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Veröffentlicht am 09.02.2023

Ein Pferd, das sich ein Mädchen wünscht

Palomino
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Inhalt:


Palomino kann in letzter Zeit nur noch an eines denken: Er möchte, genau wie seine beste Freundin Arizona, auch ein eigenes Mädchen haben. Eines, mit dem er abends am Lagerfeuer sitzen und Marshmallows ...

Inhalt:


Palomino kann in letzter Zeit nur noch an eines denken: Er möchte, genau wie seine beste Freundin Arizona, auch ein eigenes Mädchen haben. Eines, mit dem er abends am Lagerfeuer sitzen und Marshmallows grillen, mit dem er gemeinsam über die Prärie galoppieren und kuscheln kann.

Doch Palominos Eltern sind absolut gegen ein Mädchen im Haus. Dieses muss schließlich unterhalten werden. Es braucht mehrmals täglich Futter, Auslauf und muss gewaschen und gebürstet werden. Und wer kümmert sich in den Ferien darum?

Palomino setzt seine ganzen Überredungskünste ein. Doch nichts hilft. Er sucht Rat bei Arizona, die mit ihrem Mädchen sehr glücklich ist. Arizona führt ihren Freund daraufhin zu einem geheimen Versteck. Hier gibt es auf einer Insel allerhand Mädchen. Palomino könnte sich das Beste aussuchen.

Das ist auch schnell gefunden. Doch gibt es noch zwei Probleme: Wie überquert man einen reißenden Fluss und wie überredet Palomino nun noch seine Eltern?



Meinung:


Als ich das erste mal von „Palomino“ hörte, wusste ich sofort, dass ich dieses zauberhafte Kinderbuch würde lesen müssen.

Michael Escoffier greift hier ein klassisches Thema auf: Nämlich die erste Bitte des eigenen Sprösslings nach einem Haustiers. Seinen besonderen Humor und einen gewissen Kniff erhält die Geschichte dadurch, dass der Autor das Buch jedoch nicht aus der Sicht eines Menschenkindes, sondern aus der Sicht eines Ponys erzählt. Dieses wünscht sich nämlich nichts sehnlicher als ein eigenes Mädchen, mit dem es Spaß haben, dass es pflegen und hegen kann.

Palominos Eltern sind jedoch durchaus skeptisch. Ein Mädchen kostet viel Arbeit. Es kann nicht einfach in die Ecke gestellt werden, wenn man keine Lust mehr darauf hat. Es hat Bedürfnisse.

Palomino jedoch gibt nicht so schnell auf. Mit Hilfe seiner besten Freundin, der Stute Arizona, erfährt er von einer Insel voll von wilden Mädchen. Palomino ist außer sich vor Freude und hat auch schon bald sein persönliches Lieblingsmädchen ausgesucht. Doch zuvor gilt es noch ein paar Hindernisse zu überwinden. So muss Palomino z.B. den Grenzfluss überwinden. Unüberlegt stürzt er sich in die Fluten und gerät in Gefahr.



Fazit:


In Michael Escoffiers „Palomino“ werden die Verhältnisse auf den Kopf gestellt.

Erzählt wird eine außergewöhnliche, humorvolle Pferdegeschichte, zugleich ein kleines, kindgerecht spannendes, Abenteuer.

Viele Kinder und Eltern werden sich wiedererkennen und schmunzeln, diskutieren und lachen.

Untermalt wird das Buch mit farbenfrohen Illustrationen von Matthieu Maudet. Kleine humorvolle Details verleihen der Geschichte ihren besonderen Charme und runden dieses Kinderbuch zu einer unterhaltsamen Lektüre für Jung und Alt ab.

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Veröffentlicht am 31.01.2023

Eine herzerwärmende Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft

Elefanten weinen nicht
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Inhalt:


Eigentlich wollte Manguste Matti nur einmal kurz seinen Bau verlassen, um ein wenig frische Luft zu schnuppern. Doch an diesem Morgen ist etwas anders. Irgendetwas bzw. irgendjemand hat sich ...

