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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2023

Hm. Nett

Fünf Tage am Meer
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Hanne versinkt laut ihrer Freundin Flo seit Monaten im Trauerkloss-Stadium, weil ihr "Max" sich aus dem Staub gemacht hat. Hanne hat derweil zwei gravierende andere Probleme und muss für eine Woche Urlaub ...

Hanne versinkt laut ihrer Freundin Flo seit Monaten im Trauerkloss-Stadium, weil ihr "Max" sich aus dem Staub gemacht hat. Hanne hat derweil zwei gravierende andere Probleme und muss für eine Woche Urlaub auf einer fiktiven Nordseeinsel machen, weil sich das Zimmer nicht mehr stornieren lässt. Dabei lernt sie Inga kennen, die von heute auf morgen die Familien-Pension ihres Vaters übernehmen muss.

Man bekommt in zwei Erzählsträngen beider Leben mit, ihre Probleme, ihre Herausforderungen und wie sie damit umgehen. Das ist eigentlich ganz amüsant, aber manchmal ziemlich breit erzählt. Vor allem anfangs, später spielt es sich ein. Eine Liebesgeschichte entwickelt sich anscheinend bei Hanna, aber nur halbherzig. Stattdessen gibt es Geschichten aus der Backstube, in der Hanna bei Inga kurzerhand einspringt.

Nett erzählt, die Figuren sind gut beschrieben, die Story nicht zu seicht, aber etliche Wiederholungen ohne das es merkbar voran geht.

Die fiktive Insel heißt Vesbö und mutet vom Namen her dänisch an. Wurde aber zwischen die ostfriesischen Inseln platziert. Das stieß mir sauer auf, denn "Vesbö" passt nicht in eine Gegend, in der Insel Oog heißt. Warum kann es nicht einfach eine schnuckelige Nordseeinsel sein und den Rest denken sich Leserinnen? Was soll das?

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Mit Tiefgang und Witz

Die Insel der Orangenblüten - -
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Greta ist die jüngste der drei Schwestern nach Gina und Lorena. Sie ist zugleich als seltsame Frau verschrien, aber die einzige Tochter, die bei ihrem Vater geblieben ist. Auf der Isola Maggiore im See ...

Greta ist die jüngste der drei Schwestern nach Gina und Lorena. Sie ist zugleich als seltsame Frau verschrien, aber die einzige Tochter, die bei ihrem Vater geblieben ist. Auf der Isola Maggiore im See Trasimeno als leidenschaftliche Köchin im Restaurant der Familie. Gina kocht auch, aber in Hamburg. Und Lorena war und ist eine Streberin, erfolgreiche Anwältin, Mutter und Gattin, sie hat ihre Zügel fest im Griff. Bis sich die Schwestern bei der Beerdigung ihres Vaters begegnen.

Statt drei Handlungssträngen sind es nur zwei. Greta steht im Mittelpunkt und Gina kommt später hinzu, Lorena mischt vom Rand her mit und bringt Pepp hinein. Greta hat erlebt, was mit ihr Mutter geschah bevor diese verschwand. Da war sie sieben Jahre alt. Es gab in der Familie immer ein „davor“ und „danach“. Dies klärt sich am Ende des Romans, als Gretas Erinnerung erwacht. Greta ist spröde, intelligent und beileibe keine alte Jungfer, wie viele im Dorf meinen. Gina hat finanzielle Probleme und weiß nicht so recht, wohin mit sich als ihr Vater stirbt. In Italien bleiben? Um Gottes willen! Zurück nach Hamburg, urks. Nun ja, sie entscheidet sich erst Mal für die große Schwester und das erweist sich nicht unbedingt als Segen.
Es ist ein Familienroman, der mich von der ersten Seite an in seinen Bann zog und mir einen Lesesamstag bescherte. Ab aufs Sofa und geistig nach Umbrien (unbekannterweise) abtauchen. Von Hannibals Niederlage ist hier nicht die Rede, aber von Nixen, seltsamen Geschenken und einem Vater, der lieber schwieg als sich austauschte oder gar Erinnerungen aufleben ließ. Mit diesen unausgesprochenen Dingen kämpfen seine Töchter, jede auf ihre eigene Art seit Jahren ohne zu wissen, dass das jeweilige „es“ daran liegt. Weil Greta manchen Dingen nun auf den Grund geht, quasi sich angestupst fühlt, müssen alle Beteiligten mit, irgendwie. Und das löst unterschiedliche Lawinen aus. Beim Pfarrer, bei der altjüngferlichen Tante, beim Fischer und der Supermarktbesitzerin, sogar beim Denkmalschutzbeauftragten.
Es entstand ein sehr anregender Roman. Mit Tiefgang.

