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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2021

First Nations als interessante Kulisse - mehr leider nicht

Touch of Ink, Band 1: Die Sage der Wandler (Fesselnde Gestaltwandler-Romantasy)
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Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, da indigene Kulturen der Amerikas zu meinen größten Interessengebieten gehören. Ich hatte gehofft, dass sie hier nicht nur dazu dienen, der Geschichte einen exotischen ...

Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, da indigene Kulturen der Amerikas zu meinen größten Interessengebieten gehören. Ich hatte gehofft, dass sie hier nicht nur dazu dienen, der Geschichte einen exotischen Touch zu geben. Der Beginn der Geschichte war so spannend geschrieben... leider habe ich diese Spannung dann im Buch nicht mehr wiedergefunden.

Ich konnte mich auf Dauer nicht in Quinn hineinversetzen, auch wenn ich Nathan bemerkenswert sympathisch fand. Ich habe zunächst ein klassisches Liebesdreieck befürchtet (die hasse ich wie die Pest), aber das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Der Schreibstil hat mir an sich gut gefallen, da sich das Buch flüssig lesen ließ, aber er hatte nichts Besonderes an sich. Dafür haben mich viele kleine Dinge zu Tode genervt, allen voran die zickigen Mädels. Die Handlung selbst war ziemlich durchschnittlich, obwohl sie einige interessante Momente hatte. Bei dem Ende allerdings hätte ich einfach nur schreien können. Ich kann Cliffhanger dieser Art nicht ausstehen. Zum Glück erscheint der zweite Band schon in einigen Monaten, ich denke aber nicht, dass ich da dabei sein werde.

Leider war meine ewige Romantasy-Skepsis (obwohl ich das Genre mal geliebt habe) auch hier nicht unbegründet. Die First Nations halten hier nur als frische Kulisse her, die die ewig gleiche Geschichte aufpeppen soll. Das mag man okay finden, ich finde es unangemessen. Jedenfalls geht das Buch insgesamt leider nicht über Durchschnitt hinaus.

Veröffentlicht am 21.02.2021

Gemischt

Nächstes Jahr in Berlin
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Nachdem mich der Roman "Goodbye, Bukarest" ganz unerwarteterweise so sehr berührt hatte, stand es außer Frage, dass ich auch dieses Buch von Astrid Seeberger lesen muss. In ihm setzt sie sich mit dem Tod ...

Nachdem mich der Roman "Goodbye, Bukarest" ganz unerwarteterweise so sehr berührt hatte, stand es außer Frage, dass ich auch dieses Buch von Astrid Seeberger lesen muss. In ihm setzt sie sich mit dem Tod ihrer Mutter auseinander und erzählt vom bewegten Leben ihrer Familie.

Im Gegensatz zu "Goodbye, Bukarest" bin ich in dieses Buch leider nur schwer reingekommen. Das mag daran liegen, dass hier noch mehr die Perspektive der Autorin selbst präsent ist. Es dauert 70 Seiten, bis man so richtig in die Vergangenheit der Mutter einsteigt, ihr Leben in Ostpreußen, ihre vom zweiten Weltkrieg auseinandergerissene Familie, die Flucht in den Westen. Auch im Westen muss sie noch Schicksalsschläge ertragen, behält für immer ihr "Flüchtlingsgesicht". Die Schilderungen dieser Erlebnisse und gleichzeitig die Sehnsucht der Mutter nach dem guten Leben, das sie früher und zwischendurch immer wieder hatte, treffen einen tief im Herzen und sind absolut lesenswert, wundervoll erzählt im poetischen Stil ihrer Tochter Astrid Seeberger.

Deren persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema, ihre Gefühle, also alles, was über die Schilderung des Lebens der Mutter hinausgeht, ist für mich jedoch schwer zu bewerten. Ich möchte mich nicht negativ dazu äußern, da es keine fiktive Geschichte ist. Am treffendsten ist vielleicht, dass das Ganze für mich bis zum Ende - denn Astrid Seebergers eigene Perspektive kommt immer wieder vor, bildet den Rahmen der Geschichte - schwer zugänglich geblieben ist. Das liegt auch daran, dass sie sich in ihrer Erzählung so sehr auf das Körperliche fixiert. Ich bin nicht prüde, aber diese Formulierungen waren mir zutiefst unangenehm. Aus diesem Grund hat der Roman sehr lesenswerte und bewegende Kapitel, aber auch Passagen, durch die man sich durchkämpfen muss.

