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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.03.2024

Ein grandioses Finale

Dark Sigils – Wen das Schicksal betrügt
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Achtung! Enthält Spoiler zu den Vorbänden.




Inhalt:

Nachdem Adam von seinem Sigil getrennt wurde und damit auch seine Macht verloren hatte, musste jemand anderes seine Position als Mirrorlord übernehmen. ...

Achtung! Enthält Spoiler zu den Vorbänden.




Inhalt:

Nachdem Adam von seinem Sigil getrennt wurde und damit auch seine Macht verloren hatte, musste jemand anderes seine Position als Mirrorlord übernehmen. Auch, wenn Rayne sich dieser Aufgabe nicht gewachsen fühlte, willigte sie letztlich in Adams Wunsch ein, seine Nachfolgerin zu werden.

Die mangelnde Erfahrung glich sie durch Geist und Herz aus. Es gab dennoch einige Skeptiker, die sich gegen ihre Anwartschaft auf dem Thron aussprachen. Andererseits war sie auch für ihre Gegner schlecht einzuschätzen. Niemand kannte ihre Schwachstellen, keiner wusste von ihren Stärken.

Während Rayne also allerhand zu tun hatte, ihre neuen Aufgaben wahrzunehmen, hatte Adam den Mirror verlassen müssen. Die Zeit in Prime nutzte er, um nach seiner Schwester zu suchen. Zugleich war sein Plan, seiner Mutter endlich das Handwerk zu legen.

Diese hatte derweil jeden Politiker mit Chaosmagie infiziert, was dazu führte, dass mittlerweile alle wichtigen Personen, ihrem Willen unterstanden.

Dadurch, dass Adam von seinen Schicksalswürfeln getrennt wurde, hatten er und Rayne keinerlei gedankliche Verbindung mehr zueinander. Die Schicksalswürfel sollten einen neuen Besitzer finden. Den Lauf der Zeit zu verändern ist verlockend. Kein Wunder also, dass bald schon einer der Magistrate, Barnabes Pelham, Anspruch auf dieses Sigil erhob.

Rayne hatte also allerhand Sorgen. Hinzu kam, dass die Oberen von der Herrscherin forderten, dass sie sich Gedanken über einen Ehepartner machen sollte. Die Erbfolge müsse schließlich gesichert sein.

An ihrem 18. Geburtstag erfährt Rayne davon, dass ihr Vater ihr ein Erbe hinterlassen hätte. Dieses sollte sich in einem Schließfach in Prime befinden. Sie entschließt sich dorthin zu reisen.

Mit dem Eintreffen in Prime jedoch scheint alles zu eskalieren. Rayne trifft zwar Adam wieder, doch zugleich nutzt auch dessen Mutter die Chance zu einem Überfall. Rayne und ihre Freunde müssen die Situation konsolidieren. Um das Momentum auf ihre Seite zu zwingen, benötigen sie die Hilfe der Rebellen. Diese stellen jedoch ihre eigenen Forderungen.



Meinung:


Anna Benning ist eine Meisterin ihres Fachs, das hat sie wohl schon mit ihrer Vortex-Reihe deutlich gemacht. Auch in Dark Sigils hat sie über die Bücher hinweg Fäden geknüpft, die sie nun im finalen Band „Wen das Schicksal betrügt“, geschickt zu einem großen Ganzen zusammenführt.

Der Leser erhält in diesem Buch weitere Informationen über die Sigils und erfährt zudem auch mehr Details aus der Vergangenheit der Figuren. Im letzten Drittel des Buches werden die Erzählebenen montageartig zusammengesetzt und erzeugen erneut Dynamik und Spannung.

In vielen Geschichten versuchen Autor/innen Dramatik zu schüren, indem sie ihre Figuren in Gefahr bringen. Der rettende Ausweg kommt oft im letzten Moment oder aber – schlimmer noch – wird durch einen „glücklichen“ Zufall künstlich herbeigeführt. Bei Anna Benning ist weit und breit kein „deus ex machina“ in Sicht. Sie setzt bei ihren Figuren den Rotstift an, zeigt dass Trauer und Verlust zum Leben dazugehören.

Im dritten Band der Dark Sigils Reihe sind mir einige der Figuren noch weiter ans Herz gewachsen. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle Adam, der mit seinen Gedanken, Entscheidungen und dem gesamten Verhalten aus meiner Sicht einfach alles richtig gemacht hat. Adam war für mich das Paradebeispiel eines Menschen, den man auch im realen Leben gerne stets an seiner Seite wissen möchte.



