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Veröffentlicht am 11.08.2022

Ein "ehrenwertes" Haus

Abendrot
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Darum geht‘s:
Nach einem Vorfall fliegt die junge Engländerin Jess zu ihrem Bruder nach Paris, der ihr versprochen hatte, sie für ein paar Wochen bei sich aufzunehmen. Als sie mit ihrem Koffer vor dem ...

Darum geht‘s:
Nach einem Vorfall fliegt die junge Engländerin Jess zu ihrem Bruder nach Paris, der ihr versprochen hatte, sie für ein paar Wochen bei sich aufzunehmen. Als sie mit ihrem Koffer vor dem mondänen Haus im Pariser Stadtviertel Montmartre steht, in dem Ben wohnt, klingelt sie jedoch umsonst. Ihr Bruder antwortet weder auf das Klingeln noch auf Handy-Nachrichten. Es gelingt ihr dennoch ins Haus und in Bens Wohnung zu gelangen. Je länger sie kein Lebenszeichen von ihrem Bruder bekommt, umso größer wird ihre Sorge, ihm könne etwas zugestoßen sein. Die Nachbarn in dem scheinbar ehrenwerten Haus sind leider keine Hilfe. Im Gegenteil: Jess trifft auf eine Wand von Schweigen und Ablehnung. Die Hausbewohner scheinen alle etwas zu verbergen zu haben. Jess beginnt Nachforschungen anzustellen und findet Unfassbares heraus.

So fand ich‘s:
Was auf den ersten Blick sofort auffällt sind die kurzen Kapitel und vor allem auch die zahlreichen Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird. Da mich die Autorin bereits in ihrem vorherigen Buch „Sommernacht“ überzeugt hat, dass sie den Dreh definitiv raushat, ein solch komplexes Erzählgeflecht ohne Verwirrungen und Irrungen für den Leser zu knüpfen, hatte ich daher keine Bedenken, mich im Plot zu verlieren. Und das ist Lucy Foley in diesem Buch auch wieder sehr gut gelungen, was ihre originelle Erzählweise speziell und interessant macht.

Trotzdem vermochte mich „Abendrot“ nicht ganz so zu begeistern wie „Sommernacht“. Trotz der knackigen Kapitel dauerte es für meinen Geschmack zu lange, bis der Plot an Fahrt aufnahm. Gleichzeitig fand ich die Charakterstudien der Einwohner des „ehrenwerten Hauses“ überaus spannend und pointiert, was für mich den sich zu Beginn hinziehenden Geschichtsverlauf wieder wett machte.

Als die Geschichte sich zum Ende hin zu einem wahren Höhepunkt steigerte, erkannte ich Lucy Foleys Erzähltalent wieder und auch hier vermochte sie mich mit unerwarteten Wendungen, die stets in sich schlüssig blieben, zu überraschen, so dass sich schlussendlich doch noch den für Psychotriller üblichen Lesesog einstellte.

Alles in allem habe ich „Abendrot“ gerne gelesen und für mich bleibt Lucy Foley auf der Liste der Autoren, auf deren neuen Bücher ich mich freue, ohne Genaueres darüber zu wissen. Ihre ganz eigene Erzählweise und auch die so unterschiedlichen Themen, die sie in ihre Geschichten einbaut, waren für mich bis jetzt immer ein gelungenes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Zauberhafte und mystische Pferdegeschichte

Seahorse - Der Gesang der Wasserpferde
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Darum geht’s:
Die junge Engländerin Shona kann viel besser mit Tieren als mit Menschen umgehen. Ihre Mutter ist verstorben als sie noch klein war und ihr Vater ist mit der Erziehung ein wenig überfordert. ...

Darum geht’s:
Die junge Engländerin Shona kann viel besser mit Tieren als mit Menschen umgehen. Ihre Mutter ist verstorben als sie noch klein war und ihr Vater ist mit der Erziehung ein wenig überfordert. Jedenfalls haben die beiden nicht das innigste Verhältnis. Und als der Vater Shona nach einem Vorfall in der Schule zu Verwandten in die schottischen Highlands schickt, ist sie erst recht nicht mehr gut auf ihn zu sprechen. Sie kann sich kaum an diese Verwandten erinnern, die sie das letzte Mal gesehen hatte, als sie noch ein Kleinkind war. Also was sollte sie in dieser einsamen und kargen Gegend? Doch es scheint etwas Mystisches in der Luft der Highlands zu liegen und berührt Shona in ihrem Inneren. Und sie trifft auf ein mysteriöses Pferd, zu dem sie eine besondere Verbindung spürt. Aber was hat es mit der Warnung von Großtante Meghan auf sich, die Shona eindringlich ermahnt, auf keinen Fall auf dem Pferd zu reiten?

