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Veröffentlicht am 17.08.2023

Spannendes aus Korea

Der Rote Palast
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Inhalt:


Als die 18-jährige Palastschwester Hyon vom Hofarzt gebeten wird, ihm gemeinsam mit ihrer Kollegin und besten Freundin Jieun in Richtung des Joseung-Pavillons zu folgen, ist sie verwirrt. Eigentlich ...

Inhalt:


Als die 18-jährige Palastschwester Hyon vom Hofarzt gebeten wird, ihm gemeinsam mit ihrer Kollegin und besten Freundin Jieun in Richtung des Joseung-Pavillons zu folgen, ist sie verwirrt. Eigentlich sollte sie ihren Feierabend antreten, nun aber wird sie genau dorthin geführt, wo der Prinz residiert.

Doch die wahre Überraschung erwartet die beiden Palastschwestern im Inneren des Pavillons. Denn in dem Bett, in dem eigentlich der Prinz liegen sollte, befindet sich ein Hochstapler. Bevor Hyon reagieren kann, wird sie von der Prinzessin angesprochen, dass sie Stillschweigen über das Gesehene wahren soll. Ein falscher Satz und es könne für Hyon mit dem Tode enden. Hyon und Jieun sollen als Zeugen für den König dienen, dass es dem Prinzen zur Zeit nicht gut gehe. Er sei unpässlich. Als Hyon und ihre Freundin den Pavillon verlassen, sind sie aufgebracht. Ein böses Omen legt sich über die beiden.

Es dauert nicht lange, bis eine schreckliche Nachricht die Runde macht. Genau an dem Tag, als der Prinz nicht am Palast war, hat sich in der Stadt ein schreckliches Massaker ereignet. Mehrere Morde sind geschehen. Vier Frauen wurden im Hyeminseo getötet. Hyon ist aufgebraucht. Denn genau dort ist ihr Traum, Krankenschwester zu werden, entstanden.

Sie begibt sich an den Ort des Geschehens und schummelt sich mit einer Lüge zu den Leichen. Bei denen handelt es sich allesamt um Krankenschwestern. Die Leichen sind mit Schnitten entstellt. Einer von ihnen wurde der Rücken aufgeschlitzt. Einer wurde ein ganzes Haarbüschel ausgerissen.

Hyon weiß, dass sie nicht an diesem Tatort sein dürfte. Sie hört die Stimmen der ermittelnden Beamten und beschließt zu verschwinden. Doch der Fluchtweg steht nicht offen. Hilfe bekommt Hyon plötzlich von einem Unbekannten.
Ab diesem Moment ist sich Hyon im Klaren darüber, dass sie unrettbar in den Fall verstrickt ist.

Bald schon wird Hyons Mentorin verhaftet und Hyon ist sich sicher, dass diese nichts mit der Tat zu tun haben kann. Sie möchte ihr helfen.

Hyon ist glücklicherweise nicht nur eine sehr gute Krankenschwester, sie ist auch eine Frau mit einer hervorragenden Beobachtungsgabe. Das bemerkt auch ein junger Ermittler, der unter seinen Kollegen als bürokratischer Karrierist verschrien ist, und der in diesem Fall ebenfalls auf eigene Faust ermittelt. Eojin weiß Hyons Hilfe zu schätzen.

Nach und nach kommen sich Polizeiinspektor und Palastschwester näher. Gemeinsam sind sie das perfekte Ermittlerteam. Doch an jeder Ecke lauern Gefahren. Immer tiefer geraten Hyon und Eojin in Verstrickungen und Intrigen und bald müssen sie um ihr eigenes Leben fürchten.



Meinung:


Vorweg sei gesagt, dass ich nur selten Krimis lese. Das hat meinen Einstieg in das Buch nicht leicht gemacht. Ich wollte möglichst jeden Hinweis so gut es geht aufnehmen, um am Ball zu bleiben und den folgenden Ermittlungen der Protagonistin so gut wie möglich folgen können. Die Sorge, dass mir das nicht gelingen würde, war zum Teil unbegründet.

„Der Rote Palast“ erzählt eine Geschichte, die im Jahr 1758 in Joseon (Korea) spielt. Die Autorin erwähnt im Nachwort, dass sie sich beim Schreiben grob an historischen Fakten orientiert hat. Schon im Vorfeld gefiel mir das Setting, dass June Hur für ihren Roman gewählt hat. Gekonnt und temporeich vermengt sie Zeit- und Lokalkolorit. Hinzu kommt ein sehr atmosphärischer und bildhafter Schreibstil.

