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Veröffentlicht am 13.03.2017

Seine Macht. Ihre Machtlosigkeit.

Entflammt
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Cover:

Inmitten der Dunkelheit aus fließend, glänzendem Stoff, ein Hoffnungsschimmer in Form einer Blüte, die einer Perle einen sicheren Untergrund ermöglicht. Ein wunderschöner Blickfang, der veranschaulicht, ...

Cover:

Inmitten der Dunkelheit aus fließend, glänzendem Stoff, ein Hoffnungsschimmer in Form einer Blüte, die einer Perle einen sicheren Untergrund ermöglicht. Ein wunderschöner Blickfang, der veranschaulicht, was Amy und Liam in dieser Geschichte erwartet.

Meinung:

Das Ende des ersten Bandes, hat dem zweite Band jeglich denkbare Möglichkeiten offen gelegt, denn entweder ist Liam eine Gefahr für Amy oder er ist durch sie in Gefahr. Sie steckt bereits seit Jahren in einer Fehde aus Flucht und Gefahr und seit kurzem ist auch ihr Herz involviert. Zwei Abzweigungen bei denen sie augenscheinlich nur verlieren kann. Doch wenn eins sicher ist, Liam lässt sein Ziel nicht aus den Augen, egal welche Gründe er in Wirklichkeit verfolgt.

>>Du hast recht. Sie sieht so lieb aus, dabei hat sie's faustdick hinter den Ohren. Ich glaube, ich freunde mich lieber mit ihr an bevor sie mir zeigt, wo der Hammer hängt.<<

Seine Macht bewirkt es, dass Amy Wärme und Glück erfährt, wo Jahre zuvor nur Angst und Schmerz geherrscht haben. Liams selbstsicheres und dominantes auftreten gibt ihr das Gefühl von Wärme und Geborgenheit, nach der sie sich sehnt und erst durch Ihn erfährt, wie lange sie schon nicht mehr zur Ruhe gekommen ist. Dennoch empfindet sie auch Machtlosigkeit, denn nach wie vor begleitet sie die ungewisse Gefahr wie ein Schatten, der immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Sich jeglicher Gefühle verwehren zu wollen, kann ich sehr gut nachvollziehen, denn wer möchte schon einen Menschen in sein Leben lassen der einem etwas bedeutet, wenn man genau weiß, dass dieser als Druckmittel genutzt werden kann und auch sein Leben in Gefahr ist? Liebe ist etwas, was uns stärkt und uns Kraft gibt, in den Augen des Feindes jedoch genau die Schwachstelle, die als erstes anvisiert wird, um ihr Ziel in die Knie zu zwingen.

>>Ich werde dir nichts erzählen, was du nicht ohnehin schon weißt.<< >>Weil du mir nicht restlos vertraust.<< >>Weil ich es mir nicht leisten kann, irgendjemandem restlos zu vertrauen.<< Er verschränkte seine Finger mit meinen. >>Ich werde dir beweisen, dass ich die Ausnahme von dieser Regel bin, Amy.<<

Liam schafft es durch Amys Unsicherheiten durchzusehen und ihren Wesenskern zu erfassen. Dabei zeigt er immer wieder, dass auch eine falsche Identität nicht das wahre Ich verbergen kann. Von ihrer Welt weiß sie zu wenig, während Liam im Vergleich, zu viel über sie zu wissen scheint.

Das Zusammenspiel der beiden ist eine Mischung aus Vertrautheit und Reserviertheit, denn während Amys Gefühlsschwankungen klar auf der Hand liegen, ist Liam hier teils undurchsichtiger, büßt deshalb aber nichts von seiner Präsenz ein. Viel mehr wird er dadurch zu einer Persönlichkeit, der seine Gefühle insbesondere durch Taten verdeutlicht. Seinen Versprechen obliegt eine Vehemenz, die seine Aufrichtigkeit dahinter nicht anzweifeln lässt, manchmal jedoch fragt man sich, ob er dabei nur Amy oder auch sich selbst überzeugen möchte, denn obwohl wir mit unseren Entscheidungen manche Dinge beeinflussen können, gibt es wiederum andere, die dem Lauf des Lebens unterliegen, so grausam sie auch sein mögen.

>>Du hast für eine Nacht genug durchgemacht.<< Glaub mir, wenn ich bisher nicht zusammengebrochen bin, dann sicher nicht jetzt.<<

Obwohl Amy eine Kämpfernatur ist, kommt auch sie an einen Punkt, der sie dazu bringt, in alte Verhaltensmuster zurück zu fallen. Ruhig und emotionslos, versinkt sie in einer Zone, die sie früher benutzte, um überleben zu können. Ein Ort, an dem sie der Dunkelheit ihrer Angst entfliehen konnte. Heute hingegen ist alles anders und die damalige Fluchtmöglichkeit entpuppt sich als ein eisiger und leerer Ort, an dem sie gar nicht sein möchte.

Derek und Tellar sind vom Gemüt vollkommen unterschiedliche Persönlichkeiten, welche der Geschichte zusätzlich einen besonderen Schliff verleihen. Sie sind das, was für Liam einer Familie am nächsten kommt. Dabei ist Derek ein Kumpel-Typ, der zuhört und aufmuntert, während Tellar die Art Mann ist, der bereit ist sein Leben zu geben, seine emotionale Seite jedoch nicht so gut nach außen kehren kann. Zwei Männer, die auf unterschiedlichen Ebenen faszinieren.