Inhalt:


Eigentlich wollte Manguste Matti nur einmal kurz seinen Bau verlassen, um ein wenig frische Luft zu schnuppern. Doch an diesem Morgen ist etwas anders. Irgendetwas bzw. irgendjemand hat sich vor seinem Zuhause niedergelassen. Gut zureden hilft an dieser Stelle gar nichts, muss Matti schnell feststellen. Mit aller Mühe zwängt er sich an dem grauen Koloss vorbei, bei dem es sich, dass muss die Manguste voller Überraschung feststellen, um einen alten, traurigen Elefanten handelt, der mit leerem Blick in die Ferne schaut.

Matti kann den Anblick eines so traurigen Elefanten kaum ertragen. Als dieser dann noch herzerweichend seufzt, dass Elefanten nicht weinen dürfen, reicht es der kleinen Manguste. „Das ist doch völliger Quatsch“, ruft Matti aus, schnappt sich Elias Rüssel und führt seinen neuen, großen Gefährten durch die Savanne.

Matti geleitet Elias vorbei an einen Löwen, der entgegen aller Zuschreibungen sehr ängstlich beim Anblick einer starken Flussströmung ist. Er zeigt ihm eine Leopardenmutti, die gerade mit einem Affenbaby kuschelt, und beweist ihm, dass Nilpferde nicht, wie alle immer sagen, nur in der Nacht zum Fressen an Land kommen.

Nach dieser kleinen abenteuerlichen Reise ist Elias ganz verblüfft: Kann es vielleicht sein, dass Matti Recht hat? Kann es vielleicht sein, dass es gar nicht so schlimm ist, wenn man sich auch mal atypisch verhält ?

„Warum bist du eigentlich so traurig?“, unterbricht Matti irgendwann Elias Gedanken. Elias fasst sich ein Herz und berichtet der Manguste von seinen Problemen. Und Matti, der hat erneut eine Lösung. Eine Lösung, die Elias zu Tränen rührt. Dieses Mal weint der Elefant aber vor Glück.



Meinung:


Gesa Neitzel erzählt mit „Elefanten weinen nicht“, die herzerwärmende Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem großen alten Elefanten und einer kleinen klugen Manguste.

Das Kennenlernen von Matti und Elias verläuft ungewöhnlich. Denn Matti hätte am frühen Morgen vermutlich mit vielem gerechnet, aber nicht mit einem großen Elefantenhintern, der ihm den Eingang seines Zuhauses versperrt. Auch der weitere Verlauf der Geschichte hält einige Überraschungen parat und bricht schnell mit gängigen Klischees. Denn Matti hat sich, nachdem er hört, dass Elias der festen Überzeugung ist, dass er nicht weinen dürfe, dass er immer stark und mutig sein müsse, zum Ziel gemacht, diesem zu zeigen, dass das völliger Quatsch ist. Er schnappt sich den Rüssel des Elefanten und führt ihn mitten durch die Savanne, um ihm dort zu zeigen, dass auch andere Tiere jeden Tag Dinge tun, die man vielleicht im ersten Moment nicht von ihnen erwarten würde.

Diese Tour vorbei an Flussläufen, über Wiesen und die Steppe vermittelt dem jungen Leser einerseits eine abenteuerliche Entdeckungstour, zugleich aber auch eine wichtige Botschaft, nämlich die, dass es gut tun kann, Regeln auch mal bewusst zu brechen. Dass man sich nicht für andere verbiegen sollte. Kleine, bewusste Veränderungen können helfen zu neuen Erkenntnissen zu gelangen und die Welt ein Stück weit besser machen.

Elias und Matti jedenfalls finden durch diese Reise zueinander. Matti hilft Elias nicht nur beim Umdenken, er bietet ihm auch an, als dieser davon berichtet, wie seine Herde ihn im Stich gelassen hat, fortan an seiner Seite zu bleiben. Es entsteht für Elias, aber auch für Matti, also eine neue Freundschaft. Eine sehr ungewöhnliche, zugegeben, aber dafür eine nachhaltige.

Unterstützt wird diese fesselnde Erzählung durch farbenfrohe Illustrationen von Julian Meyer. Dem Illustrator gelingt es, seinen Bildern mit Hilfe kleiner Details einen dezenten Humor zu verleihen, den abenteuerlichen Charme der Savanne widerzuspiegeln und die Emotionen der Figuren an den Leser zu vermitteln.