June Hur verwendet für ihren Roman koreanische Begriffe, die mir persönlich nicht geläufig waren. Ganz nebenbei werden diese Begriffe im Text erläutert. Am Ende des Buches gibt es ein Glossar, das sich jedoch leider nur auf Nachsilben der höflichen Rede und Anredeformen der Joseon-Dynastie beschränkt. Hier hätte ich mir, zur Erleichterung, noch eine Ausweitung des Glossars auf ein Namensverzeichnis und weitere im Buch verwendete Begriffe der koreanischen Sprache gewünscht.

Sehr gefallen hat mir der Ermittlungsfall. Dieser erzeugt eine unglaubliche Leserbindung durch die bis zum Ende offen gehaltene Suche nach dem Täter. Der Leser kann miträtseln, mitfiebern und Vermutungen anstellen, wer am ehesten als Täter in Frage kommt.

Zwischen Hyon und Eojin witterte ich, als Vielleserin von Büchern des Jugendbuchbereichs, schon schnell eine Liebesgeschichte. Große Gefühle hätten aber, meiner Meinung nach, dem Krimiplot die Show gestohlen. Daher freute ich mich, dass eine Annäherung äußerst zaghaft daherkam.

June Hur gestaltet Hyon bei all deren Widersprüchen stets glaubhaft und sympathisch.
Hyons Vater hat sich früh von der Familie distanziert. Sie selbst wurde als kleines Kind von ihrer Mutter in fremde Obhut gegeben. Dennoch hat Hyon sich in ihrem Leben Ziele gesetzt und Pläne verfolgt. Sie hat ihren Traum verwirklicht, ist Palastschwester geworden, immer wieder verspürt sie den Wunsch, es ihrem Vater, Minister Shin, der ihr kaum Aufmerksamkeit schenkt und stets missbilligend auf sie herabblickt, recht zu machen. Hyon ist gewissenhaft, aber auch stur und hält an ihren Plänen fest. Sie besitzt eine sehr gute Auffassungsgabe und somit ist sie prädestiniert, um dem jungen Ermittler Eojin bei seinen Aufgaben zu helfen.

Im zweiten Teil des Buches spitzen sich die Ereignisse immer mehr zu. Es geht nicht mehr nur um viele Verstrickungen und Rätsel. Hyon gerät immer tiefer in den Fall und wird gemeinsam mit Eojin bald selbst zur Zielscheibe des Täters. Als Leser klebt man spätestens hier an den Seiten und bangt um die Protagonisten.



Fazit:


Für mich setzt sich ein gelungener Kriminalroman aus ein paar grundlegenden Bausteinen zusammen: Ein Mordfall, an dem Verstrickungen der einzelnen Kriminellen und der Ermittelnden untereinander ausdifferenziert werden. Außerdem dürfen sich Deduktionen und Rückschlüsse der Figuren nicht zu weit hergeholt anfühlen. Und zu guter Letzt das Storytelling, das gerne asymmetrisch gehalten sein darf und am Ende mit einem Aha-Moment punkten muss.

Exzentrische und skurrile Figuren sowie spannende Charakterentwicklungen braucht es wohl in jedem Buch.

Der Rote Palast von June Hur erfüllt auf handlungstechnischer Hinsicht alle Anforderungen.

Ich kann hier also nur eine volle Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 08.08.2023

Absolute Leseempfehlung

Forget me Someday
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Inhalt:


Alena will ihr altes Leben als Beauty-Influencerin in Berlin weit hinter sich lassen und in Hamburg einen Neuanfang wagen. Ihr Ziel ist es in der Hansestadt bei einem der angesagtesten Modemagazine, ...

Inhalt:


Alena will ihr altes Leben als Beauty-Influencerin in Berlin weit hinter sich lassen und in Hamburg einen Neuanfang wagen. Ihr Ziel ist es in der Hansestadt bei einem der angesagtesten Modemagazine, „Style your Life“, einen Job zu bekommen. Sie schafft es mit ihrer Bewerbung sogar unter die drei besten Kandidatinnen. Doch um eine finale Entscheidung treffen zu können, fordert das Management die Kandidaten auf noch eine letzte Aufgabe zu erledigen.