>>Du bist meine andere Hälfte, Amy. Ich muss dich beschützen.<<

Hoffnung ist ein Lichtblick und gleichzeitig der größte Feind. Ein Gefühl, dass uns Mut macht, jedoch kein Versprechen ist, sondern lediglich eine Option. Wird diese nicht erfüllt, kommen wir wieder auf dem Boden der Realität an, die immer noch voller Geheimnisse steckt und dessen Offenbarungen nur ein Tropfen im Vergleich zum Ozean sind.

Amy ist das Bindeglied eines dunklen Geheimnis, denn sie ist das Problem und die Lösung zugleich. Flasche Entscheidungen können von einer Person getroffen werden und zahlreichen Menschen das Leben schwer machen.

Charaktere:

Amy sehnt sich nach dem Gefühl von Echtheit in ihrem Leben und nicht immer hinterfragen zu müssen, ob Menschen die in ihr Leben treten, ein Ziel in ihr sehen oder lediglich Freundschaft mit ihr schließen möchten. Liam schenkt ihr das Licht in der Finsternis, aus dem sie die Kraft schöpft, die Schlachten zu schlagen, die vor ihr liegen und untersteht zu gleich seinem Schutz.

Mit Amy hat Liam eine Frau gefunden, die ihn auf eine Art verändert, die er selbst nicht ganz begreift. Er flüchtet vor den Schatten seiner Vergangenheit und stößt Menschen die ihm am Herzen liegen vor dem Kopf, dennoch lässt er keinen Zweifel daran, dass er sich in seiner Flucht aus der Realität, immer noch Amy bewusst ist und sie in jeglichen Situationen auffängt. Ebenso wie er für sie, ist Amy sein rettender Anker.

Schreibstil:

Lisa Renee Jones zeigt mit Amys und Liams Geschichte, dass Liebe das Licht ist, welches auch von Dunkelheit umgeben, zu einem, alles überstrahlenden, Hoffnungsschimmer erwachsen kann. Ebenso bedeutsam ist das, was sie mit ihren Protagonisten verdeutlicht: Solange wir Entscheidungen treffen, halten wir einen wichtigen Teil der Macht in unseren Händen.

Große Gefühle, unvorhersehbare Wendungen und zahlreiche Geheimnisse die in ihrer Offenbarung für weiteren Nervenkitzel sorgen, machen dieses Buch wieder zu einem fesselnden Leseerlebnis.

Die Autorin gibt ihren Charakteren den Raum, miteinander zu wachsen und den jeweils anderen aufzufangen. Selbstlose Liebe hat viele Gesichter, die sich hier in den unterschiedlichsten Formen und in Verbindung spannungsgeladener Crime-Elemente manifestieren. Die Nebencharaktere halten ein ausgewogenes Verhältnis aus Undurchsichtigkeit und Tiefe, wodurch sich die Autorin zahlreiche Möglichkeiten offen hält, die verschiedensten Fäden miteinander zu verknüpfen. So kommt es zu einigen Überraschungen, die alles in ein anderes Licht rücken und die Karten neu auslegen.

Purer Lesegenuss, der leider viel zu schnell ausgelesen war. Jetzt zähle ich die Tage bis zum Erscheinungstermin von "Entfesselt" runter und freue mich bereits riesig, wieder in Liams und Amys Welt zu versinken und ihren Kampf gegen die Vergangenheit und für eine gemeinsame Zukunft zu verfolgen <3

Veröffentlicht am 13.03.2017

Prophezeiter Traummann oder ein Mann mit den Hürden der Vergangenheit?

Ausgerechnet du
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Meinung:

Von der Uni ins Berufsleben – Jenny ist eine eifrige junge Frau, die sich hohe Ziele steckt und den Arbeitsalltag bestreiten möchte, diesem Tatendrang wird aber schnell ein Dämpfer verliehen, ...

Meinung:

Von der Uni ins Berufsleben – Jenny ist eine eifrige junge Frau, die sich hohe Ziele steckt und den Arbeitsalltag bestreiten möchte, diesem Tatendrang wird aber schnell ein Dämpfer verliehen, denn sie begegnet ihrer ersten großen Liebe Tobi, die damals ein unschönes Ende gefunden hat und alte Wunden wieder aufzureißen droht, die nicht nur im Zusammenhang mit ihrer Beziehung standen. Jenny ist allerdings auch niemand, der aufgibt nur weil es ungemütlich wird und so lautet ihre Devise: Zähne zusammenbeißen und durch.

Aufgrund Jennys Vorgeschichte mit Männern kann ich ihren Biss bei verbalen Auseinandersetzungen sehr gut verstehen und erschien mir manchmal auch als eine Art Schutzmechanismus. Ihre Idee das Angebot der Wahrsagerin anzunehmen, fand ich sehr amüsant, denn gerade ihre Spekulation ob wirklich etwas an der Prophezeiung dran ist, hat für unterhaltsame Szenen gesorgt.

Tobis Gefühlsaufruhr wird durch Jenny als neue Kollegin noch verstärkt und bekommt die Krone aufgesetzt, denn beide haben das gleiche Ziel ins Auge gefasst um das es zu kämpfen gilt. Die verschiedensten Gründe, lassen die Beiden immer wieder auf Konfrontationskurs zueinander gehen, was der Geschichte unheimlich viel Pepp und Humor verleiht, dabei kristallisiert sich die Entwicklung der Protagonisten zueinander sehr schön heraus und das Sprichwort „Was sich liebt, dass neckt sich“ passt hier wie die Faust aufs Auge, dennoch gestaltet sich die Umsetzung um einiges komplizierter, da der gemeinsame Nenner, in Form von Jennys Bruder und Tobis damalige Flucht nach Jennys Geständnis, immer noch eine Barriere zwischen den Zwei darstellt.

