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Veröffentlicht am 21.11.2023

Ich habe das Buch wirklich geliebt

Literally Love 1. Paperthin Touch
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Clio ist Lektorin und liebt ihren Job. Sie ist auch echt gut darin. Kein Wunder also, dass ihr ihre Chefin den neuen Prestige-Autor ihres Verlages zuteilt. Dumm nur, dass der sich als ziemlich unleidlich ...

Clio ist Lektorin und liebt ihren Job. Sie ist auch echt gut darin. Kein Wunder also, dass ihr ihre Chefin den neuen Prestige-Autor ihres Verlages zuteilt. Dumm nur, dass der sich als ziemlich unleidlich herausstellt und absolut keine Lust hat, Clios Vorschlägen zu folgen, vor allem als es darum geht, in den Roman eine Liebesgeschichte einzubauen. Allerdings hat er nicht damit gerechnet, dass Clio um ihre Meinung kämpfen würde und ihm Kontra gibt. Und irgendwann während hitziger Debatten per Mail oder auch in Kommentaren im Manuskript, stellen beide fest, dass sie sich vielleicht doch ein klitzekleines bisschen leiden können.


Ich habe dieses Buch echt geliebt. Ich bin selbst Lektorin und wie toll hier mit dem Job, der Verantwortung und der Liebe zu Büchern umgegangen wurde, ist echt mega. Dazu kommt, dass das Lektorat auch inhaltlich eine sehr große Rolle spielt, immer wieder hat man den lektorierten Text vor sich, sieht, wie er sich verändert und liest die Kommentare an der Seite. Das wird nicht einfach nur erzählt, man bekommt es gezeigt.

Clio liebt Bücher über alles. Es ist also keine so große Überraschung, dass sie Lektorin geworden ist. Sie gibt alles, um das Beste aus einem Manuskript herauszukitzeln und notfalls gibt sie eben auch mal Kontra.

Bryn ist extrem verschlossen, wenn es um seine Identität geht, aber man merkt, als Clio ihm – aus Versehen! – eine extrem gepfefferte Antwort schickt, dass ihm nicht oft jemand so kommt und das beeindruckt ihn. Clio versteht den Kern seiner Geschichte besser als er selbst, aber man merkt, wenn man den lektorierten Roman liest, wie viel Schmerz in ihm steckt.

Ja, manchen Charakter wollte ich gern ab und an mal in einem Pool versenken (dafür müsste es tragbare Pools geben finde ich, bei Bedarf sofort verfügbar), das gilt vor allem für die Nebencharaktere, die manchmal echt krass drauf sind und sehr egoistisch und schnell mit ihren Vorurteilen. Ja, auch Bryn ging mir gern mal auf den Keks, vor allem, wenn er versuchte einen auf Klischee zu machen. Zum Glück ließ sich Clio das nicht einfach bieten und geigt ihm notfalls die Meinung.

Bryn neigt immer wieder zum Drama und zur – in meinen Augen – Überreaktion. Statt zu kämpfen akzeptiert er eher alles und schluckt seine Gefühle herunter. Clio ist da ganz anders. Sonst eher die Stille, behauptet sie sich, wenn sie es muss. Außerdem ist sie echt klug!


Fazit: Ich habe das Buch wirklich geliebt. Ja, ab und an war mir Bryn zu dramatisch, aber nach all dem, was er durchgemacht hat, kann man ihm das eigentlich ganz gut vergeben. Ja, die Wendung kurz vor Schluss war mir etwas zu drüber. Aber insgesamt habe ich das Buch echt geliebt. Es ist unheimlich süß und man spürt die Liebe zur Literatur und zu Büchern.

Gerade als Lektorin habe ich mich von diesem Buch oft so verstanden gefühlt. Der Beruf wird toll dargestellt, wobei es im Verlag noch etwas anders läuft, als als freie Lektorin, aber das sei mal dahingestellt.

Ich kann das Buch wirklich nur empfehlen. Von mir bekommt es volle 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 26.09.2023

Sehr glaubwürdig, aber auch sehr heftig

The way I used to be
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Achtung: Band 1 einer Reihe, aber man kann mit dem Ende leben.

Triggerwarnung: Vergewaltigung, Trauma.

Von einem Moment auf den anderen teilt sich Edens Leben in ein Davor und Danach. Ein Davor, in dem ...

Achtung: Band 1 einer Reihe, aber man kann mit dem Ende leben.

Triggerwarnung: Vergewaltigung, Trauma.