Fazit:


Einmal mehr erweist sich Anna Benning als Meisterin der Fiktion, die es versteht, ihre unerschöpfliche Fantasie literarisch zu verarbeiten. Es gibt keine Vereinfachung, keine Banalisierungen und dennoch ist das Buch angenehm lesbar.

Der Leser steht vor einem beeindruckend detailreichen Gewebe aus Fiktion und Spannung, das ein ungemein bereicherndes Leseerlebnis eröffnet.

Die Reihe verabschiedet sich mit einem geradezu epischen Finale und sorgt mit unerwarteten Wendungen und Höhepunkten für Fassungslosigkeit.

Leser, die gut durchdachte, komplexe Fantasy zu schätzen wissen, sollten zu Dark Sigils greifen. Für mich eine Leseempfehlung, die ich gerne immer wieder aussprechen werde.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Viele neue Ideen

Night of Shadows and Flames – Der Wilde Wald
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Inhalt:


Es geschah an dem Tag, als Billie gemeinsam mit ihrem Cousin Hugh auf die Jagd ging. Ein maskierter Unbekannter namens Moth nahm Hugh als Geisel und forderte von Billie im Gegenzug für seine ...

Inhalt:


Es geschah an dem Tag, als Billie gemeinsam mit ihrem Cousin Hugh auf die Jagd ging. Ein maskierter Unbekannter namens Moth nahm Hugh als Geisel und forderte von Billie im Gegenzug für seine Freilassung, dass diese ein Jahr als Vampirjägerin für ihn arbeiten solle.

Als Hexe besaß Billie ein gewisses Maß an magischer Macht. Sie war aber auch, wie viele andere ihrer Herkunft, den Vampiren gegenüber unterlegen. Jedoch hatte sie ein großes Talent, was das Töten der Feinde betraf. Sie kannte die Schwäche ihrer Antagonisten und setzte diese im Kampf zu ihren Gunsten ein.

Moth schien von Billies Kampfwert zu wissen. Um sie an sich zu binden, ließ er ihr ein Tattoo stechen. Fast ein Jahr arbeitete Billie für den Mann, der stets von Nebelschwaden umgeben war, sich in den Schatten aufhielt und sein Gesicht und seinen Körper hinter einem dunklen Kapuzenumhang versteckte. Doch kurz vor Ablauf des Jahres gelang Hugh die Flucht. Etwas, das keiner vorhergesehen hatte. Zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.

Hughs unüberlegte Entscheidung hatte zur Folge, dass Moth sich in seiner Wut über den frühzeitigen Vertragsbruch neue Geisel suchte, nämlich Billies Tanten.

Billie hatte nur wenig Möglichkeiten, sich diesen neuen Zwängen zu entziehen. Sie machte sich auf die Suche nach Hugh. Der Cousin war auch nicht weit gekommen. Denn er war prompt mitten hinein in eine Hexenversteigerung geraten. Billie standen nur wenige Optionen zur Verfügung Hugh zu befreien. Alle Ideen waren zum Scheitern verurteilt und letztlich landeten beide, sowohl Hugh als auch Billie, auf dem Podest einer Sklavenauktion und für beide fiel der Hammer. Sie wurden versteigert. Nur leider an völlig unterschiedliche Vampire.

Für Billie bedeutete dieser Umstand, neben der Sorge um ihren Cousin, allerhand Probleme. Denn die Vampire ersteigerten sich für gewöhnlich Hexen, um sich von ihrem Blut zu nähren. Die Hexen wurden mit einem Chip versehen, der es ihnen verunmöglichte, Magie und Zauberei zu wirken. So befand sich Billie also in der Obhut eines Meisters, der sich vermutlich von ihrem Blut nähren würde.

Die Uhr tickte. Denn einerseits gab es da Moth, der Billies Tanten in seiner Gewalt hatte. Dann gab es diesen Vampir namens Tian, der mit seinen Freunden eine Wohngemeinschaft bildete, in der sich Billie eingliedern sollte. Und dann war da noch Hugh, der sich vermutlich in der Gewalt eines Vampirs befinden würde, der es vielleicht nicht so gut mit ihm meinte, wie Billies Besitzer. Wäre das alles nicht schon schlimm genug, geschah in Wimborne etwas Unheimliches. Der „Wilde Wald“ schien seine Wurzeln auszustrecken und klamm und heimlich die Stadt zu erobern. Der ultimative Endgegner, vor dem die Ränkespiele der Figuren zu verpuffen scheinen.



