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Veröffentlicht am 29.06.2021

Zauberhaft & herzerwärmend

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
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Darum geht‘s:
Linus Baker arbeitet bereits seit 17 Jahren für die BBMM (Behörde für die Betreuung Magischer Minderjähriger). Wahrscheinlich gibt es keinen gewissenhafteren Sachbearbeiter als Linus. Das ...

Darum geht‘s:
Linus Baker arbeitet bereits seit 17 Jahren für die BBMM (Behörde für die Betreuung Magischer Minderjähriger). Wahrscheinlich gibt es keinen gewissenhafteren Sachbearbeiter als Linus. Das Regelwerk der Behörde „Vorgaben und Verordnungen“ ist seine Bibel, hinter der er alles stellt. Er wohnt allein mit seiner garstigen Katze Calliope in einem kleinen Häuschen. Das Wetter ist ständig mies und er fühlt nur ein klein wenig Glück, wenn er am Freitagabend seine Schallplatten hören kann.

Ein Geheimauftrag führt ihn auf die abgelegene Insel von Marsyas, auf der er das Waisenhaus des Mr. Parnassus überprüfen soll. Einen ganzen Monat soll er dort verbringen – für ihn eigentlich unvorstellbar. Als ergebener Mitarbeiter beugt er sich aber seinem Schicksal und macht sich auf den Weg zu Mr. Parnassus und seiner magischen Waisen, von denen einer sogar der Sohn des Teufels sein soll. Sein Aufenthalt auf der Insel verläuft jedoch so ganz anders, als er es sich vorgestellt hat und stellt sein Leben komplett auf den Kopf.

So fand ich‘s:
Ich bin überzeugt, dass es die Liebe auf den ersten Blick auch bei Büchern gibt. So erging es mir jedenfalls mit dem zauberhaften Cover zu „Mr. Parnassus‘ Heim für magisch Begabte“. Die Kurzbeschreibung hat mich dann vollends überzeugt, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Umso erstaunlicher, da ich im Grunde keine typische Fantasy-Leserin bin. Aber irgendetwas hat mich magisch angezogen.

Zu Beginn war mir auch nicht sofort klar, wohin meine (Lese-)Reise zusammen mit Linus uns führen würde. Es tat mir vor allem ein bisschen leid, dass es in seinem Leben so keine bunten Farben gab. Selbst seine Katze war ablehnend und fies. Und doch spürte man als Leser, dass Linus das Herz am rechten Fleck hat. Er war nur einfach viel zu unsicher und versteckte sich selbst hinter Regeln und Vorschriften.

T.J. Klunes unkomplizierter und oftmals verspielter Erzählstil sowie seine bunte und fröhliche Fantasie haben mich schon nach den ersten Seiten vollends gefangen genommen. Ich war schon genau wie Linus darauf gespannt, was uns auf der Insel erwarten würde. Und je mehr sich der Zug der Küste von Marsyas näherte, umso mehr veränderte sich die Szenerie.

Ich muss gerade höllisch aufpassen (diese Formulierung würde Lucy sicher besonders gut gefallen 😉), dass ich nicht zu viel verrate. Aber sobald ich von diesem Buch erzähle, gerate ich ins Schwärmen. Dem Autor ist es so gut gelungen, mich als Leser alles mit den Augen von Linus sehen zu lassen und zusammen mit ihm Mr. Parnassus und Co. kennen zu lernen. Zu Beginn war alles fremd und manchmal surreal bis Linus feststellte, dass Regeln und Vorschriften nicht immer hilfreich sind.

Als ich die Insel von Marsyas endgültig wieder verlassen musste, wurde ich tatsächlich etwas wehmütig. So einige Figuren waren mir beim Lesen immer mehr ans Herz gewachsen und wie gerne wäre ich mal bei einem Samstag-Abenteuer dabei. Ihr wisst nicht was das ist? Dann müsst ihr unbedingt dieses Buch lesen und es herausfinden. Es enthält zudem eine genauso klare wie wunderbare Botschaft und es stecken viele kleine Weisheiten zwischen den Zeilen. Es ist nichts Neues dabei – aber Dinge, die man im Alltag viel zu oft vergisst.

