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Veröffentlicht am 14.05.2023

Gott würfelt nicht! – Albert Einstein

Wenn ein neuer Tag anbricht
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1903 England. Seitdem ihre Eltern und ihre ältere Schwester bei einem Bootunglück ums Leben kamen, hadert Maggie Lounsbury mit dem Schicksal, denn sie fühlt sich von Bekannten und Freunden verlassen, zudem ...

1903 England. Seitdem ihre Eltern und ihre ältere Schwester bei einem Bootunglück ums Leben kamen, hadert Maggie Lounsbury mit dem Schicksal, denn sie fühlt sich von Bekannten und Freunden verlassen, zudem zweifelt sie an der Geschichte eines Bootsunfalls. Mit ihrer jüngeren Schwester Violet lebt sie bei ihrer Großmutter und unterstützt diese auch in deren Hutgeschäft. Als ihr Freund aus Kindertagen, Nathaniel Harcourt, nach dem Tod seines Vaters nach Morningside zurückkehrt, um als Erbe die Verantwortung für die Firma und das Gut zu übernehmen, steht Maggie seinem Auftauchen sehr befremdet gegenüber, denn seit dem Tod ihrer Eltern fühlt sie sich von ihm im Stich gelassen. Während Nathaniel sich in der Fabrik großen Widerständen ausgesetzt sieht, versucht Maggie, mehr über das Bootsunglück herauszufinden, was andere allerdings mit aller Macht zu verhindern suchen…
Carrie Turansky hat mit „Wenn ein neuer Tag anbricht“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der neben einer traurigen Familiengeschichte auch kriminalistische Elemente enthält sowie eine gefühlvolle Liebesgeschichte. Der flüssige, bildhafte und emotionale Erzählstil nimmt den Leser mit ins England des vergangenen Jahrhunderts, wo er nicht nur wunderbar gestaltete Protagonisten kennenlernt, sondern auch mit Maggie auf Spurensuche geht, um die wahren Umstände aufzuklären, die zum Tod ihrer Eltern und ihrer älteren Schwester führten. Maggie ist aufgrund des Schicksalsschlags, der inzwischen vier Jahre zurückliegt, innerlich so zerrissen, dass sie nicht nur ihren Glauben verloren hat, sondern auch nicht gerade eine Sympathieträgerin ist. Einzig die warmherzige Fürsorge ihrer jüngeren Schwester gegenüber lässt sie menschliche Züge zeigen. Die tiefgläubige Großmutter gibt sowohl Maggie als auch Violet ein liebevolles Zuhause, während sie gleichzeitig der ausgleichende Pol zu Maggies Verzweiflung ist. Auch Nate hat einige Baustellen abzuarbeiten, zum einen ist das einst freundschaftliche Verhältnis zu Maggie gestört, dazu muss er den Tod seines Vaters verarbeiten sowie sich irgendwie gegen die Machenschaften in der Firma durchsetzen. Die Autorin beschreibt die zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer Protagonisten untereinander auf sehr natürliche und gefühlvolle Art, so dass der Leser alles gut nachvollziehen kann. Der Leser wird aufgrund der sich immer weiter aufbauenden Spannung rund um die Auflösung des Bootsunglückes mehr und mehr in die Handlung hineingezogen. Der christliche Aspekt wurde wunderbar unaufdringlich in die Handlung eingewoben, der von Gottvertrauen, Vergebung und Verzeihen handelt.
Die Charaktere sind glaubwürdig gestaltet und mit sehr menschlichen Zügen ausgestattet, die sie dem Leser schnell ans Herz wachsen lassen. Maggie ist zu Beginn mit ihrer nachtragenden, sturen Art fast unsympathisch, ihre liebevolle Art gegenüber ihrer Schwester Violet zeichnet dann ein ganz anderes Bild von ihr. Sie ist zutiefst verletzt und versucht mit aller Macht, ihrem Leben wieder Struktur zu geben. Violet ist ein zauberhaftes, fröhliches Mädchen, das allen an der Seele rührt. Maggies Großmutter ist der Fels in der Brandung, zart und doch kraftvoll mit unglaublicher Weisheit. Nate ist ein ehrlicher Mann, auf den man sich in allen Lebenslagen verlassen kann. Er ist vertrauensvoll und empathisch, während Helen eine Natter ist, der man nicht den Rücken zukehren darf.
„Wenn ein neuer Tag anbricht“ überzeugt nicht nur mit einer atmosphärisch-dicht gewebten Handlung, die mit kriminalistischen Elementen die Spannung konstant auf hohem Level hält, sondern neben traurigen Lebenswegen der Protagonisten auch eine Liebesgeschichte enthält, die aus einer alten Freundschaft erwächst. Absolute Leseempfehlung für einen tiefgründigen und sehr unterhaltsamen Roman!

