Profilbild von Favouritetrash-favouritetreasure

Favouritetrash-favouritetreasure

Lesejury Profi
offline

Favouritetrash-favouritetreasure ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Favouritetrash-favouritetreasure über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2023

Gute Idee, mäßige Umsetzung

Night
0

Ich denke, dass viele zu diesem Buch/Hörbuch greifen werden, weil sie Lust auf die Stimmung haben, die skizziert wird, Frühe 2000er in den USA, die sich aber eher wie 80er oder 90er anfühlen, ein Serienmörder ...

Ich denke, dass viele zu diesem Buch/Hörbuch greifen werden, weil sie Lust auf die Stimmung haben, die skizziert wird, Frühe 2000er in den USA, die sich aber eher wie 80er oder 90er anfühlen, ein Serienmörder auf dem Campus und eine Studentin, die eine sehr leichtsinnige Entscheidung trifft. Zumindest war es bei mir die Stimmung, die mich zu dem Hörbuch greifen ließ. Aber man merkt schnell, dass man hier etwas ein wenig anderes bekommt.

Alles steht und fällt mit Protagonistin Charlie. Sie ist nicht nur traumatisiert, weil ihre Freundin ermordet wurde und sie sich selbst die Schuld dafür gibt - sie hat auch ansonsten schon einige Schicksalsschläge ertragen müssen und ihr Leben ist alles andere als durchschnittlich. Damit ist sie eine andere Art von Protagonistin als man erwartet. Die Handlung dreht sich entsprechend mehr um ihre Psychosen und war damit für mich auf Dauer uninteressant. Charlie, ein großer Film-Fan, sieht Filme im Kopf in Schwarz-Weiß, ein bisschen wie eine extreme Version von Tagträumen. Sie ist dann nicht ansprechbar und hat über sich auch keine Kontrolle. Das Ganze soll ihr vermutlich eine unglaubliche Tiefe geben und durch die unzuverlässige Erzählperspektive kann man viel in die Handlung hineininterpretieren. In meinem Fall habe ich für letzteres wenig Antrieb verspürt und Charlies Gedanken sowie Gespräche mit dem Fahrer waren eher pseudo-tiefsinnig.
Dafür kann ich die Hörbuch-Sprecherin loben, ich finde das Resultat wirklich stimmungsvoll und professionell gemacht und das, obwohl ich sonst schwer für Hörbuchstimmen zu begeistern bin.

Dieses Buch ist vielleicht das Richtige für wirklich große Fans von Filmanalysen und unzuverlässigen Erzählern. Ich kann durchaus schätzen, was der Autor hier versucht hat, bin aber beides nicht, daher sind das Buch und ich auch keine Freunde geworden.

Veröffentlicht am 08.04.2023

Ein Buch wie eine gemütliche Tasse Tee

Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis (Bd. 1)
0

Das Cover der Polidoris strahlt eine schaurige Gemütlichkeit aus, die die Geschichte ein wenig aus der Zeit gefallen scheinen lässt und mich beim Lesen ganz nostalgisch gemacht hat. Ich mag generell Bücher ...

Das Cover der Polidoris strahlt eine schaurige Gemütlichkeit aus, die die Geschichte ein wenig aus der Zeit gefallen scheinen lässt und mich beim Lesen ganz nostalgisch gemacht hat. Ich mag generell Bücher über die Kinder von Forschern, weil diese Kinder meist aufgeweckt, neugierig und einfach interessant sind. In diesem Fall ist es aber so, dass die Eltern verschollen, möglicherweise nicht mehr am Leben sind, wodurch auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod im Buch eine Rolle spielt. Das macht die Geschichte aber nicht düsterer oder dramatischer als sie sein muss. Insgesamt ist es trotz allem eine vergnügliche Erzählung, bei der einem warm ums Herz wird, auch wenn gruselige oder schlimme Dinge passieren oder angedeutet werden. Die Bilder von Verena Wugeditsch tragen sehr viel dazu bei, dass diese Atmosphäre erzeugt wird.

Die Figuren finde ich hier besonders gelungen, weil mir keine einzige auf die Nerven gegangen ist und sie alle irgendwas an sich haben, was sie besonders macht, sei es Petronellas Überbiss und Unsicherheit oder Pellegrinos Liebe für die harte Wissenschaft und Unfähigkeit, Sarkasmus zu verstehen. Stellenweise hätte es etwas ausführlicher sein können, weil bei mir immer wieder Fragen aufkamen zu dem, was gerade geschieht, die nicht alle zum Ende aufgeklärt wurden. Trotzdem möchte ich dafür keine Sterne abziehen, weil das Buch als Ganzes mich so überzeugt hat.

Eine gemütliche und interessante Lektüre, z.B. für Fans der Winterhaus-Bücher von Ben Guterson.

