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EmilyE

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Tims ganz persönliche Tragödie

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
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Allgemeines
288 Seiten
32 Kapitel, abwechselnd erzählt in der dritten Person aus Duncans Sicht sowie in der Ich-Form aus Tims Sicht
Zusatzmaterial: Tipps von Mr. Simon, Ein Gespräch mit Elisabeth LaBan

Erster ...

Allgemeines
288 Seiten
32 Kapitel, abwechselnd erzählt in der dritten Person aus Duncans Sicht sowie in der Ich-Form aus Tims Sicht
Zusatzmaterial: Tipps von Mr. Simon, Ein Gespräch mit Elisabeth LaBan

Erster Satz
Als Duncan unter dem steinernen Torbogen hindurchging, der zu den Zimmern der ältesten Schüler führte, beschäftigten ihn zwei Dinge: welcher »Schatz« wohl für ihn hinterlegt worden war und sein Aufsatz zum Thema Tragödie.

Meine Meinung
Was für ein wundervolles Jugendbuch! Hier hat für mich einfach alles gestimmt. Tim und Duncan sind zwei sympathische Protagonisten, die man direkt ins Herz schließt. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht der beiden geschildert. Dabei berichtet Tim von Ereignissen in der Vergangenheit, während gleichzeitig die Handlung in der Gegenwart durch Duncan vorangetrieben wird. Gerade durch die Erzählung in der Ich-Form aus Tims Sicht kann man mit ihm in allen Situationen mitfiebern, mitleiden, sich mitfreuen… Seine Erzählungen haben mein Herz gewärmt, mich zum Schmunzeln gebracht, aber auch zum Weinen. Man taucht immer tiefer und tiefer in seine Geschichte und „lauscht“ völlig gefesselt seinen Erzählungen. Duncans Geschichte gerät dabei ab und zu etwas in den Hintergrund, da Tim als Albino und durch die Erzählung in der Ich-Perspektive einfach viel mehr im Vordergrund steht und auch im Gedächtnis bleibt. Trotzdem ist auch Duncans Geschichte fesselnd.

Von Anfang an ist klar, dass die Erzählung auf eine finale Tragödie hinausläuft, die von Tim und Duncan langsam und Stück für Stück enthüllt wird. Elizabeth LaBan gelingt es hier hervorragend, die Neugier des Lesers zu wecken und ihn auf dieses eine, alles entscheidende Ereignis hin fiebern zu lassen. Dabei ist es keine große, laute Geschichte, sondern eine kleine, leise und gefühlvolle Erzählung über die erste Liebe, ergriffene und verpasste Chancen, das Leben als Außenseiter und…die Tragödie an sich. Die gesamte Handlung nimmt immer wieder Bezug auf das literarische Thema der Tragödie, da dies auch das traditionelle Thema der Abschlussarbeit aller Schüler am Irving College ist (daher auch der passende englische Titel „The tragedy paper“). Der deutsche Titel ist daher auch als Zitat einer bekannten Tragödie entnommen – Shakespeares MacBeth. Und ausnahmsweise gefällt mir der deutsche Titel dieses Mal sogar besser als der englische, er passt einfach perfekt zu diesem Buch. Auf Grund des Themas der Tragödie eignet sich dieses Buch sicherlich auch sehr gut als Schullektüre als Ergänzung zu den bekannten, klassischen Tragödien wie z.B. von Shakespeare.

Ein weitere Pluspunkt des Buches: die Geschichte spielt an einem Internat - und wer liebt denn nicht seit dem ersten Hanni-und-Nanni-Buch Internatsgeschichten ? Das Irving-College wächst einem zusammen mit seinen Bewohner direkt ans Herz und am liebsten möchte man sofort auf dieses College wechseln – egal ob man 15, 35 oder 55 Jahre alt ist! Man merkt, dass die Autorin ihre Schulzeit im Internat sehr genossen hat.

