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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2017

Schlaflosigkeit

Insomnia (DAISY Edition)
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Vor Insomnia habe ich bereits Samariter von Jilliane Hoffmann gehört und war sehr enttäuscht. Nicht so von Insomnia, das ebenfalls Andrea Sawatzki mit ihrer großartigen Stimme liest. Insomnia ist nicht ...

Vor Insomnia habe ich bereits Samariter von Jilliane Hoffmann gehört und war sehr enttäuscht. Nicht so von Insomnia, das ebenfalls Andrea Sawatzki mit ihrer großartigen Stimme liest. Insomnia ist nicht konstruiert und ich kann die Handlungen der Protagonisten sehr gut nachvollziehen. Bei diesem Buch handelt es sich um den zweiten Band der Bobby Dee-Reihe um den FBI Agenten, den man übrigens auch aus der US-Krimiserie "The Glades" kennt.

Die Schülerin Mallory Knight taucht erst zwei Tage nach einer Party wieder auf, vom Hammermann, einem Serienkiller, vergewaltigt und geschunden. Übrigens die einzige, die dem Hammermörder, der i.d.R. seine Opfer auf das Übelste malträtiert, lebend entkommen ist. Bóbby Dee realisiert schnell die Widersprüche, in die sich Mallory verstrickt, sie lügt, die ganze Geschichte ist frei erfunden. Diese Lüge hat für Mallory unschöne Konsequenzen. Ihre Familie muss den Ort verlassen, Mallory ändert sogar ihren Namen und beginnt einige Jahre später an der Florida State University in Tallahassee ein Jura Studium. Die Vorfälle, die sie noch Jahre zuvor gefaked hat, werden zur grausamen Realität, nur glaubt ihr nun niemand. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. Nicht so Bobby Dees. Er ist sich sicher, dass Mallory dieses Mal die Wahrheit sagt. 

Jilliane Hoffmann hält den Spannungsbogen 7 Stunden und 16 Minuten lang. Ich habe ständig mitgefiebert, habe nur ungern das Hörbuch ausgeschaltet und kam bis zum Schluss dem Mörder nicht auf die Schliche. Bei der Beschreibung der Tatorte nimmt sie kein Blatt vor den Mund, was mir die eine oder andere Gänsehaut beschert hat. Fazit: Ein sehr unterhaltender und spannender Thriller.

Veröffentlicht am 15.12.2017

Quallen - eine verkannte Lebensform

Quallen
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Man muss kein Meeresbiologe sein, um dieses Buch zu mögen.

Zuerst beeindruckt es durch außergewöhnliche Fotos - Quallen in allen Farben und Formen, mal grell bunt, mal transparent, manche sehen aus wie ...

Man muss kein Meeresbiologe sein, um dieses Buch zu mögen.

Zuerst beeindruckt es durch außergewöhnliche Fotos - Quallen in allen Farben und Formen, mal grell bunt, mal transparent, manche sehen aus wie nicht von dieser Welt, wie fliegende Untertassen, die in einem uns unbekannten Universum schweben.
"Quallen" besticht jedoch nicht nur durch beeindruckende Fotos, sondern auch durch erstaunliche Fakten und Informationen, die ich so noch nie gehört habe und die ich sehr faszinierend finde. Es gibt z.B. Quallen, die bis zu 1400 Jahre alt werden können. Oder die Nomura-Qualle, die einen Schirmdurchmesser von bis zu 2m und ein Gewicht von bis zu 200kg erreicht. Oder gar die Seestachelbeere, die Purzelbäume schlägt um zu fressen. Ich könnte noch viel mehr Phänomene aufzählen, doch lesen Sie selbst!

Das Sachbuch ist klar strukturiert und auch für Laien sehr gut verständlich und vermittelt dem Leser ein umfassendes Bild über Quallen, ihre Anatomie, Lebenszyklen, ihrer Evolution, Ökologie sowie Porträts div. Quallenarten. Das Ganze wird durch einen hilfreichen Glossar ergänzt und sollte man nicht genug haben, findet man auf den letzten Seiten noch jede Menge Informationen zu weiterführender Literatur, Apps, wissenschaftlichen Artikel und Internetseiten.

"Quallen" von Lisa-Ann Gershwin ist ein absolut sehens- und lesenswertes Sachbuch über eine faszinierende und völlig unterschätzte Lebensform.

Veröffentlicht am 07.12.2017

Prädikat unbedingt hörenswert

Die andere Seite des Himmels
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Die 12jährige Jean, genannt Bean, lebt zusammen mit ihrer älteren Schwester Liz bei ihrer Mutter, einer psychisch labilen Künstlerin, die weder beruflich noch persönlich einen Fuß auf den Boden bekommt ...

Die 12jährige Jean, genannt Bean, lebt zusammen mit ihrer älteren Schwester Liz bei ihrer Mutter, einer psychisch labilen Künstlerin, die weder beruflich noch persönlich einen Fuß auf den Boden bekommt und meist mit sich selbst beschäftigt ist. Deshalb beschließen die Schwestern alleine quer durch Amerika zu ihrem Onkel Tinsley in die erzkonservative Kleinstadt Byler im Bundesstaat Virginia aufzubrechen. Tinsley ist zwar kauzig, sorgt jedoch mit ganz viel Einfühlungsvermögen für die Mädchen. Da die Mädchen sich etwas Taschengeld verdienen möchten, landen sie beim stadtbekannten Scheusal Maddox und das Unglück nimmt seinen Lauf.

