Profilbild von DocAndrew

DocAndrew

Lesejury Profi
offline

DocAndrew ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit DocAndrew über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.06.2019

tolle Neuauflage des „alten“ Klassikers

DuMont Reise-Taschenbuch Schweden. Der Süden
0

Die Reise-Taschenbücher aus dem Dumont Verlag gibt es nun schon seit 30 Jahren. Nun gab es ein „Face-Lift“, welches der Reihe zu einen zeitgemäßen Auftritt verhilft. Der Umschlag ist weiterhin etwas fester ...

Die Reise-Taschenbücher aus dem Dumont Verlag gibt es nun schon seit 30 Jahren. Nun gab es ein „Face-Lift“, welches der Reihe zu einen zeitgemäßen Auftritt verhilft. Der Umschlag ist weiterhin etwas fester und die ausklappbaren Umschlagseiten lassen sich als „Lesezeichen“ verwenden. Hinten ist eine Karte eingesteckt. Hier gibt es keine Kunstoff-Tasche, welche die Karte vor Verschmutzung oder Feuchtigkeit schützt. Ob dies ein vom Dumont Verlag bewusstes Statement gegen den Einsatz von Kunstoff ist?

Wen ich an Schweden denke, dann fällt mir vor allem „Abba“, „Ikea“, „Pipi Langstrumpf“ und das bekannte „Knäckebrot“ ein. Ich war selber schon einmal vor vielen Jahren zum Kanu fahren in Schweden. Es war eine tolle Zeit und vor allem, es ist ein tolles Land. Wir waren im Dalsland und sind von Bengtsfors aus mit dem Kanu über die Schleuse in Gustavsfors bis nach Arjäng und zurück gepaddelt.

Im Reise-Taschenbuch stellt die Autorin Petra Juling den Süden Schwedens auf 308 Seiten vor.

Ein kurzer Einblick in die Inhaltsangabe:

• West-Skane und Halland (z.B. Malmö, Halmstad, Lund,….)
• Ost-Skane und Blekinge (z.B. Kristianstad, Ronneyby, Karlkrona,….)
• Smaland und Öland (z.B. Ljungby, Vimmerby,….)
• Gotland
• Göteborg und Bohuslän
• Vännersee und Dalsland (z.B. Lidköping, Trollhättan,….)
• Vom Vättersee zum Mälarsee (z.B. Jönköpping, Norrköping,….)
• Stockholm und Umland

Jeder der einzelnen Abschnitte ist in der Inhaltsangabe mit einem kleinen Kartenausschnitt versehen, um eine schnelle Orientierung zu bekommen. Neben den Orten gibt es immer noch einzelnen Rubriken mit den Themen: Lieblingsort, Tour und Zugabe.

Den Einstieg in die Abschnitte macht eine Doppelseite mit dem Titel „Eintauchen und Erleben“. Hier werden ein paar Highlights herausgestellt. Die sind dann noch mit einer Seitenzahl versehen, um noch mehr Infos zu erhalten. Auf den folgenden Seiten finden sich ein meist ein paar geschichtliche Informationen zum Landesteil und ein kleiner Hinweiskasten mit dem Titel „Orientierung“. Hier finden sich Internetadressen zum Landesabschnitt und zum Verkehr. Dies ist insoweit hilfreich, da man unter den genannten Adressen aktuelle Informationen abrufen kann.

Ansonsten sind die einzelnen Orte meist immer nach dem gleichen Inhalt aufgebaut. So finden sich Infos zu den Themen: Essen, Einkaufen, Schlafen, Bewegen, Ausgehen, Feiern, Infos, Museen. Darunter finden sich wie immer Telefonnummern, Öffnungszeiten, Preise, Adressen, Internetadressen, Karten, Hinweise und anderes. Um die Orte auf der beiliegenden Karte schneller wieder zu finden, werden hier dann auch noch die entsprechenden Koordinaten aufgeführt. Ein paar Fotos machen Appetit auf mehr. Bei den größeren Städten finden sich dann noch mal Übersichtskarte mit einer Legende und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.

Schauen wir mal auf die schon erwähnten Themen Lieblingsorte, Tour und Zugabe:

Unter der Überschrift Tour findet sich, wie der Name schon sagt, eine empfohlene Tour. Davon gibt es 22 Stück im Buch. Diese ist entweder zu Fuß, mit dem Auto, mit dem Fahrrad oder dem Kanu zurückzulegen. Neben Tourlänge finden sich auch Infos zu Kosten, Sehenswürdigkeiten, Eintrittspreisen, eine kleine Karte und ein begleitender Text.

