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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2023

Moderne Gothic novel mit liebenswerter Protagonistin

Anatomy
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Ich hoffe, dass dieses Buch viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird - das passende Cover dafür hat es. Ich bin absolut begeistert von der doppeldeutigen Illustration und finde, sie fängt die Atmosphäre ...

Ich hoffe, dass dieses Buch viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird - das passende Cover dafür hat es. Ich bin absolut begeistert von der doppeldeutigen Illustration und finde, sie fängt die Atmosphäre des Buches sehr gut ein. Diese kann man schwer in Worte fassen. Blut, Leid und Schmerzen treffen auf Ausdrücke wie "die ersten Pastelltöne der Morgenröte" (S. 276). Das Spannungsverhältnis zwischen den Grausamkeiten früher Chirurgie sowie Grausamkeiten gegenüber Frauen, denen es vor nicht allzu langer Zeit nicht erlaubt war, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, auf der einen Seite und den zarten Worten der Autorin auf der anderen Seite lässt eine ganz besondere Leseerfahrung entstehen.

Was mir besonders an Hazel gefallen hat, ist, dass sie eine authentische starke Protagonistin ist und nicht einfach nur eine sarkastische und obercoole "bad bitch", wie die Rolle der "starken Frau" oft von Autoren interpretiert wird. Damit ist sie genau die Art von Frau, die ein Vorbild für alle Mädchen und Frauen heute sein kann. Sie zeigt, wie man seinen Träumen folgen kann, selbst wenn diese völlig absurd sind. Natürlich ist auch Hazel als Adlige noch privilegiert, aber als Frau bleiben ihr eben eigentlich alle Türen, an denen sie interessiert ist, verschlossen. Und natürlich kommen gewisse Gegebenheiten gerade passend zusammen, damit sie ihren Traum doch verfolgen kann, aber sie opfert eben auch viel selbst und ist bereit, hart zu arbeiten.

Die Liebesgeschichte steht im Roman nicht so sehr im Vordergrund, wie ich zunächst erwartet hatte, aber es reicht trotzdem aus, um die intensiven Gefühle zwischen Hazel und Jack nachvollziehen zu können. Die eine oder andere etwas makabre Situation lässt einen ein wenig schaudern, aber letztlich habe ich der Autorin alles abgenommen.

Teile von der großen Auflösung am Ende lassen sich relativ früh erahnen, aber das volle Ausmaß hätte man nicht erraten können und die Geschichte macht sogar noch einmal eine Genrewendung. Es passiert nicht so oft, dass ein Buch mich überrascht, daher habe ich mich darüber gefreut. Es bleibt bis zum Ende spannend und undurchsichtig. Das Buch endet vielleicht nicht ganz so, wie man es sich wünscht, aber im Rahmen der Geschichte ist es, finde ich, ein Ende, das absolut Sinn ergibt. Und das Beste: Auch wenn am Ende kein unerträglicher Cliffhanger wartet, können diejenigen, die bereit sind, das Buch auf Englisch zu lesen, sich schon im Februar 2023 auf die Fortsetzung "Immortality" freuen. Ich werde das Buch sogar vorbestellen!

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Veröffentlicht am 14.10.2021

Schulischer Schreibstil

Die Rückkehr der Zwerge 1
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Der neue Zwerge-Band von Markus Heitz liest sich wie ein Relikt aus alten Tagen und dürfte viele Fans von damals glücklich machen. Jüngere Leser, die diese Art von Büchern jetzt erst entdecken, werden ...

Der neue Zwerge-Band von Markus Heitz liest sich wie ein Relikt aus alten Tagen und dürfte viele Fans von damals glücklich machen. Jüngere Leser, die diese Art von Büchern jetzt erst entdecken, werden begeistert sein von der Fülle an weiteren Büchern, die auf sie warten. Als ehemaliger Fan, der aber das Interesse an den Büchern im Verlauf der Jahre verloren hat, weil mir der Schreibstil nicht mehr gefiel, war ich sehr gespannt, ob ich mit dem neuen Band ein Revival dieser Art von Fantasy in meinem Leben erleben würde. Das war aber leider nicht der Fall.

