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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2021

Übers Meer

Das Haus des Leuchtturmwärters
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Die Schriftstellerin Franzi hat sich auf das Grundstück eines Leuchtturms in der Nähe von Rostock zum Schreiben zurückgezogen. Dort findet sie ein Tagebuch, in dem die Pläne einer Flucht aus der DDR über ...

Die Schriftstellerin Franzi hat sich auf das Grundstück eines Leuchtturms in der Nähe von Rostock zum Schreiben zurückgezogen. Dort findet sie ein Tagebuch, in dem die Pläne einer Flucht aus der DDR über die Ostsee geschildert werden.
Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen, 1962 und dreißig Jahre später, wobei der Schwerpunkt ganz klar auf der DDR-Zeit liegt. Deren Schilderung machte auf mich leider keinen sehr authentischen Eindruck: Der Handlungsort Lüstrow wurde erfunden und lässt kaum Rückschlüsse auf reale Orte zu; immer wieder werden Figuren aus unerklärlichen Gründen verfolgt, als hätte das an der Tagesordnung gestanden; die eigentlichen Lebensumstände werden kaum erwähnt.
Da verwundert es, dass ausgerechnet ein paar Jugendliche, die die Härte dieses Staats noch gar nicht kennengelernt haben, einen Fluchtplan hegen. Ihre Herangehensweise und Gründe wirkten auf mich ziemlich naiv: „Und du müsstest nicht mehr als Kellnerin schuften. Du könntest dein eigenes Lokal eröffnen.“ In Anbetracht dessen habe ich mir, trotz des Interesses für ihren kühnen Plan, oft gewünscht, mehr von der neueren Zeit zu lesen, zu der es ebenfalls Einiges zu erzählen gegeben hätte. Doch nicht mal der Leuchtturm erfährt die gebührende Aufmerksamkeit.
Ich bin von diesem Roman enttäuscht und habe ihn als seichte Unterhaltung empfunden, die dem Leben in der DDR nicht gerecht wird. Immerhin diente er mir als Auslöser, mehr über die Flucht übers Meer zu recherchieren.

Veröffentlicht am 11.04.2021

Podcast auf Papier

Groß & Fett
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Eine Entertainerin und eine Köchin haben sich zusammengetan, um in einem Podcast gemeinsam zu kochen und dazu nun ein Buch veröffentlicht, das beides - ihre Gespräche und Rezepte - widerspiegelt.
Wer den ...

Eine Entertainerin und eine Köchin haben sich zusammengetan, um in einem Podcast gemeinsam zu kochen und dazu nun ein Buch veröffentlicht, das beides - ihre Gespräche und Rezepte - widerspiegelt.
Wer den Podcast kennt, wird sich sicher über Zusatzmaterial, wie die Vorgeschichte zu dessen Entstehen, freuen. Wer vorher nichts davon gehört hat, könnte, in Anbetracht der leicht überdreht wirkenden Textpassagen, in denen die eine Handwerkliches erfragt („Okay, Maria, wunderbar. Aber das musst du mir noch mal genau erklären.“) und die andere ihren Erfahrungsschatz teilt („Lieber mutig beim Würzen, als ein belangloses Etwas auf den Teller zu legen!“), etwas irritiert sein.
Das Ziel aber, einfach und schnell gutes Essen zuzubereiten, gelingt mit der Auswahl an Rezepten aus den Kategorien kleine Gerichte, Vegetarisches, Fleisch / Fisch und Desserts. Die Köchin Maria Groß verwendet dabei bestimmte Grundzutaten (wie Butter), die am Seitenrand als Zeichnung neben jedem Rezept wiederkehren. Die Speisen sind ansehnlich hergerichtet und machen Lust zum Nachkochen.

Veröffentlicht am 10.04.2021

Banal und besonders

Vom Aufstehen
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Helga Schubert erzählt in „Vom Aufstehen“ Geschichten aus ihrem Leben - unter anderem in ihren Rollen als Tochter einer schwierigen Mutter und als Schriftstellerin in der DDR - unverblümt und leichtfüßig ...

Helga Schubert erzählt in „Vom Aufstehen“ Geschichten aus ihrem Leben - unter anderem in ihren Rollen als Tochter einer schwierigen Mutter und als Schriftstellerin in der DDR - unverblümt und leichtfüßig formuliert.
Diese beiden besonderen Themen schildert sie nie anklagend, obwohl sie sie sehr geprägt zu haben scheinen. „Meine Mutter ist mein Problem. ... Ich fürchte mich vor ihr. ... Ich fühle mich bei ihr fremd und ungeliebt ...“
Es sind Episoden eines achtzigjährigen Lebens, die mitunter banal wirken - von den Ferien bei den Großeltern bis zum Altern - doch sind darin viele besondere Beobachtungen und sprachliche Feinheiten verborgen, die das Buch nachhallen lassen und bei mir den Wunsch hervorrufen, es später noch einmal zur Hand zu nehmen.

Veröffentlicht am 04.04.2021

Bienenbeschwörer

Das Flüstern der Bienen
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“Das Flüstern der Bienen” spielt zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in Mexiko. Die Familie Morales wird vor verschiedene Entscheidungen gestellt: wie der Spanischen Grippe entfliehen, wie das Land ...

“Das Flüstern der Bienen” spielt zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in Mexiko. Die Familie Morales wird vor verschiedene Entscheidungen gestellt: wie der Spanischen Grippe entfliehen, wie das Land bestellen, wie mit dem gefundenen Baby umgehen, “dem Jungen unter einem Teppich aus wimmelnden Bienen”.
Simonopio - so wird er genannt - ist der eigentliche Held der Geschichte. Durch seine enge Verbindung zu den Bienen und der Natur hat er einen siebten Sinn, den er für die Familie einsetzt. Dies gibt dem Roman einen mystischen Aspekt, denn nicht alles, was geschieht, ließe sich wissenschaftlich erklären.
Die Handlung wird abgerundet durch das Wechselspiel von humorvollen und dramatischen Szenen, den Kontrast zwischen Arm und Reich und lokale Eigenheiten. Für mich war dies ein stimmiges Gesamtpaket, das durch die plastische Erzählweise der Autorin in meinem Kopf nachhallt.

Veröffentlicht am 28.03.2021

Abracadabra

Sprachzauber
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„Sprachzauber“ ist ein weiteres Werk (nach „Sprache oder Was den Mensch zum Menschen macht“) von Nikolaus Nützel, das jugendliche Leser für das Thema Sprache begeistern will.
Ich kann mir gut vorstellen, ...

„Sprachzauber“ ist ein weiteres Werk (nach „Sprache oder Was den Mensch zum Menschen macht“) von Nikolaus Nützel, das jugendliche Leser für das Thema Sprache begeistern will.
Ich kann mir gut vorstellen, dass dies gut gelingt, denn das Buch ist bunt aufgemacht und lockt mit Geheimsprachen oder Zaubersprüchen. Neben unterhaltsamen Exkursen zu Filmen, wie Star Wars, und Büchern von J.R.R. Tolkien oder G.R.R. Martin, wird in den Kapiteln viel Wissenswertes über die menschliche Verständigung vermittelt.
Da ist auch für Erwachsene Interessantes dabei, ob aus der Jugendsprache oder in Versen. „Magisch ist die Sprache. Doch ein Spielzeug ist sie auch.“ So lasse ich mich gerne verzaubern!