>>[...] Jetzt musst du eben an seine Stelle treten, und ich zähle auf dich. Enttäusch mich nicht.<< Es klang wie eine Drohung. [...] Ich verabscheute es, wenn er mein Leben einfach übernahm, wie ein Kidnapper.

Jennys Bruder Paul stellt hier den Dreh- und Wendepunkt in vielerlei Hinsicht da und nimmt auch jetzt noch großen Einfluss. Obwohl Jenny tolle Leistungen bringt, merkt man aufgrund ihres Hobbys, dass sie lieber eine andere Richtung eingeschlagen hätte. Die Erwartungshaltung von ihrem Vater spielt hier gewiss auch eine Rolle, ebenso wie ihr Wunsch, ihre Eltern mit Stolz zu erfüllen. Der Kontext dieser Situationen hat in mir einige Fragen über die Hintergründe aufgeworfen. Was genau ist damals vorgefallen, dass nach wie vor einen Schatten über die Familie wirft und das sich Jennys und Tobis Wege damals getrennt haben?

Jennys Entwicklung war durchaus interessant zu beobachten, denn nachdem sie damals von Tobi verletzt wurde, ist es nun er, der ihre launische und zickige Art verdrängt und ihr immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Dabei scheint dies ein schmaler Grad zu sein, auf dem sich beide befinden, denn ohne es anfänglich zu wissen, stehen beide in Konkurrenz zueinander.

Gregor als prophezeiter Traummann hingegen macht es einem mit seiner Art nicht gerade leicht. Andererseits waren seine Karten von Anfang an nicht ganz so rosig, denn die Verbindung die schon damals zwischen Tobi und Jenny bestand, ebenso wie die Gefühle, beruhen auf einer gemeinsamen Vergangenheit, die beide zwar erst einmal entzweit haben, die Hintergründe aber andere waren, als es nach außen den Anschein hatte.

Wird Jenny ihren Traummann finden? Behält die Wahrsagerin recht und der Valentinstag hat ihr mit Gregor einen Valteninsschatz fürs Leben geschenkt, oder ist es doch Tobi, mit dem sie eine gemeinsame Vergangenheit hat? Doch da wäre immer noch das Ziel, dass beide verfolgen, nur einer ergattern kann und die beiden erneut voneinander trennen würde.

Charaktere:

Jenny kommt aus einer Familie, die einen hohen Wohlstand genießt. Dennoch steckt sie sich eigene Ziele, erarbeitet sich diese und weiß auch die kleinen Dinge im Leben zu schätzen, ohne sie als selbstverständlich zu betrachten. Ihre trotzige Ader sorgt für Unterhaltungswert, der Hintergrund hingegen berührt und zeigt, was sie zu verstecken versucht.

Tobi übt sich im Verdrängen, was die Vergangenheit betrifft um den Alltag meistern zu können. Als Jenny wieder in sein Leben tritt, fällt es ihm jedoch immer schwerer, diesen Plan auch umzusetzen. Damals hat er sie verletzt, dabei war der Grund ein ganz anderer, als Jenny vermutet.

Schreibstil:

Die Geschichten von Lena Marten sind eine erfrischende Abwechslung in einem bekannten Genre. Authentische Charaktere, nachvollziehbare Reaktionen und überall versehen mit einem Quäntchen Humor, hält man auch mit diesem Buch ein rundum gelungenes Abenteuer in den Händen, das auch den Leser auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle schickt.

Der Blickwinkel beider Protagonisten ermöglicht uns einen umfangreichen Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, die immer mehr Licht ins Dunkel bringen. Ein besonderes Highlight im Schreibstil dieser Autorin ist, dass man hier viel zwischen den Zeilen lesen kann ohne uns das Geschehen direkt vor die Nase zu legen. Auch die Zeichnung ihrer Charaktere strahlt Individualität aus, wie beispielsweise Chad, der mit seinem "Denglisch" für einige Lacher sorgt und auch mal angespannteren Situationen die Schwere nimmt.

Eine tolle Geschichte die mehr verbirgt, als sie auf den ersten Blick bereithält.

Veröffentlicht am 13.03.2017

Chad: Wenn Liebe der stärkste Freund und der größte Feind ist

Entfesselt
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Meinung:

Gia flüchtet vor Sherdian, doch der Grund den sie dafür angibt, scheint nicht der Wahrheit zu entsprechen. Sie legt die Karten nicht offen und schürt damit Chads Zweifel an ihr, denn sechs Jahre ...

Meinung:

Gia flüchtet vor Sherdian, doch der Grund den sie dafür angibt, scheint nicht der Wahrheit zu entsprechen. Sie legt die Karten nicht offen und schürt damit Chads Zweifel an ihr, denn sechs Jahre auf der Flucht haben ihn wachsam für drohende Gefahren werden lassen. An manchen Stellen hingegen habe ich mich gefragt, ob seine Vorsicht nicht schon fast Paranoia ist, da er Gia jeden Holperstein ankreidet. Allerdings hat er auch einmal gegen seine eiserne Regel - niemandem zu Vertrauen - verstoßen und wurde von Meg an Sheridan verraten. Ein herber Rückschlag, der seine Skepsis auch verständlich macht. Doch auch bei Gia war ich oftmals zwiegespalten, da die Zufälle viel zu groß erscheinen und immer dann eintreten, wenn Chad sie mehrere Minuten aus den Augen gelassen hat.

