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Veröffentlicht am 09.05.2024

Geschichte wiederholt sich

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt
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1939 entwickeln sich zwischen der jungen Lotte und dem jüdischen Musikstudenten Leo in Dresden zarte Bande.

1945 ist Leo verschwunden und Lotte sieht sich der Bombardierung Dresdens ausgesetzt, die Frauenkirche ...

1939 entwickeln sich zwischen der jungen Lotte und dem jüdischen Musikstudenten Leo in Dresden zarte Bande.

1945 ist Leo verschwunden und Lotte sieht sich der Bombardierung Dresdens ausgesetzt, die Frauenkirche geht in Flammen auf.

1993 arbeitet Hannah am Wiederaufbau der Frauenkirche mit und entdeckt die alte Fotografie eines Paares und ist von der Ähnlichkeit der abgebildeten Frau mit ihr selbst erschüttert.

Ein ganzes Paket deutscher Geschichte hat Julie Heiland hier für uns geschnürt. Natürlich sind die historischen Fakten und Zusammenhänge hinlänglich bekannt, doch hier erleben wir mit Lotte geradezu körperlich spürbar die grenzenlosen Schrecken der Bombennacht, die harten Nachkriegsjahre und die Knochenarbeit als Trümmerfrau. Voller Entsetzen müssen wir mit ansehen, wie der Judenhass der Nazizeit übergangslos in der Ostzone fortgeführt wird, ohne dass eine Aufarbeitung stattfindet. Und blanke Wut packt mich beim Lesen, wenn ehemalige Nazischergen nahtlos Karriere bei den Kommunisten machen. Da wird das Fähnchen einfach umgehängt und die Weste mit ein paar Unterschriften reingewaschen.

Die Autorin schafft es wahnsinnig gut, all diese Emotionen zu transportieren. Der Roman berührt und packt einen beim Lesen. Manche Szenen sind kaum auszuhalten, weil sie dermaßen schmerzhaft sind. Allerdings weist der knapp 600 Seiten umfassende Roman auch einige Längen auf. Dadurch wurde der Lesefluss stellenweise leider etwas zäh.

Was sich jedoch deutlich zeigt: Die Geschichte wiederholt sich! Und zwar in historischer Hinsicht, wenn aus Fehlern partout nicht gelernt wird. Aber auch familiär! Ich fand es wahnsinnig spannend, wie sich Konstellationen und Verhaltensmuster über die Generationen hin wiederfanden.

Ein packender und berührender Roman.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Zwischen Vulkan und Milchstraße

Meer Gefühle mit dir
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Lara lebt den großen Traum. Sie zieht als digitale Nomadin auf die Kanareninsel La Palma, ehe es zu ihrem Traumziel Südamerika weitergeht. Doch leider sieht die Wirklichkeit alles andere als traumhaft ...

Lara lebt den großen Traum. Sie zieht als digitale Nomadin auf die Kanareninsel La Palma, ehe es zu ihrem Traumziel Südamerika weitergeht. Doch leider sieht die Wirklichkeit alles andere als traumhaft aus, denn Lara tappt in die Liebesfalle von Tonio, vernachlässigt Arbeit und ihre Pläne und endet stattdessen als ungeliebte Geliebte. Der Vulkanausbruch auf La Palma verhilft Lara zur Flucht, und so kommt sie auf Gran Canaria bei einer Freundin unter, um sich erst einmal neu zu sortieren und ihre Wunden zu lecken.

Ich war tatsächlich schon mehrmals auf La Palma, allerdings VOR dem Vulkanausbruch, und konnte mich daher in die Anfangsszenen der Flucht richtig gut hineinfühlen. Gran Canaria hingegen kannte ich nicht, und da hat mir der Roman wahnsinnig spannende Ecken der Insel aufgezeigt, die ich so gar nicht erwartet hätte. Mein Bild von der Touristeninsel werde ich da eindeutig revidieren müssen!