Im Anschluss an die Geschichte erhält der junge Leser noch eine illustrierte Doppelseite mit verschiedenen sehr interessanten Fakten über Mangusten und Elefanten. So erfährt man hier z.B., dass ein Elefantenrüssel über 50.000 Muskeln besitzt, dass die Stoßzähne eines Elefanten über 100 kg schwer werden können. Im Weiteren wie Elefanten miteinander kommunizieren. Zudem wird über die Lebensverhältnisse und Eigenarten von Mangusten berichtet. All das geschieht übersichtlich und informativ.



Fazit:


Gesa Neitzel erzählt in ihrem Buch, „Elefanten weinen nicht“, die herzerwärmende Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einer Manguste und einem Elefanten. Die im Vordergrund stehende Geschichte hat eine übertragene Bedeutung. Die implizit enthaltene Lehre kann die kleinen Leser zum Nachdenken und zu mehr als einer Erkenntnis bringen.

Die Dekonstruktion von Stereotypen, weshalb Muster prägend sind und warum die Logik der Anpassung an das Allgemeine jeglicher Selbstverwirklichung oder Selbstbestimmung entgegensteht, all dies steckt in diesem mühelos daherkommenden Buch.

Unterstützt wird diese starke Geschichte durch farbenprächtige und dezent humorvolle Illustrationen von Julian Meyer. Das Buch ist eine Empfehlung wert.

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Veröffentlicht am 24.01.2023

Unglaublich viele Techniken und Ideen

Du hast das Zeug zum Zeichnen!
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Inhalt:

„Du hast das Zeug zum Zeichnen!“ legt den Fokus auf Kreativitätstechniken und Ideenfindung. Unzählige Tipps und Tricks helfen die Kreativität zu entfesseln, Neues auszuprobieren und die Angst ...

Inhalt:

„Du hast das Zeug zum Zeichnen!“ legt den Fokus auf Kreativitätstechniken und Ideenfindung. Unzählige Tipps und Tricks helfen die Kreativität zu entfesseln, Neues auszuprobieren und die Angst Fehler zu machen zu überwinden.

Dieses Buch enthält neben den Basics wie der Vorstellung von Materialien und Werkzeugen Anleitungen für Techniken wie Line Drawing, Doodles, abstraktes Zeichnen, Schraffuren und Schattensetzung.


Eigene Meinung:

„Du hast das Zeug zum Zeichnen!“ richtet sich, das erklärt die Autorin bereits im Vorwort, an diejenigen, die gerne zeichnen, aber zugleich auch an die, die denken, sie hätten einfach kein Talent. Das Buch enthält sowohl einfache als auch anspruchsvollere Lektionen.

Nach dem Lesen des Buches kann ich, die bereits schon mehrere Lehrbücher zum Thema Zeichnen/Handlettering gelesen hat, sagen, dass Katja Blumes ein außergewöhnliches Talent besitzt, anderen zu mehr Kreativität zu verhelfen und zum Hobby Zeichnen zu motivieren.

Die Autorin beginnt mit den Basics. Sie nimmt also auch den unerfahrenen/ängstlichen Künstler an die Hand und zeigt ihm, dass Zeichnen kein Hexenwerk ist. Sie erklärt, welche Materialien man benötigt, wie man eine Skizze auf ein gutes Blatt Papier überträgt, widmet sich der Körperhaltung beim Zeichnen und erläutert, wie man einem Motiv mehr Tiefe durch Schraffur und Schattensetzung verhelfen kann.

All das tut die Autorin stets in einem locker-leichtem Ton. Katja Blume betont immer wieder, dass es wichtig ist, loszulassen, um zur Kreativität zu finden. Eine gerade Haltung beim Zeichnen mag wichtig sein. Doch hat die Autorin festgestellt, dass sie zum Beispiel im Liegen auf der Couch viel lockerer im Kopf war und daher hier sogar mit die besten Einfälle zu Papier gebracht hat.