Veröffentlicht am 24.01.2021

Großartige und originelle Unterhaltung

Die Dunkelheit der Drachen
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Fantasy hat als Genre seit meiner Kindheit einen großen Wandel durchgemacht. Ich bin noch mit Büchern aufgewachsen, in denen im Wesentlichen versucht wurde, Tolkien zu imitieren. Dann kamen die Vampirbücher ...

Fantasy hat als Genre seit meiner Kindheit einen großen Wandel durchgemacht. Ich bin noch mit Büchern aufgewachsen, in denen im Wesentlichen versucht wurde, Tolkien zu imitieren. Dann kamen die Vampirbücher und mit ihnen eine Welle der Romantasy, die bis heute boomt. Seit einigen Jahren beobachte ich sehr starke Bemühungen um originelle Konzepte und vor allem originelles Worldbuilding, denn der Markt ist von den „Klassikern“ schlicht übersättigt. Dieses Buch ist ein besonders positives Beispiel dafür, wie eine Verflechtung von ganz unterschiedlichen fantastischen Motiven zu etwas Neuem gelingen kann.

Die Beschreibung klingt erst einmal wild. Magische Pfeifer? Der Rattenfänger von Hameln? Und Drachen? Doch die Mischung funktioniert und ich wurde lange nicht mehr so gut unterhalten. In dieser Welt sind die Pfeifer Helden, die aufgrund der Magie, die sie mit ihren Flöten vollbringen können, verehrt werden. Flick Klarwasser ist ein Schüler der Pfeiferschule auf Burg Tiviscan, wo auch der Sitz des Pfeiferrats sitzt. Durch unglückliche Umstände – und, zugegeben, auch ein paar fragwürdige Entscheidungen – landet er allerdings im Gefängnis von Burg Tiviscan mit Aussicht auf eine SEHR lange Haftstrafe. Dort sitzt auch der schreckliche Rattenfänger von Hameln ein, denn er hat vor zehn Jahren hundert Menschen- und Drachenkinder entführt. Wegen ihm wird die Burg schließlich auch von einem Schwarm Drachen angegriffen. Der Rattenfänger wird dabei getötet und – als netter Nebeneffekt – Flick befreit, aber nicht bevor er erfährt, dass der Getötete gar nicht der Rattenfänger war. Das bedeutet aber, dass der richtige noch irgendwo draußen frei herumläuft! Und niemand hat je herausgefunden, was aus den Menschen- und Drachenkindern geworden ist, die der Rattenfänger vor zehn Jahren entführt hat...

Der größte Vorzug des Buches ist, dass es so unglaublich witzig geschrieben ist. Das liegt zum einen an der Erzählweise, zum anderen an Flick und seinen sympathischen und originellen Freunden, allen voran die verzauberte Ratte, die eigentlich ein Mädchen namens Rena Sommerfeld ist. Viele der Witze waren sicher nicht leicht zu übersetzen, deswegen an dieser Stelle ein großes Lob an die Übersetzerin Anne Emmert. Dank ihrer Leistung hatte ich das Gefühl, dass ich keine Übersetzung lese, sondern ein Original und das ist selten. Sehr gut hat mir auch die Mechanik der Magie gefallen, die sehr überzeugend beschrieben wurde und die Welt glaubwürdig gemacht hat.

Bevor ich dieses Buch gelesen und dann ein wenig recherchiert habe, war mir gar nicht klar, wie bekannt die Sage vom Rattenfänger von Hameln ist. Diese grausige Geschichte wird hier auf die Spitze getrieben. Anfangs habe ich noch witzige Wendungen mit dem Rattenfänger erwartet, aber er ist einfach ein grausames Monster. Im Kontrast dazu wirkt die Schilderung der Verwechslung des unschuldigen Rattenfängers mit dem echten fast als zu schlicht und beinahe albern. Gerade am Ende wirkte "Die Dunkelheit der Drachen" mehr wie ein Kinderbuch, wohingegen es sonst nur bedingt unter zehn oder elf Jahren zu empfehlen ist. Stellenweise war die Erzählweise aber auch etwas unelegant, z.B. bei den zahlreichen Dingen, die Flick entgehen und vom Erzähler angedeutet werden.