Mit dem Ende des Buches wird vielleicht nicht jeder Leser zufrieden gestellt, aber ich finde es passt einfach perfekt. Mehr möchte ich hier auch gar nicht verraten. Lest es einfach selbst – ich kann es nur wärmstens empfehlen und freue mich, dass ich wieder mal dank eines Gewinns ein tolles Buch lesen durfte, was ich sonst vielleicht übersehen hätte.

Fazit
Ein wundervoller Jugendroman über das Leben als Außenseiter und die erste Liebe, welcher mich gepackt und nicht mehr losgelassen hat

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ruhiger, aber überzeugender Kriminalroman

Opfer
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„Opfer“ ist in vier Teile gegliedert, welche in insgesamt 40 Kapitel unterteilt sind. Jeder Teil und jedes Kapitel trägt einen Titel und ist nicht einfach nur durchnummeriert. Die Handlung verläuft auf ...

„Opfer“ ist in vier Teile gegliedert, welche in insgesamt 40 Kapitel unterteilt sind. Jeder Teil und jedes Kapitel trägt einen Titel und ist nicht einfach nur durchnummeriert. Die Handlung verläuft auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Zum einen begleitet man den Privatermittler Sean Ward im Jahr 2003 auf der Suche nach der Wahrheit - er versucht herauszufinden, was damals wirklich passiert ist. Zum anderen spielt die Handlung im „damals“, im Jahr 1983/1984. Man erlebt die Geschehnisse zu dieser Zeit hautnah mit und lernt Corinne sowie ihr Leben und Umfeld in Ernemouth kennen. Und das ist meistens alles andere als schön - was dort geschieht, lässt einen mitunter traurig, aufgewühlt und wütend zurück. Die Zeitebene wechselt von Kapitel zu Kapitel, was ich beim Lesen als sehr spannend empfunden habe. Die Kapitel enden oft mit einer neuen Enthüllung, einem neuen Puzzleteil im Fall Corinne. Dies bringt einen dazu immer weiterzulesen, weil man ja wissen möchte wie es weitergeht. Allgemein ist der Erzählstil allerdings recht ruhig, was meiner Meinung nach der Spannung jedoch keinen Abbruch tut. Die Handlung im Jahr 1983/1984 ähnelt eher einer Milieustudie von einer kleinen Stadt im England der 80er Jahr. Und trotz des Ritualmordes, um den sich alles dreht, ist der Krimi sehr unblutig geschrieben.

Auf Grund von sehr vielen verschiedenen beteiligten Personen und den zwei Zeitebenen, muss man beim Lesen jedoch auch sehr aufpassen, da einem sonst Zusammenhänge entgehen können oder man nicht mehr genau weiß, wie und wo eine Person von 2003 in der Vergangenheit eine Rolle gespielt hat.

Ich persönlich finde auch den deutschen Titel gut gewählt, obwohl ich es normalerweise nicht mag, wenn der englische Titel („Weirdo“) nicht übernommen wird. „Opfer“ trifft es in diesem Fall aber sehr gut – in diesem Buch gibt es nicht nur ein Opfer. Ganz im Gegenteil, mit jeder gelesenen Seite offenbart sich ein neues Opfer und irgendwie ist fast jeder, der im Buch auftaucht auch auf die eine oder andere Weise ein Opfer.

Fazit
Ein guter Kriminalroman, der einen mit der Handlung auf zwei Zeitebenen (damals und heute) in seinen Bann zieht, aber teilweise auch sehr bedrückend ist und einen traurig und wütend macht – 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Netter, ruhig erzählter Familienroman

Dornentöchter
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Nach der Trennung von ihrem Mann Jack und dem Tod ihrer Mutter Marguerite zieht Sadie mir ihrer vierzehnjährigen Tochter Betty in den Heimatort ihrer Mutter: Pencubitt, Tasmanien. Sie beziehen Poet’s Cottage, ...