>>Die Wahrheit kann einen nicht befreien, wenn einem niemand glaubt.<<

Wir erfahren mehr von der Vergangenheit von Chad, die seit nun mehr sechs Jahren sein und Amy's Leben bestimmt. Einerseits zeigt diese, dass er und sein Vater wohl auch vom Geld geblendet waren. Die Auftraggeber kennen keine Grenzen, wenn es um Macht geht, weshalb ein "unzufriedener" Kunde der Rache üben möchte, auch gleichzeitig diejenigen ins Visier nimmt, die eine Schwachstelle für Chad darstellen. Nichts desto trotz hat er hinter seinem damals letzten Auftrag auch die Tragweite dessen erkannt, was weiterführend geschehen wäre, hätte er das Objekt wirklich an Sheridan übergeben. Kompliziert wird es erst, wenn mehrere Menschen in den Besitz der gleichen Sache kommen wollen, denn dann droht nicht nur dem Besitzer Gefahr, sondern auch denjenigen, die unmittelbar mit ihm im Zusammenhang stehen.

Das Leben von Laras Bruder, die nur noch als Amy in Erscheinung tritt, kann man nicht mehr als solches bezeichnen. Vielmehr ist es ein überleben. Jeder Tag ist für ihn ein Kampf, er muss nicht nur für den Augenblick überlegen, sondern auch vorausschauend handeln. Hier kann ich gar nicht sagen, wer mich mehr beeindruckt hat, der Schatzjäger, dem dieser Lebensstil in Fleisch und Blut übergegangen ist, sodass er rein intuitiv die richtigen Wege einschlägt oder Gia, die von einer auf die andere Sekunde in die unbeständige Welt von Chad gestolpert ist und jetzt selber auf den Überlebensmodus getrimmt wird. Trotz einiger Momente in denen ihre Gefühle die Oberhand gewinnen, ist sie eine taffe Frau, die jede Hürde nimmt und dabei auch mal den übereifrigen Chad den Kopf zu Recht stutzt.

>>Mit Geld kann man die nicht zurückholen, die man liebt, aber man kann sehr viel dafür tun, jene zu vernichten, die man loswerden will.<<

Aller Vorsicht zu trotz, hätte ich Chad aber auch einmal am liebsten einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst, denn alle Personen, die jemals in irgendeiner Form mit Sheridan zu tun hatten, stehen sofort auf seiner Liste von Gefahren, die umgangen oder eliminiert werden müssen. Seine Vorbehalte nach sechs Jahren kann ich durchaus verstehen, dennoch hat er seine Schlüsse hier gezogen, ohne weitere Informationen einzuholen und gerade er hätte wissen müssen, dass nicht alles so ist, wie es den Anschein hat und sich Menschen auch ändern können. Liam ist ihm ein Dorn in Auge, denn das Aufeinandertreffen mit seiner Schwester erscheint ihm zum damaligen Zeitpunkt nicht normal. Er will seine Schwester beschützen, die noch immer nicht weiß, dass ihr Bruder noch am Leben ist. Dabei begeht er aber einen der größten Fehler, den er in seiner Situation machen kann: Er lässt sich von seinen Gefühlen leiten und blenden. Er steht vor der Entscheidung Liam zu eliminieren oder seine Schwester aus seinen "Fängen" zu befreien und riskiert, dass Liam ihm auf dem Fuß folgt. Ein Plan der heikel ist, denn anstatt Amy nach all der Zeit wieder näher zu kommen, wäre dies das Aus einer damals besonderen Bruder-Schwester-Verbindung.

Ich habe nur in diesem Moment gelebt und nicht das große Ganze gesehen.
Obwohl sich das Geschehen hier hauptsächlich um Chad und Gia dreht, so stellt Amy doch in allen Entscheidungen den Dreh- und Wendepunkt da, denn sämtliche Männer sind um ihren Schutz bedacht. Sheridan scheint ihnen immer einen Schritt voraus oder zumindest dicht auf den Fersen zu sein und das kann aufgrund all der Vorsicht nur bedeuten, dass es in ihrer unmittelbaren Nähe einen Maulwurf gibt. Doch wer hätte gedacht, dass die undichte Quelle genau dort sitzt, wo man sie nach sechs Jahren niemals vermutet hätte?

Charaktere:

Gias Mut, zeigt ihre innere Stärke und ihren Überlebensinstinkt. Entgegen Sheridan, ist sie nicht von Wut und Hass verblendet. Chad scheint der Mann zu sein, nachdem sie schon länger gesucht hat, doch auf der Suche nach der Wahrheit, kommt ihr ihr Herz in die Quere.

Chad trägt eine harte Schale nach außen, die sechs Jahre Flucht und das Kämpfen ums Überleben bei ihm bewirkt haben. Diese Mauer möchte er sich bewahren, denn schon einmal hat er sie durchbrechen lassen und hätte dafür beinahe teuer bezahlt. Gia zielt mit ihrer Natürlichkeit auf diese Mauer, durchbricht sie erneut. Sind ihre Absichten ehrlich oder ist sie ebenfalls ein Komplize von Sheridan?

Schreibstil:

Nachdem ich die ersten beiden Bänden der "Amy's Secret"-Reihe verschlungen habe, sind auch die letzten beiden Bände der Reihe ein Must-Read für mich. Dementsprechend habe ich den Klappentext nicht gelesen und war sehr überrascht, dass wir hier nicht weiter Amys und Liams Geschichte verfolgen, sondern Chads Geschichte erfahren. Wir durchlaufen das Geschehen aus seiner Perspektive und diese setzt genau dort an, wo wir im zweiten Band den sogenannten "Faden" um ihn, aus dem Auge verloren haben.