Trotz der Kritik möchte ich dieses herrliche Buch Groß und Klein weiterempfehlen. Das Motiv hinter den Entführungen ist bis zum Ende nicht zu 100% aufgeklärt worden und nicht nur deswegen freue ich mich auf den zweiten Band.

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  • Cover
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.01.2021

Gute Ideen zu einem anspruchsvollen Thema mäßig umgesetzt

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
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Tess hat das Gefühl, dass ihr die Kontrolle über ihr Leben entgleitet. Ihr Freund Jonah, den sie nur einmal getroffen hat, in den sie aber verliebt war, hat sich das Leben genommen. Durch ihre Kommunikation ...

Tess hat das Gefühl, dass ihr die Kontrolle über ihr Leben entgleitet. Ihr Freund Jonah, den sie nur einmal getroffen hat, in den sie aber verliebt war, hat sich das Leben genommen. Durch ihre Kommunikation über soziale Netzwerke war er ein wichtiger Teil ihres Lebens und jetzt, wo er weg ist, weiß sie nicht anders mit ihrer Trauer umzugehen als ihm einfach weiterhin zu schreiben, was sie fühlt. Trotzdem geht es mit ihrem Leben bergab, sie schmeißt die Schule und zieht zu ihrem unzuverlässigen Vater, der mit den Problemen seiner Tochter überfordert ist. Auch ihre Mutter beschäftigt sich lieber mit Yoga und ihrem Liebhaber in Indien, anstatt für ihre Tochter da zu sein und so ist Tess ganz alleine – bis sie plötzlich wieder eine Nachricht von Jonah bekommt…

Das Buch springt durch das in seiner Schlichtheit irgendwie auffällige Cover ins Auge. Es ist ein Cover, das mir erst auf den zweiten Blick gefiel: Was zunächst nach Glitzer aussieht, sind in Wahrheit funkelnde Sterne.

Der Autor bemüht sich sehr, authentische Figuren zu erschaffen. Mir kommt es nur so vor, als würden gerade solche Bemühungen oft eher das Gegenteil erreichen, zumindest wirkte Tess auf mich wie der Stereotyp eines traurigen Mädchens, das sich aus verschiedenen Gründen nicht anpassen kann und will und keine richtige Verbindung zu anderen Menschen aufbauen kann. Stattdessen gibt sie sich betont cool und selbstironisch – aber wer kann es ihr verübeln? Es ist ja niemand da, mit dem sie reden kann. Ich vermute, dass sich trotzdem die eine oder andere gut mit Tess wird identifizieren können. Es gibt eine große Subkultur von desillusionierten jungen Menschen, die sich Online wohler fühlen als im echten Leben; dieses Buch erforscht allerdings nicht wirklich, warum das so ist oder was man daran ändern könnte.

Die Ich-Perspektive ist für dieses Buch eine gute Wahl, auch wenn Tess hin und wieder abschweift und das am Anfang zu einigen verwirrenden Zeit- und Gedankensprüngen fühlt. Insgesamt ist es dem Autor sehr gut gelungen, den Ton und Humor vieler Jugendlicher einzufangen, zahlreiche Verweise auf Internet- und Popkultur machen die Erzählweise weitaus authentischer als es die Charaktere sind. Diese treffen nämlich im Verlauf des Buches immer wieder so impulsive und chaotische Entscheidungen, als hätte der Autor gewürfelt, was als nächstes passieren soll. Ich glaube, dass der Autor auf der Jagd nach dem Besonderen ein bisschen das Allgemeine, das Authentische aus dem Blick verloren hat. Das ist schade, denn das Buch enthält viele interessante tiefgründige Gedanken zum Tod und dem Umgang damit, zu angemessenen und unangemessenen Beerdigungen und Trauerriten, zum Respekt vor den Verstorbenen. Leider fehlt aber die große Offenbarung am Ende und die Geschichte fühlt sich unvollkommen an. Das könnte man natürlich als Botschaft interpretieren, die im Einklang mit dem Titel steht. Dazu wirkt der finale Abschied von Jonah aber überzogen, was angesichts des ernsten Themas, mit dem sich das Buch befasst, unangemessen ist.

Insgesamt simuliert "Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente" eine Tiefe, die es leider nicht erreicht. Das anspruchsvolle Thema und die wenig gelungene Umsetzung gleichen sich aus und das Ergebnis ist eine solide, durchschnittliche Lektüre.