Unter Lieblingsort stellt die Autorin einen besonderen Ort vor. Entweder ist es ein Ort mit geschichtlichem Hintergrund oder aber auch einfach nur ein Ort, wo man die Seele baumeln lassen kann.

Dann gibt es noch das Thema Zugabe. Darin gibt es einen vertieften Blick hinter ein ein bestimmtes Thema. So geht es zum Beispiel um Astrid Lindgren oder über den umstrittenen Kalkabbau in Gotland.

Natürlich dürfen auch die Reiseinfos von A bis Z nicht fehlen. Diese sind hinten im Buch untergebracht und durch eine gelbe Seitenfarbe schnell aufzufinden.
Und wer sich gerne noch mehr über Land und Leute informieren will, kann dies in dem Kapitel: Das Magazin tun. Viele kleine Kurzgeschichten berichten über das Leben in Schweden, beleuchten aber auch Probleme und stellen zum Beispiel die Frage: „Wie viel Tourismus verträgt die Natur?“

Zum Taschenbuch gehört auch eine eingesteckte Faltkarte. Auf der Vorderseite findet sich eine Übersichtskarte von Südschweden im Maßstab 1: 1.400.000 (1cm = 14 Kilometer) mit einer alphabetisch sortierten Ortsliste, einer Entfernungstabelle und einer Legende. Auf der Rückseite gibt es eine Karte von Stockholm im Maßstab 1: 16.000 (1cm = 160 Meter), eine Karte mit dem Stockholmer Streckennetz und eine Karte mit dem Großraum von Stockholm im Maßstab 1: 600.000 (1cm = 6 Kilometer).

Wer meine Rezensionen zu anderen Reiseführern gelesen hat, weiß das ich immer noch mal einen Blick aus Familiensicht. Im Inhaltsverzeichnis findet sich ein Verweis unter dem Suchwort „Kind“. Dieser führt zu den Reiseinfos von A bis Z und stellt Schweden als eines der kinderfreundlichsten Länder da. In Schweden steht dabei ganz klar der Bezug zur Natur im Vordergrund.

Des Weiteren habe ich überlegt, auch mal einen Blick auf die Nutzung von Drohnen zu werfen. Viele Reisende nutzen diese, um ihr Fotoalbum mit außergewöhnlichen Bildern komplementieren. In Reiseführern ist leider darüber nie was zu finden. Dabei wäre es doch ein leichtes eine kurze Rubrik mit einzufügen. Da sich ja auch das ein oder andere ändern kann, würde eine weiterführende Verlinkung empfehlen.

Zum Schluss noch ein Hinweis in eigener Sache. Immer wieder lese ich in anderen Bewertungen von Infos die fehlen oder einer fehlenden ausführlichen Beschreibung der Orte, Attraktionen, Touren, Karten und so weiter. Der Käufer sollte sich beim Kauf von Reiseführern immer bewusst machen, dass die Autoren der Bücher IHREN Eindruck und Tipps weitergeben. Ich verlasse mich auch nicht nur auf einen Reiseführer. Es gibt diverse Informationsquellen und diese sollte man nutzen, um ein persönliches „Day by Day“ zu erstellen. So nehmen wir für unsere Urlaubsplanung diverse Reiseführer zur Hand und arbeiten diese durch, um einen erholsamen Urlaub zu erleben. Wir schauen auch immer nach Angeboten für Familien mit Kindern, die leider nicht alle Reiseführer mitbringen…

Veröffentlicht am 26.05.2019

erschreckend nahe an der Realität

Leipzig kann sehr tödlich sein
0

Die Geschichte spielt vor dem Hintergrund zur Wahl zum 7. Sächsischen Landtag am 1. September 2019. Nicht nur dadurch unterstreicht der Autor Jan Gillsborg seine Aktualität, sondern auch mit den Inhalten ...

Die Geschichte spielt vor dem Hintergrund zur Wahl zum 7. Sächsischen Landtag am 1. September 2019. Nicht nur dadurch unterstreicht der Autor Jan Gillsborg seine Aktualität, sondern auch mit den Inhalten zur politischen Parteienlandschaft und den brennenden Themen zur Migration und Asyl.

