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Veröffentlicht am 15.07.2020

Ein Krimi voller Unterhaltung und Spannung, dessen Spaß sich kein Leser entgehen lassen sollte.

Auf die harte Tour
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„Hart. Härter. Hartmann.“ So beginnt der vierte Roman um den ehemaligen Fußballspieler von Fortuna Düsseldorf, der nach seinem Sportunfall als Privatdetektiv über Düsseldorfs Pflaster streicht. Klaus Stickelbroeck ...

„Hart. Härter. Hartmann.“ So beginnt der vierte Roman um den ehemaligen Fußballspieler von Fortuna Düsseldorf, der nach seinem Sportunfall als Privatdetektiv über Düsseldorfs Pflaster streicht. Klaus Stickelbroeck hat erneut einen Krimi in den Handel gebracht, der nicht nur den Düsseldorfer Lesern Spaß machen wird. In gewohnt schnoddriger Weise ist der private Ermittler mit sich und der Welt nicht im Reinen und schlittert in die fiesesten Situationen, die sich nur ein Krimi-Cop ausdenken kann. Doch worum geht’s?
Hartmann wacht in seinem Bett auf. Er hat einen schweren Schädel und keine Ahnung, wie er überhaupt ins Bett gegangen ist. Seine letzte Erinnerung hat er vom Betreten seiner Stammkneipe am vorigen Abend und dem Musiktitel, der in dem Moment gespielt wurde. Doch jetzt liegt eine dunkelhaarige Schönheit in seinem Bett und streckt ihm ihren süßen Po entgegen. Er selbst: auch nackt. Doch eine Erinnerung will sich bei ihm nicht einstellen. Und es soll noch schlimmer kommen. Auf seinem Weg in die Dusche muss er feststellen, dass eine Blondine im Wohnzimmer auf der Couch liegt. Angezogen natürlich. Oh Mann. Nicht gut. Während er dann bei seinem einarmigen Lieblingswirt, genannt Krake, versucht herauszubekommen, was am gestrigen Abend passiert ist, wird in Düsseldorf eine Blondine erschossen.
Hartmann erfährt von Krake, dass er sehr wahrscheinlich Probleme bekommen wird. Denn die Dunkelhaarige von gestern, die in seinem Bett, ist die Frau des Präsidenten der übelsten Rockergang von Düsseldorf, den Black Mambas. Oh Mann. Nicht gut.
Als Hartmann wieder nach Hause kommt, steht die Polizei vor der Tür. Er wird verdächtigt, die Blondine, die in seinem Wohnzimmer lag, erschossen zu haben. Hartmann sitzt in der Patsche. Am schlimmsten dabei: Er weiß weder wie der gestrige Abend verlaufen, noch wer die Blondine in seinem Wohnzimmer war.
In einem sehr humorvollen Plauderton, der dem Stil anderer Detektivgeschichten wie Hammer oder Magnum entspricht, erzählt Stickelbroeck die Geschehnisse um seinen Protagonisten Hartmann. Ohne einen Abriss der Spannung zieht es den Leser von einem Tag zum nächsten. Er klebt förmlich an den Lippen des Erzählers. Mit Präzision trifft der Autor ganz normale Alltagssituationen und kleidet sie in ein Gewand von treffenden Worten, sodass man ihnen nur zustimmen und darüber schmunzeln kann.
Ein Krimi voller Unterhaltung und Spannung, dessen Spaß sich kein Leser entgehen lassen sollte.

Veröffentlicht am 15.07.2020

leider etwas langatmig

Das geheime Prinzip der Liebe
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Als ich das Buch in die Hände bekam, hatte ich mich auf das Lesen gefreut. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Doch zunächst wurde ich enttäuscht.
Die Verlegerin Camille erhält einen Brief, ...