Veröffentlicht am 08.04.2023

Nicht mal das Pupshumorpotenzial wurde ausgeschöpft

Die Monsterschule (Bd. 1)
0

Am Anfang habe ich mich noch über den Aufschwung der Pups-Bücher gewundert, jetzt hat man sie irgendwie schon als Standard auf dem Buchmarkt akzeptiert. Dieses Exemplar ist einerseits sehr kreativ, das ...

Am Anfang habe ich mich noch über den Aufschwung der Pups-Bücher gewundert, jetzt hat man sie irgendwie schon als Standard auf dem Buchmarkt akzeptiert. Dieses Exemplar ist einerseits sehr kreativ, das aber auf eine Weise, die ich persönlich ziemlich unkreativ finde. Bei den Monstern finden wir ein Sammelsurium aus schon bekannten und ausgedachten Kreaturen wieder, deren Bezeichnungen und Namen maximal absurd und damit lustig wirken sollen. Ich denke, dass es für so etwas viel weniger Mühe braucht, als wenn man eine kohärente Welt erschafft, die origineller ist als die durchschnittliche Internatsgeschichte.

Die Handlung wird zwar von der Frage angetrieben, wer für die plötzlichen Pups-Anfälle verantwortlich ist, aber es geht viel mehr um die lustigen Episoden drumherum als um eine spannende Geschichte, denn dazu ist das Ganze ein wenig zu ziellos. Den Illustrationsstil finde ich wenig ansprechend, aber er passt zweifellos zur Geschichte.

Ich denke, dass dieses Buch etwas für Kinder ist, die sonst nicht gerne lesen und vielleicht Schwierigkeiten haben, einer längeren und kohärenten Geschichte zu folgen. Die dürften sich über die lockere Unterhaltung und den bewusst albernen Humor sehr freuen.

Veröffentlicht am 22.02.2023

Ausufernde und ungewollt komische Erotikszenen

With All My Heart
0

Uff. Ich weiß gar nicht, wo ich bei diesem Buch anfangen soll. Ich schätze, man kann zumindest nicht sagen, dass es eindimensional ist. Es behandelt sogar ganz interessante Themen wie den Umgang mit toxischer ...

Uff. Ich weiß gar nicht, wo ich bei diesem Buch anfangen soll. Ich schätze, man kann zumindest nicht sagen, dass es eindimensional ist. Es behandelt sogar ganz interessante Themen wie den Umgang mit toxischer Freundschaft. Die Charaktere sind schon nachvollziehbar geschrieben, aber trotzdem – oder gerade deshalb – regen sie einen manchmal auf. Der Klappentext unterschlägt, was für eine große Rolle die Vergangenheit in diesem Roman spielt. Die Autorin nimmt sich viel Zeit, ihre Figuren zu entwickeln und zu zeigen, wer warum welche Eigenschaften hat.

Mir ist aber die ganze Liebesgeschichte und die Vorstellungen drumherum zu amerikanisch gewesen. Die extreme Betonung von Unschuld und Jungfräulichkeit und veraltete und schädliche Weisheiten, wie dass das erste Mal eben einfach weh tun muss und man nichts dagegen machen kann, stehen in direktem Kontrast zu Janes progressiveren und feministischeren Gedanken, wobei die sich eher so lesen, als hätte die Autorin in dem Moment gedacht: „Ah Mist, sowas kann man eigentlich nicht mehr schreiben. Besser mal schnell relativieren…“ Besonders Jamie ist in alten Rollenbildern gefangen und leidet selbst darunter, sieht aber auch keinen anderen Weg. Er weigert sich, mit Jane zu schlafen, solange sie noch keine 18 ist, dabei ist er keine zwei Jahre älter als sie. Dafür geiert er sie die ganze Zeit an. Wenn sie versucht, mit ihm ein normales Gespräch zu führen, denkt er nur an ihre Lippen und was er am liebsten damit machen würde. Zitat: „War es lächerlich, wie heiß ich es fand, wenn sie sich ganz ernsthaft meinen schriftstellerischen Ergüssen widmete?“ Da fühlt man sich doch gleich geschätzt als Frau und Mensch…

Die Handlung ist ok und das große Geheimnis, das im Klappentext angekündigt wurde, hat mich so neugierig gemacht, dass ich zumindest bis dahin lesen wollte, aber sprachlich ist das Buch nicht herausragend und das gilt sowohl für den Text überhaupt als auch für die Übersetzung. Vor allem haben mich die vielen klischeehaften Formulierungen gestört, die in allen Liebesromanen recycelt werden müssen. Man ist „wie elektrisiert“ oder spürt etwas „mit jeder Faser [s]eines Seins“. Jamie sagt: „In diesem Moment war sie meine Luft zum Atmen“. Manchmal wurde es fast schon skurril. Jamie sieht Jane nur nackt und „sein Atem ging stoßweise“ – und zwar schon bevor es mit der Action losgeht. Da bin noch nicht mal ich außer Atem und ich habe Asthma… Als es dann zur Sache geht, fallen solche Sätze wie „seine Miene war grimmig“ oder (Jane beim Anblick von Jamies Ausstattung) „was für ein Umfang“. Wer so etwas lesen und dann noch ernsthaft bei der Sache bleiben kann, für den ist dieses Buch vermutlich richtig.