Der Protagonist der Geschichte ist die fiktive Figur des Journalisten Thomas Webb. Dieser hatte seinen ersten Auftritt schon in dem im April 2018 erschienen Buch von Jan Gillsborg mit dem Titel „15:49 Järvenpää“. Es ist also schon das zweite Abenteuer des Journalisten, was aber für den Leser nicht bedeutet, den ersten Titel vorher gelesen zu haben.

Wie tödlich Leipzig sein kann, wird sofort im Epilog und im ersten Kapitel deutlich und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Mord an einen Angler und dem Attentat auf ein Leipziger Lokal gleich zu Beginn des 240 Seiten langen Buches hat ich als Leser gleich mitgerissen.

Das Buch ist locker, flüssig und abwechslungsreich geschrieben. Es ist nicht mein erstes Buch, welches ich von einem deutschen Autor lese und welches auch in Deutschland spielt. Ich muss schon sagen, dass mir unsere heimischen Autoren immer mehr gefallen. Es muss nicht immer hollywoodreife Action sein. Dies beweist auch Jan Gillsborg mit seinem Werk. Vielmehr geht es auch nach hausgemachter Art im Sinne eines gepflegtes „Tatorts“, „Derrick“ oder „Polizeiruf 110“. Der Journalist Thomas Webb ist zwar kein Kommissar, aber steht mit seiner investigativen Arbeit einem Kommissar in nichts nach. Die Geschichte wird aus der „Ich-Perspektive“ erzählt und lässt den Leser noch mehr mit der Rolle des Protagonisten identifizieren. Er erfährt so seine Gedanken, Ideen, Gefühle und auch Ängste.

Nebenbei habe ich einen „kleinen Rundgang“ durch die Stadt Leipzig machen dürfen, die der Autor sehr gut kennt und liebt. Der ein oder andere Ort ist vom Autor erfunden, wie er im Epilog selber schreibt, tut aber der Geschichte keinen Abbruch.

Wie in einem guten 90-minütigen Fernsehfilm muss auch ein Buchautor seine Geschichte für den Leser zusammenraffen, wenn man das so nennen darf. Und so bleibt es auch hier nicht aus, dass Thomas Webb zügig von einem Abenteuer ins nächste rutscht. Hin und wieder habe ich mich dabei erwischt, als ich mir die Frage stellte: „warum holst du nicht einfach die Polizei?“. Stattdessen wagt er in „Schimanski-Manier“ den ein oder anderen Alleingang und begibt sich dabei in Gefahr.

Aber auch die Liebe kommt in diesem Buch nicht zu kurz. Und wie der Zufall so spielt, verliebt er sich in die Polizistin Carola Kappel. Diese steht im in der ein oder anderen Situation zur Seite. Und was die Liebe angeht, laufen hier zwei Geschichten parallel. Wie der Zufall spielt, holt die Vergangenheit Thomas Webb ein und sorgt für eine weitere „mörderische“ Überraschung.

Nun aber zu meinem Fazit. Dazu muss ich noch mal zu meinen Eingangsworten zurückkommen. Nicht erst seit den letzten aktuellen politischen Geschehnissen, fragt sich der ein oder andere, was da so alles in der Politik abläuft. Auch das Thema „Asyl“ und „Migration“ ist seit den ersten Übergriffen aus dem Jahr 1990 ein Dauerthema. Dies haben sich auch einige Parteien auf die Fahne geschrieben und gehen damit auf Stimmenfang. Jan Gillsborg begibt sich mit seinem Polit-Thriller dabei nach eigenen Worten auf „sehr dünnes und glattes Eis“. Wie sein Protagonist, beschäftigt ihn die Frage, wie weit Politiker gehen, um ihre Ziele zu erreichen? Die Story wirkt erschreckend real und ich kam mir manchmal so vor, als säße ich vor einem Tagesschau-Bericht.

Erschreckend ist auch, dass sich Inhalte der fiktiven Geschichte, die Jan Gilsborg zwischen Dezember 2017 und Juli 2018 geschrieben hat, nun auch in der Realität wiederfinden. So hat sich gerade erst im Januar 2019 eine neue „patriotische“ Partei“ gegründet. Ebenfalls beklagen Parteien zunehmende bedrohliche Angriffe auf ihre Kandidaten.

