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Veröffentlicht am 10.05.2020

Kunst als Fixpunkt

Je tiefer das Wasser
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„Je tiefer das Wasser“ von Katya Apekina aus dem Suhrkamp Verlag hat sich zu einem wahren Monatshighlight von mir entwickelt: außergewöhnlich, tiefgründig, starke Frauen und ein wundervoller Erzählstil. ...

„Je tiefer das Wasser“ von Katya Apekina aus dem Suhrkamp Verlag hat sich zu einem wahren Monatshighlight von mir entwickelt: außergewöhnlich, tiefgründig, starke Frauen und ein wundervoller Erzählstil. Dazu jetzt etwas mehr:

Klappentext:
Edie und Mae sind Schwestern. Die Mutter der beiden hat versucht, sich umzubringen, und nun werden sie weggeschafft, aus ihrem Heimatkaff in Louisiana nach New York, aus der Obhut einer labilen Fantastin zum weltberühmten Schriftstellervater, der die Familie vor Jahren verließ. Für Edie bedeutet die neue Umgebung einen unverzeihlichen Verrat, für Mae die langersehnte Möglichkeit der Befreiung. Schnell kommt es zum Bruch.


Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven geschildert. Hauptsächlich wird diese aus der Sicht von Edie und Maes erzählt, aber auch viele andere Figuren, wie Marianne und Dennis, Freunde und Nachbarn, berichten von den Geschehnissen.
Das ist äußerst interessant, weil man die Ereignisse so verschieden deuten kann und neue Hintergrunddetail entdeckt. Die Sicht des Lesenden ist so nicht so sehr eingeschränkt wie bei einer einzelnen Erzählstimme. Außerdem spielt die Autorin mit der Diskrepanz zwischen Außen- und Innenwahrnehmung, Fantasie, Wahn und Wirklichkeit. Ergänzt wird die originelle Erzählweise durch Tagebucheinträge, Telefonate und Briefe.


Besonders Geschichtsliebhaber, wie ich, werden ihre Freude daran haben, dass die Geschichte auf verschiedenen Zeitebenen spielt: So wird eindrücklich beschrieben, wie sich zum Beispiel Dennis in den 60ern der Bürgerrechtsbewegung angeschlossen hat und so später seine Frau kennenlernte.

Dieser Roman behandelt vordergründlich sensible Themen und dies sehr behutsam: wie psychische Erkrankungen, Obsession, Schuld, gestörte Familienverhältnisse und menschliche Abgründe. Der Lesende wird Zeuge von tiefen Emotionen und Problemen, die einen nicht so schnell loslassen und zum Nachdenken anregen. Ja, es ist schwere Kost, aber so ist das Leben nun mal auch.
Selten habe ich so vielschichtige Charaktere in einem Buch entdeckt. Sie lassen sich in keine Schublade stecken, sind nicht immer sympathisch, Schuld und Unschuld verschwimmen und ihre Handlungen sind oft unvorhersehbar. Das steigert die Spannung und eine enorme Sogkraft wird beim Lesen entfacht.

Fazit:
Was für ein faszinierendes, dunkles Debüt über das schwere Schicksal von zwei Schwestern, die sehr unterschiedlich mit einer familiären Krise umgehen. Es geht um Schicksalsschläge, Trauer und wie man es schafft, damit umzugehen. 5 Sterne. Unbedingt lesen.
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Veröffentlicht am 04.05.2020

Ein sprachgewaltiger Klassiker über die Liebe zum Meer

Der Zorn des Meeres
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Heute möchte ich euch unbedingt meine Meinung, zu einem eher unbekannten Werk von einem sehr bekannten, klassischen Autor vorstellen: „Der Zorn des Meeres“ (OT The Watters Mou’) von Bram Stoker. Der Zorn ...


Heute möchte ich euch unbedingt meine Meinung, zu einem eher unbekannten Werk von einem sehr bekannten, klassischen Autor vorstellen: „Der Zorn des Meeres“ (OT The Watters Mou’) von Bram Stoker. Der Zorn des Meeres hat der Mare Verlag erstmals auf Deutsch, übersetzt von hat Alexander Pechmann, herausgebracht.
Klappentext:

In einer stürmischen Nacht steht William Barrow, Bootsführer der Küstenwache, vor einem Dilemma. Ein Telegramm hat ihn über die Ankunft von Schmuggelwaren an der schottischen Ostküste informiert. Als sich William darauf vorbereitet, den Verbrechern das Handwerk zu legen, erfährt er von seiner Verlobten Maggie, dass ihr hoch verschuldeter Vater gezwungen wurde, den Schmugglern sein Boot zu überlassen. Die Folgen, die eine Auslieferung des alten Fischers hätte, sind undenkbar, und Maggie, hin- und hergerissen zwischen ihrer Liebe zu William und der für ihren Vater, startet einen verzweifelten und gefährlichen Versuch, um beide zu schützen.