Als ich das Buch in die Hände bekam, hatte ich mich auf das Lesen gefreut. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Doch zunächst wurde ich enttäuscht.
Die Verlegerin Camille erhält einen Brief, dessen Lektüre sie etwas verwirrt. Es folgen weitere Briefe desselben Absenders. In den Briefen wird eine Geschichte erzählt. Camille denkt, eine Autorin oder ein Autor hätten sich eine ganz raffinierte Bewerbung ihres Manuskriptes einfallen lassen. In der Geschichte ist von einem Louis und von einer Louise die Rede. Doch je mehr Camille von diesen Briefen liest, umso mehr wird sie das Gefühl nicht los, dass die Briefe etwas mit ihr zu tun haben. Sie schwankt immer wieder zwischen „eingereichtem Manuskript“ und „Familiengeschichte“. Leider dauert dieses Schwanken tatsächlich ganze einhundertfünfzig Seiten lang. Von Tempo und Spannung keine Spur. Natürlich bleibt die Frage offen, ob der Verlegerin hier ihre eigene Entstehungsgeschichte erzählt wird. Doch diese frühzeitig gestellt Frage trägt die vielen Seiten nur schwer und so mancher Leser würde längst aufgehört haben zu lesen. Bei mir war es eher die Rezension einer Kollegin, die mich weiterlesen ließ. Und ich muss gestehen, dass sich das Durchhalten gelohnt hat. Wird dieser erste Teil immer aus zwei Perspektiven erzählt, so kommt im zweiten Teil eine dritte Perspektive, eine weitere Erzählerin, hinzu. Alles bis dahin Erzählte wird nun aus anderer Sicht erneut dargestellt. Lücken, die zwar vorhanden waren, aber wegen fehlender Spannung nicht interessierten, werden nun gestopft. Das Bild wird klarer. Die Geschichte nimmt Fahrt auf. Man könnte meinen, dass es sich bei dem zweiten Teil um das eigentliche Buch Hélène Grémillons handelt und die Seiten zuvor nur auf Drängen des Lektorats hineingebracht wurden, um mehr Volumen hineinzubringen. Erst auf den letzten zehn Seiten kehrt die Erzählung wieder zur Verlegerin und dem Briefeschreiber zurück, wo die Geschichte erneut eine überraschende Wendung erfährt.
Alles in allem eine sanfte und anrührende Liebesgeschichte, die leider etwas langatmig wirkt. Wer den langen Vorlauf allerdings nicht durchhält verpasst aber die dramatische Spannung und das überraschende Ende.

Veröffentlicht am 15.07.2020

eine sanfte und anrührende Liebesgeschichte

Das geheime Prinzip der Liebe
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Als ich das Buch in die Hände bekam, hatte ich mich auf das Lesen gefreut. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Doch zunächst wurde ich enttäuscht.
Die Verlegerin Camille erhält einen Brief, ...

Als ich das Buch in die Hände bekam, hatte ich mich auf das Lesen gefreut. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Doch zunächst wurde ich enttäuscht.
Die Verlegerin Camille erhält einen Brief, dessen Lektüre sie etwas verwirrt. Es folgen weitere Briefe desselben Absenders. In den Briefen wird eine Geschichte erzählt. Camille denkt, eine Autorin oder ein Autor hätten sich eine ganz raffinierte Bewerbung ihres Manuskriptes einfallen lassen. In der Geschichte ist von einem Louis und von einer Louise die Rede. Doch je mehr Camille von diesen Briefen liest, umso mehr wird sie das Gefühl nicht los, dass die Briefe etwas mit ihr zu tun haben. Sie schwankt immer wieder zwischen „eingereichtem Manuskript“ und „Familiengeschichte“. Leider dauert dieses Schwanken tatsächlich ganze einhundertfünfzig Seiten lang. Von Tempo und Spannung keine Spur. Natürlich bleibt die Frage offen, ob der Verlegerin hier ihre eigene Entstehungsgeschichte erzählt wird. Doch diese frühzeitig gestellt Frage trägt die vielen Seiten nur schwer und so mancher Leser würde längst aufgehört haben zu lesen. Bei mir war es eher die Rezension einer Kollegin, die mich weiterlesen ließ. Und ich muss gestehen, dass sich das Durchhalten gelohnt hat. Wird dieser erste Teil immer aus zwei Perspektiven erzählt, so kommt im zweiten Teil eine dritte Perspektive, eine weitere Erzählerin, hinzu. Alles bis dahin Erzählte wird nun aus anderer Sicht erneut dargestellt. Lücken, die zwar vorhanden waren, aber wegen fehlender Spannung nicht interessierten, werden nun gestopft. Das Bild wird klarer. Die Geschichte nimmt Fahrt auf. Man könnte meinen, dass es sich bei dem zweiten Teil um das eigentliche Buch Hélène Grémillons handelt und die Seiten zuvor nur auf Drängen des Lektorats hineingebracht wurden, um mehr Volumen hineinzubringen. Erst auf den letzten zehn Seiten kehrt die Erzählung wieder zur Verlegerin und dem Briefeschreiber zurück, wo die Geschichte erneut eine überraschende Wendung erfährt.
Alles in allem eine sanfte und anrührende Liebesgeschichte, die leider etwas langatmig wirkt. Wer den langen Vorlauf allerdings nicht durchhält verpasst aber die dramatische Spannung und das überraschende Ende.