Diese besteht darin einen Nachruf zu schreiben. Über keinen geringeren als den bekanntesten Youtuber Deutschlands: Kill von Kill your Fears. Der Socialmediastar gilt als verschlossen und geheimnisvoll. Aufmerksamkeit erhält Kill durch seine waghalsigen und oft illegalen Challenges. Genau aus diesem Grund bleibt der Veranstaltungsort bis kurz vor Videostart unbekannt. Auch die Location der folgenden After-Party wird nur an geladene Gäste und sehr kurzfristig verraten.

Es stellt sich also schon als Problem dar, Kill überhaupt zu kontaktieren. Mit viel Geschick und Glück gelingt es Alena vorzeitig den Ort einer Challenge herauszubekommen. Was sie dort aber live erleben darf, verschlägt ihr den Atem. Denn Kill scheint mehr als nur lebensmüde. Sich auf eine gut befahrene Gleisstrecke legen oder diese mehrfach mit verbundenen Augen zu überqueren, verbindet die Realität und Todessehnsucht.

An diesem Tag kommen sich Kill und Alena näher. Jedoch auf eine Art, die Alena sich so nie ausgemalt hätte. Alena lernt den jungen Youtuber als hochnäsig und arrogant kennen. Und doch wirkt er empathisch, als sie eine Panikattacke bekommt.

Alena kämpft mit allen Mitteln für ihr Ziel. Denn eine Rückkehr nach Berlin kommt für sie auf keinen Fall in Frage. Doch welchen Preis ist sie bereit dafür zu zahlen?



Meinung:


„Forget me Someday“ wird auf Verkaufsplattformen als Enemies-to-Lovers-Romance mit Spannungsgarantie und Suchtfaktor beschrieben. Treffend auf den Punkt gebracht. Denn als Alena und Kill das erste Mal aufeinander treffen, sprühen bereits die Funken. Und das nicht unbedingt auf die beste Art. Kill behandelt Alena abweisend, er fordert sie im weiteren Verlauf heraus, kümmert sich zwar um sie, wenn sie seine Hilfe benötigt, lässt sie aber letztlich doch immer im Stich, wenn die Gefühle gerade so richtig hochkochen.

Die Challenges, an denen Kill teilnimmt, als "durchgeknallt" zu bezeichnen, wäre gelinde ausgedrückt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kill die jeweiligen Aufgaben lebendig überstehen wird, ist gering. Doch warum stellt sich der Youtuber überhaupt dieser Art von Challenges? Nur wegen der Klicks auf den sozialen Medien?

Alena hingegen versucht ihre Vergangenheit und somit die toxische Beziehung zu ihrer Mutter hinter sich zu lassen. Ihr liegt alles an einem Neuanfang und somit auch an dem Job bei „Style your Life“. Ihr war bekannt, dass es nicht unüblich ist, über berühmte Personen schon vorab Nachrufe zu fertigen. Diese müssen dann, sobald der Star stirbt, nur noch online gestellt werden. All das geschieht für die Aktualität der Berichterstattung, um möglichst schnell und gewinnbringend auf das Ereignis reagieren zu können.

Doch es erscheint nahezu unmöglich einen Einblick in Kills Privatleben zu erlangen. Der Youtuber ist äußert verschlossen. Über Details aus seinem Privatleben will er keine Auskunft geben. Der Leser spürt, einem Geheimnis auf der Spur zu sein.

Darüber hinaus werden in „Forget me Someday“ auch die Schattenseiten von Socialmediastars gezeigt. Was bedeutet es für die Privatsphäre, wenn man so bekannt ist, wie Kill und Alena (bzw. Ally)?

Eine Prise Humor darf bei einem rundum gelungenen Buch nicht fehlen. Chris Kaspar weiß das und hat bei mir nicht selten ein Schmunzeln hervorgerufen, wenn Kill z.B. Alena mal wieder bei ihrem Spitznamen „Pudding“ ruft oder Alena in ihrem Kopf zu den unpassendsten Situationen Kommentare des Fernsehmoderators Olaf aus der Tierwelt in den Kopf schießen.