Meinung:


Zugegeben, ich brauchte einige Seiten, um in den neuen Reihenauftakt von Laura Labas „Night of Shadows and Flames“ reinzukommen. Das lag unter anderem daran, dass es zum Anfang nur wenige Dialoge gab und sich allerhand Fragen auftaten.

Nach und nach weckt Labas aber Neugierde, Lesefreude und schlussendlich Begeisterung. Sie erschafft mit ihrem Roman eine völlig neue Welt. Es gibt unglaublich viele Figuren, die in ihrer Welt leben: Meermonster, Kirke, Geister, Vampire und Hexen natürlich, Wendigos, Blutfae, Flemminge, Irrlichter u.a.. Von einigen dieser Wesen hatte ich bereits gehört, andere habe ich durch diese Geschichte kennenlernen dürfen. Insbesondere der „Wilde Wald“ ist eine grandiose Idee.

Nach der Versteigerung landen sowohl Hugh, als auch Billie in unterschiedlichen Vampirhaushalten. Während Billie, als auch der Leser im Unklaren bleiben, was mit Hugh geschehen ist und sich somit auch Sorgen, um den jungen, vielleicht sogar hilflosen Cousin machen, steht Billie, wie auch die Tage zuvor, unter Dauerstress.

Sie landet in einem ungewöhnlichen Vampirhaushalt. Denn neben dem Meister leben hier noch ein stummer anderer Vampir, eine Kirke, die ihren Zauberstab (und damit so gut wie all ihre magische Macht) verloren hat, und ein Geist, der sich lediglich durch grüne Rauchausdünstungen und Stöhnen verständlich machen kann. Entgegen Billies anfänglichen Befürchtungen ist diese sehr diverse Gemeinschaft recht friedlich. Und Tian, der Meister des Hauses?! Dieser übt zudem auch noch eine unerwartete Anziehung auf Billie aus. All das, kann Billie ebenso wenig gebrauchen wie einen Meister, der ihr angesichts der unterdrückten Magie überlegen wäre. Denn ihre Ziele stehen fest: Zu fliehen und Hugh sowie ihre Tanten zu befreien.

In „Night of Shadows and Flames“ gibt es, wie einige LeserInnen vermutlich schon aufgrund des Klappentextes vermutet haben, eine Liebesgeschichte. Für mich blieben die Gefühle zwischen Tian und Billie jedoch über die Seiten hinweg eher blass.



Fazit:


Laura Labas „Night of Shadows and Flames – Der wilde Wald“ hat mich in einen richtigen Lesesog hineingezogen. Ein spannender Plot, der allerhand Fragen aufwirft, und viele interessante Figuren waren die Gründe dafür, dass ich das Buch nur schwer aus der Hand legen konnte und mich trotz kleinerer Mängel nie fragte, ob ich ein gutes oder ein schlechtes Buch vor mir hatte.

Viel Neues gab es bei der Lektüre für mich zu entdecken. Allerhand Figuren habe ich beim Lesen ins Herz geschlossen. Überraschungen sind für jedes Buch ein Gewinn, und ein Buch in die Hand zu nehmen, das so von ihnen wimmelt, lässt einen am Ende atemlos zurück.

Von mir gibt’s eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.03.2024

Lehrreich, prägnant und nachhallend

New Dragon City – Ein Junge. Ein Drache. Eine verbotene Freundschaft
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Inhalt:


Fünf Jahre ist es her, seit sich Noahs Leben von einem Tag auf den anderen von Grund auf verändert hat. Damals haben die Drachen New York City heimgesucht. Sie haben die Menschen gejagt und einige ...

Inhalt:


Fünf Jahre ist es her, seit sich Noahs Leben von einem Tag auf den anderen von Grund auf verändert hat. Damals haben die Drachen New York City heimgesucht. Sie haben die Menschen gejagt und einige von ihnen, ihre Unterkünfte und Lebensräume abgefackelt. Erst zum Beginn des Winters sind die Drachen verschwunden. Irgendwohin, um Winterschlaf zu halten. Im Frühjahr kamen sie dann wieder und haben erneut für verkohlte, leerstehende Gebäude, ausgebrannte Autos und eine zerstörte Landschaften gesorgt.

Auch in diesem Jahr haben sich Noah, sein Vater und eine kleine Gruppe weiterer Überlebender zusammengeschlossen, um Vorräte zu sammeln und sich für den Sommer im Untergrund vorzubereiten.
Doch irgendetwas scheint dieses Mal anders zu sein, als gewohnt. Denn plötzlich entdecken Noah und seine Freundin einen Drachen am Himmel. Einen, der eigentlich noch einen Monat im Winterschlaf sein sollte. Die Menschen geraten in Panik.