Zeichnen ist ein kreativer Prozess, das weiß Katja Blume sehr genau. Sehr gefallen hat mir auch bei dem zweiten Buch der Autorin, dass das Hauptaugenmerk ihres Werkes auf der Kreativitätsfindung liegt. Wie gelingt es seinen Geist zu öffnen? Wie gelingt es Ideen zu finden? Ups, ein Kaffeefleck ist versehentlich auf das Papier gelangt?! - Nicht wegschmeißen! Mach was draus. Eine Zeitung zum Frühstück? Da lässt sich doch hervorragend drauf herumdoodeln. Mache bewusst einen Farbkleks auf ein Papier und versuche darin ein Motiv zu erkennen. Mit Finelinern kannst du ein richtig originelles Bild daraus machen. Es gibt so viele Themen und Anlässe im Alltag, die einem zur Inspiration verhelfen. Hast du schon mal über ein Moodboard nachgedacht? Hier kannst du Anregungen für neue Projekte sammeln, auf die du jederzeit schnell zurückgreifen kannst.

Denk nicht so viel nach. Greif zum Stift und leg einfach los. Das ist die Devise von Katja Blume. Auch abstrakte Kunst kann Spaß machen. Line Drawing, Doodles, Skizzen, Muster, Florales, optische Illusionen. Das ist nur ein Teil der Aufzählung der Techniken, die Katja Blume in ihrem Buch vorstellt.

Neben gängigen Praktiken gibt es in „Du hast das Zeug zum Zeichnen!“ allerhand Neues zu entdecken. Wie gelingt es eine Holzmaserung zu zeichnen, eine bunte Bordüre, zeichnen auf Buchseiten; all das sind Ideen, die die Autorin aufwirft und die schnell zu eigenen Ideen beim Leser des Buches führen.

Blätter und Blumen, das sind Motive, die allseits bekannt sind und sich immer und zu jeder Gelegenheit gut in Zeichnungen integrieren lassen. Wie gelingen diese Motive spielend leicht? Das zeigt die Autorin in ihrem Buch. Kombiniert mit passenden Schraffuren (für die es einen eigenen sehr informativen Abschnitt im Buch gibt) und gezielten Freiflächen entsteht aus einem einfachen Blatt oder einer Blume ein kleines Kunstwerk.

Ein Abschnitt widmet sich auch dem Doodeln (skizzenhafte, kleine Zeichnungen). Neben vielen Anregungen für Motiven verrät die Autorin, wie man mit Doodeln richtig schöne Projekte aufs Papier zaubern kann.

In diesem Buch befinden sich über die genannten Techniken hinaus weitere sehr kreative Ideen. Hast du schon mal Urban Sketching – Zeichnen in der Öffentlichkeit, Travel Sketch – Zeichnen im Urlaub oder Kuvertkunst – das Verzieren des Inneren eines Briefumschlages ausprobiert? 

Ein Glas zeichnen und dieses mit einem kreativen Inhalt füllen. Diese Technik kennt der ein oder andere vielleicht schon. Aber ein kreatives Loch zu gestalten, das ist vielleicht noch nicht ganz so geläufig. Zeichne doch auch einfach mal mit geschlossenen Augen, versuche aus dem Kopf heraus ein Motiv/ein Arrangement wiederzugeben oder versuche mit nur einem Strich/einer Linie ein Motiv zu zeichnen ohne dabei den Stift vom Papier abzusetzen. Versuche, dich beim Zeichnen an einem Perspektivwechsel oder lege den Fokus auf einen bunten, vielleicht sogar gestempelten, Hintergrund.

Das Buch endet mit Ideen für DIY-Projekte. Katja Blume beschränkt sich hier auf Ideen für Karten, Lesezeichen und Geschenkpapier.


Fazit:

„Du hast das Zeug zum Zeichnen!“ überzeugt durch die unprätentiöse Herangehensweise an das Metier.

Als Elixier des Erfolgs greift die Autorin das psychologische Motiv des Lernens auf und macht deutlich, wie man eigene Potenziale erkennen und heben kann.

Katja Blume richtet ihr Buch daher nicht nur an begeisterte Zeichner, sondern auch an diejenigen, die noch nicht den Mut hatten, zum Stift zu greifen. Beide Fraktionen kommen hier auf ihre Kosten.

Der informative Wert des Werks ist, 240 Seiten ist es gedankt, hoch und dazu kommt der theoretische Mehrwert des Ansatzes.

Ich habe bereits einige Bücher zum Thema Malen und Zeichnen gelesen. Katja Blumes Bücher und insbesondere somit auch „Du hast das Zeug zum Zeichnen!“ haben sich auch zu einer Art Goldstandard des Genres entwickelt. So viele Techniken, so viele Ideen.