Trotz der Erzählungen von Amy um ihren Bruder, lernen wir Chad hier nochmal ganz anders kennen. Sechs Jahre lang, war er auf der Flucht, wusste um das letzte ihm verbliebene Familienmitglied, konnte nicht bei ihr sein und hatte dennoch immer ein Auge auf sie. Dieser Zusammenhalt verleiht der ganzen Geschichte eine besondere Atmosphäre, denn sie zeigt, dass selbst in der dunkelsten Zeit die Hoffnung niemals verloren geht und die Liebe immer von einem unzertrennlichen Band gestützt wird, dass auch sechs Jahre nicht zu trennen vermögen.

Ebenso interessant war das Zusammentreffen der beiden Parteien. Chad und Liam stehen sich im Schutz um Amy in nichts nach und keiner der beiden lässt sich hier reinreden. Doch auch der Konflikt findet einen spannungsgeladenen Rahmen.
Durch die ausschließliche Betrachtung Chads auf das Geschehen ist es mir oft schwer gefallen, Gia richtig einzuschätzen, denn einerseits hat sie mir keinen Grund zum Zweifeln gegeben, während mich der Schatzjäger durch seine Überlegungen doch immer wieder in Skepsis versetzt hat. Lisa Renee Jones weiß, wie sie ihre Leser in Nervenkitzel versetzt.

Ein toller dritter Band, der mit Gia und Chad interessante neue Charaktere hervorgebracht hat und sich die testosterongeladenen Konflikte explosionsartig entladen haben.

Veröffentlicht am 13.03.2017

Gnade zu zeigen erfordert mehr Kraft als Rache zu üben. Das eine bekämpft einen Drang, bei Letzterem gibt man diesem nach

Die Herren der Unterwelt 12: Schwarze Pein
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Meinung:

Baden ist nicht die Bestie, die ihn jeden Tag um seine Selbstbeherrschung ringen lässt, sondern ein eigenständiges Wesen. Baden ist ein seiner Freiheit sehr eingeschränkt, denn aufgrund Hades ...

Meinung:

Baden ist nicht die Bestie, die ihn jeden Tag um seine Selbstbeherrschung ringen lässt, sondern ein eigenständiges Wesen. Baden ist ein seiner Freiheit sehr eingeschränkt, denn aufgrund Hades Armreife, ist Baden an diesen gebunden, Hades Wunsch ist sein Wille und dieser wird notfalls unter Zwang des eigenen Körpers ausgeführt.

Katarinas Mutter hat ihr immer wieder zu verstehen gegeben, dass ein Mensch ohne Kraft ein Niemand sei. Ein Umstand der sie besonders hart trifft, als Baden ihr einen Mangel dieser zum Vorwurf macht. Sie ist eine augenscheinlich gewöhnliche Menschenfrau, die in seiner übernatürlichen Welt keine Überlebenschance hätte, wäre sie auf sich alleine gestellt. Dabei stellt sich schnell heraus, dass Kraft nicht ausschließlich Muskelmasse bedarf, sondern das ein starker Charakter ebenso kraftvoll sein kann.

>>Nie hatte ich mehr Grund aufzugeben, und noch nie wollte ich so sehr leben.<< Ihr zog sich die Brust zusammen. Wegen ihres Schmerzes, ja, aber es schmerzte sie auch für ihn. >>Dieses Von-der-Seele-Reden ist leichter, als ich erwartet habe<<, bemerkte er.

Hades Handlungsgründe habe ich immer wieder hinterfragt. Die Aufgaben, die er Baden und Pandora stellt, grenzen an Irrsinn. Unschuldige sollen ihr Leben lassen, ein Krieg verhindert werden und dennoch scheinen die Aufgaben andere Fronten zu verhärten. Welchen Plan verfolgt Hades mit seinen Schützlingen, die durch seine Armreife unweigerlich an ihn gebunden sind und sich seinem Willen fügen müssen? Ist er Freund oder Feind? Der Mann ist wahnsinnig, aber zugegebenermaßen, dieser Wahnsinn hat Methode.

>>Du kannst nicht einfach deine körperliche Überlegenheit benutzen, um deinen Willen durchzusetzen<<, protestiere sie seufzend. >>Ich denke, soeben habe ich das Gegenteil bewiesen.<<

Baden ist einer von vielen Kriegern, die eine Bürde tragen, welche sie als Privileg betrachten. Es wiederstrebt ihnen, diese Last zu teilen, sei es auch nur emotional. Dabei ist diese Art von Alleingang ein großes Risiko, da es nur eine Frage der Zeit ist, ehe die Last einen erdrückt und man nicht mehr dazu in der Lage ist, einen Kampf alleine zu bestehen.

Schlimme Dinge geschehen, weil schlechte Entscheidungen getroffen werden. Wer mit dem Schlimmsten rechnet, wird auch nur diese wahrnehmen. Entscheidungen werden auf dieser Grundlage getroffen, sodass sich ein angeblicher Fluch, zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung entwickelt. Der Krieg zwischen Hades und Luzifer steht unmittelbar bevor und beide Seiten sind bereit, jegliche Geschütze aufzufahren, um diesen Kampf für sich zu gewinnen, dabei lässt nicht jeder Schachzug erkennen, wie viel Macht einer Seite dadurch zu Gute kommt.

>>Hab ich schon mal erwähnt, dass du echt lahm bist? Frauen lieben Romantik, und du, mein Freund, bist offensichtlich romantorektisch.<<

Baden betrachtet seine unfreiwillige zweite Persönlichkeit als Parasit, der Einfluss auf seine Gefühle und Emotionen nehmen kann. Er hat zugelassen, dass seine Hoffnungen, sein Herz und seine fürsorgliche Seite, durch dieses Wesen erstickt werden. Rina hingegen erkennt nach einiger Zeit, dass die beiden als Einheit fungieren, die - mit dem richtigen Ziel vor Augen - zu unglaublichem fähig sind.