Veröffentlicht am 16.04.2023

Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende. (Friedrich Halm)

Mein wildes, mutiges Herz
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1875 Kalifornien. Als Kathryn Walsh nach dem Tod ihres Onkels Casey dessen angestaubte Zeitung „Voice“ und eine unberührte Mine erbt, lässt sie in Boston alles hinter sich und macht sich auf nach Calvada/Sierra ...

1875 Kalifornien. Als Kathryn Walsh nach dem Tod ihres Onkels Casey dessen angestaubte Zeitung „Voice“ und eine unberührte Mine erbt, lässt sie in Boston alles hinter sich und macht sich auf nach Calvada/Sierra Nevada, wo sie sich alsbald in einem Umfeld aus Bordellen und Saloons wiederfindet und sich nicht nur erstmal einen Überblick über ihr Erbe verschaffen, sondern auch als Fremde und Freigeist mit den Stadtbewohnern zurechtkommen muss. Schon bald eckt sie mit ihren offenen Zeitungsartikeln an, in denen sie die Zustände und mangelnden Rechte von Frauen vor Ort anprangert, dabei stößt sie auch Saloon-Eigentümer Matthias Beck vors Knie. Der möchte sich als Bürgermeister aufstellen lassen und hat in Minenbesitzer Morgan Sanders einen harten Konkurrenten. Beide Männer buhlen um Kathryns Gunst, doch Kathryn hat gar nicht die Absicht, einen von ihnen zu erhören, zu sehr ist sie mit ihrer Zeitung beschäftigt. Doch als es für sie brenzlig wird, unterstützt sie ausgerechnet Matthias…
Francine Rivers hat mit „Mein wildes, mutiges Herz“ einen wunderschönen Roman vorgelegt, der vor der historischen Kulisse des Wilden Westens spielt und eine starke junge Frau in den Vordergrund rückt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil nimmt den Leser mit auf Zeitreise ins 19. Jahrhundert, um dort auf Kathryn zu treffen, die aus eine gutsituierten Familie stammt, sich aber dem gesellschaftlichen Korsett, das diese ihr auferlegt, nicht fügen will. Das Erbe ihres verstorbenen Onkels eröffnet ihr eine Möglichkeit, sich endlich selbst zu verwirklichen und den Zwängen ihrer Familie, vor allem ihres Stiefvaters, zu entfliehen und sich auf eigene Beine zu stellen. Im Bergarbeiterstädtchen Calvada warten Gesetzeslosigkeit und raue Sitten auf Kathryn, die sich davon allerdings nicht einschüchtern lässt. Schon bald prangert sie mutig die Rechtlosigkeit der Frauen und die Zustände im Ort an, was schnell Widersacher auf den Plan ruft und sie ein ums andere Mal in Gefahr bringt. Die Autorin weiß nicht nur mit spritzigen, humorigen Dialogen zu punkten und eine schöne Liebesgeschichte zu spinnen, sondern auch sehr farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen zu Papier zu bringen, so dass beim Leser während der Lektüre schnell das Kopfkino einschaltet. Der christliche Aspekt wurde von Rivers wunderbar in die Geschichte mit eingeflochten, es geht um Mitmenschlichkeit, Vertrauen in Gott, Mut und Hilfsbereitschaft.
Die Charaktere sind lebendig und facettiert ausgestaltet und überzeugen den Leser mit ihren authentischen Eigenheiten. Kathryn ist ein Freigeist: mutig, selbstbewusst, mit dem Herz auf der Zunge, temperamentvoll und sehr offen mit ihrer Kritik. Sie lässt sich nicht verbiegen und geht zielstrebig ihren Weg, was ihre Widersacher schnell auf den Plan ruft. Matthias Beck ist ein ehemaliger Soldat, der nun als Saloon- und Hotelbesitzer auftritt. Durch seine ehrliche Art ist er bei den Ortsbewohnern sehr beliebt, insgeheim kämpft er mit seinen eigenen Dämonen. Bei Kathryn offenbart sich sein Temperament, was er sonst gut zu kaschieren weiß. Cafébesitzerin Ronya ist eine gute Seele, die Kathryn immer unterstützt. Aber auch Scribe, Morgan Sander sowie weitere Protagonisten tragen zur Unterhaltung der Handlung bei.
„Mein wildes, mutiges Herz“ ist ein wunderschöner historischer Roman mit einem Mix aus Wildem Western, Familiengeschichte und Romantik sowie über den Weg einer starken jungen Frau, die mit ihrem mutigen Handeln den Weg für ein besseres Leben für Frauen ebnet. Absolute Leseempfehlung für wunderbar spannende Lesestunden!

