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Veröffentlicht am 27.10.2021

Voller Witz und Skurrilität

Merdyns magische Missgeschicke – Zaubern will gelernt sein!
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Inhalt:


Es geschah im Jahre 511, als König Paul und seine obersten Richter dem berüchtigten Gesetzesbrecher und Schwarzmagier Merdyn den Prozess machten. Merdyn hatte sich nicht nur der dunklen Künste ...

Inhalt:


Es geschah im Jahre 511, als König Paul und seine obersten Richter dem berüchtigten Gesetzesbrecher und Schwarzmagier Merdyn den Prozess machten. Merdyn hatte sich nicht nur der dunklen Künste bedient, auch und vor allem, hatte er ein Auge auf die Prinzessin Evenhart geworfen.

Zur Strafe für seine Taten sollte der Magier sieben Jahre im Fluss der Verdammnis verbringen. Doch bei dem Zauber, der ihn in die Verbannung führen sollte, ging etwas schief. Merdyn wurde direkt ins 21. Jahrhundert katapultiert. Mitten in die Gegenwart, in der Rosie gerade dabei ist, ihrem nur leidlich erfüllten Leben eine Wendung zu geben.

Rosie hatte ihre Sachen gepackt, war auf dem Weg, ihr kleines Heimatdorf und ihre Familie hinter sich zu lassen, um in einer anderen Stadt als Sängerin eine Karriere zu beginnen. Sie wollte berühmt werden, eine Menge Geld verdienen und ihre Mutter, ihren Bruder sowie sich selbst stolz machen.

Gerade als Rosie mitten im Wald stand und die Lücken in ihrem Plan bemerkte, kommt es zur Zäsur. Nur vielleicht nicht die, die sie sich anfangs erhofft hatte.

Wer rechnet schon damit, mitten im Nirgendwo auf einen verlaust aussehenden, heruntergekommen Zauberer in einem altertümlichen Gewand zu treffen, der urplötzlich, wie ein Jeannie aus der Flasche auftaucht, und ihr eine traumhafte Stimme anbietet. Der Zauberer entpuppt sich allerdings als wenig selbstlos, verlangt er als Gegenleistung doch zurück ins Jahr 511 geschickt zu werden.



Meinung:


Rosie hat es nicht einfach. Sie würde so gerne gut singen können und noch lieber den Wettbewerb für „Mortford sucht den Superstar“ gewinnen. Doch stattdessen muss sie sich im Leben mit ihren garstigen Mitschülerinnen herumschlagen, die keinen Tag ungenutzt lassen, um Rosie das Leben zur Hölle zu machen. Zu Hause erwartet sie eine Mutter, die nach dem Tod des Vaters nur noch vor dem Fernseher sitzt, sich dort Daily Soaps ansieht und täglich tonnenweise Pralinen in sich hineinstopft. Ihr Bruder Kris ist unglaublich eingebildet und denkt nur an seine schicke Frisur. Und dann gibt es da noch Pupsie, Rosies Meerschweinchen und einzigen Verbündeten. Pupsies einziger Makel ist, dass sie im Intervall Ködel verliert. Ansonsten steht sie Rosie treu als Freundin zur Seite. Kein Wunder, dass Rosie also eines Tages beschließt fortzugehen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Rosie erscheint auf den ersten Seiten des Buches sympathisch. Sie hat ein großes Herz. Ihre kleine Familie scheint nur die eigenen Interessen im Sinn zu haben. Ihre Mitschülerinnen machen ihr das Leben zur Hölle. Statt Neid, Hass und Ressentiment zu empfinden, macht sich Rosie auf, um die Situation möglichst auch für ihr Umfeld positiv zu verändern.

Zugegeben, ihr Plan loszuziehen, eine große Sängerin zu werden und mit Reichtum in den Taschen wieder heimzukehren ist stark überambitioniert. Das muss auch Rosie schnell einsehen, als ihr auffällt, dass sie weder Medikamente für Pupsie noch die richtige Kleidung für solch eine lange Reise eingepackt hat.