Für mich gibt es daher eine volle Empfehlung für kreative Köpfe oder die, die es noch werden wollen.

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Veröffentlicht am 07.01.2023

Humorvoller Märchenmix

Chaos im Märchenhimmel
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Inhalt:


Eines haben das Zündholzmädchen, Zoe, das Mädchen mit dem Sternenhemdchen, Talia und die kleine Meerjungfrau, Moyra, gemeinsam: Sie waren grausam zu Tode gekommen. Doch Gevatter Tod konnte diese ...

Inhalt:


Eines haben das Zündholzmädchen, Zoe, das Mädchen mit dem Sternenhemdchen, Talia und die kleine Meerjungfrau, Moyra, gemeinsam: Sie waren grausam zu Tode gekommen. Doch Gevatter Tod konnte diese drei Damen, in denen noch ein kleines bisschen Schicksal und Vorhersehung steckt, nicht einfach ins Totenreich übergehen lassen. Er hat sich ihrer vielmehr als Ziehvater angenommen. Die drei Mädchen, das musste der alte Herr bald feststellen, sind allerdings schwerer zu betreuen als ein Sack voll Flöhe. Ständig streiten, zoffen und ärgern sie sich. Das muss ein Ende haben, beschließt der Gevatter.

Ein Plan ist schnell gefasst. Die Mädchen sollen für eine Weile zusammenarbeiten, seinen Job übernehmen und die Seelen der Verstorbenen einsammeln. Doch einer muss auf sie aufpassen. Geeignet scheint sein kleiner Begleiter, die vorlaute Ratte Ray.

Moyra, Talia und Zoe sind überhaupt nicht begeistert, als der Gevatter ihnen ihre neue Aufgabe präsentiert. Ganz zu schweigen von Ray, der so gar keine Lust hat, die drei Streithähne zu überwachen. Doch alles Zetern hilft nichts. Kurz darauf befinden die Mädchen sich im Märchenland und sollen sich um Schneewittchen, die Opfer eines Mordversuchs werden wird, kümmern. Doch anstatt sich Gedanken um die Seele der jungen Frau zu machen, beschließen die Mädchen, dem Schicksal ins Handwerk zu fuschen, da sie nicht einfach zuschauen wollen, wie Schneewittchen getötet wird. Sie schmieden einen Rettungsplan.

Damit durchkreuzen sie das große kosmische Wechselspiel: Die Toten dürfen nie in die Welt der Lebenden eingreifen, um eine Seele zu retten. Während Ray also unter Fluchen und Schimpfen alles zu tun hat, um die Mädchen an bestehende Regeln zu erinnern, lernen diese auf ihrem Kurztrip neben einem ziemlich naiven Schneewittchen, das einfach nicht aus seinen Fehlern lernen möchte, auch noch drei böse Wölfe kennen. Und die sind ebenfalls auf der Suche nach einer Seele, die sie jedoch für ihre eigenen Pläne verwenden wollen …

Ziemlich schnell kommt es zu einigen Differenzen und Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fraktionen, die sehr unterschiedliche Pläne hegen.

Die Handlung bringt die Figuren dazu, sich mit alten Erinnerungen auseinander zu setzen und ihre Traumata aufzuarbeiten. Helfen könnten dabei die Pokerfreunde des Todes: Die Zahnfee, die gute Fee und das Sandmännchen. So werden also zügig drei Gruppen gebildet. Jedes Mädchen bekommt einen Wolf und einen Pokerfreund an die Seite gestellt, mit dem sie eine Aufgabe lösen sollen. All das darf erneut Ray überwachen. Kein Wunder vermutlich, dass der Tod erneut wenig Begeisterung erntet. Ein Kompromiss ist allerdings bekanntlich dann vollkommen, wenn alle unzufrieden sind.
Und wer weiß, vielleicht führt dieser ja direkt ins Happy End?!



Meinung:


Mit „Chaos im Märchenhimmel“ ist Jacqueline Weichmann-Fuchs erneut eine humorvolle Märchenadaption gelungen, die aber – und das unterscheidet das Buch von den anderen Geschichten der Reihe - zugleich auch mit ernsten Themen aufwartet.