Veröffentlicht am 16.04.2023

Der Sinn von TV ist nicht Aufklärung, sondern Zerstreuung. (Helmut Thoma)

Fräuleinwunder
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1955 Hamburg. Elly Bothsen stammt aus einer Fabrikantenfamilie, die sie aufgrund einer Karriere beim Fernsehsender NWDR hinter sich gelassen hat. Mittlerweile ist Elli seit 2 Jahren beruflich erfolgreich ...

1955 Hamburg. Elly Bothsen stammt aus einer Fabrikantenfamilie, die sie aufgrund einer Karriere beim Fernsehsender NWDR hinter sich gelassen hat. Mittlerweile ist Elli seit 2 Jahren beruflich erfolgreich und bekommt nun bald ihre eigene Talkshow, denn ihr Chef Paul Winterstein ist von ihrem Talent schon lange überzeugt. Während Elly nebst Assistentin Stupsi mit der Entwicklung einer neuen Abendunterhaltungsshow mit Peter Frankenfeld und der Gästeauswahl für ihre eigene Talkshow alle Hände voll zu tun hat, erreicht sie die Nachricht, dass der Vater ihrer kleinen Tochter Marie, ihre große Liebe Peter, auf einer Schiffsreise schwer krank wurde und nicht klar ist, ob er diese überlebt. Gleichzeitig bezichtigen neidische Kollegen sie des Ideenklaus und durch eine anonyme Anzeige beim Jugendamt wird Elly ihre kleine Tochter weggenommen. Doch Elly lässt sich nicht unterkriegen und bekommt Unterstützung von lieben Kollegen…
Stephanie von Wolff hat mit „Damenwahl“ den zweiten Teil ihrer historischen Fräuleinwunder-Serie vorgelegt, der in punkto Unterhaltungswert dem Vorgänger in keiner Weise nachsteht. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlige Erzählstil lässt den Leser in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts reisen, um sich erneut an Ellys Fersen zu heften und mit ihr nicht nur beim Sender, sondern auch privat so einiges zu erleben. Elly schlägt sich als alleinerziehende Mutter durch, während ihr Liebster auf den Weltmeeren sein Geld verdient und über Monate nicht bei ihr ist. Sie teilt sich mit ihrer kleinen Tochter und ihrer Mutter Magda eine Wohnung. Schwester Kari lebt in einer lesbischen Beziehung in Berlin, während ihr Bruder York sich zum drogensüchtigen Spieler entwickelt hat, der das Familienunternehmen an die Wand fährt, wogegen der Vater sich kaum noch wehren kann. Im Sender wird Elly von