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Veröffentlicht am 12.11.2022

Wichtiges zwischenmenschliches Thema

Mehr als ein Wunsch
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Darum geht‘s:
Sunny befürchtet, dass Weihnachten wieder so traurig wird wie letztes Jahr. Seit seine Mutter verstorben ist, ist einfach nichts mehr wie es war. So hofft er, dass das Fest durch seine Weihnachtswünsche ...

Darum geht‘s:
Sunny befürchtet, dass Weihnachten wieder so traurig wird wie letztes Jahr. Seit seine Mutter verstorben ist, ist einfach nichts mehr wie es war. So hofft er, dass das Fest durch seine Weihnachtswünsche wieder zu etwas Besonderem werden kann. Doch sein Vater erklärt ihm, dass sein Wunschzettel viel zu lange ist und er ihm niemals alle Wünsche erfüllen kann. Sunny soll sich bis Weihnachten entscheiden, welcher Wunsch ihm am wichtigsten ist. Aber es ist so eine verzwickte Sache mit dem Wünschen. Und da wäre ja auch noch die Idee, die er zusammen mit seiner Schwester ausheckt, den Vater mit der Postbotin zu verkuppeln, damit dieser wieder fröhlicher wird. Für welchen Wunsch Sunny sich wohl entscheiden wird?

So fand ich‘s:
Zugegeben: ich liebe Weihnachtsgeschichten und sobald die Tage kürzer werden, gehören solche Bücher bei mir einfach dazu. Umso mehr freute ich mich über ein neues Weihnachtsbuch, das ein Landsmann von mir geschrieben hat. Man kann das auch etwas aus der Sprache des Autors rauslesen, was es nochmals sympathischer macht. Für mich war es ein bisschen wie „heimkommen“ wenn ich beispielsweise von der Bestnote 6 gelesen habe. Ich bin begeistert, dass der Verlag das so übernommen hat. Und diese Details werden in Fußnoten erklärt, so dass keine Irritationen aufkommen können. Auch sonst hat mir die Erzählweise von Werner Rohner gut gefallen. Er hat Sunny eine kindgerechte Stimme verliehen und ich hatte das Gefühl, dass der kleine Junge mir seine Geschichte ganz persönlich erzählt. Seine Gedankengänge schlagen öfter Mal Purzelbäume, was ihn noch lebendiger erscheinen lässt.

Die wertvollen Grundgedanken rund um das Thema „Wünsche“, welche der Autor uns hier auf den Weg mitgeben möchte, finde ich wunderbar dargestellt. Diese dann noch durch Kinderaugen zu sehen, macht es noch intensiver.

Zwischenzeitlich hatte mich die Melancholie der Geschichte etwas überrumpelt. Von der Kurzbeschreibung her war es ja grundsätzlich keine Überraschung, dass im Buch auch traurige Momente möglich sind. In einer solchen Intensität hatte ich das jedoch nicht erwartet. Es gibt durchaus recht beklemmende Situationen – sehr lebensnah und realistisch, aber eben auch sehr bewegend. Daher würde ich empfehlen, dieses Buch gerade mit jüngeren Kindern zusammen zu lesen und die einzelnen Kapitel gemeinsam Revue passieren zu lassen.

Auch die Illustrationen lohnen sich gemeinsam betrachtet zu werden. Gareth Ryans hat sich für Schwarz-Weiß-Zeichnungen entschieden, was den wehmütigen Charakter der Geschichte zwar unterstreicht. Aber mit den liebevoll gestalteten Figuren und der Farbe Rot, die punktuell als Hoffnungsschimmer eingesetzt wurde, wirken die Bilder nicht wirklich schwer und passen für mich wunderbar zu diesem Buch.

Alles in allem habe ich das Buch gerne gelesen. Sunny ist aber auch einfach ein Junge, den man gern haben muss. Und was das Thema „Wünsche“ betrifft, bin ich da voll und ganz beim Autor und ich bin sehr angetan darüber, wie einfühlsam und dennoch vollkommen nachvollziehbar er darstellt, wie wertvoll es ist, sich auch für andere Schönes zu wünschen - ein wichtiges zwischenmenschliches Thema und nicht nur an Weihnachten. Daher hat für mich das Buch das Prädikat „pädagogisch wertvoll“ absolut verdient.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Düstrer Psychothriller mit Luft nach oben

Elternhaus
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Darum geht’s:
Familie Winkler zieht von Österreich nach Hamburg in eine alte Villa, die schon längere Zeit leer steht. Von diesem Neuanfang erhofft sich Yvette, Ehefrau und Mutter von vier Kindern, auch ...

