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Veröffentlicht am 04.08.2018

Jeden Augenblick genießen

Cottage mit Meerblick
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Nachdem Claire eine schwere Krankheit überstanden hat, gönnt sie sich eine Auszeit. Sie mietet ein altes Cottage in Northumberland, um dort am Meer ihre Kräfte zurückzuerlangen und sich in Ruhe zu erholen. ...

Nachdem Claire eine schwere Krankheit überstanden hat, gönnt sie sich eine Auszeit. Sie mietet ein altes Cottage in Northumberland, um dort am Meer ihre Kräfte zurückzuerlangen und sich in Ruhe zu erholen. Ihre Krankheit hat ihr den nötigen Anstoß gegeben, das Leben neu zu entdecken und jede einzelne Sekunde davon zu genießen. Als sie auf ihren Nachbar Ed kennenlernt, ist es mit der Ruhe bald vorbei, denn Ed ist zwar recht attraktiv, aber auch ein nicht gerade umgänglicher Kerl. Doch je mehr sich Claire und Ed kennenlernen, umso mehr erfahren sie auch vom Schicksal des anderen. Haben sich da zwei Kämpfer gesucht und gefunden?
Caroline Roberts hat mit ihrem Buch „Cottage mit Meerblick“ einen sehr unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, lebendig und warmherzig, der Leser wird schnell in die Handlung hineingesaugt, um sich an Claires Fersen zu heften, wobei er ihre Gedanken und Gefühle hautnah miterleben darf. Die Autorin versteht es sehr geschickt, die Emotionen ihrer Protagonistin zu transportieren, so dass man sich gut in sie hineinversetzen und mit ihr fühlen kann. Es wirkt sehr realistisch, wie Claire sich Gedanken über ihr Leben und die gerade überstandene Krankheit macht. Das Gefühl, nicht mehr so leicht alles wegstecken zu können und sich mehr Zeit für sich und das Hier und Jetzt zu nehmen, weil einem die eigene Endlichkeit bewusst geworden ist, wird sehr glaubhaft geschildert und sollte uns Menschen immer wieder mal vor Augen geführt werden. Die Landschaftsbeschreibungen sind farbenfroh und lassen den Leser von einem Kurztrip ans Meer träumen, um den Blick in die Ferne schweifen zu lassen und mal an Nichts anderes zu denken, als in sich selbst hineinzuhören.
Die Charaktere sind durchweg liebevoll und realistisch ausgearbeitet worden. Sie wirken authentisch und geben dem Leser die Möglichkeit, sie sehr schnell ins Herz zu schließen und wie Freunde bei ihrem Weg zu begleiten. Claire ist eine sehr sympathische Frau, die sich nach überstandener Krankheit noch nicht ganz auf der Höhe fühlt und das Leben mit anderen Augen sieht. Sie hat mutig gekämpft und dadurch eine neue Sichtweise erhalten. Doch sie fühlt sich auch einsam und sehnt sich nach Geborgenheit und Stärke, damit sie sich auch mal fallen lassen kann. Ed ist ein attraktiver Mann, der allerdings eher wie ein Eigenbrötler wirkt. Er wirkt oftmals wie ein Chamäleon, einerseits ist er ruppig und abweisend, aber dann zeigt er auch wieder seine freundliche und höfliche Seite. Ed hat selbst schon einige Tiefschläge erlebt, und so wundert es nicht, dass er misstrauisch ist und sich nicht jedem gleich öffnet.
„Cottage mit Meerblick“ ist ein schöner und einfühlsamer Liebesroman, der auf gefühlvolle Weise die Endlichkeit des Lebens thematisiert und dass man jede Minute, die einem gegeben wird, ganz bewusst genießen sollte. Auf jeden Fall eine schöne Lektüre mit verdienter Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.08.2018

Freiheit ist das höchste Gut

Das Mädchen, das von Freiheit träumte
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Tilli ist erst fünf Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in dem kleinen Ort Dörlitz auf einem Bauernhof, als der Zweite Weltkrieg 1939 ausbricht. Ihr Vater ist kein Freund der Nazis und lässt dies auch ...

