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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2023

Und die Adaption gelingt

Gameshow – Das Versprechen von Glück
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Inhalt:


Cass hat sich dem Widerstand, namentlich den „NoClans“ angeschlossen. In dieser Gruppierung sollen besondere Mitglieder bestmöglich trainiert werden, so dass sie es letztlich nicht nur in die ...

Inhalt:


Cass hat sich dem Widerstand, namentlich den „NoClans“ angeschlossen. In dieser Gruppierung sollen besondere Mitglieder bestmöglich trainiert werden, so dass sie es letztlich nicht nur in die Gameshow schaffen, sondern aus dieser auch lebend heraus. Der Plan von Flannery, dem Anführer der Rebellenbewegung, sieht vor, dass sich alle verbliebenen „NoClans“ zur finalen Feier unter die Zuschauer mischen. In der Liveübertragung soll dann dafür gesorgt werden, dass alle Bewohner des Landes erfahren, was wirklich hinter den Kulissen der Gameshow vor sich geht.

Während die Pläne voranschreiten, hat Cass immer noch mit allerlei inneren Konflikten zu kämpfen. Sie macht sich Vorwürfe, dass sie Jax verschwiegen hat, dass sie ihr Gedächtnis nie verloren hatte, während Jax selbst all die Erinnerungen an seine Familie ausgelöscht wurden.

Immer wieder überkommen Cass Flashbacks aus dem Leben ihrer Mutter. Zugleich schreitet die Zeit unaufhaltsam voran. Liebgewonnene Freunde müssen an den perfiden Spielen teilnehmen. Jede Show steht für einen Wettlauf gegen den Tod.

Cass bleibt kaum etwas anderes übrig, als Flannery weiter zu vertrauen, wenn sie all dem ein Ende bereiten möchte.

Zugleich benötigt Flannery auch dringend Cass in seinem Team. Die Erinnerungen, die ihre Mutter ihr eingepflanzt hatte, beinhalten brisante Details über die Machenschaften der Gamemaster. Fakten, mit denen man die Obersten erpressen und ggf. zur Kooperation zwingen könnte. Material, das Flannery dringend benötigt.



Meinung:


Franzi Kopka hat bereits mit dem Auftakt von „Gameshow“ gezeigt, dass sie eine Autorin ist, die ihr Handwerk beherrscht. Die Kritik, dass ihr Buch an den Bestseller „Die Tribute von Panem“ erinnert, ist nicht von der Hand zu weisen. Es gibt einige Parallelen. So zum Bespiel eine Gesellschaft, die in mehrere Kasten aufgesplittet wurde. Die Ärmsten müssen, ob sie wollen oder nicht, an perfiden und tödlichen Spielen teilnehmen. Die Reichen können Wetten auf Gewinner und Überlebende abschließen und die Geschehnisse in Liveshows am Fernseher verfolgen. Eine Rebellenbewegung versucht, dieses System zu stürzen.

Franzi Kopka schreibt jedoch ihre ganz eigene Version einer sensationslüsternden, empathiearmen und gelangweilten Gesellschaft, die sich an dem Leid anderer erfreut und Schwierigkeiten hat, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Von einer machthungrigen und korrupten Regierung und einem System, das bei genauerer Betrachtung gar nicht mal so abwegig erscheint und daher umso verstörender wirkt.

Als Leser erleben wir auch im zweiten und finalen Band der Reihe, die Geschehnisse aus der Perspektive von Cass, die von einem Tag auf den anderen von den Purpurnen in die „Rote Zone“ degradiert wurde. Während der Spiele lernt sie einen der besten Gamer, Jax, kennen. Dieser riskiert viel um ihr zu helfen. Jax und Cass kommen sich näher und es entspinnt sich eine Romanze. Diese droht durch Lügen und Geheimnisse zu zerbrechen. Vielleser von Jugendbüchern wissen, dass viele AutorInnen oft großes Aufheben um die Liebesgeschichte ihrer ProtagonistInnen machen. Franzi Kopka zeigt anhand von Cass und Jax, dass es auch anders geht.

Wie auch der Auftakt, gestaltet sich der finale Band von Gameshow wieder durchweg spannend. Jeden Tag muss Cass um ihre Freunde bangen. Nicht zuletzt, weil diese von einem Tag auf den anderen zu einer Gameshow einberufen werden können.

