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Veröffentlicht am 07.09.2019

Der Vergangenheit kann man nicht davonrennen

Wacholderglück
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Seit dem Tod der Mutter gondelt Daisy in der Welt herum und wechselt die Orte wie andere Leute die Unterwäsche. Bloß nicht sesshaft werden, das könnte in Langeweile ausarten! Als ihr Großonkel stirbt und ...

Seit dem Tod der Mutter gondelt Daisy in der Welt herum und wechselt die Orte wie andere Leute die Unterwäsche. Bloß nicht sesshaft werden, das könnte in Langeweile ausarten! Als ihr Großonkel stirbt und ihr ein altes Bahnhofsgebäude vererbt, ist sie aufgrund von Testamentsauflagen dazu gezwungen, ein Jahr in Ottercombe Bay zu bleiben, um das Erbe als das ihre zu betrachten. Daisy ist sich nicht sicher, ob sie an den Ort zurückkehren möchte, mit dem sie nur zwiespältige Erinnerungen verbindet. Aber der Verkauf des Erbes würde ihr neue Möglichkeiten eröffnen, deshalb lässt sie sich auf die Auflagen ein und beschließt, das Beste aus der Situation zu machen und dem alten Bahnhof neues Leben einzuhauchen. Schon bald stehen ihr mit alten Freunden einige helfende Hände zur Verfügung, wobei besonders Max sie immer wieder auf die Palme bringt…
Bella Osborne hat mit „Wacholderglück“ einen Liebesroman vorgelegt, der zwar keinen neuen einfallsreichen Plot an den Leser bringt, aber mit einem flüssig-leichten Schreibstil den Leser kurzweilig unterhalten kann. Schon bald lernt der Leser nicht nur Daisy und ihre Lebensumstände kennen, wobei deren Gefühls- und Gedankenwelt stets offen liegen. Auch die recht umtriebigen Einwohner des kleinen englischen Ortes bleiben bald keine Unbekannten mehr und bringen Leben in die Geschichte. Der Gedanke, ein altes Bahnhofsgebäude umzugestalten, ist nicht neu, hat aber was, da kann man sich richtig austoben und dergleichen ist momentan auch in vielen deutschen Kleinstädten zu beobachten, die daraus entweder eine Begegnungsstätte oder aber ein Sammelsurium von vielen Kleingeschäften machen, die den Stadteinwohnern vieles unter einem Dach anbieten. Der Spannungsbogen der Handlung ist recht moderat angelegt und größere Steigerungen finden auch nicht statt. Ebenso verhält es sich mit ungeahnten Wendungen, die der Geschichte etwas mehr Pepp verliehen hätten. Die Handlung ist durchweg vorhersehbar, aber recht unterhaltsam.
Die Charaktere sind simpel gestrickt und ohne besonderen Tiefgang oder herausragenden Eigenschaften. Sie wirkten manchmal etwas konturlos und geben dem Leser so keine Möglichkeit, sich mit ihnen zu identifizieren und mit ihnen zu fühlen, er beobachtet sie mit einer gewissen Distanz. Daisy ist eine zerrissene junge Frau, die sich treiben lässt und keinerlei Fixpunkt hat aufgrund Ereignisse in ihrer Vergangenheit. Es kostet sie Überwindung, für längere Zeit an einem Ort zu bleiben. Bisher hat sie sich nicht mit den alten Problemen auseinandergesetzt, doch kann sie sich nicht immer davor drücken, denn sie verschwinden nicht von selbst. Max hat ebenfalls so einige Päckchen zu tragen und liefert sich mit Daisy so manch unterhaltsames Wortgefecht. Tamsyn ist Daisys alte Freundin und bringt mit ihrer Figur etwas Farbe in das Leben aller. Mops Bugsy mit seinem Frauchen Coral sorgen für einige humorige Momente, aber auch Jason und Guillaume bergen einiges an Unterhaltungswert für die Geschichte.
„Wacholderglück“ ist eine nette kleine Geschichte für zwischendurch ohne große Überraschungen oder besondere Effekte. Aber solche Geschichten haben auch ihre Berechtigung, denn sie sind manchmal ganz erholsam und Balsam für die Seele.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Auftakt in Londons Nobelherberge

Das Savoy - Aufbruch einer Familie
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1932 London. Der Patriarch Sir Laurence Wilder führt seit fast vierzig Jahren das Hotel Savoy, eine der ersten Adressen Londons, wo sich die Wohlbetuchten Europas sich niederlassen und die Klinke in die ...