Tilli ist erst fünf Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in dem kleinen Ort Dörlitz auf einem Bauernhof, als der Zweite Weltkrieg 1939 ausbricht. Ihr Vater ist kein Freund der Nazis und lässt dies auch alle wissen, während die Mutter versucht, sie alle zusammenzuhalten und möglichst nicht aufzufallen. Immer mehr Männer aus dem Dorf werden zum Wehrdienst eingezogen, und der Krieg ist in aller Mund. Tilli versteht das alles noch nicht so richtig. Doch sie merkt, dass das normale Leben, so wie sie es kennt, sich verändert. Tilli hat einen kleinen Bruder, der gehörlos ist und durch das Parteiprogramm der Nazis in das Euthanasieprogramm fällt. Je älter Tilli wird, umso mehr wird ihr bewusst, wie sehr ihr Bruder in Gefahr ist. Sie kämpft für ihn, ihre Familie und sich selbst für ein Leben, in dem Freiheit und Träume möglich sind. Je schlimmer der Krieg und danach die russische Besatzung werden, umso verbissener wird Tillis Kampf…
Tilli Schulze hat mit ihrem Buch „Das Mädchen, das von Freiheit träumte“ einen wunderbaren, spannenden historischen Roman vorgelegt, der von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig und bildgewaltig, er nimmt den Leser bereits mit dem Prolog hinein in die Geschichte, um sich an der Seite von Tilli wiederzufinden und sie über lange Zeit hinweg durch den Krieg und ihre Erfahrungen zu begleiten. Die Handlung ist in vier Teile unterteilt, die die einzelnen Zeitabschnitte ab 1939 bis 1952 schildern. Da die Autorin für ihre Geschichte die Ich-Erzählform gewählt hat, kommt der Leser Tilli sehr nah und wird von ihren Erlebnissen, Gedanken und Entscheidungen berührt. Durch das Erzählen von tatsächlichen Erlebnissen bewirkt die Autorin, dass der Leser das Gefühl hat, während der Lektüre einer leibhaftigen Erzählung zu lauschen, wobei das gesamte Gefühlsbarometer angesprochen und die schreckliche Zeit des Krieges und der Besatzung durch die Russen umso lebendiger wirkt. Die Gräueltaten des Krieges, die Angst der Menschen sind so eindringlich beschrieben, dass man als Leser regelrecht selbst Angstzustände und Beklemmungen bekommt, so real wirkt alles. Wenn man sich vor Augen führt, was die Menschen damals durchmachen mussten, kann man sie für ihren Mut, ihre Stärke und vor allem ihr Festhalten an der Hoffnung auf eine Zukunft nur umso mehr bewundern.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie besitzen individuelle Eigenschaften, die sie sehr lebendig und authentisch wirken lassen. Der Leser kann sich gut in sie einfühlen und während der Lektüre mit ihnen leiden, hoffen und bangen. Tilli ist ein tolles Mädchen und später eine imponierende Frau. Sie besitzt Herz, Gerechtigkeitssinn, Mut und eine Stärke, die man nur bewundern kann. Trotz aller Not behält Tilli immer einen Optimismus, der beneidenswert ist. Gleichzeitig kämpft sie sich verbissen durch alle Widrigkeiten, oftmals ohne Erfolg, doch sie gibt einfach nicht auf und versucht immer wieder, sich ihren Traum von Freiheit zu realisieren. Dadurch schleicht sie sich immer tiefer ins Leserherz hinein. Tillis Mutter ist eine sympathische Frau, die alles für ihre Familie tut und versucht, diese zu beschützen. Gleichzeitig ist hat sie ein Herz für ihre Mitmenschen und unterstützt sie mit den wenigen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen. Tillys Vater ist ein lauter polternder Mann, der seiner Familie mit seiner Art nicht gerade einen Gefallen tut. Auch die weiteren Protagonisten geben der Handlung zusätzlichen Input und machen die Geschichte rundum gelungen.
„Das Mädchen, das von Freiheit träumte“ ist ein wunderbarer und emotionaler historischer Roman, der eine grausame Zeit abbildet und gleichzeitig den Mut und die Stärke derjenigen würdigt, die immer an ein besseres Leben geglaubt haben. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight!

Veröffentlicht am 04.08.2018

Das verschollene Gemälde

Träume der Provence
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Die alleinerziehende Marie lebt mit ihrem 15-jährigen Sohn Robin in Berlin und schlägt sich mit einem Kellnerjob in einem Museumscafé gerade so durch. Robin leidet an einer Autoimmunkrankheit und sie braucht ...