Vielleicht hätte es der Geschichte gerade innerhalb der Wettkampfszenen gut getan, hätte sich die Autorin für einen Perspektivwechsel entschieden. So verfolgt man gemeinsam mit Cass am Fernseher, wie Jax, Enzo und weitere Freunde sich durch Spiele, wie Trickster Island, einem Survivalgame, das mitten im Pazifik in einer natürlichen Arena angesiedelt ist, kämpfen. Bei Trickster Island gilt es sich mit nichts weiter an Ausrüstung, als der Kleidung, die man auf dem eigenen Leib trägt, giftigen Spinnen zu erwehren. Nur die Besten der Besten werden gewinnen. Und auch wenn Jax sich hier qualifiziert, so ist es doch nur ein kleiner Fehltritt, ein unachtsamer Moment, der ihn vor einem qualvollen Tod trennt.

Dadurch, dass man als Leser eben „nur“ mit Cass vor dem Fernseher sitzt, erlebt man die Gefahren innerhalb des Spieles nicht hautnah mit. Dennoch gelingt es der Autorin hier Spannung aufzubauen. Denn durch das Wegschwenken der Kamera, dadurch, dass man gezwungen wird wegzuschauen, schürt sie, was heute fear of missing out genannt wird. Die Angst etwas zu verpassen.

Gekonnt werden weitere Handlungsstränge im Laufe des Buchs miteinander verwoben. So wird Cass nach und nach immer wieder durch kleine Momente im Alltag getriggert. Hierdurch werden neue Erinnerungen ihrer Mutter beschworen. Fehlende Puzzelteile, die zu einer alles zerstörenden Wahrheit führen werden.

Währenddessen stehen die Pläne des Widerstandes vor einer voraussehbaren, unausweichlichen Eskalation.



Fazit:


Gameshow – Das Versprechen von Glück von Franzi Kopka klingt vielleicht nach Fanfiction, ist aber etwas, dass man sich als Fan der „Tribute von Panem“ tatsächlich wünscht.

Auch im letzten Band kreiert die Autorin eine mitreißende Handlung, die erneut viele überraschende Wendungen bereithält.

Die Lektüre setzt allerdings starke Nerven voraus. Nicht alle Figuren werden überleben. Eigentlich soll man das Ende des Buches ja nicht ausplaudern, aber soviel sei verraten: Es gibt kein klassisches Happy End.

Eine klare Leseempfehlung für all diejenigen, die sowohl den besonderen Thrill, als auch das Denken schätzen.

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Veröffentlicht am 08.11.2023

So macht Fotografieren Spaß

Alles Ava – Deine 30-Tage-Foto-Challenge
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Inhalt:

Ava liebt Challenges, sie liebt es Neues auszuprobieren und sich Herausforderungen zu stellen. Mit ihrem neuen Buch „Alles Ava – Deine 30-Tage-Foto-Challenge“ möchte die Autorin die Freude fürs ...

Inhalt:

Ava liebt Challenges, sie liebt es Neues auszuprobieren und sich Herausforderungen zu stellen. Mit ihrem neuen Buch „Alles Ava – Deine 30-Tage-Foto-Challenge“ möchte die Autorin die Freude fürs Fotografierens entfachen. Durch die perfekten Bilder auf Socialmedia fühlt man sich oft überfordert. Alles muss sitzen, alles muss perfekt sein. Das ist nicht so. Fotografie soll in erster Linie Spaß machen, so Ava.

Gemeinsam mit einer Fotografin hat sich Ava eine Challenge überlegt, die praktische Tipps und Tricks vermittelt, die helfen sollen, die eigenen Fotoideen ganz einfach umzusetzen und die Kreativität anzufeuern.

Das Buch enthält allerhand spannende Projekte, die das eigene Bild aufpeppen. Ein cooler DIY-Partyvorhang. Verrückte Obst-Gesichter. Spiegel-Experimente. Seifenblasen-Tanz. Eine lustige DIY Fotowand mit Guckloch. Romantische Lichteffekte. Wassertropfen-Spiegelungen. Der Blick auf das Inhaltsverzeichnis offenbart eine bunte, unglaublich umfangreiche Mischung.

Auf den letzten Seiten des Buches findet der Hobbyfotograf dann noch ein paar coole Fotobooth Accessiores zum Ausmalen, Ausschneiden und als Gimmick für die eigene Challenge.

Meinung:

Zu einem meiner vielen Hobbys zählt das Fotografieren. Ich suche eher Kreativität und Einfallsreichtum und nicht das Streben nach technischer Perfektion. Und genau deswegen hat mich das neue Buch von Ava, „Alles Ava – Deine 30-Tage-Foto-Challenge“, auch vom ersten Moment an angesprochen.

Als Buchbloggerin wähle ich für meine Bilder als Motiv weniger Menschen, sondern eher hübsche Cover aus. Daher habe ich versucht, die Challenges entsprechend abzuwandeln. Das ist mir gelungen und zeigt, dass Avas Buch vielseitig Verwendung finden kann.

