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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2018

Ein literarischer Streifzug

Europareise
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Der Klappentext verrät: "Europa vor Beginn des modernen Massentourismus: Charles Dickens rumpelt in einer Kutsche durch Frankreich. Johann Wolfgang von Goethe genießt das römische Leben während Johann ...

Der Klappentext verrät: "Europa vor Beginn des modernen Massentourismus: Charles Dickens rumpelt in einer Kutsche durch Frankreich. Johann Wolfgang von Goethe genießt das römische Leben während Johann Gottfried Seume nach Syrakus "spaziert". Kein Spaziergang hingegen ist die erste Besteigung des Matterhorns durch Edward Whymper, Theodor von Kobbe besucht Königsberg und Danzig, zu seiner Zeit deutsche Städte. Heinrich Heine beschreibt das Leben im geteilten Polen. Franz Grillparzer reist durch den Balkan nach Griechenland und findet alles schrecklich. Grandiose Sprecher schildern diese und weitere Reisen von "anno dazumal"."

Dem Audiobuch-Verlag ist eine reichhaltige und kurzweilige Sammlung historischer Reiseberichte gelungen. Es kommen Dickens, Goethe, Grillparzer, Heine, Irving und Zweig zu Wort, um nur einige zu nennen. Die Herren Autoren reisten zwar in einer anderen Zeit, doch die Reiseeindrücke unterscheiden sich gar nicht so sehr von der heutigen - manche wundern sich über fremde Sitten, beschweren sich sogar darüber, andere machen sich über die fremde Kultur oder die Sprache lustig, wieder andere schwärmen von dem außergewöhnlich guten Essen und den netten Menschen. So unterschiedlich wie die Erzählungen sind, haben sie mir auch gefallen. Ganz besonders hat mich Stefan Zweigs "Über England, Frankreich und Österreich" angesprochen. Er bringt es wie gewohnt auf den Punkt, erzählt mit einer beachtenswerte Detailtreue, ohne sich darin zu verlieren oder Längen zu erzeugen und obwohl es sich "lediglich" um einen Reisebericht handelt, hat mich sein spannungsreicher Erzählstil 74 Minuten bestens unterhalten.

Ein literarischer Streifzug durch Europa, der sich lohnt.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Wo Coelho drauf steht, ist auch Coelho drin.

Hippie
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Ist das wirklich seine ganz persönliche Biografie? Er hat bestimmt das eine oder andere erlebt, benützt aber einen Erzähler, schafft Distanz zu sich und somit leider auch zum Leser.

Trotzdem - es ist ...

Ist das wirklich seine ganz persönliche Biografie? Er hat bestimmt das eine oder andere erlebt, benützt aber einen Erzähler, schafft Distanz zu sich und somit leider auch zum Leser.

Trotzdem - es ist ein schönes Buch: Mit einem zum Titel passenden blumigen Cover, klein und handlich, mit einer Karte, die seine Frau Christina Oiticica gestaltet hat, inkl. eines Beweisfotos aus den 70er Jahren und einem Gedicht von Tragore anstelle eines Prologs. Der Autor ist bei seinem neuesten Buch dem Diogenes Verlag und seiner deutschen Übersetzerin Maralde Meyer-Minnemann treu geblieben.

Hier die Zusammenfassung des Verlags:
"Als der rebellische junge Paulo aus Brasilien und die Holländerin Karla sich in Amsterdam begegnen, trifft sie die Liebe wie ein Blitz. Sie beschließen, gemeinsam aufzubrechen und als Reisende auf dem Hippie-Trail Erfahrungen zu sammeln, nach eigenen Werten zu suchen und danach zu leben. Mit an Bord sind ihre Freunde Rahul, Ryan und Mirthe sowie die Musik, die damals die Welt aus den Angeln hob. Eine inspirierende Reise von Amsterdam nach Kathmandu, an Bord des Magic Bus."

Man mag Coelho für einen Philosophen für Arme oder einen Pseudo-Spirituellen halten, Teile des Handlungsstrangs sind nicht ausgereift, dennoch habe ich alle seine Bücher gerne gelesen. Er schafft es, nicht nur die verklärte Seite der Hippie-Bewegung darzustellen, sondern auch deren Schatten, sei es der Genuss harter Drogen, der ganze Familien zerstörte oder die aggressiven Reaktionen ihrer verständnislosen Zeitgenossen. Mir hätte die Erzählung aus seiner Sicht besser gefallen und wäre mir ehrlicher erschienen. Er will dem Leser ein so starkes Gefühl wie die Liebe, die echte, die bedingungslose, näher bringen, was ihm jedoch nur halbherzig gelingt. Plötzlich ist sie da, es gab keine Vorzeichen, keine Erklärungen und schon gar keine überflüssigen Zeilen. Da hat er es sich m.E. zu leicht gemacht. Ansonsten wieder ein schönes Buch vom brasilianischen Tausendsassa.

