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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2023

Wider den Wahnsinn

Psychohacks für ein glückliches Leben
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In Analogie zu den Hacks, mit denen sich das Leben erleichtern lässt, wurden hier „Psychohacks“ zusammengestellt, also Strategien für verschiedene Situationen des privaten und beruflichen Alltags. Von ...

In Analogie zu den Hacks, mit denen sich das Leben erleichtern lässt, wurden hier „Psychohacks“ zusammengestellt, also Strategien für verschiedene Situationen des privaten und beruflichen Alltags. Von Kindererziehung über Kaufsucht bis Kollegenmotivation vermittelt der Autor, seines Zeichens Psychologe, „111 wirksame Tools gegen den Alltagswahnsinn“.
Die Leser sollen nicht mit wissenschaftlichen Erklärungen belastet, sondern mit ganz praktischen Tipps versehen werden. Dies geschieht in einem lockeren Erzählton, duzenderweise und mit Anwendungsbeispielen auf drei bis fünf Seiten je Fragestellung. So sei es laut Autor hilfreich, sich manchmal selbst die rote Karte zu zeigen oder sich eine Sprachnachricht zum späteren Abrufen zu senden.
Die Lektüre war für mich unterhaltsam und bot so manche Idee, die in der Praxis getestet werden will.

Veröffentlicht am 05.03.2023

Der Bücherberg

Die Familien der anderen
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Christine Westermann erzählt aus ihrem Leben und macht damit gleichzeitig einen Streifzug durch die Bücher, die sie dabei begleitet haben, denn die Journalistin hat nicht nur selbst Bücher geschrieben, ...

Christine Westermann erzählt aus ihrem Leben und macht damit gleichzeitig einen Streifzug durch die Bücher, die sie dabei begleitet haben, denn die Journalistin hat nicht nur selbst Bücher geschrieben, sondern auch in den Medien so einige besprochen.
Die Autorin wirkt dabei stets authentisch und nahbar. So berichtet sie beispielsweise von ihren Selbstzweifeln, dass sie sich im Literarischen Quartett kleiner fühlte als die anderen drei Teilnehmer oder wie ihre lesbaren Buchtipps in der Jury für den Deutschen Buchpreis überstimmt wurden. Jene gibt sie aber ganz selbstverständlich und nebenbei auch hier, wo es eigentlich um ihr Leben geht. Mit ihr erklimmen wir außerdem den „Zauberberg“, sind sozusagen ihr Antrieb, dass sie diese Lesereise endlich angeht.
Ich habe diese Bücherbiografie bewusst als Hörbuch gewählt, denn so konnte ich Christine Westermann in ihrem Metier erleben. Es blieb dabei natürlich nicht aus, dass ich mir Notizen machte, welche Bücher ich nun unbedingt noch lesen muss. „Die Familien der anderen“ ist jedenfalls ein großes Vergnügen für jeden Büchernarren.

Veröffentlicht am 04.03.2023

Falsche Freunde

Freischwimmer
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Kunststudent Donnie ist durch seine Freunde in die rechte Szene gerutscht. Die abzuleistenden Sozialstunden, ein Mädchen und eine alte jüdische Dame haben einigen Einfluss darauf, dass er sein Handeln ...

Kunststudent Donnie ist durch seine Freunde in die rechte Szene gerutscht. Die abzuleistenden Sozialstunden, ein Mädchen und eine alte jüdische Dame haben einigen Einfluss darauf, dass er sein Handeln hinterfragt.
Das Buch ist locker-flockig und knallhart zugleich, denn neben dem Wohlfühlteil, in dem sich der Protagonist mit Meggie nach Frankreich auf die Suche nach ihrem Großvater begibt, werden wir auch mit dem Unrecht, das den Juden widerfahren ist, und mit rassistischer Gewalt konfrontiert.
Von ein paar Zufällen im Handlungsverlauf abgesehen, ist der Roman authentisch und mitreißend, besonders da die Ich-Perspektive Einblicke in die Verarbeitung des aufregenden Sommers erlaubt. „Hätte sie mir zehn Minuten gegeben, wäre ich ins Wohnzimmer gegangen, hätte mir ein paar Notizen gemacht und wäre mit einer wohlartikulierten Antwort zurückgekommen, die sowohl ihre Situation als auch meine Meinung einbezog.“ Das hat mir auch sprachlich richtig gut gefallen und macht eine lohnenswerte Lektüre für mich aus.

