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Veröffentlicht am 08.04.2018

Nicht nur Bücher finden ein neues Zuhause

Die kleine Inselbuchhandlung
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Die 40-jährige Greta hat ihr Leben lang als Stewardess bei der Lufthansa gearbeitet und viel von der Welt gesehen. Doch bei einem Flug nach China bekommt sie Platzangst, ihr wird schwarz vor Augen und ...

Die 40-jährige Greta hat ihr Leben lang als Stewardess bei der Lufthansa gearbeitet und viel von der Welt gesehen. Doch bei einem Flug nach China bekommt sie Platzangst, ihr wird schwarz vor Augen und nach ihrem Zusammenbruch wird sie per Krankentransport von Bord gebracht. Um sich etwas zu erholen, fährt sie ihre Tante Hille besuchen, die auf einer Nordseeinsel in einem Haus am Strand mit tausenden Büchern und ihrer Lebensgefährtin Karin lebt. Dort hat Greta als Kind all ihre Ferien verbracht und sich immer wohl gefühlt. Als Greta ankommt, registriert sie sofort die Veränderung im Haus, denn Hille hat alle Bücher aussortiert und in ihre alten Ladenräume verbannt. Greta organisiert einen Bücherflohmarkt, der schnell von den Touristen, aber auch den Einheimischen gut besucht wird. Als Greta eigentlich wieder in ihren Job zurück muss, bekommt sie erneut eine Panikattacke und hat nun zwei Wochen Zeit, sich zu überlegen, wie es mit ihr weitergehen soll. Da kommt ihr durch den Bücherverkauf die Idee, vielleicht eine Buchhandlung zu eröffnen. Dies würde aber bedeuten, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und sich auf unsicheres Terrain zu begeben. Dafür könnte sie aber auf der Insel bleiben. Wie wird Greta sich entscheiden?
Janne Mommsen hat mit seinem Buch „Die kleine Inselbuchhandlung“ einen sehr unterhaltsamen und warmherzigen Roman vorgelegt, der den Leser auf eine Nordseeinsel entführt, um das dortige Inselleben, seine teils kauzigen Bewohner und ihr Treiben mitzuerleben. Der Schreibstil ist flüssig und mit einer guten Prise Humor gewürzt, schnell ist man in die Handlung eingetaucht und regelrecht mit ihr verschmolzen. An der Seite Gretas erlebt der Leser so einiges, darf an ihren Gedanken, Gefühlen, Erinnerungen und Zweifeln teilhaben. Die Landschaftsbeschreibungen sind herrlich bildhaft, beim Lesen spürt man fast die Meeresbrise und sieht das Schilfgras sich im Wind biegen, den Leuchtturm erhaben sein Licht über das Meer senden. Auch die Bücherberge kann der Leser sich gut vorstellen, die über die Jahrzehnte liebevoll gehortet wurden, in wunderschönen alten Regalen ihr Dasein fristen, und so mancher Klassiker nun ein neues Zuhause sucht. Wie schön, wenn sich dann durch ein Buch eine neue Liebe findet oder sich durch die Sortierung nach der Farbe des Einbands neue Möglichkeiten ergeben.
Die Charaktere sind liebevoll und individuell ausgestaltet worden. Sie besitzen Ecken und Kanten und wirken durch ihre Eigenheiten so lebendig und authentisch, dass der Leser den einen oder anderen persönlich zu kennen glaubt und sich auch selbst in einem von ihnen wiederfindet. Greta ist eine sympathische Frau, die sich ihre Panikattacken nicht erklären kann, vielleicht verschließt sie aber auch nur die Augen davor. Sie ist hilfsbereit, offen und lebensbejahend, allerdings ist sie insgeheim auf der Suche: nach einer neuen Liebe, nach Geborgenheit und vor allem Zufriedenheit. Tante Hille ist ein Unikum, sie ist liebevoll mit einem etwas rauen Ton, jedoch mit dem Herz am rechten Fleck. Sie lässt Greta an der langen Leine laufen, gibt ihr freie Hand, denn sie weiß, Greta muss für sich Entscheidungen treffen. Vor allem aber braut sie einen tollen Manhattan, der in jeder Lebenslage hilft und allem und jedem die Zunge löst. Claas ist ein alter Freund von Greta, der sich momentan als Koch verdingt in einem kleinen Hotel, nebenbei aber so manche Surfrunde über die Nordsee dreht. Er ist sympathisch und offen, hegt wohl einige Gefühle für Greta. Florian ist ein Arbeitskollege von Greta, der ihr immer wieder im Kopf rum spukt, mit dem sie beim Tango eine flotte Sohle aufs Parkett gelegt hat und dieser Tanz immer noch in ihrem Herzen eine Rolle spielt. Ellen ist die Inselpolizistin, die eine raue Schale hat, eine Vorliebe für blutige Krimis und auf einmal die Liebe trifft. Auch die übrigen Inselbewohner sorgen mit ihren kleinen Geschichten für einige Unruhe und Überraschungen. Sogar ein Geheimnis wird aufgedeckt.
„Die kleine Inselbuchhandlung“ ist ein rundum gelungenes Wohlfühlbuch für eine Auszeit auf der Couch, in der man sich wunderbar an die See träumen und sich unter den sympathischen Bewohnern tummeln kann. Man wird ein Teil von ihnen und möchte sich gar nicht verabschieden. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Familie hört nie auf

