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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.12.2024

Wie viel Vergangenheit verträgt die Gegenwart?

Neun Tage Wunder
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Glücklich in Glückstadt. So fühlt sich Anni, die dort mit ihrem Freund Ben und dessen Tochter Lena lebt. Nicht einmal Bens schwierige Schwester Maren schafft es, das Glück von Anni und Ben zu trüben. Doch ...

Glücklich in Glückstadt. So fühlt sich Anni, die dort mit ihrem Freund Ben und dessen Tochter Lena lebt. Nicht einmal Bens schwierige Schwester Maren schafft es, das Glück von Anni und Ben zu trüben. Doch in Annis Vergangenheit gibt es einen blinden Fleck, über den sie nie spricht, den sie aus Scham völlig aus ihrem Leben gestrichen hat, und dieser Fleck heißt Lukas. Ist es Schicksal, dass ausgerechnet Ben und Lukas sich treffen?

Auf zwei Zeitebenen erleben wir die Gegenwart, in der Ben als Schriftsteller einen inspirierenden Mann namens Lukas kennenlernt und sich dessen Geschichte erzählen lässt, und parallel dazu die Vergangenheit, die aus ganzen neun Tagen besteht. Neun Tagen, die Anni und Lukas vergönnt waren, und die abrupt enden mussten.

Die Ebenen sind kunstvoll verwoben, und natürlich ahnen wir beim Lesen bald, wie sie miteinander zusammenhängen, doch die zugrundeliegenden Motive und Motivationen hüllen sich lange in das Schweigen, in das Anni sie verbannt hat. Der Roman konnte mich neben der wunderbaren Handlung vor allem auch sprachlich begeistern. Die kleinen Wortgefechte und Wortspielereien zwischen Ben und Anni sind einfach herzerwärmend und humorvoll. Und ganz großartig sind kleine Hinweise und Fundstücke in die Handlung eingebaut, die beide Zeitebenen einander näherrücken lassen.

Sprachlich schön, wunderbar erzählt und kunstvoll arrangiert – von mir gibt es für diesen Roman eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.12.2024

Nach dem Happyend

Nothing like the Movies
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Eigentlich dachten wir, Liz und Wes hätten ihr Happyend gefunden. So endete zumindest der erste Roman „Better than the movies“. Doch nun, am Beginn von „Nothing like the movies“ und damit zwei Jahre später, ...

Eigentlich dachten wir, Liz und Wes hätten ihr Happyend gefunden. So endete zumindest der erste Roman „Better than the movies“. Doch nun, am Beginn von „Nothing like the movies“ und damit zwei Jahre später, sind die beiden getrennt.

Liz geht auf die UCLA und glaubt seit ihrer Trennung nicht mehr an die Liebe. Wes hat vor zwei Jahren nach einem Schicksalsschlag sein Studium abgebrochen und ist in seine Heimat zurückgekehrt. Aber jetzt möchte er wieder an die UCLA mit zwei Zielen: Sich im Baseballteam beweisen und vor allem seine Liz zurückgewinnen. Doch die hat sich sehr verändert und ist keine hoffnungslose Romantikerin mehr.

Ich fand es wahnsinnig originell, einen Roman nach dem Happyend zu lesen, wo die meisten Geschichten enden. Tatsächlich habe ich gehört, dass dieser zweite Band gar nicht geplant war, sondern die Story nach dem großen Erfolg weitergesponnen werden sollte. Natürlich liegt die Messlatte hoch, wenn ein Buch so perfekt war wie der erste Band. Ich wurde aber nicht enttäuscht. Wieder überzeugte mich die Geschichte von Liz und Wes mit Humor und Herz, vor allem aber haben sich die Charaktere schön weiterentwickelt. Die Rollen haben sich sozusagen umgekehrt.

Besonders gut gefielen mir auch die Baseballszenen, die für mich die Geschichte bereichert haben.

Mich konnte auch diese Fortsetzung voll und ganz überzeugen!

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Taten statt Versuche

In Liebe, Helsinki
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Es ist ein wahrgewordener Alptraum: Die finnische Europaabgeordnete Annikki Peltola findet sich plötzlich als Beschuldigte in einem Bestechungsskandal wieder. Noch größer der Schock, als sie erkennen muss, ...

Es ist ein wahrgewordener Alptraum: Die finnische Europaabgeordnete Annikki Peltola findet sich plötzlich als Beschuldigte in einem Bestechungsskandal wieder. Noch größer der Schock, als sie erkennen muss, dass ihr Lebensgefährte, von dem sie sich frisch getrennt hat, nicht ehrlich zu ihr war – auf privater und politischer Ebene. Erschüttert taucht Annikki in ihrer Heimatstadt Helsinki unter, während es in Brüssel brodelt. Unterschlupf findet sie in einem Hotel, das ausgerechnet von ihrer Jugendliebe Birger geleitet wird, dem Mann, dessen Liebe sie damals für ihre politische Karriere geopfert hatte.

Mich haben auf Anhieb die wahnsinnig starke und reflektierte Protagonistin und das politische Thema begeistert. Besonders ihre Tatkraft und ihre Aufrichtigkeit fand ich schwer beeindruckend, und ich mag es sehr, wenn solche starken Frauenbilder in Romanen vermittelt werden. Mit Birger bekommt sie zudem einen unterstützenden und motivierenden Partner an die Seite gestellt. Ganz wunderbar herausgearbeitet ist der Spagat, den Annikki macht zwischen ihren idealistischen Überzeugungen und den Kompromissen, die sie einzugehen lernen musste. Das winterliche Helsinki bildet eine wunderschöne Kulisse für Annikkis Weg zurück auf die politische Bühne in Brüssel und löst bei mir einfach nur Fernweh aus. Der bildhafte und einzigartige Schreibstil der Autorin verdeutlicht die inneren Konflikte der engagierten Politikerin hervorragend und lässt sie für uns beim Lesen hautnah fühlbar werden.