Veröffentlicht am 24.01.2021

Gewöhnungsbedürftige Sprache, sicher nicht für jeden

Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen
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Der Autor ist bereits bekannt durch die "Fäkal"-Trilogie um Torsten Brettschneider (Elchscheiße, Kaimankacke und Rentierköttel). Auch sein neuer Roman spielt in Schweden, wo der Autor selbst einige Jahre ...

Der Autor ist bereits bekannt durch die "Fäkal"-Trilogie um Torsten Brettschneider (Elchscheiße, Kaimankacke und Rentierköttel). Auch sein neuer Roman spielt in Schweden, wo der Autor selbst einige Jahre gelebt hat. Der Unternehmensberater Lennart lebt mit Anfang 30 ein typisches Junggesellenleben in Göteborg, als ihm plötzlich merkwürdige Sachen zuzustoßen beginnen. So wird er von einem ominösen Leierkastenmann verfolgt, der auch vor seinen Träumen nicht Halt macht. Schließlich fängt noch Bölthorn, der hässliche fette Mops seines Nachbarn Buri Bolmen, eines Zauberladenbesitzers, an, mit ihm zu sprechen. Nach Buris Tod sieht Lennart sich plötzlich in der Pflicht, sich um den Mops zu kümmern und gerät in noch unangenehmere Schwierigkeiten...

Der Auftakt der Lennart-Malmkvist-Reihe lässt mich etwas ratlos zurück. Bis zum Schluss war ich nicht sicher, wie ich das Buch bewerten soll. Ich möchte mich nicht einmal beim Genre festlegen, vielleicht kann man es als Krimi mit fantastischen Elementen bezeichnen, der Verlag deklariert es als Urban Fantasy. Müsste ich das Gelesene mit einem Wort beschreiben, würde ich schwanken zwischen „langweilig“ und „prätentiös“. Langweilig, weil nicht richtig Spannung aufkommen möchte, wobei die allzu detaillierten Einblicke in Unternehmensberatung und Wirtschaft sowie die ausufernden Beschreibungen nicht gerade hilfreich sind. Prätentiös wegen der Ausdrucksweise: Ich mag normalerweise den sprachlich etwas übertrieben-affektierten Stil sehr gerne, in diesem Roman wirkt er aber so gekünstelt, dass ich es kaum bis zum Ende geschafft habe. Auch das Einbinden von Phrasen in fremden Sprachen (Schwedisch, Italienisch), die direkt dahinter im Satz noch einmal auf Deutsch wiederholt werden, ist sehr plump. Wenn man seinen Lesern nicht zutraut, die Phrasen von selbst zu verstehen, kann man Hinweise in Form von Fußnoten einfügen oder es ganz sein lassen. Diese Ausflüge in eine fremde Sprache verleihen einer Geschichte viel weniger Authentizität als viele meinen. Ich hatte zu Beginn schlichtweg den Eindruck, eine schlechte Übersetzung aus dem Schwedischen zu lesen, bis mir auffiel, dass die Originalsprache Deutsch ist...

Fairerweise muss man aber zugeben, dass das Buch auch durch eine innovative bildhafte Sprache und einen großartig trockenen subtilen Humor glänzt:
„Plötzlich berührte etwas Warmes, Haariges sein Bein, flankiert von einem Gurgeln, das klang, als würde bröckeliger Schlamm durch einen verstopften Badewannenabfluss sickern. […] Sein Fell war länger als das eines Mopses und erinnerte an einen Rasierpinsel. Die Ohren waren zu groß und sahen aus wie feuchte Waschlappen und auch das typische Schwänzchen war weniger gekringelt als beim Original, ganz so, als hätte das dafür zuständige Gen während der Zellteilung eingesehen, dass sich die Mühe nicht lohnte.“ (S. 23f.)

Trotz allem Humor hat das Buch nicht von der Hand zu weisende Längen, was es sehr schwierig macht, an der Geschichte dranzubleiben. Vielleicht ist die Ära der Bücher mit lustigen langen Titeln und sprechenden Tieren einfach langsam vorbei. Für den richtigen Leser ist die Reihe vermutlich eine unterhaltsame Lektüre, auch wenn mir auch im weitesten Bekanntenkreis niemand einfällt, der Freude daran hätte. Insgesamt ist das Buch leider nicht mehr als Mittelmaß.