1932 London. Der Patriarch Sir Laurence Wilder führt seit fast vierzig Jahren das Hotel Savoy, eine der ersten Adressen Londons, wo sich die Wohlbetuchten Europas sich niederlassen und die Klinke in die Hand geben. Doch dann wird Laurence durch einen Schlaganfall außer Gefecht gesetzt, was seinen Sohn Henry sich die Hände reiben lässt, die Leitung des Hotels zu übernehmen. Aber er hat die Rechnung ohne seinen Vater gemacht, denn Laurence hat seine junge uneheliche Enkelin Violet dazu auserkoren, die Geschicke des Hotels in ihre Hände zu nehmen. Violet hat gar nicht mit diesem Erbe gerechnet, denn eigentlich arbeitet sie beim BBC Radio und möchte Autorin werden. Aber ihrem Großvater möchte sie diesen Wunsch nicht abschlagen, so lässt sie sich auf das Abenteuer, ein Nobelhotel zu leiten, ein…
Maxim Wahl hat mit „Das Savoy-Aufbruch einer Familie“ einen ganz unterhaltsamen Roman vor historischer Kulisse vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-leicht und flüssig, der Leser wird schnell in die Seiten gezogen und findet sich im London des vergangenen Jahrhunderts wieder, wo er für einige Wochen im traditionsbehafteten Hotel Savoy als unsichtbarer Dauergast Violet bei ihren Aufgaben im familieneigenen Betrieb begleiten darf, aber auch weitere Familienmitglieder und die Hotelangestellten kennenlernt. Der Autor beschreibt das Hotel sehr detailliert und bildhaft, so dass der Leser sich während der Lektüre nicht nur sehr gut zurechtfindet, sondern auch einen guten Eindruck dieser Luxusherberge bekommt. Aber auch die Räumlichkeiten der BBC haben einen kleinen Platz in dieser Geschichte. Die Geschichte vereint aber nicht nur die Geschicke der Familie Wilder in sich, sondern gibt auch verschiedene zwischenmenschliche Begegnungen und Beziehungen wieder sowie einige Begebenheiten, die schon fast kriminalistischen Charakter besitzen, deren Aufklärung und Beweggründe Violet gehörig auf Trapp halten. Die Welt der Hotellerie kommt in diesem Buch leider etwas zu kurz. Ein durchgängiger Spannungslevel ist in dieser Handlung auch nicht vorhanden, über weite Teile plätschert die Geschichte vor sich hin und bietet kurzweilige, aber auch oberflächliche Unterhaltung mit wenig Tiefgang.
Die Charaktere sind unterschiedlich angelegt, manche von ihnen werden detailliert beschrieben, einige von ihnen bleiben schemenhaft und blass, so dass ein Fehlen ihrerseits nicht auffallen würde. Sir Laurence ist ein weltmännischer älterer Herr, der die Geschicke der Familie sowie seiner Angestellten seit Jahrzehnten in fähigen Händen hält. Er besitzt Charisma, Weitblick und eine gute Menschenkenntnis. Violet ist eine recht selbstbewusste und starke junge Frau, die dem damaligen Bild der Frau so gar nicht entspricht. Sie träumt von einer eigenen Karriere, ist fleißig und schert sich nicht um Konventionen. Insgeheim wünscht sie sich endlich, von der Familie anerkannt zu werden, denn als unehelich geborene Enkelin haftet ihr ein Makel an, obwohl sie der Liebling ihres Großvaters ist. Henry möchte das Ansehen seines Großvaters, ist aber als Vorsteher des Luxushotels denkbar ungeeignet. Etwas Pepp bringen auch Protagonisten wie Otto und John in die Geschichte.
„Das Savoy-Aufbruch einer Familie“ ist ein historisch angehauchter Roman, dessen Schauplatz eine Londoner Nobelherberge ist und neben einer Familiengeschichte auch die Liebe zu zwei Männern sowie einige unerklärliche Vorfälle beinhaltet. Mit wenig Tiefgang unterhaltsam und kurzweilig erzählt. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.08.2019