Noah erfährt von seinem Vater, dass dieser vorhat, sich nicht, wie die anderen, in die Sicherheit des Unterschlupfes zu begeben, sondern stattdessen seine Mutter suchen möchte, die sich erst vor Kurzem einer Sekte angeschlossen hat.

Kurzentschlossen schmuggelt sich Noah, entgegen den mahnenden Worten seines Vaters, ebenfalls aus der Gruppe und heftet sich an dessen Fersen. Ein gefährliches Unterfangen. Denn die Drachen mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen und den schwarzen Zungen sehen zwar schlecht, doch dafür funktioniert ihr Riechsinn umso besser.

Ein Rückweg zu der Gruppe in das sichere Versteck wird, das ist Noah bewusst, nicht mehr möglich sein. Denn die Tür hat ein automatisches Schloss. Eines, das bis zum Beginn des Winters nicht zu öffnen sein wird.

Noahs Entscheidung ist also endgültig. Er möchte seine Mutter finden und muss sich ein halbes Jahr lang der gefährlichen Realität stellen ...



Meinung:


Der Untertitel von „New Dragon City“, „Eine verbotene Freundschaft“, verrät bereits, das den Leser in dieser Geschichte nicht nur eine gefährliche und spannende Reise eines Jungen durch eine apokalyptische Welt, sondern zudem auch eine ungewöhnliche Freundschaft erwartet. Auf so ein besonderes Abenteuer habe ich mich gefreut.

Mit Noah begleitet der Leser einen mutigen Protagonisten, durch eine Welt, die nahezu zerstört ist. Eingeschlagene Schaufenster, zerstörte und verlassene Gebäude, finden sich in dieser dystopischen Vision von New York. Nur 18,5 % der Menschen haben die bisherigen Angriffe der Drachen überlebt. Noah liebt seine Familie und er ist bemüht, diese wieder zusammenzuführen. Was er jedoch noch nicht richtig begriffen hat, ist, dass seine Eltern jeweils am anderen Ende des Meinungsspektrums stehen.Während die Mutter daran glaubt, dass Drachen und Menschen friedlich miteinander leben können, ist der Vater der festen Überzeugung, dass es den Menschen gelingen könnte, die fremden Wesen zu vernichten.

In genau diesen Zwist gerät der Junge im Laufe der Geschichte. Er muss sich fragen, auf welcher Seite er steht. Als er die junge Drachendame Asha kennenlernt, verändert sich Noahs Weltbild. Denn entgegen dem, was er bislang erleben musste, ist Asha ihm nicht feindlich gesinnt.

Der Leser bekommt in dem Buch zwei Perspektiven präsentiert. Nämlich die von Noah und die von Asha. Beides unterschiedliche Wesen mit ähnlichen Lebenserfahrungen. Beide, sowohl Drache, als auch Junge, haben es mit einer älteren Generation zu tun, die eingefahrene Prinzipien vertritt und aufgrund bisheriger Erfahrungen auf radikale Konfliktlösungen setzen.

Mari Mancusi zeigt also anhand ihrer Fantasygeschichte, dass Frieden kein Perpetuum mobile ist, sondern oft nur eines Perspektivwechsels bedarf.

Die Geschichte ist nicht immer gewaltfrei. Denn die Menschen, die ebenso wie die Drachen durch einen fortwährenden Krieg, auf Ressourcen verzichten müssen, sind bereit zu radikalen Mitteln zu greifen. Auch der Verzehr von Drachen(und Menschen-)-fleisch ist plötzlich eine Option.

Während des Lesens kam ich nicht umhin, mir einige Fragen zu stellen. So wird zum Beispiel zum Anfang des Buches kurz angemerkt, dass Noah sich unklar ist, woher die Drachen kamen. Verschiedene Gerüchte wurden angeschnitten. Doch eine Auflösung gab es nicht. Auch habe ich überlegt, ob ein halbjähriger Aufenthalt in einem verschlossenen Gebäude unterhalb der Erde nicht bei dem ein oder anderen für einen Lagerkollaps sorgen würde. Ob es nicht weitere Konflikte in der Dunkelheit mit einem begrenzten Kontingent an Lebensmitteln geben könnte. Auf diese Punkte geht die Autorin in ihrem Buch nicht weiter ein. Da es sich bei „New Dragon City“ um ein Kinderbuch und zudem auch um eine – vermutlich – abgeschlossene Geschichte handelt, denke ich, dass diese offenen Fragen vernachlässigt werden können.