Rezensionen sind ja immer subjektiv und speziell hier denke ich, dass das eigentlich kein soo schlechtes Buch ist, aber für mich persönlich war es nichts und ich habe es bei der Hälfte ca. abgebrochen. Ich mochte die Figuren nicht, es ist sprachlich nicht sehr gut umgesetzt und die Handlung hat mich irgendwann auch nicht mehr interessiert. Dieses Buch ist das Richtige für diejenigen, die Lust haben auf „naives Persönchen trifft gebrochenen Mann, der denkt, er ist der Einzige auf der Welt mit Problemen und darf sich deshalb wie ein Arsch aufführen“, auf viele Konflikte und etwas blöde Missverständnisse und auf sehr explizite, lange Erotikszenen.

Veröffentlicht am 21.02.2023

Erinnert an R. L. Stine

Crater Lake: Schlaf NIEMALS ein (Crater Lake 1)
0

Lance freut sich sehr auf den Klassenausflug mit seinen Freunden, auch wenn die fiese Miss Hoche mitfährt, die es auf ihn abgesehen hat. Camp Crater Lake scheint eine ganz besondere Freizeitanlage zu sein ...

Lance freut sich sehr auf den Klassenausflug mit seinen Freunden, auch wenn die fiese Miss Hoche mitfährt, die es auf ihn abgesehen hat. Camp Crater Lake scheint eine ganz besondere Freizeitanlage zu sein und ihre Klasse ist die erste, die diesen Ort ausprobieren darf. Die Stimmung wird auch nur ein ganz kleines bisschen getrübt, als ihr Bus fast einen blutüberströmten, unverständliches Zeug vor sich hin murmelnden Typen totfährt – da könnte schließlich alles Mögliche hinterstecken! Als allerdings fast alle Zimmer plötzlich nachts von außen abgeschlossen werden außer dem von Lance, der einzeln untergebracht ist und den man vergessen zu haben scheint, und als die ersten Mitschüler mit Wespen-Augen aufwachen und nur noch an eine ominöse Arbeit denken können, wissen die Freunde: Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht! Während sie noch versuchen herauszufinden, was in dem Camp los ist, wissen sie nur eins: Sie dürfen unter keinen Umständen einschlafen!

Crater Lake hat mir ganz unerwartet ein fantastisches nostalgisches Erlebnis beschert, weil es mich extrem an die Gänsehaut-Bücher von R.L. Stine (und andere Bücher dieser Art) erinnert hat, mit denen ich aufgewachsen bin. Kinder, die nicht wirklich wissen, was abgeht, sich aber plötzlich gegen irgendwelche Monster behaupten müssen, sind ein universal spannendes Motiv und doch sind Bücher dieser Art in den letzten Jahren seltener geworden. Vielleicht scheint es mir auch nur so, aber in meiner Kindheit hat einfach jeder diese Bücher geliebt und es kamen riesige Fluten diverser Reihen auf den Markt. Ich verbinde damit die schönsten Leseabende, besonders in den Ferien, auch wenn man danach manchmal ein bisschen Angst hatte einzuschlafen.

Die Schwäche – in den Augen einiger vielleicht auch Stärke? – dieser Bücher besteht darin, dass weniger von den Kindern hinterfragt wird als realistisch wäre und am Ende noch viele offene Fragen bleiben, wo man sich einen etwas abgeschlosseneren Ausgang der Geschichte gewünscht hätte. So ist es auch bei Crater Lake. Dafür sind besonders die Dialoge zwischen den Kindern sehr witzig und man lernt ganz nebenbei auch noch etwas über ganz besondere faszinierende kleine Tierchen. Außerdem ist die Handlung wahnsinnig spannend. Man erkennt die Andeutungen, aber hat noch keine Ahnung, in welche Richtung es geht, nur, dass irgendetwas Gruseliges vor sich geht. Und schließlich enthält das Buch auch noch wertvolle Botschaften. Neben allgemeineren Motiven wie Freundschaft, Zusammenhalt und Angst davor, nicht dazuzugehören und ausgelacht zu werden, spricht Crater Lake auch darüber, was passiert, wenn man zu behütet aufwächst und wie befreiend es sein kann, Geheimnisse mit Menschen zu teilen, denen man vertraut.

Insgesamt also ein sehr gelungenes Gruselbuch, aus inhaltlichen Gründen besonders empfehlenswert für Kinder, die kurz davor sind, auf die weiterführende Schule zu wechseln und vielleicht von ihren Freunden getrennt sein werden. Eine schöne Fortsetzung der Gruselbuch-Tradition der 90er und 2000er!