Veröffentlicht am 15.07.2020

ein Buch im Buch

Tony & Susan
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Was für ein Konstrukt! Im wahrsten Sinne des Wortes ein Buch im Buch. In dieser Schärfe ist es selten anzutreffen. Doch was heisst das nun? Buch-in-Buch? Es gibt zwei Handlungsstränge, die nicht einfach ...

Was für ein Konstrukt! Im wahrsten Sinne des Wortes ein Buch im Buch. In dieser Schärfe ist es selten anzutreffen. Doch was heisst das nun? Buch-in-Buch? Es gibt zwei Handlungsstränge, die nicht einfach als Parallelhandlungen ausgeführt sind. Eher lässt es sich so beschreiben: man liest, wie die Protagonistin Susan ein Buch liest. Es gibt also ein inneres Buch und ein äußeres Buch. Doch zunächst etwas mehr Klarheit und zum Inhalt des inneren Buches.

Tony Hastings ist mit seiner Frau und Tochter auf dem Weg in den Urlaub. Sie befinden sich nachts mit dem Auto auf einem Highway Richtung Maine, irgendwo Richtung Bangor mitten im Wald. Wer die Bücher von Stephen King kennt, der weiß, dass hier irgendetwas geschehen muss. Allein diese Szenerie treibt dem Leser bereits die Gänsehaut bis in den Nacken. Sie nähern sich zwei anderen Autos vor ihnen, die sich scheinbar ein Wettrennen liefern. Eines der beiden Fahrzeuge lässt das andere nicht vorbeiziehen. Tony muss abbremsen und wird ungeduldig. Er hupt kurz und das linke Fahrzeug schießt nach vorne. Tony zieht linksrüber an dem einen Fahrzeug vorbei, welches dann zurück fällt, während das andere weit voraus ist. Doch dann kommt Tony auch wieder an dieses Fahrzeug heran. Als er zum Überholen ansetzt, schert es plötzlich nach links aus und Tony muss auf die Bremse. Nun beginnt ein Spielchen, bei dem es Tony und seiner Familie flau im Magen wird. Eine Jagd beginnt. Dann passiert, was nicht hätte passieren dürfen. Der Wagen von Tony Hastings kommt ins Schlingern, das Lenkrad flattert, vorne links ist ein Platten. Tony muss anhalten. Auch der andere Wagen mit drei Männern darinnen hält an. Die Höflichkeit der Kerle ist nicht echt. Die Hastings spüren das. Kurz und (nicht) gut: Tony wird im Verlauf der Handlung von Frau und Tochter getrennt. In Angst um seine Familie spielt ihm sein Gehirn eine schreckliche Vorahnung zu.

An dieser Stelle wandelt sich der „road-movie“ zu einem Psychothriller, den man getrost lesen kann, ohne die äußere Geschichte zu lesen.