Ich bin sehr froh, dass das Buch mich magisch angezogen hat. Es hat sein Versprechen auch gehalten und mir wunderbare Lesestunden zusammen mit absolut liebenswerten Figuren geschenkt. Die Geschichte mag zu gewissen Teilen vorhersehbar sein. Aber das spielt hier im Grunde überhaupt keine Rolle. Dafür ist die Geschichte viel zu zauberhaft und herzerwärmend. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Für mich ein absolutes Lesehighlight und ein Buch, das mit viel Schwung auf der Liste meiner Lieblingsbücher gelandet ist.

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Veröffentlicht am 17.06.2021

Liebenswert, charmant, humorvoll - ein wahres Hörvergnügen

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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Darum geht‘s:
Als die ehemalige Krankenschwester Joyce in eine Luxus-Seniorenresidenz in der Grafschaft Kent zieht, hatte sie sich auf einen ruhigen und unaufgeregten Lebensabend eingestellt. Eine willkommene ...

Darum geht‘s:
Als die ehemalige Krankenschwester Joyce in eine Luxus-Seniorenresidenz in der Grafschaft Kent zieht, hatte sie sich auf einen ruhigen und unaufgeregten Lebensabend eingestellt. Eine willkommene Abwechslung bietet ihr da der Donnerstagsmordclub, dem sie sich anschließt. Jeden Donnerstag trifft sie sich mit Elizabeth, Ron und Ibrahim im Puzzlezimmer, um ungelöste Kriminalfälle zu lösen. Als ein Mord quasi vor ihrer Nase geschieht, können die vier nicht anders und sie beginnen in Eigenregie zu recherchieren. Die mit den Ermittlungen betrauten Polizisten staunen nicht schlecht darüber, dass die vier Hobbydetektive ihnen immer eine Nasenlänge voraus sind.

So fand ich‘s:
Die ersten Wörter, die mir für die Beschreibung des „Donnerstagsmordclub“ einfallen sind alles andere als typisch für einen Krimi: liebenswert, charmant und humorvoll. Aber genau diese Attribute machen für mich den Reiz dieser neuen Cosy-Crime-Reihe aus. Es gibt keine knallharten Ermittler, blutrünstige Details oder Effekthascherei. Die Stärke liegt hier definitiv in den vier Protagonisten Joyce, Elisabeth, Ron und Ibrahim. Man spürt die spitzbübische Freude des Autors, die er bestimmt empfunden hat, als er seine Hauptakteure zeichnete. Umso passender finde ich, dass er die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt.

Die beiden Sprecher, Beate Himmelstoß und Johannes Steck, haben auch einen wunderbaren Job gemacht. Auf ihre sehr angenehme Art haben sie die Figuren lebendig werden lassen und mich dann so für sich eingenommen, dass ich das Gefühl hatte, mich selbst vor Ort in der Grafschaft Kent zu befinden.

Ein Hauch des Flairs, die die alten britischen Krimis ausmachen, schwebt durch das ganze Buch, aber immer ohne die Geschichte altmodisch wirken zu lassen. Durch die verschiedenen Perspektiven, den kurzen Kapiteln mit geschickt eingebauten Cliffhangern und vor allem durch den schwarzen britischen Humor war „Der Donnerstagsmordclub“ ein wahres Hörvergnügen für mich. Ich freue mich jedenfalls auf ein „Wiederhören“ mit Joyce und Co.

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Veröffentlicht am 02.06.2021

Ein geschickt gesponnenes Psychothriller-Netz

Sommernacht
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Darum geht‘s:
Das Glamour-Paar Julia und Will planen ihre Hochzeit auf einer abgelegenen Insel vor der Küste Irlands. Der wildromantische Ort bietet die perfekte Kulisse für ein rauschendes Fest mit ihren ...

Darum geht‘s:
Das Glamour-Paar Julia und Will planen ihre Hochzeit auf einer abgelegenen Insel vor der Küste Irlands. Der wildromantische Ort bietet die perfekte Kulisse für ein rauschendes Fest mit ihren Familien und Freunden. Doch was hat es mit dem dunklen Geheimnis, welches die Insel verbirgt und an das die Einheimischen glauben, auf sich? Auch ein aufkommender Sturm trübt die Stimmung auf der Hochzeitsfeier und immer mehr Emotionen und Animositäten kochen hoch, bis die Situation endgültig eskaliert und ein furchtbarer Schrei ertönt.

So fand ich‘s:
Obwohl die Grundidee und das Setting nicht neu sind, hatte ich Lust, Mal wieder einen Psychothriller zu lesen – einen Thriller, den man vor lauter Spannung nicht mehr weglegen kann und den einen zum Nägelkauen verleitet.