Veröffentlicht am 26.02.2023

Sturm der Gefühle

In blaukalter Tiefe
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Andreas hat einen Segeltörn in Schweden organisiert, um seiner Frau wieder näherzukommen. Mit von der Partie sind sein Geschäftspartner samt Freundin und der Bootsbesitzer. Der romantische Rahmen entwickelt ...

Andreas hat einen Segeltörn in Schweden organisiert, um seiner Frau wieder näherzukommen. Mit von der Partie sind sein Geschäftspartner samt Freundin und der Bootsbesitzer. Der romantische Rahmen entwickelt sich schnell zum Kammerspiel, bei dem kein Besatzungsmitglied seine Fassade wahren kann.
“Caroline konnte sich nicht vorstellen, dass sie sympathisch auf ihn wirkten. Nicht Andreas mit seinem jovialen, manchmal arroganten und jetzt komplett merkwürdigen Verhalten, nicht Daniel, der Overachiever, nicht Tanja mit ihrer Beflissenheit, nur ja alles richtig zu machen. Nicht mal sie selbst.” Die Handlung wird abwechselnd aus Sicht der Gäste geschildert, die jeweils ihre eigenen Gründe haben, sich in der Enge des Boots unwohl zu fühlen. Hinzu kommt die Herausforderung, als Team das Vorankommen zu sichern, also Segel zu setzen oder Hindernisse zu umschiffen.
Zu lesen, wie die Figuren durch ihr Agieren die Lage zusehends verschlimmern, vermittelt gekonnt ein beklemmendes Gefühl. Die Schilderung dieses psychischen Dramas macht den Roman aus. Auch die in Frankreich spielende Rahmenhandlung habe ich als stimmig empfunden. Für mich war “In blaukalter Tiefe” eine fesselnde Lektüre.

Veröffentlicht am 26.02.2023

Die Frauenfamilie

Männer sterben bei uns nicht
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“Das Anwesen war ihr Phallus, aber natürlich ein geliehener. Deswegen musste sie es noch strenger beherrschen, als es ein Mann je hätte beherrschen müssen. So wurde sie zur Patriarchin.” Der Roman umfasst ...

“Das Anwesen war ihr Phallus, aber natürlich ein geliehener. Deswegen musste sie es noch strenger beherrschen, als es ein Mann je hätte beherrschen müssen. So wurde sie zur Patriarchin.” Der Roman umfasst die Geschichte einer Familie aus mehreren Generationen von Frauen, deren Männer nur kurze Begleiterscheinungen darstellen. Erzählt wird er aus Sicht der Enkelin - seit sie als Kind die erste Frauenleiche im See entdeckte bis zu ihrer Teilnahme bei der Beerdigung der Großmutter im Erwachsenenalter.
Ich habe mich schnell von der mysteriösen Handlung einfangen lassen, immerhin musste es doch mit den toten Frauen etwas auf sich haben. Hatte es aber eigentlich nicht. Sie wirkten lediglich wie ein Symbol für ein Leben ohne Männer. Nun gibt es in diesem Buch durchaus Episoden, die das Zusammenleben und die Interaktionen der Frauen der Familie verdeutlichen; ich kann jedoch nicht behaupten, sie im Anschluss wirklich gut zu kennen.
Das Konzept und die Sprache haben mir gut gefallen, doch zu meinem Leseglück fehlte mir etwas mehr Konkretes, das die vielen Andeutungen verbindet.