Darum geht’s:
Familie Winkler zieht von Österreich nach Hamburg in eine alte Villa, die schon längere Zeit leer steht. Von diesem Neuanfang erhofft sich Yvette, Ehefrau und Mutter von vier Kindern, auch ein Wiederbeleben ihrer ins Stocken geratenen Ehe. Sie ahnt nicht, dass jeden Abend eine dunkle Gestalt vor ihrem Haus steht. Tobias Hansen, ein Barpianist, scheint von der Villa magisch angezogen zu werden. Es gelingt ihm, sich als Klavierlehrer in das Leben der Familie Winkler einzuschleichen. Yvette wird allmählich misstrauisch. Aber wird sie Tobias noch rechtzeitig durchschauen, um ihre Familie zu schützen?

So fand ich’s:
Bereits die ersten Abschnitte ließen bei mir ein unheilvolles Gefühl aufkommen, auch wenn es sich noch um recht arglose Beschreibungen handelte. Es schwebt von Anfang an eine düstere Atmosphäre über der Geschichte und obwohl das bei mir als Leser ein gewisses Unbehagen auslöste, war es gerade das, was mich sofort faszinierte.

Eine weitere Stärke von der Autorin sind auch ihre Charakterstudien. Selbst Nebenfiguren bekommen eine psychologisch ausdifferenzierte Figurenzeichnung, so dass alle sehr realitätsnah wirken und ich mir überaus lebendige Bilder von ihnen machen konnte.

Trotz dieses vielversprechenden Beginns und der durchgehend bedrohlichen Grundstimmung, kam die Geschichte für meinen Geschmack nicht so richtig voran. Die Autorin verlor sich ab und an in ihren ausführlichen Beschreibungen, so dass auch der Spannungsbogen wie festgezurrt erschien und sich nicht mehr weiter anspannen ließ.

Aufgrund von Rückblenden versteht man als Leser mit der Zeit immer mehr, warum Tobias so ein kalter und grausamer Mensch geworden ist. Auch sonst entwickelt sich der Plot bis zum Schluss hin plausibel. Als aufmerksamer Leser kann man auch so einiges erahnen, so dass es nicht viele Überraschungen gibt.

Dadurch konnte mich dieser Thriller leider nicht vollständig überzeugen. Die Autorin hat aber ihr Talent in Sachen Figurenzeichnungen und Atmosphäre schaffen bewiesen und ich bin überzeugt, dass bei ihr auch beim Thema Plot und Spannungsaufbau noch einiges mehr drin ist. Ich kann mir also gut vorstellen, bei einem nächsten Buch wieder zuzugreifen.

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Für mich eine Autorenentdeckung :-)

Ancora
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Darum geht’s:
Das Talent Gedichte zu schreiben hat Romy von ihrer Mutter geerbt. Sie liebt es auch, immer wieder in den alten Gedichten ihrer Mutter zu stöbern. Das entsprechende Heft nimmt sie auch mit, ...

Darum geht’s:
Das Talent Gedichte zu schreiben hat Romy von ihrer Mutter geerbt. Sie liebt es auch, immer wieder in den alten Gedichten ihrer Mutter zu stöbern. Das entsprechende Heft nimmt sie auch mit, als sie mit ihren Freunden Aurel und Jannis in das abgeschiedene Dorf Ancora fährt, in dem sie einen unbeschwerten Sommer im Einklang mit der Natur und ganz ohne Handy und Verbindung zur Außenwelt verbringen möchte. Für die jungen Stadtmenschen ist bereits die Anreise eine Herausforderung. Und als sich immer mehr seltsame Ereignisse ereignen, die zu Romys Entsetzen genauso in den Gedichten ihrer Mutter beschrieben sind, setzt Romy alles daran herauszufinden, was in dem mysteriösen Dorf vor sich geht, nicht ahnend, in was für eine Gefahr sie sich selbst damit begibt.

So fand ich‘s:
Schon nach wenigen Absätzen war ich nicht nur mittten drin in der Geschichte, sondern auch begeistert von Colin Hadlers Erzählstil. Seine Art zu schreiben ist jung, frisch und schnörkellos. Er schafft es, mit wenigen Worten eine dichte Atmosphäre zu schaffen und lebendige Bilder vor dem inneren Auge entstehen zu lassen.

