Nichts für schwache Nerven!
LeckerbissenTrotz der wenigen Seiten erlebt man eine mitreißende Geschichte, die furchterregender nicht sein kann. Ich habe schon oft Entführungsgeschichten gelesen, aber noch keine, die so erschreckend, angsterfühlend ...
Trotz der wenigen Seiten erlebt man eine mitreißende Geschichte, die furchterregender nicht sein kann. Ich habe schon oft Entführungsgeschichten gelesen, aber noch keine, die so erschreckend, angsterfühlend und echt ist. In dem Buch geht es um echte Sklaverei und wer meint, dass in dem Buch eine Liebesgeschichte vorkommt, ist hier eindeutig falsch. Denn „Leckerbissen“ ist keine Liebesgeschichte, sondern eine Geschichte, die mich wirklich geschockt und in die wahre Welt eines Entführungsopfers und des Entführers entführt hat. Die junge Frau namens Emily wird eines Tages entführt und wacht in einer verlassenen Zelle auf. Ihr Entführer lässt sich erst nach gefühlten Stunden blicken. Doch anstatt gleich Gewalt anzuwenden, füttert er sie und streichelt Emily liebevoll. Damit hätte sie nicht gerechnet. Tagelang widerholt sich diese Prozedur und Emily weiß immer noch nicht, was dieser Mann eigentlich von ihr will. Auf der einen Seite ist er nett zu ihr, aber oftmals zeigt er ihr auch die kalte Schulter. Sie ahnt, dass dieses Verhalten seinerseits alles zu einem kranken Spiel gehört, aber wird sie mitspielen? Denn eines ist ihr klar: Er will sie.
Man merkt während des Lesens, wie sehr sich Emily verändert. Ihr Entführer schafft es tatsächlich die selbstwusste junge Frau zu brechen und sie zu einem willigen Menschen zu machen. Dieser Vorgang wird so explizit geschildert, dass man meinen könnte, man sei live dabei. Am Anfang ist Emily die starke und unabhängige Frau, die ihren eigenen Willen hat, aber schon bald formt er sie zu einer Puppe, die ihm willig ist. Einer Puppe, die nie wieder von ihrem Entführer loskommt. Emilys Gedankengänge und Gefühle werden sehr stark zum Ausdruck gebracht und man kann sich sehr gut in ihre Lage hineinversetzen. Sie selbst ist mir anfangs sehr sympathisch gewesen, aber als sie sich immer mehr von sich selbst entfremdet hat, konnte ich keine Sympathie mehr aufbringen. Auf der einen Seite kann ich ihr Verhalten zwar nachvollziehen, aber auf der anderen Seite geht mir ihre Willenlosigkeit nicht in den Kopf. Aber ich glaube, so etwas kann man erst nachvollziehen, wenn man wirklich in so einer Lange ist. Ihr Entführer, der auch zum Ende noch immer ein geheimnisvoller junger Mann bleibt, ist und bleibt einfach nur mysteriös. Er ist ein Rätsel, das man einfach nicht knacken kann. Doch dafür sind sein Verhalten und sein Charakter umso spannender, denn auch er hat einiges zu verbergen. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und ich möchte eindeutig noch mehr von Kitty Thomas lesen. Ihre Geschichten sind zwar angsterschreckend, aber umso spannender und intensiver.