Für immer ist die längste Zeit
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Die Mittvierzigerin Madeline „Maddy“ Starling stürzt sich mit einem Spring vom Dach der Bibliothek des Wellesley College in den Tod. Sie hinterlässt ihren Ehemann Brady und die 17-jährige Tochter Eve nicht ...

Die Mittvierzigerin Madeline „Maddy“ Starling stürzt sich mit einem Spring vom Dach der Bibliothek des Wellesley College in den Tod. Sie hinterlässt ihren Ehemann Brady und die 17-jährige Tochter Eve nicht nur gramgebeugt und mit Schuldgefühlen, sondern auch mit vielen Fragen nach dem Warum. Doch Maddy ist noch unter ihnen, wenn auch nicht sichtbar, denn sie hat noch eine Aufgabe, bevor sie die Welt endgültig verlässt. Sie möchte für ihre Lieben eine neue Ehefrau und Mutter finden, weil die beiden sonst nicht zurechtkommen. Doch Maddy wird erst jetzt bewusst, wie wenig Handlungsspielraum und Einflussnahme sie eigentlich hat. Immerhin bemerken Brady und Eve ihre Anwesenheit, doch wird es Maddy gelingen, ihre Vorhaben auch umzusetzen? Und was wird aus ihrer Familie?
Abby Fabiaschi hat mit dem Buch „Für immer ist die längste Zeit“ einen sehr schönen, tiefgründigen und emotionalen Debütroman vorgelegt, der ein schwieriges Thema behandelt und dieses gefühlvoll und sensibel verarbeitet. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, der Leser wird regelrecht in die Handlung hineingesogen. Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass der Leser nicht nur die Gefühle, Gedanken und die Sichtweise von Maddy erfährt, sondern auch Brady und Eve zu Wort kommen. Durch die geschilderten Ereignisse und die Fassungslosigkeit sowie Ratlosigkeit der Hinterbliebenen und deren Schuldgefühle erlebt der Leser ein Wechselbad der Gefühle. Mal bringt einen der bissige Humor von Maddy zum Lachen, dann fühlt man die Trauer und Verzweiflung von Brady und Eve und ist vor lauter Schmerz den Tränen nahe. Die Autorin laviert den Leser mit sensibler Hand geschickt durch ihre Geschichte und beleuchtet dabei alle Seiten der Betroffenen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, was einen nachdenklich stimmt und gleichzeitig klar macht, dass jeder Mensch mit den Dingen unterschiedlich umgeht, um sich zu schützen oder die Situation zu verarbeiten, um weiterleben zu können.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich ausgearbeitet und liebevoll in Szene gesetzt worden. Sie wirken aufgrund ihrer Individualität sehr lebendig und authentisch, so dass der Leser sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen kann. Maddy ist eine sympathische intelligente Frau, offen und ehrlich, freundlich und mitfühlend. Sie hat sich immer um ihre Familie gekümmert, umso mehr trifft es ihren Ehemann und ihre Tochter, als sie ohne ein Wort oder einen Brief in den Tod stürzt. Dabei ging es Maddy anscheinend nicht gut, ihre Liebe und ihre Leistungen für die Familie haben nicht die Wertschätzung erfahren, die eigentlich selbstverständlich sein sollte. Maddy war immer da und keiner hat es so richtig bemerkt. Brady ist ein Workaholic und hat sich wenig um die Familie gekümmert. Er hat nur das getan, wozu er Lust hatte, ist egoistisch und selbstsüchtig, oftmals aggressiv und nicht gerade für seine Geduld berühmt. Doch nun muss er sich zusammenreißen, denn seine Tochter Eve braucht ihn. Eve ist ein cleveres junges Mädchen, die sich nach dem Tod der Mutter an deren Tagebuch festklammert, um zu verstehen, was ihre Mutter zu diesem Schritt bewogen hat. Ihr Leben gleicht momentan einer Achterbahn, denn sie stellt alles in ihrem Leben in Frage. Und nicht nur erst jetzt sucht sie die Aufmerksamkeit ihres Vaters. Schön als Leser zu beobachten ist die Entwicklung, die Eve und Brady im Verlauf der Geschichte nehmen. Rory ist eine nette und liebevolle Frau, die als Grundschullehrerin arbeitet und ebenfalls schon einige Schläge einstecken musste. Ihre Anwesenheit gibt Brady und Eve immer mehr Halt und die Hoffnung, mit der Trauer besser umgehen zu können.
„Für immer ist die längste Zeit“ ist ein wundervoller Roman über Tod, Trauer, deren Verarbeitung und die Wertschätzung, die man Menschen entgegenbringen sollte. Das Buch überzeugt durch sehr menschliche Protagonisten und eine tiefgründige Handlung, die auch nach dem Lesen noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Absolute Leseempfehlung für eine Entdeckung!