Die alleinerziehende Marie lebt mit ihrem 15-jährigen Sohn Robin in Berlin und schlägt sich mit einem Kellnerjob in einem Museumscafé gerade so durch. Robin leidet an einer Autoimmunkrankheit und sie braucht dringend Geld, um die für ihn nötige Behandlung bezahlen zu können. Als sie mit ihrem Sohn das Haus ihrer verstorbenen Mutter ausräumt, findet Robin auf dem Dachboden ein altes Foto von einem Gemälde, dass seine Großmutter als junge Frau und Aktmodell vor einem Lavendelfeld zeigt. Marie ist völlig überrascht, wusste sie zwar, dass ihre Mutter in jungen Jahren einige Zeit in Frankreich verbracht hatte, doch dass sie einem Maler Modell gestanden hat, ist für sie neu. Ein Zettel zeigt an, dass das Gemälde ein Geschenk des Malers an Maries Mutter ist. Doch das Gemälde ist nicht auffindbar. Maries enger Freund und Galerist Bennett stellt schnell fest, dass der Maler Vincent Soleil recht bekannt ist und das Gemälde einiges an Wert hätte. So reisen Marie und Robin in Begleitung von Bennett nach Saint-Paul-de-Vence in Südfrankreich, um das Gemälde zu finden. Während ihres Aufenthaltes in dem Künstlerort stoßen sie bei ihrer Suche auf allerlei Ablehnung und erfahren bei ihrer Suche nach dem Gemälde nach und nach von einem alten Geheimnis…
Anja Saskia Beyer hat mit ihrem Buch „Träume der Provence“ einen unterhaltsamen und spannenden Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser schnell mit in die gegenwärtige Welt von Marie, wo er ihr als stiller Beobachter bei ihrem Handeln und ihren Gedanken zur Seite steht und eine Reise in die Vergangenheit unternimmt. Die Handlung wird in zwei Zeitebenen erzählt, der erste behandelt die Gegenwart um Marie, Robin und Bennett, der zweite gewährt dem Leser Einblick in das Leben von Maries Mutter Anne in den frühen 60er Jahren und ihre Erlebnisse in Saint-Paul-de-Vence. Durch die unregelmäßigen Perspektivwechsel lässt die Autorin die Spannung innerhalb der Handlung steigern, der Leser ist den Protagonisten immer einen Schritt voraus, die sich die jeweiligen Informationen mühsam über die Einwohner zusammentragen müssen. Die Landschaftsbeschreibungen sind bildreich und farbenfroh, der Leser kann die Lavendelfelder und die herrliche südfranzösische Landschaft vor dem inneren Auge regelrecht vor sich sehen, während der wunderbare Duft von reifen Aprikosen, Kräutern und anderen Köstlichkeiten einem in die Nase zu steigen scheint. Die Autorin schneidet zudem ein Thema an, was für viele Eltern leider alltäglich und nicht sehr einfach ist, denn alleinerziehend zu sein und sich mit den Problemen einer seltenen Krankheit bei seinem Kind auseinandersetzen zu müssen, stellt für viele eine zusätzliche Belastung dar.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet, sie wirken lebendig und realistisch, so dass sich der Leser gut in sie hineinversetzen kann. Marie ist eine sympathische Frau, die sich und ihren Sohn mehr schlecht als recht durchs Leben bringt. Sie liebt ihr Kind abgöttisch und würde alles dafür tun, damit Robin endlich geheilt wird und sich wie ein normaler 15-jähriger fühlen kann. Marie ist hilfsbereit, offen und ehrlich, was ihr so manches fremde Herz öffnet. Robin ist ein Teenager, der unter seiner Krankheit leidet und sich ausgegrenzt fühlt. Er ist eher zurückhaltend und scheu, dabei träumt er von der ersten Liebe und so manchem, was er tun würde, wenn er nicht krank wäre. Bennett ist seit Jahren Maries bester Freund und besitzt eine eher schlechtgehende Galerie. Er ist ein herzlicher und gutmütiger Mann, der gleichzeitig auch einen Ruhepol bildet zwischen Marie und Robin. Maries Mutter Anne war eine naive junge Frau, der von ihrer eigenen Familie übel mitgespielt wurde, so dass sie aus ihrem Elternhaus flüchtete, ohne wirklich einen Plan zu haben. Anne liebt die Malerei und die Kunst, doch während ihrer Zeit in Frankreich muss sie erkennen, dass die Flucht sie neben einer großen Liebe nur Opfer weiterer Schwierigkeiten ist.
„Träume der Provence“ ist ein Roman über die Liebe und alte Familiengeheimnisse, der recht unterhaltsam und kurzweilig ist. Genau die richtige Geschichte für heiße Sommertage, bei der man in eine traumhafte Gegend entführt und einen gedanklichen Kurzurlaub hinlegen kann. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.07.2018

Loretta - eine starke Frau

Die Frauenburg
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14. Jh. Grafschaft Sponheim. Als Tochter eines Adligen, der hoch verschuldet ist, wird die junge Loretta mit dem reichen Grafen Martin von Starkenburg-Sponheim zwangsverheiratet. Loretta bleibt nichts ...