Wechselbad der Gefühle

Die Gärten von Monte Spina
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Nach dem Unfalltod ihres geliebten Ehemannes steht die 30-jährige Gärtnerin Toni ganz allein da, sie hat keine weiteren Verwandten mehr und bleibt in ihrer Trauer völlig für sich. Um sich abzulenken und ...

Nach dem Unfalltod ihres geliebten Ehemannes steht die 30-jährige Gärtnerin Toni ganz allein da, sie hat keine weiteren Verwandten mehr und bleibt in ihrer Trauer völlig für sich. Um sich abzulenken und ihrem Leben einen neuen Anstrich zu geben, nimmt sie das Angebot des Dänen Max Bror an, dem die kleine Atlantikinsel Monte Spina gehört. Kaum auf der Insel angekommen, lässt sich Toni von der wilden und außergewöhnlichen Landschaft und seinen Bewohnern einhüllen. Nicht nur die Sonne und die körperliche Arbeit lassen die Wunden in Tonis Innerstem langsam heilen, auch die Inselgemeinschaft mit ihren unterschiedlichsten Schicksalsschlägen und Geheimnissen üben Faszination auf Toni aus. Doch der geheimnisvollste von allen ist ihr Arbeitgeber Max, der die Strippen im Hintergrund zieht. Wird sich Toni gegen ihn behaupten können?
Henrike Scriverius hat mit „Die Gärten von Monte Spina“ einen interessanten Roman vorgelegt, der so einiges an Überraschungen bereithält. Der Erzählstil ist flüssig, gefühlvoll und vor allem bildgewaltig, schon die Beschreibungen der Örtlichkeiten sind so detailliert, dass der Leser die Gärten sowie die karge und zerklüftete Landschaft direkt vor sich sehen kann und ein Gefühl dafür bekommt, dort abgeschnitten von der restlichen Welt und mutterseelenallein zu sein. Unsichtbar an der Seite von Toni darf er die Insel mit seinen vielfältigen Bewohnern entdecken und hat dabei jederzeit Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt von Toni selbst, deren Schicksal den Leser von Beginn an berührt. Der Spannungsbogen wird gleich von Anfang an gut aufgebaut und steigert sich noch während der Handlung. Geschickt lässt die Autorin die zwischenmenschlichen Beziehungen der Inselbewohner einfließen und erschafft mit Max Bror einen unnahbaren und manipulativen Eigner, der mit seinem Verhalten die Gemüter extrem spaltet und so manches männliche Klischee bedient, was dem Leser oftmals in Wut und Unverständnis geraten lässt.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt und ausgestaltet. Manche von ihnen wirken authentisch und glaubwürdig, manche von ihnen sind derart überspitzt ausgearbeitet, dass man als Leser kaum glauben kann, dass ein Mensch wirklich so sein kann. Gerade diese Wechselhaftigkeit in den Wesen der Protagonisten macht die Lektüre dieses Romans interessant. Toni ist vom Schicksal gebeutelt. Sie ist eine zurückhaltende Frau, die alles erst einmal beobachtet, bevor sie den Mund aufmacht. Ihre Schmerzgrenze ist relativ hoch, denn sie lässt sich wirklich so einiges gefallen, dass man sie am liebsten hart schütteln möchte. Leider ist sie sehr durchschaubar, was sie zusätzlich sehr naiv wirken lässt. Max Bror ist der Teufel in Männergestalt. Er ist nicht nur gutaussehend und reich, er versteht es, die Menschen mit wenigen Worten zu verletzen, in eine Ecke zu drängen, sie nach seiner Nase tanzen zu lassen und sie zu erniedrigen. Er ist ein Widerling der Sonderklasse, der zu keinem Zeitpunkt seine Handlungen reflektiert. Aber auch Nebendarsteller wie Carlos, Sophie oder Lou bringen etwas Wind in die Geschichte.
„Die Gärten von Monte Spina“ ist ein Roman, der mit seinen dargebrachten Klischees polarisiert. Die Geschichte lässt sich gut lesen, man sollte sich als Leser aber auf einiges gefasst machen. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.08.2019

Abenteuer Berlin

Amalientöchter
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1918 Weimar. Die 19-jährige Klara Heidemann ist Feuer und Flamme für ihren Verlobten, den Arzt Fritz Faber. Sie kann es gar nicht mehr erwarten, ihn zu heiraten. Als Fritz von Weimar nach Berlin umzieht, ...