Als Rosie dann Geräusche im Wald vernimmt, bleibt ihr nicht lange Zeit um Furcht zu verspüren, denn der fremde Mann, der im Geäst auftaucht und wie ein heruntergekommener Landstreicher aussieht und von der Verdammnis faselt, hat Hunger. Es beginnt ein humorvoller Dialog voller kultureller Missverständnisse.

Merdyn und Rosie tun sich zusammen. Sie schließen ein Abkommen und ab da an wird es abenteuerlich und noch turbulenter. Denn Merdyn ist ein Schwarzmagier. Er ist es gewohnt vom Volk gefürchtet zu werden. Er ist reich und unglaublich selbstbewusst. Doch im 21. Jahrhundert gibt es durchsichtige Schiebetüren in Kaufhäusern, die automatisch zuschnappen und an eine „magische Wand“ erinnern. Es gibt magische metallische Gefährte, die Menschen Autos nennen. „Alte Hexen“ wenden keine Magie an, sondern greifen zu Regenschirmen, um einen damit zu verprügeln. Dreckige Kieselsteine sind keine Bezahlung, die man gegen wertvolle Güter eintauschen kann und ohne das magische Zepter muss Merdyn sogar auf Kräutermagie zurückgreifen. Und dann taucht auch noch Merdyns Erzfeind auf und möchte ihm den Garaus machen.

Derweil hat Rosie ganz andere Probleme. Die beginnen damit, dass sie ihren neuen „Freund“ erst einmal der Familie vorstellen und den angerichteten Schaden gering halten muss. Als plötzlich ihr Meerschweinchen zu sprechen beginnt, ihr Bruder sich als Manager von Merdyn vorstellt und der Nachbar den neuen Mitbewohner mit seinem geliebten, sündhaft teurem Auto davonfahren sieht, ist guter Rat teuer ...



Fazit:


Simon Farnaby legt mit „Merdyns magische Missgeschicke“ ein gleichsam innovativen wie abgedrehten Einstieg in das von ihm geschaffene Universum, das so voller Witz und Skurrilität ist, vor. Kunstfertige Schwarzweißzeichnungen von Claire Powell untermalen die Geschichte,

Das Buch wird ein breites, nach kurzweiliger Unterhaltung strebendes junges Publikum finden.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Düster, fantasievoll - perfekt für die Herbstlesestunden!

Stella und der Mondscheinvogel
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Inhalt:


Nach zwölf Jahren im Waisenhaus wurde Stella von ihrer Großtante Grace aufgenommen. Als diese verstirbt, muss Stella sich ihren Zukunftssorgen stellen. Doch auf der Beerdigung der Großtante sucht ...

Inhalt:


Nach zwölf Jahren im Waisenhaus wurde Stella von ihrer Großtante Grace aufgenommen. Als diese verstirbt, muss Stella sich ihren Zukunftssorgen stellen. Doch auf der Beerdigung der Großtante sucht ein Rechtsanwalt den Kontakt zu dem Mädchen. Er überreicht ihr einen Brief von Stellas Taufpaten, Captain Arthur Jones und seine Frau Lady Mair. Das Paar hat sich in diesem bereiterklärt, nach Graces Versterben Stella bei sich aufzunehmen.

Nun stand Stella also am Bahnhof und fror bitterlich. Als der Bahnhofswärter ihr einen Platz in der Wartehalle am Kamin anbietet, verfängt das Angebot natürlich sofort. Die Halle war, bis auf einen einzelnen Mann, leer. Doch dieser verhält sich auffallend. Er redet wirres Zeug und verlässt sogar letztlich panisch die Halle. Zuvor drückt er Stella jedoch noch mit den Worten, „falls sie mich erwischen. Lass es auf keinen Fall zurück, egal, was passiert“, ein Päckchen in die Hand.

Als der Zug in den Bahnhof einfährt, steht Stella immer noch mit dem Paket in den Händen da. Der Mann scheint, wie vom Erdboden verschwunden.