So fand ich’s:
Ein Schneiderbuch mit einer Pferdegeschichte – da fühle ich mich direkt in meine Kindheit zurückversetzt, in der ich solche Bücher richtiggehend verschlungen habe. Und hier hat mich auch das Cover auf besondere Art in den Bann gezogen.

Ich hatte mich so auf das Buch gefreut, so dass ich nicht aufgepasst hatte und nicht bemerkte, dass es der Beginn einer neuen Reihe ist. Daher hatte mich das offene Ende ein wenig kalt erwischt, was meiner Lesefreude jedoch keinen Abbruch tat – im Gegenteil. Ich freue mich jetzt so richtig auf die Fortsetzung. Denn die Autorin hat uns da mit einem besonderen Cliffhanger stehen lassen. Aber ich will hier gar nicht zu viel verraten. Denn es lohnt sich für kleine und größere Pferdefans auf jeden Fall dieses zauberhafte Buch zu lesen.

Karin Müller versteht es, ihre Figuren auf einfühlsame Weise lebendig werden zu lassen. Gerade die Protagonistin Shona hat mir mit ihren Ecken und Kanten außerordentlich gut gefallen. Durch ihre raue Schale lässt sie keinen an sich ran. Und so erging es mir auch als Leserin. Ich musste sie erst näher kennenlernen, um sie dann in mein Herz zu schließen.

Selbst eine große Tierfreundin, hat mir natürlich ganz besonders gefallen, wie sehr sich Shona für Tiere einsetzt und dafür auch Mal Regeln bricht. Das bringt sie immer wieder in schwierige Situationen, aus denen sie die richtigen Auswege finden muss. Die Geschichte entwickelt sich immer spannender und mysteriöser. Ich finde die Mischung zwischen Realität und Fantasywelt hier mehr als gut gelungen. Alles wirkt lebensnah und die Fantasyelemente sind wohl dosiert und werden dadurch zu keinem Zeitpunkt kitschig.

Jetzt heißt es auf die Fortsetzung warten. Ich hoffe, das dauert nicht zu lange, denn… Nein, nein! Was mich so ungeduldig hibbeln lässt, wird hier natürlich nicht verraten. Ich sage nur so viel: Wer Pferdebücher liebt und eine Prise Fantasy mag, sollte Shona und das mysteriöse Pferd unbedingt kennenlernen!

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Ein würdiger Abschluss einer tollen Serie

Der Himmel über Amerika – Leahs Traum
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Darum geht‘s:
Pennsylvania, 1917: Leah, eine Nachfahrin von Rebekka und Daniel, lebt mit ihrer Familie in der Amisch-Gemeinde in der Nähe von Jacobstown. Die Gemeinde lebt nach wie vor nach ihren ursprünglichen ...

Darum geht‘s:
Pennsylvania, 1917: Leah, eine Nachfahrin von Rebekka und Daniel, lebt mit ihrer Familie in der Amisch-Gemeinde in der Nähe von Jacobstown. Die Gemeinde lebt nach wie vor nach ihren ursprünglichen Traditionen und Werten. Die Kluft zwischen Ihnen und den sogenannten „Englischen“ (also Nicht-Amishen) wird durch neue Erfindungen wie fließendem Wasser, Autos und Telefon immer größer. Trotzdem verspürt Leah den Drang, sich diese moderne Welt genauer anzuschauen. Ihre Neugier und Wissbegier geben ihr die Kraft, bei ihrem Vater die Erlaubnis für ein „Rumspringa“ durchzusetzen. Während einem Rumspringa leben die jungen Amish-Leute unter den Englischen, um sich dann zwischen den beiden Welten zu entscheiden. Voller Tatendrang zieht Leah vorübergehend zu Ihrer Tante nach Jacobstown und taucht fasziniert in die moderne Welt ein. Schon bald lässt ein junger Englischer ihr Herz höher schlagen. Trotz des jungen Glücks fühlt sich Leah immer mehr hin und hergerissen und ist sich bewusst, dass sie sich über kurz oder lang entscheiden muss.