Angst beraubt uns so vieler Dinge, verhindert schöne Erfahrungen und lässt die Vergangenheit in den Vordergrund treten, sodass eine längst vergangene Zeit Einfluss auf unsere gegenwärtigen Handlungen nimmt. Gillian weiß nicht wohin mit ihren Gefühlen. Sie möchte leben und sich dennoch nicht binden, denn eine Bindung der Art die sie retten könnte, bringt Verpflichtungen mit sich, die sie aufgrund gegenwärtiger Erinnerungen nicht erfüllen kann. Mit der Zeit im Nacken, muss Gillian eine Entscheidung treffen, der sie kaum Bedenkzeit geben konnte. Eine Entscheidung, die durch Angst geleitet war und sie nun mit Reue erfüllt.

>>Wenn eine Frau sagt: ,Geh ruhig, viel Spaß', geh nicht und hab keinen Spaß. Sofort Mission abbrechen!<<

Katarina ist hier wirklich nicht zu beneiden. Stück für Stück hat man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen bis sie vollends den Halt verloren hat. Der letzte verbliebene Teil Familie fällt ihr in den Rücken oder wird von Aleksander ausgelöscht. Den Schmerz den sie empfunden hat möchte ich gar nicht nachempfinden können. Umgeben von Baden und seinen Freunden wird Rina ihre Machtlosigkeit immer wieder vor Augen geführt, dabei liegt ihre Stärke in Mut und Durchhaltevermögen, sowie Nächstenliebe. Erst sie ermöglicht es Baden, beide Teile in ihm zu vereinen. Sie begegnet ihm auf einer Ebene, die oberflächlich betrachtet, Lichtjahre voneinander entfernt sind, doch ebenso wie Baden hat auch Rina mit Selbsthass und Zweifeln zu kämpfen. Sie hingegen rafft sich von alleine wieder auf, ebenso wie sie den Mut aufbringt auch für "Zerbaden" stark zu sein.

Als "gewöhnliche" Menschenfrau ist es letztendlich Rina, die uns vor Augen führt, was es bedeutet sich für andere einzusetzen und Entschlüsse mit Feuereifer durchzuziehen. In ihrer natürlichen Form ist sie körperlich unterlegen, mit ihrem Mut, ihren Willen durchzusetzen und ihre Freiheit zu verteidigen, ist sie letzten Endes der Schlüssel zur Lösung.

Charaktere:

Baden trägt einen Dämon in sich, der ihn zu einer tickenden Zeitbombe macht. Hinzukommend mit einem Jahrhunderte zurückliegenden Kampf, welcher in ihm seinen größten Verlust und seine tiefste Reue gleichzeitig verwurzeln, scheint ein fürsorglicher Mann, der alles für Freunde und Familie geben würde, von seinen aufgezwungenen Instinkten überlagert zu werden. Sein eigener Verstand, ist oft sein härtester Gegner. Er ist ein Teil von ihm, den er bändigen und mit sich vereinen muss um seinen neuen Lebensinhalt zu schützen.

Schreibstil:

In dieser übernatürlichen und fantasievollen Geschichte, gibt uns Gena Showalter eine wichtige Erkenntnis mit auf den Weg: Gnade zu zeigen erfordert mehr Kraft als Rache zu üben. Das eine bekämpft einen Drang, bei Letzterem gibt man diesem nach.

Was mich an Rina so begeistert hat, ist ihre Zuversicht in ihr Können und ihre Stärke. Die Verluste, die sie erlitten hat, haben zwar Zweifel hervorgerufen, allerdings überdauern diese nur ihre Trauerphase, was in meinen Augen eine natürliche und auch verständliche Reaktion ist. Sie selbst ist sich dieser Tribute gar nicht bewusst, zeigt sie uns jedoch in jeder ihrer Handlungen.

Interessant fand ich zu beobachten, wie Rina mit Baden verfährt und ihre Versuche, diesen zu "erziehen". Bei ihren Hunden hat die junge Frau da ein leichteres Spiel, doch auch der Erfolg bei "Zerbadung" lässt nicht lange auf sich warten. Ein Wesenszug, hat unsere Protagonistin für mich sofort herzlich erscheinen lassen, sie liebt ihre Hunde als Familienmitglieder und ist bereit alles zu geben um diese zu schützen. Mit diesem Verantwortungsbewusstsein, hat sie auch von anderen Charakteren Anerkennung erfahren, denn sie weiß darüber hinaus, diese selbst erworbenen Fähigkeiten auch in anderen Situationen anzuwenden. Mit ihrer Liebe und Hingabe hat sie neben Baden und Zerstörung noch zwei weitere Herzen erobert - und nein, wir haben hier nicht den Fall einer Dreiecksbeziehung - vielmehr ist es das gute Herz eines Menschen, die eine Gruppe hinter sich versammelt, die selbst Hades ins Staunen versetzt.

Die Perspektiv-Wechsel haben mir sehr gut gefallen. Während wir Badens Dämon anfangs nur als Auswirkung auf ihn erkennen konnten, so wird er im Verlaufe der Geschichte immer eigenständiger. Je mehr Zerstörung anhand Flashbacks über sich Preis gibt, desto mehr trennen sich Baden und Zerstörung als Einheit voneinander, die letzten Endes zusammen finden, da sie das gleiche Ziel verfolgen.

Auch die Einleitungen in die einzelnen Kapitel waren sehr gut gewählt. Wir lernen hier einige "Dämonen" kennen, die mit ihrem Zitat Dinge ansprechen, die einen guten Funken Wahrheit enthalten.