14. Jh. Grafschaft Sponheim. Als Tochter eines Adligen, der hoch verschuldet ist, wird die junge Loretta mit dem reichen Grafen Martin von Starkenburg-Sponheim zwangsverheiratet. Loretta bleibt nichts anderes übrig, als sich in ihr Schicksal zu fügen. Obgleich ihr Mann nicht attraktiv ist und sogar körperlich versehrt, bekommt Loretta mit ihm drei Kinder, bevor ihr Ehegemahl stirbt. Ab nun ist Loretta gezwungen, das Erbe für ihre Kinder zu sichern, vor allem für ihren ältesten Sohn Johann. Bis Johann mündig und selbst als Regent auftreten kann, übernimmt Loretta als Vertreterin die Regentschaft und hat in einer Männerdomäne als Frau kein leichtes Leben. Aber Loretta wächst über sich hinaus, kann sie doch auf die Unterstützung des Kurfürsten Balduin von Trier zählen. Dieser hat insgeheim ihr Herz erobert und lässt sie endlich die Liebe spüren, die sie bis dahin vermisst hat. Außerdem plant Loretta den Bau einer Burg. Wird es ihr gelingen, dass Erbe ihres Sohnes gegen alle Widerstände zu erhalten und den Burgbau zu realisieren?
Marita Spang hat mit ihrem Buch „Die Frauenburg“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der dem Leser auf spannende Weise in einem Porträt das Leben der historisch belegten Person Loretta von Starkenburg näher bringt. Der Schreibstil ist flüssig, bildgewaltig und fesselt von der ersten Seite, der Leser tritt eine Reise ins Mittelalter an, um dort unsichtbar mit Loretta eine aufregende, aber auch harte Zeit erleben zu dürfen. So erfährt er hautnah Lorettas Gefühls- und Gedankenwelt, was sie sehr lebendig wirken lässt. Die Autorin hat akribisch recherchiert und versorgt den Leser nicht nur mit Informationen über die damaligen Lebensumstände, die Position der Kirche und die gesellschaftlichen Unterschiede, sondern lässt in ihrer Geschichte auch gebräuchliche Redewendungen aufleben, die sie in einem Glossar am Ende des Buches erklärt und die die Handlung noch glaubhafter wirken lassen. Das Verweben von historisch belegten Details und Fiktion sind hier meisterlich gelungen, so dass der Leser das Gefühl hat, Geschichte leibhaftig mitzuerleben. Ein Personenverzeichnis, Karten und ein Nachwort der Autorin vervollständigen das außergewöhnliche Buch und geben dem Leser einen sehr guten Rundumblick.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit individuellen Eigenschaften versehen. Sie wirken durchweg sehr real und authentisch und geben dem Leser die Möglichkeit, sich in sie hineinzuversetzen. Loretta ist eine sympathische Frau, die schon in jungen Jahren einige Höhen und Tiefen erleben musste. Sie musste schon früh lernen, dass sie sich den Wünschen anderer zu fügen hat, obwohl sie ganz eigene Träume hat. Als junge Frau wirkt sie oft unbedarft und musste durch eine harte Schule. Nach dem Tod ihres Gatten entwickelt sie neben Diplomatie einen Mut und eine Stärke, die einem Respekt abringt. Gleichzeitig zeigt sie Herz und auch einige Schwächen, doch sie setzt sich über Widerstände hinweg, kämpft für ihre Familie, für ihre Vorstellungen und erlebt endlich auch noch die Liebe, die sie so lange entbehren musste. Balduin ist ein Kirchenmann und schon lange im Herzen von Loretta verankert. Er ist wie ein Chamäleon, mal ist er warmherzig und charmant, dann wieder wirkt er unterkühlt und hart. Auch die weiteren Protagonisten steigern mit ihrem Auftreten die Spannung und geben der Handlung zusätzliche Impulse.
„Die Frauenburg“ ist ein hervorragender und packender Roman über die historisch belegte Person Loretta von Starkenburg. Der Autorin gelingt es mit diesem Buch auf wunderbare Weise, den Leser Geschichte lebendig miterleben zu lassen. Absolute Leseempfehlung für ein außergewöhnliches Buch!

Veröffentlicht am 29.07.2018

Der bittersüße Klang des Bandoneons

Tango, der dein Herz verbrennt
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1880 Argentinien. Ramón Díaz ist erst fünf Jahre alt, als er mit seinem Vater von Spanien aus in Argentinien einwandert. Seit Ramóns Mutter starb, sind sein Vater Roque und er für sich. Ihre erste Anlaufstelle ...