Veröffentlicht am 09.10.2018

Nichts für schwache Nerven

Als das Leben unsere Träume fand
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Der Klappentex verrät folgendes:
"Es ist das Jahr 1913, und eine Schiffsreise nach Buenos Aires verheißt eine zweite Chance für drei junge Menschen.
Der Sizilianer Rocco hat den Zorn der Mafia auf sich ...

Der Klappentex verrät folgendes:
"Es ist das Jahr 1913, und eine Schiffsreise nach Buenos Aires verheißt eine zweite Chance für drei junge Menschen.
Der Sizilianer Rocco hat den Zorn der Mafia auf sich gezogen, als er sich weigerte, sein Leben in den Dienst der ehrenwerten Gesellschaft zu stellen.
Rosetta hat in einem sizilianischen Dorf dem Don die Stirn geboten und nur knapp eine Vergewaltigung überlebt.
Die russische Jüdin Raquel ist die einzige Überlebende eines Pogroms, ihre kostbarste Habe ist die Erinnerung an die Liebe ihrer Eltern.
Doch das Leben in der Neuen Welt stellt sie vor schier unüberwindbare Hindernisse …"

Die Handlungsstränge der Protagonisten laufen eine zeitlang parallel nebeneinander her bis sie sich dann ineinander verweben. Alle drei versuchen mir ihrer Reise nach Argentinien dem Elend in der Heimat zu entfliehen und dabei nimmt Luca Di Fulvio kein Blatt vor den Mund. Das Leben ist grausam und gemein, die äußerst gewalttätigen Beschreibungen, die fast in keinem Kapitel fehlen, mögen dem einen oder anderen Leser zuviel sein, aber beschreibt der Autor nicht einfach nur die harte Realtität, die nun mal grausam sein kann? Alle drei Protagonisten wollen genau diesen Grausamkeiten entfliehen. In Argentinien angekommen, fängt Di Fulvio die Stimmung der damaligen Zeit, das bunte Treiben in Buenos Aires, die Hoffnung und Träume vieler Gestrandeten, die katastrophalen Lebensbedingungen perfekt ein. Trotz der gut 700 Seiten konnte ich beim Lesen keine Längen feststellen und das zeigt wie gut Di Fulvio erzählen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Emotionalität
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Spannung
Veröffentlicht am 08.10.2018

Australien, mon Amour

Down Under ist nicht immer entspannter
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Mit jeder Seite spürt der Leser wie sehr die Autorin Christima Danisio Australien liebt.

Der Klappentext verät so viel:
"Christina Danisio ist wieder zurück in ihrem Australien, diesmal mit Ehemann und ...

Mit jeder Seite spürt der Leser wie sehr die Autorin Christima Danisio Australien liebt.

Der Klappentext verät so viel:
"Christina Danisio ist wieder zurück in ihrem Australien, diesmal mit Ehemann und Sohn. Wie bereits auf ihrer ersten Reise als Single (1. Buch: Down under ist alles entspannter) muss sie sich allen möglichen und unmöglichen Situationen stellen, die so nicht geplant waren. Doch einen quirligen Neunjährigen dabei zu haben, birgt ganz andere Herausforderungen. Gleichzeitig bietet es Chancen, neue Seiten des Reisens in Australien zu entdecken.

Egal ob in Melbourne, an der Great Ocean Road oder mit dem Mietwagen von Brisbane nach Sydney: Immer wieder begegnen der Familie Menschen und Tiere, die sie zum Staunen bringen. Sie erfährt Neues über die Landrechte der Aborigines, deren Kunst und Legenden, besucht Nationalparks, ein Koalakrankenhaus, lernt Goldschürfen und vieles mehr. Hintergrundinformationen und praktische Reisetipps begleiten die unterhaltsamen Geschichten. Australien-Sehnsucht inclusive!"

