Gutes Cover, wenig dahinter
TV-TodIch habe das Buch über eine Leserunde bekommen und mich hat das Umfeld in den Medien gereizt. Ich war gespannt, auf welche kreativen Arten gemordet wird und wieviel Kritik enthalten ist. Spoiler: Kreativ ...
Ich habe das Buch über eine Leserunde bekommen und mich hat das Umfeld in den Medien gereizt. Ich war gespannt, auf welche kreativen Arten gemordet wird und wieviel Kritik enthalten ist. Spoiler: Kreativ ist es selten, die Kritik ist aber vorhanden.
Rezi enthält Spoiler.
Worum geht es?
Bei einer fiktiven Promi-Tanz-Show steht zuerst eine Tänzerin in Flammen, später gibt es weitere Morde. Der Leser verfolgt die Spurensuche von Journalist Alex und Tänzerin Lara, die eine der Hauptverdächtigen wird.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Das Buch lässt sich leicht lesen und auch der österreichische Einschlag hat mich nicht gestört. Ganz im Gegenteil, ich fand das sympatisch und habe die meisten Worte verstanden.
Die Geschichte gibt leider nicht viel her. Nach einem spektakulieren ersten Mord und einem interessanten zweiten Mord flaut die Spannung schnell ab. Die Morde sind erwartbar, zu den Opfern baut man nur selten eine Beziehung auf.
Hinzu kommt, dass sich Alex und Lara nach sehr kurzer Zeit verlieben, was nicht glaubwürdig war. Lara ist die einzige Figur, die näher charakterisiert wird, ein stimmiges Ganzes ergibt das aber nicht. Ich wusste nicht, ob ich sie für stolz oder arrogant halten sollte; mit ihr als Opfer fühlen konnte ich nicht.
Alle anderen Figuren haben wenig Profil, die Arbeit der Polizei wird nur am Rande beleuchtet. Nur der vermeintliche Antagonist bekommt ein paar Zeilen, aber der Versuch, ihn als möglichen Täter aufzubauen, scheitert schnell.
Auch der Kunstkniff, die Perspektive des Täters einzubauen, verpufft nach den ersten Seiten. Anfangs fand ich das sehr interessant, aber letztlich ist der Täter eine Person mit Wahnvorstellungen und einem Trauma. All das hat man in anderen Krimis schon oft gelesen.
Was ich gut fand, war eine Stelle, an der Medienkritik geübt wird - hier spürt man, wieviele Potiential einer Satire vorhanden war, aber nur selten durchblitzte.
Die TV-Show gerät auch schnell in den Hintergrund, auch wenn Potential dagewesen ist.
Das Ende ist kein Feuerwerk, sondern eine Knallerbse.
Ebenfalls gestört hat mich die personale Perspektive, die manchmal sogar innerhalb einer Szene wechselt. Beispielsweise liegt Lara in der Badewanne und hört Musik. Der Blick liegt auf ihr. Dann ertönen Sirenen - die sie aber nicht hört, die aber erwähnt werden. Wenn wir in ihr drin sind, hätte man das über die Optik machen können.
Letztlich kann sich das Buch nicht entscheiden, ob es ein klassischer Krimi oder eine Mediensatire ist. Als Krimi ist es extrem klischeehaft, als Satire nicht bissig genug.
Fazit
Wundervolles Cover, hinter dem sich ein überwiegend stimmiges Ganzes verbirgt. Aber das hat man schon vor 20 Jahren besser gelesen.