Der Leser begleitet hier drei Figuren aus bekannten Klassikern. Das Mädchen mit dem Sternenhemdchen, das Zündholzmädchen und die kleine Meerjungfrau. Alle drei haben eines gemeinsam: Sie sind auf tragische Weise ums Leben gekommen. Sie alle haben zu Lebzeiten schlechte Erfahrungen sammeln müssen und tragen entsprechende Traumata mit sich herum.

Auch, wenn sich die drei Mädchen ständig streiten und ihren Frust auch gerne an der vorlauten Ratte Ray auslassen, so tragen sie doch das Herz am rechten Fleck. Als sie also den Auftrag bekommen, Schneewittchens Seele einzufangen, tun sie alles, um dieser zum Überleben zu verhelfen. Und das, obwohl Ray schon so genervt von deren Naivität ist, dass er lauthals verkündet, dass er sie bald selbst umbringen würde, käme sie nicht bald ohnehin durch ihre eigene Blödheit zu Tode.

Moyra, Talia und Zoe sind sich bewusst, dass ihr Handeln Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Und das tut es auch. Denn der Gevatter ist zwar ein gutmütiger Ziehvater, aber spätestens beim dritten Mal durchschaut er dann doch die Tricks seiner „Töchter“. Statt lange zu schimpfen oder die Mädchen zu bestrafen, schickt er sie auf eine Lehrmission.

Der erste Part der Geschichte, der sich rund um Schneewittchen dreht, hat mich hervorragend unterhalten können. Geschickt webt die Autorin die Geschichte um Schneewittchen neu.

Aber auch im weiteren Verlauf des Buches werden einige Klassiker eingewoben und damit ein hoher Unterhaltungswert geschaffen. Jedes Mädchen wird mit einem Wolf losgeschickt, um einem Pokerfreund des Todes bei einer Aufgabe zur Hand zu gehen. Genau wie jedes Mädchen hat auch jeder Wolf ein Traumata zu verarbeiten. Beispielsweise hat einer von ihnen von der Mutter der sieben Geißlein Steine in den Bauch eingenäht bekommen und wurde auf brutale Weise im Brunnen des Gartens versenkt. Die Angst davor hilflos ertrinken zu müssen, sitzt tief. Vertrauen in andere Menschen finden, das fällt fast allen nicht leicht.

Die Missionen, die sich die Autorin für ihre jeweiligen Teams überlegt hat, sind allesamt unterhaltsam und spannend gestaltet. So wird zum Beispiel Moyra mit dem Wolf Sardos und dem Sandmännchen mitten hinein in die Traumwüste geschickt. Ihre Aufgabe besteht darin, den Menschen/Märchenfiguren schöne Träume zu bescheren. Während dieses Team auf sehr brutale Art lernen muss, wie man wieder zu ausgewogenen Denkmustern findet, haben es Zoe und Wolf Rendall schon besser: Sie dürfen die gute Fee begleiten, die das Team dazu auffordert Aschenputtels traurigem Dasein zu einem Happy End zu verhelfen. Talia und Wolf Gideon hingegen sehen sich einem sehr stinkendem Problem gegenüber. Die Zahnuhr der Zahnfeen ist kaputt und unter Abermillionen von gammelnden Kinderzähnen begraben. Sie sollen die Uhr wieder zum Laufen bringen. Als wäre die Aufgabe nicht schon schwer genug, so streikt der Wolf auch schon gleich zu Anfang der Mission. Hier ist also eine Menge Spannung vorprogrammiert.

Zu erwähnen sei vielleicht auch noch, dass jedes Märchen der Reihe, „Ein Märchen für 1001 Nachmittag“, mit neuen Protagonisten daherkommt und in sich abgeschlossen ist. Chaos im Märchenhimmel kann also als Einzelband gelesen werden.



Fazit:


Jacqueline Weichmann-Fuchs gelingt auch mit ihrem neuesten Buch wieder ein humorvoller Märchenmix, der allerhand Klassiker verwurschtelt. Sie zeigt, dass man anspruchsvolle Themen gleichermaßen mit Tiefgang und dennoch unterhaltsam aufarbeiten kann. Dem Buch gelingt es, Sehnsüchte und Ängste voller Einfühlungsvermögen darzustellen.

Das Werk ähnelt dabei guter Impro-Comedy. Sein Humor wird nie zur puren Effekthascherei. Die gelungene Satire wird nie zum Klamauk.