Fazit:


Bei „New Dragon City – Eine verbotene Freundschaft“ entführt in eine dystopische Zukunft. Es handelt es sich um die spannende Geschichte eines kleinen Jungen. Generationelle und familiäre Konflikte werden neben einem Kampf gegen Invasoren jeweils individuell erfahren und ausgekämpft.

Eine von knisternder Energie erfüllte Konfliktsituation reiht sich an die nächste.

Pros & Cons: „New Dragon City“ ist lehrreich, stellenweise allerdings auch recht brutal, dann aber auch prägnant und nachhallend geschrieben. Schön liest sich auch die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft, die aus der Angst vor der Welt entstanden ist, und sich vor dieser bewähren muss.

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Alles eine Frage der Dosis?

Honesty. Was die Wahrheit verbirgt
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Inhalt:


Nach einer großen Panedemie und einem darauf folgenden Krieg hat sich in Sestiby einiges verändert. Die Menschen stehen unter dem Einfluss eines Medikaments namens Veritas, das dafür sorgt, dass ...

Inhalt:


Nach einer großen Panedemie und einem darauf folgenden Krieg hat sich in Sestiby einiges verändert. Die Menschen stehen unter dem Einfluss eines Medikaments namens Veritas, das dafür sorgt, dass Gefühle wie Missgunst, Eifersucht, Wut, Neid, Panik, Hass und Trauer nicht mehr empfunden werden können. Auch sorgt Veritas dafür, dass es dem Anwender nicht mehr möglich ist, Lügen auszusprechen.

Mae lebt mit ihrer Familie in Sestiby. Schon seit Jahren ist sie in ihren Kindheitsfreund Aiden verliebt. Doch seit geraumer Zeit datet dieser ein Mädchen namens Ann.

Dass bei Mae Veritas nicht richtig anzuschlagen scheint, stellt schon alleine aus diesem Grund ein großes Problem dar. Denn ein Gefühlsausbruch, der von den falschen Menschen gesehen und gemeldet werden würde, würde sie als Liar entlarven und schlimmstenfalls eine Abschiebung nach Ring 8 und somit den Ausschluss aus der Gesellschaft nach sich ziehen.

Als Aiden eines Tages seine Verlobung mit Ann verkündet, bricht für Mae eine Welt zusammen. Es sind nicht nur die Gefühle, die sie zu kontrollieren versucht, auch das Ehegesetz, dass von allen Bewohnern Sestibys verlangt, dass diese bis zum 21. Lebensjahr verheiratet sein sollen, schürt zusätzlichen Druck. Auch, wenn Mae noch drei Jahre Zeit hat, so weiß sie, was ihr bevorsteht, sollte sie bis dahin keinen passenden Partner finden: Sie würde das Recht auf freie Berufswahl verlieren und dort eingesetzt werden, wo ihre Kraft am dringendsten benötigt wird. Sie würde nicht in die höheren Ringe aufsteigen, sondern in Ring 7 landen.

Mae unterdrückt also ihren Widerwillen und lässt sich von ihren Dads und ihrer kleinen Schwester sowie ihrem großen Bruder Nick, der als Aufsehender für die Regierung arbeitet, überreden, sich bei der Dating-App Eternity anzumelden. Doch gerade, als sie ihr Profil abschicken möchte, bekommt sie eine Fehlermeldung.

Kurz darauf erfahren Mae und ihre Familie von einer kürzlich eingeführten Neuerung der Regierung: Es soll fortan ein Programm namens PEP geben. Eines, dass für eine glücklichere Zukunft sorgen soll. Hierzu werden alle Personen, die sich im entsprechenden Alter befinden und noch keinen Partner gefunden haben, in ein Camp eingeladen. Diverse Tests und Veranstaltungen sollen dafür sorgen, dass jeder letztlich sein perfektes Gegenstück finden wird. All das wird von der KI zusätzlich unterstützt.
Am PEP-Programm soll jeder teilnehmen. Für alle sollen gleiche Voraussetzungen geschaffen werden.

Alle bereits bestehenden Verlobungen werden mit Einführung des Programms aufgelöst. Das Programm bietet zwar allerhand Möglichkeiten, doch Mae erkennt darin auch ein großes Problem. Denn mit der Teilnahme an PEP wird sie die schützende Unterstützung ihrer Familie verlieren. Lediglich ihr Bruder könnte, sofern er mit ihr einer Gruppe zugeordnet werden sollte, an ihrer Seite sein. Die Gefühle, die sie immer wieder übermannen, die Panikattacken würden mit Sicherheit dafür sorgen, dass Mae auffliegt.

