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Veröffentlicht am 06.07.2018

Verliebt in Dublin ...

Als Maria in Dublin die Liebe fand
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Dieses Buch mag ich schon sehr lange.

Ich habe es das erste Mal Ende der Neunziger gelesen. Danach war es viele, viele, viele Jahre vergriffen, und meine Freude war unbändig, als ich sah, dass der Verlag ...

Dieses Buch mag ich schon sehr lange.

Ich habe es das erste Mal Ende der Neunziger gelesen. Danach war es viele, viele, viele Jahre vergriffen, und meine Freude war unbändig, als ich sah, dass der Verlag Krug & Schadenberg es wieder aufgelegt hat: unter einem neuen Titel, mit einer ganz wunderbar überarbeiteten Übersetzung und mit einem - wie ich finde - zauberhaften Cover.

Aber noch mal von vorn: Was ist das überhaupt für ein Buch? Hoffentlich bald Eure Sommerlektüre! Es ist ein leider viel zu unbekannter Coming-of-Age-Roman der berühmten Emma Donoghue. (Weltweite Bekanntheit erlangte die Autorin übrigens mit "RAUM", einer (auch sprachlich) eindrucksvollen, erschütternden und auf einem wahren Fall beruhenden Geschichte.)

"Als Maria in Dublin die Liebe fand" war Donoghues Debütroman. Danach folgten weitere Romane, von denen bisher leider nur die Hälfte ins Deutsche übersetzt ist.

In "Als Maria in Dublin die Liebe fand" nimmt uns die Autorin in einer wie mit federleichter Hand gewebten, originellen Sprache mit ins Dublin der neunziger Jahre. Wir folgen Maria, die - gerade junge siebzehn Jahre alt und vom Land kommend - in der Großstadt ein Studium beginnt. Auf der Suche nach einem billigen WG-Zimmer trifft sie auf Ruth und Jael, beide etliche Jahre älter als sie selbst, die sich eine Wohnung teilen und eine Mitbewohnerin für das leerstehende dritte Zimmer brauchen. Die letzte Mitbwohnerin ist offenbar von einer Minute auf die andere aus der Wohnung "geflüchtet" - nicht mal die letzte Miete hat sie gezahlt. Über den Grund schweigen Ruth und Jael.

Maria zieht ein und freundet sich mit den beiden Frauen an. Und mit derselben Behutsamkeit, mit der sie Fuß fasst an der Uni, Freundschaften knüpft und sich an der einen oder anderen Liebesgeschichte versucht, kommt sie nach und nach hinter das Geheimnis von Ruth und Jael ...

Ich habe das Buch vor zwanzig Jahren mit großer Begeisterung gelesen. Als ich es jetzt - im neuen Gewand - wieder las, war es, als würde ich nach langer Zeit Freundinnen wiedertreffen: ein beglückendes Gefühl.

Ich empfehle diesen Roman von Herzen gern weiter. Es ist KEIN Krawumm-Buch, in dem auf jeder Seite eine neue Sensation passiert! Wenn ihr so was sucht: Finger weg von diesem Roman!

"Als Maria in Dublin die Liebe fand" ist anders: ruhig erzählt, atmosphärisch und mit origineller, bildhafter Sprache. Ein Buch, das sich langsam entfaltet und uns in eine besondere Zeit und eine besondere Stadt mitnimmt. Ein Buch mit einer äußerst liebeswerten Heldin, das von der Zeit "dazwischen" erzählt: zwischen Jugend und Erwachsensein, zwischen Tasten und Finden, zwischen Auf-der-Suche-Sein und Erstmals-Ankommen - und damit meine ich auch: in der eigenenen Identität ankommen und im Herzen.

Gemeinsam mit Maria gehen wir vorsichtig und mit ausgestreckten Händen durch dieses Buch. Und zusammen mit ihr finden wir vieles. Erstaunliches und Vertrautes. Und am Ende sogar ... die Liebe.

Ein wunderschönes Buch. Mein Sommerlesetipp - für alle die, langsam und gut erzählte Bücher über das Sich-selber-Finden und ein wenig Dublin-Feeling mögen!