Die Geschichte ist absolut solide und spannend erzählt, die Charaktere sind interessant und doch… hat das Sprachliche mir das Buch ein bisschen verdorben. Markus Heitz hat leider seinen Schreibstil überhaupt nicht weiterentwickelt und hat immer noch die Angewohnheiten, die viele Autoren für besonders hohen Stil halten, die aber in der Tat genau das Gegenteil darstellen. Ich meine so etwas wie auf S. 30 „Dem jungen Banneroffizianten“ zu schreiben, weil man Angst hat, den Namen einer Person zu oft zu verwenden oder so vermeintlich besonders elegant weitere Informationen über sie einstreuen will. In der Tat gilt das mittlerweile aber als schlechter Stil und ich teile diese Einschätzung. Maximale Variation und Furcht vor Wiederholungen sind Schreibtipps, die einem in der Schule eingebläut werden, die man aber schnell hinter sich lassen sollte, wenn man wirklich gute Bücher schreiben möchte. Ich dachte am Anfang, dass ich über diese Art von Eigenheiten hinweglesen kann, aber es hat mich bis zum Ende doch zu sehr gestört. Dazu kommt natürlich die Liebe von Fantasy-Autoren für komplizierte Namen ohne jegliches System, dafür mit allerlei Sonderzeichen – ich nenne als Beispiel mal Mòndarcai. Irgendwie ist das aber auch Teil des Charmes dieser Bücher. Weiterer Kritikpunkt: Die Karte ist schön und grob hilfreich, aber nicht sehr detailliert. Manchmal hatte ich Schwierigkeiten, die Handlung zu verorten, was schade ist, wenn man schon eine Karte zur Verfügung hat.

Trotz allem ist der neue Band noch ein überdurchschnittlich gutes Buch und ist besonders für Genre-Fans uneingeschränkt empfehlenswert.

Veröffentlicht am 25.03.2024

Unglaublich

Yellowface
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Ich habe mich relativ spontan für Yellowface entschieden und weiß gar nicht genau warum - vielleicht (gebe ich zähneknirschend zu) war das Marketing des Buches einfach sehr überzeugend. Das ist mein erstes ...

Ich habe mich relativ spontan für Yellowface entschieden und weiß gar nicht genau warum - vielleicht (gebe ich zähneknirschend zu) war das Marketing des Buches einfach sehr überzeugend. Das ist mein erstes Buch von der Autorin, obwohl ich in Babel schon reingelesen habe und es bereits auf meinem Stapel liegt.

Im Endeffekt habe ich dieses Buch verschlungen und konnte gar nicht aufhören zu lesen. Es verbindet die zwei besten und für mich wichtigsten Eigenschaften von Büchern:

1. Ein brillanter Schreibstil: Rebecca F. Kuang hat die Perspektive von June im Stil perfekt umgesetzt und die Übersetzerin Jasmin Humburg hat das gleiche fürs Deutsche geleistet.

2. Eine unvorhersehbare Geschichte: Zu keinem Zeitpunkt wusste ich, wo die Handlung am Ende hingeht und was denn nun aus June wird.

Das zusammengenommen führt dazu, dass ich ein Buch genießen kann, obwohl die Thematik selbst nicht wirklich interessant für mich gewesen wäre. So habe ich aber viele Einblicke in die Buchbranche (besonders in den USA) bekommen. In Bezug darauf, wie Verlage mit Autoren umgehen, wie niemand es den sozialen Medien recht machen kann, weil die Leute da so oder so einen Grund finden einen zu zerfleischen, aber auch wie die Verlage die Leser für dumm verkaufen wollen, indem sie so tun, als ob sie auf öffentliche Forderungen und Trends eingehen, aber in Wirklichkeit alles nur Marketing ist, kann man Yellowface beinahe ins Horrorgenre einordnen. Ich werde jedenfalls das nächste Mal an dieses Buch denken, wenn ich eine Marketing-Kampagne sehe oder der nächste Autor auf Twitter gecancelt wird.

Dazu versteckt das Buch auch noch ein witziges Detail auf dem Cover unter dem Umschlag und kommt mit einem hübschen Farbschnitt - ein rundum erfolgreiches und überzeugendes Gesamtpaket, allerdings nur für Leser, die in Bezug auf die Themen und Geschichten, die sie gerne lesen, nicht eingeschränkt sind.