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Gut zu lesen

Die Inselschäferin
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Hanno bewirtschaftet die Schäferei auf Norderney als alleinerziehender Vater zweier Kinder. Seitdem seine Frau gestorben ist, zerreißt er sich förmlich zwischen seinen Schafen und Kindern, der Hofladen ...

Hanno bewirtschaftet die Schäferei auf Norderney als alleinerziehender Vater zweier Kinder. Seitdem seine Frau gestorben ist, zerreißt er sich förmlich zwischen seinen Schafen und Kindern, der Hofladen und die Käserei bleiben dabei manchmal auf der Strecke. Ruth war mal Anwältin, hat gerade eine Weltreise hinter sich und möchte endlich irgendwo dauerhaft ankommen ohne ihren Lebensstil gänzlich aufgeben zu müssen. Als ihre Freundin sie einlädt, kommt sie auf Norderney unter.

Das Ruth mal einen geistigen Beruf ausgeübt hat, merkt man ihr auf den ersten Seite nicht an. Sie wirkt tatkräftig, möchte mit den Händen arbeiten und als sich die Gelegenheit bietet, im Hofladen der Schäferei auszuhelfen, greift sie freudig zu. Mit Hanno versteht sie sich gut, die Kinder mögen sie. Aber einige Dinge gehen ihr viel zu schnell. und das sind nicht die typischen in Liebesromanen. Es geht teils um Profanes, teils aber auch um eigene Prinzipien. Und nicht nur bei ihr sondern auch bei ihm und den Kindern. Letztere gehören dazu ohne zu viel eigenen Raum einzunehmen.

Die Hauptfigur ist Ruth. Mit ihr bekommt man ein wenig von der Insel und dem Leben ihrer Freundin Nela mit. Sie packt an, denkt mit und als sie merkt, was in der Schäferei nicht möglich ist, denkt sie weiter und schafft sich einen eigenen Werkraum. Wie sie das macht und was sich entwickelt, mit ihr sowie zwischen ihr und Insulanern, ist anregend zu lesen. Weit davon entfernt, ein totales Wolkenkuckucksheim zu werden oder eine langweilige „Inselgeschichte“.
Alle Figuren sind gut beschrieben, dazu sind die Spannungsbögen gut gesetzt und der Roman weder zu tiefgehend noch seicht, aber von einer Bettlektüre weit entfernt. Der Titel führt in die Irre, der Schäfer ist ein Schäfer. Was aus Ruth wird, lest bitte selbst 😉
Ich würde mich freuen, mehr von Emma Jacobsen zu lesen.

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Veröffentlicht am 18.04.2023

Lesenswert mit Tiefgang

Krabbenbrötchen für Kenner
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Nike ist dreißig Jahre alt und besucht obligatorisch ihren doppelt so alten Vater in seinem Kieler Domizil. Er ist ein Künstler und ziemlich exaltiert, macht die Dinge so, wie er mag und nicht so, wie ...

Nike ist dreißig Jahre alt und besucht obligatorisch ihren doppelt so alten Vater in seinem Kieler Domizil. Er ist ein Künstler und ziemlich exaltiert, macht die Dinge so, wie er mag und nicht so, wie die Gesellschaft meint es wäre „richtig“. Heute ist er anders. Er lädt sie zu einem gemeinsamen Urlaub nach Föhr ein und will mit ihr alle Gutscheine einlösen, die sie ihm mal geschenkt hat.