Ein besonderes Bonbon, ach was, ein ganzes Bonbonglas bietet der Roman für alle, die auch die anderen Romane von Madita Tietgen schon kennen, denn wir werden mit mehreren Anspielungen und sogar einer großartigen Crossover-Begegnung beschenkt. Zusätzlich sind in der Geschichte bereits zahlreiche kleine Hinweise ausgelegt, die uns auf spannende weitere Handlungsorte der Europa-Reihe hoffen lassen.

Ein wirklich gelungener Auftakt, für den ich von Herzen eine Leseempfehlung ausspreche!

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Veröffentlicht am 06.12.2024

JA-Sager und NEIN-Sager

Ab heute mach ich's mir selber recht
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Dieses Buch ist nicht brav. Und das ist gut so. Denn Heike Abidi wirft gleich zu Anfang die wirklich entscheidende Frage auf, ob Bravsein nicht die Wurzel allen People Pleaser-Übels ist, weil uns das von ...

Dieses Buch ist nicht brav. Und das ist gut so. Denn Heike Abidi wirft gleich zu Anfang die wirklich entscheidende Frage auf, ob Bravsein nicht die Wurzel allen People Pleaser-Übels ist, weil uns das von Kindheit an eingetrichtert wurde.

Wären wir bei den Anonymen Everybody´s Darlings, würde ich sagen: Hallo, ich bin Vera, und ich bin ein People Pleaser. Und daran, dass ich das so freimütig bekennen kann, sieht man sofort, dass ich mich schon länger mit diesem Thema auseinandergesetzt habe. Denn ja, auch ich bin in die Falle getappt, konnte nie Nein sagen und leide schon immer an chronischer Hilfsbereitschaft. Das ist per se gar nichts Schlimmes, aber der flott aufgemachte Ratgeber zeigt anschaulich die Grenzen dieses Balanceakts: Wo übernehme ich Dinge aus falscher Hilfsbereitschaft, sprich Gefallsucht? Wo habe ich mich in ein Amt oder eine Aufgabe mit manipulativen Komplimenten locken lassen? Und wo bleibe ich eigentlich selbst in dieser Rechnung, ohne als egoistisch zu gelten?

Mit diesem Thema steht Heike Abidi mitten in unserer Gesellschaft. Auch ich musste das Zauberwort erst lernen und einfach auch einmal NEIN sagen. Ich liebe es, dass es im Buch dazu eine ganze Doppelseite von Synonymen dieses NEINs gibt! Grandios!

Überhaupt besticht der Ratgeber nicht durch dröge Ausführungen, sondern lockt uns mit Humor und gezielter Provokation aus der Reserve und bringt uns dazu, uns selbst und unsere Verhaltensmuster einer Prüfung zu unterziehen. Gespickt mit Beispielssituationen aus dem täglichen Leben und Checklisten geht es alten Glaubenssätzen an den Kragen. Bei mir hat dieses wunderbare Sach- und Lachbuch offene Türen eingerannt und mir noch einmal eine gute Portion Selbstreflexion ermöglicht.

Ich empfehle diesen Ratgeber von Herzen – ABER: Sagt JA dazu, nicht weil ihr euch dazu gedrängt fühlt, sondern als Lektüre für euch, um es euch selber recht zu machen!

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Veröffentlicht am 03.12.2024

Roadtrip mit Ringo

Snowflakes and Heartbeats
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Alle Zeichen deuten auf ein furchtbares und trauriges Weihnachtsfest bei den drei Geschwistern Owen, Nora und Emma, die kürzlich ihre Eltern bei einem Unfall verloren haben. Denn mit nur drei Fünfteln ...

Alle Zeichen deuten auf ein furchtbares und trauriges Weihnachtsfest bei den drei Geschwistern Owen, Nora und Emma, die kürzlich ihre Eltern bei einem Unfall verloren haben. Denn mit nur drei Fünfteln der ursprünglichen Familie kann es für die jungen Erwachsenen ja nur schlimm werden. So reist Owen mit gemischten Gefühlen aus England an, um mit seinen beiden Schwestern die Feiertage in Maine verbringen, was anstrengend zu werden verspricht, denn Nora leidet unter Kontrollzwang und Emma ist einfach nur wütend.

Aber niemals reist man allein, und schon gar nicht durchs Leben, und so schneien nicht nur dicke Schneeflocken, sondern auch drei ganz besondere Menschen in das Leben der Geschwister. Und diese Begegnungen ändern alles. Vor allem einmal die innere Einstellung. Sie bringen die trauernden jungen Menschen zum Innehalten, zum Überdenken. Der wahre Zauber dieses Weihnachtsromans liegt darin, dass diese wirklich tiefen Gedanken und Veränderungen nicht schwermütig, sondern wunderbar leicht mit Humor und frechen Sprüchen erzählt werden. Denn der Trip, den die sechs so unterschiedlichen Menschen in einem Van namens Ringo antreten, bietet jede Menge Überraschungen, ein unerwartetes Aufeinandertreffen mit einem Elch – und am Ende spannende Erkenntnisse.

Ich mochte die erzählerische Leichtigkeit, die schöne Charakterentwicklung und die unterschiedlichen Akzente, die jede der drei Autorinnen setzt. Und vor allem mochte ich, dass die Story eine perfekte Mischung aus Romance und Leidenschaft, Weihnachtsgefühlen und wertvollen Gedanken zur Trauerbewältigung bietet. Wie Fremde zur Found Family werden, fand ich besonders am Ende wirklich berührend erzählt.

Mein Weihnachtshighlight, für das ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche!

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