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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2020

Weniger ist mehr

Mein Leben in drei Kisten
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Anne Weiss erzählt, wie sie ihr Leben umgekrempelt hat, wie sie mit weniger Dingen auskommt und Manches neu bewertet.
„Mein Leben in drei Kisten“ ist ihr persönlicher Erfahrungsbericht, der aber auf dem ...

Anne Weiss erzählt, wie sie ihr Leben umgekrempelt hat, wie sie mit weniger Dingen auskommt und Manches neu bewertet.
„Mein Leben in drei Kisten“ ist ihr persönlicher Erfahrungsbericht, der aber auf dem Weg zum Minimalismus auch andere Entscheidungsmomente ihres Lebens streift. Das macht die Autorin nahbar und ermöglicht die Betrachtung der eigenen „Stehrümchen“ und Stapel, ohne dass da jemand mit dem erhobenen Zeigefinger stünde. Im Gegenteil, werden viele Ideen vermittelt, die sich aufgreifen lassen, auch wenn das Ziel gar nicht zwingend die Beschränkung auf drei Kisten sein muss, sondern vielmehr ein bewussterer Umgang mit den Ressourcen dieser Erde und das Wertschätzen der kleinen Dinge im übertragenen Sinn. Von diesem authentischen Lebensmitschnitt kann sich jeder eine Scheibe abschneiden.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Die Prägung der Herkunft

Vom Sinn unseres Lebens
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Michael Nast wirft einen scharfen Blick auf die heutige Gesellschaft mit den Hintergründen vom Leben in der DDR.
Ich nehme es direkt vorweg: Ich habe dieses Buch mit großer Begeisterung gelesen und es ...

Michael Nast wirft einen scharfen Blick auf die heutige Gesellschaft mit den Hintergründen vom Leben in der DDR.
Ich nehme es direkt vorweg: Ich habe dieses Buch mit großer Begeisterung gelesen und es in Häppchen eingeteilt, um länger etwas davon zu haben. Der Autor hat eine klare Sicht auf die Geschehnisse im heutigen Deutschland. Er teilt seine persönliche Geschichte des Kindes und Jugendlichen in der DDR mit seinen Lesern und stellt so den Bezug zu den Ansichten dar, die sein erwachsenes Ich innehat.
Nicht nur sorgt er mit der Aufklärung einiger Missverständnisse für die Verständigung zwischen Ost und West („Bei euch gab‘s doch kaum was zu essen, da war man darauf angewiesen, im Wald Nahrung zu sammeln.“), er bringt auch manch vergessenes Detail in Erinnerung („Und auch IKEA hat ja beispielsweise in ostdeutschen Gefängnissen Möbel produzieren lassen, damit die Westdeutschen billig ihre Wohnungseinrichtung finanzieren konnten.“).
Die Dinge werden weder nachtragend noch nostalgisch dargestellt, sondern als Prägung der Menschen wahrgenommen, die eben immer noch Grund für Unterschiede zwischen Ost und West ist. Ich schwenke mein Wink-Element für Nasts kluges Buch über die deutschen Wesenszüge.

Veröffentlicht am 21.10.2019

Vom Hadern mit der Welt

Der Sprung
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Eine Frau steht auf einem Dach und wird herunterspringen. Dies offenbart sich mit dem ersten Satz („Bevor sie springt, spürt sie das kühle Metall der Dachkante unter den Füßen.“). Und damit beschäftigt ...

Eine Frau steht auf einem Dach und wird herunterspringen. Dies offenbart sich mit dem ersten Satz („Bevor sie springt, spürt sie das kühle Metall der Dachkante unter den Füßen.“). Und damit beschäftigt sie zahlreiche Personen des Orts und zugleich den Leser, der sich in ihrer Welt einfindet und die Beweggründe zu verstehen versucht.
„Der Sprung“ ist wie ein Puzzle aus den Lebensteilchen der Romanfiguren. Elf sind es an der Zahl, die unten ihr Leben führen - meistens auf die eigene Art mit ihm hadern, auf etwas warten oder das unerwartete Glück erfahren - und die eine auf dem Dach.
Auch wenn die Grundstimmung oft traurig oder gar bitter ist (die Rufe der Gaffer sind solch ein makabres Detail), macht es Spaß, in diesen Kosmos einzutauchen, Verbindungen zu entdecken, zufällige Begegnungen zu beobachten und schließlich die ganze Wahrheit zu erfahren.
Das Buch wartet mit vielen originellen Details auf und zergeht sprachlich wie Schokolade auf der Zunge. Ein Genuss!

Veröffentlicht am 14.09.2019

Allein im All

Die Astronautin - In der Dunkelheit wird deine Stimme mich retten
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Commander Maryam Knox (kurz: May) erwacht auf der Krankenstation ihres Raumschiffs. Sie ist allein, von ihrer Crew keine Spur. Also arbeitet sie an einem Überlebensplan. „Die Astronautin“ fühlt sich an ...

Commander Maryam Knox (kurz: May) erwacht auf der Krankenstation ihres Raumschiffs. Sie ist allein, von ihrer Crew keine Spur. Also arbeitet sie an einem Überlebensplan. „Die Astronautin“ fühlt sich an wie ein Film und soll wohl auch einer werden.
Wir sind eng an der Seite der Protagonistin, während sie das Schiff durchsucht, Reparaturen durchführt und Nachrichten absetzt. Das liest sich spannend, denn natürlich gibt es Hindernisse und bedrohliche Situationen dort oben im Weltall. Amüsant ist die Interaktion der Heldin mit Eve, der künstlichen Intelligenz des Schiffs, schließlich braucht sie zwischendurch auch mal ein paar Gespräche unter Frauen, um nicht durchzudrehen.
Durchbrochen wird Mays Geschichte von Einblicken in ihre Vergangenheit, was mitunter etwas langatmig ist, aber zwischenmenschliche Zusammenhänge klärt, und den Bemühungen einiger Personen auf der Erde, die ihr helfen wollen.
Der Roman ist feine Science-Fiction mit einer starken weiblichen Hauptrolle und sehr unterhaltsam.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Digitale Spurensuche

Pixeltänzer
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Beta arbeitet als Programmiererin in einem Startup. Ein Unbekannter legt online Spuren für sie aus, die sie die Geschichte eines Künstlerpaars aus den Zwanziger Jahren nacherleben lassen.
Daraus ergeben ...

Beta arbeitet als Programmiererin in einem Startup. Ein Unbekannter legt online Spuren für sie aus, die sie die Geschichte eines Künstlerpaars aus den Zwanziger Jahren nacherleben lassen.
Daraus ergeben sich die um etwa hundert Jahre versetzten Handlungsstränge mit den besagten Protagonisten und ihrem jeweiligen Umfeld. Trotz unterschiedlicher Voraussetzungen ist ihnen die kreative Revolution gemein. Sie sind jung, sie denken anders, sie gehen neue Wege.
Den aktuellen Kapiteln sind Programmiercodes oder Erklärungen zu Projektmanagementmethoden vorangestellt. Sie veranschaulichen sehr gut, die Denk- und Arbeitsweise der Startup-Mitarbeiter. Die Autorin setzt noch eins drauf, indem sie die Kommunikation zwischen Beta und dem Unbekannten tatsächlich online stellt, so dass wir Leser auf einer weiteren Ebene daran teilhaben können.
Durch die moderne Machart und die ungewöhnliche Handlung ist ein reizvoller Roman entstanden, den ich jedem ans Herz legen möchte, der mal etwas anderes als die typischen Geschichten lesen will.