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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2018

Egal, was du bist oder woher du kommst, Hauptsache, du bist mein Freund!

Zarah und Zottel - Ein Pony auf vier Pfoten
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Das 64-seitige Kinderbuch „Zarah & Zottel. Ein Pony auf vier Pfoten“ ist der erste Band aus der Kinderbuchreihe „Zarah & Zottel“ von Illustrator und Autor Jan Birck. Erschienen ist es 2017 bei FISCHER ...

Das 64-seitige Kinderbuch „Zarah & Zottel. Ein Pony auf vier Pfoten“ ist der erste Band aus der Kinderbuchreihe „Zarah & Zottel“ von Illustrator und Autor Jan Birck. Erschienen ist es 2017 bei FISCHER Sauerländer.
Zarah und ihre Mutter sind neu in der Stadt. Doch während Mama mit Umzug und Arbeit vollauf beschäftigt ist, sucht Zarah vergeblich einen Freund: Niemand möchte sie dabeihaben. So beschließt sie, sich ein Pony als Freund zu suchen. Die Voraussetzung: Es muss in den Aufzug passen. Doch das ist gar nicht so einfach …
Das schwierige Thema Freundschaft – welches Kind fühlt sich nicht immer wieder mal einsam oder ausgestoßen? In seinem Buch transportiert Birck auf lustige, kindgerechte und pfiffige Weise zwei Botschaften: Ja, es ist möglich, Freund/innen zu finden, doch manchmal muss man dazu auch Eigeninitiative ergreifen. Und: Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Bircks Sprache ist einfach, die Sätze sind kurz und auf den einzelnen Seiten dominieren die Bilder, sodass sich das Buch nicht nur zum Vorlesen, sondern vor allem auch zum ersten Selberlesen eignet. Empfohlen ist das Buch für Kinder ab fünf Jahren, was sprachlich auch zutreffend sein dürfte. Doch da das Thema eigentlich alle Altersstufen betrifft und die Textgestaltung einfach ist, eignet es sich auch für Kinder der ersten Klasse als erste Lektüre oder für Zweitklässler/innen, um ihnen das Lesen schmackhaft zu machen, ohne sie zu überfordern. Gut ankommen und durchaus für Kinder verständlich sein dürften die Wortspielereien, die der Autor immer wieder einstreut, wenn er z.B. Zarah den Weg zum „Bäcker Ganz (…) nicht ganz, sondern nur fast ganz“ gehen lässt.
Die Bilder sind durchweg kindgemäß, aber dennoch künstlerisch mit symbolischen Anteilen, mischt der Illustrator doch farbenfrohe, blasse und Schwarzweiß-Anteile miteinander, um das Augenmerk auf Wichtiges zu lenken. Außerdem enthalten sie zahlreiche Details, was zum Innehalten, Betrachten und Entdecken einlädt. Kombinationen von Text und Bild bieten auch bei der Bildbetrachtung einen Leseanreiz und erinnern an Comics.
Insgesamt handelt es sich hier um ein Buch, das Ernsthaftigkeit und Humor gekonnt miteinander kombiniert sowie Kindern Kraft und Freude an Büchern schenken kann. Ich habe es sehr gern gelesen und angeschaut und werde es auch einmal bei passender Gelegenheit im Unterricht einsetzen. Für Leseanfänger ist es optimal geeignet und empfohlen.

Veröffentlicht am 29.09.2018

Frauenschicksal in bewegten Zeiten

Mit einem Mann möcht ich nicht tauschen
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Das biographische Werk „Mit einem Mann möcht ich nicht tauschen. Ein Zeitgemälde in Tagebüchern und Briefen der Marie Bruns-Bode (1885 – 1952)“, herausgegeben von Rainer Noltenius, erschien im September ...