Meinung:

Dies ist ein poetischer Roman, bei dem nicht die Menschen die Protagonisten sind, sondern das aufgewühlte, stürmische, raue und wunderschöne Meer.
Bram Stocker hat eine abenteuerliche und zutiefst romantische Erzählung geschaffen – eine Liebeserklärung an das Meer. Er fängt meisterhaft das Wesen und das Wunder des Meeres. Man kann förmlich die Brandung hören, die Gisch spüren und die salzige Luft schmecken.

Detailgenau und leidenschaftlich beschreibt er die Küste Schottlands, die schroffen Felsen, die gesäumten Küsten, zerklüfteten Felsen und Klippen, das urige Dorf und den Hafen.
Kombiniert mit einem poetischen, sinnlichen, dichten, und sprachgewaltigen Schreibstil, wird die Erzählung zum literarischen Kleinod. In Zeiten, in den wir nicht reisen können, ist diese atmosphärische, überwältigende Geschichte ein wahres Geschenk.

„Dann kam der Moment, da der Sturm mit einem letzten Aufgebot all seiner Kräfte den Kelch seines Zorns bis zur Neige leerte, wobei das dahinsausende Boot in einer Nebelschwade verschwand“,

Neben den Naturschilderungen gibt es natürlich auch einen Plot: es geht um den dramatischen Konflikt zwischen Liebe und Loyalität, Pflichtgefühl und Ehrgefühl. Ein Mann, der zwischen Liebe und Pflicht steht.

Die hervorragende Übersetzung von Alexander Pechmann und das interessante Nachwort, indem man viel über Stocker lernt sowie die wunderschöne Optik mit Leinenband, Lesebändchen und kleinen Schuber, trägt zum Lesegenuss maßgeblich bei. Ein Schmuckstück für jedes Bücherregal.

Es ist eine melodramatische Erzählung – ein Klassiker, der zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist und ein erstaunliches Stück Nature Writing, das ich nur jedem Schottland-, Meerliebhaber und eigentlich allem ans Herz legen möchte. Wenn ihr euch für einige Stunden ans Meer wegträumen wollt, ist dieses Buch genau richtig.

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Veröffentlicht am 30.04.2020

Komplexer Psychothriller, der in die Abgründe der menschlichen Seele blickt

Sieben Lügen
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Selten habe ich mich so zwingen müssen ein Buch zu lesen wie dieses. Erst war ich Feuer und Flamme, da sich der Klappentext so gut anhörte, dann haben aber so viele dieses Buch förmlich zerrissen, sodass ...


Selten habe ich mich so zwingen müssen ein Buch zu lesen wie dieses. Erst war ich Feuer und Flamme, da sich der Klappentext so gut anhörte, dann haben aber so viele dieses Buch förmlich zerrissen, sodass ich erst keine Lust darauf hatte. Aber ich bin froh, mir meine eigene Meinung gebildet zu haben, denn meine ist anders!
Aber erstmal zum Inhalt:

Mit dieser kleinen Notlüge fängt alles an. "Natürlich passen du und Charles gut zusammen", versichert Jane ihrer besten Freundin Marnie. Doch dann läuft alles aus dem Ruder. Und zwar gewaltig. Denn eine Lüge zieht bekanntlich die nächste nach sich, und schon bald ist das Verhältnis der drei unwiederbringlich vergiftet. Aus Unbehagen wird Verdacht, aus Verdacht Gewissheit – und aus Freundschaft eine tödliche Falle ...

Das Buch ist in sieben Abschnitte unterteilt. Jeder von ihnen erzählt die Geschichte, wie es zu einer Lüge gekommen ist und ihre Folgen. Durch diesen Aufbau wird die Neugier sehr gesteigert.
Auch die etwas andere Erzählform ist interessant. Die Handlung wird überwiegend aus der Ich-Perspektive von Jane erzählt, wobei diese sich immer wieder direkt an eine unbekannte Person wendet. Die Erzählung wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Das ist manchmal etwas verwirrend, aber so lernt man die Charaktere besser kennen.