Neben dem bunten Cover, das bereits einen kleinen Einblick vermittelt, welche Challenges den Hobbyfotografen auf den folgenden Seiten erwarten, überzeugt auch die Aufmachung hinter dem Buchdeckel. Jede Challenge wird auf zwei farbenfroh gestalteten Seiten präsentiert. Auf Polaroidfotos finden sich Beispielbilder. Hier sieht man dann z.B. Ava, wie sie vor einem bunten Luftballonhintergrund oder einer mit Zeitungen beklebten Leinwand posiert. Das Fotografieren aus der Frosch- oder der Vogelperspektive kann einem Bild einen völlig anderen Ausdruck vermitteln.

Ava zeigt hier unglaublich viele kreative Ideen. Aus alten Materialien einen schicken Haarkranz basteln. Dimensionen schaffen, indem man z.B. einen Zweig vor das Motiv hält und somit nicht nur einen Paparazzi-Effekt generiert, sondern zugleich auch das Bild um einiges lebendiger gestalten kann. So viele Ideen und alle sind so leicht umsetzbar. Viel Geld benötigt man auch nicht, um sein Bild kreativ aufzupeppen. Das lernt man schnell mit Hilfe dieses Buches.

Neben dem Beispielbild der Autorin findet sich immer ein kurzer Satz, in dem die Autorin noch einen kleinen Tipp preisgibt oder/und verrät, was dieses Foto besonders macht.

Ein kleiner Spickzettel führt auf, welche Materialien du für dieses Bild benötigst. Die Liste ist stets kurz gehalten und beeinhaltet ausschließlich Sachen, die man im Haushalt findet oder/und die sehr kostengünstig zu beschaffen sind.

Ein weiteres Kästchen bei jeder Challenge verrät noch einen Tipp: Was muss man beachten, damit das Bild noch besser gelingt.

„So geht's“, verrät dir eine kurze Anleitung fürs Projekt, wobei sich durch die Bilder selbst schon einiges selbst erklärt.

Auf jeder bunten Challengeseite findest du auch immer drei Symbole. Diese verraten dir, wie viele Personen du benötigst, um die Challenge umzusetzen. Die meisten Aufgaben kann man, das verrate ich an dieser Stelle, alleine ausführen. Nur gelegentlich benötigt man eine zweite Person, die etwas hält, oder aus der Ferne Anleitungen gibt. Wie z.B. bei den Perspektivspielen zu zweit. Ein weiteres Symbol verrät, ob du die Challenge vielleicht auch mit Selbstauslöser gut alleine umsetzen kannst. Das dritte Symbol, eine kleine Blume, gibt Aufschluss darüber, ob die Challenge Outdoor oder Indoor absolviert werden soll.

Gelegentlich findest du einen leeren Polaroidrahmen auf der Seite, mit dem Hinweis: Deine Caption. Hier kannst du dein eigenes Bild einkleben. Behind the Scenes QR-Codes finden sich nicht bei jeder Aufgabe. Aber wenn du sie findest, lohnt es sich, das Smartphone zu zücken. Kleine Videos auf Youtube zeigen, was für einen Spaß Autorin und Fotografin beim Ausführen ihrer persönlichen Challenge hatten.

Sehr gefallen haben mir auch vier Seiten im Buch, die allgemeine Tipps verraten. Einige davon kannte ich. Jüngere Fotografen/Fotografinnen, werden hier aber gewiss noch den ein oder anderen Trick finden, der das Foto verbessern kann. Hier finden sich kurze Bemerkungen unter Überschriften wie: Richtig belichten, Linse sauber?, Porträtfunktion des Handys testen, Fokus setzen, das Bild füllen, wann gibt es das schönste Licht?, Horizont gerade ausrichten, Drittellinie nutzen, kein digitaler Zoom u.v.m.

Fazit:

„Alles Ava – Deine 30-Tage-Foto-Challenge“ ist ein Challengebuch, das den Spaß am Fotografieren schürt und die Kreativität ankurbelt. Kreativität lässt sich mit Ava als anpassungsfähig und anwendungsbezogen definieren.

Detaillierte Darstellungen, ausführliche Schilderungen und Checklisten helfen dabei, erlerntes spielend leicht umzusetzen. Dabei schafft es das Buch sich nie didaktisch anzufühlen, daher ist die Lernkurve sehr steil.

Ich empfehle dieses Buch an angehende Fotografen, die nicht auf Professionalität, sondern auf Spaß und Kreativität setzen.

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Veröffentlicht am 25.10.2023

Ein wertvoller Ratgeber

Auf und ab
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Inhalt:


An einem schönen Sommertag am Badesee hat es sich Noah am Steg etwas abseits von seinen Freunden bequem gemacht. Er hört Musik über seine Kopfhörer und döst vor sich hin. Plötzlich springt Mira ...