Das biographische Werk „Mit einem Mann möcht ich nicht tauschen. Ein Zeitgemälde in Tagebüchern und Briefen der Marie Bruns-Bode (1885 – 1952)“, herausgegeben von Rainer Noltenius, erschien im September 2018 im Gebr. Mann-Verlag und umfasst 328 Seiten.
Der Name Bode dürfte kulturell Interessierten vor allem durch das Bode-Museum in Berlin bekannt sein. In diesem Buch wird das Leben des Bildungsbürgertums vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts anhand einer Auswahl von Tagebuchaufzeichnungen und Briefen von Wilhelm Bodes Tochter Marie aufgezeichnet. Der Herausgeber selbst entstammt ebenfalls dieser Familie und ist ein Enkel Marie Bruns-Bodes.
Im Zentrum dieses Buches stehen, wie schon erwähnt, Tagebücher und Briefe, die einen Einblick in den Alltag dieser Familie geben. Gerahmt werden diese von einer „Bilderreise durch Marie Bruns-Bodes Leben“ und einem umfangreichen Nachwort mit Erläuterungen, biografischen Angaben der gesamten Familie, Quellenangaben sowie einem Personen- und Institutionenregister.
Im Nachwort erfährt der interessierte Leser Wissenswertes über die Bedeutung von Tagbüchern und Briefen in vergangenen Zeiten sowie das Leben in der Kaiserzeit, der Weimarer Republik und dem Dritten Reich, sodass man über das Leben und die Familie dieser Frau hinaus noch interessante Fakten über das Bürgertum dieser Epoche erfährt.
Neben der oben erwähnten Familie tauchen auch andere bekannte Namen auf, so z.B. die Familie von Weizsäcker, zu der verwandtschaftliche Beziehungen bestanden, die Kaiserfamilie, deren jüngste Tochter von Marie Bode unterrichtet wurde, oder Sauerbruch – ein Zeichen, wie eng doch die Beziehungen in der damaligen Zeit innerhalb des Bildungsbürgertums waren. Auch kann man anhand dieses Buches nachvollziehen, wie sich die Rolle der Frau in diesen Jahren verändert hat: Am Ende des 19. Jahrhunderts war es selbst – oder gerade – in gebildeten Schichten noch unüblich, den Mädchen eine höhere Bildung zwecks Broterwerb angedeihen zu lassen. Dieses bedeutete allerdings nicht, dass diese Frauen dumm oder ungebildet waren und sich nicht zu beschäftigen wussten, wie das Beispiel Marie Bruns-Bode eindrücklich zeigt. Die Eltern Bruns-Bode machten sich bei der Erziehung ihrer Töchter schon völlig andere Gedanken.
Obwohl die Aufzeichnungen teils schon über 100 Jahre alt sind, waren sie sehr flüssig zu lesen und boten nicht zuletzt auch einen guten Einblick in die Schriftkultur jeder Jahre.
Zahlreiche Zeichnungen und Bilddokumente illustrieren das Gelesene, führen es dem Betrachter vor Augen und machen Lust, das Buch immer wieder in die Hand zu nehmen.
Insgesamt handelt es sich bei diesem Buch sicher um kein Werk, das eine breite Leserschaft erreichen wird – dieses ist gewiss auch nicht intendiert. Denjenigen aber, die sich für Zeitgeschichte, Kultur und nicht zuletzt auch das Frauenleben dieser Epoche interessieren, wird es einige interessante Lesestunden bereiten. Mir jedenfalls ging es so, weshalb ich dieses Buch allen Interessierten empfehlen möchte.

Veröffentlicht am 26.09.2018

Das Glück fällt dir nicht in den Schoß - du kannst und musst dafür arbeiten.

Das Glück wohnt im Kopf
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Christine Wunschs Ratgeber „Das Glück wohnt im Kopf. DAS Trainingsbuch für mehr Glücksmomente im Alltag“ ist 2018 im Athesia-Verlag erschienen und umfasst 192 Seiten.

Das Buch stellt, wie der Titel schon ...

Christine Wunschs Ratgeber „Das Glück wohnt im Kopf. DAS Trainingsbuch für mehr Glücksmomente im Alltag“ ist 2018 im Athesia-Verlag erschienen und umfasst 192 Seiten.

Das Buch stellt, wie der Titel schon sagt, ein Training vor, mit Hilfe dessen es gelingen soll, sein Leben aktiv so umzugestalten, dass es eine/n glücklich(er) und erfüllt(er) macht. Dazu gibt die Autorin den Lesern neben fundiertem Fach- und Sachwissen über die Glücks- und Hirnforschung ein 30 Tage-Training mit verschiedenen Aufgaben und Übungen an die Hand, mit Hilfe dessen ebendieses Ziel greifbar nahe rückt.

Dem einleitenden Kapitel, in dem sich Wunsch damit auseinandersetzt, was Glücklichsein überhaupt bedeutet, was man von dem Buch erwarten kann und was nicht, folgen als Herzstück des Werkes 15 Lektionen mit gleichbleibendem Aufbau. Diese sollen die Leser im Zweitagesrhythmus durcharbeiten. Das Buch schließt mit einem Epilog, der das Erarbeitete noch einmal abschließend zusammenfasst, gefolgt von einer Danksagung und einer Literaturliste, anhand derer sich der interessierte Leser tiefer ins Thema einarbeiten kann. Im Anhang findet sich zudem ein „Dankbarkeitstagebuch“, das sich auf die Lektion vom elften und zwölften Tag bezieht.