Die Geschichte ist von Anfang an wirklich spannend, bleibt aber durchweg ohne Hektik und ohne Effekthascherei und ist daher dem empfohlenen Lesealter absolut angemessen. Es gibt einzelne Abschnitte, bei denen für meinen Geschmack das Tempo doch etwas höher hätte sein dürfen. Aber immer wenn ich merkte, dass ich ungeduldig werde, hat mich der Autor mit einem neuen unerwarteten Detail oder einer unverhofften Wendung überrascht.

Je länger man liest, umso mehr beginnt man das eine oder andere zu erahnen, ohne aber auf die vollständige Auflösung zu kommen. Bis zum Schluss hin gibt es immer wieder Twists, die die Spannung hochhalten. Die Mysteryelemente sind gekonnt dosiert und so in den Plot verpackt, dass man dem Autor die Geschichte abnimmt.

Für mich ist Colin Hadler eine tolle Autorenentdeckung. In seiner Danksagung, die auch seine phantasievolle Art zu schreiben widerspiegelt, verspricht er ein „Wiederlesen“ in einem nächsten Buch. Da nehme ich ihn gerne beim Wort und freue mich auf neuen Lesestoff von ihm.

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Veröffentlicht am 20.10.2022

Eine schicksalshafte Reise in die Toskana - ein Leseerlebnis mit allen Sinnen

Die Frau des Ölbauern
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Darum geht‘s:
Schon immer schlugen zwei Herzen in Raffaelas Brust: ein Herz schlägt für ihre Heimatstadt Saarbrücken, in der sie aufgewachsen ist. Doch das zweite Herz pocht auch immer recht laut für die ...

Darum geht‘s:
Schon immer schlugen zwei Herzen in Raffaelas Brust: ein Herz schlägt für ihre Heimatstadt Saarbrücken, in der sie aufgewachsen ist. Doch das zweite Herz pocht auch immer recht laut für die Toskana, die Heimat ihrer Mutter Tizia, wo sie als Kind viel Zeit verbracht hatte. Nun steht sie kurz vor der Erfüllung ihres großen Traumes der Eröffnung einer kleinen Trattoria in Saarbrücken. Davor möchte sie jedoch nochmals einen Sommer in der Toskana verbringen, um nach alten Rezepten zu forschen und auch andere Ideen für ihr kleines Lokal zu sammeln. Allerdings hat sie nicht damit gerechnet, dass gleich zwei Männer ihr Leben durcheinander bringen. Als sie dann auch noch die Tagebücher ihrer Mutter findet und diese – mit Tizias Erlaubnis – anfängt zu lesen, vereinnahmt sie das Leben in Italien immer mehr und Saarbrücken und alles was damit zu tun hat, entfernt sich gefühlt immer mehr. Raffaela muss aufpassen, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Aber gerade auch durch die Geschichte ihrer Vorfahrinnen gewinnt sie an Stärke und ist sich immer sicherer, was der richtige Weg für sie ist.

So fand ich‘s:
Die letzte Seite ist umgeblättert und ich schaue noch ganz versonnen auf das stimmungsvolle Cover. Ich glaube noch den Geruch von Pinien und Oleander in der Nase zu haben. Und ich habe einen Bärenhunger auf Crostini. Ja, „Die Frau des Ölbauern“ hat mich alles andere als kalt gelassen… Und auch wenn meine Gedanken das Gefühl erwecken, dieses Buch sein ein richtiges Wohlfühlbuch, ist das nur die halbe Wahrheit. Denn es ist viel mehr als das. Denn es ist gleichzeitig eine fesselnde Familiensaga und die Geschichte einer Frau, die eigentlich weiß was sie möchte oder zumindest dachte, es zu wissen. Aber der Reihe nach…

Raffaela ist schon zu Beginn des Buches eine starke und selbstbewusste Frau. Sie verfolgt trotz Gegenwind zielstrebig ihren Traum und lässt sich auch nicht von einem verlockenden Angebot davon abbringen. Raffaela hat mir sofort gut gefallen: eine junge, moderne Frau mit großen Stärken aber auch einer zarten Seite, die sie aber nicht gleich jedem zeigt. Gerade mit ihrer Figurenzeichnung beweist hier meiner Meinung nach die Autorin ihr Talent, sich in Personen hineinzuversetzen und diese einfühlsam und lebendig darzustellen. Es scheint ihr auch Spaß zu machen, ab und an mit Klischees zu spielen, aber stets in einem subtilen und absolut passenden Rahmen.