Paul Wintersteins Assistentin Stupsi in allen Belangen unterstützt. Die Entwicklung der Fernsehshow „1:0 für Sie“ mit Newcomer Peter Frankenfeld wird ebenso unterhaltsam geschildert wie die Begegnung mit Romy Schneider als ersten Stargast für die Talkshow oder der Auftritt von Curt Jürgens mit seiner Geliebten. Im Hintergrund agieren zwei Kollegen sehr intrigant, streuen Gerüchte und stiften jede Menge Unheil, weil eine Frau erfolgreicher ist als sie. Elly hat so manchen denkwürdigen Auftritt, besonders vor dem Sendervorstand, den man als Leser so schnell nicht vergisst und sich wünscht, selbst einmal so mutig zu sein. Von Wolff versteht es wunderbar, mit vielen kleinen Nebenschauplätzen einen großen Unterhaltungswert zu schaffen, der die Buchseiten durch des Lesers Hand nur so fliegen lässt.
Die Charaktere sind lebensnah und glaubwürdig in Szene gesetzt. Sie nehmen den Leser mit ihren menschlichen Ecken und Kanten sofort für sich ein, der ihre Unternehmungen nur zu gern verfolgt. Elly ist eine liebenswerte und positiv eingestellte Frau, die mit ihren Ideen überzeugen kann. Ihre offene, selbstbewusste Art ruft leider auch Neider hervor. Stupsi ist der Knaller schlechthin, ihre Pitbull-Fähigkeiten bei Konrad Adenauer sind unübertroffen, dazu ist sie verlässlich und immer Optimistin. Paul Winterfeld ist ein Chef, wie man ihn sich nur wünschen kann. Ellys Mutter ist eine Seele von Mensch, aber auch Bruder York, Bärchen sowie einige andere Kollegen sorgen mit ihren Auftritten für einiges an Aufregung und Unterhaltung.
„Damenwahl“ nimmt den Leser mit in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, verbindet die Anfänge des Fernsehens mit Familiengeschichte, Historie und Zeitgeschichte und unterhält mit bekannten Namen und starken Protagonisten. Sehr kurzweilige Lektüre mit absoluter Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 02.04.2023

Die Hoffnung hilft uns leben. (Johann Wolfgang v. Goethe)

Ein Cowboy für die Ewigkeit
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1896. Nachdem immer wieder Rinderdiebstahl und Vandalismus überhand nehmen, nimmt Luke Davenport, Mitglied der Hanger’s Horsemen, den Auftrag eines Viehbesitzers an, diese Vorgänge zu untersuchen und möglichst ...