Christina Danisio hat sich große Mühe gegeben. ihre Reise mit Mann und Sohn kindgerecht zu planen. Sie hat u.a. Reiseziele auf der Karte, die sie bereits während ihrer ersten Australienreise als Single besucht hat. Interessant sind die unterschiedlichen Erfahrungen, die sie als Single-Reisende und als reisende Mutter und Ehefrau macht. Schnell merkt die Autorin, dass man Reisepläne manchmal Reisepläne sein lassen muss und trotz guter Planung kommt es oft ganz anders als man denkt. Mir gefällt, dass sie trotz mancher Widrigkeit, die Reise genießen kann, selbstironisch ist und meistens sogar noch ein Schmunzeln auf den Lippen hat. Die Reise spielt sich jedoch fast ausschließlich in den touristischen Hotspots ab, was vermutlich der Tatsache gechuldet ist, dass ein 9jähriger mitreist. Aufgrund der Qualität der Fotos merkt man schnell, dass das Buch bei Books on Demand erschienen ist. Leider sind diese auch nicht beschriftet. Aus finanziellen Gründen befindet sich auch nur eine handgezeichnete Karte im Buch, dabei hätte mir eine anschaulichere und übersichtlichere Karte mit Reiseroute geholfen, ihrem Bericht besser zu folgen. Anfangs macht sich Danisio m.E. viel zu lange abhängig von einer Freundin, die sie von ihrem ersten Trip her kennt, mittlerweile mit einem eher unsympathischen Zeitgenossen liiert. Solange hätte ich mir von ihm nicht den Urlaub vermiesen lassen und Plan B gewählt. Auch ist meine Art zu reisen eine andere, so dass ich mich "Down Under ist nicht immer entspannter" jetzt weniger für eigene Reisen nach Australien inspiriert, trotzdem lese ich gerne Reiseberichte und über Erfahrungen, die andere Reisende machen.

Veröffentlicht am 08.10.2018

Jules Verne - ein Arbeitstier

Jules Verne
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Die Zusammenfassung: "Jules Vernes Romane sind Schlüsselwerke des 19. Jh. Sie verweben romantisches Fernweh, wissenschaftlichen Rationalismus und technische Entwicklung zu einer spannenden Handlung. Sie ...

Die Zusammenfassung: "Jules Vernes Romane sind Schlüsselwerke des 19. Jh. Sie verweben romantisches Fernweh, wissenschaftlichen Rationalismus und technische Entwicklung zu einer spannenden Handlung. Sie schaffen neue Helden und imaginäre Maschinen, die unsere Zukunft vorwegnehmen. Kapitän Nemo und die Nautilus, die »Reise um die Welt in 80 Tagen« oder »Fünf Wochen im Ballon« faszinieren bis heute. Die Biografie von Ralf Junkerjürgen zeigt Jules Verne als universalen Abenteuerschriftsteller. Der geachtete Bürger folgte täglich einem strikten Arbeitsplan, der nur von gelegentlichen Reisen unterbrochen wurde. Allein 65 Romane verfasste er und schuf so die Enzyklopädie einer ganzen Epoche. Jules Vernes Biografie ist die Biografie eines Jahrhunderts."

Ich griff zu diesem Buch, weil mich das Foto auf dem Cover ansprach, ohne dass ich wusste, wer dieser Mann war. Es ist Jules Verne! Wer kennt seine Bücher nicht - "Reise zum Mittelpunkt der Erde", 20.000 Meilen unter dem Meer" oder "In 80 Tagen um die Welt", um nur wenige zu nennen. Über sein Leben wusste ich jedoch überhaupt nichts. Verne wurde 1828 in Nantes geboren, wuchs in einer bürgerlichen Familie auf und starb 1905. Ralf Junkerjürgen legt den Schwerpunkt der Biografie auf die Menschen, die Jules Verne gefördert und bereichert haben, wie z.B. sein Vater, ganz besonders sein Verleger und Freund Pierre-Jules Hetzel sowie seine literarischen Vorbilder E.T.A. Hoffmann und Edgar Allan Poe, aber auch auf die schwierige Beziehung zu seinem Sohn Michel. Diese begründet Junkerjünger v.a. in der Berühmtheit des Vaters. Nicht folgen konnte ich jedoch Junkerjüngers Deutung der div. Sexualsymbole in Vernes Werken.

Alles in allem ist dem Autor eine sehr gelungene und unterhaltsame Biografie gelungen, angereichert mit zahlreichen anschaulichen Illustrationen. Ein interessantes Buch, nicht nur für Jules Verne Fans.