Nike wundert sich, bekommt von ihrem Chef den Urlaub genehmigt und erlebt die ersten zusammenhängenden Tage mit ihrem Vater überhaupt. Sie wuchs bei ihrer Mutter auf.
Nach und nach kristallisiert sich heraus, wie Nike tickt und was sie bisher von ihrem Vater gewöhnt war. Ebenso erfährt man wie nebenbei die liebenswerten Macken von Willi, er anscheinend ein Geheimnis mit sich herumträgt und damit lange nicht herauskommt. Tatsächlich weiß man es erst im letzten Viertel, ahnt aber längst etwas.

Es ist ein Roman mit Tiefgang, der vom langsamen, leisen Abschiednehmen handelt ohne das der Tod selbst mitmischt. Willi hat eine heftige Diagnose erhalten und beschlossen, wie er sein Leben beenden möchte. Auf einer Insel, mit allem, was das Leben so an Gutem zu bieten hat. Und mit Nike. Die da erst reinwachsen muss, wenn sie denn will.
Sehr lesenswert. Ich habe den Roman gestern Abend „auf ex“ durchgelesen, konnte ihn nicht aus der Hand legen.

Veröffentlicht am 17.04.2023

Der Rote Faden schwankt

Die Elbflut
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Louise ist die Tochter von Jacob Ehrmann, seines Zeichens Fischer. Sie bewohnen zusammen mit ihrem Bruder ein Haus etwas erhöht an der Elbe in Loschwitz bei Dresden. Der Fluss hat 1784 starken Eisgang ...

Louise ist die Tochter von Jacob Ehrmann, seines Zeichens Fischer. Sie bewohnen zusammen mit ihrem Bruder ein Haus etwas erhöht an der Elbe in Loschwitz bei Dresden. Der Fluss hat 1784 starken Eisgang und Jacob befürchtet das Schlimmste: das sich die Eismassen auftürmen und kurz danach Tauwetter einsetzt. Die Witterung würde passen. Er spricht beim Amtmann in Dresden vor, versucht vor Ort Einiges und wird dafür eingesperrt. In jener Nacht bricht das Unheil los.

Bis zur Buchmitte dreht sich alles um die Elbe, um die kleine Familie, die ihr Möglichstes tut, um gut leben zu können und das, was der Eisgang mit sich bringen könnte. Zwischenzeitlich bekommt sie einen Gast für einige Wochen. Conrad, der sich in Louise verliebt, seines Zeichens Geograph und ebenfalls um den Eisgang besorgt. Conrad hat, wie auch Louise einen hohen Anteil im Roman. Ab der Buchmitte, wenn die Elbe wieder ihren normalen Wasserstand erreicht, ändert sich dies. Auf einmal steht Louise im Mittelpunkt, ihre Bekanntschaft, die sie während des Hochwassers machte, zieht sie in ihren Bann. Eine Dame, die Mätressen "ausbildet", was Louise erst spät so wirklich begreift. Aber einen sehr interessanten Einblick in die adlige Dresdner Gesellschaft der damaligen Zeit bietet. Jacob findet sich in einer Kommission für Deichbau wieder und kommt sich dort seltsam unpassend vor. Und Louise erfährt allerlei Abenteuer. Ebenso lernt sie (un-) ehrenhafte Herren kennen. Allerdings geht hier der Rote Faden vollständig flöten. Was Louises neue Erfahrungen betrifft, haben sie mit der Elbflut nichts mehr zu tun. Auch das Wiederfinden ihrer vor 15 Jahren verschollenen Mutter passt nicht hinein, bekommt aber am Ende einen eigenen Schwerpunkt. Und dann verlobt sich Louise und man weiß gar nicht, wer das eigentlich ist und was das jetzt soll. Sehr schade!

Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Fein wäre es gewesen, hätte die Elbflut eine zeitliche Einordnung erfahren. Jasmund nennt einen großen Vulkanausbruch, der monatelang den Himmel über Sachsen verdunkelte. Der Vulkan Laki brach 1784 auf Island aus, die Elbe führte im darauffolgenden Jahr einen verheerenden Eisgang. Aber eine entsprechende Einordnung - zeitlich und geschichtlich - findet leider nicht statt. Das empfinde ich als Makel.


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