Humorvolle Märchenadaption
Aschenkindel
Inhalt:
Claerie Farnflee erhält eine Einladung zum Ball des Kronprinzen. Die verweichlichten Männer am Hofe stellt sie gerne an den Pranger und fordert von einem potentiellen Heiratskandidaten mehr Testosteron. ...
Inhalt:
Claerie Farnflee erhält eine Einladung zum Ball des Kronprinzen. Die verweichlichten Männer am Hofe stellt sie gerne an den Pranger und fordert von einem potentiellen Heiratskandidaten mehr Testosteron. Der Prinz, der als Achtjähriger bei einer Geburtstagsparty wegen der Farbe seines Tortengusses zu weinen angefangen hatte, kommt da nicht in Frage. Auch stört eine Krone doch nur beim Fliegen, Reiten und Laufen. Nein, Claerie möchte lieber daheim bleiben. Doch ihre dilettantische Fee hat ganz andere Pläne. Ein Kleid, wenn auch viel zu groß, ist bereits organisiert. Mit einer List vermittelt sie Claerie galante und geschliffene Umgangsformen.
An einem Tag geht Claerie, die von ihrer Stiefmutter die Rolle der Haussklavin zugedacht bekommen hat, in den Wald, um Morchel für das Abendbrot zu sammeln. An diesem Tag ist sie froh, den Diskussionen über Ballkleider und Diäten zu entkommen und trifft auf einer Lichtung auf ein Pferd.. Kurze Zeit später befindet sich das Mädchen in dem Würgegriff eines gar nicht so unansehnliches Mannes. Doch wer ist der Mann, der ihr im Wald nachstellte und sie dann überwältigen konnte?
Der Mann stellt sich als Kammerdiener des Prinzen vor. Claerie schafft es nicht, Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch zu verleugnen. Vielleicht wäre ein Besuch auf dem Ball doch gar keine so schlechte Idee?
Im Detail:
Nach dem Tod des Vaters und der leiblichen Mutter muss sich die selbstbewusste Claerie mit ihrer Stiefmutter und deren zwei Töchtern Etzi und Kanickla herumschlagen, die ihre Mitbewohnerin seither als kostengünstige Haushaltshilfe missbrauchen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, hat Claerie auch noch wenige Tage vor ihrem dreizehnten Geburtstag eine Fee aufgedrückt bekommen, die mit ihren schlechten Noten fast durch die Feenprüfung gefallen wäre. Alles was sie so treibt gehört zu der Kategorie „gut gemeint, aber nicht gut gemacht“.
Als der Kronprinz, der Claerie mit einem Vorfall auf einem Kindergeburtstag in unliebsamer Erinnerung geblieben ist, zum Ball ruft, ist das ganze Land in Aufruhr. Jedes heiratsfähige Mädchen besorgt sich ein hübsches Kleid. Das Liebes-, Eifersuchts- und Heiratskarussell nimmt Fahrt auf. Claeries Fee unternimmt alles, um ihr Mündel für dieses Event zu begeistern, doch hat sie damit eher mäßigen Erfolg.
Als die Stiefmutter Claerie auffordert in den düsteren Wald zu gehen, um dort Morchel für eine Suppe zu sammeln, ist diese gerne gewillt, das Haus zu verlassen, in dem sich derzeit alles um Diäten für die ältere Schwester und die Ballkleidsuche zu drehen scheint. Im Wald jedoch soll es vor Vampiren nur so wimmeln. Umso überraschter ist Claerie, als sie auf ein Pferd mitten auf der Lichtung trifft. Weit und breit ist der Besitzer nicht zu erblicken. Wer ist nur so dämlich, so schießt es Claerie in den Kopf, sein Tier an diesem Ort alleine zu lassen. Doch gerade, als das Mädchen das Pferd beruhigen möchte, bekommt sie mit einem Schlag auf den Kopf.
Der junge Mann, in dessen Würgegriff sie erwacht, stellt sich auf Nachfrage als der Kammerdiener des Prinzen vor. Die Antwort kam erst nach reiflicher Überlegung. Claerie ist niemand, der sich so schnell hinters Licht führen lässt. Sie ist skeptisch und klug und zugleich auch nicht auf den Mund gefallen. Ihre Neugierde für den vermeintlichen Kammerdiener ist geweckt.
Claerie flüchtet sich aus ihrem beschwerlichen Alltag oft in einen fröhlichen Zynismus. Die Autorin entfaltet ihren Ideenreichtum in ihren Figuren: So lebt in dem Haushalt der Protagonistin beispielsweise auch ein Frettchen namens Natascha und der dicke Kater der Stiefmutter namens Gworrokko. Während letzterer immer nur ans Essen denkt, führt das Frettchen auch gerne mal einen Spontanangriff auf die Fee durch.
Fazit:
Aschenkindel – Das wahre Märchen versucht das klassische Märchen Aschenputtel mit einer ordentlichen Portion Humor und Kreativität neu zu erzählen. Und das gelingt.
Viele interessante neue Ideen, aber auch einige überraschende Wendungen sorgen für einen durchweg fesselnden Roman. Oft stößt man auf ein schönes Bonmot, schlagfertige Oneliner sind fast auf jeder Seite zu finden.
Mir hat Aschenkindel – Das wahre Märchen einige kurzweilige Lesestunden bereitet. Ich kann dieses Buch von ganzem Herzen weiterempfehlen.
Buchzitate:
Mittlerweile weiß ich, dass meine Fee hundsmiserable Zeugnisse auf der Feen-Akademie bekommen hat und ihr das Auswahl-Gremium rein gar nichts zutraute. Fast wäre sie leer ausgegangen, so ganz ohne Mündel. Doch dann haben sie mich ausgegraben.
„Ja, Mondgesicht“, sagte er. „Du bist blas, lumpig und struppig und hast dich an mein Pferd gedrückt! Ich dachte, du willst es beißen, da musste ich schnell handeln.“