So fand ich‘s:
Nun war er da, der heiß ersehnte dritte und letzte Band von Karin Seemayers Amish-Saga. Ich bin ja kein großer Fan von Buchreihen – ich bin da wohl zu ungeduldig. Aber diese Reihe hatte es mir von Anfang an angetan und bis jetzt empfand ich keine einzige Passage als zäh oder langweilig. Im Gegenteil! Man rauscht förmlich über die Seiten – und das war für mich auch in diesem dritten Teil der Fall.

Leah ist ein richtiger „Pfundskerl“ und ich könnte mir gut vorstellen, mit ihr Pferde zu stehlen. Durch die lebendigen Beschreibungen der Autorin sah ich sie förmlich vor mir mit ihren leuchtend roten Haaren und den schwer zu bändigenden Locken, die immer wieder vorwitzig aus der Kapp hervorlugten. Kein Wunder also, dass auch der junge Richard sofort von ihr fasziniert war. Doch hier prallten zwei komplett unterschiedliche Welten aufeinander, was die Autorin auf eindrückliche Weise beschrieben hat. Ohne zu dramatisieren oder gar kitschig zu werden, hat Karin Seemayer Leahs innere Zerrissenheit für den Leser spürbar gemacht.

Der Autorin ist es auch in diesem dritten Teil gelungen, das Leben der Amish und dessen Entwicklung im Laufe der Zeit eindrucksstark darzustellen, ohne jemals zu bewerten. Sie bleibt neutral und schafft es dennoch die Geschichte spannend und berührend zu erzählen. Für mich war diese Amish-Reihe ein richtig schönes Leseerlebnis mit einem gewissen Lerneffekt. Ich hatte immer wieder das Bedürfnis etwas zu hinterfragen und etwas nachzuschlagen.

Es gibt ja nicht viele Bücher zu diesem Thema. Und gerade deshalb würde ich mir viele Leser für diese tolle Reihe wünschen. Ich kann jedenfalls auch für diesen dritten Band eine klare Leseempfehlung abgegeben und bin ein wenig wehmütig, die Amish-Leute aus Jacobstown jetzt endgültig verlassen zu müssen. Aber vergessen werde ich sie bestimmt nicht.

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Veröffentlicht am 15.07.2022

Mehr Familiendrama als Psychothriller

Dunkle Tiefen
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Darum geht‘s:
Drei Schwestern treffen sich nach längerer Zeit das erste Mal wieder in dem Cottage, in dem sie als Kinder die Sommerferien verbracht hatten. Jede von ihnen führt gemischte Gefühle und ihre ...

Darum geht‘s:
Drei Schwestern treffen sich nach längerer Zeit das erste Mal wieder in dem Cottage, in dem sie als Kinder die Sommerferien verbracht hatten. Jede von ihnen führt gemischte Gefühle und ihre eigenen dunklen Schatten im Gepäck mit. Denn vor zwanzig Jahren stürzte die jüngste Schwester auf unerklärliche Weise in der Nähe dieses Cottage von einer Klippe in den Tod. Die Trauer hat die Familie auseinandergerissen und die drei Schwestern erhoffen sich, bei einem gemeinsamen Weihnachtsfest die Vergangenheit endlich verarbeiten zu können. Der Ort der furchtbaren Erinnerungen reißt jedoch alte Wunden auf, bringt dunkle Geheimnisse ans Licht, die eine tödliche Gefahr heraufbeschwören.

So fand ich‘s:
Die Kurzbeschreibung verspricht einen Psychothriller mit klassischem Plot. Doch wer Elizabeth Kays „Sieben Lügen“ gelesen hat, weiß um ihr Talent, eine Geschichte auf kreative und einer ihr ganz eigenen Weise aufzubauen. Daher waren meine Erwartungen an ihr neues Buch sehr hoch, die leider nicht so richtig erfüllt wurden.

Die Geschichte beginnt atmosphärisch dicht und packend. Doch die Spannung, die man von Anfang an spürt, pendelt sich für meinen Geschmack viel zu rasch ein und entwickelt sich leider nicht so richtig weiter. Ich hatte mich auf die schaurige und erwartungsvolle Atmosphäre, die mich bei „Sieben Lügen“ so begeisterte, gefreut. Doch hier blieb die Autorin unter Ihren Möglichkeiten und der Plot begann etwas zäh zu werden. Ich musste aufpassen, nicht plötzlich quer zu lesen. Doch aufgeben wollte ich nicht, da ich dann doch neugierig auf die Auflösung war. Obwohl diese keine Riesenüberraschung war, fand ich den Schluss dann doch wieder passend zur Geschichte.