Doch nun zur äußeren Geschichte. Die Handlung ist wirklich schmal. Susan Morrow hat ein Manuskript ihres Ex-Mannes erhalten. Er bittet sie in dem Begleitbrief, das Manuskript zu lesen. Nicht mehr und nicht weniger. In drei Sitzungen liest sie das Buch, zwischendurch wuseln die Kinder durch das Haus, kommen von der Schule, gehen zu Freunden, werden ins Bett gebracht. Die Lesesitzungen sind durch Intermezzi getrennt, in denen das Leben von Susan mit ihrem Ex-Mann, den sie seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte, und das Leben mit ihrem jetzigen Ehemann und dessen Geliebter beschrieben wird. Der leser erfährt, warum sie sich nach nur zwei Jahren von ihrem Ex getrennt hatte, die Bücher und Geschichten, die er damals schrieb, waren grottenschlecht.
Was macht das Besondere dieses Thrillers aus? Er fesselt durch die beiden miteinander verbundenen Bücher. Obwohl man das innere Buch losgelöst von dem äußeren lesen kann, wird gleich zu Beginn klar, und der Titel des Buches „Tony & Susan“ sagt es schon, dass ein Zusammenhang zwischen beiden Büchern, beiden Handlungssträngen, beiden Protagonisten bestehen muss. Susan, die Protagonistin des äußeren Buches, die von den Schreibkünsten ihres Ex-Mannes beeindruckt ist, und Tony, der Protagonist des inneren Buches, der einen Albtraum durchleben muss.

Ein Thriller der aufgrund seiner Konstruktion bereits eine Extraklasse darstellt und sehr zu empfehlen ist.

Veröffentlicht am 08.07.2020

Figuren werden immer sympathischer

Leiser Tod in Lissabon
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Mit diesem Kriminalroman habe ich einen neuen kriminellen Ort mit interessanten historischen Ereignissen kennengelernt.

Ein Toter wird in einer Kirche der Altstadt Lissabons aufgefunden. Inspetora-Chefe ...

Mit diesem Kriminalroman habe ich einen neuen kriminellen Ort mit interessanten historischen Ereignissen kennengelernt.

Ein Toter wird in einer Kirche der Altstadt Lissabons aufgefunden. Inspetora-Chefe Dora Monteiro sieht sofort, dass der Ort ein besonderes Symbol für diesen Mord darstellt, von dem zunächst alle von einem Selbstmord ausgehen. Gespräche mit den Angehörigen und ein altes Foto weisen da auf eine Gruppe hin, die sich alte Garde nennt und seit den 1970er Jahren in einem geheimen Netzwerk besondere Strippen ziehen. Sie greifen besonders betrügerisch Staats- und EU-Gelder ab.

Besonders gefallen hat mir die Verbindung zur Geschichte Portugals, die Verpflichtungen der Verbrecher in der Gesellschaft. Das machte meinen anfänglichen Missmut über die vielen portugiesischen Wörter und die breite Einführung ins regionale Terrain wieder wett. Denn die originalen Straßen-, Plätze- und Dienstgradbezeichnungen verwirrten mich. Ich konnte kaum das eine vom anderen unterscheiden, obwohl die bildhaften Sätze zu den Örtlichkeiten auch ohnehin ein besonderes Flair hervorriefen.

Nun gut, die leichte Verwirrung hat meinem Interesse am Geschehen keinen Abbruch getan. Es dauerte halt nur etwas länger, bis die Autorin mit der Geschichte zur Sache kam. Dafür lernte ich Lissabon und eren“Einwohner“ kennen.

Auch die Figuren halfen darüber hinweg und die Chef-Ermittlerin lernt man schnell zu mögen. Ihre Ruppigkeit und ihr Dickschädel hatte sie immer wieder ganz gut im Griff. Trotz ihrer Haare auf den Zähnen wird sie im Laufe des Romans immer sympathischer.

Der Fall ist in seiner Verzwicktheit sehr spannend. Die Frage ob der Mord etwas mit der Vergangenheit zu tun hat und wenn ja, in welcher Weise, zieht sich bis zum Schluss durch. Die verschiedenen Richtungen, in denen die Ermittlungen angestellt werden, führen beim Lesen in die Irre und erhöhen den Nervenkitzel.

Der Kriminalroman „Leiser Tod in Lissabon“ ist wunderbare Lektüre für den Urlaub und überhaupt. Sympathische Figuren, spannende Handlung und historischer Hintergrund – alles passt und kann mit einem Daumen hoch empfohlen werden.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2020