Die Erzählung wird aus Beans Sicht erzählt, die mit viel Selbstbewusstsein, einem eisernen Willen, kindlicher Naivität, aber auch mit viel Gerechtigkeitssinn gesegnet ist. Die Mädchen möchten nicht weiter wie ihre Mutter leben, die sobald ein Problem auftaucht, flieht. Sie wollen trotz einiger Schwierigkeiten in Byler bleiben, fühlen sich dort wohl und das erste Mal so richtig Zuhause.

Ich habe bereits Jeannette Walls Schloss aus Glas im Kino gesehen und war begeistert. Auch bei "Die andere Seite des Himmels" zeigt sich ihre große Stärke des genauen Erzählens. Sie beschreibt exakt und fesselnd, analysiert die Gesellschaftsstruktur Virginias in den 70er Jahren und lässt die Problematik des Vietnamkriegs und der Rassendiskriminierung intelligent einfließen. Ihr ist ein hinreißender, atmosphärisch dichter Roman gelungen, der von mir das Prädikat unbedingt hörenswert erhält.

Veröffentlicht am 05.12.2017

Betrogene und Betrügerin

Adele Spitzeder
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Eigentlich ging ich davon aus, dass mich ein Roman erwartet, habe dann aber schon nach wenigen Seiten festgestellt, dass es sich um ein Sachbuch handelt, was aber meinem Lesevergnügen keinen Abbruch tat.


Julian ...

Eigentlich ging ich davon aus, dass mich ein Roman erwartet, habe dann aber schon nach wenigen Seiten festgestellt, dass es sich um ein Sachbuch handelt, was aber meinem Lesevergnügen keinen Abbruch tat.


Julian Nebel schafft es auf 176 Seiten, sauber recherchiert einen der unglaublichsten Fälle in der deutschen Kriminalgeschichte darzustellen: Die Dachauer Bank der Adele Spitzeder. Der Untertitel verrät bereits Näheres: Der größte Bankenbetrug aller Zeiten. Vielleicht nicht "der", aber "einer".


1872 verlieren Tausende von Menschen, v.a. in und um München ihr gesamtes Erspartes, weil sie auf die Bankgeschäfte einer Adele Spitzeder hereinfielen. Es handelte sich bei ihr um eine relativ erfolglose Schauspielerin, dazu Frauen sowie einem Leben in Saus und Braus nicht abgeneigt. Sie erfand ein Schneeballsystem, das anfangs gut lief, dann jedoch wie jedes dieser Systeme implodierte. Erschwerend kam hinzu, dass Spitzeder keine Kauffrau war, sie führte weder Bücher, noch überwachte sie ihre Angestellten, die sich ebenfalls großzügig an den Spareinlagen bedienten. Letztendlich wandert Adele Spitzeder ins Gefängnis, verliert alles und wird im Alter von 63 Jahren anonym auf einem Münchner Friedhof beerdigt.

Der Fall ist nach wie vor brandaktuell; man denke nur an den Hedgefonds-Skandal. Durch das Buch konnte ich nachvollziehen, wie normale Menschen auf eine solche Maschen hereinfallen, denn nicht nur die Bankiers, auch die Sparer sind von purer Gier gesteuert. Ich habe durch die Lektüre viel über das äußerst spannende und außergewöhnliche Leben der Adele Spitzeder und die kulturgeschichtlichen Geschehnisse ihrer Zeit gelernt.

Veröffentlicht am 24.11.2017

366 Aphorismen

... durch's Jahr kommen
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Bernd Desinger veröffentlichte in dem handlichen Büchlein "... durch's Jahr kommen" 366 Aphorismen. Ja, 366 - er hat auch an die Schaltjahre gedacht. Es ist außerdem immerwährend zeitlos. Bei den Sinnsprüchen ...

Bernd Desinger veröffentlichte in dem handlichen Büchlein "... durch's Jahr kommen" 366 Aphorismen. Ja, 366 - er hat auch an die Schaltjahre gedacht. Es ist außerdem immerwährend zeitlos. Bei den Sinnsprüchen bin ich etwas hin- und hergerissen; manche sind sehr auf den Punkt, andere aber auch irgendwie schon zu oft gehört, unsinnig, altklug, dann aber auch wieder humorvoll. Manche gefallen mir mehr, manche weniger. Jedoch muss ich sagen, dass mich die Mehrheit nicht überzeug. Ich hatte die Überlegung, jeden Morgen des neuen Jahres mit einem Aphorismus zu starten, das Büchlein vielleicht sogar an Weihnachten zu verschenken, allerdings erscheint mir dafür der Inhalt zu schwach und zu abgedroschen.

Diese Sinnsprüche haben mir besonders gut gefallen:
"Im Nachhinein verklären sich die Dinge."
"Dem Tod ist es gleich, ob dein Infarkt durch einen Herzfehler oder durch Stress verursacht wurde."
Dann gibt es aber auch Stilblüten wie z.B.:
"Schlechter Rat ist billig."
Schon 1 Mio. mal gehört:
"Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht."
Quellen werden übrigens nicht erwähnt.
Unverstanden:
"Es gibt keine Atheisten."

Machen Sie sich Ihr eigenes Bild. Empfehlen will ich es nicht.