Fazit:


Chris Kaspar schafft es mit „Forget me Someday“ kurzweilig und abwechslungsreich zu unterhalten. Vordergründig zwar für eine junge Leserschaft geschrieben, belohnt es auch die erwachsenen Leser mit intelligenten Gags und viel Spannung.

Das Buch entspinnt unter seiner Oberfläche eine interessante Lovestory, die auf unterhaltsame und intelligente Weise in die Haupthandlung eingewoben ist; die im Laufe des Buches allerdings auch zu viel Raum einnimmt.

Das Finale ist, versprochen, spektakulär, und macht das Buch endgültig für seine Leserschaft zum Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 03.08.2023

Ein fantasievolles Vorlesebuch

Toto und der Mann im Mond
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Inhalt:

Eines Abends im Bett, vor dem Schlafengehen, spricht Toto seine Mama auf den Mond an. Er leuchtet so schön und er hat sogar ein Gesicht. Mama berichtet, dass das, was Toto dort sieht, der Mann ...

Inhalt:

Eines Abends im Bett, vor dem Schlafengehen, spricht Toto seine Mama auf den Mond an. Er leuchtet so schön und er hat sogar ein Gesicht. Mama berichtet, dass das, was Toto dort sieht, der Mann im Mond sei. Toto tut die Worte seiner Mutter als Gerede ab. Einen Mann im Mond?!, so etwas gibt es doch nicht. Doch als Toto an diesem Abend die Augen schließt, beginnt für ihn eine große Reise.

Gemeinsam mit seiner Cousine und besten Freundin Mimi sitzt er auf einmal in einer Rakete mit ganz vielen Knöpfen im Cockpit. Von einem Moment auf den anderen befinden sich Toto und Mimi gemeinsam mit Totos Haustier Luna, einem sehr kuscheligen Meerschwein, mitten im Weltall.

Irgendwann kommt die Rakete zum Halten. Mimi, Luna und Toto steigen zögernd aus. Das was sie hinter der Tür erwartet, ist einfach großartig. Der Boden ist bedeckt mit glitzerndem Mondstaub und vielen bunten Mondblumen.

Die zwei Kinder und das Meerschweinchen machen sich auf, den Mond zu erkunden. In einer windgeschützten Mondkuhle entdecken sie ein schiefes Haus mit einer großen Veranda. Das Haus ist über und über mit Windspielen geschmückt. Im Garten wuchern wild wachsende Pflanzen. Und plötzlich entdecken sie in einem Schaukelstuhl auch eine Person und ein in der Luft fliegendes glänzendes Wesen. Das sind der Mann im Mond und Glow, das sprechende Glühwürmchen.

An diesem Tag erleben Mimi und Toto das wohl größte Abenteuer ihres Lebens. Toto erfährt vom Mann im Mond endlich die Antwort auf seine Frage, warum die Sterne und der Mond leuchten, und was es mit der Sonne auf sich hat. Gemeinsam begeben sie sich auf einen kleinen Spaziergang und lernen das allsehende Fernrohr kennen, das aussieht wie eine Schildkröte aus Metall und das mit vielen Rädchen und Edelsteinen geschmückt ist. Viel zu schnell geht die Nacht vorbei. Viel zu schnell ist es Zeit mit der Rakete wieder zurückzufliegen.

Doch es werden ein neuer Abend, eine neue Nacht und somit auch viele weitere spannende Abenteuer folgen ...



Meinung:


„Toto und der Mann im Mond“ erzählt die Geschichte eines kleinen Jungen, den vor dem Schlafengehen immer noch einige Gedanken beschäftigen: Warum leuchten der Mond, die Sterne und die Sonne, was ist ein Weltwunder oder wie sieht es in Venedig aus?

Mama hat zwar auf all diese Fragen oft eine Antwort. Doch immer, wenn es Zeit zum Schlafengehen ist, beginnt sich das Gedankenkarussell in seinem Kopf zu drehen. Es fängt an einem Abend an, als Toto in den Schlaf findet. Er träumt davon, gemeinsam mit Mimi und seinem Meerschwein Luna, das sich übrigens auf dem Mond zu einem Riesenmondschwein verwandelt, auf dem man reiten kann, auf den Mond zu reisen. Und von da an beginnt eine Abfolge vieler nächtlicher Ausflüge an diesen aufregenden und geheimnisvollen Ort. Dort erlebt Toto jeden Abend ein großes Abenteuer und findet Trost und Ratschläge.