Inhalt:


An einem schönen Sommertag am Badesee hat es sich Noah am Steg etwas abseits von seinen Freunden bequem gemacht. Er hört Musik über seine Kopfhörer und döst vor sich hin. Plötzlich springt Mira aus dem Wasser und gesellt sich zu ihm. Noahs Herz schlägt sofort um einige Frequenzen schneller. Das tut es immer, wenn er Mira sieht.

Mira fragt Noah, was für Musik er hört. Sie erzählt ihm von der Bedeutung ihrer Kette und ihrer Neigung und Bereitschaft in die Leben anderer aktiv einzugreifen. Und dann bittet Mira Noah darum, ihr den Rücken einzucremen.

Alles könnte so schön weitergehen. Doch das tut es nicht. Denn plötzlich tauchen Noahs Freunde auf. Leo und Frenzel schießen ein Foto von Mira. Diese ist so gar nicht angetan von dem Verhalten der Jungs. Sie sollen es löschen, sofort, fordert Mira. Leo und Frenzel lachen. Sie empfinden alles als einen großen Spaß. Noah hingegen fühlt sich wie gelähmt. Er weiß nicht, wie er reagieren soll.

Die Situation eskaliert schneller, als erwartet. Es kommt zu einer Kabbelei, bei der Noah und Leo im Wasser landen. Mira verschwindet wutschnaubend. Leo lacht immer noch. Er findet alles sehr amüsant. Noah hingegen schießen die Tränen in die Augen. Leo nennt ihn auch prompt einen Softi.

Das macht alles nicht besser. Die folgenden Tage verbringt Noah in seinem Bett. Die Vorhänge in seinen Zimmer sind zugezogen. Die einzigen Begleiter, mit denen Noah seine Zeit verbringt, sind sein Kater Mürrischli und sein Smartphone. Auf letzterem googelt er nach Neuigkeiten. Doch all diese Informationen, die Nachrichten von Leo, der davon berichtet, alles geklärt zu haben, das schüchtert Noah nur noch mehr ein. Er sieht sich als Versager, weil er nicht eingegriffen hat, weil Leo alles so viel besser im Griff hat. Vermutlich steht die selbstbewusste Mira eher auf starke Kerle wie Leo. Durch Selbstvorwürfe gerät er psychisch aus dem Gleichgewicht.

Der Kater Mürrischli sieht die Probleme seines Besitzers. Als Mürrischli Notizen von Noah entdeckt, in denen er von seinen düsteren Gedanken schreibt, weiß der Kater, dass er eingreifen muss. Drei Lösungen fallen ihm ein und er ist durchaus gewillt, diese umzusetzen. Option A: Fremde müssen involviert werden, so zum Beispiel Mira. Option B: Die zusätzlichen Probleme in der Schule tun Noah nicht gut. Also sollte er vielleicht erst einmal der Schule fernbleiben. Option C: Das ist ein Job für die feinfühlige Tante. Sybille wird schon wissen, was jetzt zu tun ist.



Meinung:


Leistungsdruck, Versagensängste, Cybermobbing und Probleme in der Familie. Wenn all diese Dinge in der Pupertät aufeinandertreffen, dann kann das schnell überfordernd wirken. Von so einem Fallbeispiel berichtet Johanna Selge in dem Buch „Auf und Ab“.

„Auf und Ab“ ist ein Comic, der die Geschichte eines auf den ersten Blick ganz normalen Jugendlichen aus der Perspektive seines Hauskaters Mürrischli erzählt. Mürrischli hat dabei oft als einziger in seiner Famile eine klare Sicht auf das Leben.

Das Leben des Vaters ist seine Arbeit. Im Krankenhaus, beim Ausführen einer OP, muss er leistungsstark und wach sein. Die wenigen Stunden Schlaf, für die er Zeit findet, benötigt er also dringend. Für die vermeintlichen Lappalien seiner Kinder hat er folglich keine Zeit mehr. Noah, so sein Rat, müsse sich einfach mehr zusammenreißen und die Mutter solle ihn nicht ständig so verhätscheln, dann würde es auch mit den Noten in der Schule besser werden. Dann wäre Noah auch nicht so verweichlicht. Immer öfter reagiert Noahs Vater wütend und gereizt.

Die Mutter versucht hingegen alles um Noah aufzubauen. Sie sieht seine Probleme, möchte helfen. Aber das ist gar nicht so einfach. Auch das jüngste Familienmitglied, Noahs kleiner Bruder Finn, benötigt ihre Zuneigung.

In all dem Chaos, bei all den Problemen innerhalb der Familie, droht Noah unterzugehen. Er zieht sich immer mehr zurück. Der Junge, der eigentlich alles richtig machen möchte, gerät in einen Abwärtsstrudel mit offenem Ende.