Im ersten Viertel des Buches verbringt der Leser vor allem die Zeit damit, die verschiedenen Figuren kennenzulernen. Als ich die Kapiteleinteilung sah, war ich ehrlich gesagt etwas verunsichert, da die Geschehnisse aus einer ungewöhnlichen Anzahl verschiedener Perspektiven erzählt werden. Ich hatte dann trotzdem kein Problem in die Geschichte rein zu kommen und auch die Figuren konnte ich leicht auseinanderhalten.

Dieser scheinbar verschachtelte Erzählstil entpuppte sich dann immer mehr zu einem geschickt gesponnenen Fadenspiel – eine Art Netz, das sich immer mehr verdichtet. Und je engmaschiger die Geschichte wurde, umso klarer waren die wahren Gesichter der Hochzeitsgäste zu erkennen. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven wusste ich als Leser immer ein bisschen mehr als die Protagonisten, aber auch nur genauso viel, um die Spannung noch weiter zu erhöhen.

Lucy Foley versteht es ausgezeichnet, auch den Leser mit unerwarteten Wendungen in ihr Fadenspiel mit einzuwickeln. Ab einem gewissen Punkt hatte die Geschichte mich dann derart gepackt, so dass ich das Buch jeweils nur ungern aus der Hand legte. Da war er, der von mir gewünschte Thriller, der einen die Seiten immer schneller umblättern lässt.

Auch wenn der aufmerksame Leser durch kleine Details, das eine oder andere erahnen kann, bleibt die Geschichte bis zum Schluss äußerst spannend. Und trotz zahlreichen Twists und Überraschungen, ist der Plot bis zum Ende hin durchaus in sich schlüssig.

Mich hat dieses Buch bestens unterhalten und mir den gewünschten Nervenkitzel geschenkt. Und auch zurückblickend fasziniert mich das Talent der Autorin, so eine komplexe und verzwickte Geschichte zu erzählen, ohne den Leser zu verwirren. „Sommernacht“ hat jedenfalls die Bezeichnung „Psychothriller“ mehr als verdient und macht dem Genre alle Ehre.

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Veröffentlicht am 28.05.2021

Überraschend und emotional - eine wahre Achterbahn der Gefühle

Beyond the Sea
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Darum geht's:
Estella lebt nach dem Tod ihres Vaters bei ihrer Stiefmutter Vee, die ihr das Leben schwer macht. Sie muss zumindest bis zu ihrem Schulabschluss noch durchhalten. Danach plant sie jedoch ...

Darum geht's:
Estella lebt nach dem Tod ihres Vaters bei ihrer Stiefmutter Vee, die ihr das Leben schwer macht. Sie muss zumindest bis zu ihrem Schulabschluss noch durchhalten. Danach plant sie jedoch Irland für immer zu verlassen. Doch dann taucht der mysteriöse Noah, Vees Bruder auf, und stellt Estellas Leben völlig auf den Kopf. Obwohl der junge Mann ein dunkles Geheimnis mit sich zu tragen scheint, verliebt sich Estella in ihn. Auch Noah fühlt sich zu ihr hingezogen. Doch die Vergangenheit schwebt wie ein Damoklesschwert über den beiden und lässt das junge Glück nicht zu.

So fand ich's:
Bereits in der Leseprobe hatte mich die Autorin mit ihrem gefühlvollen Schreibstil gefangen genommen. Allein die etwas stereotype Zeichnung der Stiefmutter hatte mich ein wenig gestört. Doch später war klar, dass ich – möglicherweise auch gerade durch diese ersten Beschreibungen – mit einer ganz anderen Richtung, die die Geschichte nehmen sollte, gerechnet hatte. Jedenfalls vermochte die Autorin mich sehr zu überraschen.

Dieses Buch ist weit mehr als eine klassische „junges Mädchen trifft Bad Boy“-Geschichte. Und selbst dann, wenn man als Leser die Hintergründe zu erahnen beginnt, kommt die Autorin mit einem weiteren Paukenschlag um die Ecke.

Für mich war das eine sehr berührende Geschichte, die mich nicht mehr so schnell losgelassen hat. Trotz aller Dramatik kamen die schönen Momente und sehr einfühlsam erzählten Szenen nicht zu kurz. Es hat mir außerordentlich gut gefallen, wie die Figuren sich entwickelt und meine Gefühle ihnen gegenüber sich verändert haben.