Lara lernt auf Gran Canaria den Einheimischen Aday kennen, der sie und uns Lesende mit jeder Menge spannender Informationen über die Geschichte der Insel versorgt. Überhaupt war Canario Aday ein wirklich charmanter Protagonist, und ich wünsche, ich könnte das Gleiche von Lara behaupten. Leider nimmt Lara die Sache mit dem Wundenlecken zu ernst, und so erleben wir über weite Strecken des Romans eine unentschlossene, in Selbstmitleid versinkende Heldin. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich persönlich anders ticke, aber ich hatte anfangs wirklich meine Schwierigkeiten, mit ihr warm zu werden. Da war Aday mit seiner anpackenden und positiven Haltung gleich viel zugänglicher, und ich mochte vor allem seine offene und liebe Art – und ganz besonders seine Mama, mit der es eine ganz witzige, wischtuchschwingende Szene gibt, bei der ich wirklich lachen musste!

Mir hat dieser Roman Gran Canaria von einer ganz neuen Seite präsentiert und wirklich Lust auf die Kultur und Landschaft dieser Insel gemacht!

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Wahrheit vs. Lüge

Honesty. Was die Wahrheit verbirgt
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Es ist ein friedliches, aber streng reglementiertes Leben in Sestiby im 24. Jahrhundert. Der Staat wurde nach der großen Pandemie und dem Krieg gegründet und fußt auf dem Prinzip der absoluten Wahrheit ...

Es ist ein friedliches, aber streng reglementiertes Leben in Sestiby im 24. Jahrhundert. Der Staat wurde nach der großen Pandemie und dem Krieg gegründet und fußt auf dem Prinzip der absoluten Wahrheit und der Kontrolle durch eine KI und verschiedene Überwachende. Alle Menschen müssen VeriTab einnehmen, das sie zwingt, immer die Wahrheit zu sagen, und das gewisse Gefühle unterbindet.

Doch bei Mae funktioniert das nicht, irgendetwas an ihr ist „falsch“, und ihre Familie unternimmt alles, um dies zu vertuschen und sie vor etwaigen negativen Konsequenzen zu schützen. Ein neues Partnerschaftsprogramm reißt Mae jedoch aus ihrem geschützten Umfeld, und plötzlich muss sie erschütternde Wahrheiten erfahren.

Dystopie-Queen Franzi Kopka hat nach Gameshow eine neue Reihe und eine neue dystopische Welt erschaffen. Tatsächlich ist es ihr gelungen, auch hier wieder ein geniales Szenario erstehen zu lassen mit interessanten Charakteren. Besonders gelungen fand ich, dass mir lange Zeit nicht klar war, wer der Love Interest von Mae sein wird, das machte die Geschichte für mich wirklich spannend.

Am Anfang einer jeden Reihe steht natürlich das Worldbuilding. Sestiby als Staat mit strenger Hierarchie ist ein beängstigendes Setting. Allerdings hatte ich anfangs ein wenig Mühe, alle Regeln genau zu erfassen. Gerade der Katalog der zugelassenen oder unterdrückten Gefühle war nicht ganz durchschaubar, da hätte ich mir ein paar genauere Erläuterungen gewünscht.

Das weitere Ausbreiten der Handlung war tatsächlich äußerst spannend, und zum Ende gab es rasante Entwicklungen und den Cliffhanger des Todes, so dass ich nun voller Ungeduld auf die Fortsetzung dieser wirklich aufregenden Dystopie warte!

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Ein Buch - zwei Leserinnen - ein Buddyread

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Weit im Westen des Landes unter einem Stein lebten zwei Menschen, die tatsächlich noch nicht „Fourth Wing“ gelesen hatten…

Keine Angst, ich möchte euch hier keine Märchen auftischen, sondern Erfolgsmeldung ...

Weit im Westen des Landes unter einem Stein lebten zwei Menschen, die tatsächlich noch nicht „Fourth Wing“ gelesen hatten…

Keine Angst, ich möchte euch hier keine Märchen auftischen, sondern Erfolgsmeldung geben: Meine Tochter und ich haben in einem Buddyread DAS Drachenbuch bezähmt, äh gelesen. Das Schönste daran, late to the party zu sein, ist eindeutig, dass ich nicht viel zum Inhalt erzählen muss. Den kennt ihr ohnehin alle schon. Oder waren unter dem Stein etwa noch andere Bookies versteckt?