1880 Argentinien. Ramón Díaz ist erst fünf Jahre alt, als er mit seinem Vater von Spanien aus in Argentinien einwandert. Seit Ramóns Mutter starb, sind sein Vater Roque und er für sich. Ihre erste Anlaufstelle ist das Anwesen von Don Manuel Posse, wo sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen und sich langsam ein eigenes Standbein in Buenos Aires aufbauen. Als sie dem deutschen Einwanderer Gérman Frisch begegnen, der das landestypische Bandoneon zu spielen versteht wie kein anderer, verliebt sich Ramón in diese Musik und die anrührenden Töne, die ihn mitten ins Herz treffen und ein Leben lang begleiten werden. Frisch wird bald schon ein enger Freund der Familie und kümmert sich um Ramón, damit der Junge sich in Argentinien richtig einlebt. Roque baut sein Geschäft immer weiter aus, wird recht wohlhabend und findet in Teresia eine neue Liebe. Als Erwachsener übernimmt Ramón das Geschäft seines Vaters und wird ein einflussreicher Mann, der seine alte Heimat Spanien erst einige Jahre vor Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges wiedersieht…
Horacio Vazquez-Rial hat mit seinem Buch „Tango, der Dein Herz verbrennt“ einen spannenden historischen Roman über die spanisch-argentinische Geschichte der fiktiven Familie Díaz vorgelegt, der dem Leser über einen Zeitraum von knapp 50 Jahren einen guten Einblick über die Lebenssituation von spanischen Einwanderern gibt und gleichzeitig die sich zuspitzende politische Lage in dem südamerikanischen Land wiederspiegelt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser während der Lektüre schnell in die damalige Zeit wandern, um hautnah am Leben von Roque und Ramón teilzuhaben und sie vom ersten Schritt an in Argentinien zu begleiten. Die Handlung teilt sich in drei Abschnitte, wobei der erste die Einwanderung und die ersten Jahre des Fußfassens beschreibt, der zweite beschäftigt sich mit dem Aufbau des Familiengeschäfts und der Ausbildung Ramóns durch Gérman Frisch, während der dritte Teil sich um ausschließlich um Ramón als Erwachsenen und Nachfolger seines Vaters dreht. Unterbrochen werden diese Teile immer wieder durch eingestreute Kapitel, in denen Freunde und Familienmitglieder von Ramón zu Wort kommen und dem Leser eine etwas andere Sichtweise zum besseren Verständnis vermitteln. Der Autor versteht es sehr gut, dem Leser neben der Familiengeschichte auch die fürchterlichen Lebensverhältnisse der Einwanderer und auch die politische Entwicklung in Argentinien nahe zu bringen.
Die Charaktere sehr gut und detailliert ausgestaltet. Sie besitzen individuelle Ecken und Kanten und wirken gerade deshalb sehr real und authentisch sowie stellvertretend für alle damaligen Auswandererfamilien, die nach einem Neuanfang streben und sich mit harter Arbeit und auf ehrliche Weise ein neues Leben aufzubauen versuchen. Roque, durch den Tod seiner Ehefrau bereits vom Schicksal geschlagen, ist mutig genug, mit seinem kleinen Sohn in ein fremdes Land auszuwandern, um dort sein Glück zu suchen. Er ist ehrlich, fleißig und hat den Traum von einem eigenen Geschäft. Seine Hartnäckigkeit und seine mentale Stärke ebenso wie Fleiß lassen diesen Traum wahr werden. Gérman Frisch ist ein talentierter Musiker und wird Roques bester Freund und Vertrauter, ja sogar zu einem Familienmitglied. Er ist hilfsbereit und kümmert sich rührend um Ramón, damit der Junge sich in dem fremden Land zurechtfindet und gleichzeitig auf dem rechten Weg bleibt. Ramóns Entwicklung über die Jahre ist wunderbar zu beobachten. Die Liebe zur bittersüßen Bandoneonmusik begleitet sein ganzes Leben und spiegelt das Auf und Ab seines Lebens sowie des Landes wieder. Er ist intelligent, fleißig und setzt das Werk seines Vaters fort. Auch die übrigen Protagonisten wie Teresia geben der Handlung weitere Impulse und machen die Geschichte rund.
„Tango, der Dein Herz verbrennt“ ist die Familiengeschichte einer spanischen Einwandererfamilie, die in Argentinien ein neues Leben beginnt. Die Töne des Bandoneons schwingen während der Lektüre leise mit und geben der Geschichte den geeigneten Rahmen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung für ein spannendes südamerikanisches Epos!