1896. Nachdem immer wieder Rinderdiebstahl und Vandalismus überhand nehmen, nimmt Luke Davenport, Mitglied der Hanger’s Horsemen, den Auftrag eines Viehbesitzers an, diese Vorgänge zu untersuchen und möglichst aufzuklären. Schnell gerät der auffällig gewordene 14-jährige Nachbarssohn Nate in Verdacht, der nach dem Mord an seinem Vaters Douglas nun bei seiner Tante Damaris Baxter lebt. Der leichtsinnige Teenager hat nichts anderes im Sinn, als sich selbst auf Mördersuche zu begeben, was nicht nur ihn, sondern auch Luke in große Gefahr bringt…
Karen Witemeyer hat mit „Ein Cowboy für die Ewigkeit“ den dritten und gleichzeitig letzten Teil ihrer historischen Hanger’s Horsemen-Trilogie vorgelegt, der den Leser in das 19. Jahrhundert zurückreisen lässt, um dort dem rechtschaffenden Cowboy Luke Davenport bei seinem Auftrag über die Schulter zu sehen und nicht nur eine Romanze, sondern auch einen spannenden Krimi mitzuerleben. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil zaubert sofort ein lebhaftes Kopfkino vor dem inneren Auge des Lesers, während dieser nicht nur auf Luke trifft, sondern auch Damaris Baxter kennenlernt, die nach dem Mord an ihrem Bruder ihren Neffen ohne Vorbehalte bei sich aufnimmt. Dass ihr persönlich doch noch die große Liebe begegnen wird, daran glaubt Damaris nicht mehr. Umso mehr setzt sie sich nun für ihren Neffen Nate ein und versucht, ihm Geborgenheit und Sicherheit zu geben, da es seine verstorbenen Eltern nicht mehr können. Nate sinnt auf Rache und will unbedingt den Mörder seines Vaters finden. Dabei hält er nicht nur seine Tante Damaris in Atem, sondern bringt auch Luke dabei in Gefahr, so dass er schwer verletzt wird. Während Damaris sich aufopferungsvoll um Lukes Genesung kümmert, kommen sich die beiden schnell näher. Beide haben bereits einige Schicksalsschläge verkraften müssen und setzen sich für andere ein, wobei ihnen ihr Glaube eine große Quelle der Hoffnung ist. Die Autorin hat ein besonderes Geschick, nicht nur die Örtlichkeiten sehr bildhaft zu beschreiben, sondern auch die Spannung innerhalb der Handlung immer weiter zu steigern. Der Leser steht an Lukes Seite und versucht gemeinsam mit ihm, die Übeltäter zu finden. Der christliche Aspekt kommt in der Geschichte sehr gut zum Tragen, geht es doch um Hoffnung, Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe.
Die Charaktere sind authentisch gezeichnet und können den Leser mit ihren menschlichen Eigenheiten sowie ihrer Lebendigkeit sofort für sich einnehmen, der sich ihnen nur zu gern auf Schritt und Tritt folgt, um mit ihnen ein Abenteuer zu erleben. Damaris ist eine liebenswerte, zurückhaltende Frau. Von ihren eigenen Träumen hat sie sich schon lange verabschiedet, wirkt aber keineswegs verbittert, sondern öffnet für ihren verwaisten Neffen ihr Haus und ihr großes Herz, um sich selbstlos um ihn zu kümmern. Luke, der in seiner Vergangenheit so einiges ertragen musste, kann die Trauer und Wut von Nate gut nachvollziehen. Er ist ein in sich gefestigter Mann, der sich insgeheim nach einem Zuhause sehnt, dass er selbst nie gehabt hat. Luke ist hilfsbereit und kämpft für die Werte, die ihm wichtig sind. Nate ist ein Teenager, der seine Trauer und Wut kaum bändigen kann und oftmals um sich schlägt oder Dinge in Angriff nimmt, ohne darüber nachzudenken.
„Ein Cowboy für die Ewigkeit“ beschert einen wunderbaren Ausflug ins vergangene Jahrhundert und wird alle begeistern, die einen Handlungsmix aus Romanze und Krimi vor historischer Kulisse lieben. Witemeyer erzählt nicht nur farbenfroh und tiefgründig, sondern auch mit dem nötigen Gefühl und einer Botschaft. Absolute Leseempfehlung für eine herrliche Lektüre mit kostenlosem Kopfkino!

Veröffentlicht am 02.04.2023

Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen. (Walt Disney)

Die Reporterin - Zwischen den Zeilen
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1962 München. Marie Graf ist ihren Eltern eine folgsame Tochter, aber statt nach dem Pharmaziestudium in die Drogerie der Familie einzusteigen, träumt sie heimlich von einem Leben als Reporterin, immer ...