Veröffentlicht am 07.04.2018

Lieber den Erdbeerkuchen genießen!

Frühlingsküsse und Erdbeerkuchen
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Die 40-jährige Doro wird zwei Wochen vor der Hochzeit von ihrem Verlobten wegen einer Brillenträgerin verlassen. Diesen Schock muss sie erst einmal verdauen, da hat ihre Mutter Gundula die rettende Idee, ...

Die 40-jährige Doro wird zwei Wochen vor der Hochzeit von ihrem Verlobten wegen einer Brillenträgerin verlassen. Diesen Schock muss sie erst einmal verdauen, da hat ihre Mutter Gundula die rettende Idee, sie beide zu einem einwöchigen Aktivurlaub im Bayerischen Wald anzumelden. Das Verhältnis zwischen Doro und Gundula ist zwiespältig, die beiden sind einfach grundverschieden. Aber Doro fügt sich ins Unvermeintliche und hofft insgeheim darauf, ihre Wunden zu lecken. Kaum im Hotel eingetroffen lernen die beiden Frauen nicht nur die 70-jährige Hanne kennen, sondern Doro stolpert regelrecht über einen attraktiven Mann, der ihr sofort bekannt vorkommt. Es ist ihr ehemaliger Schwarm Felix aus der Berufsschule, der sie damals mit einem fiesen Brief einfach abserviert hat. Noch heute leidet Doro unter den Zeilen und möchte sich auf keinen Fall zu erkennen geben. Aber Doro hat sich leider verrechnet, denn immer wieder kreuzt Felix ihren Weg, ob bei den sportlichen Aktivitäten oder auch beim Abendessen. Es ist wie verhext! Dann interessiert sich auch noch der viel jüngere Fitnesstrainer Julian für sie, so dass Doro keine entspannte, sondern eher eine sehr turbulente Woche verlebt…
Birgit Gruber hat mit ihrem Buch „Frühlingsküsse und Erdbeerkuchen“ einen unterhaltsamen und humorigen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser die Geschichte aus der Perspektive von Doro miterleben. Schnell hat man sich an ihre Fersen geheftet und durchläuft mit Doro ein Wechselbad der Gefühle sowie bruchstückhafte Gedanken in die Vergangenheit, wobei der Leser Doro sehr gut kennenlernt. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft, so dass man die malerische Szenerie der Hotelumgebung regelrecht vor Augen hat. Die Autorin verarbeitet in ihrer Geschichte so manches Thema. Da geht es um die Midlife-Crisis, das Verlassenwerden, den Jugendschwarm, ein schwieriges Mutter-Tochter-Verhältnis, Frustfressen und Vergangenheitsbewältigung. Leider werden fast alle Themen nur oberflächlich angeschnitten und verlaufen dann im Sande. Insofern wäre eine Beschränkung hier sicherlich die bessere Wahl gewesen.
Die Charaktere sind recht einfach gestrickt und besitzen keine Tiefe. Sie lassen sich jederzeit austauschen, was dem Buch einen gewissen Touch eines Groschenromans verleiht. Doro ist eine erwachsene Frau, wirkt jedoch oftmals wie ein Teenager. Sie ist unsicher, zurückhaltend und lässt sich jederzeit von ihrer Mutter Gundula über den Tisch ziehen. Obwohl sie mit ihrer Figur unzufrieden ist, schaufelt sie weiterhin jede Menge Erdbeerkuchen in sich hinein, so tief sitzt ihr Frust. Erst mit der Wahrnehmung durch zwei Herren fühlt sich Doro wieder etwas mehr bestätigt und kommt etwas aus sich heraus. Doros Mutter Gundula ist vorlaut und ohne Taktgefühl. Sie bevormundet ihre Tochter immer und überall, obwohl sie bereits an die 40 ist. Sie fühlt sich auf eine Art überlegen und gibt dennoch ein schlechtes Vorbild, denn insgeheim schaut sie gern zu tief ins Glas und räumt dafür die Minibar aus. Hanna ist eine Hotelbekanntschaft und der einzige Lichtblick innerhalb dieser Geschichte. Sie ist fröhlich, unbedarft und lässt sich von niemandem so wirklich reinreden – sie besitzt ihren eigenen Kopf und ihr eigenes Modeverständnis. Dabei ist sie immer freundlich und verteilt gute Laune tütenweise. Felix ist ein attraktiver Mann, der sich nicht entscheiden kann. Er ist charmant und offen, aber gleichzeitig hält er sich gern mehrere Eisen im Feuer.
„Frühlingsküsse und Erdbeerkuchen“ ist ein Liebesroman, der sich leicht zwischendurch lesen lässt. Leider ist er aber auch ebenso schnell wieder vergessen.