Alles in allem handelt es sich bei dem Buch um einen wirklich gelungenen Polit-Thriller, der nah am Puls der Zeit ist und vor den anstehenden sächsischen Landtagswahlen noch mal zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Schattenseiten von Religion und Technik (eine Familienrezension)

Girl in a Strange Land
0

Die Rezension ist zusammen mit unseren 13-jährigen Söhnen und mir als Familienrezension entstanden.

Die Protagonisten in dem Buch sind die 15-jährige Sophia und der anscheinend gleichaltrige Freund Mirko. ...

Die Rezension ist zusammen mit unseren 13-jährigen Söhnen und mir als Familienrezension entstanden.

Die Protagonisten in dem Buch sind die 15-jährige Sophia und der anscheinend gleichaltrige Freund Mirko. Sophia lebt zusammen mit ihrer Mutter in einem abgelegenen Tal, dem Stilllachtal. Hier leben die Menschen fast ohne Technik und sind sehr religiös. Einzig die religiösen Oberhäupter der Dörfer haben das Privileg, ein Telefon nutzen zu können, um mit den anderen Dörfern im Tal zu kommunizieren.


Nach dem ersten Band, den man dem Genre "Thriller" zuordnen kann, fanden unsere Jungs und auch ich dieses Buch anfangs "langweilig" bzw. "langatmig". Das Leben im Tal wirkt friedvoll und orientiert sich an den Jahreszeiten und den religiösen Hochfesten. Es ist wie Urlaub in den Bergen.

Schnell wurde aber unseren Söhnen klar, dass die Oberhäupter der religiösen Gemeinschaft viel Macht besitzen und diese auch für ihre Zwecke nutze. Es gibt strenge Regeln. Diese orientieren sich mehr an das Alte Testament, welches schon ein wenig "rauer" war im Vergleich zum neuen Testament und Jesu Menschenliebe. Andersdenkende werden diszipliniert und wieder in die Gemeinschaft zurückgeführt.

Außerhalb des Tals herrsche Krieg und Verwüstung. Die "Erweckten", wie sich die Bewohner des Tals selber nennen, sind die letzten Menschen, die ihre Meinung nach nicht vom Bösen bzw. vom Teufel befallen wurden. Die Oberhäupter lassen die Bewohner des Tals keine weiteren Informationen zukommen. Medien, Bücher, Technik und alle anderen Dinge der "Neuzeit" sucht man vergebens.

Sophia lernt einen Jungen aus einem Nachbardorf kennen und verliebt sich in ihn. Sie verbringen viel Zeit zusammen und lernen sich kennen. Mirko zeigt ihr eines Tages "verbotene Bücher". Bücher, in denen das Weltbild des Tals in Frage gestellt wird. In den Büchern geht es um die Evolution und die Entstehung der Erde. Der Besitz der Bücher ist im Tal strafbar und wird als Verstoß gegen die strengen Glaubensregeln gesehen.

Wir haben darüber nachgedacht, ob wir in dem Tal leben wollten. Das Leben im Tal wirkt sehr reglementiert. Fast so wie das Leben in einer Sekte. Im Namen der Religion und des Glaubens werden Regeln aufgestellt, Tiere geopfert und auch Strafen verhängt. Statt eines Richters und der Polizei gibt es einen Inquisitor und die Gotteswächter. Unsere Jungs würden nicht in diesem Rahmen leben wollen. Es ist eine vorgegaukelte friedvolle Welt.

Beiden wird auch schnell bewusst, das Sophia und Mirko nicht "frei denken" dürfen. Unterstrichen wird dies noch, als Mirko Sophia ein Geheimnis verrät. Er ist im Besitz von Büchern, die das Leben und die Regeln im Tal in Frage stellen. Sophia heißt dies im Namen des Glaubens nicht gut und trennt sich von Mirko, der daraufhin das Tal verlässt. Sophia ist danach so traurig, das Sie anfängt an das Leben im Tal zu zweifeln.

Eines Tages erscheint eine "Drohne" und spielt eine visuelle Nachricht von Mirko ab, die Sophia zutiefst verstört. Da sie diese Art von Technik nicht kennt, denkt sie sofort an das Werk des Teufels. Mirko lebe in einer großen Stadt. Dort wäre alles besser und Sophia möge ihm folgen.