Mürrischli macht sich derweil Gedanken, wie man die Probleme seines Freundes lösen könnte. Drei Ideen fallen ihm dazu ein. Johanna Selge bedient sich hier der Kunst des nicht linearen Erzählens. Die Geschichte operiert mit dem Irrealis, stellt also die Frage: Was würde passieren, wenn …?

Nach der Klärung dieser Fragen erwartet den Leser im Anschluss an die Geschichte von Noah noch ein gut dreißig Seiten starker Anhang. Dieser wurden von Psychologen und Pädagoginnen des Deutschen Zentrums für Präventionsforschung und Psychische Gesundheit der Uniklinik Würzburg unter wissenschaftlicher Beratung von Frau Prof. Dr. Andrea Reiter erstellt. Die Ausführungen wurden von der Autorin und Dr. Tobias Mühling vereinheitlicht und ergänzt und spiegeln den aktuellen Stand der Wissenschaft wieder.

In diesem Anhang findet der geneigte Leser, unter Überschriften wie Adoleszenz, Akzeptanz der goldene Anker, Bedürfnisse, Belastende Gedanken, Bewältigungsstrategien, Cybermobbing, Deeskalation/Gewaltfreie Kommunikation, Leitsätze, Emotionsregulation, Innerer Kritiker, Entspannungsübungen und Hilfe Erläuterungen, was man unter den Begriffen versteht und was man tun kann, um psychische Krisen zu deeskalieren.

Ein weiterer Abschnitt verrät unter anderem auch einige Hotlines, Internetadressen für Jugendliche, die anonym und schnell Hilfe anbieten.

Dieser letzte Teil ist nicht als Comic sondern als Fließtext verfasst und wird mit vielen bunten Illustrationen aufgelockert.



Fazit:


„Auf und Ab – Psychische Krisen ausbremsen“ ist ein Comic, der die Geschichte eines Jugendlichen namens Noah erzählt. Noah liebt Gedichte, sein Herz schlägt schneller, wenn er auf Mira trifft und er denkt viel über seine Mitmenschen nach.

Wer sich für das Buch entscheidet, darf sich dabei über eine achtsame und schlaue Charakterzeichnungen freuen, der es niemals an Substanz mangelt. Mit einem Händchen fürs Anschauliche verwandelt Johanna Selge unter Zuhilfenahme von tollen Bildern und gelungenen Dialogen jede noch so profane Situation in eine gehaltvolle Begegnung.

Im Angesicht der ausklingenden Corona-Krise, die den Bedarf nach professioneller Hilfe gegen psychische Leiden signifikant erhöht haben dürfte, ist das Buch auch eine Art literarischer Seismograf und ein wertvoller Ratgeber für Jugendliche und deren Eltern.

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Veröffentlicht am 31.08.2023

Horizonterweiternd

Die heilende Kraft der grünen Magie
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Inhalt:


Birgit Janovic-Steiner wurde schon in früher Kindheit von ihrer Großmutter in die Kräuterkunde, in magische Rituale und Hexenkunst eingeweiht. 2013 gründete sie eine Hexenschule in Wien und unterrichtet ...

Inhalt:


Birgit Janovic-Steiner wurde schon in früher Kindheit von ihrer Großmutter in die Kräuterkunde, in magische Rituale und Hexenkunst eingeweiht. 2013 gründete sie eine Hexenschule in Wien und unterrichtet dort aktuell online.

In ihrem Buch, „Die heilende Kraft der grünen Magie“, vermittelt die Autorin - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - Kenntnisse über Kräuter, Pilze und die Mondphasen. Sie berichtet, wie Farben und der Stand des Mondes auf unser Leben Einfluss nehmen können; wie man mit Hilfe von Steinen, Zauberstäben, ja sogar einem Besen, helfen kann, Wünsche und Ziele umzusetzen.



Meinung:


Als ich „Die heilende Kraft der grünen Magie“ das erste Mal in der Hand gehalten habe, war ich skeptisch. In der Jugend habe ich mich mit der Kraft von Heilsteinen, dem Lesen von Handlinien und dem Legen von Tarotkarten auseinandergesetzt. Heute kann ich diesen Ritualen nicht mehr allzu viel abgewinnen.

Ich erhoffte mir, über die magischen Aspekte hinaus, handfestes Hintergrundwissen - mehr als Lebensanleitung und Welterklärungsmodell.

Auf den ersten Seiten des Buches berichtet die Autorin, wie Kräuter schon vor 60.000 Jahren als Grabbeigaben und als Heilmittel verwendet wurden. Sie erzählt davon, wie Pflanzenmixturen, noch bevor es Ärzte gab von Generation zu Generation weitervererbt wurden.

