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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2020

Die Erforschung Indiens

Das Museum der Welt
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Der etwa 12-jährige indische Waisenjunge Bartholomäus wird von den Brüdern Schlagintweit auf deren Forschungsexpedition durch Indien als Übersetzer mitgenommen. Die Begegnung mit den Deutschen und die ...

Der etwa 12-jährige indische Waisenjunge Bartholomäus wird von den Brüdern Schlagintweit auf deren Forschungsexpedition durch Indien als Übersetzer mitgenommen. Die Begegnung mit den Deutschen und die Reise durch das eigene Land bringen viele Entdeckungen für den Jungen mit sich, die er in seinem „Museum der Welt“ schriftlich festhält.
Während die Forscher im Dunstkreis Alexander von Humboldts Mitte des 19. Jahrhunderts tatsächlich Asien bereisten, bereichert der Roman mit der kindlichen Hauptfigur die historischen Ereignisse um das gewisse Etwas. Obwohl Bart seine Unerfahrenheit anzumerken ist und europäische Gepflogenheiten neu für ihn sind (“Wir tranken zusammen den angeblich vortrefflichen Tee Assams“ ... „Solch fauliges Wasser, in dem alte, trockene Blätter gekocht wurden, kann nur einem Firengi munden.”), schafft er es, als Vermittler zwischen den Kulturen zu agieren.
Der Blickwinkel des Inders bedeutet auch, dass ihm geläufiges oder erfundenes Vokabular „seinen“ Text prägt und vom deutschsprachigen Leser erst einmal hingenommen werden muss. Lässt man sich darauf ein, denn ein Übersetzen ist nicht unbedingt erforderlich, ist es genau das, was das Lesen zu einem Abenteuer macht und uns in die Geschichte und Gedankenwelt eintauchen lässt.

Veröffentlicht am 26.04.2020

Nicht Fisch und nicht Fleisch

Der Empfänger
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Josef Klein, ein deutscher Auswanderer, lebt in New York und gelangt über sein Hobby, das Funken, während des Zweiten Weltkrieges in Geheimdienstkreise.
Das klingt nach spannendem Stoff; man stelle sich ...

Josef Klein, ein deutscher Auswanderer, lebt in New York und gelangt über sein Hobby, das Funken, während des Zweiten Weltkrieges in Geheimdienstkreise.
Das klingt nach spannendem Stoff; man stelle sich vor, welchen Einfluss die geheim übermittelten Botschaften haben könnten oder wie die Geheimdienste dieser Zeit überhaupt agierten. Diese Erwartungen erfüllt „Der Empfänger“ jedoch nicht. Immer wieder gerät der Protagonist in Situationen, in denen er Stellung beziehen müsste und es nicht tut. Nicht Fisch und nicht Fleisch, durchlebt er die Geschehnisse meist emotionslos und lässt sich höchstens mal durch eine Frau zu gewissen Schritten bewegen. Meines Erachtens hat es die Autorin damit nicht geschafft, die überlieferten wahren Begebenheiten um die fiktiven Puzzleteilchen zu ergänzen, die den Figuren eine Seele eingehaucht hätten. Ich habe den Roman eher als belanglos empfunden.

Veröffentlicht am 19.04.2020

Geteilte Geschichte

Nelly Rau-Häring
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„Ost/West Berlin“ enthält Fotografien, die die Schweizerin Nelly Rau-Häring von den 60er bis 2000er Jahren in beiden Teilen Berlins angefertigt hat. Sie stellen Zeitzeugnisse des Alltagslebens dar, ohne ...

„Ost/West Berlin“ enthält Fotografien, die die Schweizerin Nelly Rau-Häring von den 60er bis 2000er Jahren in beiden Teilen Berlins angefertigt hat. Sie stellen Zeitzeugnisse des Alltagslebens dar, ohne zu bewerten. Natürlich denkt man sich seinen Teil, wenn das Schaufenster eines Geschäfts in der DDR außer Wimpeln kein Produkt ausstellt. Gut gefallen hat mir die Gegenüberstellung von Situationen auf beiden Seiten der Mauer, wie die direkt nacheinander folgenden Bilder eines Pferderennens, die mal schick, mal spartanisch anmuteten. Ich hätte mir gewünscht, dass die Bilder grundsätzlich thematisch oder chronologisch geordnet worden wären. Das hätte das Erfassen intuitiver möglich gemacht, ohne dafür den Hinweis von Ort und Jahr lesen zu müssen. Ansonsten lohnt es sich, die deutsche Geschichte mit diesem Buch nachzuerleben.

Veröffentlicht am 13.04.2020

Heldinnen wie wir

Ich will die Heldin meines Lebens sein
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„Ich will die Heldin meines Lebens sein“ reiht sich ein in die Bücher, die Frauen Mut machen sollen, mit sich zufrieden zu sein. Die inspirierenden Vorschläge kommen aus den Bereichen Selbstvertrauen, ...

„Ich will die Heldin meines Lebens sein“ reiht sich ein in die Bücher, die Frauen Mut machen sollen, mit sich zufrieden zu sein. Die inspirierenden Vorschläge kommen aus den Bereichen Selbstvertrauen, Loslassen, Zufriedenheit, Selbstüberwindung und Bewusstsein. Das geht vom Einfachdrauflostanzen über Mirdochegalsagen bis zum Kreativestagebuchführen. Im Buch selber lassen sich auch schon Stellen mit den eigenen Gedanken füllen. Gespickt wird das Ganze mit Zitaten und Interviews von Frauen, die sich was getraut haben. Und natürlich finden sich bunte süße Bilder und Graphiken auf fast allen Seiten. Das Konzept ist nicht neu, aber es macht trotzdem wieder Spaß, sich auf eine Stärken zu besinnen und diese neu zu kultivieren.

Veröffentlicht am 05.04.2020

Norddeutsche Dorfromantik

Ach du Liebesglück
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Lilly lebt mit ihrem Vater und dem 7-jährigen Sohn auf einem Bauernhof, aus dem sie Ferienwohnungen machen will. Die Begegnungen mit zwei Besuchern des kleinen Ortes in Norddeutschland sind dabei eine ...

Lilly lebt mit ihrem Vater und dem 7-jährigen Sohn auf einem Bauernhof, aus dem sie Ferienwohnungen machen will. Die Begegnungen mit zwei Besuchern des kleinen Ortes in Norddeutschland sind dabei eine ungeplante Ablenkung.
„Ach du Liebesglück“ ist der typische Liebesroman, in dem sich eine Frau ihr Leben aufbaut und sich dann noch zwischen den Männern entscheiden muss. Hinzu kommen der unliebsame Ex, der Sohn, der sich mit Aussprüchen wie „Immer darf ich nie das machen, was ich will!“ zu Wort meldet und diverse Dorfbewohner.
Wer Geschichten im Stile von „Der/die/das kleine … (hier Art des Geschäfts einsetzen) am … (hier Orte wie Meer/Strandweg ergänzen)“ mag, soll das Buch ruhig lesen. Für meinen Geschmack konnte der Roman nicht aus dem Mainstream herausstechen.