Im Nachwort erzählt die Autorin, dass sie selbst in der beschriebenen Gegend ein Jahr gelebt hat. Und man spürt förmlich in den Beschreibungen ihre Liebe zu diesem Flecken Erde und es weht ein Hauch von Wehmut zwischen den Zeilen, was für mich das Buch noch zusätzlich besonders macht.

Für mich war „Die Frau des Ölbauern“ eine Reise in die wundervolle Toskana, die dem Leser hier in lebendigen Farben näher gebracht wird. Gleichzeitig lernte ich spannende Figuren kennen und konnte mich in eine Familiengeschichte mit starken Frauen, Liebeswirrungen und schicksalshaften Begegnungen vertiefen. Kurzum ein rundes, emotionales, einfach schönes Leseerlebnis, so dass mich jetzt auch „il mal d’Africa“ erwischt hat. Was das ist, werde ich hier nicht verraten. Es lohnt sich, selbst nachzulesen, was das bedeutet.

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Veröffentlicht am 15.10.2022

Zwei Frauen aus zwei Welten - Spannung im alten England

Aubreys End - Folge 1: Hoffnung auf ein neues Leben
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Darum geht’s:
Die junge Sienna schlägt sich 1819 in London mit Diebstählen gerade so durchs Leben. Als ihr herzloser Ziehvater sie als Prostituierte verkaufen will, entscheidet sie sich zur Flucht in einer ...

Darum geht’s:
Die junge Sienna schlägt sich 1819 in London mit Diebstählen gerade so durchs Leben. Als ihr herzloser Ziehvater sie als Prostituierte verkaufen will, entscheidet sie sich zur Flucht in einer Kutsche. Außerhalb von London kommt es zu einem tragischen Unfall und Sienna gehört zu den wenigen Überlebenden. Durch ein Missverständnis wird Sienna für die verunglückte Magd Tess gehalten. Sienna sieht darin ihre Chance ein neues Leben mit einer neuen Identität zu beginnen und tritt als Dienstmädchen ihren Dienst bei Lord Kilcane in Aubreys End an. Die harte Arbeit und insbesondere die jähzornige Lady Celia verlangen ihr einiges ab. Sienna hatte sich ihr neues Leben doch etwas einfacher erhofft, setzt dennoch alles daran, nicht als Betrügerin aufzufliegen.

So fand ich’s:
Zugegeben: ab und an tut mir leichtere Lektüre einfach gut. Dazu gibt es gerade im Bereich der historischen Romane richtige Wohlfühlbücher, in die ich gerne versinke. So wundert es auch nicht, dass mir Reena Brownes Reihe „Aubreys End“ mit seinen für das Genre typischen und farbenfrohen Covers direkt ins Auge gestochen ist. Die sechs Bände der Reihe haben auch nur jeweils knapp über 100 Seiten, so dass man die Geschichte wie eine Fernsehserie anhand einer Folge nach der anderen genießen kann.

Ganz so kuschelig beginnt die Geschichte dann allerdings nicht. Als Leser erlebt man mit, unter welchen dramatischen Umständen Sienna die Flucht ergreift. Und auch auf dem Herrensitz Aubreys End herrscht nach einem Schicksalsschlag alles andere als Eitel Sonnenschein. Und besonders die cholerische und hitzköpfige Lady Celia macht allen das Leben schwer. So scheint es fast, dass Sienna vom Regen in die Traufe geraten ist. Aber die patente junge Frau lässt sich nicht so schnell unterkriegen.

Ich war schnell in der Geschichte drin und habe genau das bekommen, was ich mir gewünscht habe. Ich wurde bestens auf eine leichte und unkomplizierte Art unterhalten. Da die Reihe aus sechs Bänden besteht, hatte ich etwas die Befürchtung, die Geschichte könnte sich hinziehen. Aber bis jetzt war es sehr kurzweilig und die Spannung hatte nicht lange auf sich warten lassen. Der Erzählstil ist flüssig und meiner Meinung nach der damaligen Zeit absolut angepasst, so dass ich mich tatsächlich ins 19. Jahrhundert zurückversetzt fühlte.

Auch wenn für mich dieser erste Band ein Buch „für zwischendurch“ war, wäre es unfair es nur als solches zu sehen. Die Figuren sind durchaus tiefgründiger als erwartet und die Spannung wie es mit Sienna, sprich Tess und Lady Celia weitergeht hat mich auf jeden Fall gepackt und ich freue mich auf Band zwei.

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