Von einem Moment auf den anderen teilt sich Edens Leben in ein Davor und Danach. Ein Davor, in dem sie bloß eine junge Frau war, fast noch ein Kind, langweilig, durchschnittlich, unsichtbar. Und ein Danach, in dem nichts mehr so ist, wie es vorher war und vor allem nicht Eden.
Nichts ist mehr normal, aber für die Welt da draußen hat sich nichts verändert. Niemand sieht, dass sie nicht mehr die Eden ist, die sie gestern noch war, niemand deutet ihr Verhalten richtig und Eden kann das, was geschehen ist, einfach nicht in Worte fassen, zu sehr ist das, was ER ihr in dieser Nacht sagte, in ihren Verstand eingedrungen: „Niemand wird dir glauben“ und „wenn du etwas sagst, bringe ich dich um“.
Eden sagt nichts, sie wird nur eine andere Eden – Eden 2.0.


Was Eden passiert ist, ist schrecklich und grausam und passiert viel zu vielen Mädchen und Frauen auf der Welt. Und doch sind die Gedanken unmittelbar nach der Tat immer dieselben: Warum habe ich es nicht kommen sehen? Warum habe ich es nicht verhindert? Warum habe ich nicht dieses oder jenes getan, dann wäre es nicht passiert. Und wie so oft bei Opfern in Edens Alter, ist der Täter jemand, dem sie vertraute, der ein Teil ihres Lebens, ihrer Welt war, Kevin, der beste Freund ihres großen Bruders und für Eden praktisch ein zweiter großer Bruder. Und das macht es für sie nur noch schwieriger.

Man erlebt an ihrer Seite die unterschiedlichen Stadien der Bewältigung bzw. des Traumas. Zuerst der Schock, dann die Vorwürfe an sich selbst. Warum hat sie nicht die Tür abgeschlossen? Andererseits, warum sollte sie, wenn sie es sonst nie tut? Wie hätte sie es ahnen können oder sollen, dass Kevin ihr das antun wollte? Sie konnte es nicht wissen, sie konnte es nicht verhindern. Aber die Stimme in ihrem Kopf sieht das anders.

Ihr Umfeld bemerkt, dass etwas los ist, findet aber lauter „simple“ Gründe dafür. Ihre Mutter sieht das Blut in ihrem Bett – also muss Eden ihre Tage bekommen haben. Eden will Kevin nicht mehr begegnen, also ist sie eifersüchtig auf ihn – oder noch schlimmer, in ihn verknallt, was auch Kevin als Story in Umlauf bringt. Eden verändert sich, verhält sich anders – sie ist eben ein launischer, schwieriger Teenager. Für alles werden Erklärungen gefunden, niemand kommt auf die Idee, dass etwas geschehen sein könnte und je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird es für Eden, selbst noch daran zu glauben, dass ihr etwas passiert ist und nicht sie das Problem ist.

Eden verändert sich auch in ihrer Erzählweise, sie wird distanzierter, kühler, geht mehr auf Abstand zum Leser, wie sie auch auf Abstand zu allen in ihrem Umfeld ging. Verzweifelt versucht sie, mit dem Geschehenen klar zu kommen, durch Verleugnen und Verdrängen und später auch, indem sie versucht, die Kontrolle über ihren Körper zurückzubekommen.


Fazit: Toll dargestelltes Trauma, aber teilweise echt hart zu lesen. Leider bleibt man lange recht auf Distanz zu Eden, wie auch sie sich von ihrem Trauma und allem anderen distanziert. Da wird das toll auf die Erzählweise übertragen, sorgt aber auch dafür, dass man sich schwerer damit tut, bei Eden zu bleiben.
Niemand sieht was mit ihr los ist, alles wird auf die Hormone geschoben oder sie als „schwierig“ oder „Bitch“ abgestempelt. Sie zeigt deutliche Anzeichen aber niemand weiß sie zu deuten. Das finde ich vor allem auch deswegen wichtig, damit man selbst einen Einblick bekommt, welche Verhaltensmuster oder Verhaltensänderungen vielleicht ein Hinweis bzw. Warnzeichen sind. Es passiert so vielen Mädchen, dass sie zu Opfern werden und die meisten von ihnen schweigen darüber aus unterschiedlichen Gründen. Aber wenn das potenzielle Umfeld lernt, worauf es achten kann, vielleicht kann dann dieses Buch nicht nur den Opfern eine Stimme geben, sondern auch das potenzielle Umfeld schulen, worauf es achten kann und sollte, um vielleicht einem betroffenen Mädchen oder einer Frau, die Gelegenheit zu geben, ihr Schweigen zu brechen und wenn es nur für sie ist, damit sie nicht mehr mit diesem Geheimnis leben muss, das ihr durch die Tat eines anderen aufgezwungen wurde.
Das Ende hätte ich persönlich mir mit mehr Ausblick auf die Zukunft gewünscht, aber da ich mittlerweile erfahren habe, dass es ein zweites Buch geben wird, denke ich, wird das deswegen so sein.

Das Buch ist heftig, aber auch richtig gut. Man wird lange auf Distanz gehalten, aber auf mich wirkte das wie ein Stilmittel, um Edens Distanz zu allem und jedem deutlich zu machen. Von mir bekommt es volle 5 Sterne und ich werde definitiv auch Band 2 lesen.

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