1962 München. Marie Graf ist ihren Eltern eine folgsame Tochter, aber statt nach dem Pharmaziestudium in die Drogerie der Familie einzusteigen, träumt sie heimlich von einem Leben als Reporterin, immer am Puls der Zeit, um ihre Leser auf den neuesten Stand zu bringen. Das Angebot für ein Praktikum bei einer neu erscheinenden Zeitung bringt Marie dazu, ihr bisher behütetes Leben auf den Kopf zu stellen, mit ihren Eltern zu brechen, um endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Marie, die sich als Malou neu erfindet, kämpft für ihren Lebenstraum und muss auf dem Weg zum Ziel so einige Stolpersteine überwinden. Dabei erwirbt sie sich nicht nur berufliche Anerkennung und Respekt, sondern auch mehr Selbstvertrauen als Gesellschaftskolumnistin, bei der die Stars ins Plaudern kommen. Aber wer hoch steigt, kann auch tief fallen, denn ein tief vergrabenes Familiengeheimnis droht Maries erkämpften Traum zerplatzen zu lassen…
Teresa Simon hat mit „Zwischen den Zeilen“ den ersten Teil ihrer historischen Reporterin-Dilogie vorgelegt, der neben einer mitreißend erzählten Handlung auch einen hervorragend recherchierten Hintergrund zu bieten hat und den Leser schon mit wenigen Zeilen in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts katapultiert. Flüssig-leicht und emotional und farbenprächtig landet der Leser im Jahr 1962 an Maries Seite, die sich bisher den Wünschen ihrer Eltern fügt, obwohl sie innerlich nach ganz anderem strebt. Drogerie und Eintönigkeit sind so gar nicht ihr Ding, lieber der Geruch von Druckerschwärze und der Geräuschpegel wuselnder Reporter, die der nächsten Schlagzeile hinterherjagen. Marie ergreift mutig die einzige Chance, die sich ihr auftut und kämpft sich über den Sportresort die Karriereleiter hinauf, wobei sie oftmals belächelt wird und so mancher Kollege ihr ein Bein stellt. Doch am Ende ist als Gesellschaftskolumnistin im schreibenden Olymp angekommen mithilfe einiger Förderer, die ihr Potential erkannt haben. Simon lässt nicht nur den historischen Hintergrund mit Kuba-Krise, den Beatles und vielen damals bekannten Berühmtheiten für den Leser wieder lebendig werden, sondern zeigt auch ein Abbild der damaligen Gesellschaft auf, in der die Rolle der Frau klar definiert war. Während Maries Eltern Teil der gebeutelten Kriegsgeneration sind und nur das Beste für ihr Kind wollen, können sie mit dem Freiheitsdrang und dem Wunsch nach Selbstbestimmung ihrer Tochter aber nichts anfangen. Marie befreit sich von dem engen Korsett, dass ihre Eltern ihr auferlegt haben, und ist fortan für sich selbst verantwortlich.
Die Charaktere sprühen vor Lebendigkeit und überzeugen mit glaubwürdigen Ecken und Kanten, die den Leser sofort in ihren Bann ziehen und dieser ihnen fortan nicht mehr von der Seite weicht. Marie ist wohlbehütet aufgewachsen und mit Anfang 20 eine recht naive Träumerin. Sie ist liebenswert, wagt sich mutig in die Eigenständigkeit, die sich als harte Schule fürs Leben erweist und Marie an ihren Lehren wachsen lässt. Freundin Roxy ist flippig, unberechenbar und neben Onkel Julius ihre größte Unterstützerin. Oft genug gibt sie Marie einen Tritt, damit diese endlich wach wird und ihr Wünsche in die Tat umsetzt. Ebenso spielen Freddy Krenkl und Viktor Bárthoy wichtige Rollen in Maries Karriere und in dieser Geschichte.
„Zwischen den Zeilen“ spendiert mit einer fesselnden Handlung vor historischem Hintergrund eine Traumlektüre nebst farbenfrohem Kopfkino. Mit einem unwiderstehlichen Mix aus Freundschaft, Familiengeheimnis, Liebe, Neid und Karrierekampf sowie starken Protagonisten schafft es die Autorin, den Leser von A-Z an die Seiten zu fesseln und dabei die 60er Jahre mit all seinen Facetten mitzuerleben. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight 2023!