Stella hatte Pläne. Sie stellte sich ihre Zukunft im prunkvollen und luxeriösen neuen Heim vor. Sie träumte von einer liebevollen Familie. Denn Captain Arthur Jones und Lady Mair haben sogar noch einen Sohn, Tommo, mit dem Stella ihre Zeit verbringen wollte. Ein Paket, um das sie sich kümmern muss, gehörte nicht zu ihren Zukunftsplänen. Doch stehen lassen kann sie es nun auch nicht mehr.

Sie springt in den Zug und macht sich auf die Reise. Mit einem Geheimnis in der Tasche und einer Zukunft, die letztlich ganz anders aussehen wird als die in ihren Träumen.



Meinung:


Die Autorin legt ein Buch vor, das die Leser gekonnt von der ersten Seite anlockt und in dieses hineinzieht. Stella begibt sich auf eine Reise ins Ungewisse. Sie träumt von einer wundervollen Zukunft. Sie träumt von einer Familie und Menschen, die sie lieben.

Doch als sie endlich in ihrem neuen Zuhause, einem riesigen Haus mit einer Bibliothek, vielen Fluren und Zimmern ankommt, erwartet sie die erste Überraschung: Die Einrichtung ist düster und verstaubt. Das Haus wirkt verlassen, die Luft ist stickig. Man sollte meinen, dass solch ein riesiges Haus eine Menge Personal benötigt, um es in Schuss zu halten. Doch die einzigen Menschen, die hier leben, sind Denzil, das Faktotum im Haus, Gwyn der Gärtnerjunge, die Haushälterin Mrs. Villiers und ein weißer Kater. Auf ihre Nachfrage, wo denn die Herrschaften seien, bekommt Stella nur Ausflüchte präsentiert. Stella sollte dankbar sein. Sie kann sich hier zuhause fühlen. Doch hat das Haus, darauf wird sie hingewiesen, auch seine No-go-Areas.

Alles, was das Mädchen hat, um ihre Einsamkeit zu stillen, ist das geheimnisvolle Päckchen. Darin befindet sich, wie Stella bald feststellt, ein ganz besonderes Spielzeug. Als Stella dieses zusammenbaut und als sie beginnt, das alte Gemäuer zu erkunden, beginnt für sie ein Abenteuer, das sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.

Zwar war Stella zeit ihres Lebens auf sich alleine gestellt, nun bekommt sie jedoch erstmals einen Freund an ihre Seite. Einen ziemlich frechen, der nicht immer sympathisch wirkt, zu dem Stella aber dennoch schnell eine enge Bindung aufbaut.

Immer wieder wirft Catherine Fisher neue Rätsel auf. Was für Geräusche sind das, die nur Stella zu hören scheint? Was hat es mit dem geheimnisvollen Spielzeug auf sich und wo ist die Familie hin, die Stella eigentlich hier hätte erwarten sollen?



Fazit:


Catherine Fishers Welt, die sie in „Stella und der Mondscheinvogel“ präsentiert, ist düster und verhangen, aber atmosphärisch so dicht. Man kommt nah an die Figuren heran, ja taucht sogar in diese ein. Während man die Geschichte nach und nach begreift, kommt das Finale viel zu schnell, allerdings so fesselnd und auch noch schlüssig erzählt, dass dem Leser gar nichts anderes übrigbleibt, als sich von diesem vereinnahmen zu lassen.

Bald bricht das Übernatürliche und Magische in die Geschichte ein. Das Kinderbuch ist perfekt für herbstliche Lesestunden im Schein des Kaminfeuers mit einem wärmenden Heißgetränk und einer kuscheligen Decke.

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Veröffentlicht am 13.10.2021

Ein unglaublich unterhaltsames Buch mit wichtigen Themen

Bunte Fische überall
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Inhalt:

Zu ihrem 13. Geburtstag hat sich Barnie von ihren beiden Vätern ein IPad gewünscht. Alles, was sie bekam, war ein handgeschöpftes Notizbuch. Um der Wahrheit willen: Hinzu kam eine Jahreskarte ...

Inhalt:

Zu ihrem 13. Geburtstag hat sich Barnie von ihren beiden Vätern ein IPad gewünscht. Alles, was sie bekam, war ein handgeschöpftes Notizbuch. Um der Wahrheit willen: Hinzu kam eine Jahreskarte für Sea Life sowie einen Radiergummi in Form einer Überwachungskamera ...

