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Veröffentlicht am 09.12.2018

Roma misteriosa

Auf den Hügeln Roms
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Schon lange träumt Ophelia davon, die italienische Hauptstadt Rom zu besuchen. Ihr Traum erfüllt sich, als sie bei einem Fotowettbewerb mit dem von ihr eingereichten Bild eine Romreise gewinnt. Mit ihrer ...

Schon lange träumt Ophelia davon, die italienische Hauptstadt Rom zu besuchen. Ihr Traum erfüllt sich, als sie bei einem Fotowettbewerb mit dem von ihr eingereichten Bild eine Romreise gewinnt. Mit ihrer Kamera im Gepäck macht sie sich auf die Reise. Bei ihren Streifzügen durch die Stadt fällt ihr eine junge Frau auf, die ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich sieht. Sie heftet sich an deren Fersen und lernt so die Sprösslinge einer Adelsfamilie, Cesare und Isabella Orsini, kennen, die sie als Haushälterin einstellen. Ophelia stellt den Irrtum nicht richtig und erhofft sich dadurch, dem Geheimnis der Ähnlichkeit auf die Spur zu kommen. Doch bald fliegt sie auf, bekommt aber unerwartet Hilfe. Wird es ihr gelingen, ihre Neugier zu befriedigen?
Margot S. Baumann hat mit ihrem Buch „Auf den Hügeln Roms“ einen sehr unterhaltsamen und bildgewaltigen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite in die Geschichte hineinsaugt und nicht mehr loslässt, bis das Ende erreicht ist. Der Schreibstil ist flüssig und farbenfroh, schnell steht der Leser als Ophelias unsichtbarer Reisebegleiter an ihrer Seite und erlebt mit ihr ein Abenteuer ganz besonderer Art. Die Autorin lässt den Leser mit ihrer bildhaften Sprache die geschichtsträchtige und ein wenig geheimnisvolle Stadt Rom auf ganz besondere Art erleben. Streifzüge entlang von Sehenswürdigkeiten, flanierende Menschen sowie die wunderschönen alten Bauten lassen während der Lektüre das Herz höher schlagen. Wer Rom selbst schon besucht hat, findet sich mit dem Buch gleich zuhause und hat herrliche Bilder im Kopf, während er der Handlung folgt. Die Spannung steigert sich ganz gemächlich, wird aber während der Geschichte immer mehr gesteigert und lässt den Leser den Atem anhalten ob der Geheimnisse, die nach und nach zutage treten.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und facettenreich in Szene gesetzt worden. Sie besitzen Leben, wirken individuell und glaubhaft, was den Leser sofort für sie einnimmt. So fällt auch ein Mitfiebern und Miträtseln nicht schwer. Ophelia ist eine Frau mit Träumen und einer gesunden Neugier. Sie hat eine gute Beobachtungsgabe und lässt sich von einmal gefassten Vorhaben nicht abbringen, verfolgt hartnäckig ihre Spuren, um die vor ihr liegenden Rätsel zu lösen. Cesare ist der Sproß einer Adelsfamilie und schon von Haus aus distinguiert und mit exzellenten Manieren ausgestattet. Manchmal wirkt er aber auch ein wenig wie ein Snob. Auch die weiteren Protagonisten können mit ihrem Auftreten überzeugen und machen die Geschichte zu einem Lesevergnügen.
„Auf den Hügeln Roms“ überzeugt mit tollen Beschreibungen der Örtlichkeiten, einer interessanten Handlung gespickt mit lange gehüteten Geheimnissen und liebenswerten Charakteren. Ein Roman mit italienischem Flair für eine schöne Auszeit vom grauen Alltag. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 08.12.2018

„Denn an sich ist nichts weder gut noch schlimm; das Denken macht es erst dazu.“ („Hamlet“)

Ich, Ophelia
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1601. Ophelia kommt als 8-jähriges Mädchen nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Vater Polonius an den dänischen Königshof, wo sie als junge Frau Zofe unter der Fittiche von Königin Gertrud wird, als Prinz ...