Veröffentlicht am 07.04.2018

Nobody's perfect!

After Work
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Die Werbetexterin Lexia Vikander arbeitet recht erfolgreich in einer Stockholmer Marketingagentur. Doch dann wird diese von einem großen Konzern geschluckt. Auf diesen Schreck rennt Lexia abends in die ...

Die Werbetexterin Lexia Vikander arbeitet recht erfolgreich in einer Stockholmer Marketingagentur. Doch dann wird diese von einem großen Konzern geschluckt. Auf diesen Schreck rennt Lexia abends in die nächstbeste Bar und ersäuft ihren Kummer in Alkohol. Während sie immer tiefer ins Glas schaut, lernt sie den charmanten und attraktiven Adam Nylund kennen und redet sich ihren Frust von der Seele. Die beiden kommen sich an dem Abend so nah, dass es nicht nur einen heißen Abschiedskuss gibt, sondern Lexia Adam sogar auf die Schuhe kotzt. Während Lexia noch im 7. Himmel schwebt, landet sie am nächsten Morgen auf dem Boden der Tatsachen, denn Adam ist ihr neuer Chef…
Simone Ahrnstedt hat mit ihrem Buch „After Work“ einen unterhaltsamen und spritzigen Liebesroman vorgelegt, den man kaum aus der Hand legen kann. Der Schreibstil ist flüssig und locker, er lässt den Leser sofort in die Handlung eintauchen, um unsichtbar an der Seite von Lexia ihre Gedanken und Gefühle hautnah mitzuerleben. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so dass der Leser sowohl Lexias Seite als auch die von Adam aus erster Hand erfährt. Die Autorin hat für ihren Roman ein ernstes Thema ausgewählt, in dem sie die Werbewelt und die heutigen Schönheitsideale sowie die Rolle der Frau beleuchtet. Der Druck, schön, schlank und begehrenswert zu sein, wird durch Medien und Werbung heutzutage immer stärker auf Frauen ausgeübt und fängt bereits im Teenageralter an, so dass selbst junge Mädchen schon Abführmittel und Diätpillen einwerfen, um diesem Ideal zu entsprechen. Wer nicht so aussieht, wird gemobbt oder verspottet, muss sich drangsalieren oder in die Ecke drängen lassen, wenn man nicht selbstbewusst genug ist, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Der Einblick in die Werbebranche, die den Hintergrund der Geschichte liefert, ist ebenso interessant wie die eigentliche Handlung.
Die Charaktere wurden sehr liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Sie wirken sehr individuell und authentisch, so dass der Leser sich gut mit ihnen identifizieren kann. Lexia ist eine sympathische Frau, die mitten im Leben steht, ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen besitzt und nicht dem typischen Modelideal entspricht. Sie betreibt Frustfressen aufgrund von Nervosität und Unsicherheit. Gerade das mindert aber auch wieder ihr Selbstbewusstsein und lässt sie oftmals etwas verschreckt und unscheinbar wirken. Gleichzeitig kann sie schlagfertig argumentieren und leistet sich mit Adam spitzfindige und intelligente Dialoge, die die Lachmuskeln anreizen. Kurz gesagt: Lexia ist durch und durch eine stinknormale Frau unserer Zeit, ohne Idealmaß und aufgrund von Umwelteinflüssen eingeschüchtert und selbstzweifelnd. Adam ist ein charmanter und attraktiver Mann, der weiß, was er erreicht hat, aber trotz seines Erfolges immer noch der gleiche geblieben ist. Er arbeitet viel und gern, dabei lässt er sein Privatleben gern hintenüberfallen. Auch er hat schon so einiges erlebt und obwohl er in der oftmals oberflächlichen Werbebranche arbeitet, wirkt er doch recht bodenständig und normal. Auch die weiteren Protagonisten wie Lexias Kollegin Dina oder Bashir tragen ihren Teil dazu bei, die Handlung zu beleben.
„After Work“ ist ein rundum unterhaltsamer und spritziger Liebesroman, der ernste Themen beinhaltet und dem Leser einige Male den Spiegel vorhält und zum Nachdenken anregt. Sehr gelungen und verdientermaßen eine Leseempfehlung wert!