Barnie ist nicht begeistert. Was hätte sie mit dem IPad nicht alles machen können. Doch mit einem Notizbuch? Man könnte Gedichte reinschreiben oder es als Tagebuch verwenden, so der Vorschlag ihrer Väter. Na klasse!

Doch als Frau Zelenki, die Biologielehrerin, im Rahmen des Sexualkundeunterrichts eine Tüte mit Plastikpuppen in die Schule mitbringt, verändert sich Barnies Leben schlagartig. Die Kinder sollen lernen, welche Opfer mit junger Elternschaft einhergehen.

Die Puppen sind mit einer besonderen Elektronik ausgestattet und mimen das Verhalten eines Babys. Es gilt einen Projektpartner zu finden und sodann den Alltag bestmöglich mit dem Nachwuchs zu bewältigen.

Die Klasse ist aufgeregt. Schnell finden sich Pärchen zusammen. So möchte Barnies Kindergartenfreundin auch am Liebsten mit Barnie ein Team bilden. Doch diese denkt heimlich an Sergej, den Jungen, der im gleichen Haus wohnt.

Also wird Barnie Chronistin in eigener Sache. Sie greift zu dem Notizbuch und schreibt erste Gedanken hinein.



Meinung:

Barnies Eltern sind von dem Projekt anfangs gar nicht begeistert. Sie halten, wie das Geburtstagsgeschenk ja schon gezeigt hat, nicht viel von Technik. Zudem fängt die eigene Tochter an, Muttergefühle zu entwickeln. Dass es sich zufällig ergeben hat, dass der Vater der Babypuppe nun auch im gleichen Haus wohnt, macht alles nicht einfacher. Barnie fängt an, sich in Sergej zu verlieben. Und Dad und Papa? Die bekommen Panik. Ein 13-jähriges Kind sollte noch kein eigenes Baby, auch wenn dieses aus Plastik ist, besitzen und außerdem muss dringend Aufklärung her.

Soweit die kurze und sachliche Zusammenfassung des Kerns der Geschichte. Bei Kathrin Schrocke kommt es aber viel kurzweiliger und unterhaltsamer.

Barnie wächst mit ihren zwei Vätern auf, während ihre leibliche Mutter eine gute Freundin gibt. Eine, die mit ihrem Hund glücklich zusammenlebt und für die Sexualkunde bedeutet, ihrer Tochter einfach ein Kondom in die Hand zu drücken. Aber hätten es die Väter besser hinbekommen?

Auch wenn alle Beteiligten nicht begeistert vom Babyprojekt sind, so versuchen sie doch, das Beste aus der Situation zu machen. Martina stellt als Tragetasche ihre Hundetasche zur Verfügung. Die Väter beobachten mit wachsender Sorge das junge Glück, beenden dies aber nicht. Der Mathelehrer allerdings gerät an den Rand der Verzweiflung, als die Kinder plötzlich zu den schreienden Babys rennen, um sie zu trösten.

Die Kinder sind von den alltäglichen Herausforderungen der Elternschaft extrem vereinnahmt. Sie nehmen das Projekt nach einem holprigen Start sehr ernst. Sie lernen, wie es ist, ein Kind großzuziehen. Nachts schreit es, tagsüber hat es Bedürfnisse. Ein Kind fallen lassen ist ein grober Verstoß und einfach abgeben führt zu einem großen Shitstorm innerhalb der Klassengemeinschaft.

All diese ernsten Themen lockert Kathrin Schrocke immer wieder auf. So wird ein Baby zum Youtubestar, weil die Jungs merken, dass man als besorgter Vater schnell bewundernde Blicke beim anderen Geschlecht erntet. In der Klasse werden „Impf-Apps für Babys ausgetauscht. Die SchülerInnen müssen lernen, wie es ist, wenn man plötzlich alleinerziehend ist und wie man mit abwertenden Blicken und Kommentaren von Außenstehenden umgeht.



Fazit:

Kathrin Schrocke erzählt in ihrem Kinderbuch “Bunte Fische überall“ von Barnie, die in einer Regenbogenfamilie aufwächst. Das bedeutet, dass sie zwei Väter hat.

