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Veröffentlicht am 07.12.2023

Was verschweigt das BKA?

Todesreigen
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Dieses Mal lichten sich die Reihen des BKA ziemlich rasant, ein Todesfall jagt den nächsten. Sabine Nemez, die gerade noch in einem dieser brisanten Fälle ermittelt hat, wird zurückgepfiffen und wendet ...

Dieses Mal lichten sich die Reihen des BKA ziemlich rasant, ein Todesfall jagt den nächsten. Sabine Nemez, die gerade noch in einem dieser brisanten Fälle ermittelt hat, wird zurückgepfiffen und wendet sich an ihren ehemaligen Ausbilder Maarten S. Sneijder. Der suspendierte Misanthrop rät ihr ebenfalls die Finger von dieser Sache zu lassen, was Sabine natürlich nur noch mehr anstachelt. Gemeinsam mit ihrer früheren Kollegin Tina Martinelli versucht sie, hinter die Mauer des Schweigens zu blicken, bevor es noch mehr Tote gibt. Wem können sie noch trauen?

Die Konstellation von Sneijder und Nemez mag ich sehr. Sneijder ist in der Thriller-Literaturszene wirklich eine ganz besondere Erscheinung. Leider tritt er in diesem Fall etwas in den Hintergrund und kann seine Fähigkeiten und seine Missmutigkeit nicht voll ausschöpfen. Insgesamt bleibt dieser vierte Teil, der Autor bezeichnet ihn als Auftakt zur zweiten Trilogie, hinter den anderen Bänden zurück. Dennoch unterhält der Thriller gut und ist kurzweilig. Gruber schreibt rasant und seine kurzen Kapitel halten das Tempo hoch. Die Zeitsprünge, diverse Andeutungen und natürlich die Charaktere halten die Spannung auf einem stabilen Level. Aber aus den Vorgängern weiß man, es geht wesentlich mehr.

Ich freue mich jetzt auf den nächsten Band, der hoffentlich wieder etwas anziehen wird und Sneijder mehr Raum für Ermittlungsarbeit läßt. Das Ende dieses Bandes verspricht dies auf jeden Fall.

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Veröffentlicht am 06.12.2023

Faszination 1920er Jahre

Fräulein Gold: Schatten und Licht
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Die Jahre der Weimarer Republik stehen mittlerweile im Zentrum zahlreicher Buchreihen. Die bekannteste dürfte immer noch die um Gereon Rath von Volker Kutscher (Babylon Berlin) sein. Dicht auf den Fersen ...

Die Jahre der Weimarer Republik stehen mittlerweile im Zentrum zahlreicher Buchreihen. Die bekannteste dürfte immer noch die um Gereon Rath von Volker Kutscher (Babylon Berlin) sein. Dicht auf den Fersen ist ihm jedoch Anne Stern mit ihrer Reihe um die Hebamme Hulda Gold, die ebenfalls in Berlin angesiedelt ist.

Durch die tägliche Arbeit im Bülowbogen hat Hulda es vor allem mit der ärmeren Bevölkerung zu tun. Ihre Tätigkeit ist auch das, was diesen Roman von anderen, die in dieser Zeit spielen, abhebt. Hulda lernt durch einen Todesfall Kriminalkommissar North kennen und damit finden sowohl die "Rote Burg" am Alex, als auch Kriminalrat Ernst Gennat Eingang in die Handlung, die bereits aus Babylon Berlin bekannt sind. Hulda begibt sich selbst auf Spurensuche und damit nicht nur einmal in Lebensgefahr.

Anne Stern hat einen sehr gut lesbaren Roman geschrieben, der vom Berliner Lokalkolorit und der Protagonistin lebt, die aber schon ein ums andere Mal ein bisschen blauäugig handelt. Politische und gesellschaftliche Entwicklungen dürfen natürlich nicht fehlen und werden geschickt durch die Figur des Bert, den Kioskbetreiber, eingeflochten. Bei ihm gibt es Zeitungen und daher immer die neuesten Nachrichten. Interessante Einblicke gewinnt man in die medizinische Versorgung von Kriegsheimkehrern und die Stellung der weibliche Arbeitskräfte im Bereich der Medizin.

Für mich war der Roman stellenweise ein bisschen mit sprachlichen Bildern und Vergleichen überladen. Einen Teil habe ich als Hörbuch beim Autofahren konsumiert. Großartig mit Berliner Schnauze gelesen, wenn auch etwas atemlos, von Anna Thalbach.

