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Veröffentlicht am 24.12.2024

Manifest der Wut

Verdammt wütend
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Britt ist wütend. Verdammt wütend. Schon immer. Doch dann im jährlichen Urlaub mit Freunden im Sommerhaus bricht diese unbändige Wut schreiend aus Britt heraus. Erst explodiert sie, dann haut sie ab. Mit ...

Britt ist wütend. Verdammt wütend. Schon immer. Doch dann im jährlichen Urlaub mit Freunden im Sommerhaus bricht diese unbändige Wut schreiend aus Britt heraus. Erst explodiert sie, dann haut sie ab. Mit einer Freundin, die aber genau genommen die beste Freundin ihres Mannes ist, und allein das macht Britt schon wieder wütend.

Dieses Buch ist ein Manifest weiblicher Wut. Britt wurde ihr ganzes Leben lang zu einem braven Mädchen erzogen und hat nie gelernt, ihre Gefühle und Bedürfnisse in Worte zu fassen. Stattdessen ist die Wut in ihr angewachsen wie ein Sauerteig, der beständig angefüttert wird. Vieles kann ich als Frau beim Lesen fühlen und begreife bald, wie schwer es Britt fällt zu sagen: „Mir geht es gerade nicht so gut.“ Was so banal klingt, hält erschreckend vor Augen, welche Erwartungshaltung Gesellschaft und Familie an eine funktionierende Frau und Mutter richten. Genauso wie Britts Erkenntnis „Ich hab mir nie das genommen, was ich wollte, ich hab mich mit dem begnügt, was ich bekommen hab.“ Ich lese dieses Buch nicht als Spiegel für mich als Frau, sondern sehe mich auch in meiner Verantwortung als Mutter bekräftigt, wenn es um die Weitergabe von Werten und weibliches Empowerment geht.

Auch wenn es im Roman vordergründig um Wut geht, merkt man rasch beim Lesen, was das eigentliche Thema ist: Britts Emanzipation und Selbstfindung. Den Schreibstil fand ich außergewöhnlich, denn Britt wird zur allwissenden Erzählerin gemacht. Wir erleben damit auch die Standpunkte anderer Beteiligter, aber stets gefiltert durch Britts Blick. Britt, die als Kind selbst von ihrer Mutter verlassen wurde, und nun darüber nachdenkt, Mann und Kind zu verlassen, aber auf keinen Fall die Geschichte wiederholen möchte.

Für mich ein wütender, aber auch aufschlussreicher Weg, wenn Britt ihre eigene Geschichte schreibt.

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Veröffentlicht am 20.12.2024

Der Ruf der Wölfe und des Herzens

Rentierküsse und Polarmagie
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Alles läuft in geregelten Bahnen bei Sophie: Sie hat einen Job, einen festen Freund und eine liebe Mitbewohnerin. Warum nur spürt sie dann manchmal diese Leere in sich? Ein geheimnisvoller Traum und ein ...

Alles läuft in geregelten Bahnen bei Sophie: Sie hat einen Job, einen festen Freund und eine liebe Mitbewohnerin. Warum nur spürt sie dann manchmal diese Leere in sich? Ein geheimnisvoller Traum und ein plötzlicher Todesfall reißen dann völlig ihre inneren Gräben auf, und so stellt Sophie von heute auf morgen ihr Leben auf den Kopf. Sie kündigt, macht Schluss mit ihrem Freund und reist nach Nordnorwegen, um dort eine Stelle in einem Polartierpark anzutreten. Doch ist dies wirklich der Weg, den ihr Traum ihr aufzeigen wollte?

Um es gleich vorweg klarzustellen: Dies ist kein klassischer Weihnachtsroman, auch wenn tatsächlich das Weihnachtsfest darin vorkommt, sondern ein wunderschöner Winterroman, der auch in den kalten ersten Monaten des neuen Jahres gelesen werden kann. Denn von allen Orten auf dieser Welt sucht sich Sophie ausgerechnet Nordnorwegen aus. Oder hat das Schicksal dies für sie ausgewählt? Uns erwarten im Roman nämlich nicht nur zauberhafte und berührende Begegnungen mit den Tieren des Nordens: Polarfüchse, Wölfe – und allen voran das knuffige weiße Rentier Flöckje. Nein, darüber hinaus erwarten uns auch magische Momente, wenn wir die Kultur der Sami kennenlernen. Dieser Roman verbreitet beim Lesen einen Hauch von Lebensweisheit und Magie und hält auch einige Gänsehautmomente bereit. Darüber hinaus erwarten uns Berge von Schnee, Abenteuer und wahre Freundschaft. Vor allem fasst die Erzählung wunderbar die Erkenntnis zusammen, dass jede gute Reise am Ende zu mir selbst führt. Ich habe diese Geschichte wahnsinnig gerne gelesen und kann sie gerne weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 17.12.2024

Die Wurzel des Übels

Blutbuße
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Kurz vor Ostern brummt der Skitourismus in Are. Dort in Nordschweden herrscht kein Tauwetter, im Gegenteil: In Are ist die Stimmung eisig. Denn eine Investorin möchte ein leerstehendes und verfallenes ...

Kurz vor Ostern brummt der Skitourismus in Are. Dort in Nordschweden herrscht kein Tauwetter, im Gegenteil: In Are ist die Stimmung eisig. Denn eine Investorin möchte ein leerstehendes und verfallenes Hochgebirgshotel abreißen und an dessen Stelle ein hochmodernes neues Hotel errichten. Das allerdings ist einigen Menschen vor Ort ein Dorn im Auge. Und plötzlich wird eben jene Investorin eiskalt ermordet.