1601. Ophelia kommt als 8-jähriges Mädchen nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Vater Polonius an den dänischen Königshof, wo sie als junge Frau Zofe unter der Fittiche von Königin Gertrud wird, als Prinz Hamlet sie das erste Mal wahrnimmt und sich in sie verliebt. Auch Ophelia findet Gefallen an dem jungen Mann und schnell sind beide in Liebe entflammt, was leider nicht ohne Folgen bleibt und Ophelia den Tod bringt…
Shakespeares Werk „Hamlet“ ist ein Meisterstück der Tragödie und erfreut sich damals wie heute großer Beliebtheit in der Theater- und Filmwelt. Die Autorin Lisa Klein hat sich in die Höhle des Löwen gewagt und mit ihrem Buch „Ich, Ophelia“ eine interessante adaptierte Version vorgelegt, die diesmal ausschließlich Ophelia zu Wort kommen lässt und auch den Ausgang von Shakespeares Geschichte neu interpretiert. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, der Leser steht der Protagonistin Ophelia durch die Erzählung in Ich-Form sehr nah und erhält einen exklusiven Einblick in ihr Leben, ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Dies beginnt schon mit der Zeit, bevor sie an den dänischen Königshof kam und endet ganz anders, als man es als Kenner von Shakespeares Werken erwartet. Die Autorin hat sich jede nur mögliche Freiheit genommen, das Ende neu zu schreiben, wobei sie der doch eher kleinen Rolle Ophelia in Shakespeares Original die Hauptrolle gegeben hat und deren Sicht auf die Welt aus einer etwas moderneren Perspektive betrachten lässt. Dabei gelingt es der Autorin, den Spannungsbogen immer mehr zu steigern und den Leser bei der Stange zu halten.
Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie wirken individuell und realitätsnah, was es dem Leser leicht macht, sich in sie hineinzuversetzen. Ophelia ist eine kluge und wortgewandte Frau, die ihren eigenen Kopf sowie Wünsche und Ziele hat, die sie auch erreichen will. Für die damalige Zeit hätte man sie glatt als revolutionär empfunden, denn sie entspricht so gar nicht dem Typ Frau, den man sich als Leser für das 17. Jh. vorstellt. Diese ihre Art lässt sie aber auch in Schwierigkeiten geraten und macht die damaligen Standesunterschiede deutlich. Sie eckt mit ihrem Vater an und auch mit Hamlet hat sie kein so leichtes Spiel, am Ende treibt sie die Verzweiflung dazu, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen und Entscheidungen für sich zu treffen. Die übrigen Protagonisten sind eher Statisten in diesem Buch, denn das Augenmerk ist eindeutig auf Ophelia gelenkt, womit man als Leser hier gut leben kann.
Als Fazit gilt: Auch als Shakespeare-Fan sollte man den Dingen Raum geben und die Möglichkeit, die Geschichte mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten, ohne alles so bierernst zu nehmen. Shakespeares „Hamlet“ gilt heute als eine der größten Tragödien. Dagegen ist „Ich, Ophelia“ ein unterhaltsamer Roman, der eine Chance verdient und interessante Aspekte zeigt. Für Shakespeare-Liebhaber eine gelungene und etwas andere Sichtweise auf „Hamlet“. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.12.2018

Mode made by Rosenstern

Rosenstern – Das Haus der schönen Stoffe
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1926. Elly hat eine Anstellung beim Bekleidungshändler Rosenstern in Berlin gefunden und folgt ihrem Bruder Viktor in die große Stadt. Viktor sollte eigentlich studieren, schlägt sich aber mit Gelegenheitsjobs ...