Genau das richtige Unterhaltungsbuch für kuschelige Stunden auf dem Sofa, wenn draußen der Schnell fällt. Also, ab nach Berlin!

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Veröffentlicht am 03.11.2023

SATC in den 1950ern

Das Beste von allem
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Manhatten 1952: Caroline Bender startet ihr Berufsleben in einem New Yorker Verlagshaus. Fabian Publications wird ebenso ihr Zuhause, wie das von zahllosen anderen jungen Frauen - fünfmal in der Woche ...

Manhatten 1952: Caroline Bender startet ihr Berufsleben in einem New Yorker Verlagshaus. Fabian Publications wird ebenso ihr Zuhause, wie das von zahllosen anderen jungen Frauen - fünfmal in der Woche von 9.00 bis 17.00 Uhr. Eigentlich ist es eher eine Warteschleife, denn das erklärte Ziel der allermeisten Mitarbeiterinnen ist die Heirat mit einem schmucken jungen Mann.

Über drei Jahre verfolgen wir das Schicksal von fünf jungen New Yorkerinnen, die alle nur glücklich sein wollen. Im Trubel der Stadt, zwischen Dates, Weihnachtsfeiern, übergriffigen Chefs, winziges Apartments, Affären und reichlich Alkohol, versuchen sie den Kopf über Wasser zu halten.

Die Autorin veröffentlichte das Buch mit 26 Jahren und beschreibt darin auch ihre eigenen Erlebnisse, zudem hat sie mit 50 Frauen Interviews geführt und nach deren Erfahrungen in der Arbeitswelt gefragt. Herausgekommen ist ein Stück Gesellschaftsgeschichte in Romanform. Wir tauchen tief ein in das New York der damaligen Zeit, in die Arbeitswelt - geprägt von Männern, in der Frauen in den meisten Fällen nicht nur unterschätzt, sondern kaum geachtet werden - und das Gefühlsleben der Protagonistinnen, das ebenfalls vom Wohl und Wollen der Männer abhängt. Rona Jaffe schreibt detailliert, daher gibt es durchaus Längen in diesem Roman. Allerdings hat er mich insgesamt sehr gut unterhalten, auch wenn die Rolle der Frau in der Gesellschaft schon recht häufig Grund zum lauten Schreien gegeben hat. Besonders die Figur der Caroline reflektiert aber auch über die traditionellen Wünsche der Frauen, ob die Erfüllung des eigenen Lebens in einer Heirat zu suchen sei.

Eine sehr interessante Lektüre mit viel New York Flair und einem spannenden Nachwort der Autorin.

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Veröffentlicht am 30.09.2023

Jenny Meier vs. Effi Briest - Ein Emanzipationsroman

Jenny | Der große Frauen- und Emanzipationsroman von Fanny Lewald | Reclams Klassikerinnen
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Die temperamentvolle Jenny Meier ist die geliebte Tochter einer vermögenden jüdischen Kaufmannsfamilie, Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie verliebt sich in ihren Hauslehrer, den angehenden Pfarrer Gustav ...

Die temperamentvolle Jenny Meier ist die geliebte Tochter einer vermögenden jüdischen Kaufmannsfamilie, Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie verliebt sich in ihren Hauslehrer, den angehenden Pfarrer Gustav Reinhard. Die Liebe steht unter keinem guten Stern, die unterschiedlichen Religionen und die allgemeine Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung in der Gesellschaft scheinen die Verbindung der beiden auszuschließen. Jenny kämpft jedoch für ihr Glück und will zum christlichen Glauben konvertieren. Gleichzeitig verliebt sich ihr Bruder Eduard in die Clara, eine Christin. Für Eduard jedoch kommt eine Abkehr von seinem Glauben nicht in Frage, seine ganze Identität fusst auf seiner Religion.

Im Zentrum des Romans steht die titelgebende Jenny, die wir über einen Zeitraum von ca. zehn Jahren begleiten. An ihrem Schicksal sowie an dem der ihr nahestehenden Personen stellt die Autorin Fanny Lewald die Lebensumstände der wohlhabenden assimilierten jüdischen Bürgerinnen und Bürger im Deutschen Bund kurz vor der Märzrevolution dar. Die Geschwister Meier stehen beide für eine geforderte Verbesserung der Stellung innerhalb der Gesellschaft, einmal für ihre Glaubensrichtung und einmal für die Situation der Frauen. Anhand der unterschiedlichen Liebesbeziehungen werden die beiden Religionen gegenübergestellt. Es wird viel diskutiert, jeder versucht seinen Standpunkt deutlich zu machen. Darüberhinaus finden Jennys Emanzipationsbestrebungen nicht überall Anklang, aber sie bleibt sich treu, will sich nicht verbiegen.