Fantasievoll und lebendig malt das Autorenpaar Sasha (ja genau, der Sänger, den man aus Funk und Fernsehen kennt) und seine Frau Julia Röntgen das Bild einer Traumwelt, in der alles noch in bester Ordnung ist. Der Mann im Mond und seine Frau Beatrix, die am liebsten im Garten unterwegs ist, immer eine tröstende Umarmung parat hat und bei jedem Schritt glitzernden Mondstaub hinterlässt, wissen auf alles eine Antwort. In der Realität sind die Ferien noch weit weg. Der Mann im Mond bietet hier Abwechslung und Urlaubsersatz.

Schon beim Blick aufs Cover bekommt man träumerische Augen und entwickelt Lust zum Fantasiereisen. Der Illustrator Matthias Derenbach haucht der Geschichte noch den letzten besonderen Funken ein, der dieses Buch zu einem wahren Leseerlebnis macht.

Jeder Ausflug zum Mann im Mond und seinen Freunden endet mit einem kleinen Gute-Nacht-Gedicht. So eignet sich das Buch perfekt als Abendlektüre für die Kleinsten. In jedem Abenteuer gelingt es Toto Ängste zu bewältigen, Sorgen zu vergessen und den Alltag zu verarbeiten. All diese kleinen Geschichten werden liebevoll präsentiert und enden immer mit einem Happy End.

Im Anschluss gibt es noch ein paar Lieder mit Notenblatt, die musikalische Eltern mit ihren Kindern (ggf. mit einem Musikinstrument) nachsingen können. Für die unmusikalischen LeserInnen bietet sich auch die Möglichkeit käuflich das von Sasha erschienene Musikalbum zum Buch zu erwerben oder/und sich das Lied, „Toto und der Mann im Mond“, kostenlos auf der Verlagsseite anzuhören.



Fazit:


„Toto und der Mann im Mond“ ist ein fantasievolles Kinderbuch, das in zehn Vorlesegeschichten aufgeteilt ist. Jede Geschichte erzählt ein großes Abenteuer, das Toto gemeinsam mit seinem Meerschweinchen Luna und seiner besten Freundin und Cousine Mimi gemeinsam mit dem Mann im Mond und seinen Freunden erlebt.

In diesem Buch verarbeitet Toto die Erlebnisse im Alltag: Angst vor Gewitter, vorm Schwimmen gehen oder als Außenseiter zu enden. Diese Probleme kennen wohl viele Kinder. Aber auch die großen Fragen nach dem Weltall, den Weltwundern und fernen Ländern greift die Geschichte auf.

Besonders hervorzuheben sind die fantasievollen und detailreichen Zeichnungen des Illustrators, Matthias Derenbach. Die Werke beeindrucken durch liebevolle Gestaltung, wohlüberlegte Farbwahl und filigranen Strich. Sie laden dazu ein, den Text Text sein lassen und sich an den Illustrationen zu ergötzen.

Dieses Buch hilft mit einer positiven Botschaft bei den Herausforderungen der Alltagsbewältigung. Einem Alltag, der ja nicht selten mit vielen kleinen Problemen daherkommt.

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Veröffentlicht am 27.07.2023

Lichtblicke

Everything is okay
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Inhalt:

Immer wieder hat Debbie das Gefühl, es anderen recht machen zu müssen. Es kommt nicht selten vor, dass ihr Chef sie bittet Überstunden zu machen. Oft arbeitet Debbie dann bis spät in die Nacht ...

Inhalt:

Immer wieder hat Debbie das Gefühl, es anderen recht machen zu müssen. Es kommt nicht selten vor, dass ihr Chef sie bittet Überstunden zu machen. Oft arbeitet Debbie dann bis spät in die Nacht an einem neuen Projekt, das dann letztlich doch zu oft über den Haufen geworfen wird. Nebenher versucht sie ihren Traum von einer Karriere als Illustratorin voranzutreiben. Doch auch hier stößt sie immer wieder an ihre Grenzen. Sie fragt sich, ob es im gesamten kulturellen Leben einen Beruf gibt, der sich so unterbezahlt vorkommen muss.