1926. Elly hat eine Anstellung beim Bekleidungshändler Rosenstern in Berlin gefunden und folgt ihrem Bruder Viktor in die große Stadt. Viktor sollte eigentlich studieren, schlägt sich aber mit Gelegenheitsjobs durch und kann sich nirgendwo lange halten. Kurz, nachdem Elly ihre Stellung angetreten hat, stirbt der alte Herr Rosenstern und vermacht Elly das Haus nebst Ladengeschäft. Mit Hilfe von neuen Freundinnen und Bruder Viktor verwandelt Elly den alten Laden in ein modernes Maßgeschäft und bekommt durch die zufällige Bekanntschaft mit Joachim Lange sogar noch einen Job als Modell für das bekannte Kaufhaus „Goldstein & Lange“, um genügend Geld für all ihre Vorhaben zu verdienen. Zwischen Joachim und Elly funkt es kräftig, doch Joachim ist anscheinend einer anderen versprochen, so stürzt sich Elly in eine Beziehung mit Armin, dem Personalchef des Modehauses, nicht ahnend, dass sie nur eine Trophäe für ihn ist…
Ulrike Bliefert hat mit ihrem Buch „Rosenstern“ einen sehr unterhaltsamen und farbenprächtigen Roman vor historischer Kulisse vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, lebt regelrecht durch den eingestreuten Berliner Dialekt und lässt den Leser eintauchen ins alte Berlin des letzten Jahrhunderts, wo er Elly wie ein Schatten auf Schritt und Tritt folgt und bei ihren Unternehmungen hautnah dabei ist. Sehr schön lässt die Autorin das alte Berlin der 20er Jahre wieder auferstehen und den Leser in alle Gesellschaftsschichten schnuppern. Nicht nur der Ausflug in die Vorführetage eines Luxuskaufhauses darf man miterleben, sondern auch die Entstehung von Mode durch Resteverwertung ausgedienter Kleidung sowie ein Modeshooting der Vogue auf der Rennbahn im Regen. Nachhaltigkeit ist ebenso gut und unkompliziert in die Geschichte eingearbeitet wie das Thema Tierschutz, Mode für etwas beleibtere Frauen oder Frauen als Journalistinnen zur damaligen Zeit. Der historische Hintergrund wurde sehr fein mit der Geschichte verwoben und lässt die 20er Jahre sehr lebhaft vor dem inneren Auge des Lesers wieder aufleben. Die Handlung wird durchgängig spannend erzählt, im letzten Drittel jedoch passieren einfach zu viele Dinge auf einmal, wobei einige von ihnen auf der Strecke bleiben und die man sich ausführlicher gewünscht hätte.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und mit individuellen Eigenschaften versehen. Sie geben ein farbenfrohes Abbild der damaligen Berliner Gesellschaft wieder und wirken sehr authentisch und lebensecht. Elly ist eine junge Frau, die freundlich und hilfsbereit ist, aber auch sehr gutgläubig und naiv. Mit der Liebe hat sie keinerlei Erfahrung, während sie jede Menge Ideen für Mode im Kopf hat und diese auch kreativ umsetzen kann. Bruder Viktor ist ein Schlawiner, der sich gern rumtreibt, dem Glücksspiel frönt und keinen seiner Jobs halten kann, bis er zur Schauspielerei kommt. Ellys Freundinnen Henry und Olga beschützen Elly und stehen ihr in jeder Lebenslage bei. Ruth Perlmann ist Ellys Ratgeberin. Joachim Lange war früher Kameramann und leitet heute ein exklusives Modehaus, wo er sich in sehr elitären Kreisen bewegt. Armin ist ein Egoist, wie er im Buche steht, er kann keiner Frau widerstehen. Auch die weiteren Protagonisten glänzen mit ihren Auftritten und lassen die Handlung zu einem tollen Kopfkino für den Leser entstehen.
„Rosenstern“ bezaubert durch eine leichte und bildhafte Erzählweise mit einer Geschichte, die das alte Berlin der 20er Jahre wieder lebendig werden lässt. Die Glitzerwelt der Mode, eine Liebesgeschichte und viele kleine Nebenepisoden machen das Buch zu einem kleinen Lesegenuss, bei dem man die Zeit einfach vergisst. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.12.2018

Seicht und vorhersehbar

Der kleine Hutladen in der Anne Street
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Als ihre Mutter stirbt, erbt Ellie deren Hutgeschäft in der Anne Street. Eigentlich ist in der Straße bereits eine große Bauaktion durch einen Immobilienkonzern geplant, der dort neue Einkaufsmöglichkeiten ...