Mit großen Gewissensbissen und Ängsten erwischt zu werden, beginnt Sophia in den Büchern zu lesen und ihr Weltbild wird auf den Kopf gestellt. Sie kann mit niemanden darüber reden und wünscht sich, dass Mirko nicht gegangen wäre. Als ihre Mutter sie beim Lesen der Bücher erwischt, ist sie sehr geschockt und verbrennt die Bücher. Das Verhältnis zwischen Sophia und ihrer Mutter verschlechtert sich zusehends. Sophia verlässt das Tal und macht sich auf die Suche nach Mirko.

Die Jungs sehen in den strengen Glaubensregeln eine Kritik an die Kirche und den Glaubensparadigmen aus dem Mittelalter. Diese Thematik wäre schon einmal in der Schule angerissen. Auch die Infragestellung der Evolutionstheorie beschäftigt die beiden.

Außerhalb des Tals, in der für Sophia "neuen Welt", erlebt sie viele Dinge, die sie nicht auf Anhieb versteht. Hier ist nichts verwüstet, wie ihr die Glaubensführer weiß machen wollten. Stattdessen ist die Welt außerhalb des Tals hochtechnisiert. Für Sophia wird es immer komplexer. Sie versteht nicht alles sofort und muss vieles lernen. Es fällt ihr schwer, das alles zu Glauben. Schnell wird ihr klar, das nicht alles von Vorteil ist. In München trifft sie Mirko nicht an der genannten Adresse an. Dafür trifft sie auf die Ricky und Paula. Beide versuchen ihr bei der Suche nach Mirko zu helfen.

Der Leser erfährt nach und nach, wie die neue Welt aufgebaut ist. Alles wird von Intelligenten Maschinen kontrolliert, die sich selbstständig verbessern. Der Mensch hat keinen Einfluss mehr auf die Computer und Maschinen. Er ist beinahe überflüssig. Sieben große Computer, genannt Titanen, kontrollieren die Welt und kämpfen untereinander um die Herrschaft.

Viele Menschen leben in einer künstlichen virtuellen Realität. Dazu legen sie sich in einen Simpod und entfremden sich vom realen Leben. Hierhin hat es auch Mirko verschlagen. Sie werden zu "Träumern" und verlassen schlimmsten Falls ihre Simpods nicht mehr. Sophia begibt sich mit ihren neuen Freunden in diese virtuelle Realität um ihre große Liebe zu finden und zu retten.

Dabei stößt sie auf viele Gefahren, nicht nur spielerisch in der virtuellen Welt, sondern auch im realen Geschehen. Die Computer wollen Mirko und auch die anderen Menschen in der virtuellen Welt halten und arbeiten gegen Sophia.

Hier wird es dann hin und wieder verwirrend. Realität verschmilzt mit der virtuellen Welt. Unseren Jungs geht es so wie auch es auch Sophia ergeht. Es fällt ihnen schwer, der virtuellen Welt und der realen Welt zu unterscheiden. Immer wieder erscheint ihr ein Mann, der sich Descartes nennt. Dieser wirkt anfänglich bedrohend, entwickelt sich aber zu einem Helfer für Sophia.

Zum Ende hin wird klar, das Decartes Manuel aus "Boy In A White Room" ist. Er unterstützt Sophia, die dann Mirko retten kann. Trotzdem bleibt am Ende der Wunsch "Bitte, Gott, flehe ich in Gedanken, lass es real sein!"

Wo noch im ersten Buch die Frage im Raum stand, was den Menschen ausmacht und von einer künstlichen Intelligenz unterscheidet, zeigt das zweite Buch was passiert, wenn intelligente Computer die Welt regieren und steuern. Menschen werden überflüssig oder von den Maschinen nur noch als "Sklaven" gehalten. Karl Olsberg stellt aber auch religiöse Glaubensgemeinschaften in Frage, die mit ihren strengen Regeln das Leben in der Tal-Gemeinschaft bestimmen und den Menschen die Wahrheit über die restliche Welt vorenthalten.

Unseren Jungs hat das zweite Buch nicht ganz so toll gefallen. Klar gab es hier auch die ein oder andere Action-Szene, aber diese spielten sich wie auf einem Konsolen-Spiel ab. Der Leser wird im zweiten Buch noch weiter in eine virtuelle Realität hineingezogen. Grenzen sind nur noch schwer zu erkennen.

Veröffentlicht am 21.05.2019

ein wirklich tolles Buch (Familienrezension)

Boy in a White Room
0

Wir haben das Buch zusammen als Familienrezension erstellt. Wir, das sind unsere 13-jährigen Söhne und meine Person.