1918 Weimar. Die 19-jährige Klara Heidemann ist Feuer und Flamme für ihren Verlobten, den Arzt Fritz Faber. Sie kann es gar nicht mehr erwarten, ihn zu heiraten. Als Fritz von Weimar nach Berlin umzieht, sieht Klara ihre große Chance gekommen, endlich ihren Wunsch nach Reisen und Unabhängigkeit zu stillen. So macht sie sich allein auf die Fahrt zu Fritz nach Berlin, wo sie erst einmal bei seinem Onkel in einer spartanischen Behausung unterkommt. Aber Berlin fasziniert Klara, an jeder Ecke entdeckt sie etwas neues, alles ist so anders und aufregend als in ihrer Heimat Weimar. Schon bald hat sie eine Stelle bei einer Frauenzeitung und lässt sich nebenbei von der bunten Künstlerszene verführen. Das geht auch an Klara nicht spurlos vorüber, sie verändert sich zusehends…

Joan Wenig hat mit “Amalientöchter” einen historischen Roman vor der Kulisse des Berlins nach dem ersten Weltkrieg vorgelegt, der ganz unterhaltsam ist und zudem das damalige Bild der Frau gut widerspiegelt. Der Schreibstil ist locker-flüssig und macht die Geschichte mit Einschüben von Berliner Mundart authentisch. Der Leser wird mit den ersten Zeilen in das vergangene Jahrhundert katapultiert, um sich dort unsichtbar an Klaras Fersen zu heften, sie bei ihrer Reise zu folgen und die aufregende Zeit im alten Berlin mitzuerleben. Die Autorin lässt den Leser nicht nur an der schwierigen Nachkriegszeit teilhaben, wo die Menschen noch großen Entbehrungen ausgesetzt waren und die gesellschaftlichen Regeln und Normen gerade bei Frauen noch ganz andere waren als heute, sondern webt auch den historischen und politischen Hintergrund in ihre Geschichte ein. Damals waren allen dazu angehalten, die Ärmel hochzukrempeln und mit anzufassen. Viele Frauen haben dies zum Anlass genommen, sich auf eigene Füße zu stellen, obwohl das allgemeine Bild immer noch so war, dass Frauen hauptsächlich für Haushalt, Mann und Kinder zuständig waren. Frauen, die einem Beruf nachgingen und sich emanzipierten, waren dagegen bunte Paradiesvögel, die manchmal auch einen schrägen Blick kassierten. Doch die Zeit war damals noch nicht wirklich reif für sie.

Die Charaktere sind vielfältig gestaltet und wissen mit ihren individuellen Eigenschaften zu überzeugen, da sie Authentizität besitzen. Der Leser kann sich gut in die einzelnen Protagonisten hineinversetzen. Klara ist wohlbehütet aufgewachsen. Es drängt sie in die Welt, in der sie etwas bewirken kann. Durch ihren Aufenthalt in Berlin wird sie immer selbständiger und auch selbstbewusster. Das anerzogene “Korsett”, nur Ehefrau und Mutter zu sein, genügt ihr nicht. Sie hat große Pläne, doch am Ende muss sie Kompromisse machen. Fritz ist zu Beginn ein recht fortschrittlich denkender Mann, was Klara sehr entgegenkommt in ihrer Entwicklung. Aber dann macht er Rückschritte, die ihn von Klara entfernen. Kiki ist eine Berliner Pflanze, die Klaras Horizont erweitert und sie mit dem Nachtleben der Stadt bekannt macht. Aber auch Protagonisten wie Max bereichern die Geschichte.