Birgit Jankovic-Steiner berichtet in diesem Vorwort auch von der Kirche. Unter Schmerzen sollst du gebären, steht in der Bibel. Und Krankheiten wurden als Strafe Gottes verstanden.
Dennoch berichtet sie von Nonnen und Mönchen, die an die Heilkraft der Kräuter glaubten und Klostergärten anlegten. Sie erzählt, wie es dazu kam, dass manche Frauen als Hexen verrufen waren und was es mit dem Begriff „Hexe“ überhaupt auf sich hat.

Im ersten Teil des Buches geht es um Öle, Salben, Umschläge und Tinkture. Wie bereitet man einen heißen Ölauszug vor, wie gelingt ein kalter Ölauszug, wie bereitet man eine Salbe zu, worauf muss man achten. Worin besteht der Unterschied zwischen einer Salbe und einer Creme? Wie stellt man eine Tinktur her und warum verwenden wir flüssig Pflanzenauszüge?

Zu jedem Abschnitt gibt es Rezepte wie z.B. für einen einfachen Sonnenschutz, eine Basiscreme oder ein Pflegeöl für Babys. Natron ist vielseitig einsetzbar. In diesem Abschnitt berichtet die Autorin, wie man Natron verwenden kann. Frischer Atem, gegen Cellulite, für weiße Zähne, gegen einen Kater am Morgen, aber auch im Haushalt z.B. gegen verstopfte Abflüsse, gegen üble Gerüche, gegen Schimmel, kann dieses – so die Autorin - „Wundermittel“ verwendet werden.

Einen Großteil des Buches nimmt der Abschnitt über Pflanzenkunde ein. Hier werden die verschiedensten Kräuter und Pflanzen vorgestellt, die viele als Unkraut abtun und die wir aus Wald, eigenem Garten und Wildnis zum Teil schon kennen. Beispiele: Die Hagebutte, die der ein oder andere vielleicht in der Kindheit als „Juckpulver“ kennenlernen durfte, Brennnessel, Distel, Holunder, Ringelblume, Rose, Zwiebel, Schafgarbe, Löwenzahn.

Jede Krautvorstellung beginnt mit einer kurzen Geschichte aus dem Leben der Autorin mit ihrer Großmutter, es folgt ein Bild des jeweiligen Krautes und eine kurze Übersicht, wie man es verwenden kann (z.B. als Öl, Tee, Tinktur, Creme, Salbe, Essig, Naturkosmetik, im Kräuterkissen oder als Räucherwerk). Stichwortartig wird erläutert, wie es wirkt (z.B. beruhigend, entzündungshemmend, desinfizierend, antibakteriell, ausgleichend, schmerzlindernd). In einem kurzen Abschnitt stellt sich das Kraut mit einer persönlichen Botschaft an den Anwender vor. Wie möchte es wirken? Welches Versprechen kann es dem Nutzer mit auf dem Weg geben?

Es folgt eine kurze Beschreibung: Hier wird ausführlicher darauf eingegangen, wie das Kraut verwendet werden kann, der lateinische Name wird genannt, wie genau sieht es aus. Ggf. wird auch noch ein geschichtlicher Fakt mit eingebunden. Darauf folgt ein weiterer Abschnitt: „Wirkung und Einsatzbereiche“. Letztlich verrät die Autorin einige Rezepte. Diese sind kurz und übersichtlich aufgebaut. Links befindet sich die Zutatenliste, rechts die Zubereitung, darunter zwei sehr kurze Abschnitte: Anwendung und Wirkung des jeweiligen Resultats (z.B. der Creme, des Badezusatzes, des Shampoos, der Tinktur oder Gesichtsmaske).

Im finalen Teil des Buches erzählt die Autorin mehr über Rituale, wie sie uns helfen können zu Ruhe zu finden, uns zu fokussieren, Ziele zu erreichen und Wünsche zu erfüllen. Der Leser erfährt hier, wie er Kerzen, einen Zauberstab, ja sogar einen Besen, Räucherwerk, ein eigenes Kräuter-, Magie- Traumtagebuch (das Buch der Schatten) basteln bzw. herstellen und füllen kann. In diesem Abschnitt werden auch Edelsteine und die Kräfte, die man ihnen nachsagt, vorgestellt. Wie formuliert man einen Zauberspruch, wofür stehen die einzelnen Mondphasen und wie kann man sie für den Alltag oder für Rituale nutzen? Salz und der Stand des Mondes, das Ausräuchern von Gegenständen sind Rituale, die die Wirkung von Zaubern verstärken können. Auch der Platz, an dem man sein Ritual durchführen möchte, spielt eine wichtige Rolle. Hierzu erhält der Leser ebenfalls entsprechende Tipps.