Bei diesem Thriller liegt ganz klar die Konzentration auf der Psychologie des Menschen. Es ist eher ein tiefgründiger, dunkler Psychothriller, der den Fokus auf die Abgründe der menschlichen Seele legt. Die Autorin zeigt auf, wie die Beziehung zwischen den Protagonisten durch äußere Einflüsse beeinflusst wird, dass die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst und wie schnell sich Liebe in Obsession verwandeln kann und vor allem wie gefährlich Lügen sind. Auch dass man irgendwann selbst die Lüge glaubt und wie verschieden Wahrheiten aufgefasst wird. Das war sehr faszinierend.

„Eine gut erzählte Lüge wird zur Wahrheit.“

Fazit:
Die Schwächen des Buches sind an einigen Stellen die fehlende Spannung, es ist etwas langatmig, die Autorin verliert sich öfters in Details und das offene Ende. Trotzdem ist das Buch gut. Es besticht durch Einzigartigkeit und Realitätsnähe und behandelt schonungslos viele wichtige Themen wie etwa Freundschaft, Obsession, die Gefahren von Social Media, Alzheimer, Magersucht, Traumata; Liebe und Tod.
Wer gerne psychologische Thriller liest, die tiefsinnig sowie wenig blutig sind, einem die Abgründe der menschliches Selle vor Augen führt und vielschichtige Probleme behandelt wird sich von diesem Roman gut unterhalten fühlen.

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Veröffentlicht am 23.04.2020

Kreatives, persönliches und poetisches, voller inspirierender Rezepte

Greenfeast: Frühling / Sommer
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Ich liebe es zu kochen, besonders vegetarisch und ich liebe Kochbücher über alles, auch wenn ich sie vielleicht etwas anders benutze als andere. Ich koche immer sehr intuitiv und selten nach Rezept. Daher ...

Ich liebe es zu kochen, besonders vegetarisch und ich liebe Kochbücher über alles, auch wenn ich sie vielleicht etwas anders benutze als andere. Ich koche immer sehr intuitiv und selten nach Rezept. Daher hole ich mir darin meistens nur Anregungen und verleihe dem Rezept meine eigene Note. So passt dieses Kochbuch perfekt zu mir, weil es genau dort ansetzt. Es stellt keine starren Regeln auf, sondern will inspirieren. Die Rede ist von: „Greenfeast: Frühling Sommer“ von Nigel Slater aus dem Dumont Verlag.

Meinung:

Die wunderschöne Optik fällt sofort auf und begeistert. Durch die knalligen Farben ist der Sommer quasi spürbar und die Leinoptik macht es besonders hochwertig. Innendrinnen setzt sich die schöne Gestaltung fort und beinhaltet außerdem Fotos und kleine Anekdoten des Autors.

Alle appetitanregenden, genussvollen und vegetarischen Rezepte stammen aus Slaters täglich geführten Tagebüchern. Es gibt verschiedene und vielseitige Kategorien wie „In der Schüssel“ oder „Auf dem Herd. Dabei fungiert jedes Rezept nur als Empfehlung – eine Inspiration. Der Autor ruft dazu auf, sich genau daran zu halten, die Angaben sollen schließlich keine Zwangsjacke für die Kreativität sein. Was super ist. Das ist nicht nur ein Kochbuch für strenge Vegetarier. Der Autor möchte vielmehr eine sanfte Empfehlung aussprechen und jene erreichen, die wie er, einfach weniger Fleisch essen. Diese lockere unkonventionelle Art ist sehr angenehm.
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Weitere Highlights sind die Diversität, Geselligkeit und Einfachheit der Gerichte. Sie sind gesund, abwechslungsreich und trotzdem schnell zubereitet. Denn mal ehrlich, wer will nach einem langen Arbeitstag noch 3h Stunden in der Küche stehen.
Die Kombination von anderen, fremden Aromen und neu interpretierten Klassikern wie Hummus finde ich großartig. Das ist übrigens auch mein Lieblingsrezept darin.