Die einzelnen Lektionen folgen immer dem gleichen Aufbau, der das Lesen gleichsam zu einem Ritual werden lässt: Nach einer Doppelseite mit thematisch passendem Bild und Zitat erhält der Leser einen Input, in dem wissenschaftlich untermauert und mit Zitaten gespickt das jeweilige Thema der Lektion dargestellt und erarbeitet wird. Im Anschluss daran wird der Inhalt noch einmal unter „KURZ UND KNAPP“ zusammengefasst, gefolgt von der Einladung zu verschiedenen themenbezogenen Übungen und den Aufgaben „für heute und morgen“. Das Themenspektrum der einzelnen Einheiten ist breit gefächert: Es reicht von der Frage nach Geld und Familie über positives Denken, das Ausbrechen aus alten Denkmustern, Gebet und Meditation, Dankbarkeit bis hin zum Setzen eigener Ziele im Leben. Dabei wird in den späteren Kapiteln auch immer wieder Rückbezug auf vorangegangene genommen, was wiederum zeigt, wie sehr alles miteinander verzahnt ist.

Der Grundtenor des Buches ist, dass es glücklichen „Menschen gelingt (…), das Beste aus ihrem Leben herauszuholen.“ (S. 11) Es geht also nicht darum, dass überall nur eitel Freude und Sonnenschein herrschen. Auch unser Umfeld und die Welt können wir nur bedingt verändern. Genau das Gegenteil ist der Fall: Wir müssen unsere Leben mit Sinn füllen und aktiv an unserem Glücklichsein arbeiten, um ein erfülltes und glückliches Leben zu führen. Es geht also eher um eine positive Grundstimmung, und insbesondere Forschungen der letzten Jahre zeigen, dass wir als Menschen fähig und berufen sind, diese aktiv mitzugestalten.

Neben Bezügen zur Hirnforschung, unternimmt die Autorin auch immer wieder Ausflüge in andere Wissenschaften, wie z.B. Psychologie, Medizin, Philosophie und Religion, was das Buch zu einer wahren Fundgrube für Impulse und Denkanstöße werden lässt. Für jede/n dürfte also etwas Passendes zu finden sein.

Die Übungen und Aufgaben am Ende einer jeden Lektion ermöglichen es dem Leser, das Erfahrene ganz praktisch im Alltag umzusetzen, sie sind manchmal leichter, manchmal schwieriger, aber auf jeden Fall langfristig und nachhaltig.

Anhand der sich am Ende der Kapitel befindenden Zusammenfassungen kann sich der Leser bei Bedarf noch einmal informieren und schnell orientieren, sodass man das Buch bestimmt immer wieder gerne zur Hand nimmt und bei eventuellen Fragen nachschaut. Das macht das Buch im Idealfall zu einem immerwährenden Begleiter.

Christine Wunsch gebraucht eine geläufige, verständliche Sprache, auf Fachausdrücke verzichtet sie, weshalb sich das Buch flüssig lesen lässt und sich der Leser auf das Wesentliche, nämlich die Arbeit an seinem Glücklichsein, konzentrieren kann. Sie spricht die Adressaten direkt in der Du-Form an, was gleich zu Beginn eine vertraute Atmosphäre schafft, eventuell aber auch nicht jedermanns Geschmack ist. Man muss sich auf diesen Stil eben einlassen können. Weiter trägt zu dieser Vertrautheit bei, dass sie in der Regel ihre Anregungen und Aufgaben als Angebot formuliert („du darfst“); dieses gibt dem Leser das Gefühl, ein autonomer, ebenbürtiger Mensch zu sein – und als dieser angesehen zu werden.

Das Buch kommt mit einem professionellen Design und qualitativ hochwertiger Ausstattung daher. Selbst nach ausgiebigem Durcharbeiten sieht das Buch von außen noch aus wie neu. Schon beim Ansehen des orangefarbenen Covers breitet sich im Betrachter ein Glücksgefühl aus. Die Bilder und die immer wiederkehrenden bunten Farben versprühen ebenfalls ein Wohlgefühl und Freude, ohne dabei überladen zu wirken, und machen einfach Lust, das Buch immer wieder in die Hand zu nehmen.