Der Klappentext zu "Boy In A White Room" verspricht schon ein wenig Spannung. Wer ist ...

Wir haben das Buch zusammen als Familienrezension erstellt. Wir, das sind unsere 13-jährigen Söhne und meine Person.

Der Klappentext zu "Boy In A White Room" verspricht schon ein wenig Spannung. Wer ist Manuel und viel wichtiger, wie kommt er in den "White Room"? Oder wie sich der Protagonist der Geschichte zu Beginn selber fragt: "Wo bin ich?" und "Wer bin ich?". Die Suche nach diesen Antworten zieht sich bis an das Ende des Buches. Und auch da bleiben noch ein paar Antworten offen.

Karl Olsberg spielt mit dem Leser und führt ihn immer neue "Realitäten" vor. Denkt man gerade "ach ja, das könnte hinkommen", wird man wieder eines Besseren belehrt. So wie "Alice im Wunderland" erlebt auch Manuel sein eigenes persönliches "Wunderland".

Der Schreibstil ist flüssigund gut verständlich. Interessant fanden die Jungs die Anspielungen auf René Descartes(1596 bis 1650). Dessen Aussage „cogito ergo sum“(„Ich denke, also bin ich.“) spielt in dem Buch eine nicht unbedeutende Rolle. Die Jungs sind der Meinung, dass man schon gerne und viel lesen sollte, damit sich einem das Buch erschließt.

Die Story war abwechslungsreichund mit vielen Action-Anteilen ausgeschmückt wie z.B. Verfolgungsjagden, Schusswechsel, Spionagetätigkeit und vieles mehr! Langeweile kam nie auf. Es gab aber auch viel zum Nachdenken. Im Kopf ging immer wieder die Frage um, was wohl als nächstes passieren würde. Wem man glauben schenken konnte und was den nun die Realität sei. Beide berichteten, dass sie durch die verschiedenen Aspekte im Buch immer wieder zum Weiterdenken oder auch Querdenken angeregt wurden.

Ohne nun weiter zu Spoilernund das Ende zu erzählen, sei jedoch der überraschende (wenn auch zu erwartende) "Plot-Twist" zu erwähnen. Wir haben uns gerade über das Ende der Geschichte lange ausgetauscht. Hier geht es definitiv um philosophische Fragen, wobei wir auch wieder bei der Aussage von René Descartes geladen sind"Ich denke, also bin ich." Aber was bin ich?!

Zusammengefasst bleibt zu sagen, dass das Buch wirklich toll ist. Ein hervorragender Science-Fiction Thriller, der seinesgleichen sucht. Es ist nicht verwunderlich, dass es unter anderem auch für den Deutschen Jugendliteratur Preis vorgeschlagen wurde. Es hat einen beachtlichen Tiefgang und unsere Jungs könnten sich sogar vorstellen, das Buch im Unterricht zu lesen und sich darüber auszutauschen.

Veröffentlicht am 28.04.2019

gut recherchierter Thriller mit aktuellen Zeitbezug

Westwall
0

Es gibt Bücher, die ziehen sich beim Lesen wie Gummi und es gibt Bücher die man nicht aus der Hand legen kann, wenn man einmal damit angefangen hat. Zum Glück hatte ich diese Woche Urlaub und konnte so ...

Es gibt Bücher, die ziehen sich beim Lesen wie Gummi und es gibt Bücher die man nicht aus der Hand legen kann, wenn man einmal damit angefangen hat. Zum Glück hatte ich diese Woche Urlaub und konnte so das Buch zügig zu Ende lesen.

Der Autor Benedikt Gollhardt hat sich mit seinem Buch an ein aktuelles politisches Thema heran gewagt und dafür in den Medien für Aufmerksamkeit gesorgt. Googelt man nach Autor und Buchtitel, finden sich diverse Seiten mit Berichten zum aktuellen Buch.

Das Buch hat 496 Seiten und ein festes, ausklappbares Cover. Der Titel „Westwall“ ist haptisch zu erfühlen und das Coverbild vermittelt schon einen ersten Eindruck auf den Ort des Geschehens. Im ausklappbaren Teil findet sich eine Übersichtskarte zum Westwall und eine detailierte Karte von Köln und Umgebung, wo der Thriller spielt. Der hintere Teil hält außer Werbung für den Autor keine weiteren Informationen bereit.