Was ich oft bei anderen Kochbüchern bemängele, ist das zu wenige Fotos enthalten sind. Das ist hier zum Glück anders. Jedes Gericht ist bebildert, was das Nachkochen und Servieren vereinfacht. Was selten in einem Kochbuch ist und deshalb besonders positiv hinaussticht ist der poetische Schreibstil. Man spürt in jeder Zeile seine Liebe zum Essen und den Zutaten. Wasser kocht bei ihm „enthusiastisch“, Walderdbeeren gleichen „Diamantsternen“.


Fazit:
Dies ist ein wundervolles Kochbuch für Vegetarier sowie Flexitarier, die Lust haben auf eine einfache, kreative grüne Küche. Ein persönliches und literarisch wertvolles Kochbuch, das durch eine fantastische Aufmachung, inspirierende und originelle Rezepte sowie einem sympathischen Autor besticht. Die genialen Rezeptkreationen sowie den liebevollen Fotografien sprechen für seine Leidenschaft für gutes Essen und Ästhetik.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Berührende und besondere Liebesgeschichte

Love Challenge
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In letzter Zeit hat sich mein Lesegeschmack etwas gewandelt, denn bei dem Grauen in der Welt möchte ich mich gerade in schöne Geschichten flüchten, die natürlich noch anspruchsvoll und nicht zu seicht ...

In letzter Zeit hat sich mein Lesegeschmack etwas gewandelt, denn bei dem Grauen in der Welt möchte ich mich gerade in schöne Geschichten flüchten, die natürlich noch anspruchsvoll und nicht zu seicht sein sollen. Ein Buch, das wunderbar dazu passt, ist „Love Challenge“ von Helen Hoang aus dem Kyss Verlag.

Inhalt:
Khais Mutter will unbedingt, dass er heiratet, doch er möchte nur seine Ruhe haben. Daher lässt er sich auf einen Deal ein: Khai soll drei Monate mit der Frau zusammenleben, die seine Mutter für ihn ausgesucht hat. Danach hören die Kuppelversuche auf und sie akzeptiert, dass Khai als Autist einfach nicht für die Liebe gemacht ist. Diese Frau ist Esme, die bereit ist, alles zu tun, um ihr Leben und das ihrer Familie zu verbessern, selbst in die USA zu fliegen und einen vollkommen Fremden kennenzulernen. Sie hat drei Monate Zeit, Khais Herz zu gewinnen. Nur leider ist es viel einfacher, ihr eigenes an ihn zu verlieren!

Meinung:
Dies ist eine berührende Liebesgeschichte, die man so wahrscheinlich noch nicht kennt. Es wird einem in diesem Genre etwas völlig Neues geboten. Einfühlsam und behutsam wird das Leben mit Autismus beschrieben, aber auch mit herzlicher Offenheit und witzigen Elementen. Besonders gut ist der Autorin die Darstellung von Khai gelungen. Man versteht ihn und seine Probleme sehr gut. Die Entwicklung, die er durchläuft, ist wunderbar zu erleben.

Etwas, das mich allerdings im ersten Drittel des Buches sehr gestört hat, ist die Darstellung Esmes. Sie will einen Fremden heiraten und macht alles, um ihm zu gefallen. Sie verbiegt sich, ist nicht sie selbst und lügt. Das hat mich beim Lesen zunächst extrem aufgeregt. Aber dies ist natürlich eine sehr westliche Sicht. Esme wuchs in einer ganz anderen Welt auf, mit wenig Möglichkeiten. Wer weiß, was ich an ihrer Stelle machen würde.
Jedoch hat sich Esme im Verlauf der Handlung zum Glück sehr weiterentwickelt, was diese interessant macht und belebt. Es geht immer mehr um ihre Bedürfnisse und Zukunft, um ihre Weiterbildung und die Suche nach ihrem Vater. So steht nicht nur die Liebesbeziehung im Mittelpunkt. Sie wirkt stärker, akzeptiert auch ihn und beginnt Gefühle für ihn zu entwickeln. Sehr schön ist auch, dass sich die Liebesbeziehung insgesamt langsam und realistisch entwickelt.

Fazit:

Es geht nicht nur um ein „plumpe“ Liebesgeschichte, sondern auch um wichtige Themen wie Toleranz, Einwanderung, Akzeptanz, Familie und auch um Emanzipierung. Die Geschichte hat eine große Sogkraft, ist authentisch, intensiv, berührend und hat viel Herz. Wunderbar zum Abtauchen und entspannen. 4 Sterne

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