Als wüsste Mae nicht schon gut genug, wie schnell ein unliebsames Gefühl bei ihr hervorbrechen kann, sorgen kleine Geschehnisse im Alltag immer wieder für eine unliebsame Erinnerung an ihr allgegenwärtiges Problem. So begegnet sie in einer Bahn einem jungen Mann, der sie nicht nur ungeschickt anrempelt, so dass ihr ihre geliebten EarPods auf den Boden fallen. Er zerstört einen der Pods auch noch, indem er drauf tritt. Anstatt sich zu entschuldigen, grinst der Unbekannte Mae dreist an und ergreift die Flucht. Die frostblauen Augen des unverschämten Kerls bleiben Mae genauso im Gedächtnis, wie die Tatsache, dass er in ihrem Gesicht mit Sicherheit das Aufkeimen des tückischen Gefühls der Wut erkannt hat.

Als Mae also im Camp eintrifft, muss sie nicht nur fürchten, dass ihr die vielen angekündigten Tests zum Verhängnis werden, sondern auch, dass sie mit Aiden oder gar Ann in einer Gruppe landen könnte. Dass jedoch „Mr. Frost“, der Mann aus der S-Bahn, in ihrem Team sein könnte, damit hat Mae so gar nicht gerechnet ...



Meinung:


Nach „Gameshow“, ein Fall von früher Meisterschaft, wusste ich sofort, dass ich das nächste Buch von Franzi Kopka unbedingt würde lesen müssen.

Meine großen Erwartungen, die ich an „Honesty“ hatte, wurden, soviel sei an dieser Stelle gerne schon vorweg gesagt, nicht enttäuscht. Auch „Honesty“ ist sehr gelungen.

In Sestiby sorgen eine KI namens AISS und eine Rundumüberwachung für die Sicherheit der Bewohner. Ein Medikament namens Veritas, das in der Lage ist, jegliche Emotionen zu unterdrücken, für Ordnung und Frieden.

Die Wirkung von Veritas empfand ich als sehr interessant. Denn sobald eine Frage gestellt wird, ist das Gegenüber verpflichtet, eine Antwort zu geben. Tut es das binnen weniger Sekunden nicht, durchströmt es eine unangenehme Hitze, die bald zu einem starken Brennen im Mundraum wird und letztlich Herzprobleme hervorruft. Final setzt im schlimmsten Fall das Herz aus. Die gleiche Symptomatik wird durch eine ausgesprochene Lüge verursacht.

Sestiby ist in 8 Ringe aufgeteilt. Die Wohlhabendsten leben in Ring 1 und schwelgen im Luxus. In Ring 2 finden sich Firmen, in denen nur tagsüber gearbeitet wird, wie Werbeagenturen, Architekturbüros und Forschungszentren. Ab Ring 3 abwärts wird auch nachts gearbeitet. Eine ständige Geräuschkulisse durch die Fabriken sorgt zum Teil für schlaflose Nächte. Umso höher die Ringzahl, umso prekärer die Lebensverhältnisse. In Ring 7 leben die Menschen, die keinen Partner gefunden haben und müssen sich der Arbeit fügen, die ihnen vom System zugewiesen wird. Schlimmer ergeht es nur noch jenen, die von der Gesellschaft ausgeschlossen und in den Ring 8 verstoßen werden.

Regelmäßige Gefährdungsanalysen, bei denen die Bewohner mit Fragen konfrontiert werden, sorgen dafür, dass subversive Elemente definiert werden.

Der Autorin gelingt es, Mae – die Protagonistin des Romans - schnell ins Herz des Lesers hineinzuschreiben. Denn Maes größter Traum besteht darin, im Zentralarchiv des Centers zu arbeiten und ihre große Liebe Aiden zu ehelichen. Sie scheitert lediglich daran, dass sie nicht so ist, wie das System es gerne hätte.

Mit dem Beginn des Partnerschaftsprogramms entwickelt sich neben der allgegenwärtigen Spannung, die stets präsent ist, weil Maes Gefühlsausbrüche dazu führen könnten, dass diese aussortiert und abgeladen werden könnte, noch ein zusätzlicher interessanter Part für den Leser. Denn an dem neuen Programm nehmen auch die amtierenden Regierenden teil. Mae und somit der Leser erhalten – ungewollt – Einblick in eine Welt, die ihnen zuvor verborgen war. Nebenher entwickelt sich zudem eine sehr interessante Liebesgeschichte. Eine, die natürlich nicht sein darf.