Volle Leseempfehlung für Märchenfreunde.

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Veröffentlicht am 08.11.2022

Eine grandiose SciFi-Dystopie

Das Babel Projekt – Lostlife
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Inhalt:

Nachdem Eve eine Lebenskrise verbunden mit einem Identitätsverlust erfahren hatte und realisieren musste, dass sie kein Mensch, sondern immer schon eine Maschine gewesen ist, entschied sie sich ...

Inhalt:

Nachdem Eve eine Lebenskrise verbunden mit einem Identitätsverlust erfahren hatte und realisieren musste, dass sie kein Mensch, sondern immer schon eine Maschine gewesen ist, entschied sie sich bei ihren „wahren Geschwistern“, den verbliebenen LifeLikes in Babel zurückzubleiben, während ihre Freunde die gefährliche Strahlung mithin Babel schnellstmöglich hinter sich lassen mussten.

Während Eve sich also immer noch schwer mit dem Gedanken tut, Avatar der toten Ana zu sein, waren Ezekiel, Lemon und Cricket irgendwo draußen in der Glaswüste unterwegs. Und hier gab es derweil ebenfalls Probleme. Denn Cricket waren irgendwo im Nirgendwo die Batterien ausgegangen. Eine Tatsache, die die Freunde zwang, sich etwas einfallen zu lassen. Die einzige Lösung bestand darin, dass Ezekiel, der als LifeLike im Gegensatz zu Lemon ebenfalls immun gegen die Strahlung in Babel war, würde zurückkehren müssen, um Materialien zu besorgen, mit denen man den Logika wieder reparieren könnte.

Lemon, deren Schutzanzug im Kampf bereits Schäden erlitten hatte, musste also alleine mit dem defekten Cricket in der Wüste zurückbleiben. Ezekiels letzter Rat war, dass das Mädchen auf keinen Fall die schützende Hülle ihres Roboters verlassen solle, während er, so schnell es ginge eine Lösung herbeiführen wolle.

Durch das Leck im Anzug war Lemon ionisierender Strahlung ausgesetzt. Ihr geht es also nicht gerade gut, um es mal milde auszudrücken. Nachdem Ezekiel sie verlassen und sie sich mehrfach übergeben hatte, will sie – verständlicherweise - nicht länger in der Enge einer Maschine verbleiben.

Sie tut also genau das, was ihr von Ezekiel verboten wurde. Sie verlässt die schützende Hülle des Roboters und tritt hinaus in die erfrischende Luft der Glaswüste. Und hier nimmt das folgende Desaster seinen Lauf. Es beginnt mit einer Hummel, die wie aus dem Nichts erscheint. Es folgt eine mit Waben tätowierte Frau, die Lemon entführt und ihr auf der folgenden Reise davon berichtet, wie wichtig sie für die Zukunft der Welt sei.

Denn Lemons geheime Fähigkeit, durch Elektromagnetische Impulse elektrische und vor allem elektronische Bauteile in ihrem Wirkungsbereich zu zerstören, sei in einer Welt wie ihrer Gold wert. Insbesondere für BioMaas, einen der wichtigsten Konzerne von Yousay.

Während Lemon dann vom Weg abkommt, als sie mitten in das Zentrum der Bruderschaft stolpert, wird auch Cricket Opfer einer Entführung.

Cricket landet in den Händen der Bruderschaft und soll dort fortan als Kampfmaschine dienen. Er muss sich also erstmals daran gewöhnen, dass die Menschen um ihn herum ihm nichts Gutes wollen. Er muss lernen, die drei heiligen Roboterregeln zu umgehen, und um sein Überleben kämpfen.

Ezekiel hingegen hat zwar über Funk mitbekommen, dass Lemon etwas passiert ist, doch die Übertragung wurde abgebrochen und nun steht er an der Stelle, an dem er das Mädchen und den Logika zurückgelassen hatte. Hinweise auf ihren Verbleib sind schwer zu finden.

Die einzige Lösung, die sich ihm bietet, ist sich mit seinem absoluten Erzfeind, dem stark demolierten Prediger, zusammenzutun. Dessen Blitzhund zu reparieren und dann – mit viel Glück – erst einmal Lemon aufzuspüren.