Veröffentlicht am 07.04.2018

Langatmig und vorhersehbar

Eine Liebe in Apulien
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Zwei Jahre hat sie ihre Nonna nicht gesehen und nun ist sie gestorben. Nach dem Tod ihrer Großmutter Adele erbt die 28-jährige Innenarchitektin Viola Cardelli das baufällige Anwesen in Apulien. Da sie ...

Zwei Jahre hat sie ihre Nonna nicht gesehen und nun ist sie gestorben. Nach dem Tod ihrer Großmutter Adele erbt die 28-jährige Innenarchitektin Viola Cardelli das baufällige Anwesen in Apulien. Da sie sich gerade von ihrem Freund getrennt und ihren Job verloren hat, möchte sie dem Anwesen mit Hilfe der Hinterlassenschaft ihrer Großmutter neues Leben einhauchen und plant, dort ein Hotel zu eröffnen. In Artis findet sie einen jungen Mann, der ihr bei den Instandsetzungsarbeiten hilft und ihr auch sonst immer mehr ans Herz wächst. Doch ganz ohne Schwierigkeiten gehen die Arbeiten nicht voran, immer wieder werden Viola Steine in den Weg gelegt. Wird sie am Ende erfolgreich sein und auch eine neue Liebe finden?
Sabrina Grementieri hat mit ihrem Buch „Eine Liebe in Apulien“ einen Roman vorgelegt, der mit seinen schönen Landschaftsbeschreibungen von Apulien das italienische Flair wunderbar vermitteln kann. Der Schreibstil ist flüssig, wenn auch gewöhnungsbedürftig, denn er wirkt eher sachlich anstatt gefühlvoll, dem Leser fällt es dadurch nicht leicht, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen, wirken sie doch von Anfang an distanziert und unnahbar. Gefühle und Gedanken der Charaktere werden zwar ausführlich dargelegt, doch dem Leser fällt es einfach schwer, mit ihnen zu fühlen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Da es leider auch keinerlei Spannungsbogen innerhalb der Geschichte gibt, plätschert diese langsam vor sich hin, alles zieht sich dermaßen in die Länge, was wohl auch der Detailverliebtheit der Autorin geschuldet ist, aber auch jedes Ereignis oder jede Tat auf das Ausführlichste zu beschreiben. Durch die kurzgehaltenen Kapitel wird man so leicht dazu verführt, das Buch öfter aus der Hand zu legen, denn die Geschichte kann einfach nicht fesseln.
Die Charaktere sind einfach gestrickt und bleiben zudem recht oberflächlich und gehen nicht in die Tiefe. Dadurch kann man als Leser leider auch nur wenig mitfühlen und betrachtet alles eher aus der Distanz, was die Lesefreude ein wenig trübt. Viola ist eine Frau, die momentan in einer Lebenskrise steckt. Der Verlust ihres Freundes und ihres Jobs nötigt sie dazu, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Das Erbe ihrer Großmutter beflügelt ihre Phantasie und gibt ihr neue Perspektiven. Viola ist freundlich und pragmatisch, gleichzeitig ist sie ehrlich und schließt schnell Kontakt zu anderen, die sie hilfsbereit unterstützen. Aris ist ein junger Mann, der zu Beginn recht wortkarg und zurückhaltend ist. Er scheint ein Geheimnis zu haben, dass er unbedingt schützen will. Nico ist ein kleiner Junge, der unter Autismus leidet und durch seine liebe Art fast zum Glanzpunkt der Geschichte wird. Das Verwalterehepaar ist zwar nach außen freundlich und hilfsbereit, jedoch kochen sie ihr eigenes Süppchen und machen Viola so manches Mal das Leben schwer.
„Eine Liebe in Apulien“ ist ein Roman über Familiengeheimnisse, Intrigen und die Liebe im wunderschönen Italien. Leider reicht es nur als Happen zwischendurch, denn alles ist recht vorhersehbar und zudem sehr langatmig, so dass das Buch nicht wirklich überzeugen konnte. Schade eigentlich!