Fazit:


Grandios! Das ist das erste Wort, das mir nach dem Lesen von „Honesty“ in den Sinn kam. Franzi Kopka stellt ein totalitäres System zur Schau und es gelingt ihr diesem einen unglaublichen Spannungsbogen abzugewinnen.

Das Heilsziel eines „Neuen Menschen“ hat Kopkas Welt mit den Diktaturen des 20. Jahrhunderts gemein. Das größte Problem ist, dass sich die Institutionen in ihrer Welt vordergründig tolerant zeigen. Der Unzufriedenheit mit den realen biologischen, intellektuellen und moralischen Eigenheiten der Bewohner begegnet die herrschende Klasse aber mit KI und Medikamenten.

Anpassung oder Widerstand: Das sind die beiden Pole, zwischen denen sich in totalitären Regimen Menschen vermeintlich entscheiden können. Widerstand wurzelt hier allerdings in Emotionalität und nicht in einer autonomen Entscheidung. Das macht das Buch so interessant.

Das Buch lässt einen allerdings mit einem fiesen Cliffhanger zurück, der sich gewaschen hat.

Alles in allem kann ich sagen, dass der neueste Roman von Franzi Kopka für mich erneut Potenzial zum Jahreshighlight zeigt.

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Veröffentlicht am 07.02.2024

Siegfried gibt alles

Ein Frosch, der auszog, ein Prinz zu werden
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Inhalt:


Tagtäglich sitzt der Frosch Siegfried auf einem Stein, nahe des Tümpels, und beobachtet verträumt seine große Liebe, die Prinzessin Odette, bei ihrer Alltagsbewältigung. Hilflos verfolgt er hier ...

Inhalt:


Tagtäglich sitzt der Frosch Siegfried auf einem Stein, nahe des Tümpels, und beobachtet verträumt seine große Liebe, die Prinzessin Odette, bei ihrer Alltagsbewältigung. Hilflos verfolgt er hier auch die Gespräche zwischen dem bösen Zauberer und der Prinzessin. Der Zauberer droht Odette, dass er sie in einen Schwan verwandeln könne, auf immer und ewig sogar. Odette würde nie wieder ein Mensch werden, wenn er das so wolle. Sie jedoch kann ihr Schicksal selbst bestimmen. Sie müsse ihn nur zum Manne nehmen, dann könne sie twenty-four/seven Prinzessin sein.

Nun sei es auch genug der Zögerei, so der Zauberer. Drei Tage habe die Prinzessin Zeit eine Entscheidung zu treffen. Ansonsten wäre ihr Schicksal besiegelt.

Odette ist außer sich und weiß sofort, dass sie diesen schrecklichen Mann niemals ehelichen wird. Siegfried hingegen fühlt sich machtlos. Als Frosch kann er nichts bewirken. So gerne würde er seine große Liebe vor den Machenschaften des gemeinen Zauberers beschützen.

So träumt Siegfried also davon ein Mensch zu werden. Ja am besten noch ein Prinz! Dann könnte er mit Odette glücklich werden.

Die Realität jedoch sieht völlig anders aus. Siegfrieds Familie lacht ihn für seinen großen Traum aus. Bis er endlich sein eigenes Schicksal in die Hand nimmt.

Eine glückliche Fügung, oder Glück im Unglück, ist es da wohl, als Felix, der gestiefelte Kater, des Weges kommt, einen großen Schluck Wasser aus Siegfrieds Tümpel nimmt und dabei eines der Geschwister des Frosches verschluckt. Siegfried zedert, der Kater reagiert pikiert und würgt die Kaulquappe hervor. Kater und Frosch kommen ins Gespräch und Siegfried wittert seine Chance. Denn der gestiefelte Kater, der Spin-Doctor der Märchenwelt, ist im ganzen Reich bekannt dafür, dass er es stets geschafft hat, aus ungeeigneten Kandidaten wahre Prinzen zu machen.

Bei Siegfrieds Wunsch, muss jedoch selbst Felix lautstark lachen. Ein Frosch, der ein Prinz werden möchte? Was für eine absurde Idee!

Doch der Ehrgeiz des Katers ist geweckt. Er nimmt die Rolle als Life-Coach an und verspricht dem Frosch, so gut es geht, zu helfen.