Mit Hilfe des über die Seiten vermittelten Wissens, sollte es gelingen, sein eigenes Ritual bestmöglich durchzuführen.



Fazit:


Ein gutes Leben kann nur gelingen, wenn Mensch und Natur im Einklang stehen. Diese Meinung vertritt Birgit Jankovic-Steiner. Der Gedanke ein selbstbestimmtes Leben sinnerfüllt im Einklang mit seinen Mitmenschen und der Natur zu führen trägt das Buch.

Eine echte Beziehung zur Natur wird - so die Autorin - mit Resonanz belohnt. In ihr finden wir zur Ruhe. Sie gibt uns in Form von Kräutern und Pilzen einiges zurück.
Dass das alles gar nicht so schwierig ist, zeigt die Autorin in diesem Buch.

Birgit Jankovic-Steiner Lebensentwurf, so stellt das Buch klar, steht in einer langen Tradition. Dies ist auch der Grund, warum „Die heilende Kraft der grünen Magie“ nicht nur bei Esoterikern Anklang finden wird – es erzeugt Mehrwert, weil es deren Weltsicht erklärt.

Meine Empfehlung geht also LeserInnen, die mehr Wissen über (Un-)Kraut, Pilze aus Wald, Wiesen und Garten sammeln wollen, die mit Bordmitteln eigene Rezepte für die Hausapotheke aufstellen wollen. Aber auch an diejenigen, die relevanten gesellschaftlichen Bewegungen aufgeschlossen gegenüberstehen.

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Veröffentlicht am 17.08.2023

Spannendes aus Korea

Der Rote Palast
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Inhalt:


Als die 18-jährige Palastschwester Hyon vom Hofarzt gebeten wird, ihm gemeinsam mit ihrer Kollegin und besten Freundin Jieun in Richtung des Joseung-Pavillons zu folgen, ist sie verwirrt. Eigentlich ...

Inhalt:


Als die 18-jährige Palastschwester Hyon vom Hofarzt gebeten wird, ihm gemeinsam mit ihrer Kollegin und besten Freundin Jieun in Richtung des Joseung-Pavillons zu folgen, ist sie verwirrt. Eigentlich sollte sie ihren Feierabend antreten, nun aber wird sie genau dorthin geführt, wo der Prinz residiert.

Doch die wahre Überraschung erwartet die beiden Palastschwestern im Inneren des Pavillons. Denn in dem Bett, in dem eigentlich der Prinz liegen sollte, befindet sich ein Hochstapler. Bevor Hyon reagieren kann, wird sie von der Prinzessin angesprochen, dass sie Stillschweigen über das Gesehene wahren soll. Ein falscher Satz und es könne für Hyon mit dem Tode enden. Hyon und Jieun sollen als Zeugen für den König dienen, dass es dem Prinzen zur Zeit nicht gut gehe. Er sei unpässlich. Als Hyon und ihre Freundin den Pavillon verlassen, sind sie aufgebracht. Ein böses Omen legt sich über die beiden.

Es dauert nicht lange, bis eine schreckliche Nachricht die Runde macht. Genau an dem Tag, als der Prinz nicht am Palast war, hat sich in der Stadt ein schreckliches Massaker ereignet. Mehrere Morde sind geschehen. Vier Frauen wurden im Hyeminseo getötet. Hyon ist aufgebraucht. Denn genau dort ist ihr Traum, Krankenschwester zu werden, entstanden.

Sie begibt sich an den Ort des Geschehens und schummelt sich mit einer Lüge zu den Leichen. Bei denen handelt es sich allesamt um Krankenschwestern. Die Leichen sind mit Schnitten entstellt. Einer von ihnen wurde der Rücken aufgeschlitzt. Einer wurde ein ganzes Haarbüschel ausgerissen.

Hyon weiß, dass sie nicht an diesem Tatort sein dürfte. Sie hört die Stimmen der ermittelnden Beamten und beschließt zu verschwinden. Doch der Fluchtweg steht nicht offen. Hilfe bekommt Hyon plötzlich von einem Unbekannten.
Ab diesem Moment ist sich Hyon im Klaren darüber, dass sie unrettbar in den Fall verstrickt ist.

Bald schon wird Hyons Mentorin verhaftet und Hyon ist sich sicher, dass diese nichts mit der Tat zu tun haben kann. Sie möchte ihr helfen.

Hyon ist glücklicherweise nicht nur eine sehr gute Krankenschwester, sie ist auch eine Frau mit einer hervorragenden Beobachtungsgabe. Das bemerkt auch ein junger Ermittler, der unter seinen Kollegen als bürokratischer Karrierist verschrien ist, und der in diesem Fall ebenfalls auf eigene Faust ermittelt. Eojin weiß Hyons Hilfe zu schätzen.