Ein „Baby-Projekt“ im Sexualkundeunterricht treibt Barnie und Ihre Umgebung bis an die Grenzen der Belastbarkeit und führt sie auf eine Reise der Selbstentdeckung.

“Bunte Fische überall“ ist ein unglaublich unterhaltsames Buch, das Ereignisse in einer außergewöhnlichen Familie schildert, ohne zu urteilen und erstaunlich tief in die Psyche seiner Figuren dringt. Es ist ein empfehlenswertes Buch, das bedeutende Themen verhandelt, die Kathrin Schrocke zwar intensiv durchleuchtet, ohne sich dabei aber je anzumaßen, die richtigen Antworten zu kennen.



Buchzitate:

„Heute Abend wird Herbie von seinem Papa abgeholt“, versuchte ich die beiden schon mal vorzubereiten. Bislang hatte ich noch nichts von Sergej erzählt. „seinem Papa?“ fragte mein Papa entsetzt.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Eine magische Reise durch eine mystische Welt

Der Silberpfeil
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Inhalt:


Am Abend vor ihrem elften Geburtstag schreibt Kate einen Brief an ihren Onkel Herbert. Onkel Herbert hat sich bei der Familie selten blicken lassen. In den Augen von Kates Eltern ist er faul ...

Inhalt:


Am Abend vor ihrem elften Geburtstag schreibt Kate einen Brief an ihren Onkel Herbert. Onkel Herbert hat sich bei der Familie selten blicken lassen. In den Augen von Kates Eltern ist er faul und verantwortungslos. Dafür hat Onkel Herbert aber eine Menge Geld.

Am Tag ihres elften Geburtstags erwacht Kate erwartungsfroh. Die Sensation ist dann, dass plötzlich eine lebensgroße Lokomotive mit einem Kohlewagen vor ihrer Haustür auftaucht. Daneben steht ihr Onkel und präsentiert dieses Gefährt stolz als ihr Geburtstagsgeschenk.

Die Freude von Kate, aber auch von ihrem kleinen Bruder Tom, ist übergroß. Doch hält sie nicht lange an. Denn eine Lok ist zwar was ganz besonderes, aber irgendwie wird das Spielen damit schnell langweilig. Als Kates Eltern fordern, dass der Onkel das Geschenk wieder mit nach Hause nimmt, ist Kate dennoch sehr traurig.

Doch mitten in der Nacht passiert etwas Seltsames. Im Führerhaus leuchtet ein mattes Licht. Als Tom und Kate rausgehen, um sich die Lok genauer anzusehen, trauen sie ihren Augen kaum. Es wurden, wie von Onkel Herbert versprochen, Schienen verlegt und alles ist zur Abfahrt bereit. Das stillgelegte “Spielzeug“ erwacht zum Leben.

Das Abenteuer ihres Lebens erwartet die Geschwister. Denn die Lok hat ein Ziel und das führt durch den Wald, zu einem Bahnhof, an dem Tiere mit Fahrkarten seit nunmehr dreißig Jahren darauf warten, dass sie endlich abgeholt werden.

Mit neuen Wagons ausgestattet und mit tierischen Fahrgästen an Bord geht es los. Es beginnt eine Reise durch Nebel umwobene Wälder, Wüsten, das himmelblaue Meer und schneebedeckte Berge.



Meinung:


Lev Grossmann hat mit „Der Silberpfeil“ eine Geschichte geschrieben, die von der ersten Seite an zu verzaubern versteht. Sobald Tom und Kate den Zug bestiegen haben, gibt es kein Zurück mehr. Der erste Halt findet an einem Bahnsteig statt. Doch anstatt Menschen warten hier allerhand verschiedener Tiere darauf, dass die Reise beginnen kann. Jedes Tier trägt eine Fahrkarte im Maul bzw. im Schnabel. Denn nur mit einer solchen ist der Zugang zum Zug gestattet.