So wandert Debbie übermüdet von der Arbeit durch ihren Tag. Oft fehlt ihr die Kraft, sich mit ihren Eltern zu treffen, mit ihnen zu telefonieren oder Zeit mit Freunden zu verbringen. Sie könnte Tage nur im Bett liegen, spürt keine Motivation aufzustehen und sich dem Tag zu stellen.

Debbie denkt viel nach. Über ihr Leben, über das, was in der Welt passiert, über andere. Nicht selten versinkt sie in Selbstzweifeln; in Trauer, in starkem Kummer. Sie fühlt sich vom Leben überfordert, fragt sich, warum andere Menschen stets so unbeschwert und glücklich durchs Leben gehen. Was stimmt mit ihr nicht, dass sie diese Leichtigkeit nicht empfindet? Ihr Leben ist durch Unsicherheit und Lebensangst geprägt.

Die düsteren Gedanken sind erst nur schwer zu ertragen. Dann kommt eine erste Panikattacke. Die Hilflosigkeit, die Debbie hier verspürt, ist ein Weckruf. Auf Antriebslosigkeit und Selbstisolation folgen suizidale Gedanken.

Debbie weiß, dass sie Hilfe braucht. Sie geht zum Arzt. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Denn Debbie beginnt durch die Therapie ihre Gedanken zu hinterfragen. Sie lernt, dass andere Menschen die gleichen Probleme haben. Sie erfährt mehr über sich selbst, woher ihre negativen Gedanken kommen und wie sie damit umgehen kann. Die Frage, ob Debbie mit ihr wichtigen Menschen genauso umgehen würde, wie mit sich selbst, ist ihr eine große Hilfe. Denn diese kann sie klar mit „nein“ beantworten. Debbie lernt sich selbst liebevoller zu behandeln und sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen.


Meinung:

„Quiet Girl – Geschichten einer Introvertierten“ war das erste Buch, das von Debbie Tung im Loewe-Verlag ins Deutsche übersetzt wurde. Es handelte sich um eine Schwarz-Weiß-Graphic Novel. Das Buch ist biografisch-chronologisch aufgebaut.
Ich habe dieses Buch damals gelesen und es rutschte sofort unter meine Highlights. Daraufhin habe ich auch das zweite Buch, „Booklove – Eine Liebeserklärung an das Lesen“, gelesen. Wieder ein Volltreffer. Und nun ist „Everything is okay“ auf meinem Lesestapel gelandet. In allen drei Büchern der Autorin habe ich mich in den Gedanken der Protagonistin zu einem großen Teil wiederfinden können. Und ich denke, damit bin ich nicht alleine.

Debbie Tung berichtet in ihrem Buch aus ihrem Leben. Sie berichtet von ihren Schwächen und nerdigen Vorlieben. Sie erzählt, wie sie sich nicht selten als Außenseiterin sieht. Sie ist eben niemand, der gerne im Rampenlicht steht. Sie denkt viel nach. Es fällt ihr schwer, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen. Das liegt zum Teil auch daran, dass sie Angst hat, dass ihre Sorgen und Ängste abgewertet oder/und nicht verstanden werden. Dabei hat Debbie einen wundervollen Freund, der ihr zuhört. Der immer Verständnis zeigt, selbst, wenn er ihr Verhalten mal nicht versteht. Er ist für sie da. In guten und auch in schlechten Zeiten.

Debbie weiß, dass sie - objektiv gesehen - ein gutes Leben hat. Sie hat einen Freund, der alles für sie tun würde und auch tut. Sie hat einen Job. Die Leute in ihrem Umfeld sind nett zu ihr. Und dennoch ist sie oft unglücklich. Diese negativen Gefühle überfordern Debbie. Sie weiß nicht, wie sie mit ihnen umgehen soll.

In "Everything is okay" beschreibt Debbie Tung in kleinen Comicstrips Auszüge aus dem Alltag ihrer Protagonistin. Sie thematisiert dabei nicht nur die Düsternis, sondern auch eine emotionale Entwicklung. Debbie sucht sich Hilfe und lernt mit ihren Gefühlen umzugehen. Doch damit endet das Buch nicht. Wie geht es weiter, nachdem Debbie gelernt hat, ihre Gefühle zuzulassen, sich anderen gegenüber mehr zu öffnen und wichtige Lektionen zu lernen.