Insgesamt handelt es sich bei Christine Wunschs „Das Glück wohnt im Kopf“ um ein sehr lesenswertes Trainings- und Ratgeberbuch, das sicher nicht alle Probleme des unglücklichen Menschen lösen kann, das aber auf jeden Fall viele Anregungen und Impulse zu einem glücklicheren und erfüllteren Alltag geben kann. Ich selber hatte beim Lesen nicht nur mich selbst, sondern auch immer wieder Menschen aus meinem Umfeld vor Augen, von denen ich dachte: „Oh ja, das sollten sie mal lesen.“ Und auch wenn ich schon vieles von dem, was im Buch geschrieben steht, kenne und wusste, tut es doch gut, immer mal wieder darauf hingewiesen zu werden. Nicht umsonst beginnt die Verfasserin ihren Epilog mit einem Goethezitat: „Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.“ (S. 165)

Veröffentlicht am 26.09.2018

Kleiner Mensch, hab Mut. Ich mache alles gut.

Hildegard von Bingen
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Die von Maria Regina Kaiser verfasste Romanbiografie „Hildegard von Bingen. Die mächtigste Frau des Mittelalters“ ist 2018 im Herder Verlag erschienen und umfasst 255 Seiten.

Die Autorin greift in ihrem ...

Die von Maria Regina Kaiser verfasste Romanbiografie „Hildegard von Bingen. Die mächtigste Frau des Mittelalters“ ist 2018 im Herder Verlag erschienen und umfasst 255 Seiten.

Die Autorin greift in ihrem Werk prägnante reale und fiktive Szenen aus Hildegard von Bingens Leben auf, verwebt sie zu einem einheitlichen Ganzen und kommt so Faszination und Geltung, die diese Nonne bis heute innehat, auf die Spur.

Gegliedert ist das Buch in ein „Vorspiel“, das ein Gespräch zwischen der Äbtissin Hildegard und ihrer Stellvertreterin Ida wiedergibt, in dem es um ein Interdikt geht, das über Hildegards Kloster verhängt wurde. Daran schließen sich drei „Bücher“ an, in denen Hildegards Leben mit ihrer Lehrerin Jutta von Sponheim, ihre eigene Tätigkeit als Magistra auf Disibodenberg und schließlich ihr Wirken als Äbtissin auf dem Rupertsberg beschrieben werden. Den Abschluss des Buches bilden historische Materialien und Grundlagen zur Biographie, eine Zeittafel, ein Register mit Personen und Orten, ein Glossar sowie Literaturangaben.

Als erstes fällt beim Lesen auf, dass ein anderes Bild von Hildegard von Bingen als das gängige gezeichnet wird. Ist Hildegard von Bingen heute in erster Linie als Kräuterfrau und Diätratgeberin bekannt, spielt dieser Aspekt hier nur eine nebengeordnete Rolle: Zwar tritt er als „Grünkraft“, was hier das Leben und Gottes Wirken auf Erden an sich umfasst, und in der Funktion Hildegards als Heilerin immer wieder auf, in der Mitte des Buches findet sich zudem eine Bildtafel mit Heilkräutern, jedoch nimmt die Verfasserin andere Aspekte des Hildegardschen Lebens in den Fokus:

Schon im einleitenden „Vorspiel“ wird Hildegard als selbstbewusste, willenstarke Frau dargestellt, die ihrem eigenen Weg folgt, sich sogar dem Willen der Obrigkeit widersetzt und entsprechend auch von ihren Mitstreiter/innen durchaus kritisch betrachtet wird. Dieses Motiv zieht sich durch den ganzen Roman, was allerdings ein sich Erinnern an die eigenen Grenzen und Unzulänglichkeiten durch Hildegard nicht ausschließt, wenn sie sich selbst immer wieder als „Asche und Moder“ oder „vergänglichen Staub“ beschreibt.

Dass Hildegards Visionen der Autorin sehr wichtig sind, kann man dem Einstieg in ihre Lebensgeschichte entnehmen, da hier gleich mit einer Vision, der Vorhersage des Todes des Onkels, begonnen wird. Diesen Visionen wird im ganzen Buch auch großer Raum eingeräumt, sogar das letzte Kapitel ihrer Lebensgeschichte endet mit einer: der ihres Todes.

Ein dritter Aspekt, der das ganze Buch begleitet, ist Hildegards Krankheit. Auch diese wird schon gleich zu Beginn beschrieben und taucht im Laufe der Lektüre immer wieder auf, besonders an prägnanten Stellen, in denen es um Hildegards Weiterentwicklung geht. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Krankheit, wie im Mittelalter durchaus verbreitet, als „Gottes Sprache“ verstanden wird: Immer dann, wenn Hildegard ein Problem gelöst hat, verbessert sich auch ihr gesundheitlicher Zustand. Im Anhang des Buches findet man hierzu auch nähere Ausführungen.