Schon zwei spannende Kriminalfälle durften wir mit Hanna und Daniel und ihrem Ermittlungsteam lösen, und auch hier geben die Ermittler alles, um eine rasche Aufklärung des brutalen Mordes zu erreichen. Besonders reizvoll bei einer solchen Krimireihe ist es, dass die Charaktere und die Umgebung mittlerweile schon vertraut sind, so dass es sich beim Lesen für mich tatsächlich ein wenig so anfühlt, als sei ich schon selbst in Are gewesen. Dazu tragen auch einige Verweise auf die früheren Fälle und deren Handlungsorte bei. Die Weiterentwicklung der Charaktere über die Bände hinweg ist konsequent und schlüssig und verleiht ihnen nach und nach immer mehr Tiefe. Der jetzige Fall selbst bietet manche ungeahnte Wendung, auch wenn ab einem gewissen Punkt aufgrund einer zweiten Handlungsebene bald klar wird, worin das Motiv liegen könnte.

Mich hat dieser schwedische Krimi wieder einmal bestens unterhalten und ich freue mich auf weitere Fälle mit dem Ermittlungsteam – und bin gespannt, wie es auch menschlich bei Hanna, Daniel und Anton weitergeht.

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Veröffentlicht am 14.12.2024

Wie viel Vergangenheit verträgt die Gegenwart?

Neun Tage Wunder
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Glücklich in Glückstadt. So fühlt sich Anni, die dort mit ihrem Freund Ben und dessen Tochter Lena lebt. Nicht einmal Bens schwierige Schwester Maren schafft es, das Glück von Anni und Ben zu trüben. Doch ...

Glücklich in Glückstadt. So fühlt sich Anni, die dort mit ihrem Freund Ben und dessen Tochter Lena lebt. Nicht einmal Bens schwierige Schwester Maren schafft es, das Glück von Anni und Ben zu trüben. Doch in Annis Vergangenheit gibt es einen blinden Fleck, über den sie nie spricht, den sie aus Scham völlig aus ihrem Leben gestrichen hat, und dieser Fleck heißt Lukas. Ist es Schicksal, dass ausgerechnet Ben und Lukas sich treffen?

Auf zwei Zeitebenen erleben wir die Gegenwart, in der Ben als Schriftsteller einen inspirierenden Mann namens Lukas kennenlernt und sich dessen Geschichte erzählen lässt, und parallel dazu die Vergangenheit, die aus ganzen neun Tagen besteht. Neun Tagen, die Anni und Lukas vergönnt waren, und die abrupt enden mussten.

Die Ebenen sind kunstvoll verwoben, und natürlich ahnen wir beim Lesen bald, wie sie miteinander zusammenhängen, doch die zugrundeliegenden Motive und Motivationen hüllen sich lange in das Schweigen, in das Anni sie verbannt hat. Der Roman konnte mich neben der wunderbaren Handlung vor allem auch sprachlich begeistern. Die kleinen Wortgefechte und Wortspielereien zwischen Ben und Anni sind einfach herzerwärmend und humorvoll. Und ganz großartig sind kleine Hinweise und Fundstücke in die Handlung eingebaut, die beide Zeitebenen einander näherrücken lassen.

Sprachlich schön, wunderbar erzählt und kunstvoll arrangiert – von mir gibt es für diesen Roman eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.12.2024

Nach dem Happyend

Nothing like the Movies
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Eigentlich dachten wir, Liz und Wes hätten ihr Happyend gefunden. So endete zumindest der erste Roman „Better than the movies“. Doch nun, am Beginn von „Nothing like the movies“ und damit zwei Jahre später, ...

Eigentlich dachten wir, Liz und Wes hätten ihr Happyend gefunden. So endete zumindest der erste Roman „Better than the movies“. Doch nun, am Beginn von „Nothing like the movies“ und damit zwei Jahre später, sind die beiden getrennt.

Liz geht auf die UCLA und glaubt seit ihrer Trennung nicht mehr an die Liebe. Wes hat vor zwei Jahren nach einem Schicksalsschlag sein Studium abgebrochen und ist in seine Heimat zurückgekehrt. Aber jetzt möchte er wieder an die UCLA mit zwei Zielen: Sich im Baseballteam beweisen und vor allem seine Liz zurückgewinnen. Doch die hat sich sehr verändert und ist keine hoffnungslose Romantikerin mehr.

Ich fand es wahnsinnig originell, einen Roman nach dem Happyend zu lesen, wo die meisten Geschichten enden. Tatsächlich habe ich gehört, dass dieser zweite Band gar nicht geplant war, sondern die Story nach dem großen Erfolg weitergesponnen werden sollte. Natürlich liegt die Messlatte hoch, wenn ein Buch so perfekt war wie der erste Band. Ich wurde aber nicht enttäuscht. Wieder überzeugte mich die Geschichte von Liz und Wes mit Humor und Herz, vor allem aber haben sich die Charaktere schön weiterentwickelt. Die Rollen haben sich sozusagen umgekehrt.

Besonders gut gefielen mir auch die Baseballszenen, die für mich die Geschichte bereichert haben.

Mich konnte auch diese Fortsetzung voll und ganz überzeugen!

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