Eine spannende Geschichte und eine Reihe die ich definitiv weiter verfolgen werde. Der Kampf zwischen Luzifer und Hades steht unmittelbar bevor. Wer wird gewinnen und wer hat vielleicht ein Ass im Ärmel, mit dem niemand rechnet?

Veröffentlicht am 13.03.2017

Worte, die das Herz wärmen, wenn die Seele vor Schmerz schreit

Bourbon Kings
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Meinung:

Die Geschwister Lane, Edward, Gin und Max haben jeden Luxus, den man mit Geld bezahlen kann. Geht es allerdings um elterliche Fürsorge und Liebe, könnten sie nicht ärmer sein und gerade letzteres ...

Meinung:

Die Geschwister Lane, Edward, Gin und Max haben jeden Luxus, den man mit Geld bezahlen kann. Geht es allerdings um elterliche Fürsorge und Liebe, könnten sie nicht ärmer sein und gerade letzteres ist wohl das kostbarste, was man besitzen kann. Die eigene Mutter flüchtet in ihre ganz eigene Welt und der Vater missbraucht seine drei Söhne und seine Tochter nicht nur als Ziel seiner Gewaltausbrüche, sondern scheut anscheinend auch nicht davor zurück, diese an den Höchstbietenden zu verkaufen um das Familien-Imperium über Wasser zu halten.

Damals hatte sie keine Ahnung gehabt, was sie mit Lane vorhatte oder warum es sie so berührte, dass er litt. Sie wusste nur, dass der oberflächliche Playboy, den sie als Elite-Schnösel abgeschrieben hatte, ein Mensch geworden war und sein Schmerz ihr etwas bedeutete.

William Baldwine ist ein skrupelloser Mann, der mir allein mit seiner Anwesenheit Schauer über den Rücken gejagt hat. Dabei ist er nicht einmal cholerisch, vielmehr ist es seine verbissene und zurückhaltende, dabei aber überhebliche und selbstsichere Art, die mir stellenweise das Blut in den Adern hat gefrieren lassen. Wie kann ein Mann nur solch einen Hass, denn Groll kann man hier schon gar nicht mehr sagen, gegen seine Kinder hegen? Eine Auseinandersetzung zwischen Lane und seinem Vater hat in mir einen Verdacht geweckt, ob sich dieser bestätigt, wird sich aber wohl erst im weiteren Verlauf herauskristallisieren.

Gin ist eine äußerliche gefasste und starke Persönlichkeit, der hier auf vielen Ebenen übel mitgespielt wird. Nicht selten habe ich mich gefragt, warum sie ihr eigenes Glück, hinter ihren Wunsch nach Luxus stellt. Langezeit war es für mich unbegreiflich, im Nachhinein kann ich sie jedoch sehr gut verstehen. Geld und Reichtum sind Oberflächlichkeiten, doch für Gin waren sie jahrelang eine Flucht vor ihren eigenen Gefühlen. Neben ihren Geschwistern hat sie nie Zusammenhalt oder elterliche Liebe erfahren. In Geld zu schwimmen und Reißaus zu nehmen, wann immer es sie danach verlangt hat, war ihr Weg mit dieser emotionalen Leere klar zu kommen. Samuel T. - der Anwalt der Familie - bietet ihr hier zwar scheinbar einen Ausweg aus ihrem Dilemma, doch wer wagt es schon, von jetzt auf gleich einen Schutz vollkommen aufzugeben, der einen Jahrzehnte lang ein Rettungsring war, zumal Samuel ebenso wie Gin selbst, für sein sprunghaftes Verhalten bekannt ist?

>>Ich rate dir, dass der Weg des geringsten Widerstandes für deine geistige Gesundheit der beste ist.<<

Edward ist ein gebrochener Mann, der seinen Unmut offen nach außen trägt. Dennoch habe ich ihn in kurzer Zeit lieb gewonnen, denn immer wieder bricht etwas von seiner Fassade und man erhält einen kleinen Einblick auf den fürsorglichen Mann, der sich schon damals für seine Geschwister geopfert hat. Der Zusammenhalt von Edward, Lane und Gin ist schön mit anzusehen, auch wenn er sich eher auf unkonventionelle Weise zeigt.
Max ist der dritte Bruder. Von ihm erfahren wir hier wenig, die Andeutungen lassen vermuten, dass damals etwas vorgefallen ist, was ihn von seinen anderen Geschwistern entfremdet hat. Ob das stimmt oder was wirklich vorgefallen ist, wird hier jedoch noch nicht aufgeklärt.

Lane wird nach seiner Rückkehr nach Easterly nicht verschont. Er wird mit jeder Hürde konfrontiert, rückt letztendlich noch ins Visier der Polizei und wer glaubt, dass das der Höhepunkt ist, merkt zum Ende des ersten Bandes, dass dies erst ein kleiner Vorgeschmack ist. Mit Chantal hat er sich ein Laster ans Bein gebunden, welches ihn immer weiter unter Wasser zieht. Die Frau legt eine Dreistigkeit an den Tag, dass ich kurz davor war aus der Haut zu fahren. Ihr Plan ihren Wohlstand zu halten, weißt einige Lücken auf, gibt allerdings noch keinen Aufschluss, wie groß ihr Anteil an dem ist, was nach und nach an die Oberfläche gelangt. Die Gier der jungen Frau hat sie schon einige Register ziehen lassen und diese fordern letztendlich größere Opfer als sie es wohl selbst erwartet hätte. Letzten Endes stellt sich mir die Frage, stehen wir hier vor einem großen Rätsel, dass sich an mehreren Stellen Stück für Stück offenbart oder warten auf unsere Protagonisten gleich mehrere Probleme, wobei das Wort "Probleme" hier eine gewaltige Untertreibung zu sein scheint.