Nach der Trennung von ihrem Mann Jack und dem Tod ihrer Mutter Marguerite zieht Sadie mir ihrer vierzehnjährigen Tochter Betty in den Heimatort ihrer Mutter: Pencubitt, Tasmanien. Sie beziehen Poet’s Cottage, das alte Haus von Marguerites Eltern Pearl und Maxwell, in dem Marguerite aufgewachsen ist. In einem kleinen Haus nebenan wohnt noch immer Thomasina, Marguerites ältere Schwester, zu der Sadie jedoch lange keinen Kontakt hatte. Sie will das Haus nicht mehr betreten, da es darin angeblich spukt. Pearl, eine Kinderbuchautorin wurde dort in den 30er Jahren grausam ermordet, der Mörder wurde nie gefunden. Sadie möchte nach alle dem persönlichen Pech ihre Wurzeln ergründen und plant ein Buch über ihre Großmutter. Behilflich könnte ihr dabei Birdie sein, eine alte Freundin von Pearl, die mit der „Netzespinnerin“ bereits ein Buch über Pearl geschrieben hat. Sie übergibt Sadie die Ur-Fassung des Manuskriptes, damit diese womöglich die Wahrheit über das Schicksal ihrer Großmutter herausfinden kann.
Das Buch spielt nun abwechselnd in der Gegenwart, wo es Sadies und Bettys Leben in Pencubitt und ihre Recherchen in der eigenen Familiengeschichte schildert, sowie in der Vergangenheit, wo es Pearls Lebens aus Birdies Sicht in den Kapiteln der „Netzespinnerin“ beschreibt. Dabei zeigt sich ein Bild einer anscheinend psychisch kranken Frau, die es ihrer Umgebung sehr schwer gemacht hat sie zu mögen - selbst ihrem Mann und ihren Freunden. Insbesondere der Wechsel dieser zwei Erzählebenen hat mir ausgesprochen gut gefallen. Das Leben in dem kleinen, abgeschiedenen Dorf wird auf beiden Zeitebenen sehr anschaulich geschildert. Am Ende des Buches klärt sich der Tod von Pearl auf – und zwar auf recht überraschende Weise. Auch die mysteriösen, anscheinend übersinnlichen Begebenheiten in der Geschichte werden logisch aufgelöst. Ebenfalls ein Punkt, der mir am Buch sehr gut gefallen hat, da ich nicht wirklich ein Liebhaber von Geistergeschichten bin. Wie schon in anderen Rezensionen geschildert wird man leider mit den Personen schwer warm und richtig Spannung kommt erst im letzten Drittel des Buches auf.

Fazit
Dornentöchter ist ein netter, ruhig erzählter Familienroman mit einer Prise Mystery und Krimi - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Vermutlich wird das Buch keinen allzu tiefen, dauerhaften Eindruck hinterlassen, aber trotzdem hat es mich eine Weile gut unterhalten und in den Bann der Netzespinnerin gezogen. Dafür gibt’s dann doch noch knappe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Leicht-lockerer Liebesroman

Wir in drei Worten
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Erster Satz
„Verdammter Mist, so ein Pech...“

Meine Meinung
Die Geschichte ist in der Ich-Form aus der Sicht von Rachel geschrieben. Rachel trennt sich nach dreizehn Beziehung von ihrem Verlobten Rhys ...

Erster Satz
„Verdammter Mist, so ein Pech...“

Meine Meinung
Die Geschichte ist in der Ich-Form aus der Sicht von Rachel geschrieben. Rachel trennt sich nach dreizehn Beziehung von ihrem Verlobten Rhys und zieht in vorübergehend in die Wohnung einer Bekannten. In ihrem neuen Singleleben immer an ihrer Seite sind ihre besten Freunde Mindy und Ivor (ebenfalls beide Single) und Caroline (glücklich verheiratet). In ihrem Beruf als Gerichtsreporterin einer lokalen Zeitung in Manchester wird sie unterstützt von Zoe sowie gefordert durch ihren Konkurrenten Gregg.