Als ihre Mutter stirbt, erbt Ellie deren Hutgeschäft in der Anne Street. Eigentlich ist in der Straße bereits eine große Bauaktion durch einen Immobilienkonzern geplant, der dort neue Einkaufsmöglichkeiten entstehen lassen will und der Hutladen war bei der Planung mit einbezogen. Aber nach vielen Gesprächen mit ihren Freunden spricht Ellie sich Mut zu und fasst sich ein Herz, den Laden weiterzuführen und ihn mit eigenen Kreationen zu neuem Leben zu erwecken, um damit neue Kundschaft zu gewinnen. Sie steckt viel Herzblut in die Renovierung und wagt sich an die ersten selbstentworfenen Hüte. Davon bekommen auch die anderen Geschäftstreibenden in der Straße Inspiration für ihre eigenen Läden. Langsam, aber sich läuft das Geschäft, aber auch Ellies Herz schlägt Sturm, denn Neil, der Anwalt des Immobilienkonzerns, hat sich dort hineingeschlichen…
Marita Conlon McKenna hat mit ihrem Buch „Der kleine Hutladen in der Anne Street“ einen unterhaltsamen Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, er nimmt den Leser mit in die kleine englische Geschäftsstraße, wo er an Ellies Seite das bunte Treiben sowohl ihm Hutladen als auch in den anderen Läden beobachten kann, während er Ellie immer besser kennenlernt. Die Idee mit den eigenen Hutkreationen mutet sehr schön an, doch leider lässt die Autorin Informationen über die Fertigung etwas vermissen. Der Plot ist auch nicht neu, der Leser weiß schon anhand des Klappentextes, dass ihn keine tiefschürfende Geschichte erwartet. Leider verliert sich die Autorin immer wieder zu sehr in unwichtigen Details, so dass die Handlung nicht wirklich fesseln kann. Den Erwartungen des Lesers wird sie auf jeden Fall nicht gerecht.
Den Charakteren fehlt es an Farbe und individuellen Eigenschaften. Sie sind allesamt austauschbar und geben dem Leser nicht das Gefühl, Teil der Handlung zu sein, sondern eher ein unbeteiligter Beobachter, der sich gefühlsmäßig beim Lesen nicht engagiert. Ellie ist eine junge Frau, die meist unsicher und naiv wirkt. Sie braucht jede Menge Zuspruch, bis sie sich mutig genug fühlt. Neil ist ein Mann mit Charisma, der aber schwindet, sobald man als Leser weiß, womit er eigentlich sein Geld verdient und welchem Herrn er dient. Einzig die verschiedenen Besucher und Ladenbesitzer der kleinen Geschäftsstraße bringen etwas Leben in die Geschichte, denn das tägliche Einerlei und das Miteinander wirken echt und nicht aufgesetzt.
„Der kleine Hutladen in der Anne Street“ ist eine nette kleine Geschichte für zwischendurch, leider nicht mehr.

Veröffentlicht am 08.12.2018

Lohnt sich nicht

Marienfelde
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1952. Während sich ihr Onkel in Ostberlin für ein freies Deutschland engagiert, schicken Sonjas Eltern die 16-jährige in eine Schule für junge Bräute am Wannsee, denn sie soll einmal eine gute Ehefrau ...

1952. Während sich ihr Onkel in Ostberlin für ein freies Deutschland engagiert, schicken Sonjas Eltern die 16-jährige in eine Schule für junge Bräute am Wannsee, denn sie soll einmal eine gute Ehefrau und Mutter werden, wie es dem damaligen Weltbild für junge Frauen entspricht. Als der Arbeiteraufstand 1953 niedergeschlagen wird, ist Sonja völlig durcheinander und flieht nach Westberlin, wo sie sich in einem Notaufnahmelager um diejenigen kümmert, die die DDR verlassen haben und einer unsicheren Zukunft entgegengehen. Sonjas Entscheidung hat auch weitreichende Folgen für ihr eigenes Leben…
Corinna Mell hat mit ihrem Buch „Marienfelde“ einen Roman vorgelegt, der sich zeitlich in der Nachkriegszeit ansiedelt. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, jedoch konnte das Buch den Leser zu keiner Zeit fesseln. Vielmehr liest sich der Roman wie eine geschichtliche Abhandlung, die allerdings nicht in die Tiefe geht, sondern jeden wichtigen Punkt nur kurz streift, um ihn dann so stehen zu lassen. Durch die fehlende Ausarbeitung und recht lieblose Aufzählung kommt keinerlei Spannung auf, selbst ein Geschichtsbuch ist da informativer und spannender zu lesen.
Leider hat die Autorin es auch nicht geschafft, ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Alle wirken oberflächlich gezeichnet und blass, so dass der Leser sich überhaupt nicht mit ihnen identifizieren und mit ihnen fiebern kann. Es baut sich keinerlei Beziehung auf, was das Lesen mühselig macht und auch für Langeweile sorgt.
„Marienfelde“ hatte zwar eine gute Idee als Handlung, davon war allerdings leider gar nichts zu merken. Dies Buch sollte man getrost ignorieren.