Jaaaa, wir haben uns in den Sog der Geschichte ziehen lassen. Der Einstieg war so spannend, dass das Buch im Stundentakt zwischen uns hin- und hergewandert ist. Keine wollte es lange aus den Händen geben, sondern am liebsten rasch weiterlesen. Da wurde mit allen Tricks gearbeitet, kann ich euch versichern. So manches Mal habe ich ganz ungeduldig gewartet, damit ich mich endlich mit meiner Tochter austauschen und wir unsere Theorien abgleichen konnten.
Ich muss allerdings zugeben, dass uns diese Begeisterung nicht über die vollen 700 Seiten getragen hat. Nach einem genialen Einstieg mit Tempo und Überraschungen wurde die Geschichte ab einem gewissen Punkt vorhersehbar, die Konstruktion der Story war da zu transparent.

Völlig begeistert von der ersten bis zur letzten Seite haben uns allerdings die witzigen und frechen Dialoge, und vor allem die Drachen, die ganz schöne Persönlichkeiten sind, haben es uns angetan. Nach wenig überraschenden Entwicklungen gabs zum Ende noch einen echten Knaller, und daher freuen wir uns auf die Fortsetzung unseres familieninternen Buddyreads in den nächsten Ferien.

Bis dahin werde ich mir noch ein paar Finten einfallen lassen, um das Buch möglichst wenig aus der Hand geben zu müssen, aber ich fürchte, meine Tochter arbeitet bereits ebenfalls an einer Taktik. Es bleibt also spannend!

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Veröffentlicht am 09.11.2023

Die Wucht der Gefühle

Seaside Hideaway – Unseen
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In „Unsafe“ war Miller der unausstehliche Bruder von Nevah. Schuld an allem. Ständig betrunken. Macht ständig alles falsch.

Nun in „Unseen“ lernen wir Miller von einer ganz anderen Seite kennen, springen ...

In „Unsafe“ war Miller der unausstehliche Bruder von Nevah. Schuld an allem. Ständig betrunken. Macht ständig alles falsch.

Nun in „Unseen“ lernen wir Miller von einer ganz anderen Seite kennen, springen in seine Perspektive und erfahren seine Schuldgefühle, Zwiespalte und auch seine Einsamkeit. Als er dringend einen Job braucht und ausgerechnet auf der Tillamook Ranch fündig wird, ist Farmerstochter Blake anfangs alles andere als begeistert. Überhaupt ist Blake überfordert: Erst hat ihre Mutter Blakes Dad eingestellt, obwohl der doch als Trinker vor vielen Jahren die Familie verlassen hatte, und nun hat sie auch noch Miller an der Backe. Doch ausgerechnet Miller und Blake, die beide so ein schweres Päckchen im Leben zu tragen haben, tun einander gut. Und obwohl sie sich eigentlich beide auf keinen anderen Menschen einlassen wollen, kommen sie einander näher.

Die Romance zwischen Miller und Blake und vor allem die Entwicklung der Charaktere sind wahnsinnig schön und nachvollziehbar geschildert. Die Lovestory strotzt nur so vor Gefühlen und auch einer wohldosierten Prise Spice, das war ein gefühlsmäßiger Wellenritt. Auch dass die Hauptcharaktere des ersten Bandes, Nevah und Jax, weiterhin eine große Rolle spielen, gefiel mir außerordentlich gut beim Lesen. Der Crime-Anteil konnte mit dem Romance-Anteil nicht ganz mithalten, auch wenn eine ständige latente Bedrohungslage durchaus spürbar war. Dafür war der Romance-Anteil wirklich wunderbar erzählt.

Insgesamt war der zweite Band unerwarteterweise eine deutliche Steigerung zum ersten Band. Unerwartet, weil Miller dort dermaßen unsympathisch dargestellt war, dass ich ihn mir nie als Protagonisten hätte vorstellen können – aber da wurde ich zum Glück eines Besseren belehrt! Und belohnt mit einer wirklich aufregenden und prickelnden Geschichte!

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