Der Text liest sich natürlich nicht so geschmeidig, ein "Klassiker" eben und doch finde ich, dass es sich lohnt, einmal wieder in diesen Sprachstil einzutauchen. In einen Roman, in dem viel gesprochen wird, wie z.B. auch gerne bei Fontane, einem Zeitgenossen Lewalds. Erfrischend wirkt, dass die Autorin gelegentlich aus dem Text hervortritt und die Leserschaft direkt anspricht. Im letzten Drittel des Romans bedient sie sich zur Auflockerung einiger Briefe, die besonders geeignet sind, die tiefen Gefühle der Charaktere wiederzugeben.

Für die wörtliche Rede werden nur in Ausnahmefällen Anführungszeichen verwendet. Das alleine wäre nicht so schlimm, aber in diesem Druck ist der Zeilenabstand bei recht fetter Type sehr gering und das ist für die Augen kein Vergnügen. Die Hardcover-Ausgabe ist äußerlich jedoch sehr schön gestaltet und wird durch ein Lesebändchen abgerundet. Das gefällt mir immer sehr.

"Jenny" wurde schon mit den Buddenbrooks verglichen, das erscheint mir aber unpassend. Bei den Buddenbrooks, und das sagt schon der Untertitel "Verfall einer Familie", geht es um den finanziellen und gesellschaftlichen Niedergang einer Kaufmannsfamilie über mehrere Generationen. Hier handelt es sich jedoch um einen Frauen- bzw. Emanzipationsroman und um eine Gesellschaftskritik aus jüdischer Sicht.

Insgesamt eine anspruchsvolle Lektüre, die die Diskrimierung der jüdischen Bevölkerung im 19. Jahrhundert ungewöhnlich scharf und deutlich herausstellt. Ich habe es so jedenfalls bisher noch nicht in einem Roman gelesen. Außerdem macht die Autorin sich für die Unabhängigkeit der Frauen stark. Mit Jenny Meier hat sie diesem Anliegen eine denkwürdige Figur geschaffen.

In meiner Leserunde zu diesem Buch wurde angeregt, diesen Roman in Reclams Universal-Bibliothek aufzunehmen, um ihn auch als kostengünstige Schullektüre auf dem Markt anbieten zu können. Dem Wunsch kann ich mich nur anschließen, zumindest wäre damit eine Alternative zu Fontane etc. gegeben, es muss ja nicht in jedem Jahrgang "Effi Briest" sein.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Hunter in den Backwaters

Totenfang
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David Hunter, forensischer Anthropologe, verschlägt es in seinem 5. Fall in die Backwaters nach Sussex. Eine ziemlich abgelegene Sumpfgegend. Hier wurde eine Leiche gefunden und Hunter soll eigentlich ...

David Hunter, forensischer Anthropologe, verschlägt es in seinem 5. Fall in die Backwaters nach Sussex. Eine ziemlich abgelegene Sumpfgegend. Hier wurde eine Leiche gefunden und Hunter soll eigentlich nur noch bestätigen, dass es sich um den schon länger vermissten Sohn des einflussreichen Sir Stephen Villiers handelt. Doch dann tauchen - im wahrsten Sinne des Wortes - Beweise auf, die eindeutig dagegen sprechen und dann kann sich Hunter vor Arbeit gar nicht retten. Er bleibt vor Ort und zieht in das Bootshaus der Familie Trask ein, die ebenfalls jemanden vermisst.

Gewohnt detailreich erfahren die Leserinnen viel Wissenswertes über die Forensik. Hunter ist wieder mal verliebt und es wimmelt in diesem Band von vermissten und verschwundenen Personen sowie Leichenteilen. Dazu kommt jede Menge Wasser, von oben und von unten. Außerdem ist das Setting wieder gut gewählt, nach Dartmoor im letzten Band jetzt die Sumpflandschaft. Das ist gewohnt spannend, lässt aber auch ein bisschen Schema F erkennen. Die Auflösung als Ganzes ist aber schon ungewöhnlich und der Schluss macht dann doch wieder ziemlich neugierig auf den 6. Band.

Über die Jahre hat die Serie für mich leider ein bisschen an Charme eingebüßt. Dennoch ein solider Krimi.

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