Meinung:

„LifeL1k3“ der erste Band des Babel Projekts war für mich ein absolutes Lesehighlight im letzten Jahr. LostL1f3 knüpft genau da an, wo der Auftakt endete. Die Protagonistin Eve musste feststellen, dass sie nie die Enkelin von Silas war. Als wäre das nicht schon schlimm genug, wird ihr offenbart, dass sie das dreizehnte und neueste Modell der LifeLike-Serie und damit ein Androidnachbau der Tochter ihres Erschaffers ist. All das muss das Mädchen erst einmal verkraften. Kein Wunder also, dass sie ihre Prioritäten neu ordnet und sich auf die Seite ihrer „wahren Geschwister“, den anderen LifeLikes, schlägt. Eve beschließt ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und das Ziel zu verfolgen, den Maschinen zur Herrschaft zu verhelfen.

Im zweiten Band der Babel-Projekt-Reihe wird Eves beste Freundin, Lemon, die sich bislang immer als Sidekick empfunden hat, zu Wort kommen und erzählt aus ihrer Perspektive die Geschichte. Denn Lemon steckt zwar in einem (verletzlichen) menschlichen Körper, doch mit ihrer Fähigkeit, Strom lahmzulegen ist sie ein begehrtes Zielobjekt für die herrschenden Konzerne von Yousay.

Wie man schnell merkt, geht es auch im zweiten Band der Babel-Projekt-Reihe unglaublich rasant, weiter. Jay Kristoff schickt seine Hauptfiguren in eine brenzlige Situation nach der anderen.

Die liebgewonnenen Figuren befinden sind sämtlich in einem archaischen Überlebenskampf. Währenddessen hat sich Eve, die Vierte im Bunde, auf die gegnerische Seite geschlagen und trägt durch diesen Widerstreit die antagonistische Perspektive.

Jay Kristoff, das werde ich niemals müde zu betonen, hat es einfach drauf. LostL1f3 bildet hier keine Ausnahme. Bei diesem Autor weiß man einfach nie, welchen Verlauf der Geschehnisse man als Leser zu erwarten hat. Zudem bekommt man ein filmreifes Fantasy-Setting und ziemlich abgefahrene Charaktere geliefert. Zum Beispiel die Hummelfrau. Auf ihrem Körper befinden sich allerhand tätowierte Waben, aus denen kleine Insekten hervorschlüpfen und fortan als Waffe dienen.

Da gibt es den Schrotthändler mit einem alten Ritterhelm auf dem blutverschmiertem Trikot und mehreren Pistolen am Gürtel, der in eine Rüstung aus Radkappen und rostigen Straßenschildern gekleidet ist.
Oder den Prediger, der durch einen Blitzhundangriff ziemlich beschädigt wurde und dessen Oberkörper fortan festgeschnallt auf dem Rücken eines unserer Protagonisten durch die Wüste getragen wird, während er Kautabak konsumiert und vor Testosteron triefende Sprüche präsentiert.

Jay Kristoff macht den Lesern den Einstieg in den zweiten Band seiner Reihe wie gewohnt einfach, indem er zu Anfang seines Buches die Figuren nebst ihrer bereits erlebten Geschichte kurz noch einmal vorstellt. Es findet sich auf den ersten Seiten ein kurzer Überblick der drei Roboterregeln, eine kurze Erläuterung der Unterschiede zwischen Automata, Machina und Logika sowie eine Landkarte von Yousay.



Fazit:


Für mich ist Jay Kristoff einer der besten Fantasy- und ScienceFiction-Autoren der Gegenwart. Quod erat demonstrandum: die Fortsetzung seiner Babel-Projekt-Reihe.

Eine Dystopie, die ein düsteres Bild der Zukunft entwirft, darin ein junges Mädchen, das all ihre Freunde verloren hat und sich nun als Opfer einer Entführung behaupten muss.

Aufbauend auf dieser Grundlage widmet sich Kristoff seiner Vorliebe für exzentrische Figuren, für Sonderlinge im Leiden und Lieben.

Jay Kristoff schreibt, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes getan. Als befinde er sich selbst in der Ödnis der Glaswüste, mitten in der durch Dreck und Müll verseuchten dystopischen SciFi-Welt von Yousay.

Bleibt zu hoffen, dass Band 3 zeitnah auf dem deutschen Markt erscheinen wird!

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