Eingeflochten in den Roman sind wiederholt historische Hintergründe, die es dem Leser erleichtern, das Gelesene zu verstehen und einzuordnen: So erfährt der Leser ganz im Nebenbei Wissenswertes über das Leben im mittelalterlichen Kloster, die Einstellung des Adels zum Klosterleben vs. Familienleben oder auch die Kreuzzüge. Hintergrundwissen, dass man nicht allgemein voraussetzen kann, wird im Anhang erläutert.

Kaisers Sprache ist flüssig und gut zu verstehen, hat jedoch auch den Anspruch, dem Thema und der Zeit zu genügen, indem ausgewählte und der damaligen Zeit angemessene Ausdrücke (z.B. Magistra, Matutin) verwendet werden.

Originalquellen entnommene Sequenzen sind kursiv gedruckt, was dem Lesenden einen noch authentischeren Eindruck von der historischen Hildegard und ihren Lebensumständen vermittelt. Selbiges vermögen zudem die recht zahlreichen Abbildungen, die das Werk illustrieren.

Insgesamt handelt es sich bei Maria Regina Kaisers Romanbiografie um eine sehr gelungene und leserfreundliche Darstellung des Lebens der Heiligen Hildegard von Bingen, die den Leser in eine lang zurückliegende Zeit entführt und daraus einen großen Teil seiner Faszination schöpft sowie Aspekte des Lebens dieser Heiligen ans Licht befördert, die ansonsten oft vernachlässigt werden. Dem Leser eröffnet sich damit ein neues Bild und weckt Lust, sich noch näher mit dem Leben dieser Heiligen zu beschäftigen.

Veröffentlicht am 26.09.2018

Lass nun ab von der Unruhe deines Herzens und gönne dir Ruhe.

Hildegards Schatzkiste
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„Hildegards Schatzkiste. Kräuterwissen, Rezepte und Heilsames für die Seele“ ist eine kleine, 144-seitige Anthologie mit Texten und Gedanken der Heiligen Hildegard von Bingen, herausgegeben von Maria Regina ...

„Hildegards Schatzkiste. Kräuterwissen, Rezepte und Heilsames für die Seele“ ist eine kleine, 144-seitige Anthologie mit Texten und Gedanken der Heiligen Hildegard von Bingen, herausgegeben von Maria Regina Kaiser und 2018 im Herder Verlag erschienen.

Nach einem kurzen Vorwort und einer Einführung in Hildegards Leben und Wirken begegnet der Leser Hildegards originalen Abhandlungen zu verschiedenen Lebensbereichen, z.B. „Mensch, Gott und Welt“ oder „Männer und Frauen“, darüber hinaus werden auch Ratschläge für „Pädagogen, Politiker, Manager und Eheleute“ gegeben. Natürlich fehlt auch nicht die Unterweisung in eine gesundheitsfördernde Lebensführung und Ernährung, abgerundet durch Rezepte, die so gewählt sind, dass man sie selbst leicht nachkochen kann. Ergänzt wird das Büchlein durch religiöse Lieder, Gebete und Gedanken sowie eine Literaturangabe. Die Herausgeberin führt, zum besseren Verständnis für den Leser, in knappen, verständlichen Worten in die einzelnen Kapitel ein.

Es ist faszinierend, Hildegards Ausführungen zu folgen: Erscheinen uns einige zunächst ein wenig altbacken und kindlich, zaubern uns sogar hier und da ein Lächeln auf die Lippen, obgleich sie im zwölften Jahrhundert den neusten Erkenntnissen entsprachen, zeugen andere von einer zeitlosen Aktualität und regen uns auch heute noch zum Nachdenken an. Dieses wiederum bezeugt, dass Maria Regina Kaiser die Texte mit Bedacht aufgewählt hat.

Ein Schmuckstück ist dieses kleine Werk zudem aufgrund seiner liebevollen Gestaltung und Farbgebung, die – genau wie Kaisers kürzlich erschienene Romanbiografie über Hildegard von Bingen – ganz von der „Grünkraft“ durchzogen ist und schon rein vom Äußeren her positiv stimmt.

Insgesamt ist dieses Buch eine lesenswerte und kurzweilige Einführung in Hildegards Denken und Wirken für diejenigen, die einmal in das Werk dieser großen Nonne „hineinschnuppern“ wollen, oder die auf der Suche nach einem originellen Büchergeschenk sind.