Debbie Tung berichtet von einer Protagonistin, der es gelingt, ihren Träumen Beachtung zu schenken und diese auch zu verwirklichen. Sie spricht aber auch von Rückschlägen und einem Leben, das immer wieder Höhen und Tiefen hat. Es gibt nicht den einen "richtigen Weg", der vor einem liegt, sondern viele Möglichkeiten und ständige Hürden. Es wird immer wieder Tage geben, an denen man sich nicht gut fühlt und der Akku leer ist. Aber es gibt auch kleine Highlights im Alltag, die das Leben schön machen. Das Leben ist nicht geradlinig, es steckt voller Überraschungen - sowohl positiver als auch negativer Art. Es gibt auch Tage, an denen die Düsternis einem aus der Ferne winkt. Vielleicht auch Tage, an denen sie unkontrolliert auftaucht. Doch Debbie hat gelernt, damit umzugehen. Sie weiß jetzt, dass sie schwere Tage überstehen kann.

Zuletzt möchte ich noch auf die graphische Umsetzung des Buches eingehen. Die Graphic Novel ist, wie von anderen Büchern der Autorin gewohnt, in Schwarz-Weiß gehalten. Besonders gefallen hat mir hier der kleine visuelle Kniff, bei dem einige farbige Bilder im Buch abgedruckt wurden. Das geschieht immer dann, wenn Debbie schöne Momente erlebt, Fortschritte macht und erfährt, dass ihr Leben lebenswert ist.


Fazit:

Bei einer Erkältung oder einer Grippe bekommt man oft von seinem Umfeld liebevolle Worte: Ruh dich aus! Wie geht es dir? Kann ich dir helfen? Bei einer Depression sieht das aber oft anders aus. Hier erntet man nicht selten Sätze wie: Stell dich nicht so an! Das geht vorüber. Du hast doch einfach nur keine Lust. Wer dann auch noch unter die Räder eigener und fremder Leistungsansprüche kommt, reagiert oft mit destruktiven Selbstvorwürfen und Autoaggression.

Debbie Tung zeigt in „Everything is okay“ anhand ihrer Protagonistin wie derlei Gedanken zu einer Abwärtsspirale führen können.
Anhand ihrer Protagonistin zeigt die Autorin, wie es gelingt, diesen Ängsten wieder Herr zu werden.

„Everything is okay“ ist aber nicht nur eine Geschichte, die sich ums Thema Depressionen rankt, sondern zugleich auch ein Ratgeber. Einer, der nicht nur für eine bestimmte Zielgruppe, sondern für jeden von uns geeignet ist. Das Buch vermittelt dabei intime Einblicke in die Seele der Protagonistin. Sie stellt deren depressive Antriebslosigkeit ebenso dar wie Lebensbewältigung, Existenzbestimmung und Lichtblicke. Hierbei zeigt die Autorin ein Talent dafür Gedanken und Gefühle - im Wortsinn - in starken Bildern nachzuzeichnen. So gelingt es ihr, Depressionen erfahrbar zu machen. Eine Krankheit, der Nichtbetroffene zu oft mit Unverständnis begegnen.

Das Buch ist eine liebevolle Odyssee über das Leben. Es ist eine Gute-Nacht-Geschichte, die zeigt, dass der nächste Tag gut sein wird, egal, was da kommen mag. Jeder ist einzigartig. Jedes Leben verläuft anders. Und das ist auch gut so.

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Licht aus, Spaß an

Die Geschichte von Dunkel
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Inhalt:

Mitten in der Nacht erwacht Dunkel aus seinem Schlaf. Er hat Angst vor den Geräuschen, vor den Lichtern, die langsam verglimmen. Er fühlt sich so allein …

Dunkel huscht aus seinem Bettchen und ...

Inhalt:

Mitten in der Nacht erwacht Dunkel aus seinem Schlaf. Er hat Angst vor den Geräuschen, vor den Lichtern, die langsam verglimmen. Er fühlt sich so allein …

Dunkel huscht aus seinem Bettchen und wandert durch den Wald. Er stößt auf ein Lämpchen, das so herrlich leuchtet. Dunkel ist ein wenig neidisch auf Licht. Denn Licht ist so warm und in seiner Nähe fühlt man sich sicher und geborgen.

Dunkel möchte unbedingt in Lichts Nähe bleiben. Er folgt ihm durch den Wald und macht dort so manche interessante, aber auch gruselige Entdeckung. Steine, die aussehen, als hätten sie Gesichter, Bäume, die riesig sind.