“Amalientöchter” ist ein historischer Roman, der das alte Berlin und die damalige Zeit gut widerspiegelt sowie die Entwicklung einer jungen Frau begleitet. Nett geschrieben und unterhaltsam, mehr aber leider nicht.

Veröffentlicht am 11.08.2019

Für zwischendurch ganz nett...

Strandkorbflüstern
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Weil sie ihre Diplomarbeit immer weiter vor sich herschiebt und nicht beendet, verliert Alexandra ihren Job. Kopflos eilt sie nach Hause und erlebt gleich die nächste böse Überraschung, denn ihr Freund ...

Weil sie ihre Diplomarbeit immer weiter vor sich herschiebt und nicht beendet, verliert Alexandra ihren Job. Kopflos eilt sie nach Hause und erlebt gleich die nächste böse Überraschung, denn ihr Freund Robert, mit dem sie in Gedanken schon eine gemeinsame Zukunft mit Haus, Garten und Kindern geplant hat, hat im gemeinsamen Schlafzimmer ein Schäferstündchen mit ihrer besten Freundin Christine. Völlig am Boden will Alexandra nur noch weg und fährt an die Ostsee zu ihrer Zwillingsschwester Lilly. Die betreibt dort eine kuschelige kleine Pension mit gemütlichem Restaurant. Das Zusammentreffen mit dem jüngeren Koch Niko lenkt Alexandra nicht nur von ihren Sorgen ab, sondern lässt auch ihr Herz viel zu schnell schlagen. Ob das gesund ist? Und neu verlieben will sie sich ja eigentlich gar nicht, sondern erst einmal ihre Wunden lecken, oder??
Karin Wimmer hat mit „Strandkorbflüstern“ einen kurzweiligen Liebesroman vorgelegt, der leider mehr verspricht, als er am Ende halten kann. Der Schreibstil ist locker-leicht und flüssig mit einer humorvollen Komponente. Der Leser steht sofort als unsichtbarer Schatten an Alexandras Seite und bekommt so von Beginn an einen Rundumblick über die Gesamtsituation. Da die Autorin ihre Protagonistin erzählen lässt, liegen dem Leser auch deren Gedanken- und Gefühlswelt offen, wobei so einige Spontanaktionen von Alexandra Rätsel aufgeben oder ein Kopfschütteln seitens des Lesers zur Folge haben. Das Verhältnis der Zwillingsschwestern ist auch nicht gerade sehr eng, was erstaunt, denn normalerweise kleben diese eher zusammen wie Pattex und sind unzertrennlich. In diesem Fall unterscheiden sich die beiden charakterlich allerdings sehr, was auch einen gewissen Reiz hat. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten sind der Autorin sehr gut gelungen, denn der Leser fühlt sich aufgrund der familiären Atmosphäre in der kleinen Pension ebenso willkommen wie in dem Restaurant. Schade nur, dass der Ostseestrand mit seiner Meeresbrise hier ein wenig zu kurz gekommen ist.
Die Charaktere sind recht einfach, aber durchaus menschlich mit Ecken und Kanten gestrickt, was sie glaubhaft und realitätsnah wirken lässt. Alexandra ist eine Frau, die die Dinge schleifen lassen und sich bisher in Sicherheit gewiegt hat. Die verschiedenen Schicksalsschläge sind wie ein Weckruf, endlich mal die Augen auf zu machen und die Ärmel hochzukrempeln. Alles in allem wirkt sie noch sehr jung und naiv. Ihre Schwester dagegen ist verantwortungsbewusst, weiß, was sie will und arbeitet fleißig daran, dies zu erreichen. Niko ist ein lieber Kerl, der viel älter wirkt als er ist und etwas Solides und Verlässliches ausstrahlt. Und Christine ist keine Freundin, sondern nimmt sich, was ihr gefällt. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.
„Strandkorbflüstern“ ist eine nette Geschichte, die allerdings unfertig daher kommt, denn der Schluss lässt den Leser unzufrieden zurück, da nicht alle Fäden miteinander verknüpft wurden. Für zwischendurch ganz unterhaltsam, aber mehr leider nicht.