Die Geschichte wechselt zwischen Rachels aktuellem Leben und der Beschreibung ihrer Studentenzeit, die sie vor allem mit ihrem damals besten Freund Ben verbracht hat. Nach dem es 10 Jahre lang keinen Kontakt gab, trifft sie ihn plötzlich wieder. Er sieht immer noch blendend aus, ist ein erfolgreicher Anwalt und glücklich verheiratet…

Alles in allem hat mich „Wir in drei Worten“ gut unterhalten. Der Roman lässt sich flüssig lesen und auch wenn viele Wendungen und Geschehnisse relativ vorhersehbar und typisch für einen Frauen-Liebesroman sind, kann man das Buch kaum aus der Hand legen und möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Besonders viel Tiefgang hat der Roman nicht, aber das erwarte ich auch nicht unbedingt von einem Frauen-Liebesroman. Rachel kommentiert und beschreibt ihr Leben und alles was dazu gehört fast immer mit einem sarkastischen Spruch oder einer witzigen Metapher, welche einen des Öfteren zum Schmunzeln bringen. Die Charaktere sind allesamt liebevoll beschrieben und man liebt oder hasst sie gemeinsam mit Rachel.

Fazit
Wir in drei Worten ist ein wunderbar leicht-lockerer Liebesroman, den man am besten an einem regnerischen Herbsttag mit einer Tafel Schokolade auf der Couch genießt und am Ende mit einem „Hach, war das schön“ ins Regal stellt

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ruhiger und teils schwermütiger Krimi

Galgenmann
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„Galgenmann“ ist ein ruhiger Krimi, den ich eher noch in die Kategorie „Roman“ einordnen würde, als ihn wirklich als Krimi zu bezeichnen. Der eigentliche Kriminalfall ist nicht wirklich das spannende und ...

„Galgenmann“ ist ein ruhiger Krimi, den ich eher noch in die Kategorie „Roman“ einordnen würde, als ihn wirklich als Krimi zu bezeichnen. Der eigentliche Kriminalfall ist nicht wirklich das spannende und fesselnde Element in diesem Buch, sondern eher die Darstellung der Menschen und deren Leben im lothringischen Dorf Varange, sowie der Krieg und der Bergbau sie und ihr Leben im Dorf letztendlich beeinflusst haben. Beides hat die Menschen verändert, hat Wunden hinterlassen und schmerzliche Erinnerungen. Durch das gesamte Buch zieht sich eine gewissen Traurigkeit und Melancholie, eine alles durchdringende Schwermütigkeit. Zumindest war dies mein Empfinden während des Lesens – und doch konnte ich das Buch einfach nicht aus der Hand lesen. Es hat mich gepackt und hätte ruhig noch ein paar Seiten länger sein können. Dann hätten vielleicht auch die Charaktere noch etwas detaillierter ausgearbeitet werden können. So erfährt man zwar bereits einiges persönliches von Dreemer und Modover, aber da ist noch viel Spielraum. Viele Fragen sind noch unbeantwortet.

Fazit
Mit „Galgenmann“ hat Aline Kiner einen ruhigen und unblutigen Kriminalfall geschrieben, der zugleich eine Erzählung über das (frühere) Leben der Bergarbeiter in Lothringen, und trotz der ruhigen Schreibweise zu fesseln vermag. Ein bißchen mehr Tiefe bei den Protagonisten sowie generell ein paar mehr Seiten für das Buch wären wünschenswert gewesen. Wer auf schnelle blutige Thriller aus den USA steht (à la McFadyen), wird mit diesem Buch wohl nicht viel anfangen können. Mir hat das Buch jedoch sehr gefallen - ich würde es weiterempfehlen und hoffe auf eine Fortsetzung.