So beginnt für Siegfried eine große Reise, die ihn über die Teufelsbrücke hinweg zur Hexe Gothel führen wird. Der kleine Frosch muss sich in ein Geisterschloss wagen, in dem es ganz gruselig spukt. Er wird versuchen den Teufel auszutricksen, sich mit einer ehrgeizigen Ziege anlegen und sein Leben aufs Spiel setzen.

Doch wird die Prinzessin den Frosch überhaupt lieben können? Oder wird Siegfrieds Traum vom großen Glück scheitern? Sicher ist, dass dem kleinen Frosch das größte Abenteuer seines Lebens bevorsteht.



Meinung:


Wer bereits eines oder mehrere Bücher von Jacqueline Weichmann-Fuchs gelesen hat, weiß, dass die Geschichten der Autorin einem bestimmten Schema folgen. Falls man hier ein turbulentes Abenteuer, Humor und psychologischen Tiefgang erwartet, wird man nie enttäuscht.

„Ein Frosch, der auszog, ein Prinz zu werden“ bildet hier keine Ausnahme. In diesem Buch ist die Autorin, so verrät das Vorwort, einem Wunsch einer ihrer Leserinnen nachgekommen, die gerne eine Geschichte lesen wollte, in der Jacqueline Weichmann-Fuchs eher unbekannte Märchen aufgreift und zudem auch die tierischen Helden ihrer vorherigen Geschichten zusammenführt.

Treue LeserInnen der Autorin werden in diesem Buch also gelegentlich in Erinnerungen an vorherige Abenteuer schwelgen können. Neue LeserInnen werden allerdings ebenfalls ihre Freude mit diesem Buch haben. Denn „Ein Frosch, der auszog, ein Prinz zu werden“, lässt sich auch als eigenständiger Einzelband hervorragend lesen.

Auch hatte Jacqueline Weichmann-Fuchs den Finger wieder am Puls der Zeit: Das Buch manifestiert sich an den Themen "Selbstfindung", "Selbsterfindung" und "Selbstbestimmung".

Man muss für seine Ziele kämpfen und nicht selten stellt man auf dem Weg auch fest, dass unliebsame Entscheidungen getroffen werden müssen.

Siegfried muss im Laufe seines Abenteuers nicht nur ein Opfer bringen. Er muss nicht nur einmal seine getroffenen Entscheidungen hinterfragen. Seine Tage sind oft davon bestimmt, die Scherben vom Vortag zusammen zu kehren.

Wer jetzt hinter „Ein Frosch, der auszog, ein Prinz zu werden“ eine tragische und traurige Geschichte vermutet, der kann aber beruhigt sein. Denn Jacqueline Weichmann-Fuchs würzt ihre Geschichte mit einer guten Portion Humor. So stolpert Siegfried von einem Fettnäpfchen ins nächste und treibt den gestiefelten Kater fast in einen Nervenzusammenbruch. Der freche Hase Snow und sein kluger Begleiter der Fuchs Red schließen sich dem Team an und können sich natürlich (un-)passende Kommentare nie verkneifen. Siegfried bekommt die Liebeserklärung seines Lebens von einer Froschspinne, die sich in einer Identitätskrise befindet, und ein wildgewordenes Zauberbuch entpuppt sich als interessantes Transportmittel.

Doch all das ist nur ein kleiner Einblick in eine Geschichte, die mit vielen verrückten Ideen glänzt.



Fazit:


Jacqueline Weichmann-Fuchs präsentiert mit „Ein Frosch, der auszog, ein Prinz zu werden“ erneut einen humorvoller Märchenmix mit Tiefgang. Aus psychologischer Hinsicht ist das Buch wirklich interessant, da es parabelhaft Einblicke in die exogenetische Entwicklung von Menschen gibt.

Die exzentrischen Figuren, die Jacqueline Weichmann-Fuchs auflaufen lässt, sind überaus kurzweilig. Unterhaltsam und manchmal gekonnt überzeichnet, aber gleichzeitig nie glatt, kommt die Geschichte daher. Der gut durchdachte Plot verhilft der Geschichte dabei zu einem überraschendem Tiefgang.

Fans der Geschichten der Autorin dürfen sich auf eine Zusammenführung der tierischen Sidekicks aus den vorherigen Romanen freuen. Neue LeserInnen werden diese kleinen Spitzen vielleicht nicht erlesen, aber dennoch Freude mit einem Buch haben, das sich auch hervorragend als Einzelband lesen lässt.

Siegfried gibt alles und verhilft zu einem tollen Leseabend mit Erkenntnisgewinn.

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