>>Miss Aurora, nicht nur mein Körper hat sich verändert.<< >>Das liegt in deinen Händen, Junge. Es ist deine Entscheidung, ob du untergehst oder schwimmst nach dem, was geschehen ist. Wirst du ertrinken? Das wäre ziemlich dumm, jetzt, wo du wieder auf festem Land bist.<<

Miss Aurora ist ein echter Schatz und eine Frau, die mich ganz besonders beeindruckt hat. Wie man anhand mancher Dialoge herausliest, hat sie selber eine schwere Bürde zu tragen und auch ihr Leben war lange Zeit nicht das, was es jetzt ist. Doch egal wie es um sie steht und was sie auch für Ungerechtigkeit erlebt hat, sie steht ihren Kindern - Lane, Edward & Gin - immer zur Seite. Ihre Worte sind machtvoll und bedeutsam, sie schenken Kraft in einer Situation die danach schreit alles hinzuwerfen und wärmen das Herz, wo die Seele vor Schmerz schreit. Sie ist der beste Beweis dafür, dass man nicht reich ist, wenn man ein Bankkonto im mindestens 7-stelligen Bereich vorweisen kann, sondern wenn man Hoffnung und Trost spendet, die ein blutendes Herz wieder heilen lassen. Auch deshalb ist der Kontrast, zwischen der dunkelhäutigen Miss Aurora, die mit ihrem Lohn gerade über die Runden kommt und den mit Reichtum verwöhnten Baldwine-Geschwistern ein besonderes Highlight in dieser Geschichte.

Charaktere:

Die Gefühle für Lane waren immer ein Kampf für Lizzie. Sie hat schon damals nach etwas Schlechtem an ihm gesucht und Gefunden, weil sie ihr Herz schützen wollte, ebenso wir ihre Eigenständigkeit und auch jetzt verurteilt sie ihn wieder, aufgrund der Angst, die damaligen Ereignissen würden sich wiederholen, bis sich dies zu bestätigen scheint.

Edward ist in William Baldwines Augen ein Konkurrent, den er nicht feuern kann. Damals wie heute steht er im Fokus der Wut seines Vaters, doch mit der Zeit haben sich die Maßnahmen drastisch verändert. Niemand hätte vermutet, wie weit William wirklich gehen würde, doch eine Vermutung Edwards hat in vorausschauend handeln lassen, denn er hat sich über Jahre hinweg immer ein Hintertürchen offen gehalten, welches seinem Vater zum Verhängnis werden könnte.

Gin lebt in einer Welt voller Berechnung. Geschäftsleute, Bekannte, Männer und sogar ihre eigene Familie, tragen Masken die dunkle Geheimnisse verbergen. Schon von klein auf hat sie lernen müssen, dass sie Männern nicht trauen kann. Auch sie hat ein Pokerface, durch das viele an ihren Worten zweifeln, selbst dann, wenn sie von Herzen kommen und voller Ehrlichkeit stecken. Ihre Fassade fallen zu lassen und ihre Gefühle zu offenbaren hat sie einige Überwindung gekostet und wurde mit Füßen getreten, dabei ist das noch nicht mal ihr größtes Geheimnis vor dem Familienanwalt Samuel T.

Schreibstil:

Den Schreibstil von J.R. Ward habe ich bereits mit der "Black Dagger"-Reihe kennen und lieben gelernt. Auch in einer Welt ohne Fantasy geprägten Rahmen, führt uns die Autorin wieder in eine aufregende Welt voller Intrigen und Geheimnissen, die uns als Leser in Atem hält und dabei mit besonderen Charakteren beeindruckt, ebenso wie mit emotionalen Spannungsbögen.

Was mir besonders an der Ausarbeitung ihrer Bücher gefällt, ist, dass wir hier eine große Geschichte haben, bei der nicht nur die Protagonisten Lizzie und Lane im Vordergrund stehen. Ebenso Edwards und Gins Geschichte ist präsent und wird hier Platz eingeräumt. In diesem Buch erstrecken sich drei Einheiten, die mich allesamt in Atem gehalten haben.

Gin ist eine Frau mit der man gewiss nicht leicht auskommt. Sie ist kühl und reserviert, verdrängt die Erinnerungen und tritt trotz des Wissens um die Auswirkung in die Fußstapfen ihrer Mutter. Auf ihre emotionale Seite erhalten wir als Leser sozusagen das exklusiv Recht, denn während wir in ihre Gedanken eintauchen können, ist dies ihren Mitmenschen nicht vergönnt. In einer Situation an der sie eine starke Schulter braucht, an der sie sich anlehnen kann, wird ihr noch der Boden unter den Füßen weggezogen.

Die Bourbon Company bildet den Kern der Geschichte, um die sich letztendlich alles dreht und wendet. Ein Geheimnis, dass unvorstellbare Ausmaße annimmt, die Informationen die ans Tageslicht kommen sind erschreckend, doch anscheinend nur ein Tropfen der Erkenntnis im Vergleich zur Fülle des Ozeans. Immer wenn ich geglaubt habe, wir kommen der Lösung ein gutes Stück näher, offenbart sich eine neue Komponente, die meine vorherigen Überlegungen gesprengt haben. Die gesponnenen Intrigen werden zum Verhängnis und die Erlösung einer Familie führt zu einem neuen Wettlauf mit der Zeit.

Dunkle Geheimnisse, ein nahender Skandal um das Imperium und mitten drin eine Familie, die sich - gezeichnet von der Vergangenheit - gegen ihre eigenen Dämonen behaupten muss um gemeinsam kämpfen zu können.