Im Buch gibt es die junge Protagonistin Julia, die ihre Ausbildung bei der Polizei macht. Ehe sie sich versieht, steckt sie in einer (zu Beginn) verworrenen Geschichte. Wer ist Feind und wer ist Freund. Erst langsam fügen sich die Puzzel-Teile zusammen und es kommt zu einem dramatischen Finale in den Tiefen der Wälder am Westwall.

Ich möchte gar nicht so viel über den Inhalt des Buches verraten. Daher beziehe ich mich eher auf die Art und Weise, wie Benedikt Gollhardt dieses Buch erstellt hat. Neben Julia gibt es noch viele andere Charaktere, die in der Geschichte eine Rolle spielen. In den einzelnen Kapiteln werden diese vorgestellt und der Leser kann (wie auch bei Julia) deren Entwicklung verfolgen. Dazu baut Benedikt Gollhardt immer wieder „Rückblenden“ ein, die dem Leser noch mehr Informationen zu den einzelnen Charakter liefern. Anders als in manch anderen Büchern, die ich bisher gelesen habe, ist dies hier nicht störend oder verwirrend. Nach ein paar Abschnitten „rutscht“ man übergangslos wieder in die aktuellen Geschehnisse, hat jedoch an Hintergrundwissen gewonnen.

Die Geschichte wirkt von Anfang bis Ende in allen ihren Facetten authentisch. Ich bin an keiner Stelle mit einem dicken Fragezeichen im Gesicht stehengeblieben. Einzig der beschriebene Tod einer der Charaktere ließ mich ein wenig grübeln, da der Sterbende seinen Tod aus einer „schwebenden“ Perspektive heraus wahrnimmt. Im Endeffekt passt der Ablauf aber gut in den Plot.

Immer wieder wurde mir beim Lesen bewußt, das die Inhalte in die heutige Zeit passen. Mir kamen oftmals gelesene Zeitungsartikel in den Sinn, die sich von Fremdenfeindlichkeit, der rechten und linken Szene, den Verfassungsschutz, den V-Mann Geschichten, Aussenseiter der Gesellschaft und Aussteiger berichteten. Das die Geschichte dann noch am sogenannten Westwall spielen, in dem im dritten Reich die deutsche Wehrmacht mit Hilfe von Zwangsarbeitern einen riesigen Abwehrwall erbaut hat, rundet die Geschichte und deren Inhalt nur noch mehr ab.

In diese Authentizität hat Benedikt Gollhardt viel Arbeit und Mühen gesteckt. Dies erfährt man im Anhang des Buches, indem er unter anderem in einem Interview die Entstehungsgeschichte zum Buch wiedergibt. Er hat sich mit den einzelnen Gruppen auseinandergesetzt, Gespräche geführt und wichtige Informationen zusammengetragen. Dabei durfte er auch den ein oder anderen Blick hinter die Kulissen werfen. Das kommt im Buch definitiv so rüber.

Ich kann das Buch nur weiterempfehlen, da es meiner Meinung nach in die heutige Zeit passt und Themen anspricht, die in aller Munde sind. Auch die hervorragend herausgearbeiteten Details haben mir sehr gefallen. Die Anhänge zu den Hintergründen und auch das Interview mit Benedikt Gollhardt kann ich nur jedem nahelegen.

Normalerweise setzte ich immer noch mein Lieblingszitat an das Ende meiner Rezensionen. Hier möchte ich einen Teil aus dem Interview mit dem Autor einfügen:

Zuallerletzt: Wird es mit Julia in einem neuen Thriller weitergehen?
WESTWALL war ursprünglich als abgeschlossene Geschichte geplant. Aber mit etwas Abstand hat sich gezeigt, dass die Figuren noch nicht auserzählt sind, sie geistern noch in meinem Kopf (und in denen vieler Testleser) herum. Das ist ganz wichtig, denn eine Fortsetzung im Sinne »das Gleiche in Grün« wäre für mich nicht denkbar. Da muss es schon eine plausible Weiterentwicklung geben. Vielleicht werden wir einige Figuren verändert erleben, vielleicht werden einige Nebenfiguren mehr Raum bekommen, vielleicht tauchen wir tiefer in eines der Milieus ein. Aber was bleiben wird, sind die großen Themen wie Liebe, Verrat und Moral.

aus „Westwall“ / Anhang Interview mit Benedikt Gollhardt zu WESTWALL

Ich würde mich über eine Fortsetzung des Thrillers freuen.