Es ist gleichzeitig auch eine Geschichte über das Erwachsenwerden und seinen Weg finden. Selbst religiöse Fragen werden in einem angenehmen und zur Geschichte passendem Ausmaß aufgeworfen, wobei Toleranz und Verständnis füreinander im Vordergrund stehen.

Ein kleiner Hauch von Mystik weht auch zwischen den Zeilen. Für manchen könnte dieses Thema etwas zu sehr aus dem üblichen Erzählrahmen fallen. Ich mochte diesen Part jedoch auch und er passte für mich perfekt zum Charakter der entsprechenden Figur.

Während ich hier meine Gedanken zu diesem Buch aufschreibe, stelle ich fest, wie oft ich das Wort „Gefühl“ oder „gefühlvoll“ verwende. Aber das trifft diese Geschichte wie den Nagel auf den Kopf. Die Reise, die ich mit Estella und Noah miterlebt habe, hat mich jedenfalls in meiner Gefühlswelt ziemlich durcheinander gerüttelt und ich konnte beim Lesen alles um mich herum vergessen. Ich war in dem jeweiligen Moment drin und habe die Szenen in mich aufgesogen. Die Autorin hat für mich ihren Job einfach perfekt gemacht.

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Veröffentlicht am 20.05.2021

Eine Hommage an Lewis Caroll und seiner Alice

Die Erfindung von Alice im Wunderland
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Darum geht's:
Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ und „Alice hinter den Spiegeln“ sind vor 150 Jahren erschienen und haben bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Peter Hunt hat das Jubliäum ...

Darum geht's:
Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ und „Alice hinter den Spiegeln“ sind vor 150 Jahren erschienen und haben bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Peter Hunt hat das Jubliäum zum Anlass genommen, die nicht weniger spannende Entstehungsgeschichte dieser Kinderbuchklassiker zu erzählen. Entstanden ist eine besondere Hommage an den Autor dieser Bücher, die mit zahlreichen versteckten Anspielungen auch als Satire auf die damalige sogenannte feine Gesellschaft gesehen werden können. Abgerundet durch die klassischen Illustrationen von John Tenniel, wird dieses Buch zu einem Muss für alle Alice-Fans.


So fand ich's:
In der Märchenwelt fühlte ich mich immer schon sehr wohl. Außer bei „Alice im Wunderland“. Als kleines Mädchen machte mir so manch seltsame Figur in der von Lewis Caroll beschriebenen Phantasiewelt ziemliche Angst, allen voran die Herzkönigin. Daher schwankten meine Gefühle den Abenteuern des blonden Mädchens gegenüber lange zwischen Faszination und Beklemmung. Doch Peter Hunt ist es mit diesem Buch gelungen, meine Sichtweise in Richtung Wertschätzung und Bewunderung festzulegen.

Als ich das Buch das erste Mal in den Händen hielt, habe ich mir Zeit genommen, die Bilder und klassischen Illustrationen in Ruhe zu betrachten und bin so langsam immer tiefer in das „Wunderland“ eingetaucht. Dadurch wurde ich noch neugieriger darauf zu erfahren, wie die Alice-Bücher entstanden sind.

Ich fand es äußerst amüsant zu entdecken, welche Anspielungen Lewis Carroll in seinen Geschichten versteckt hatte. Der Leser lernt in diesem Buch auch die „reale Alice“ kennen – das Mädchen, das dem Autor als Vorbild für seine Protagonistin diente. Für mich als Leserin ein besonderer Moment, eine Hauptfigur tatsächlich mit den Augen des Autors betrachten zu können.

Es bleibt natürlich ein Sachbuch und ich habe trotz den relativ wenigen Seiten für die Lektüre einige Zeit gebraucht, da ich es in Häppchen gelesen habe. Allem voran haben mich die Bilder und Illustrationen in ihren Bann gezogen. Sie haben der Sachlichkeit dieser Entstehungsgeschichte einiges an Leben eingehaucht.

„Die Erfindung von Alice im Wunderland“ ist sehr schön gestaltet und dadurch auch eine tolle Geschenkidee für Fans und solche, die es werden wollen. Für mich war es sehr interessant und auch unterhaltsam, Alice und die lustigen Gesellen aus dem Wunderland diesmal aus der Erwachsenenperspektive genauer zu betrachten. Und ich habe Lust bekommen, das Original-Buch nochmals zu lesen und ich werde bestimmt einiges entdecken, was mir früher nicht so aufgefallen ist.

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