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Herausfordernde Lektüre

Die sieben Monde des Maali Almeida
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Ich habe mich wahnsinnig auf dieses Buch gefreut und wollte es mögen - aus verschiedenen Gründen. Der wichtigste Grund ist nicht, dass das Buch einen Preis gewonnen hat, sondern weil es sich um einen Autor ...

Ich habe mich wahnsinnig auf dieses Buch gefreut und wollte es mögen - aus verschiedenen Gründen. Der wichtigste Grund ist nicht, dass das Buch einen Preis gewonnen hat, sondern weil es sich um einen Autor aus einer uns im Westen kulturell fremden Sphäre handelt, der in diesem Buch ein Kapitel der Geschichte von Sri Lanke verarbeitet, die das Land nachhaltig geprägt hat - und das auch noch durch Ereignisse, die vor nicht allzu langer Zeit passiert sind.

Ich finde das Cover fantastisch und freue mich, dass der Verlag das Originalcover übernommen hat. Der Protagonist Maali war sowohl sympathisch als auch glaubwürdig und die anderen Figuren waren alle interessant und sehr vielfältig. Trotzdem komme ich in der Lektüre kaum voran und habe mich aktuell entschieden, das Buch nicht weiterzulesen (wobei das nicht heißt, dass ich es nicht in ein paar Monaten noch einmal versuche).

Ich glaube, dass der Autor sein Handwerk beherrscht und auch, dass das ein sehr wichtiges Buch ist. Aber irgendwas an der Geschichte macht es schwierig für mich, am Ball zu bleiben. Die Art der Handlung ist nicht unbedingt auf Spannung ausgelegt; man muss in der Lage sein sich treiben zu lassen wie Maali. Was vermutlich auch eine Rolle spielt, ist, dass das Buch sehr herausfordernd für einen relativ ahnungslosen Leser wie mich sein kann, weil man Andeutungen, die gewisses Wissen über Kultur oder Geschichte des Landes voraussetzen, nicht versteht. Das ist nicht die Schuld des Autors, aber kann für einige vielleicht eine zu große Hürde darstellen.

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Veröffentlicht am 17.01.2024

Bewusste Lesertäuschung

Das Nachthaus
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Ich kann gar nicht sagen, wie wütend mich dieses Buch gemacht hat.
Vermutlich ist es meine eigene Schuld, weil das mein erster Nesbø war und ich weiß zwar, dass er eigentlich Krimis schreibt, aber dachte, ...

Ich kann gar nicht sagen, wie wütend mich dieses Buch gemacht hat.
Vermutlich ist es meine eigene Schuld, weil das mein erster Nesbø war und ich weiß zwar, dass er eigentlich Krimis schreibt, aber dachte, er wollte vielleicht etwas Neues ausprobieren und sich ins Horrorgebiet vorwagen - der Beginn des Buches liest sich nämlich für mich wie ein früher Stephen King, woher auch meine Begeisterung für das "Nachthaus" kam.

Bis ungefähr zur Hälfte des Buches ist die Lektüre absolut fantastisch, was wohl für den Schreibstil des Autors spricht. Erst danach wird immer mehr das Ausmaß der Katastrophe klar, dass nämlich die weitere Handlung sich leicht mit dem Satz "Nee, war nur Spaß ;) ist doch nur ein Thriller!" zusammenfassen lässt. Ich mag solche Wendungen überhaupt nicht, weil ich finde, dass sie den Leser nicht ernst nehmen.

Die Wahl des deutschen Covers finde ich interessant. Im Vergleich zum Englischen gefällt es mir deutlich weniger, ABER es passt viel besser zum Verlauf der Geschichte. Dagegen fährt das englische Cover noch stärker die Stephen-King-Horror-Schiene und führt damit seine Leser stärker hinters Licht.

Insgesamt und vor allem nach dem Lesen einiger anderer Rezensionen denke ich, dass sehr viele von dem Buch enttäuscht sein werden. Entweder weil sie wie ich einen echten Horrorroman erwarten und dann aber den lahmsten Plottwist ever bekommen oder weil sie Nesbø gewöhnt sind und sich dann über die an Fantasy grenzenden Horrorelemente wundern. Daher leider: Sprachlich toll, aber nicht wirklich empfehlenswert.