Die Stärke dieses Buches liegt meiner Meinung nach auf jeden Fall in der Beschreibung der Figuren. Elizabeth Kay hat das Talent, den Leser richtiggehend in die Seelen ihrer Protagonisten hinein zu schauen und die innersten Gedanken darzustellen – die hellen und die dunklen. Doch leider konnte das meine unerfüllten Erwartungen nicht komplett aufwiegen. Für mich ist „Dunkle Tiefen“ mehr ein Familiendrama als ein Psychothriller.

Da ich aber weiß, dass Elizabeth Kay es viel besser kann, würde ich bei einem nächsten Buch bestimmt wieder zugreifen.

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Veröffentlicht am 14.07.2022

Nette Geschichte für zwischendurch

Die vierte Braut
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Darum geht‘s:
Sehr viele Mädchen träumen davon, eine Prinzessin zu sein. Daher ist es auch keine Überraschung, dass sich zahlreiche junge Frauen melden, als auf Wondringham Castle ein Brautschau-Wettbewerb ...

Darum geht‘s:
Sehr viele Mädchen träumen davon, eine Prinzessin zu sein. Daher ist es auch keine Überraschung, dass sich zahlreiche junge Frauen melden, als auf Wondringham Castle ein Brautschau-Wettbewerb ausgerichtet wird, um die vier Prinzen der Königsfamilie unter die Haube zu bringen. Mayrin, die nach dem Tod ihrer Eltern als Gouvernante arbeitet, um ihre kleinen Geschwister zu ernähren, weiß um ihren Stand und bildet sich keine Sekunde ein, an der Brautschau teilzunehmen. Sie möchte lediglich ihre Freundin zum ersten Casting begleiten. Durch eine Verkettung unvorhersehbaren Vorkommnissen und Missverständnissen ist sie jedoch plötzlich mittendrin in dem Wettbewerb um die Gunst der Prinzen. Mayrin setzt alles daran, um heil aus der Geschichte wieder raus zu kommen und so schnell wie möglich zu ihren Geschwistern zurück zu kehren. Aber die Prinzessinnen—Anwärterinnen dürfen das Schloss nicht mehr verlassen und werden streng bewacht. Mayrin sitzt gefühlt in der Falle und sucht verzweifelt nach einem Ausweg.

So fand ich‘s:
„Die Cinderella-Geschichte mal anders…“ Mit dieser Aussage hat der Verlag mich als richtige Märchentante ganz schnell am Haken gehabt und die Geschichte ging schon gut los. Und das obwohl ich finde, dass solche sogenannten Castings auch immer etwas Herabwürdigendes haben. In diesem Falle sah ich das jedoch als Märchenelement und konnte ganz gut damit leben.

Die Protagonistin Mayrin war ganz nach meinem Geschmack: eine patente und durchaus realistisch denkende junge Frau mit einem starken Willen. Ich fand es auch sympathisch, dass sie eigentlich nicht am Brautschau-Wettbewerb teilnehmen wollte. Warum sie sich schlussendlich auf den Wettkampf eingelassen hat, will ich hier natürlich nicht verraten. Ich konnte sie dann zwar auch recht gut verstehen, fand diese Entwicklung dennoch etwas konstruiert.

Die zeitliche Zuordnung der Geschichte blieb für mich bis zum Schluss hin verborgen. Das Setting im königlichen Schloss und die Kleider und Ausstattung lassen ein „historisches“ Gefühl aufkommen. Die Sprache und das Verhalten der jungen Damen sind jedoch sehr modern und scheinen nicht so ganz in die Kulisse zu passen. Dieser Gegensatz hätte sehr spannend sein können. Doch leider blieb das Spiel damit sehr oberflächlich. Auch sonst fehlte es mir persönlich in der Geschichte an Tiefe.

Da dem aufmerksamen Leser sehr früh bewusst wird, wohin die Mayrins Reise führen wird, blieb auch die Spannung auf der Strecke. Für mich war daher „Die vierte Braut“ eine nette Geschichte für zwischendurch, aber leider nicht mehr.

Es ist gut möglich, dass ich mit falschen Erwartungen an das Buch rangegangen bin. Ich hätte mir jedenfalls ein bisschen mehr Märchenglitzer und dafür weniger Zickereien gewünscht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass junge Leserinnen sich auf Wondringham Castle wohlfühlen. Und wer eine leichtere und romantische Lektüre sucht, bei der man nicht allzuviel nachdenken muss, kann durchaus vergnügliche Lesestunden mit Mayrin und Co. verbringen.

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