Nach und nach kommen sich Polizeiinspektor und Palastschwester näher. Gemeinsam sind sie das perfekte Ermittlerteam. Doch an jeder Ecke lauern Gefahren. Immer tiefer geraten Hyon und Eojin in Verstrickungen und Intrigen und bald müssen sie um ihr eigenes Leben fürchten.



Meinung:


Vorweg sei gesagt, dass ich nur selten Krimis lese. Das hat meinen Einstieg in das Buch nicht leicht gemacht. Ich wollte möglichst jeden Hinweis so gut es geht aufnehmen, um am Ball zu bleiben und den folgenden Ermittlungen der Protagonistin so gut wie möglich folgen können. Die Sorge, dass mir das nicht gelingen würde, war zum Teil unbegründet.

„Der Rote Palast“ erzählt eine Geschichte, die im Jahr 1758 in Joseon (Korea) spielt. Die Autorin erwähnt im Nachwort, dass sie sich beim Schreiben grob an historischen Fakten orientiert hat. Schon im Vorfeld gefiel mir das Setting, dass June Hur für ihren Roman gewählt hat. Gekonnt und temporeich vermengt sie Zeit- und Lokalkolorit. Hinzu kommt ein sehr atmosphärischer und bildhafter Schreibstil.

June Hur verwendet für ihren Roman koreanische Begriffe, die mir persönlich nicht geläufig waren. Ganz nebenbei werden diese Begriffe im Text erläutert. Am Ende des Buches gibt es ein Glossar, das sich jedoch leider nur auf Nachsilben der höflichen Rede und Anredeformen der Joseon-Dynastie beschränkt. Hier hätte ich mir, zur Erleichterung, noch eine Ausweitung des Glossars auf ein Namensverzeichnis und weitere im Buch verwendete Begriffe der koreanischen Sprache gewünscht.

Sehr gefallen hat mir der Ermittlungsfall. Dieser erzeugt eine unglaubliche Leserbindung durch die bis zum Ende offen gehaltene Suche nach dem Täter. Der Leser kann miträtseln, mitfiebern und Vermutungen anstellen, wer am ehesten als Täter in Frage kommt.

Zwischen Hyon und Eojin witterte ich, als Vielleserin von Büchern des Jugendbuchbereichs, schon schnell eine Liebesgeschichte. Große Gefühle hätten aber, meiner Meinung nach, dem Krimiplot die Show gestohlen. Daher freute ich mich, dass eine Annäherung äußerst zaghaft daherkam.

June Hur gestaltet Hyon bei all deren Widersprüchen stets glaubhaft und sympathisch.
Hyons Vater hat sich früh von der Familie distanziert. Sie selbst wurde als kleines Kind von ihrer Mutter in fremde Obhut gegeben. Dennoch hat Hyon sich in ihrem Leben Ziele gesetzt und Pläne verfolgt. Sie hat ihren Traum verwirklicht, ist Palastschwester geworden, immer wieder verspürt sie den Wunsch, es ihrem Vater, Minister Shin, der ihr kaum Aufmerksamkeit schenkt und stets missbilligend auf sie herabblickt, recht zu machen. Hyon ist gewissenhaft, aber auch stur und hält an ihren Plänen fest. Sie besitzt eine sehr gute Auffassungsgabe und somit ist sie prädestiniert, um dem jungen Ermittler Eojin bei seinen Aufgaben zu helfen.

Im zweiten Teil des Buches spitzen sich die Ereignisse immer mehr zu. Es geht nicht mehr nur um viele Verstrickungen und Rätsel. Hyon gerät immer tiefer in den Fall und wird gemeinsam mit Eojin bald selbst zur Zielscheibe des Täters. Als Leser klebt man spätestens hier an den Seiten und bangt um die Protagonisten.



Fazit:


Für mich setzt sich ein gelungener Kriminalroman aus ein paar grundlegenden Bausteinen zusammen: Ein Mordfall, an dem Verstrickungen der einzelnen Kriminellen und der Ermittelnden untereinander ausdifferenziert werden. Außerdem dürfen sich Deduktionen und Rückschlüsse der Figuren nicht zu weit hergeholt anfühlen. Und zu guter Letzt das Storytelling, das gerne asymmetrisch gehalten sein darf und am Ende mit einem Aha-Moment punkten muss.

Exzentrische und skurrile Figuren sowie spannende Charakterentwicklungen braucht es wohl in jedem Buch.

Der Rote Palast von June Hur erfüllt auf handlungstechnischer Hinsicht alle Anforderungen.

Ich kann hier also nur eine volle Leseempfehlung aussprechen.

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