Doch bevor die Reise richtig beginnen kann, haben Kate und Tom noch einen Wunsch frei. Onkel Herbert taucht wie von Geisterhand an der zweiten Station, dem Abstellgleis, auf. Ein Zug besteht nämlich, so erfahren Kate und Tom, nicht nur aus einer Lok und einem Kohlewagen. Dazu gehören vielmehr einige Wagons mehr: Ein Güterwagen, ein Schlafwagen, Abteilungswagen, ein Speisewagen, ein Wagen fürs Personal und natürlich ein Küchenwagen. Die Geschwister begegnen der neuen Welt mit Staunen, frohem Mut und mit zunehmend größeren Ambitionen.

Allmählich werden sie immer mutiger und wünschen sich noch weitere Wagons hinzu. Ein Bibliothekswagen, ein Süßigkeitenwagen, ein Schwimmwagen und ein Plattformwagen, von dem aus man in die Sterne schauen kann, und natürlich ein Geheimniswagen. Onkel Herbert macht sich Notizen. Wenige Zeit später steht ein Zug voller bunter Wagons zur Verfügung. Und schon kann die Fahrt weitergehen.

Kate, Tom und unzählige tierische Fahrgäste fahren durch die Berge, durch die dunkelsten Wälder, Berge und über das Meer. Einige Fahrgäste steigen aus, andere kommen hinzu. So z.B. eine Eisbärendame, die völlig erschöpft durchs Meer geschwommen ist, um den Zug noch rechtzeitig zu erreichen; ein Pangolinbaby und ein Stachelschwein, vor dem die anderen Fahrgäste eine Menge Respekt haben.

Bald schon erfahren die beiden Geschwister, dass der Zug auch mit ihnen sprechen kann. In der Führerkabine zwischen Rohren, Anzeigen und Hebeln verbirgt sich eine Rolle, die wie bei einer Schreibmaschine, bedruckte Seiten ausspuckt. Darüber gelingt es der Lok, sich den Kindern mitzuteilen. Ihre größte Angst ist es, dass ihr das Feuer ausgeht. Und bald schon haben Kate und Tom mehr zu tun, als ihnen lieb ist. Immer wieder neues Brennmaterial beschaffen, aufpassen, dass nur qualifizierte Tiere zusteigen, für Zufriedenheit im Zug sorgen …

Neben vielen unerwarteten Abenteuern verspricht dieses Buch Lesestunden voller Magie und ist unterhaltsam-kurzweilig und vor allem lehrreich zugleich.
Der Leser erfährt durch die Gespräche der Tiere im Zug mehr über ihre Spezifika und Lebensräume.

Lev Grossmann greift zudem das Thema Umweltschutz und die Zerstörung von Lebensräumen auf. Unverblümt berichtet er davon, welche Tierarten kurz vor der Ausrottung stehen. Und natürlich erfährt man ganz nebenbei auch noch ein paar interessante Fakten über Lokomotiven.

Begleitet wird die Geschichte von gelungenen Schwarzweißillustrationen im Disney-Zeichenstil.



Fazit:


Lev Grossmann unternimmt mit seinen Leser und Figuren in „Der Silberpfeil“ eine magische Reise durch eine mystische Welt auf der alle Beteiligten Abenteuer bestehen und neue Freunde finden werden. Die kunstfertige, altersgerechte Bildsprache lässt die Geschichte authentisch erscheinen und bietet so auch kleinen Lesen Identifikationsmöglichkeiten. Die Dialoge sind niedlich, witzig und sehr informativ zugleich.

Das Träumen verzaubert bekanntlich das Leben. Ich empfehle diese Geschichte daher jungen und älteren Leser/innen, die das Träumen noch nicht verlernt haben.



Buchzitate:


Für bestimmte Menschen gibt es nichts Schöneres, als in einem Zug unterwegs zu sein und nur in Gesellschaft eines guten Buchs zu frühstücken. Kate gehörte zu dieser Sorte Mensch.

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Veröffentlicht am 06.10.2021

Eine Geschichte über das Anderssein

Einfach Anders
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Inhalt:

Sabrina Ziegenhorn präsentiert in "Einfach anders - Vier Geschichten vom Mut in Dir" vier parabelartige Erzählungen über das Fremd- und Anderssein.