Bei genauerer Betrachtung erweist sich allerdings, dass all diesen Geheimnissen der Nacht auch ein Zauber innewohnt. Die Äste der Bäume glitzern im Dunkeln. Unter der Erde befinden sich Höhlen mit glänzenden Edelsteinen.

Bald schon begreift Dunkel, dass die Nacht eigentlich wunderschön ist. Alles wirkt so friedlich und heimelig.

Die Nacht bietet Zeit für Träume. Der Himmel leuchtet voller Sterne. Das Juwel in der Krone der Nacht ist der pralle Mond, der wie eine Laterne anmutet.

Mit den Gedanken an die Erlebnisse, die Dunkel in dieser Nacht gemacht hat, schläft er ein. Er träumt von Leuchttürmen, Nächten am Lagerfeuer und Diamanthöhlen.



Meinung:

Die Autorin Marit Kok witmet sich in ihrem Kinderbuch „Die Geschichte von Dunkel“ den Sorgen der Kleinsten unter uns. Ihr Protagonist „Dunkel“ guckt mal süß, mal neugierig, mal verängstigt, mal niedlich und es ist immer eine Freude, wenn er erscheint.

Alleine der Name verrät, dass es sich bei Dunkel um die Nacht selbst handelt. Und er fürchtet sich vor ihr. Aus berechtigten Gründen. Denn tagsüber werden wir Menschen der Omnipräsenz einer Reizüberflutung ausgesetzt. Überall sind Geräusche, überall gibt es etwas zu sehen. Nachts hingegen werden wir gezwungen, diese Reize herunterzufahren. Unsere Augen sind nicht mehr in der Lage alle Konturen wahrzunehmen. Nur noch wenige Geräusche beschäftigen unser Gehör.

Der Entzug von sensorischen Reizen und Sinneseindrücken kann aber auch dazu führen, dass wir Angst haben. Angst, dass wir die in der Dunkelheit lauernden Gefahren nicht wahrnehmen.

Diese unbegründete Angst gilt es zu überwinden. Denn die Gefahren nehmen durch Anbruch der Dunkelheit ja nicht zu.

Mit Hilfe ihres Protagonisten Dunkel erklärt Marit Kok, dass die Nacht ihren ganz eigenen Charme hat. Sie vermittelt ein entspannendes, beruhigendes Gefühl und reduziert den Herzschlag.

An diesem Kinderbuch gefiel mir nicht nur die Botschaft. Auch die Aufmachung ist hier besonders. Denn „Die Geschichte von Dunkel“ wird nicht durch Illustrationen begleitet. Marit Kok selbst hat dieses Buch mit Hilfe von Crafting, handgemachter Sets, Stop-Motion und Fotografie gestaltet. 2020 hat die Autorin ihren Abschluss als Filmemacherin absolviert. „Die Geschichte von Dunkel“ entstammt aus Teilen des Abschlussprojektes und einem Plan für einen Kurzfilm.



Fazit:

Das Monster unter dem Bett, die bösen Augen am Fenster oder das Gespenst im Schrank. Wer kennt sie nicht, die Angst vor dem Dunkeln. Rational ist vieles unbegründet. Aber dennoch klopft das Herz. Hätte ich „Die Geschichte von Dunkel“ schon in jungen Jahren als Gute-Nacht-Lektüre gehabt, wer weiß, vielleicht hätte ich den Zauber der Nacht dann schon viel früher begriffen.

Liebevoll erzählt Marit Kok in ihrem farbig illustrierten Kinderbuch von den Ängsten ihres Protagonisten „Dunkel“. Dieser berichtet von ungewohnten Geräuschen, düsteren Schatten und von der Sehnsucht nach Licht in der Nacht. Dunkel erkennt jedoch bald, dass der Nacht auch ein Zauber innewohnt. Ein Zauber, den er bislang übersehen hatte.

Neben einer wichtigen Botschaft überzeugt „Die Geschichte von Dunkel“ auch mit einer kunstvollen Aufmachung. Marit Kok arbeitet hier mit Crafting, handgemachter Sets, Stop-Motion und Fotografie. Wenig Text (ein bis zwei Sätze auf jeder bebilderten Seite) machen dieses Buch zur perfekten Einschlaflektüre für die Jüngsten unter uns.

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