So gibt es hier Lino Löwenmut, den Löwen mit ...

Inhalt:

Sabrina Ziegenhorn präsentiert in "Einfach anders - Vier Geschichten vom Mut in Dir" vier parabelartige Erzählungen über das Fremd- und Anderssein.

So gibt es hier Lino Löwenmut, den Löwen mit der bunten Mähne, Paul Pinguin, den Pinguin mit den viel zu großen Flügeln, Karl Kranich, der kleiner als die anderen Kraniche ist und Franz Geradeschwanz, das Schwein, das mit einem geraden, anstelle eines Kringelschwanzes geboren wurde.

All diese Tiere haben etwas gemeinsam: Sie werden von den anderen Herdenmitgliedern aufgrund ihres abweichenden Aussehens kritisch beäugt und alle vier müssen sich erst beweisen oder – im Falle von Karl Kranich und Franz Geradeschwanz- Abstand gewinnen, damit die Voraussetzungen der Gruppenintegration entstehen.


Meinung:

"Einfach anders - Vier Geschichten vom Mut in Dir" ist ein Bilderbuch im großseitigem Format, mit vielen bunten und wunderschönen Illustrationen im Stil der Coverabbildung.

Vier Geschichten im Reimformat erzählt dieses Buch. So gibt es hier z.B. Lino Löwenmut, den Löwen, der eigentlich schon sehr selbstbewusst daherkommt. Doch aufgrund seiner ziemlich coolen und hübschen Mähne, wird er dennoch von der Löwin gehänselt. Er muss, genauso wie Paul Pinguin, der wegen seiner großen Flügel von den anderen Pinguinen ausgelacht wird, erst einmal die anderen Tiere mit einer Heldentat zum Umdenken bewegen. Geschichten, die so bitter wie wahr sind. Dass Teilhabe keine Selbstverständlichkeit ist, müssen wohl nicht nur Sabrina Ziegenhorns Figuren erfahren.

Karl Kranich hingegen hat einfach nur gedacht, dass die anderen Kraniche ihn nicht mögen, eben weil er gemerkt hat, dass er anders aussieht. Erst als er sich von der Herde entfernt hatte, stellten die anderen fest, dass er fehlt und ein klärendes Gespräch wurde gesucht.

Und dann gab es da noch Franz Geradeschwanz, der erst auf eine Gefährtin treffen musste, die ihn einfach so annahm, wie er ist. Bei dieser Geschichte wurde ein Umdenken der anderen nicht bewirkt, aber Franz wurde letztlich glücklich, indem er einfach “sein altes Leben“ hinter sich ließ.

Hier werden also drei verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie man mit Ablehnung umgehen kann. Das Buch vermittelt eine sehr wichtige Botschaft, nämlich, dass individuelle Selbstverwirklichung, Autonomiegewinn und soziale Gleichheit nicht umsonst zu haben sind.

Ob es immer eine mutige Heldentat braucht, um zu zeigen, dass man es wert ist, in eine Gruppe aufgenommen zu werden, mag mal dahingestellt bleiben. Mut durchzuhalten, sich der Situation zu stellen, das braucht man auf jeden Fall.


Fazit:

Sabrina Ziegenhorn präsentiert mit “ Einfach anders – Vier Geschichten vom Mut in Dir“ ein großformatiges farbenfrohes Bilderbuch. Bunt entfaltet sich hier das Anderssein. Die Anforderung ist es, im Anderssein Anerkennung zu finden und auch nicht in eine Identität gezwungen zu werden.

Das Buch ist ein Plädoyer für Toleranz. Insbesondere die junge Leserschaft bekommt auf Augenhöhe zu verstehen, warum es wichtig ist, Menschen, die sich von anderen unterscheiden, stets mit Akzeptanz zu begegnen. Vor allem aus pädagogischer Sicht eignet sich das Buch, um Kindern ein Beispiel aufzuzeigen, damit sie einsehen, dass Diskriminierung niemals zum Ziel führt.

Darüber hinaus bietet dieses Buch eine schöne Grundlage zum Diskutieren und begeistert mit wunderschönen Illustrationen.

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